Nullfeldaufspaltung von Benzol und Naphthalin im ... - ScienceUp.de
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2. THEORIE DER NULLFELDAUFSPALTUNG 9<br />
lenwasserstoffen nur durch die Spin-Spin-Kopplung zu beschreiben [McG 69, Ham<br />
67].<br />
Diese Betrachtungen gelten nicht allgemein. Die Spin-Bahn-Kopplung in zweiter<br />
Ordnung kann bei an<strong>de</strong>ren Molekülen wesentlich größer sein. Im Fall <strong>von</strong> CH 2 <strong>und</strong><br />
NH macht dieser Beitrag etwa 11% bzw. 25% aus [Ham 67]. Da die Spin-Bahn-<br />
Kopplung proportional zur vierten Potenz <strong>de</strong>r effektiven Kernladung ist, ist diese<br />
bei Übergangsmetallverbindungen erwartungsgemäß noch größer <strong>und</strong> sogar vorrangig<br />
für die <strong>Nullfeldaufspaltung</strong> verantwortlich. Die Spin-Spin-Kopplung hingegen<br />
ist unabhängig <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Kernladung.<br />
Das zuweilen verwen<strong>de</strong>te Argument, daß aus <strong>de</strong>r geringen Abweichung <strong>de</strong>s<br />
Elektron-g-Faktors vom Wert <strong>de</strong>s freien Elektrons auf eine geringe Spin-Bahn-<br />
Kopplung geschlossen wer<strong>de</strong>n könne [Lan 75, Boo 63], ist hier nicht unbedingt<br />
anwendbar [Ham 67]. Die Variation <strong>de</strong>s g-Faktors (bzw. genauer: <strong>de</strong>s g-Tensors)<br />
wird durch Spin-Bahn-Matrixelemente zwischen Funktionen gleicher Multiplizität<br />
best<strong>im</strong>mt. Der Effekt <strong>de</strong>r Spin-Bahn-Kopplung auf die <strong>Nullfeldaufspaltung</strong> hängt<br />
aber <strong>von</strong> Matrixelementen zwischen Triplett- <strong>und</strong> Singulett-Funktionen ab.<br />
Ebenfalls wird häufig argumentiert, daß die lange Lebensdauer <strong>de</strong>s Triplett-Zustands<br />
aromatischer Moleküle wie zum Beispiel <strong>Benzol</strong> ein Hinweis auf eine<br />
schwache Spin-Bahn-Wechselwirkung sei [Lan 75, Hut 67]. Dies ist sicherlich in<br />
<strong>de</strong>n meisten Fällen richtig. Jedoch kann man diese Begründung beson<strong>de</strong>rs bei<br />
<strong>Benzol</strong> nur mit Vorsicht anwen<strong>de</strong>n. Die Übergänge zwischen <strong>de</strong>n Singulett-Zustän<strong>de</strong>n,<br />
die durch die Spin-Bahn-Kopplung in <strong>de</strong>n Triplett-Zustand T 1 gemischt<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Singulett-Gr<strong>und</strong>zustand sind hier symmetrieverboten. Das gleiche<br />
gilt für die Übergänge zwischen <strong>de</strong>m Triplett-Zustand T 1 <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Triplett-<br />
Zustän<strong>de</strong>n, die durch die Spin-Bahn-Wechselwirkung zum Singulett-Gr<strong>und</strong>zustand<br />
beitragen. Erst die zusätzliche vibronische Kopplung führt zu einer endlichen<br />
Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r Übergänge <strong>und</strong> somit zur Phosphoreszenz [Ham 67, McG<br />
69]. In diesem Fall ist also die Größe <strong>de</strong>r Spin-Bahn-Wechselwirkung nicht unbedingt<br />
ausschlaggebend für die Lebensdauer <strong>de</strong>s Triplett-Zustands.<br />
Exper<strong>im</strong>entelle Untersuchungen <strong>von</strong> <strong>Nullfeldaufspaltung</strong>en wer<strong>de</strong>n in fester Phase<br />
durchgeführt, wobei die zu untersuchen<strong>de</strong>n Triplett-Moleküle zur Min<strong>im</strong>ierung <strong>de</strong>r<br />
intermolekularen Wechselwirkungen entwe<strong>de</strong>r in Wirtskristallen o<strong>de</strong>r in festen<br />
Gläsern eingebettet sind. Der Vergleich <strong>von</strong> Messungen in verschie<strong>de</strong>nen Medien<br />
zeigt, daß die Umgebung sich auf die Größe <strong>de</strong>s D-Parameters nur sehr wenig<br />
auswirkt <strong>und</strong> somit eine Beschränkung auf intramolekulare Wechselwirkungen<br />
berechtigt ist [Ver 75, Boo 63].