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SPORTaktiv August 2016

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FOTO: Thomas Polzer<br />

Ein Sonntagmorgen im <strong>August</strong>.<br />

Zügig hirscht eine Gruppe junger<br />

Läufer durchs Gehölz, duckt<br />

sich unter Ästen, balanciert<br />

über Stämme, springt über Gräben –<br />

und stoppt dann kurz, um größere<br />

Steine als Hanteln zu nutzen.<br />

Es sind keine Trailrunner, die hier<br />

bloß Geländekilometer machen – diese<br />

Hobbysportler absolvieren ganz gezielt<br />

ein modernes Fitnesstraining!<br />

„Diese sogenannten ,Vorgabeläufe‘ in<br />

der Natur sind eine spannende Methode,<br />

etwas für seinen Körper zu tun“, erklärt<br />

Runtastic-Sportwissenschafter<br />

Mag. Herwig Natmessnig. „Dabei gibt<br />

immer ein Läufer den Weg für die anderen<br />

vor und versucht, querfeldein so<br />

viele Hindernisse und Aufgaben in die<br />

Laufstrecke einzubauen wie möglich.<br />

Vor allem in der Gruppe macht dieses<br />

Fitnesstraining besonders viel Spaß<br />

und ist gleichzeitig auch ein hervorragendes<br />

Geschicklichkeits- und Balancetraining.“<br />

Das Repertoire an Übungen wird<br />

nur durch die eigene Kreativität begrenzt<br />

und kann neben Klassikern wie<br />

Liegestütz und Kniebeuge auch nicht<br />

ganz alltägliche Trainingsformen wie<br />

Baumklettern oder das Springen über<br />

Bäche enthalten. Aufwendiges Equipment<br />

braucht man dafür nicht – verwendet<br />

wird, was gerade vor Ort ist.<br />

Wer es braucht, verwendet ergänzend<br />

leicht zu transportierende Trainingshilfen<br />

wie TRX- oder Therabänder. Ob<br />

eine Einheit lauflastig ausfällt oder<br />

nicht, ist Geschmackssache und hängt<br />

davon ab, in welchen Bereichen man<br />

sich verbessern möchte.<br />

ALLES SCHON DA GEWESEN<br />

Der Trend, beim Freilufttraining unterschiedliche<br />

Aspekte der Gesamtfitness<br />

zu verbinden, ist alles andere als<br />

neu. Vor fast einem halben Jahrhundert<br />

wurden in unseren Breiten bereits<br />

ähnliche Konzepte wie heute propagiert,<br />

um einer Gesellschaft, die zunehmend<br />

an Zivilisationskrankheiten<br />

zu leiden begann, gesunde Bewegungsalternativen<br />

aufzuzeigen.<br />

Bereits 1962 war unter dem klingenden<br />

Namen „Schweißtropfenbahn“<br />

im westfälischen Münster der erste Fitness-Pfad<br />

im deutschsprachigen Raum<br />

eröffnet worden. Der Höhepunkt so gearteter<br />

Parkours folgte rund zehn Jahre<br />

später: Ab Anfang der 70er-Jahre bewegte<br />

der (bundes-)deutsche „Sportbund“<br />

mit seiner „Trimm dich“-Initiative<br />

Hunderttausende zu mehr<br />

körperlicher Aktivität auf eigens geschaffenen<br />

Freiluftrouten, wo Freizeitsportler<br />

diverse Stationen mit Beschreibungstafeln<br />

für effektive<br />

Grundlagenübungen wie Klimmzüge<br />

oder Einbeinstand absolvierten.<br />

Die Idee hinter der großangelegten<br />

Aktion unserer Nachbarn kam aus<br />

dem hohen Norden. Unter der skandinavisch<br />

knappen Bezeichnung „Trim“<br />

wurde in Norwegen schon Ende der<br />

60er-Jahre der breiten Bevölkerung ein<br />

vielseitiges Outdoor-Fitness-Konzept<br />

nähergebracht. In Anlehnung daran<br />

erfreuten sich auch in Österreich die<br />

sogenannten „Forst-“ oder „Fitmeilen“<br />

großer Beliebtheit, während in der<br />

Schweiz auf „Vitaparcours“ trainiert<br />

wurde. Dass die kostenlosen Angebote<br />

gern angenommen wurden, war nicht<br />

zuletzt der gesundheitlichen Notwendigkeit<br />

geschuldet, denn rund 25 Jahre<br />

nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte<br />

sich in Mittel- und Westeuropa bis<br />

auf wenige Ausnahmen erstmals eine<br />

Wohlstandsgesellschaft gebildet, in<br />

der Übergewicht und Herzinfarkte zunehmend<br />

zum Problem wurden.<br />

DIE LAUFWELLE<br />

Zu Beginn der 80er-Jahre stagnierte der<br />

Boom um die Fitness-Parkours und<br />

kam bald zu einem Ende. Nun war Joggen<br />

in Mode, und zahlreiche Freiluftanlagen<br />

wurden aufgelassen und verfielen.<br />

Der schon 1975 getitelte Slogan<br />

„Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“<br />

geriet zunehmend zum Mantra der<br />

wachsenden Läufergemeinde, während<br />

Körperkraft- und Koordinationsübungen<br />

für die breite Masse immer<br />

mehr zur Nebensache wurden.<br />

Aber in den letzten Jahren hat sich<br />

dieser Trend wiederum gedreht. Noch<br />

immer wird eifrig gelaufen – aber die<br />

einstigen „Nur-Jogger“ haben neue<br />

Spielarten entdeckt. Trailrunning ist<br />

in, vor allem aber freut man sich weltweit<br />

bei Abenteuer- und Hindernisläufen<br />

wie der Fisherman-Strongman-<br />

Run-Serie oder auch dem Grazathlon<br />

über steigende Teilnehmerzahlen.<br />

Der Hintergrund: Auch hier sind<br />

die Strecken von Stationen gesäumt,<br />

die den Teilnehmern neben Kraft und<br />

Nr. 4; <strong>August</strong> / September <strong>2016</strong><br />

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