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ACP im Profisport

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Die Heilung <strong>im</strong> Blut<br />

<strong>ACP</strong> macht Verletzte schneller wieder fit. Sportmediziner Thomas<br />

Scheiring erläutert, was hinter dieser Form der Eigenblut-Therapie steckt.<br />

Eines vorweg: Mit Doping hat es nichts zu tun.<br />

Tennisstar Rafael Nadal hat es<br />

getan. 2013 wunderten sich<br />

die Medien, wie es möglich<br />

war, dass sich der Ausnahmesportler<br />

nach einer Bänderverletzung<br />

<strong>im</strong> Knie und den darauffolgenden sieben<br />

Monaten Pause sofort wieder an die Weltspitze<br />

spielte. Hartes Training und Reha<br />

allein sollen es nicht gewesen sein. Eine<br />

spezielle Art der Eigenbluttherapie – autologes<br />

konditioniertes Plasma (<strong>ACP</strong>) –<br />

haben Berichten zufolge seine Genesung<br />

unterstützt.<br />

Nadal ist aber nicht der einzige Sportler,<br />

der auf die Behandlung setzt. „Tiger<br />

Woods hat sich <strong>ACP</strong> in die Wirbelsäule<br />

spritzen lassen“, kennt der Telfer Allgemein-<br />

und Sportmediziner Thomas<br />

Scheiring mit dem Profi-Golfer ein weiteres<br />

berühmtes Beispiel. Aus den USA<br />

kommend, wird die Behandlung mit Eigenblut<br />

auch in unseren Breiten <strong>im</strong>mer<br />

geläufiger, wie Scheiring weiß. Nicht nur<br />

bei Sportlern, auch bei Otto Normalverbraucher.<br />

„Bei Leistungssportlern macht<br />

es aber besonders viel aus, ob man einen<br />

Tag früher oder später wieder trainieren<br />

kann“, sagt der Mediziner. Er wendet<br />

das Verfahren bereits seit<br />

längerer Zeit in seiner<br />

Rafael Nadal<br />

kämpfte mit<br />

einer Bänderverletzung<br />

<strong>im</strong><br />

Knie. <strong>ACP</strong> soll zu<br />

seiner schnellen<br />

Erholung beigetragen<br />

haben.<br />

Foto: AFP


Ordination an. Doch wie kann einem das<br />

eigene Blut helfen? Blut enthält Wachstumsfaktoren,<br />

welche die Heilung vorantreiben.<br />

„Kinder haben etwa noch<br />

viel mehr Wachstumsfaktoren <strong>im</strong> Blut als<br />

Erwachsene. Deshalb heilen Knochenbrüche<br />

bei ihnen wesentlich schneller ab.“<br />

Be<strong>im</strong> <strong>ACP</strong>-Verfahren n<strong>im</strong>mt der Arzt<br />

wie bei einer normalen Blutuntersuchung<br />

Blut ab. In der Zentrifuge werden Plasma<br />

und Thrombozyten vom Blutkuchen getrennt<br />

(siehe Grafik). Den flüssigen Plasmaanteil<br />

injiziert der Mediziner in die betroffene<br />

Stelle. „Das tut nicht mehr weh<br />

als eine normale Blutabnahme. In diesem<br />

Thrombozyten-Konzentrat ist dann das<br />

Fünffache an Wachstumsfaktoren enthalten.<br />

Die Thrombozyten werden aktiv<br />

und setzen die Wachstumsfaktoren frei“,<br />

erklärt Scheiring. Besonders bei Arthrose,<br />

Achillessehnenverletzungen, Abnutzung<br />

der kleinen Wirbelgelenke, Tennisellbogen,<br />

Rhiz-Arthrose (Abnutzung <strong>im</strong> großen<br />

Daumengelenk) und Fersensporn, aber<br />

auch bei Muskelverletzungen könne man<br />

mit drei bis fünf Einheiten – eine Sitzung<br />

pro Woche – gute Ergebnisse erzielen. „Es<br />

kommt <strong>im</strong>mer darauf an, wie weit fortgeschritten<br />

eine Arthrose bereits ist. Wenn<br />

nur noch Knochen auf Knochen reibt und<br />

kein Knorpel mehr da ist, wird es schwierig.<br />

Je früher man mit der Behandlung<br />

beginnt, desto größer sind die Erfolgsaussichten.<br />

Akute Muskelverletzungen<br />

muss man sofort behandeln.“ Während<br />

Arthrose eine fortschreitende Krankheit<br />

ist, die mithilfe von <strong>ACP</strong> hinausgezögert<br />

werden kann, könne eine Sehnenentzündung<br />

dank des Eigenblut-Konzentrats<br />

schnell heilen. „Bei der Arthrose wird die<br />

Gelenkskapsel durch die Entzündung gereizt.<br />

Die Wachstumsfaktoren beruhigen<br />

diese Entzündung. Dadurch kann über<br />

einen längeren Zeitraum Schmerzfreiheit<br />

erzielt werden.“ Gegenüber Schmerzmitteln<br />

und Entzündungshemmern habe<br />

Eigenblut den Vorteil, dass es keine Allergien<br />

auslösen kann. Da es nicht leistungssteigernd<br />

wirkt, steht es auch nicht auf<br />

der Dopingliste. „Es enthält keine roten<br />

Blutkörperchen, das ist wichtig.“<br />

Die Kosten der Therapie sind jedoch<br />

selbst zu bezahlen und die Wirkung setzt<br />

auch eher erst am Ende des Behandlungszyklus<br />

ein. Spezialausbildung braucht ein<br />

Arzt für die Anwendung von <strong>ACP</strong> keine.<br />

„Es gibt Fortbildungen. Die Quantität ist<br />

sicher ein gutes Qualitätskriterium. Wenn<br />

ein Arzt jede Woche <strong>ACP</strong> spritzt, wird er<br />

es besser können als einer, der nur zwei<br />

Therapien <strong>im</strong> Jahr macht.“<br />

Auf drei Punkte kommt es wesentlich<br />

an: Indikation, also das geeignete Anwendungsgebiet,<br />

Treffsicherheit und Sterilität.<br />

„Bei einer Meniskus-Verletzung bringt<br />

<strong>ACP</strong> wenig. Da handelt es sich nämlich<br />

mehr um ein mechanisches als um ein Entzündungsproblem.“<br />

Um das <strong>ACP</strong> in die<br />

richtige Stelle injizieren zu können,<br />

braucht es manchmal eine Ultraschall-Unterstützung.<br />

Das Um<br />

und Auf ist aber die Sterilität.<br />

Früher musste das Plasma oft<br />

noch mit einer Spritze abgesaugt<br />

werden. Heute gibt es<br />

geschlossene Spritzensysteme.<br />

„So wird sichergestellt,<br />

dass keine Infektion in das Gelenk<br />

gelangt“, sagt Scheiring, der<br />

die Wirkung je nach Schweregrad<br />

der Verletzung auf 50 bis 90 Prozent<br />

einschätzt. (Theresa Mair)<br />

so funktioniert <strong>ACP</strong><br />

So funktioniert <strong>ACP</strong><br />

Der Arzt n<strong>im</strong>mt mit einer Spezialspritze<br />

15 Milliliter Blut ab. Dieses<br />

kommt fünf Minuten lang in eine<br />

Zentrifuge, wo bei einer Umdrehungszahl<br />

von 1500 das Blutplasma<br />

mit den Blutplättchen vom<br />

Blutkuchen mit weißen und roten<br />

Blutkörperchen getrennt wird. Das<br />

Plättchen-Konzentrat (drei bis vier<br />

Milliliter) wird in die angezeigten,<br />

verletzten Stellen injiziert.

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