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Monte Vista Magazin 1

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<strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Ausgabe 1 Sommer 2016<br />

Wir informieren Sie über<br />

- Leben und Wohnen<br />

- Essen und Trinken<br />

- Kunst und Kultur<br />

- Klatsch und Tratsch<br />

- und vieles mehr, was <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> interessant macht


Ich begrüße alle Freunde <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong>s, die sich für mein kleines <strong>Magazin</strong> interessieren.<br />

Meine Liebe zu diesem wunderschönen Städtchen hat mich überlegen lassen, was ich<br />

dazu beitragen könnte, dass es noch bekannter wird. Nicht, dass wir hier keinen<br />

Tourismus hätten, aber er könnte noch ausgeweitet werden und zur Prosperität <strong>Monte</strong><br />

<strong>Vista</strong>s beitragen.<br />

Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, Ihnen <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> in schönen Bildern<br />

vorzustellen. Dabei kommt mir zugute, dass ich neben der Ausbildung zur Journalistin<br />

noch eine Fotografenlehre gemacht habe. Das gibt mir die Gelegenheit, mich auch auf<br />

diesem Gebiet zu versuchen.<br />

Weiterhin möchte ich über Kunst und Kultur unseres Städtchens berichten und<br />

bekannte Bürger in ihrem Wohn- und Arbeitsumfeld zeigen. Der Kunsthistoriker<br />

Maurizio Cicconi wird unseren Lesern wichtige Bauwerke <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong>s vorstellen und<br />

erklären.<br />

Was natürlich nicht zu kurz kommen darf, ist die toskanische Küche! Deshalb wird es<br />

eine regelmäßige Kochkolumne geben, die von der Spitzenköchin Paola Poletto gestaltet<br />

wird. Es ist für mich echtes Glück, dass sie meine Freundin ist, sonst wäre mir das wohl<br />

nicht möglich.<br />

Nun bleibt mir nur zu hoffen, dass Ihnen das <strong>Magazin</strong> auch gefällt.<br />

Inhalt<br />

<strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> Impressionen 3<br />

Besuch der "Osteria da Angelo" 6<br />

Interview mit der Spitzenköchin Paola Poletto 10<br />

Sommerliches Menu von Paola Poletto 12<br />

Mit der Winzerin Chiara Poletto im Nektarium 14<br />

Familie Poletto privat 18<br />

Ein Kunsthistoriker erklärt historische Bauten: Rathaus 22<br />

So wohnt der Kunsthistoriker Maurizio Cicconi 24<br />

2 MVM 1/2016


<strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong><br />

Impressionen<br />

3 MVM 1/2016


4 MVM 1/2015


5 MVM 1/2015


Besuch der "Osteria da Angelo"<br />

Die "Osteria da Angelo" befindet sich schon seit einigen Jahren im Besitz der Familie Poletto. Paola Poletto führt die Gaststätte und hat<br />

sich mit ihren Kochkünsten einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Vater Ubaldo Poletto, der auf seinem<br />

Hof und im Obstgarten der Osteria Gemüse, Obst, Hühner und Eier produziert, die von Paola zu köstlichen Speisen verarbeitet werden.<br />

Ihre Schwester Chiara ist für den Weinberg und die Wein- und Nektarproduktion zuständig. Wie man sieht - die Osteria ist ein echter<br />

Familienbetrieb!<br />

Gerade das schätzen die zahlreichen Gäste so sehr: ländliche Produkte bester Qualität frisch zubereitet von einer Köchin, die sich getrost zu<br />

den besten ihrer Zunft rechnen darf! Dazu Spitzenweine aus ökologischem Weinbau - was will man mehr?<br />

Hinzu kommt ein einmaliges Ambiente: Die Osteria liegt außerhalb der Stadt inmitten sanfter Hügel. Sitzt man auf der wunderschönen<br />

Terrasse, hat man den Blick auf den Obstgarten, und von der Pergola aus sieht man direkt auf den Weinberg. Bei schlechtem Wetter bietet<br />

das gepflegte Restaurant alles, was das Herz begehrt.<br />

Im Keller des Hauses kann man bei der Nektarproduktion zusehen, Weine probieren und natürlich auch kaufen. Die Osteria hat täglich von<br />

12 bis 24 Uhr geöffnet.<br />

6 MVM 1/2016


5 MVM 1/2015


4 MVM 1/2015


<strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> Weine<br />

Besuchen Sie uns in der "Osteria da Angelo" am<br />

Bardenboulevard 35<br />

Wir führen ein großes Sortiment bester Ökoweine.


Interview mit der Spitzenköchin Paola Poletto<br />

Sie kocht einfach gerne und mit viel Liebe, und dem Lachen Paola<br />

Polettos kann man sich kaum entziehen. Es war mir ein einziges<br />

Vergnügen, mit meiner Freundin dieses Gespräch zu führen.<br />

GG: Man hat immer das Gefühl, du machst alles mit viel Leichtigkeit und<br />

Liebe.<br />

PP: Ja, das mach ich auch.<br />

GG: Aber wieviel harte Arbeit steckt hinter diesem Beruf?<br />

PP: Ich bin ja zuerst einmal bekannt als Köchin und habe gleichzeitig ein<br />

Restaurant. Das Kochen an sich ist das Schönste und eigentlich auch das<br />

Einfachste, was es gibt. Schwieriger ist es dann natürlich, daraus ein<br />

Unternehmen zu machen. Und dieses Unternehmen schließlich auch noch<br />

auf einem bestimmten Niveau zu halten, das ist nicht einfach und immer<br />

wieder eine große Herausforderung.<br />

GG: Die Spitzenküche ist, trotz einiger toller weiblicher Köche, weiterhin<br />

eine Männerdomäne. Warum sollen denn eigentlich Männer angeblich die<br />

"besseren Köche" sein?<br />

PP: Das ist eine Aussage, die einfach irgendwann so hingestellt wurde.<br />

Eigentlich kann man das nicht wirklich so sagen, weil wir gar nicht alles probiert und verglichen haben. Aber es ist so, dass die Männer eher<br />

öffentlich kochen und privat eher die Frauen.<br />

Ich esse übrigens sehr gerne bei Frauen – auch privat. Und ich koche auch privat sehr gerne bei Frauen. Ich glaube, die Männer gehen eher<br />

intellektueller an das Kochen heran, die Frauen eher emotionaler. Das Ideale ist – und das habe ich für mich gemacht – beides gleichzeitig<br />

anzuwenden. Man soll sich immer von allem das Beste nehmen! Denn so ganz ohne darüber nachzudenken, geht’s ja auch nicht auf die<br />

Dauer. Von daher: Emotional lass ich mich „anmachen“ und rational zaubere ich was daraus.<br />

GG: Unterscheiden sich denn vielleicht auch die Rezepte von Männern und Frauen?<br />

PP: Das kann ich so nicht sagen. Es gibt ja auch viele Männer, die weiblicher angehaucht sind. Ich sehe das bei mir. Es gibt im Geschäft<br />

Situationen, da muss ich meine männliche Seite rauslassen, um voranzukommen. Es ist schön, wenn man sowohl als auch hat und je nach<br />

Lage einsetzen kann.<br />

GG: Du scheinst nicht nur das Kochen, sondern auch die Lebensmittel zu lieben! Hängt das damit zusammen, dass du auf einem<br />

Bauernhof aufgewachsen bist? Gibt es trotzdem eines, auf das du gut und gerne verzichten könntest?<br />

PP: Ich kann gut und gerne auf alle Fertigprodukte verzichten. Ich schätze die ursprünglichen unverfälschten Produkte.<br />

10 MVM 1/2016


GG: Und gibt es Lebensmittel, mit denen du richtig gerne kochst?<br />

PP: Ja klar: Hühner und Eier! Vielleicht kommt das daher, dass wir immer<br />

eigene Hühner hatten. Als Kind habe ich die richtig geliebt.<br />

GG: "Bist du nicht verliebt, ist der Ofen aus!", hast du einmal gesagt. Was<br />

liebt eine Paola Poletto?<br />

PP: Ich liebe es zu kochen; ich liebe, was ich koche; ich liebe alle, für die ich<br />

koche. Das ist dieses Gefühl der Freude. Denn nur, was wir richtig gerne<br />

machen, machen wir auch richtig gut. Du musst einfach Herzblut in die<br />

Sache stecken. Das ist etwas, was ich von meinem Vater gelernt habe.<br />

GG: Gibt es etwas, was auch einer Spitzenköchin mal so richtig daneben<br />

gegangen ist?<br />

PP: Ja, dass ich mal einen Termin verpasst habe, aber beim Kochen selbst<br />

nicht.<br />

So richtig daneben – wie soll das gehen? Ich arbeite nur mit erstklassigen<br />

Lebensmitteln. Und selbst, wenn du ein Gericht technisch nicht genauso<br />

gekocht hast, wie du es wolltest, muss das noch nicht heißen, dass es voll<br />

daneben ist. Vielleicht ist es ja hinterher sogar noch besser geworden.<br />

GG: Und die meisten Sachen – bis auf verbrannt – kann man retten?<br />

PP: Verbrannt und versalzen – das ist wirklich tödlich, da kannst du es<br />

wegschmeißen!<br />

GG: Verrätst du unseren Lesern, woher du deine Lebensmittel beziehst und<br />

warum du so sicher bist, dass sie von bester Qualität sind?<br />

PP: Ja klar doch! Gemüse, Hühner und Eier beziehe ich vom Hof meines<br />

Vaters. Obst und Reben bauen wir neben der Osteria an. Was wir noch<br />

brauchen, beziehen wir von befreundeten Bauern. Da kann ich ganz sicher<br />

sein, dass alles ganz natürlich und unbehandelt ist. Außerdem sind unsere<br />

Produkte immer frisch. Dazu gehört natürlich auch, dass man saisonale<br />

Produkte verwendet. Wer braucht schon Spargel oder Erdbeeren im<br />

Winter?<br />

GG: Du schreibst ja selber Kochbücher und kümmerst dich persönlich<br />

auch um die Illustrationen. Wie eng verbunden sind für dich Kunst und<br />

Kochen?<br />

PP: Sehr eng. Kunst ist die individuelle Art und Weise über etwas<br />

nachzudenken oder sich zu verwirklichen. Und so ist es auch beim Kochen.<br />

11 MVM 1/2016


Sommerliches Menu von Paola Poletto<br />

Mozarella-Mango-Spieße<br />

Zutaten<br />

1 große Mango<br />

250 g Mozzarella di Bufala<br />

1 Bund Lauchzwiebeln<br />

1 Bund Basilikum<br />

4 EL Olivenöl<br />

8 EL Balsamico<br />

1 EL Pfeffer, rosa Beeren<br />

Salz und Pfeffer<br />

Rucolasalat mit frischen Pilzen<br />

Zubereitung<br />

Aus dem Olivenöl, Balsamico, dem Pfeffer<br />

und Salz eine Marinade herstellen. Den<br />

Mozzarella in ca. 16 Stücke teilen und diese<br />

für ca. 15 Minuten in die Marinade geben.<br />

Unterdessen die Mango schälen und<br />

entkernen. Etwa in gleich große Stücke wie<br />

den Mozzarella schneiden. Die Lauchzwiebeln<br />

in ca. 2 cm lange Stücke schneiden.<br />

Auf 16 Zahnstocher je ein Stück Mango,<br />

Lauchzwiebel, Mozzarella und ein Blatt<br />

Basilikum spießen. Zuletzt die rosa<br />

Pfefferkörner leicht mörsern und über die<br />

Spieße streuen<br />

Zubereitung<br />

12 MVM 1/2016<br />

Zutaten<br />

100 g Rucola<br />

1 Kopf Lollo Rosso<br />

200 g Cocktailtomaten<br />

250 g Champignons, frische, geviertelt<br />

50 g Pinienkerne<br />

100 g Parmesan<br />

8 EL Olivenöl, extra vergine<br />

3 EL Zitronensaft, frisch gepresst<br />

1 EL Honig<br />

Meersalz<br />

Pfeffer, schwarz, frisch<br />

Den Rucola sowie den Lollo Rosso waschen<br />

und anschließend trocken schleudern. Salat<br />

gleichmäßig auf Salattellern verteilen.<br />

Anschließend die Cocktailtomaten halbieren<br />

und zu dem Salat geben.<br />

Die Pinienkerne kurz anrösten, dann in den<br />

Salat geben. Die geviertelten Pilze in 2 EL Öl<br />

scharf anbraten; dabei die Pilze leicht mit<br />

Meersalz und Pfeffer würzen. Die heißen<br />

Pilze zu dem Salat geben.<br />

Für das Dressing das restliche Olivenöl mit<br />

dem Zitronensaft und dem Honig, Meersalz<br />

und Pfeffer vermischen. Den frischen<br />

Parmesan über den fertigen Salat hobeln.


Putenbrust auf toskanische Art<br />

Zutaten<br />

1 kg Putenbrust<br />

Salz<br />

Pfeffer<br />

3 EL Olivenöl<br />

10 Blätter Salbei<br />

3 Zweige Rosmarin<br />

3 Zweige Thymian<br />

160 ml Wein, weiß, trocken<br />

0,8 Liter Milch<br />

Erdbeer-Himbeer-Dessert<br />

Zutaten<br />

750 g Mascarpone<br />

250 g Joghurt<br />

2 EL Zitronensaft<br />

750 g Erdbeeren<br />

250 g Himbeeren<br />

4 EL Zucker<br />

1 cl Himbeergeist<br />

Zubereitung<br />

Den Backofen auf 180°C vorheizen. Die<br />

Putenbrust waschen, trocken tupfen, salzen,<br />

pfeffern und in einem backofenfesten Bräter<br />

im Olivenöl rundum kräftig anbraten.<br />

Salbeiblätter in Streifen schneiden und zum<br />

Fleisch geben, ebenso die Nadeln von 3<br />

Rosmarinzweigen und die Blätter von 3<br />

Thymianzweigen. Kurz mitbraten. Mit<br />

Weißwein ablöschen und mit der Milch<br />

auffüllen. Einmal aufkochen lassen und dann<br />

ohne Deckel für ca. 70 - 100 Minuten in den<br />

Backofen stellen. Nach der Hälfte der Zeit<br />

das Fleisch wenden. Nach der Garzeit das<br />

Fleisch aus der Sauce nehmen. Die Sauce mit<br />

dem Pürierstab sämig aufschlagen.<br />

Dazu passen Nudeln oder Weißbrot.<br />

Zubereitung<br />

Mascarpone, Joghurt, Zitronensaft und etwas<br />

Zucker mit einem Schneebesen vermengen.<br />

Erdbeeren, Himbeeren, Zucker und<br />

Himbeergeist pürieren.<br />

Einige schöne Beeren zum Garnieren<br />

überlassen.<br />

Schichtweise Creme und Obst in ein Glas<br />

füllen. Mit den übriggelassenen Beeren<br />

garnieren.<br />

Einige Zeit kühl stellen.<br />

13 MVM 1/2016


Mit der Winzerin Chiara Poletto im Nektarium<br />

Das Interview mit Paola hatte<br />

ich ja in der herrlichen "Osteria<br />

da Angelo" geführt.<br />

Wir beide saßen da am späten<br />

Vormittag ganz entspannt unter<br />

der kühlen Pergola umgeben von<br />

Blumenduft mit bester Aussicht<br />

auf Weinberg und Obstgarten.<br />

Einfach wundervoll!<br />

Nach einer Weile kam Paolas<br />

Schwester Chiara dazu, um uns<br />

ihre neueste Nektarkreation zu<br />

kredenzen. Sie erzählte stolz von<br />

ihrer Arbeit und ihren Plänen für<br />

die Zukunft.<br />

So erfuhr ich eine Menge Neues<br />

über ökologischen Weinbau, eine<br />

Produktionsform, die es sich zur<br />

Aufgabe macht, Trauben und<br />

Wein unbedingt auf der<br />

Grundlage schonender Pflegemaßnahmen<br />

zu produzieren.<br />

Sowohl Bodenpflege als auch<br />

Düngung und Pflanzenschutz<br />

berücksichtigen dabei die<br />

Erkenntnisse der Ökologie und<br />

des Umweltschutzes.<br />

Jedenfalls ergab sich rasch der Beschluss, dass Chiara mich ins Nektarium "Zum durstigen Mönch" begleiten sollte, so dass ich dort eine<br />

fachkundige Führung bekäme. Das war natürlich die Idee für einen Artikel hier im <strong>Magazin</strong>.<br />

14 MVM 1/2016


Am nächsten Tag trafen wir uns dann vor dem Nektarium. Ehrlich gesagt,<br />

war ich sehr gespannt, was Chiara mir zeigen und erklären wollte.<br />

Zunächst erfuhr ich, dass das Nektarium "Zum durstigen Mönch"<br />

deshalb diesen Namen trägt, weil hier früher ein Kloster stand, auf dessen<br />

Grundmauern es errichtet wurde. Der Weinanbau im versteckten Innenhof<br />

hat also offensichtlich eine lange Tradition. Chiara erläuterte mir auch, dass<br />

in diesem geschützten Innenraum die Reben besonders lange reifen<br />

konnten, so dass die Mönche daraus ihren berühmten Vin Santo kelterten.<br />

Noch heute wird diese Tradition fortgesetzt - allerdings nicht mit diesen<br />

Schaureben, sondern in größerem Stil.<br />

Die beliebte Weinspezialität entsteht nach traditioneller Methode aus<br />

luftgetrockneten, teilrosinierten Trauben bestimmter weißer Rebsorten.<br />

Gekeltert wird der Dessertwein zwischen Ende November und der<br />

Osterzeit (daher der Name: Settimana Santa, Heilige Woche heißt auf<br />

Italienisch die Karwoche). Nach dem Keltern reift der Wein noch<br />

mindestens drei Jahre in kleinen Fässern aus Eiche. Der Wein kann bei<br />

guter Qualität 8 bis 20 Jahre gelagert werden und erzielt sehr gute Preise.<br />

Auf diese Weise neugierig gemacht, ließ ich mich nicht lange überreden, ihn<br />

auch zu probieren: zusammen mit ein paar Cantucchini eine Köstlichkeit!<br />

Ich nutzte das gemütliche Beisammensein dazu, Chiara noch ein wenig über<br />

die Besonderheiten des ökologischen Weinbaus zu befragen.<br />

Weinberge sind Monokulturen. Daher wird im konventionellen Weinbau oft<br />

mit hohen Mengen Düngemittel gearbeitet, um die fehlende Bodenfruchtbarkeit<br />

auszugleichen, wodurch aber das natürliche Nährstoffgleichgewicht<br />

verändert wird. Die Düngemittel werden schnell in Gewässer<br />

ausgeschwemmt, was auch da das Gleichgewicht durcheinanderbringt.<br />

Durch die geringe Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten im Weinberg sind die<br />

Reben anfällig für Schädlinge (Reblaus) und Schimmelpilze (Mehltau). Viele<br />

der im großen Stil eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmittel sind auch für<br />

den Menschen giftig. Der ökologische Weinbau geht daher andere Wege:<br />

Er verzichtet nicht nur einfach auf potenziell umweltbelastende Schädlingsbekämpfungs-<br />

und Düngemittel. Er ist vielmehr ein eigenes Anbausystem,<br />

das sich den Erhalt der natürlichen Gleichgewichte und den behutsamen<br />

Umgang mit natürlichen Ressourcen zum Ziel gesetzt hat.<br />

15 MVM 1/2016


Dann steigt Chiara mit mir in<br />

den gut bestückten Weinkeller<br />

hinab. Hier soll es ganz exquisite<br />

Weine geben, und sie will sie mir<br />

zeigen.<br />

Den einen oder anderen werden<br />

werden wir nachher auch noch<br />

verkosten. Schließlich interessiert<br />

sich Chiara auch für das, was die<br />

Konkurrenz zu bieten hat.<br />

Bei der Gelegenheit bekomme<br />

ich so ganz nebenbei auch noch<br />

eine Lehrstunde:<br />

"Von der Rebe im Weinberg bis<br />

zu einem herrlichen Wein ist es<br />

ein weiter Weg. Ein Winzer hat<br />

daher im Grunde drei Berufe: Er<br />

ist Weinbauer, Kellermeister und<br />

zuletzt Kaufmann.<br />

Doch damit nicht genug: Über<br />

mehrere Generationen weitergegebene<br />

Erfahrungswerte, ein<br />

echtes Gefühl für die Natur,<br />

Fleiß und Gewissenhaftigkeit<br />

und eine exaktes Wissen, das<br />

alles braucht es, um einen guten<br />

Wein herzustellen.<br />

Wenn die Natur ihre Arbeit<br />

getan hat und die Trauben<br />

geerntet sind, ist es die Aufgabe des Kellermeisters, die qualitätsfördernden Inhaltsstoffe des Weinberges möglichst verlustfrei und<br />

unbeschadet von der Traube in den Wein zu bringen und durch den Weinausbau zu veredeln."<br />

Nun reicht es dann aber auch mit der Theorie, ich freue mich jetzt darauf, ein paar Gläschen zu trinken! Und vielleicht kaufe ich ja auch<br />

noch einige Fläschchen. - Leider wurde daraus nichts mehr, weil der Laden schon geschlossen hatte.<br />

16 MVM 1/2016


5 MVM 1/2015


Familie Poletto privat<br />

Ich hatte ja angekündigt, bekannte Bürger <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong>s in ihrem<br />

Arbeits- und Wohnumfeld vorstellen zu wollen. Und da ich mit der<br />

Familie Poletto inzwischen gut bekannt bin, bietet es sich an, nun<br />

auch ihr Haus und ihren Hof zu zeigen.<br />

Die Polettos wohnen nicht weit von der Osteria entfernt in einem<br />

hübschen alten Haus. Da die beiden Schwestern noch solo sind,<br />

leben sie noch immer beim Vater auf dem Hof. Wie man sieht:<br />

ländliche Idylle pur! Wenn man sich das so anschaut, weiß man,<br />

warum Paola so großen Wert auf frische Lebensmittel legt.<br />

Im Innern des Hauses haben mir Küche und Esszimmer besonders<br />

gut gefallen - diese Mischung von hellem Holz, dunklem Steinboden<br />

und modernen bunten Bildern! Am Ende durfte ich sogar noch einen<br />

Blick in die Schlafzimmer werfen.<br />

18 MVM 1/2016


5 MVM 1/2015


Palazzo Communale - Rathaus<br />

von Maurizio Ciccone (Kunsthistoriker)<br />

Den ersten Mauern und Bauwerken der Stadt nach zu urteilen,<br />

funktionierte <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> im Mittelalter als ein Handwerker- und<br />

Handelszentrum.<br />

Der Palazzo Communale liegt am Rande des historischen<br />

Zentrums von <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong>. Oberhalb der inneren Wehrmauern<br />

erhebt sich die hohe Fassade des Kommunalpalastes, eines<br />

romanischen Bauwerks, errichtet im 12. oder 13. Jahrhundert. Er war<br />

zu seiner Zeit eine architektonische Neuheit. Bis dahin hatten<br />

öffentliche Gebäude zumeist über der offenen Markthalle des<br />

Untergeschosses lediglich ein weiteres Geschoss für den Ratssaal. Im<br />

Verhältnis zu ihrer Höhe waren diese Bauten auch sehr breit. Bei<br />

diesem Palast wurden gleich zwei weitere Geschosse über der<br />

ursprünglich offenen Halle des Erdgeschosses errichtet. Die<br />

spitzbögigen Arkaden der Halle des Erdgeschosses wurden später<br />

zugemauert.<br />

Man hat hier eine neue Form des monumentalen Stadthauses<br />

gefunden, die aus dem Geist der toskanischen Wohnarchitektur<br />

entstanden ist und dem Bilde der hoch- und enggebauten Bergstadt<br />

entspricht.<br />

Der beeindruckend hohe Hauptturm des Palastes ist quadratisch<br />

angelegt. Bei einem Erdbeben vor etwa 600 Jahren wurde der<br />

Turmaufsatz beschädigt und danach rekonstruiert, allerdings dabei<br />

stark verändert. Drei weitere Türme wurden hinzugebaut.<br />

Im ersten Stock befand sich der Ratssaal, sein Gewölbe allerdings<br />

wurde erst später eingezogen. Die heute sichtbaren Ausmalungen<br />

entstanden erst nach dem Erdbeben.<br />

In <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> war die kommunale Regierungsform etabliert, die<br />

alten Eliten aus Bischof und Nobilität, denen der Kaiser nach<br />

22 MVM 1/2016


jahrzehntelangen Auseinandersetzungen im späten 12. Jahrhundert die<br />

kommunale Verwaltung übertragen hatte, waren im Stadtregiment von<br />

gewählten Vertretern aus dem Popolo (dem bürgerlichen Stand) verdrängt<br />

worden. In <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> regierte ein Rat aus neun wohlhabenden<br />

Kaufleuten, der ob der Zahl seiner Ratsherren schlicht Nove hieß.<br />

Die Nove beanspruchte, ihre Stadt in Gänze zu vertreten, obgleich sie ihrer<br />

Herkunft nach nur das Großbürgertum repräsentierten. Folgerichtig<br />

mussten sie sich gegenüber sämtlichen anderen innerstädtischen Fraktionen<br />

behaupten. Deshalb war ein weitgehend störungsfreies Arbeiten der<br />

Regierungsspitze jeweils nur möglich, wenn sie von den Bürgern isoliert<br />

war.<br />

Wie andere Städte schrieb die Stadt den Mitgliedern der Regierung am<br />

Ende des Duecento daher vor, sich Tag und Nacht im Ratsgebäude<br />

aufzuhalten. Aus diesem Grund befanden sich über dem Ratssaal die Küche<br />

und ein Speisesaal, in den Türmen die Schlaf- und Wohngemächer.<br />

Die vorher von den Kommunen zur Amtsführung gerne genutzten<br />

Räumlichkeiten in Kirchen oder Adelspalästen waren für eine solch<br />

umfassende Nutzung ungeeignet. Zudem gehörten sie nicht der Kommune,<br />

sondern waren das Eigentum adliger Familien oder der Kirche. In den<br />

beiden letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts beschlossen die<br />

kommunalen Führungen daher vielerorts den Bau eines Kommunalpalasts.<br />

Sie wollten sich dadurch Unabhängigkeit und einen festen, auf ihre<br />

Bedürfnisse zugeschnittenen Ort verschaffen, der eine würdevolle<br />

Repräsentation ermöglichen und den Ratsmitgliedern auch Sicherheit vor<br />

Übergriffen bieten sollte. So gesehen war der primäre Adressat ihrer<br />

politischen Botschaften die eigene Bürgerschaft.<br />

Im Palast befindet sich heute neben der Stadtverwaltung eine Pinakothek.<br />

Gezeigt wird Malerei aus dem 14. und 15. Jahrhundert.<br />

An klaren Tagen beträgt die Sichtweite von der obersten Turmetage mehr<br />

als 30 Kilometer weit bis zum Golf, weshalb der Palazzo Communale auch<br />

eine touristische Attraktion ist.<br />

Öffnungszeiten: täglich von 8 bis 20 Uhr<br />

23 MVM 1/2016


So wohnt der Kunsthistoriker Maurizio Ciccone<br />

Heute habe ich eine Einladung in die<br />

großartige "Villa Ducale" von Maurizio<br />

Ciccone. Der feinsinnige gelernte Kunsthistoriker<br />

ist auch privat ein bekannter<br />

Sammler von Bildern und Skulpturen, was<br />

sich natürlich bei der Einrichtung seiner Villa<br />

niederschlägt. Für das <strong>Monte</strong> <strong>Vista</strong> <strong>Magazin</strong><br />

fungiert er als ständiger Berater, der die<br />

verschiedenen bauhistorischen Denkmäler<br />

der Stadt den Lesern erklärt. Die Villa liegt<br />

direkt neben der Kunstgalerie "Palazzo<br />

Ducale", deren Leiter er ist.<br />

Ich freue mich sehr über diese Gelegenheit,<br />

ein wenig die private Seite des berühmten<br />

Kunsthistorikers kennenlernen zu dürfen.<br />

Maurizio Ciccone begrüßt mich sehr herzlich<br />

und lädt zu einem Tee auf den wundervollen<br />

Freisitz im Garten ein. Danach betrachten<br />

wir gemeinsam die Gartenanlage. Maurizio -<br />

so darf ich ihn ab sofort nennen - ist<br />

ziemlich stolz auf die Umgestaltung, die er<br />

nach dem Kauf der Villa in die Wege geleitet<br />

hat. Und in der Tat gefällt mir alles sehr gut!<br />

Der Pool ist ein richtiger Traum - hier würde<br />

ich auch gerne leben, wenn ich es mir denn<br />

leisten könnte.<br />

Das großzügige Haus selber hat er nicht weiter verändert, sondern nur nach seinem Geschmack eingerichtet. Wichtig dabei - so sagt er - war<br />

ihm vor allem, einen guten Platz zum Ausstellen seiner Kunstsammlung zu haben.<br />

Nach dem Teestündchen führt Maurizio mich dann durchs ganze Haus, und ich darf Bilder machen, so viel ich möchte. Mir kommt dabei der<br />

Verdacht, dass er ziemlich eitel ist und seinen guten Geschmack gerne zur Schau stellen möchte. Umso besser, dann bekommen unsere Leser<br />

auch viel Interessantes zu sehen!<br />

24 MVM 1/2016


25 MVM 1/2016


26 MVM 1/2015


5 MVM 1/2015


26 MVM 1/2015


Das Kernstück der Villa ist natürlich die Galerie mit der Kunstausstellung.<br />

Maurizio erklärte mir in der Tat jedes einzelne Stück<br />

ausführlich. Besonders am Herzen scheinen ihm die religiösen Gemälde<br />

aus Spanien zu liegen - darunter das kostbare Altartryptichon. Aber<br />

stolz ist er auch auf die Wandreliefs, die er von seinen Fernreisen nach<br />

Südostasien mitgebracht hat. Reisen ist eben sein zweites Hobby neben<br />

dem Sammeln von Kunstwerken. Daneben gibt es alte Genrebilder,<br />

klassische Marmorstatuen und ein sehr schönes Stilleben aus der<br />

Provence.<br />

Nachdem ich Maurizios private Galerie mit Statuen und Gemälden<br />

ausgiebig bewundern und dokumentieren durfte, konnte ich auch noch<br />

einen Blick in seine Privaträume erhaschen.<br />

Es gibt auf dieser Etage ein schlichtes elegantes Schlafzimmer, ein<br />

modern eingerichtetes Arbeitszimmer und ein recht pompöses<br />

Badezimmer. Noch eine Etage höher hat Maurizio sich eine kleine Bar<br />

eingerichtet. Hier nahmen wir nach einem anregenden Nachmittag<br />

einen kleinen Abschiedsdrink.<br />

29 MVM 1/2016

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