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Vier Tage, 57 Kilometer, über 3.300 Bergauf-Höhenmeter durch die Zillertaler Bergwelt. Schnee liegt auch noch im Juli.<br />
Für <strong>SPORTaktiv</strong> hat Klaus Höfler (kl. Bild unten rechts) die „Mannsbilder-Tour“ absolviert.<br />
nehmen, geht es zunächst entlang einer<br />
Felswand und dann die<br />
„Direttissima“ den kurzen Klettersteig<br />
hinauf an die Geländekante.<br />
Runter in Richtung der beiden<br />
Gerlosseen windet sich der Weg in engen<br />
Kehren und weiteren Kurven zur<br />
Zittauer Hütte. Hier soll 103 Jahre davor<br />
auch schon Sachsenkönig Friedrich<br />
<strong>August</strong> für ein paar Stunden eingekehrt<br />
sein. Ob er tatsächlich in<br />
demselben Zimmer im ersten Stock<br />
geschlafen hat, in das wir unsere<br />
Rucksäcke stellen? Zumindest wäre es<br />
eine gute „Story“ innerhalb einer von<br />
der frühen touristischen Erschließung<br />
geprägten Geschichte. Denn<br />
nach dem Bau der Schmalspurbahnen<br />
im Zillertal und im Pinzgau und dem<br />
damit ausgelösten Anwachsen des<br />
Fremdenverkehrs, wurde im Jahre<br />
1900 der Beschluss gefasst, am unteren<br />
Wildgerlossee eine Schutzhütte<br />
zu errichten. Sie sollte sowohl von<br />
Krimml als auch von Gerlos aus erreichbar<br />
sein – auf Routen, die heute<br />
noch Teile der Manns- und Weibsbilder-Tour<br />
sind. Bereits 1901 wurde die<br />
Hütte eröffnet, benannt nach den Zittauer<br />
Sachsen, die damals vom Alpenverein<br />
mit der Betreuung dieses Gebiets<br />
beauftragt wurden.<br />
VIEL LOS AM HÖHENMETERKONTO<br />
Am zweiten Tag fällt der Weg zunächst<br />
über einen mächtigen Moränenwall<br />
in eine kleine Senke, nur umsich<br />
auf der anderen Seite wieder den<br />
Berghang hinaufzuschrauben – sowohl<br />
vom ursprünglich 3.300 Höhenmeter<br />
„dicken“ Aufstiegskonto der<br />
Tour wird damit kräftig abgebucht<br />
wie auch vom 3.800 Höhenmeter<br />
mächtigen Abstiegskonto. Die Herde<br />
Gämsen, die sich bei ihrem Frühstück<br />
sichtlich gestört fühlt und sich immer<br />
weiter den steilen Hang hinauf zurückzieht,<br />
scheint derartige Zahlenspiele<br />
wenig zu beeindrucken.<br />
Für die „Mannsbilder“ geht es<br />
nach den hochalpinen Streckenabschnitten<br />
an diesem zweiten Nachmittag<br />
eher gemütlich das<br />
Schönachtal hinaus Richtung Gerlos.<br />
Am Ende werden es wieder 20 Kilometer<br />
sein, die zu verbuchen sind.<br />
UND NOCH EINE „REIFEPRÜFUNG“<br />
Tag 3 beginnt, wie Tag 2 geendet hat:<br />
flach. Knapp hinter der Schwarzachalm<br />
ist aber wieder Schluss mit lustig.<br />
Brandbergjoch, Brandberger<br />
Kolm – da sind sie wieder, die 2.300erbeziehungsweise<br />
2.700er-Gipfel. Und<br />
es ist ja nicht so, dass man die Höhenmeter<br />
der letzten Tage nicht auch in<br />
den Knochen spürt...<br />
Aber jetzt nur kein Rückfall in<br />
die Bubenklasse derer, die an dieser<br />
für „Mannsbilder“ gezimmerten<br />
Tour scheitern. Abgesehen davon:<br />
Diese Aussicht! Ein würdiger letzter<br />
topo grafischer Höhepunkt, bevor es<br />
am Schlusstag über die Gerlossteinalm<br />
hinunter nach Zell am Ziller<br />
geht und die 57 Kilometer abgespult<br />
sind.<br />
Fazit: Kein Honigschlecken, diese<br />
Tour. Aber die gewifte Streckenauswahl,<br />
der Wechsel zwischen Almen,<br />
Hochgebirge, Hütten und<br />
Hotels, Bächen und Bergseen lenkt<br />
beim Gehen von den Strapazen ab. So<br />
merkt man gar nicht, was für ein<br />
„hartes Mannsbild“ man ist ...<br />
Nr. 4; <strong>August</strong> / September <strong>2016</strong><br />
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