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Der Niederösterreicher Johannes<br />
Lechner (35) träumte als<br />
Jugendlicher von einer „Wander-Auszeit“.<br />
Ohne fixes Ziel<br />
zu Fuß unterwegs zu sein, Land und<br />
Leute kennenzulernen, zu schauen,<br />
was sich ergibt. „Das Weitwandern<br />
war gewissermaßen mit 16 schon ein<br />
Traum von mir“. Gekommen ist es allerdings<br />
nie zu einer Tour, die länger<br />
als drei Tage dauerte. Bis er 2013 seine<br />
Romana kennenlernte.<br />
Romana Hauser (27) stammt aus<br />
einer Dauercamper-Familie – die Liebe<br />
und Nähe zur Natur war ihr damit<br />
in die Wiege gelegt. Ans Weitwandern<br />
hatte sie aber trotzdem nie gedacht.<br />
Da Romanas Bruder in Vorarlberg<br />
lebt, kam dem jungen Paar der<br />
Gedanke, einen Vorarlberg-Besuch<br />
mit einer ungewöhnlichen Wandertour<br />
zu verbinden: „Wir marschieren<br />
vom Bodensee zurück nach Mank<br />
in Niederösterreich! Oder noch besser:<br />
gleich weiter zum Neusiedler See.<br />
Vom äußersten Westen in den Osten<br />
Österreichs.“ Ein Wort ergab das andere<br />
– und die Idee für ihr erstes gemeinsames<br />
Weitwanderprojekt stand. Auf<br />
Selbstversorgerbasis, Übernachtung<br />
nur im Zelt.<br />
850 KILOMETER IN 30 TAGEN<br />
„Eigentlich dachten wir, dass wir<br />
schon in Innsbruck zerstritten in den<br />
Zug steigen würden und getrennt<br />
heimfahren“, schmunzeln heute die<br />
beiden. Als Generalprobe absolvierten<br />
sie eine zweitägige Hochschwab-Überschreitung<br />
– und einen Monat nach<br />
dem Start am Bodensee schauten sie<br />
gemeinsam auf den Neusiedler See hinaus.<br />
Die 30 Tage, 850 Kilometer und<br />
40.000 Höhenmeter, die dazwischen lagen,<br />
bezeichnen sie heute noch als einzigartiges<br />
Erlebnis. 2015 machten sie<br />
sich dann gemeinsam auf ihre zweite<br />
große Weitwanderung: vom nördlichsten<br />
Punkt Österreichs, Rottal im Waldviertel,<br />
nach Funtana an die kroatische<br />
Adria, wofür sie wieder rund 30<br />
Marschtage benötigten. Und weitere<br />
gemeinsame Wanderreisen stehen an,<br />
kurzum: Vom Weitwander-Virus sind<br />
beide längst infiziert. „Am faszinierendsten<br />
am Weitwandern ist es, zu<br />
sehen, wie einfach das Leben ist. Es ist<br />
die totale Freiheit, die Unabhängigkeit<br />
von allem. Auch von selbst gesetzten<br />
Zielen. Außer, dass wir uns rund<br />
20 km bzw. 6 Stunden Gehen pro Tag<br />
vornehmen, gibt es nie ein Tagesziel.<br />
Wo es uns gefallen hat, sind wir geblieben.<br />
Die bewusst niedrig angesetzten<br />
Ziele für jeden Tag haben wir<br />
locker übertroffen“, erzählt Johannes.<br />
INTENSIVES NATURERLEBEN<br />
Weitwandern ist „in“ – auch wieder<br />
bei den Jungen. Man merkt es nicht<br />
nur an Menschen wie Romana und Johannes,<br />
sondern auch an neuen Wegen<br />
und Angeboten: Buchbare touristische<br />
Weitwanderpakete findet man<br />
in großer Zahl; Zelte, Kocher, Schlafsäcke,<br />
Trekking-Rucksäcke und Co. werden<br />
stark nachgefragt. „Dass gerade bei<br />
den Jungen eine Sehnsucht nach der<br />
Natur und der Freiheit einer Weitwanderung<br />
da ist, stimmt sicher“, meint<br />
auch Peter Gebetsberger, Sportwissen-<br />
Weitwandern, ein<br />
Traum: Zum Beispiel,<br />
einen Sonnenaufgang<br />
in Bergeinsamkeit<br />
zu erleben, wie<br />
Gott dich schuf ...<br />
Nr. 4; <strong>August</strong> / September <strong>2016</strong><br />
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