p2016-04
Kommunales Kino Achim Programmheft August / September 2016
Kommunales Kino Achim
Programmheft August / September 2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KOMMUNALES KINO ACHIM<br />
August / September 2016<br />
Hail Caesar!
Immer in Ihrer Nähe.<br />
Kommen Sie einfach bei uns vorbei.<br />
fair versichert<br />
VGH<br />
VGH Vertretung<br />
Burghard Borm e. K.<br />
Bergstraße 9<br />
28832 Achim<br />
Tel. <strong>04</strong>202 81113<br />
Fax <strong>04</strong>202 63465<br />
burghard.borm@vgh.de<br />
Finanzgruppe<br />
Sparkasse<br />
VGH<br />
LBS<br />
Deka Bank
Editorial<br />
Liebe Koki-Besucher,<br />
acht Menschen im Hinterhaus der Amsterdamer Prinsengracht 263 (DAS<br />
TAGEBUCH DER ANNE FRANK), eine junge Frau und ihr Sohn in einem<br />
Schuppen (RAUM), eine ältere Obdachlose in einem klapprigen Wohnmobil<br />
(THE LADY IN THE VAN) und Asylsuchende aus Syrien, Afghanistan<br />
und Sierra Leone in einem Berchtesgadener Traditionshotel (CAFÉ WALD-<br />
LUFT) – Menschen und ihre unfreiwilligen Lebenssituationen, »Auf engstem<br />
Raum« heißt unsere »aktuelle Reihe«.<br />
Starten wollen wir in unser neues Programm mit dem Wunschfilm »HAIL,<br />
CAESAR!«, ein mit virtuoser Eleganz und großer Leichtigkeit zwischen<br />
Persiflage und Hommage pendelnder Film über die »Goldene Ära« Hollywoods.<br />
Weitere Filme in dieser Reihe kommen aus Spanien (FREUNDE<br />
FÜRS LEBEN), eine brillante Gratwanderung zwischen Trauer und Humor,<br />
Tod und ungebremster Lebensfreude und Belgien (ALLE KATZEN SIND<br />
GRAU), ein vielschichtiger Film über Schein und Sein, getragen von einem<br />
perfekt harmonierenden Schauspieler-Trio. Die Literaturverfilmung<br />
EIN MANN NAMENS OVE, die als unaufdringlicher Appell an mehr Mitmenschlichkeit<br />
überzeugt, ist ebenso eine »Filmperle« wie der diesjährige<br />
Oscar-Gewinner SPOTLIGHT, ein leidenschaftliches Plädoyer für den investigativen<br />
Printjournalismus.<br />
Im »Familienkino« zeigen wir die neueste Verfilmung von Rudyard Kiplings<br />
THE JUNGLE BOOK und den dritten Teil der Kinderabenteuer um den tiefbegabten<br />
Rico und seinem schlauen Freund Oskar, RICO, OSKAR UND DER<br />
DIEBSTAHLSTEIN.<br />
Wir wünschen viel Spaß mit unserem neuen Programm.<br />
Ihr Kommunales Kino Achim<br />
Kommunales Kino<br />
Achim e.V.<br />
im KASCH, Kulturhaus<br />
»Alter Schützenhof«<br />
Bergstraße 2<br />
28832 Achim<br />
Tel.: 0 42 02 . 5 11 88 30<br />
Fax.: 0 42 02 . 5 11 88 31<br />
Unsere Internet-Adresse:<br />
http://www.koki-achim.de<br />
info@koki-achim.de<br />
Bürozeiten:<br />
Di - Fr 9 - 12 Uhr<br />
Sa 10 - 13 Uhr<br />
Schulvorstellungen<br />
sind bei allen Filmen<br />
möglich, auch bei<br />
Filmen, die wir nicht im<br />
regulären Programm<br />
haben, sprechen Sie<br />
uns bitte an.
Die aktuelle Reihe<br />
Auf engstem Raum<br />
Das Tagebuch der Anne Frank<br />
Mehr als zwei Jahre lang verstecken sich ab 1942 acht Menschen im Hinterhaus<br />
der Amsterdamer Prinsengracht 263, um der Deportation nach Auschwitz<br />
zu entkommen. In warmen Sepia-Tönen entfaltet der empathische<br />
Film das Schicksal von Anne Frank, die an ihrem 13. Geburtstag ein Tagebuch<br />
geschenkt bekommt und darin ihre Erlebnisse und Gefühle notiert.<br />
Es ist erstaunlich, dass Deutschland so lange gebraucht hat, um sich an<br />
diesen vom Fernsehen bis zu Hollywood mehrfach verfilmten Stoff im<br />
Kinoformat zu wagen. An der Scheu, sich an der Unantastbarkeit authentischer<br />
Überlieferung zu vergreifen, dürfte es kaum gelegen haben, Holocaust-Filme<br />
gibt es auch im deutschen Kino en masse: von »Aimée & Jaguar«<br />
bis zu »Ende der Schonzeit«. Dass Fred Breinersdorfer nach »Sophie<br />
Scholl – die letzten Tage« und »Elser – Er hätte die Welt verändert« erneut<br />
als Vertreter der Nachkriegsgeneration das Drehbuch beisteuert, signalisiert<br />
bereits den Willen, bloß keinen peinlichen Ausrutscher zu riskieren.<br />
Selbst Hans Steinbichler, der mit Filmen wie »Hierankl« und »Autistic Disco«<br />
durchaus Ecken und Kanten vorzeigen konnte, aber für dieses historische<br />
Drama nicht zwingend prädestiniert war, begnügt sich damit, sein<br />
junges Zielpublikum möglichst breit zu halten. Immerhin ist die Hauptrolle<br />
mit der noch unverbrauchten Lea van Acken perfekt besetzt. Dass Martina<br />
Gedeck und Ulrich Noethen ihre Eltern spielen, gehorcht freilich vorhersehbar<br />
dem unverwüstlichen Sicherheitsdenken in den Redaktionsstuben,<br />
verursacht aber auch keinen wirklichen Schaden.<br />
Steinbichler zeigt einen Teenager, der auch ohne die Rassenverfolgung<br />
mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen gehabt hätte. Er dringt in Anne<br />
Franks Intimsphäre ein, ohne je wie ein Eindringling zu wirken. In der Blase<br />
des auch von Bombenabwürfen der Alliierten bedrohten Verstecks geht<br />
sie auf Konfrontation mit sich selbst und den anderen, ist lebenshungrig<br />
und neugierig auf das Versprechen der Liebe, was sie nicht daran hindert,<br />
hinter ihrer wachen Schlagfertigkeit die Lage, in der sich ihre Nächsten befinden,<br />
realistisch einzuschätzen. Die schlimmstmögliche Wendung bleibt<br />
ihr auch in dieser erfreulich zurückhaltenden, weder düsteren noch verharmlosenden<br />
Verfilmung nicht erspart.<br />
Raum<br />
Eine junge Frau wird seit Jahren in einem Schuppen gefangen gehalten<br />
und missbraucht. Ihrem Sohn, der in der Gefangenschaft geboren wurde,<br />
täuscht sie lange vor, dass die Welt nur aus dem Raum bestehe, in dem sie<br />
4
Die aktuelle Reihe<br />
leben. Kurz nach seinem fünften Geburtstag enthüllt sie ihm jedoch die<br />
Wahrheit und schmiedet mit ihm einen Fluchtplan.<br />
Die Kamera von Danny Cohen bleibt sehr eng bei Jack und macht sich so<br />
seine Perspektive zu Eigen. Der kindlich-unwissende Blick rückt die Geschehnisse<br />
in die Distanz und nimmt ihnen damit so viel von ihrem Horror,<br />
um sie als Zuschauer gerade so ertragen zu können. Das ganze Ausmaß<br />
der Leidensgeschichte der jungen Joy Newsome lässt sich zunächst<br />
nur durch das vielschichtige Spiel der grandiosen Mutter-Darstellerin<br />
Brie Larson erahnen, in dem permanent winzige Momente des Schmerzes<br />
durchscheinen.<br />
Die Hintergründe werden nach einem gewalttätigen Zwischenfall bald<br />
nachgeliefert: Sieben Jahre zuvor ist Joy entführt worden und lebt seitdem<br />
eingesperrt im abgelegenen Schuppen eines Unbekannten; als Folge der<br />
nahezu allabendlichen Vergewaltigungen wurde Jack gezeugt und in der<br />
Gefangenschaft geboren. »Ich will eine andere Geschichte!«, beschwert<br />
sich der Junge, als Joy ihm die Illusion über seine behütete Welt nehmen<br />
will. Doch die Mutter bleibt hart: Es gibt Anzeichen, dass ihre Lage bald<br />
noch bedrohlicher werden könnte, und auf eine Flucht kann sie nur hoffen,<br />
wenn ihr Sohn dabei den Hauptpart übernimmt.<br />
»Raum« knüpft an reale Vorbilder wie den österreichischen Fall Fritzl an,<br />
doch das Drehbuch der irisch-kanadischen Schriftstellerin Emma Donoghue<br />
blendet wie schon in ihrer Romanvorlage die Figur des Täters weitgehend<br />
aus. »Old Nick« bleibt durchweg schemenhaft und ominös, auch<br />
wenn der Film es vermeidet, ihn als das »reine Böse« zu inszenieren. In<br />
den Fokus rückt damit zwangsläufig die intime Beziehung zwischen Mutter<br />
und Sohn, die von dem sensiblen Zusammenspiel zwischen Brie Larson<br />
und dem außergewöhnlichen Kinderdarsteller Jacob Tremblay lebt und<br />
vor allem beim Planen und Ausführen der Flucht eine enorme Spannung<br />
entfaltet.<br />
Die Inszenierung des hermetischen Schauplatzes, an dem fast der ganze<br />
erste Teil des Films spielt, trägt das ihre zur Wirkung bei: Klug gewählte,<br />
sich nicht wiederholende Kameraeinstellungen, die zwischen ruhiger Beobachtung<br />
und Detailaufnahmen wechseln, und das überraschende Cinemascope-Format<br />
machen den Schutzraum erkennbar, den sich die Eingesperrten<br />
in ihrem Gefängnis zum Überleben geschaffen haben.<br />
Wenn sich mit dem Vordringen in die Außenwelt im zweiten Teil der Blickwinkel<br />
von Jack (und damit auch der des Films) weitet, gelingt es der Insze-<br />
5
Die aktuelle Reihe<br />
nierung, auch den Zuschauer über die im Grunde völlig alltäglichen Bilder<br />
einer amerikanischen Kleinstadt staunen zu lassen. Noch immer extrem<br />
nah an der jungen Hauptfigur, dringt die Dichte der Eindrücke ungefiltert<br />
ein und lässt den Mikrokosmos des Schuppen-Raums im Vergleich dazu<br />
beruhigend überschaubar wirken. Die Welt außerhalb ist alles andere als<br />
perfekt und hält auch ihre eigenen Herausforderungen bereit.<br />
The Lady in the Van<br />
In den 1970er-Jahren parkt eine exzentrische ältere Obdachlose ihr klappriges<br />
Wohnmobil in der Einfahrt des englischen Dramatikers Alan Bennett,<br />
woraus sich eine Dauersituation entwickelt, die den Autor wie seine<br />
Nachbarschaft in Camden Town, London, 15 Jahre lang beschäftigt.<br />
Alan Bennett ist der wohl bekannteste Bewohner dieser Straße – neben<br />
Miss Shepherd. Als berühmter Autor klassischer Theaterstücke beansprucht<br />
er ebenfalls eine gewisse Art von Exzentrik, die sich in der typisch<br />
beiläufigen, wenn auch ein wenig versnobten Art äußert, in der man in den<br />
distinguierten Kreisen von Literaten, Linken und Tweet-Trägern anscheinend<br />
untereinander verkehrt. Bennett ist kein Mensch, der leichtfertig<br />
über andere richtet. So hat er ein gewisses Verständnis für die missliche<br />
Lage, in der sich Miss Shepherd befindet. Auch wenn er sie nicht sonderlich<br />
sympathisch findet (was auf Gegenseitigkeit beruht), lässt er den Bedford<br />
in seiner Hofeinfahrt parken, da ein Dauerparken auf öffentlichen<br />
Wegen nicht erlaubt ist.<br />
Dass aus diesem Arrangement schließlich 15 Jahre werden sollten, war anfangs<br />
nicht abzusehen, aber auch nicht weiter verwunderlich – bei dieser<br />
Konstellation! Was in diesen Jahren alles passiert ist, umkreist Bennetts<br />
Theaterstück »The Lady in the Van«, das 1999 mit großem Erfolg auf den<br />
Londoner Westend-Bühnen aufgeführt wurde. 15 Jahre später hat sich der<br />
inzwischen 80-jährige Bennett mit dem Theater- und Filmregisseur Nicholas<br />
Hytner daran gemacht, das Stück für die Leinwand zu adaptieren.<br />
Und wer anders als Maggie Smith sollte Miss Shepherd spielen, die bereits<br />
1999 mit dieser Rolle auf der Bühne reüssierte?<br />
So ist also der Film »Lady in the Van« entstanden, über eine Frau mit Geheimnissen,<br />
einen Mann mit Meriten, einen schon bald gewöhnungsbedürftig<br />
gelben Bedford und eine illustre, erstaunlich nachsichtige Nachbarschaft<br />
(wenn man an all den Müll auf der Straße denkt, vom Geruch<br />
ganz zu schweigen). Hytner hatte eigentlich nicht viel mehr zu tun, als seine<br />
von Andrew Dunn vorzüglich geführte Kamera laufen zu lassen. Alles<br />
andere stand im bewährten, mit überraschenden Twists versehenen Buch<br />
und wird von Maggie Smith, dem kaum weniger wichtigen Alex Jennings<br />
(als Bennett) und den immer wieder amüsant-skurrilen Sidekicks wie Jim<br />
6
Die aktuelle Reihe<br />
Broadbent, Roger Allam und Frances de la Tour sehr britisch vorgetragen.<br />
Für eine wahre Geschichte ist der Plot geradezu märchenhaft, wenn man<br />
an das dunkle, höchst bizarre Geheimnis von Miss Shepherd denkt oder<br />
den Gleichmut und die Sympathie, mit der die Menschen einer stinkenden<br />
alten Pennerin begegnen.<br />
Café Waldluft<br />
Ein Berchtesgadener Traditionshotel beherbergt seit zwei Jahren Menschen<br />
aus Syrien, Afghanistan und Sierra Leone, die in Deutschland Asyl<br />
suchen.<br />
Der Dokumentarist Matthias Koßmehl schaut grundoptimistisch, wenn<br />
auch nicht idealisierend auf dieses inmitten von bayerischen Umzügen<br />
und Touristenbusladungen situierte transkulturelle Nebeneinander.<br />
Anfangs sei es noch »a bisserl exotisch« gewesen, erzählt Flora, unschöne<br />
Anrufe habe es gegeben, man kann es sich ausmalen. Koßmehl aber<br />
sucht nicht die Konfrontation mit der erhitzten Stimmungslage, die derzeit<br />
fast jede Flüchtlingsdebatte bestimmt. Sein Blick gilt vielmehr dem<br />
Zusammenleben unter den Bedingungen des Wartens – auf Papiere, Genehmigungen,<br />
auf das Wiedersehen mit den entfernt lebenden Familien.<br />
Zugleich umkreist der Film durch die verschiedenen Biografien hindurch<br />
den Heimatbegriff als höchst subjektives und bewegliches Konzept. Interessant<br />
wird es, weil die Geschichten von Hamshid und Hardy, die jeder auf<br />
seine Weise unter starkem Heimweh und Einsamkeit leiden, neben denen<br />
der Österreicherin Flora und der aus Ostdeutschland stammenden Maria<br />
stehen. Die Köchin kann sich selbst noch gut an die abschätzigen Blicke<br />
nach dem Mauerfall erinnern. Inzwischen hat sie, die immer noch breit<br />
sächselt, in den bayerischen Bergen ihr zu Hause gefunden. Viele Jahre hat<br />
sie im Café Waldluft bedient und ein schönes Trinkgeld bekommen – »das<br />
ist jetzt alles futsch«.<br />
Die heile Welt, der so mancher Gast nachtrauert, ist, so stellt sich heraus,<br />
das Café Waldluft indes nie gewesen. Einmal erzählt Flora von der bewegenden<br />
Geschichte des Hauses: der frühere Eigentümer floh vor den Nazis<br />
nach Amerika, der Schwiegervater kaufte das Anwesen, nachdem er aus<br />
seinem früheren Hotel am Obersalzberg ausquartiert worden war. Während<br />
des Zweiten Weltkrieges war die Waldluft eine Station für die Kinderlandverschickung.<br />
Die Fassade des Hauses ziert ein Wandgemälde, es zeigt<br />
Kriegsszenen.<br />
FILMDIENST 2016/5-6-7-8<br />
7
Wunschfilm<br />
Hail, Caesar!<br />
Donnerstag<br />
4.8.2016<br />
Freitag<br />
5.8.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
HAIL, CAESAR!<br />
USA 2016<br />
Regie und Buch:<br />
Joel Coen,<br />
Ethan Coen<br />
Kamera:<br />
Roger Deakins<br />
Musik:<br />
Carter Burwell<br />
Darsteller:<br />
Josh Brolin,<br />
George Clooney,<br />
Alden Ehrenreich,<br />
Ralph Fiennes,<br />
Scarlett Johansson,<br />
Tilda Swinton<br />
106<br />
ab 0<br />
bes. wertvoll<br />
Eddie Mannix verschlägt es die Sprache. Als Executive des Hollywood-Studios<br />
Capitol Pictures ist er zu Beginn der 1950er-Jahre eine Art Mädchen<br />
für alles und trägt dabei die Sünden der (Film-)Welt auf seinen Schultern.<br />
Die neueste Strapaze: Mannix soll sich von führenden Vertretern der<br />
Glaubensgemeinschaften eine an »Ben Hur« angelehnte Verfilmung des<br />
Lebens Jesu mit dem Titel »Hail, Caesar!« absegnen lassen. Ansonsten<br />
fängt der »Fixer« flügge gewordene Starlets ein, dirigiert Klatschreporter<br />
und besänftigt Regisseure, die an ihrem Hauptdarsteller verzweifeln. Zugleich<br />
müssen die Ehen und die uneheliche Schwangerschaft von Wassernixen-Darstellerin<br />
DeeAnna vertuscht werden, die wie Esther Williams<br />
durch ihre synchronschwimmenden Komparsinnen hechtet, ansonsten<br />
aber das messerscharfe Mundwerk eines Haifischs besitzt. Und dann wird<br />
zu allem Überfluss auch noch Baird Whitlock, der Römer-Hauptdarsteller<br />
von »Hail, Caesar!« entführt: »Die Zukunft« nennen sich die kommunistischen<br />
Entführer aus unterbezahlten Statisten und Drehbuchautoren, die<br />
ihre Ideen klammheimlich in große Hollywood-Filme und nun in den eher<br />
kleinen Geist ihres Entführungsopfers zu schmuggeln versuchen.<br />
Ein mit virtuoser Eleganz und großer Leichtigkeit zwischen Persiflage und<br />
Hommage pendelnder Film über die »Goldene Ära« Hollywoods. Das vergnügliche<br />
Schwelgen in Studiokulissen, die kongeniale Besetzung sowie<br />
die perfekte Nachbildung »klassischer« Hollywood-Standards geben der<br />
mäandernden Geschichte einen betörenden Widerschein, hinter deren<br />
schillernder Oberfläche durchaus auch gesellschafts- und kulturpolitische<br />
Missstände aufleuchten. FILMDIENST 2016/5<br />
8
Das Tagebuch der<br />
Anne Frank<br />
Die aktuelle Reihe<br />
Die Franks ziehen 1934 aus Frankfurt nach Amsterdam. Anne und ihre<br />
Schwester Margot versuchen, in der neuen Umgebung heimisch zu werden.<br />
Die Ruhepause hält nicht lange an. Die deutschen Truppen besetzen<br />
sechs Jahre später das Land, die Situation der Familie verschlechtert sich<br />
zunehmend. Als Margot deportiert werden soll, greift Otto Frank auf einen<br />
von langer Hand organisierten Plan zurück. Er nutzt das Hinterhaus<br />
seines Firmensitzes als Versteck. Der Alltag muss von nun an auf 50 Quadratmetern<br />
stattfinden. Nach und nach ziehen weitere Untergetauchte ein<br />
und teilen miteinander die ständige Angst, entdeckt zu werden. Kontakt<br />
zur Außenwelt halten sie über das Radio und die Besuche ihrer Helfer. Eine<br />
Zeit lang scheint die unfreiwillige Kommune einen Halt zu bieten: Man<br />
lacht und weint gemeinsam, lebt Konflikte aus und begleitet die Jugendlichen<br />
durch die ohnehin schwierige Pubertät. Zu ihrem 13. Geburtstag<br />
bekommt Anne ein Tagebuch, in das sie von nun an ihre Beobachtungen<br />
einträgt.<br />
Mit einer höchst eindrucksvollen Hauptdarstellerin zeichnet der Film eine<br />
lebenshungrige, schlagfertige Jugendliche, die mit sich und anderen ringt<br />
und trotz aller Anspannung und Gefahr auf die Versprechungen der Liebe<br />
hofft. Dabei findet er einen respektvollen Umgang mit dem weltbekannten<br />
Tagebuch, das er dezent aktualisiert, ohne seine Authentizität zu schmälern.<br />
FILMDIENST 2016/5<br />
Donnerstag<br />
11.8.2016<br />
Freitag<br />
12.8.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
128<br />
DAS TAGEBUCH DER<br />
ANNE FRANK<br />
Deutschland 2016<br />
Regie:<br />
Hans Steinbichler<br />
Buch:<br />
Fred Breinersdorfer<br />
nach der Vorlage von<br />
Anne Frank<br />
Kamera:<br />
Bella Halben<br />
Musik:<br />
Sebastian Pille<br />
Darsteller:<br />
Lea van Acken,<br />
Martina Gedeck,<br />
Ulrich Noethen,<br />
Stella Kunkat,<br />
André Jung<br />
bes. wertvoll<br />
ab 12<br />
9
Familienkino<br />
The Jungle Book<br />
Sonntag<br />
14.8.2016<br />
14.30 Uhr<br />
THE JUNGLE BOOK<br />
USA 2016<br />
Regie:<br />
Jon Favreau<br />
Buch:<br />
Justin Marks<br />
nach der Vorlage von<br />
Rudyard Kipling<br />
Kamera:<br />
Bill Pope<br />
Musik:<br />
John Debney<br />
Darsteller:<br />
Neel Sethi<br />
106<br />
In der ersten Szene heftet sich die scheinbar schwerelose Kamera wortwörtlich<br />
an die Fersen des Menschenjungen Mogli, der seit seiner Geburt<br />
bei einem Wolfsrudel lebt. Sie folgt ihm über Äste und Abgründe und führt<br />
so auch das Publikum immer tiefer in den indischen Dschungel hinein. Bis<br />
sich alles als recht harmloser Wettlauf entpuppt, zwischen Mogli und seinem<br />
Mentor, dem weisen schwarzen Panther Baghira. An Idylle ist trotzdem<br />
nicht zu denken. Denn der Tiger Shir Khan, der mit den Menschen<br />
schlechte Erfahrungen gemacht hat, hält Mogli für eine Gefahr. Der Junge<br />
soll deshalb die Tiergemeinschaft verlassen. Und weil dem Tiger nicht zu<br />
trauen ist, macht Mogli sich tatsächlich bald alleine auf den Weg – um nur<br />
wenig später in dem behäbigen Bären Balu, einem trickreichen Faulpelz,<br />
einen neuen Freund zu finden.<br />
Abgesehen vom einzigen menschlichen Darsteller ist auch das neue »Jungle<br />
Book« ein Animationsfilm; nur eben einer, der aufgrund seiner fotorealistischen<br />
Qualitäten so echt daherkommt, dass eine Unterscheidung<br />
zwischen realer und digitaler Wirklichkeit mit bloßem Auge kaum noch zu<br />
treffen ist.<br />
Was die tricktechnische Umsetzung angeht, so ist dieser Abenteuerfilm<br />
schlicht fulminant.<br />
Und sie findet einen weiteren Höhepunkt in der Darstellung der unterschiedlichen<br />
Tierarten, deren Körper und deren anmutende fließende Bewegungen<br />
so real wie nur möglich erscheinen. FILMDIENST 2016/8<br />
ab 6<br />
Empfehlung: ab 8<br />
10
Filmperle<br />
Ein Mann namens Ove<br />
Wenn Ove aus dem Haus geht, bleiben seine Mitmenschen besser auf<br />
Abstand. »Idioten!«, ist der Lieblingsausspruch des 60-jährigen Mannes,<br />
der ihm beständig auf den Lippen schwebt, wenn er die heutige Gesellschaft<br />
betrachtet. Und den er unbekümmert um mögliche Ohrenzeugen<br />
ausspricht. Gelegenheit dazu hat er reichlich: Sei es im Blumenmarkt,<br />
wo er des Rabatts wegen zwei Sträuße kaufen muss, obwohl er nur einen<br />
braucht. Sei es bei der Arbeit, wo die jungen Mitarbeiter auf der »Unsitte«<br />
der Mittagspause bestehen. Oder in der Wohnanlage, wo Ove auf seinen<br />
Kontrollgängen immer wieder Zigarettenkippen aufsammelt, den Müll<br />
der Nachbarn umsortiert und Tiere anschnauzt, egal ob angeleinte Hunde<br />
oder herrenlose Katzen. Auf schlecht eingeparkte Autos klebt er Zettel,<br />
und falsch abgestellte Fahrräder werden gar konfisziert. Kein Wunder,<br />
dass Oves Nachbarn gegenüber dem grummelnden Griesgram auch keine<br />
sonderlich freundlichen Gefühle hegen. An ihm perlt Feindseligkeit jedoch<br />
ab, umso mehr, als er seit dem kürzlichen Tod seiner Frau Sonja seine<br />
noch ausstehende Lebenszeit ohnehin für begrenzt hält.<br />
Eine in der Hauptrolle ideal besetzte, hervorragend inszenierte Komödie<br />
über die Läuterung eines Misanthropen. Der souverän zwischen Emotionen<br />
und trockenem Witz ausbalancierte Film überzeugt auch als unaufdringlicher<br />
Appell an mehr Mitmenschlichkeit. FILMDIENST 2016/7<br />
Donnerstag<br />
18.8.2016<br />
Freitag<br />
19.8.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
EN MAN SOM HETER OVE<br />
Schweden 2015<br />
Regie und Buch:<br />
Hannes Holm<br />
nach der Vorlage von<br />
Fredrik Backman<br />
Kamera:<br />
Göran Hallberg<br />
Musik:<br />
Gaute Storaas<br />
Darsteller:<br />
Rolf Lassgård,<br />
Filip Berg,<br />
Ida Engvoll,<br />
Bahar Pars,<br />
Tobias Almborg<br />
117<br />
bes. wertvoll<br />
ab 12<br />
11
Die aktuelle Reihe<br />
Raum<br />
Donnerstag<br />
25.8.2016<br />
Freitag<br />
26.8.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
ROOM<br />
Irland/Kanada 2015<br />
Regie:<br />
Lenny Abrahamson<br />
Buch:<br />
Emma Donoghue<br />
nach ihrem Roman »Raum«<br />
Kamera:<br />
Danny Cohen<br />
Musik:<br />
Stephen Renniks<br />
Darsteller:<br />
Brie Larson,<br />
Jacob Tremblay,<br />
Joan Allen,<br />
William H. Macy,<br />
Sean Bridgers<br />
118<br />
bes. wertvoll<br />
Dieser Kosmos umfasst kaum mehr als zehn Quadratmeter. Die Wände<br />
sind dick und schallisoliert, die Tür aus Stahl. Den einzigen Blick in die<br />
Außenwelt erlaubt ein Oberlicht. Trotz der Enge fühlt sich der fünfjährige<br />
Jack jedoch nicht als Gefangener in dem Zimmer, das er mit seiner Mutter<br />
bewohnt. Sein Alltag ist vielseitig: Fernsehen, Spielen, Sport, Baden, Essen,<br />
Zuhören, wenn seine Mutter ihm Geschichten vorliest. Jack vermisst<br />
nichts, denn er kennt nichts anderes als dieses begrenzte Zuhause, das er<br />
einfach »Raum« nennt. Die dort vorhandenen Gegenstände hält er für einzigartig.<br />
Das Leben dieses Kindes, wie es in den ersten zehn Minuten von Lenny Abrahamsons<br />
Film ausgebreitet wird, ist bei allen Beschränkungen abwechslungsreich<br />
und abenteuerlich: wie ein Spiel, das auch gruselige, aus Sicht<br />
des Jungen aber harmlose Abschnitte beinhaltet. Etwa die Nächte, wenn<br />
ihm sein Bett im Schrank zurechtgemacht wird, und er durch die Spalten<br />
im Holz die Ankunft des undeutlich erkennbaren Mannes beobachtet, den<br />
er und seine Mutter nur »Old Nick« nennen: Das Piepen, wenn dieser den<br />
Türcode eingibt, die wenigen, leise gewechselten Worte, bevor für lange<br />
Zeit nur noch das heftige Quietschen des Bettes zu hören ist.<br />
Außergewöhnlich dicht inszeniertes Drama, das sich geschickt die Perspektive<br />
des Jungen auf die gewalttätigen Vorgänge aneignet, ohne diese zu<br />
banalisieren. Die einfallsreiche Kameraführung beeindruckt ebenso wie<br />
das brillant verkörperte Mutter-Sohn-Gespann und die dramaturgische<br />
Weigerung, simple Lösungswege zu beschreiten. FILMDIENST 2016/6<br />
ab 12<br />
12
Filmperle<br />
Spotlight<br />
Ein Großteil der Handlung spielt in den Redaktionsräumen des »Boston<br />
Globe« und kreist um die investigative Arbeit eines Teams der Zeitung,<br />
das für seine Berichte später mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet<br />
wurde. Dabei wird nicht unter den Tisch gekehrt, dass auch die Reporter<br />
des »Boston Globe« viele Jahre zuvor schon um die Vorgänge gewusst haben.<br />
Nicht nur katholische Priester waren an der Vertuschung der Missbrauchsfälle<br />
schuld, sondern auch höchste Würdenträger der Erzdiözese<br />
Boston einschließlich deren Kardinals Bernard F. Law trugen daran eine<br />
Mitverantwortung.<br />
Hier und da waren Einzelheiten in die Öffentlichkeit durchgesickert, aber<br />
alle, die Kenntnis davon hatten, praktizierten eine Kultur des Wegsehens<br />
und des Schweigens um des größeren Ganzen willen. Auch in den Etagen<br />
des »Boston Globe« bedurfte es erst eines aus Miami importierten neuen<br />
Redaktionsleiters, der das alle Institutionen der Stadt durchdringende<br />
katholische Establishment mit nüchterner, zu publizistischer Aktivität<br />
mahnender Skepsis betrachtete. Auf diese Weise konnte ein kleines Journalistenteam<br />
mit der Sisyphusarbeit der Exhumierung unter Verschluss<br />
gehaltener Akten und lange vernachlässigten Beweismaterials beginnen.<br />
Der an tatsächlichen Vorgängen orientierte, brillant gespielte Film arbeitet<br />
detailliert den Skandal auf, wobei er inszenatorisch sensibel die Nähe zu<br />
Dokumentarfilmen sucht, ohne dadurch an Spannung und Anteilnahme<br />
zu verlieren. Vor allem ist er auch ein leidenschaftliches Plädoyer für den<br />
investigativen Printjournalismus. FILMDIENST 2016/4<br />
Donnerstag<br />
1.9.2016<br />
Freitag<br />
2.9.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
129<br />
SPOTLIGHT<br />
USA 2015<br />
Regie:<br />
Tom McCarthy<br />
Buch:<br />
Tom McCarthy,<br />
Josh Singer<br />
Kamera:<br />
Masanobu Takayanagi<br />
Musik:<br />
Howard Shore<br />
Darsteller:<br />
Mark Ruffalo,<br />
Michael Keaton,<br />
Rachel McAdams,<br />
Liev Schreiber,<br />
John Slattery<br />
ab 0<br />
13
Familienkino<br />
Rico, Oskar und der<br />
Diebstahlstein<br />
Sonntag<br />
4.9.2016<br />
14.30 Uhr<br />
RICO, OSKAR UND DER DIEB-<br />
STAHLSTEIN<br />
Deutschland 2016<br />
Regie:<br />
Neele Leana Vollmar<br />
Buch:<br />
Martin Gypkens<br />
nach der Vorlage von<br />
Andreas Steinhöfel<br />
Kamera:<br />
Felix Novo de Oliveira<br />
Musik:<br />
Oliver Thiede<br />
Darsteller:<br />
Anton Petzold,<br />
Juri Winkler,<br />
Karoline Herfurth,<br />
Ronald Zehrfeld,<br />
Ursela Monn<br />
»Rico, Oskar und der Diebstahlstein« beginnt mit einem Versprechen. Rico<br />
hat nämlich geerbt, und zwar von Fitzke aus dem vierten Stock. Jahrelang<br />
hat dem Miesepeter »das Herz auf der Nase rumgetanzt«, und eines Morgens<br />
hat es dann nicht mehr getanzt. Doch vor seinem Tod hat Fitzke Rico<br />
noch seine wertvolle Steinzucht hinterlassen. Kaum hat Rico geschworen,<br />
das Erbe zu ehren, wird Ricos Lieblingsexemplar, der »Kalb-stein«, gestohlen.<br />
Versprochen ist versprochen, und so ist klar, dass Rico den Stein<br />
wiederfinden muss. Weil er immer genau hinschaut, ist eine Verdächtige<br />
schnell ausgemacht. Und so sitzen Rico und Oskar im Nu mit Hund Porsche,<br />
aber ohne Fahrschein im Zug Richtung Ostsee. Ganz allein, denn Ricos<br />
Mama Tanja ist mit Simon Westbühl im »Knutschurlaub«, und auf Oskars<br />
schwermütigen Papa Lars wollen die Kinder nicht bauen.<br />
Raus aus der Stadt, ohne Eltern – kann es für zwei Kinder etwas Aufregenderes<br />
geben?<br />
Dabei rücken auch kleine Unstimmigkeiten und Spannung zwischen den<br />
Freunden ins Zentrum der feinfühlig inszenierten Geschichte, in der viele<br />
Fäden aus den früheren Filmen verbunden werden. Bravourös nimmt die<br />
Inszenierung die Perspektive der über sich hinauswachsenden Kinder ein,<br />
ohne je in Albernheiten oder Besserwisserei abzugleiten.<br />
FILMDIENST 2016/9<br />
94<br />
bes. wertvoll<br />
ab 0<br />
Empfehlung:<br />
ab 6<br />
14
Die aktuelle Reihe<br />
The Lady in the Van<br />
Man kann nicht behaupten, dass Miss Shepherd ein einnehmender Charakter<br />
sei. Obgleich eine distinguierte Dame fortgeschrittenen Alters,<br />
pflegt sie ihre eigenen Vorstellungen von Höflichkeit, Bestimmtheit und<br />
Unaufdringlichkeit. Wenn es um ihre Privatsphäre geht, kann sie durchaus<br />
raue Töne anschlagen, und auch sonst ist sie nicht unbedingt die Liebenswürdigkeit<br />
in Person. Aber sie hat sich entschieden, in eine der ruhigeren<br />
Seitenstraßen in Camden Town, London zu ziehen – zumindest für<br />
ein paar Wochen.<br />
Es ist beileibe nicht so, dass die Nachbarschaft über den Zuzug Freudensprünge<br />
machen würde, aber man hat hier in der Gegend genug Platz,<br />
um sich aus dem Weg zu gehen. Zumal man hier einer politischen Kaste<br />
angehört, die als linksliberal zu bezeichnen nicht falsch wäre und die daher<br />
eine gewisse unverbindliche Offenherzigkeit gegenüber seltsamen<br />
Menschen an den Tag zu legen pflegt.<br />
Miss Shepherd wohnt auf der Straße; in dem zunächst grauen 1957er Bedford<br />
CA-Van, mit dem sie jüngst in die Straße einbog. Der kleine Lieferwagen<br />
ist innen erstaunlich geräumig, auch wenn Miss Shepherd über die<br />
Jahre ziemlich viel Hausrat angesammelt hat.<br />
Die treffliche Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Bennett lebt<br />
von bittersüßen Dialogen sowie der hinreißenden Schauspielkunst der<br />
Hauptdarstellerin. Trotz des befremdlichen Sujets und der kauzigen Charaktere<br />
entlockt die Inszenierung der wahren Geschichte märchenhafte<br />
Töne und zu Herzen gehende Momente. FILMDIENST 2016/8<br />
Donnerstag<br />
8.9.2016<br />
Sonntag<br />
11.9.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
106<br />
THE LADY IN THE VAN<br />
Großbritannien 2015<br />
Regie:<br />
Nicholas Hytner<br />
Buch:<br />
Alan Bennett<br />
nach dem gleichnamigen<br />
Theaterstück<br />
Kamera:<br />
Andrew Dunn<br />
Musik:<br />
George Fenton<br />
Darsteller:<br />
Maggie Smith,<br />
Alex Jennings,<br />
Roger Allam,<br />
Deborah Findlay,<br />
Jim Broadbent<br />
ab 6<br />
15
Wunschfilm<br />
Freunde fürs Leben<br />
Donnerstag<br />
15.9.2016<br />
Freitag<br />
16.9.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
TRUMAN<br />
Spanien/Argentinien 2015<br />
Regie:<br />
Cesc Gay<br />
Buch:<br />
Tomás Aragay,<br />
Cesc Gay<br />
Kamera:<br />
Andreu Rebés<br />
Musik:<br />
Nico Cota,<br />
Toti Soler<br />
Darsteller:<br />
Ricardo Darin,<br />
Javier Cámara,<br />
Dolores Fonzi,<br />
Eduard Fernández<br />
113<br />
ab 0<br />
Der Hund sei der beste Freund des Menschen, sagt das Sprichwort, und<br />
tatsächlich sind Julián nur noch wenige andere Freunde geblieben: Seine<br />
Cousine Paula und Tomás (Javier Cámara), ein Freund aus Kindheitstagen,<br />
der mit seiner Frau und seinen Kindern im fernen Toronto lebt. Von seiner<br />
eigenen Frau ist Julián getrennt, mit seinem Sohn, der in Amsterdam studiert,<br />
hat er wenig Kontakt.<br />
Tomás und Julián sind beide über 50, beste Freunde, aber grundverscheiden:<br />
Der Informatiker Tomás hat sein Leben bis in die letzten Winkel hinein<br />
perfekt durchorganisiert, bei Julián hingegen ist alles improvisiert<br />
und chaotisch. So kommt Tomás mit einem exakt limitierten Zeitplan nach<br />
Madrid, da Julián seine Hilfe braucht. Der Schauspieler hat Krebs im Endstadium<br />
und möchte mit Tomás’ Hilfe eine neue Bleibe für Truman finden,<br />
denn das Wohl des Hundes ist scheinbar das einzige, was den ebenso sarkastischen<br />
wie einsamen Argentinier noch interessiert.<br />
Tomás begleitet Julián auf seinen letzten Besorgungen: zu seinem Hausarzt,<br />
dem er mitteilt, dass er keine weiteren Chemotherapien mehr<br />
wünscht, zum Tierarzt, bei dem sich Julián besorgt nach eventuellen psychischen<br />
Folgeschäden durch den Verlust des Herrchens erkundigt, und zu<br />
möglichen Pflegefamilien für das Tier.<br />
Dem von zwei großartigen Darstellern getragenen Drama gelingt eine brillante<br />
Gratwanderung zwischen Trauer und Humor, Tod und ungebremster<br />
Lebensfreude. Die Inszenierung verbindet Situationskomik und Alltagsgeschichten<br />
mit existenzieller Tiefe, ohne je in Stereotype oder sentimentale<br />
Klischees abzugleiten. FILMDIENST 2016/4<br />
16
Die aktuelle Reihe<br />
Café Waldluft<br />
Ein Stammgast will fast auf dem Absatz umdrehen. Aus den offen stehenden<br />
Fenstern schallen fremdartige Klänge, und auch die Menschen auf der<br />
Terrasse sind mit Touristen kaum zu verwechseln. Das Traditionshotel in<br />
Berchtesgaden, in alten Anzeigen als Pensionsbetrieb beworben, ganzjährig<br />
geöffnet und in »staubfreier Höhe, direkt am Wald«, hat als Oase für<br />
Heile-Welt-Bedürfnisse ausgedient. Anstelle der alten Attraktionswerte<br />
– die spektakuläre Bergkulisse des Watzmann und das triviale Geplänkel<br />
der Touristen – sind Geschichten gerückt, die sich mit Zerstreuung und<br />
Erbauung nur schlecht vertragen. Seit zwei Jahren beherbergt das Café<br />
Waldluft unter der Führung der grundgütigen Inhaberin Flora, die einmal<br />
als »fesche Wirtin« betitelt wird, mehr als 30 Flüchtlinge aus Syrien,<br />
Afghanistan oder Sierra Leone, die in Deutschland Schutz und eine neue<br />
Heimat suchen. Flora wird von ihnen respektvoll »Mama« genannt. In der<br />
Küche gart der Basmati-Reis auf dem Herd, die rotwangige Wirtin schiebt<br />
einem schwarzen Jungen ein Stück Kalbswurst in den Mund, Abends wird<br />
gemeinsam »Nomaden der Lüfte« angeschaut.<br />
Mit einem grundoptimistischen Blick beobachtet der Dokumentarfilm das<br />
interkulturelle Miteinander unter Leitung der Inhaberin, wobei er vor allem<br />
auf das Zusammenleben unter den Bedingungen des Wartens abhebt<br />
und die Vorstellungen von Heimat als höchst subjektives Konzept enthüllt.<br />
Ein angenehm »bescheidener« Beitrag zur Debatte um Asyl und Integration<br />
fern von jeder Empörungsrhetorik, aber auch ohne Welterklärungsdrang.<br />
FILMDIENST 2016/7<br />
Donnerstag<br />
22.9.2016<br />
Freitag<br />
23.9.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
84<br />
CAFÉ WALDLUFT<br />
Deutschland 2015<br />
Regie und Buch:<br />
Matthias Koßmehl<br />
Kamera:<br />
Bastian Esser<br />
Musik:<br />
André Feldhaus<br />
ab 12<br />
17
Wunschfilm<br />
Alle Katzen sind grau<br />
Donnerstag<br />
29.9.2016<br />
Freitag<br />
30.9.2016<br />
jeweils 20.00 Uhr<br />
TOUS LES CHATS SONT GRIS<br />
Belgien 2014<br />
Regie:<br />
Savina Dellicour<br />
Buch:<br />
Savina Dellicour,<br />
Matthieu de Braconier<br />
Kamera:<br />
Thomas Buelens<br />
Musik:<br />
Wim Coryn<br />
Darsteller:<br />
Bouli Lanners,<br />
Anne Coesens,<br />
Manon Capelle,<br />
Dune de Braconier<br />
88<br />
Es ist Sonntag. Eltern und Großeltern unterhalten sich im Esszimmer.<br />
Dorothy und ihre kleine Schwester stöbern auf dem Dachboden in alten<br />
Kisten herum. Sie finden Kostüme und verkleiden sich. Als die Mutter ihre<br />
Töchter in diesem Aufzug sieht, flippt sie aus. Sie reißt den Mädchen die<br />
Kleider vom Leib. Die 15-jährige Dorothy wird nicht schlau aus der Mutter,<br />
die nach diesem Ausbruch, wie so oft, unnahbar und abweisend wirkt.<br />
Solange sie denken kann, fühlt sich Dorothy als das hässliche Entlein der<br />
Familie. Ihre beste Freundin Claire beruhigt sie. Ihre Mutter sei doch ihre<br />
Mutter. Natürlich würde sie Dorothy lieben. Doch Dorothys Zweifel bleiben.<br />
Paul ist Ende 40 und verdingt sich mehr schlecht als recht als Privatdetektiv.<br />
Nach ein paar Jahren in England ist er gerade in seine Heimat Brüssel<br />
zurückgekehrt – die Stadt, in der auch seine Tochter lebt. Diese Tochter ist<br />
Dorothy, die nichts von ihrem biologischen Vater weiß. Sie ahnt lediglich,<br />
dass in ihrer Familie etwas nicht stimmt. Paul beginnt Dorothy aufzulauern,<br />
sie aus der Ferne zu beobachten und zu fotografieren.<br />
Was auf den ersten Blick wie eine konstruierte Dreiecksgeschichte um Familie<br />
und Identität erscheint, entfaltet sich unter der psychologisch feinfühligen<br />
Inszenierung zu einem filigranen Drama voller Zwischentöne und<br />
Abgründe. Spannend wie im Krimi verweben sich die Perspektiven von<br />
Mutter, Tochter und vermeintlichem Vater zu einem vielschichtigen Film<br />
über Schein und Sein, getragen von einem perfekt harmonierenden Schauspieler-Trio.<br />
FILMDIENST 2016/7<br />
ab 12<br />
18
Der Verein<br />
Kinoprogrammpreis für 2015<br />
Bereits zum 16. Mal und im achten Jahr in Folge konnten wir die begehrte<br />
Auszeichnung der Mediengesellschaft nordmedia entgegennehmen. In<br />
der Kategorie nichtgewerbliche Filmtheater erhielten wir den Preis für die<br />
Gestaltung eines hervorragenden Jahresfilmprogramms. In diesem Jahr<br />
fand die Preisverleihung am 24. Juni in Osnabrück statt. Für das Kommunale<br />
Kino Achim haben Karin Feldmann und Detlev Fechtmann den Preis<br />
entgegengenommen. Verliehen wurde er von dem Regisseur und Schauspieler<br />
Detlev Buck und seiner Tochter Bernadette Knoller, die Ihren Debutfilm<br />
„Ferien“ vorstellte, und Thomas Schäffer, Geschäftsführer der<br />
nordmedia.<br />
Impressum<br />
19<br />
Foto-Ecke Fietze KG<br />
FOTO<br />
Obernstraße 50<br />
28832 Achim<br />
ECKE<br />
Telefon (<strong>04</strong>202) 83311<br />
Telefax (<strong>04</strong>202) 84151<br />
Foto-Fachgeschäft<br />
und Bildeinrahmungen<br />
Herausgeber:<br />
Kommunales Kino<br />
Achim e.V.<br />
http://www.koki-achim.de<br />
Redaktion:<br />
Detlev Fechtmann<br />
(V.i.S.d.P.),<br />
Karin Feldmann<br />
Layout und Satz:<br />
Secret Promotion<br />
Marketing Management<br />
Druck:<br />
copy & more<br />
Namentlich<br />
gekennzeichnete<br />
Beiträge entsprechen<br />
nicht unbedingt der<br />
Meinung der<br />
Redaktion.<br />
Das Koki-Programmheft<br />
erscheint 5x im Jahr.
Freuen Sie Sich auf…<br />
…und wir würden uns<br />
freuen, wenn Sie unserem<br />
Verein beitreten würden.<br />
Die Beitrittserklärungen<br />
liegen für Sie an der Kasse<br />
bereit.<br />
DIE SCHÖNEN SEITEN DES LEBENS<br />
Täglich ab 9 Uhr<br />
Mittwoch und Samstag ab 8 Uhr<br />
Sonntag ab 10 Uhr<br />
Obernstraße 38 · 28832 Achim · Tel. <strong>04</strong>202 63377<br />
www.atriumachim.de<br />
Wir bieten:<br />
Raucherraum, Sky-Sportsbar, Frühstück,<br />
Mittagstisch, Kuchen, Abendkarte,<br />
Cocktail-Happy-Hour und Hot-Spot