08.12.2012 Aufrufe

GESCHÄFTSBERICHT 2002 - SALEG

GESCHÄFTSBERICHT 2002 - SALEG

GESCHÄFTSBERICHT 2002 - SALEG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>GESCHÄFTSBERICHT</strong> <strong>2002</strong>


Geschäftsbericht <strong>2002</strong>


Die Gesellschafter<br />

Nord/LB-Immobilien-Holding GmbH, Hannover<br />

Land Sachsen-Anhalt, vertreten durch das Ministerium für Bau und Verkehr<br />

Sparkassenbeteiligungsverband Sachsen-Anhalt<br />

Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt<br />

Bausparkasse Schwäbisch Hall AG<br />

BHW Bausparkasse AG<br />

Gemeinde Barleben<br />

Stadt Dessau<br />

Stadt Gardelegen<br />

Stadt Güsten<br />

Stadt Halberstadt<br />

Stadt Jessen<br />

Landkreis Köthen<br />

Landkreis Weißenfels<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

Stadt Merseburg<br />

Stadt Quedlinburg<br />

Gemeinde Reinsdorf<br />

Stadt Roßlau<br />

Stadt Sangerhausen<br />

Stadt Seehausen<br />

Stadt Staßfurt<br />

Gemeinde Zeppernick<br />

2


Staatssekretär Dr. Hans-Joachim Gottschalk<br />

Ministerium für Bau und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt<br />

Vorsitzender (seit 2. 8. <strong>2002</strong>)<br />

Staatssekretärin Ines Fröhlich<br />

Ministerium für Wohnungswesen, Städtebau und Verkehr des Landes Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Vorsitzende (bis 17. 5. <strong>2002</strong>)<br />

Dr. Gerhard Holterhus<br />

Mitglied des Vorstandes der Norddeutschen Landesbank Girozentrale<br />

stellvertretender Vorsitzender<br />

Horst Eckert<br />

Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Magdeburg, Sparkassenbeteiligungsverband Sachsen-Anhalt<br />

stellvertretender Vorsitzender (seit 2.8.<strong>2002</strong>)<br />

Claus Mangels<br />

Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Magdeburg, Sparkassenbeteiligungsverband Sachsen-Anhalt<br />

stellvertretender Vorsitzender (bis 19.6.<strong>2002</strong>)<br />

Volker Brunke<br />

Geschäftsführer der NORD/LB-Immobilien-Holding GmbH<br />

Hans-Dieter Feisthauer<br />

Bankdirektor Norddeutsche Landesbank Girozentrale<br />

Henning Schwarz<br />

Bankdirektor, Geschäftsleitung des Landesförderinstituts Sachsen-Anhalt (seit 18.6.2003)<br />

Jürgen Hübner<br />

Bankdirektor, Geschäftsleitung des Landesförderinstituts Sachsen-Anhalt (bis 31.5.2003)<br />

Udo Mittinger<br />

Geschäftsführer der GWG Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Halle-Neustadt GmbH<br />

Dr. Michael Ermrich<br />

Landrat, Sparkassenbeteiligungsverband Sachsen-Anhalt<br />

Dipl.-Ing. Frank Herforth<br />

<strong>SALEG</strong>, Arbeitnehmervertreter<br />

Ministerialrat Axel Gühl<br />

Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt (seit 18.6.2003)<br />

Ministerialdirigent Dr. Helmut Stegmann<br />

Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt (bis 25.2.2003)<br />

Ministerialdirigent Andreas Schaper<br />

Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt<br />

3<br />

Der Aufsichtsrat


Inhalt<br />

Vorwort 5<br />

Die Autoren, die Fotografin, der Pilot 6<br />

SIMONE TRIEDER<br />

Im Karree 9<br />

JÜRGEN JANKOFSKY<br />

Merseburg – neuerlicher Annäherungsversuch, Sommer 2003 15<br />

Tätigkeitsbericht des Aufsichtsrates 26<br />

Wirkungsorte der <strong>SALEG</strong> 29<br />

Jahresabschluss<br />

Lagebericht für das Geschäftsjahr <strong>2002</strong> 31<br />

Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr <strong>2002</strong> 39<br />

Bilanz zum 31. Dezember <strong>2002</strong> 40<br />

Anhang zum Jahresabschluss 42<br />

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers 47<br />

Impressum 48<br />

4


Die Stadt neu sehen<br />

Unsere Städte sind im Umbruch. Die demographische Entwicklung, vor wenigen<br />

Jahren noch als betriebswirtschaftliches Problem der kommunalen und genossenschaftlichen<br />

Wohnungsunternehmen unterschätzt, ist heute als bestimmender<br />

Faktor der Stadtentwicklung in den nächsten Jahrzehnten erkannt. Nicht nur<br />

die sinkende Bevölkerungszahl, auch die sich wandelnde Zusammensetzung<br />

nach Alter, Familiengröße und Qualifikation wirkt sich nachhaltig auf das Bild<br />

unserer Städte und unseres Landes aus.<br />

Im Prozess des Stadtumbaus rückt die Stadt als Ganzes ins Blickfeld. Welche<br />

Funktionen muss die Stadt des 21. Jahrhunderts für ihre Bürgerinnen und Bürger<br />

erfüllen? Was sind die Grundlagen ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft? In welchen<br />

Strukturen wächst urbane Kultur und Lebensqualität? Diese Fragen stellen<br />

sich in Ost und West gleichermaßen.<br />

Einen anderen Blick auf die Stadt wollen wir künftig auch mit der neuen Form<br />

unseres Geschäftsberichts wagen. Neben den Zahlen und Fakten aus unserer<br />

Geschäftstätigkeit stellen wir Ihnen in diesem Jahr erstmals literarische Beiträge<br />

zum Thema Stadt vor, die eigens für diese Veröffentlichung geschrieben wurden<br />

– eine Betrachtungsweise, die wir in den nächsten Jahren fortsetzen wollen. Und<br />

auch der fotografische Blick auf Städte und Gemeinden hat in diesem Geschäftsbericht<br />

eine nicht alltägliche Perspektive: von oben, mitten hinein auf Marktplätze,<br />

Kirchplätze, örtliche Zentren.<br />

Ein ganzheitlicher Blick auf die Stadt ist auch die Grundlage für die Arbeit der<br />

<strong>SALEG</strong> als Dienstleister. Stadtsanierung, Stadtumbau, Erschließung – als Landesentwicklungsgesellschaft<br />

bieten wir umfassende Kenntnisse und Leistungen<br />

an. Unsere Erfahrungen aus 13 Jahren Stadtentwicklung fließen auch in die Internationale<br />

Bauausstellung Stadtumbau 2010 ein, die wir gemeinsam mit der<br />

Stiftung Bauhaus Dessau im Auftrag des Landes durchführen. Wir wollen mithelfen,<br />

dem Umbau eine Richtung und den Städten eine Zukunft zu geben.<br />

Conny Eggert Rüdiger Schulz<br />

5<br />

Vorwort<br />

RÜDIGER SCHULZ UND CONNY EGGERT<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG


Die Autoren, die Fotografin, der Pilot<br />

Jürgen Jankofsky, Leuna<br />

Geboren 1953, Schulbesuch in Merseburg. Ausbildung zum Berufsmusiker (Bassist)<br />

u. a. am Konservatorium Halle. Fernstudium am Literaturinstitut Leipzig.<br />

Stadtschreiber in Merseburg. Geschäftsführung des kreativ büros im halleschen<br />

Künstlerhaus 188. Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS). Geschäftsführer<br />

des Friedrich-Bödecker-Kreises Sachsen-Anhalt. Walter-Bauer-<br />

Preis 1996.<br />

Simone Trieder, Halle (Saale)<br />

Geboren 1959 in Quedlinburg, Abitur 1978, Pädagogikstudium in Rostock, Regieassistentin<br />

in Zwickau, Karl-Marx-Stadt und Halle (von 1982 bis 1991). Seit 1995<br />

journalistisch tätig.<br />

Weitere Informationen und die vollständige Bibliographie der Autoren finden Sie<br />

unter www.literaturbuero-sachsen-anhalt.de.<br />

Viktoria Kühne, Magdeburg<br />

Geboren 1969 in Magdeburg. 1990-93 freie Pressefotografin für die Bild-Zeitung,<br />

seit 1993 freie Tätigkeit u. a. für die Magdeburger Volksstimme. 2000 Beteiligung<br />

an der Ausstellung beim Sachsen-Anhalt-Tag in Bitterfeld und 2. Platz „Foto des<br />

Jahrzehnts“.<br />

Uwe Nadolny, Magdebug<br />

Geboren in Magdeburg, Studium der Melioration an der Universität Rostock,<br />

Diplom-Ingenieur. Geschäftsführer der Spezialtiefbau GmbH Magdeburg.<br />

Hobbypilot.<br />

6


Hier wär es so schön still, sagst du.<br />

Bleib einen Moment stehen, lass den Straßenlärm hinter dir, das Seufzen und<br />

Zischen der Laster, das Geschwätz der herbeieilenden Autos, die wie Katapulte<br />

bei Rot gespannt warten, derweil die Autoradios mit Techno und Herbert Grönemeyers<br />

„Irgendwann find und lieb ich dich“ den Countdown zählen, bis sie<br />

bei Grün alle losschnipsen – einen kurzen Hopser nur, denn gleich wird sie das<br />

nächste Rot aufhalten.<br />

Tritt ein in das vermeintlich stille Karree, mein Karree. Hier stoßen restaurierte<br />

Gründerzeithäuser auf einen unsanierten Sozialbau. Angesehene Bürger der<br />

Stadt mussten es sich zu Beginn der 30er Jahre gefallen lassen, dass an ihre<br />

reichverzierte Häuserzeile dieser schlichte Sozialbau im rechten Winkel angedockt<br />

wurde. Aber niedriger musste er bleiben. Und die Bürger wendeten den<br />

kleinen Angestellten unter ihnen ihren Wirtschaftstrakt zu, Toiletten, Bad,<br />

Küche. Der Sozialbau trotzte mit intelligent gestalteter Schlichtheit: Die Treppenhäuser<br />

springen vorwitzig vor, ein Torbogen verbindet elegant die beiden<br />

Blöcke, jede Wohnung hat ein bis zum Boden gehendes Fenster, das italienisches<br />

Flair verbreitet und das den Bewohnern des Sozialbaus einen fast bürgerlichen<br />

Blick auf die gemeinsame Wäschewiese ermöglicht. Die Bewohner<br />

der Gründerzeitzeile allerdings verstecken die Wäsche in ihren Höfen, die sie<br />

von den Nachbarn trennen. Aber aus den Fenstern ihrer Wohnungen müssen<br />

sie den Anblick karierter Hemden, Arbeitskombinationen, Schürzchen und<br />

Schlüpferchen ertragen.<br />

Eine Gnade, dass wenigstens die Ostseite des Karrees offen geblieben war,<br />

durch die der fürsorgliche Ostwind frische Luft bringen konnte. Damit war in<br />

den 60er Jahren Schluss. Da schloss das System die offene Seite auf bewährte<br />

Weise mit einer Serie von Arbeiterschließfächern. Die Neubauwohnungen waren<br />

begehrt, nach damaligem Standard modern ausgestattet und – jede hatte<br />

einen Balkon. Ihre Bewohner fühlten sich als wahre Herren des Karrees. Der<br />

Straßenseite zeigten sie vermittels Fähnchen Dankbarkeit an das System, das<br />

ihnen diese Wohnung beschert hatte, und in den Nischen ihrer Balkons dachten<br />

sie sich ihrs. Indes die Gründerzeithäuser vor sich hinbröckelten, Studenten<br />

in ihnen hausten und Schüsseln auf dem Dachboden verteilten, damit es<br />

ihnen nicht zu sehr auf ihre Semesterarbeit regne. Als dann alles anders kam,<br />

zogen die Studenten in den Sozialbau gegenüber ein und beteten, dass ihr kommunaler<br />

Vermieter nicht saniere. Die Gründerzeithäuser fanden ihre Besitzer<br />

wieder und ihren alten Glanz, man konnte jetzt die Wohnung kaufen als Sicherheit<br />

in unsicheren Zeiten. Nur die Bewohner in den Neubauten sind dieselben<br />

geblieben.<br />

9<br />

SIMONE TRIEDER<br />

Im Karree<br />

OBEN: BARBY<br />

LINKE SEITE OBEN: ASCHERSLEBEN<br />

LINKE SEITE UNTEN: BERNBURG<br />

SEITE 7 OBEN: AKEN<br />

SEITE 7 UNTEN: ALSLEBEN


OBEN: BIEDERITZ<br />

UNTEN: BITTERFELD<br />

RECHTE SEITE: CALBE<br />

Hier siehst du nun in der Mitte als Pufferzone zwischen den Seiten des Karrees<br />

das grüne Niemandsland der Wäschewiese. Hier gerinnt mein Ich an der Außenwelt.<br />

Nichts regt sich im Moment, man möchte fast flüstern, keine Gardine<br />

regt sich, kein Petersilienstängel in den Kästen vor den Fenstern. Auch der<br />

mächtige geringelte Leib des mittagsträgen Katers nicht. Er behält die Übersicht,<br />

derweil er sich mit provozierendem Genuss dem Nichtstun hingibt. Mit<br />

einer winzigen Wendung des Ohrs registriert er das Geschrei einer Hundertschaft<br />

Spatzen, das eben das Himmelsblau durchkratzt.<br />

Aus den vier Seiten des Karrees kraucht ununterbrochen ein Dunst auf die<br />

grüne Wiese in seiner Mitte mit ihren kokett nickenden Grashalmen und geschäftigen<br />

Regenwürmern. Er entströmt den eben entstiegenen Betten, den<br />

Küchen, den benutzten Pfannen, geöffneten Kühlschranktüren, den getrennten<br />

Müllsäcken, den Badewannenausgüssen, den Zahnbürsten, den schlaffen Handtüchern,<br />

den Hosentaschen und zerknüllten Taschentüchern, den zerissenen<br />

Briefen, den Familienalben und Tagebüchern. Gestank scheint still zu sein, still<br />

ruht er in dieser vierseitigen Abwehrstellung. Es ist eine Stille wie kurz vor der<br />

Schlacht. Die Schlachten, die hier geschlagen werden, gelten Parkpätzen, Wäscheleinen,<br />

Hausordnungen, Unkraut.<br />

Manchem ist die Stille wie Leere und an dem Inhalt der bunten Mülltonnen<br />

kannst du ablesen, wie jeder seinen persönlichen Kampf mit der Leere austrägt.<br />

Populäre Bierbüchsen schmiegen sich dort an zerknickte intellektuelle<br />

Tablettenhülsen, ihr Platz in der Tonne, der gelben, ist ihnen sicher.<br />

Auch ich versinke gern ins Bewusstlose und brüte vor mich hin. Niemals ist<br />

dabei etwas herausgekommen. Nur manchmal setz ich mich auf und biege mir<br />

einen kleinen Angelhaken zurecht. Im Laufe der Zeit ist schon eine Sammlung<br />

zustande gekommen. Ganz selten packt mich der Übermut und ich werfe einen<br />

für gelungen befundenen aus. Zitternd vor Erregung warte ich.<br />

Ich wollte dir das Karree zeigen. Sozialer Wohnungsbau, du verstehst, hier ist<br />

man nicht allein. Auch wenn man sie nicht sieht. Ob sie Karten oder ihre Schnitzel<br />

klopfen, ob sie „gleich das böse Wesen“ kriegen, wie man gelegentlich hören<br />

kann oder drohen „willst du das wirklich hören“. Ja, ich bin pervers, ich will das<br />

wirklich hören, warum sie das böse Wesen kriegen. Doch erst das, was nicht bis<br />

zu mir herüberklingt, das ist das wirklich Interessante. Die stillen Geschäfte der<br />

Nacht, von denen morgens die Scherben künden. Die Angst, die sie albträumen<br />

lässt, wie den jungen Arzt, der am nächsten Morgen ein junges Kind zu punktieren<br />

hat. Das, was das Leben ihnen nicht mehr gönnt, wie der Verwelkten, in<br />

deren Träumen der rothaarige Eisverkäufer den Ruf eines guten Liebhabers hat.<br />

10


Ich bin unzufrieden.<br />

Ich sehe ein Sandkorn, aber nicht das Muster im Sand.<br />

Ich sehe eine unförmige Frau mit einem Pullover. Über den Äquator ihres Körpers<br />

geht ein breiter gelber Warnstreifen. Sie betrachtet sich wohlwollend in<br />

dem schmalen Spiegelglas eines Backwaren-Geschäftes, streicht über den<br />

Warnstreifen, dreht sich zur Seite, schlitzt die Augen, um sich schärfer oder<br />

schmaler zu sehen. Sie sieht durchaus zufrieden aus.<br />

Ich sehe den Mann im grauschlappernden Jogginganzug am Feiertagvormittag<br />

aus der den Mittelpunkt einer Kreuzung markierenden betoneingefassten Blumenrabatte<br />

einige Rosen ausgraben und in eine Alditüte stopfen. Mit eingezogenem<br />

Kopf rennt er von der Kreuzung, von einem Ehepaar empört beobachtet.<br />

Nach einigen Schritten strafft sich sein Körper, er steckt lässig, trotzig, die freie<br />

Hand in die grauschlappernde Jogginghose, die andere schlenkert in sanfter<br />

Amplitude die eroberten Rosen seinem Garten entgegen.<br />

Ich sehe den wiegenden Gang der Frau mit dem zu kurzen Bein. Auf und ab,<br />

auf und ab. Durch die wechselnde Perspektive sieht sie mehr als wir, die wir<br />

11


uns bemühen in einer Höhe makellos daherzuschreiten. Es kostet sie sicher<br />

mehr Energie, aber wer sagt, dass ihr Gang kein schöner sei?<br />

Diese Menschenbilder-Medaillons trag ich in mein Karree. Wo es keine ganzen<br />

Menschen gibt. Sphinxe sind es, deren Oberkörper, Köpfe oder einzelne Arme<br />

mit dem Staubwedel aus dem Fenster ragen, der Rest ist Haus. Draufsichten<br />

noch auf die Müllentsorger und Autobesitzer. Oder Verwechslungen. Den Briefträger<br />

mit unsern gelben Rosen, oder mit der gelben Tonne.<br />

Auch wenn man sie nicht sieht, bekommt man Einblicke in die Welten der Mitbewohner:<br />

Der über mir liebt eine Musik, die ich gerade noch so akzeptieren<br />

kann. Der unten rechts schläft lange, jedenfalls behauptet das ein Aufkleber<br />

an seiner Tür. Die unter mir sind mit ihren Kleinen Phillip und Luisa nicht<br />

immer zufrieden. Und wenn der im angrenzenden Haus zur Gitarre mit fordernder<br />

Stimme um Liebe ringt, öffnen sich neugierig Fenster, andere werden energisch<br />

geschlossen.<br />

Die neben mir gehört zu jenen Frauen, die Bohr- und Schleifmaschinen emanzipiert<br />

handhaben. Ich verdächtigte sie, einen Schutz gegen mich und die Geräusche,<br />

die mein Leben macht, zu bauen. Ich habe sie gefragt: Was tun Sie da?<br />

Verschämt grinsend sah sie mit ihren ungerichteten Augen um mich herum<br />

und sagte: Ich liebe das, das rohe Holz.<br />

Ich wünschte mir, ich hätte auch so ein Laster. Tatsächlich sehe ich von meinem<br />

Fenster aus auf einen Hollunderbusch, der eben seine Soufflételler gutmütig<br />

serviert, und warte auf einen Vogelruf, der wie eine Billardkugel von innen an<br />

das Gehäuse meines Körpers schlägt, auf der Naht zwischen Tag und Nacht.<br />

Manchmal hängt dann das Karree am Haken des Mondes – wie eine Blumenampel<br />

schaukelt es sanft hin und her. Ich hatte immer gedacht, dass ich in solchen<br />

Nächten allein bin. Doch einer, von dem ich nicht wusste, dass er zum Karree<br />

gehört, vielleicht weil er in der Gründerzeitzeile wohnt, sagte mir, als ich ihn in<br />

der Stadt traf, heut früh um fünf war Licht in deinen Fenstern. Das beunruhigte<br />

mich, weil ich seine Fenster, die er mir beschrieb, in der Fassade gegenüber nicht<br />

finden konnte. Ich wünschte, ich könnte mir zuschauen. Was ich früh um fünf<br />

mache. Ich weiß es nämlich nicht so richtig. Vermutlich lausche ich dem Lallen<br />

meines Blutes nach und horte für mein Hirn die entsprechende Menge Papier.<br />

Am Morgen sind Schiefergebirge von Schorf abzutragen. Da kommt mir die<br />

Lottofee am Telefon, die sich die Frau Unger nennt, montagfrüh gerade recht<br />

mit ihrer Frage, ob ich gut geschlafen hätte. Sie kriegt einen Teil meines Schorfes<br />

in ihr zum Flöten geschürztes Telefonmaul.<br />

Wohin geht meine Energie? In die Pflanzen nicht, die ich einst hoffnungsvoll<br />

ausgesät hatte. Deren Werden ich verzagt verfolgte. Sie verdorrten unter mei-<br />

12


ner Obhut, trotzdem ich sie regelmäßig goss. Ich kann mich nicht entschließen,<br />

sie ganz zu entfernen, fasziniert betrachte ich das Fortschreiten meines Versagens.<br />

Die vertrockneten Blätter verwahre ich, vielleicht kann mein Haustier<br />

Phantasie irgendwann etwas damit anfangen, bei seinem wechselnden Appetit.<br />

Du siehst, ich bin ein Teil des Karrees. Es ist der Humus, auf dem ich mit meinen<br />

Geschichten wachse. Und so werden sie auch: manchmal sehr stattlich,<br />

hochgebaut und reich verziert, andere intelligent geplant, mit vorwitzigen Vorsprüngen<br />

und spannungsvollen Bögen, aber unter dem abgeplatzen Putz ist<br />

ihre Schönheit nur schwer zu erkennen. In manchen ist der Schwamm drin<br />

und einfach nicht rauszukriegen, da kann ich nur alles bis aufs Skelett abkopfen,<br />

neu überlegen und die Arbeit von vorn beginnen, das schmerzt natürlich.<br />

Es ist mühsam, ist es aber geschafft, stellt sich auch Stolz ein.<br />

13<br />

COCHSTEDT


JÜRGEN JANKOFSKY<br />

Merseburg – neuerlicher Annäherungsversuch, Sommer 2003<br />

Mehrmals schon hatte ich versucht, mich meiner Vaterstadt anzunähern, zu<br />

ihrem Wesen, in ihr Zentrum vorzudringen, war dabei aber stets an Peripherien<br />

gelandet. Folgerichtig insofern das Bemühen, auf allen Wegen, die in den Ort<br />

führen, voranzukommen.<br />

Also:<br />

Von Osten, von Leipzig, her.<br />

Und durchs Weidengeäst der Auen schimmern hie und da und vielversprechend<br />

schon die Dom- und Schlosstürme auf. Zur Einkehr lud seit alters her<br />

das Forsthaus Fasanerie, Friedrich der Große schon ließ es sich munden hier.<br />

Statt gebratenem Kapaun und erlesenem Wein oder wenigstens Bratwurst und<br />

Bier jedoch nichts als Gestrüpp und ruiniertes Gemäuer. Die Hohe Brücke nahebei,<br />

altehrwürdig, doch vergessen offenbar abseits der neuen Chaussee. Der<br />

Sage nach verdankt sie einem geopferten Kinde ihre Stabilität, errichtet wohl<br />

mit aus dem aufgehobenen Petri-Kloster gebrochenem Material als Teil des<br />

Steinwegs, der damaligen Straße Merseburg-Leipzig, nachreformatorische Bilderstürmerei.<br />

Unter den Bögen der Kindelbrücke vertrocknete Alte Saale, verfüllt<br />

deren Flussbett auenwärts mit Schutt sogenannter Altstadtrekonstruktion,<br />

willkürlich schäbiger Neubebauung tatsächlich erst unlängst vergangener Zeit.<br />

Beredtes Zeugnis zukunftsblinden Denkens auch Fasanerie und Propstei, Kahlschlag<br />

einer am Ende nicht finanzierbaren Umgehungstrasse wegen bis zum<br />

jüngst eingemeindeten Trebnitz, geopfert damals angesichts noch heftig qualmender<br />

Leuna- und Bunaschlote ein dreifach kostbarer Baumbestand, unwiederbringlich<br />

Tier- und Pflanzenparadiese, Wanderwege, Idyllen, vage Hoffnung<br />

nur der neue Bewuchs und im Gespräch neue Trassen. Hinter dem Ortseingangsschild<br />

dann aber eine Kuriosität: die linke Straßenseite heißt Amtshäuser<br />

und die rechte Leipziger Straße, bis zum Abzweig nach Meuschau immerhin,<br />

zu dessen Flur alles rechts der rechten Bordsteinkante zählt. Anziehendes Gelände<br />

für Merseburger, da unweit Neumeusches, auf dem Pastorenfelde, Supermärkte<br />

eröffneten. Von Meuschauern als Ausverkauf beargwöhnt schon in den<br />

Zwanzigern sowie in den Nachkriegsjahren die Eingemeindung ihres Ortes,<br />

nun brachten Verwaltungsreformen dörflichen Stolz zur Vernunft. Gegenseitiger<br />

Gewinn wohl, ungelöst jedoch nach wie vor das Problem des Straßendoppelnamens,<br />

immerhin firmieren die hiesigen Supermärkte unter der nicht existenten<br />

Amtshäuser Straße. Straßengabelung am verfallenden Sächsischen Hof:<br />

Die Bundesstraße steigt zur Kanalbrücke an, und die alte Chausseetrasse endet<br />

hinter dem Andreasheim als Sackgasse, da wo jahrhundertelang bis zum Kanalbau<br />

die Teufelstümpelbrücke den Teufelstümpel überbrückte. Als dies alles<br />

hier noch zu missionierendes Gebiet war und erstmals ein Kirchlein geweiht<br />

werden sollte, ward dem Küster jedoch das Läuten zu schwer, der Teufel half,<br />

und in hohem Bogen flog die Glocke aus dem Turm, versank im Morast, dem<br />

Teufelstümpel fortan. Teil eines Kanals geworden, fordert solcher Weiher des<br />

15<br />

OBEN: COSWIG<br />

UNTEN: DESSAU


OBEN: ECKARTSBERGA<br />

UNTEN: EGELN<br />

Aberglaubens aber längst Tribut: die nie vollendete widernatürliche Verbindung<br />

von Elster und Saale verlandet, verschilft, verschorft. Schlamm aber auch<br />

unweit nördlich, wo der Merseburger Hafen sein sollte, massives Mahnmal<br />

Hitlerscher Fehlplanung die Reste der Schleuse beim alten Vorwerk Werder.<br />

Doch wer weiß, was luziferischen Verkehrsplanern heutzutags noch so alles in<br />

den Sinn kommen könnte. Am Kanaldamm gen Meuschau Ruine der Brücke,<br />

die bombenfischende Rotarmisten samt sich und Beute und Neugierigen<br />

sprengten. Danach vierzig Jahre traurig anheimelnde Pontonbrücken-Realität,<br />

bis endlich massiv eine Nachwendeholzkonstruktion erwuchs. Stadteinwärts<br />

Venenien, umgeben von Gärten, ein Dutzend Häuschen und Plumpe, hergeleitet<br />

von Klein-Venedigken angeblich. Und eingangs des Neumarkts stand schließlich<br />

das äußere Neumarkttor, allmählicher Übergang einst zu städtischer Souveränität.<br />

Weiterer Schwenk zu der nun vierspurig werdenden Chaussee um<br />

das dazumal so bedeutsame, langgestreckte novum forum Merseburgense, von<br />

Barbarossa privilegiert, Anziehungskraft weithin als Niuwenmarkt bis zum<br />

Aufstieg Leipzigs zur Messestadt. Erneuert immerhin das einst aufgegebene<br />

Neumarktpfarr- und so manches Bürgerhaus. Und teuer restauriert die Neumarktkirche,<br />

romanisches Kleinod, samt wiederangebautem südlichen Seitenschiff,<br />

freigelegten Arkaden, behutsamer Senkung des Fußbodens auf ursprüngliches<br />

Niveau. Ab und an stimmungsvolle Konzerte, einzelne Ausstellungen.<br />

Ob fehlender Gemeinde jedoch meist Leerstand. Dennoch hoffentlich<br />

ein Signal für den gesamten Straßenzug, der Handel und Wandel so dringend<br />

braucht. Und jenseits der Saale halbwegs hergerichtet die Domstufen und Teile<br />

der Burgmauer, und ziegelrot wieder das Dach der Neumarktmühle. Die Kehre<br />

hinter der Neumarktbrücke führte zum Neumarkttor einst, neuralgischer<br />

Punkt für die Sicherheit der Stadt. Blick nun aber auf planiertes Areal und<br />

billigen, mittlerweile bunt angepinselten Plattenbau, Betonkarees, nein, dieses<br />

Zentrum ist es nicht, was lockt.<br />

Von Norden, von Halle,<br />

auf der Bundesstrasse hinter Buna rechts ab nach Freiimfelde, Stadtrandsiedlung<br />

der Weimarer Zeit, hervorhebenswert wohl nur die Kreuzkapelle, letztes<br />

Merseburger Bauwerk des bedeutendsten, dennoch einst geschassten Stadtbaudirektors,<br />

Friedrich Zollingers, Gesamtbauvolumen: 5000 Reichsmark, unglaublich.<br />

Doch das ist eine andere Geschichte. Besser nach links also, über Jagdrain<br />

und alten Bierweg zur Hohendorfer Marke. Siedlungsgebiet schon vor Jahrtausenden,<br />

prähistorische Funde, wüst darüber vor Jahrhunderten der Ort Hondorph.<br />

Nun wurde hier, beim Neunundneunziger Sportplatz, neuerlich gesiedelt,<br />

Häuschen nahe Wäldchen, und Gewerbegebiete dehnten sich aus, dabei<br />

zumindest zeitweise auch Zwielichtiges, detonierte doch in diesem Terrain die<br />

von der Journaille so titulierte Merseburger Bombe, spektakulärster Kriminalfall<br />

jüngerer Merseburger Geschichte. Graureiherhorste am anderen Ufer der<br />

16


OBEN: ELBINGERODE<br />

UNTEN: ERMSLEBEN, STADT FALKENSTEIN<br />

RECHTE SEITE: ERXLEBEN (OHREKREIS)<br />

Saale, mehr als irgendwo anders in Europa, auch Rote Milane nicht eben selten,<br />

und Amsel, Drossel, Fink und Star sowieso. Möge das auch so bleiben, wenn<br />

sich dereinst Schnellzüge ihren Weg durch die Auen bahnen. Straßenbahn<br />

Richtung Zentrum: Stadtpark, Vor dem Klausentor, Weiße Mauer, An der Hoffischerei,<br />

Dammstraße, Hölle. Alles Brachland einst vor den mittelalterlichen<br />

Grenzen der Stadt und des Vorortes Altenburg, nur nahe der heutigen Dammstraße<br />

stand wohl das irgendwann verlassene Hamsterendorph und vor dem<br />

Klausentor die sicher seit alters mit dem Petri-Kloster verbundene Klause. Erst<br />

die Thüringer Bahn und der erste Merseburger Bahnhof, mitten im Felde noch<br />

eröffnet von König Friedrich Wilhelm IV., steckten der alten Saalestadt neue<br />

Dimensionen: Industrialisierung, die Blancke-Werke beispielsweise, Alu-Folie<br />

später, und gottlob noch immer in Betrieb, unübersehbarer Gründerzeitturm,<br />

Urbanisierung, mehr und mehr Wohnviertel und bald auch über die Eisenbahnlinie<br />

hinaus. Gagfah, Zweckbauten der Zwanziger, Merseburg-Nord, Neubauten<br />

der fünfziger Jahre. Und über die gleich vieler anderer Merseburger Straßen<br />

nachwendig endlos reparierte Hallesche Straße, vorbei an der nach Währungsunion<br />

und Wiedervereinigung versauerten Molkerei, wieder zur Hohendorfer<br />

Flur. Kreisläufe also? Nein, fader Beigeschmack nach Warteschleife, neudeutsch.<br />

Alles, nur nicht derart am Ziel vorbei! Anderer Weg:<br />

Von Nordwesten, von Bad Lauchstädt,<br />

parallel zum Betonband Flugplatz, verdeckt von Wällen, Hainen, Bunkern, das<br />

Rollfeld Göring’scher oder folgerichtiger: Meier’scher Bauart: denn nicht nur<br />

eine, sondern tausende Bomben fielen alliiert auf Merseburg im zweiten der<br />

Weltkriege. Glücklicherweise hoben auch die Nachnutzer, die Sowjets, längst<br />

endgültig ab. Unkraut und Ruhe nun, wo tagein tagaus brüllender Fluglärm<br />

herrschte, wochenendig ab und an mal ein Privatmaschinchen. Nicht zu vergessen<br />

allerdings das von seinen Mauern befreite Fliegerstädtchen, Kaserne<br />

des Fliegerhorstes einst, schattig-beschauliche Wohngegend mittlerweile, sowie<br />

das neugegründete Luftfahrt- und Technikmuseum, rühriges Bemühen um Originalität.<br />

Gleich nebenan ein Reitverein, Strohballen vor bröckelndem Hangar.<br />

Großer Baumarkt im Kreuzungsbereich Querfurter Straße/Thomas-Müntzer-<br />

Ring, der in diesem Gewerbegebiet immerhin nicht wie etliche andere Nachwendegründungen<br />

Bauruine wurde. Wüst geworden vor Jahrhunderten in diesem<br />

Gelände: Kirstansdorf, und unweit westlich: Gerwartesdorf, anno dazumal<br />

zum Burgwart Merseburg gehörig wohl. Spurlos verschwunden unterm Fliegerhorst<br />

auch das Teufelsbette, heidnische Kultstätte angeblich ehedem, und in<br />

deren Nähe womöglich Zebedesdorf. Ohne Zweifel aber ragte hier beim Thier-<br />

Hölzgen bis zum preußischen Chausseebau infolge des Wiener Kongresses<br />

noch der Brannthügel, auch Galgenberg genannt, auf. Keine Frage mehr, warum<br />

der Gerichtsrain Gerichtsrain heißt: Vom Klausentor der Altenburg karrte<br />

man unter Volksgeschrei die Delinquenten an. Weit draußen im nunmehrigen<br />

18


Flugplatzgelände schnitt die Straße von Lauchstädt ursprünglich diesen Rain<br />

und verlief geradenwegs stadteinwärts, zum Gotthardteich und Gotthardtor.<br />

Von Westen, über Klobikau,<br />

führte die alte Heerstraße in die Stadt. Weit und breit aufgelassenes Militärgelände<br />

nun nahe der Rotthügels, höchste Erhebung im Stadtgebiet, stolze einhundertneunzehn<br />

Meter, Kleingärten und die Skyline von Merseburg-West,<br />

Einheitsbauten der sechziger Jahre, von denen einige gleich dem hiesigen Bodenreform-Denkmal<br />

bereits die Abrissbirne zertrümmerte. Nahe des Rotthügels<br />

wurde Radawassendorf, anscheinend auch Rode genannt, wüst. Rada, Rode,<br />

Rott von Rodung wohl, Roter Feldweg und Roter Brückenrain von hier zur Altenburg<br />

einst, Erinnerungen daran getilgt durch Umbenennungen, wechselnden<br />

Machthabern geschuldet und unsinnig allemal. Keineswegs weiter so.<br />

Fast parallel zum Heerweg<br />

vom möglicherweise bald eingemeindeten Geusa her: der neue Stadtfriedhof<br />

und das neue Arbeitsamt, ein neues Technologiezentrum und nach wie vor<br />

üble Verlassenschaften der Roten Armee. Gegenüber Hochschulgelände. Aus<br />

der bedeutsamen Technischen Hochschule für Chemie wurde im Schrumpfen<br />

der Chemiekolosse Leuna und Buna eine Fachhochschule neuen Profils. Viel<br />

zu großer Campus, glückliches Terrain allerdings, hier demnächst das erste<br />

Deutsche Chemiemuseum zu eröffnen. Siedlung Ulmenweg: erste Zollinger-<br />

Bauten gegen hiesige Wohnungsnot nach dem ersten der Weltkriege, Runddach,<br />

ansehnlich und dennoch kostensparend, schnell, doch dauerhaft und in<br />

Selbsthilfe zu errichten. Und unweit südlich der Beginn einer Merseburger<br />

Metamorphose: im Ried hinter den Hochschulgebäuden mündet unterhalb des<br />

schmucken Südparks der Klyegraben, die Klia, in die Geisel. Rinnsal durch<br />

Rudimente des Hinteren, fließend in den Vorderen Gotthardteich, hier aber<br />

wird aus der Geisel die Klia, abfließend durch den erneuerten Stadtgraben. Der<br />

Geisel selbst wurde der Abfluss vor Jahren verwehrt, verfüllt ihr angestammter<br />

Lauf durch Viertel, die einmal Teil der Altstadt waren. Real existierender Beton,<br />

und kein rechtes Weiterkommen offenbar.<br />

Von Mücheln, aus dem verkraterten Geiseltal,<br />

und dem wie Geusa bereits verwaltungsgemeinschaftlich zur Stadt gehörenden<br />

Beuna: statt aufgelassener Tagebaue jedoch offensichtlich bald eine prächtige<br />

Seenlandschaft, und vom Südwesten, von Naumburg über die Henne her, durch<br />

Kötzschen: geschenkt im Umfeld der Merseburger Bistumsgründung von Kaiser<br />

Otto II. dem Merseburger Domkapitel und eingemeindet nach Gründung<br />

der DDR. Interessante Dorfkirche: Merseburger Barock. Ortsausgangs Beginn<br />

des Stadtteils Merseburg-Süd, größtes der hiesigen und meist ansehnlich renoviertes<br />

Neubauviertel, etwa zehntausend Einwohner, in den sechziger Jahren<br />

nicht selten aus der Braunkohle geopferten Geiseltaldörfern hierher versetzt,<br />

schwache Mahnung einzelne Straßennamen: Benndorfer Straße, Naundorfer<br />

21<br />

OBEN: GRÄFENHAINICHEN<br />

UNTEN: GRÖBERS<br />

LINKE SEITE OBEN: GARDELEGEN<br />

LINKE SEITE UNTEN: GERBSTEDT


Straße, Wernsdorfer Straße. Von der heutigen Endhaltestelle der Straßenbahnlinie,<br />

die einst bis tief ins Geiseltal, bis Frankleben und Mücheln gar führte,<br />

über die alte Naumburger Chaussee zum Exer; Exerzierplatz der Merseburger<br />

Garnison bis zum ersten der Weltkriege, riesiges Gefangenenlager dann, zu<br />

guter Letzt weitläufiger Siedlungsbau. Nicht zu vergessen der Soldatenfriedhof,<br />

belegt noch nach dem hoffentlich letzten der weltzerstörerischen Kriege. Bereits<br />

im Mittelalter dürfte in diesem Gelände Zurbewitz wüst geworden sein<br />

und Borau weiter stadteinwärts, hoch über dem Südufer des Gotthardteiches<br />

vielleicht. Später übten im Bürgergarten Merseburger Schützen fleißig Zielen<br />

und Geselligkeit. Eher ungesellig nunmehr, wenn’s mal wieder staut an der<br />

Kreuzung Nulandt- bis zum neuen Kreisel Breitscheid-Platz, kein Weiterkommen<br />

hier vorerst offenbar.<br />

Letzter Versuch also von Süden, von Weißenfels, her.<br />

Fluchtpunkt schnurgerader Chaussee seit langem und weit vor dem Ortseingangsschild<br />

schon: der Sixti-Turm. Parallel zur Straße: Leuna-Werke und Leuna-<br />

Halde, Einstimmung auf die scharfen Kontraste der Merseburger Region, hörbar,<br />

fühlbar, zu riechen, zu schmecken, und zu sehen allemal, und schmerzlich<br />

sicher in der Abstraktion: Dom und Schloss markante Orte deutscher Geschichte,<br />

Leuna und Buna Synonyme für chemische Großindustrie. Niedergänge auf<br />

Dauer vermeidbar wohl nur durch konsequente Anwendung der Merseburger<br />

Zaubersprüche: Insprinc haptbandun, inuar uigandun! Entspringe den Haftbanden,<br />

entfliehe den Feinden …! Im Dreieck zwischen den zusehends weniger<br />

benutzten Leunaer Kohlebahngeleisen wurde einst Bözelsdorf wüst, weiter<br />

nord-östlich, zur Saale hin, Grätendorf und Kleingrätendorf. Beim Straßenbahndepot<br />

wird aus der Weißenfelser Chaussee vierspurige Umgehungsstraße, die<br />

alte Trasse verläuft nach Unterquerung von Eisenbahnlinien und Güterbahnhofsgelände<br />

aber geradenwegs weiter stadteinwärts, Einmündung des direkt<br />

aus Leuna anfließenden Verkehrs am Leunaweg. Der alte Weg von Ockendorf,<br />

Leuna und Rössen führte weiter saalewärts, hinter Kegelhalle und Schwimmhalle<br />

nun, in die Dom- und Schlossstadt. Am Scheitplatz stapelten einst Flößer<br />

Holz, Flussbadeanstalten noch Anfang des Jahrhunderts hier. Und an den Uferhängen<br />

saaleabwärts gedieh sogar Wein. Eine Merseburger Besonderheit noch<br />

vor Jahren wohl auch die Stationen einer Straßenbahnfahrt vom Leunaweg<br />

zum Zentrum: Schlachthof, Friedhof, Hölle, geopfert jedoch hintersinnloser<br />

Sachlichkeit. Weißenfelser und Naumburger Straße mündeten durchs mittlerweile<br />

restlos abgerissene Sixti-Tor in die Stadt. Davor war in schlimmem Pestjahr<br />

der Stadtfriedhof entstanden, ein Platz der Besinnung zweifellos wie ehedem:<br />

sehenswerte Grabdenkmale, Pestnonne, Müller-Stein, Buck’scher Bogen<br />

und andere und nicht zuletzt die letzte Ruhestätte Carl Adolph von Basedows,<br />

Erstbeschreiber der nach ihm benannten Krankheit. Und endlich der Sixti-<br />

Hügel, uralter Merseburger Siedlungskern, Liehicho hieß möglicherweise das<br />

23<br />

OBEN: GRÖBZIG<br />

UNTEN: GRÖNINGEN


OBEN: GÜSTEN<br />

RECHTE SEITE OBEN: HALDENSLEBEN<br />

RECHTE SEITE UNTEN: HALLE (SAALE)<br />

Dorf, das hier in die Stadt aufging. Die Sixti-Kirche, Stiftskirche zuletzt, wurde<br />

Ruine in Folge von Reformation und Dreißigjährigem Krieg, blieb jedoch imposant<br />

zweifelsohne, ihr Turm im Mittelalter Bastion des städtischen Verteidigungssystems,<br />

umgebaut dann immerhin zum städtischen Wasserturm, und<br />

der Hügel selbst, mehrfach nivelliert und dennoch Überblick bietend über stete<br />

Veränderung von Siedlungsraum und -form: statt des gewachsenen verwinkelten,<br />

verschachtelten Dächermeers Altstadt, Desillusion wüsten Abrisses und<br />

platter Betonierung, Wunden der Stagnation, glattkalt trotz aufwendiger Sanierungsversuche<br />

noch immer bis hin zum Markt, zum Entenplan, zur Ölgrube,<br />

zur Ober- und Unteraltenburg …<br />

Woher man letztlich auch kommt, immer wieder dieses Zentrum, wiederzubeleben<br />

offensichtlich nur durch Phantasie und den außerordentlichen Willen<br />

vieler.<br />

Merseburg, nicht so leicht vorzudringen zu dem, was dich liebenswert macht,<br />

nach wie vor.<br />

24


Tätigkeitsbericht des Aufsichtsrates<br />

DR. HANS-JOACHIM GOTTSCHALK<br />

VORSITZENDER DES AUFSICHTSRATES<br />

Der Aufsichtsrat hat seine Tätigkeit im abgelaufenen Geschäftsjahr <strong>2002</strong> auf<br />

der Grundlage des Gesellschaftsvertrages, seiner Geschäftsordnung sowie nach<br />

Gesetz wahrgenommen.<br />

Im Geschäftsjahr <strong>2002</strong> kam der Aufsichtsrat zu zwei Sitzungen zusammen und<br />

führte ein schriftliches Umlaufverfahren zur Herbeiführung von Beschlüssen zur<br />

Wahl des Aufsichtsratsvorsitzenden sowie eines Stellvertreters des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

durch.<br />

Das Präsidium des Aufsichtsrates hat in diesem Zeitraum zwei Sitzungen abgehalten.<br />

Es fand eine Gesellschafterversammlung statt.<br />

Im Mittelpunkt der Tätigkeit des Aufsichtsrates und des Präsidiums des Aufsichtsrates<br />

standen folgende Schwerpunktaufgaben:<br />

• die Erörterung grundlegender Strategiefragen zur Unternehmensentwicklung<br />

im Rahmen der Erarbeitung eines Strategiepapiers der <strong>SALEG</strong> und dessen<br />

Bestätigung durch den Aufsichtsrat<br />

• die regelmäßige Entgegennahme schriftlicher und mündlicher Berichterstattungen<br />

sowie von Vorlagen über die aktuelle wirtschaftliche Lage des<br />

Unternehmens<br />

• die Sicherung des qualitativ hohen Niveaus des Berichtswesens im Zusammenhang<br />

mit der Erstellung des Jahresabschlusses<br />

• die Einflussnahme auf die Durchführung des laufenden Wirtschaftsplanes<br />

• die Vorbereitung von Beschlussvorlagen für die Aufsichtsratssitzungen und<br />

Gesellschafterversammlung<br />

• die Beschlussfassung zu Geschäftsanteilsabtretungen bzw. zur Übertragung<br />

von Geschäftsanteilen<br />

• die Wahl des Aufsichtsratsvorsitzenden und eines Stellvertreters des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

• die Beschlussfassung zur Tätigkeit der Gesellschaft außerhalb der Landesgrenzen<br />

von Sachsen-Anhalt – insbesondere die Ausweitung des Dienstleistungsgeschäftes<br />

auf die angrenzenden Bundesländer sowie<br />

Tschechien.<br />

Der von der Geschäftsführung vorgelegte Jahresabschluss nebst Lagebericht für<br />

das Geschäftsjahr <strong>2002</strong> ist von der Deloitte & Touche GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />

Magdeburg, geprüft und mit einem uneingeschränkten<br />

Bestätigungsvermerk versehen worden.<br />

26


Die vorliegenden Ergebnisse des geprüften Jahresabschlusses für das Jahr <strong>2002</strong><br />

haben das Präsidium des Aufsichtsrates und der Aufsichtsrat in ihren Sit-zungen<br />

ausführlich erörtert.<br />

Der Aufsichtsrat billigt nach abschließender Prüfung den von der Geschäftsführung<br />

aufgestellten Jahresabschluss sowie den Lagebericht <strong>2002</strong>.<br />

Er erhebt keine Einwände dagegen und empfiehlt der Gesellschafterversammlung,<br />

den Jahresabschluss nebst Lagebericht für das Geschäftsjahr <strong>2002</strong><br />

festzustellen.<br />

Des Weiteren empfiehlt der Aufsichtsrat der Gesellschafterversammlung, den<br />

Geschäftsführern Entlastung zu erteilen.<br />

Hinsichtlich der Gewinnverwendung schließt sich der Aufsichtsrat nach gründlicher<br />

Erörterung dem von der Geschäftsführung unterbreiteten Vorschlag an.<br />

Der Aufsichtsrat spricht der Geschäftsführung sowie den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern den Dank für ihre geleistete Arbeit aus.<br />

Magdeburg, im Mai 2003<br />

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates<br />

gez. Dr. Hans-Joachim Gottschalk<br />

Staatssekretär im Ministerium<br />

für Bau und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt<br />

27<br />

OBEN: HECKLINGEN<br />

MITTE: JESSEN<br />

UNTEN: KLÖTZE


Aken<br />

Alsleben<br />

Artern<br />

Aschersleben<br />

Barleben<br />

Barby<br />

Bernburg<br />

Beuna<br />

Biederitz<br />

Bitterfeld<br />

Calbe<br />

Cochstedt<br />

Coswig<br />

Dessau<br />

Deuben<br />

Dornstedt<br />

Drübeck<br />

Eckartsberga<br />

Egeln<br />

Elbingerode<br />

Elsteraue<br />

Erxleben (Ohrekreis)<br />

Falkenstein<br />

Friedersdorf<br />

Friesdorf<br />

Gardelegen<br />

Gerbstedt<br />

Gräfenhainichen<br />

Gröbers<br />

Gröbzig<br />

Gröningen<br />

Güsten<br />

Haldensleben<br />

Halberstadt<br />

Halle (Saale)<br />

Hecklingen<br />

Höhnstedt<br />

Irxleben<br />

Jessen<br />

Kemberg<br />

Klieken<br />

Klötze<br />

Könnern<br />

Köthen<br />

Langendorf (Landkreis Weißenfels)<br />

Leuna<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

Magdeburg<br />

Merseburg<br />

Möser<br />

Molmerswende<br />

Muldenstein<br />

Nauendorf<br />

Nienburg (Saale)<br />

Oebisfelde<br />

Prettin<br />

Quetzdölsdorf<br />

Radegast<br />

Röblingen am See<br />

Roßlau<br />

Sandersdorf<br />

Sandersleben<br />

Sangerhausen<br />

Schönebeck<br />

Schköna<br />

Schraplau<br />

Schrenz<br />

Seehausen (Börde)<br />

Staßfurt<br />

Stendal<br />

Steuden<br />

Ströbeck<br />

Sülzetal<br />

Teutschenthal<br />

Thurland<br />

Tornau (Landkreis Wittenberg)<br />

Vockerode<br />

Wanzleben<br />

Wefensleben<br />

Weferlingen<br />

Wegeleben<br />

Welsleben<br />

Wirkungsorte der <strong>SALEG</strong><br />

29<br />

Wernigerode<br />

Wethau<br />

Wippra<br />

Wolfen<br />

Wolfsburg<br />

Wörlitz<br />

Zahna<br />

Zörbig<br />

Die in diesem Bericht mit<br />

Luftaufnahmen abgebildeten<br />

Orte sind fett gedruckt.<br />

LINKE SEITE OBEN: KÖNNERN<br />

LINKE SEITE UNTEN: KÖTHEN


Jahresabschluss<br />

30


I. DARSTELLUNG DES GESCHÄFTSVERLAUFES<br />

1. Entwicklung der Gesamtwirtschaft<br />

Lagebericht für das Geschäftsjahr <strong>2002</strong><br />

Die Weltwirtschaft befand sich auch im Jahr <strong>2002</strong> in einer schwierigen Lage. Die<br />

Erwartung eines Krieges gegen den Irak und die Angst vor den damit verbundenen<br />

Ölpreissteigerungen und vor weiteren ökonomischen Folgeschäden hat die<br />

Konjunktur anhaltend geschwächt. Auch die amerikanische Niedrigzinspolitik<br />

hat keine nachhaltigen Wachstumsimpulse auslösen können.<br />

Die Konjunktur in Deutschland ist nach wie vor schwach und näherte sich <strong>2002</strong><br />

einer Stagnation. Mit einem realen Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent wurde<br />

das schwächste Ergebnis seit der Wiedervereinigung erzielt. Diese Schwächephase<br />

der deutschen Wirtschaft wird bis weit in das Jahr 2003 hinein wirken.<br />

Noch schwächer war die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Ostdeutschland<br />

mit einer Steigerung um real 0,1 Prozent. Dem gegenüber nahm das BIP in<br />

Sachsen-Anhalt <strong>2002</strong> um 0,5 Prozent auf 40,8 Milliarden Euro zu. Hauptursache<br />

für die positive Entwicklungstendenz in Sachsen-Anhalt war ein überdurchschnittliches<br />

Wachstum im Verarbeitenden Gewerbe bei gleichzeitiger Verlangsamung<br />

des Rückgangs im Baugewerbe.<br />

Gesamtwirtschaftlich wurde das schwache Wachstum positiv von den Dienstleistungen<br />

und der guten Auslandsnachfrage getragen. Die Wertschöpfung des<br />

Baugewerbes nahm demgegenüber um 6,1 Prozent ab. Im ostdeutschen Baugewerbe<br />

konnten nur Ausbau- und Tiefbaubetriebe partiell von Wiederherstellungsarbeiten<br />

nach der Flutkatastrophe vom August <strong>2002</strong> profitieren, wenn auch geringer<br />

als erwartet. Der Wohnungsbau in Ostdeutschland brach mit einem Rückgang<br />

von 13 Prozent weiter ein.<br />

Die Arbeitslosenquote lag <strong>2002</strong> bundesweit im Jahresmittel bei 9,8 Prozent und<br />

damit 0,4 Prozent höher als im Vorjahr. In Sachsen-Anhalt stagnierte sie mit 19,6<br />

Prozent (2001: 19,7 Prozent) auf dem bundesweit höchsten Stand. Diese weit<br />

überdurchschnittlich hohen Zahlen und das niedrigere Lohn- und Gehaltsniveau<br />

beeinträchtigen den Immobilien- und Wohnungsmarkt nicht nur durch die geringe<br />

Kaufkraft der Bevölkerung, sondern auch durch die stetige Abwanderung in<br />

Regionen mit einem höheren Arbeitsplatzangebot.<br />

Die ostdeutschen Städte stellen sich angesichts der demographischen Entwicklung<br />

und der anhaltend hohen Abwanderungsmotivation auf einen kontrollierten,<br />

gestalteten Schrumpfungsprozess ein. In Sachsen-Anhalt sind dank der frühzeitigen,<br />

flächendeckenden Erarbeitung von Stadtentwicklungskonzepten, an denen<br />

auch die <strong>SALEG</strong> in größerem Umfang beteiligt war, die Voraussetzungen für einen<br />

erfolgreichen Stadtumbauprozess besonders gut. Der effiziente Einsatz privater<br />

Investitionsmittel und öffentlicher Förderung für diesen Prozess wird über<br />

Standortvorteile von morgen entscheiden.<br />

31<br />

OBEN: NIENBURG (SAALE)<br />

UNTEN: OEBISFELDE<br />

LINKE SEITE OBEN: LANGENWEDDINGEN,<br />

GEMEINDE SÜLZETAL<br />

LINKE SEITE UNTEN: MERSEBURG


OBEN: PRETTIN<br />

UNTEN: RADEGAST<br />

In diesem geschäftlichen Umfeld hat die Landesentwicklungsgesellschaft <strong>SALEG</strong><br />

ihr Profil als Dienstleistungsunternehmen für öffentliche und private Auftraggeber<br />

weiter geschärft. Die Steuerung komplexer Maßnahmen des Stadtumbaus,<br />

der Stadtentwicklung und der Stadtsanierung stellt einen wachsenden Geschäftsbereich<br />

dar. Die <strong>SALEG</strong> ist mittlerweile in 55 Orten mit Maßnahmen im<br />

Bereich der Stadtentwicklung betraut. Mit der Trägerschaft der Internationalen<br />

Bauausstellung (IBA) zum Stadtumbau in Sachsen-Anhalt gemeinsam mit der<br />

Stiftung Bauhaus Dessau baut die <strong>SALEG</strong> ihren Kompetenzvorsprung auf diesem<br />

Gebiet weiter aus. Im Rahmen der IBA werden bis zum Jahr 2010 beispielhafte<br />

Lösungen des Stadtumbaus mit innovativen architektonischen, städtebaulichen<br />

und finanziellen Ansätzen realisiert.<br />

Die <strong>SALEG</strong> konnte in ersten Ansätzen das im Stadtumbau in Sachsen-Anhalt gewonnene<br />

Know-how und Profil für Projekte in anderen Bundesländern einsetzen.<br />

Ihre Stärke als Dienstleister baut die <strong>SALEG</strong> auch im Bereich des Immobilienmanagements<br />

und der Immobilienentwicklung aus. Mit der Projektsteuerung für<br />

die Erschließung des Hansehafens Süd in Magdeburg hat sie ein weiteres Großprojekt<br />

der Immobilienentwicklung übernommen.<br />

Das Immobilieninvestment, hier vor allem die Erschließung im eigenen Risiko<br />

insbesondere von Wohnbauland, kann dagegen angesichts der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung und der besonderen Entwicklung des ostdeutschen<br />

Immobilienmarktes nur an wenigen ausgewählten Standorten mit hoher Wohnqualität<br />

gewinnbringend fortgeführt werden. Die <strong>SALEG</strong> konzentriert sich in diesem<br />

Geschäftsfeld auf die Vermarktung begonnener Projekte.<br />

Die Landesentwicklungsgesellschaft <strong>SALEG</strong> ist mit der erfolgreichen strategischen<br />

Ausrichtung auf Immobiliendienstleistungen in einem äußerst schwierigen<br />

Marktumfeld gut aufgestellt.<br />

2. Personalbereich<br />

Im Jahresdurchschnitt <strong>2002</strong> beschäftigte die <strong>SALEG</strong> 57 Mitarbeiter. Davon waren<br />

9 Mitarbeiter auf Teilzeitbasis sowie 4 Auszubildende tätig.<br />

Zum Jahresende betrug die Mitarbeiterzahl 58. Davon waren 38 Mitarbeiter in<br />

Magdeburg und 20 Mitarbeiter in der Außenstelle in Halle (Saale) beschäftigt.<br />

Zum 31. Dezember <strong>2002</strong> waren von den 58 Mitarbeitern 35 weibliche und 23<br />

männliche Beschäftigte.<br />

Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt bei 40,49 Jahren.<br />

Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden für unsere Mitarbeiter im Bereich der persönlichen<br />

Arbeitstechniken betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt.<br />

Ferner wurden zur Qualifikationsverbesserung und um den sich wandelnden<br />

Anforderungen aus Vorschriften und der Marktentwicklung zu entsprechen für<br />

unsere Mitarbeiter Ausbildungsangebote externer Seminaranbieter genutzt.<br />

32


II. VERMÖGENS- UND FINANZLAGE, ERTRAGSLAGE<br />

Die in den Vorjahren eingeleiteten Maßnahmen zum Ausbau der Geschäftsbereiche<br />

Immobiliendienstleistungen und Immobilienmanagement führten im Geschäftsjahr<br />

<strong>2002</strong> zur Verbesserung des Ergebnisses und der Ertragslage.<br />

Die Umsatzerlöse der Gesellschaft erhöhten sich insgesamt gegenüber dem<br />

Vorjahr um TEUR 135,0. Der erhöhte Umsatz ist im Wesentlichen auf erzielte<br />

Erlöse im Betreuungsbereich zurückzuführen, der auch einen Bestandsabbau<br />

der unfertigen Leistungen zur Folge hatte.<br />

Der Rückgang der Erlöse aus dem Verkauf der Grundstücke und der anderen<br />

Lieferungen und Leistungen konnte durch die Umsatzsteigerungen im Dienstleistungsbereich<br />

kompensiert werden.<br />

Die Verminderung der Aufwendungen aus bezogenen Lieferungen und Leistungen<br />

konnte den erhöhten Aufwand im Personalbereich aufgrund von Tariferhöhungen<br />

ausgleichen.<br />

Der Betriebsaufwand hat sich überproportional zur Betriebsleistung verringert,<br />

so dass eine Verbesserung des Betriebsergebnisses vor Finanzierungskosten<br />

von TEUR 61 erzielt wurde.<br />

Die <strong>SALEG</strong> hat sich vor dem Hintergrund einer anhaltenden angespannten Situation<br />

auf dem Immobilienmarkt im Geschäftsjahr <strong>2002</strong> verstärkt mit dem weite- SANDERSDORF<br />

33


en Ausbau des Bereiches Immobiliendienstleistungen befasst. Hierzu zählen,<br />

neben der Wohnungsverwaltung eigener Objekte und für Dritte, das Centermanagement<br />

und das Facility Management sowie die treuhänderische Projektentwicklung<br />

von Industrieflächen sowie Sanierungs- und Entwicklungsträgerschaften.<br />

Obgleich der sehr schwierigen Rahmenbedingungen erzielte die <strong>SALEG</strong> bei gesunkener<br />

Betriebsleistung ein positives Betriebsergebnis in Höhe von TEUR 492,<br />

welches mit 14,2 Prozent über dem des Vorjahres liegt.<br />

Die Abnahme des Gesamtvermögens geht auf die Ausschüttung für das Geschäftsjahr<br />

2001, auf den verminderten Bestand an flüssigen Mitteln sowie der<br />

sonstigen Vermögensgegenstände zurück.<br />

Die Vermögens- und Finanzlage ist gekennzeichnet durch die Kapitalbindung im<br />

Vorratsvermögen.<br />

Trotz der hohen Kapitalbindung im Umlaufvermögen, welches zu einem Großteil<br />

aus Eigenmitteln finanziert wird, ist die Finanzlage und Liquidität durch Kreditrahmen<br />

und noch ausstehende Einlagen gesichert.<br />

III. RISIKOMANAGEMENT UND RISIKEN DER ZUKÜNFTIGEN ENTWICKLUNG<br />

In der <strong>SALEG</strong> Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH existiert<br />

zur Messung, Überwachung und Steuerung von Risiken ein Controllingund<br />

Steuerungssystem, das sich im Wesentlichen mit den operativen und strategischen<br />

Chancen und Risiken befasst. Ziele, Kosten und Erträge werden kontinuierlich<br />

überwacht.<br />

Die Konzernrevision der NORD/LB Immobilien Holding GmbH wurde im Berichtsjahr<br />

beauftragt, das Controlling-Instrumentarium der <strong>SALEG</strong> auf Zweck und Ordnungsmäßigkeit<br />

zu prüfen.<br />

Die Revision konnte feststellen, dass ausreichende Controllinginstrumente zur<br />

Verfügung stehen, um Maßnahmen in allen Bereichen umfassend zu kontrollieren<br />

und bei Bedarf jederzeit Einfluss auf die Projektarbeit nehmen zu können.<br />

Die strategische Ausrichtung der <strong>SALEG</strong> das Immobiliendienstleistungsgeschäft<br />

weiter auszubauen, deutet auf eine Reduzierung der Risiken hin.<br />

Das Geschäftsrisiko der <strong>SALEG</strong> liegt im Wesentlichen im Bereich Immobilieninvestment.<br />

Hier gilt es, durch das entsprechende Projektcontrolling auf der Kosten-<br />

und Erlösseite Vorhaben erfolgreich zum Abschluss zu bringen.<br />

Die vorhandenen Risiken im Erschließungsträgergeschäft aufgrund der Marktsituation,<br />

des niedrigen Kaufkraftniveaus, der Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt<br />

und der sinkenden Bevölkerungszahlen wurden erkannt. Entsprechende Neuerschließungen<br />

wurden zurückgestellt und der Ankauf neuer Bestandsflächen wurde<br />

eingestellt. Im Berichtsjahr wurden zur Risikominimierung Wertberichtigungen<br />

für ein Bestandsgrundstück vorgenommen.<br />

35<br />

OBEN: SCHRAPLAU<br />

UNTEN: SEEHAUSEN (BÖRDE)<br />

LINKE SEITE OBEN: SANDERSLEBEN<br />

LINKE SEITE UNTEN: SANGERHAUSEN


OBEN: STASSFURT<br />

UNTEN: STRÖBECK<br />

RECHTE SEITE: TEUTSCHENTHAL<br />

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Kapitalausstattung und Risikosituation<br />

ergibt es sich, dass im Berichtszeitraum keine existenzgefährdenden Risiken<br />

bestanden haben und derzeit auch für die Zukunft keine das Unternehmen gefährdenden<br />

Risiken erkennbar sind.<br />

IV. AUSBLICK<br />

Der Immobilienmarkt in Ostdeutschland wird auch in den nächsten Jahren angesichts<br />

der demographischen Entwicklung und der strukturellen wirtschaftlichen<br />

Schwäche grundsätzlich von einem Überangebot geprägt sein. Das gilt jedoch,<br />

wie der Geschäftsverlauf der letzten Jahre gezeigt hat, nicht für die von der <strong>SALEG</strong><br />

angebotenen hochwertigen Dienstleistungsprodukte für öffentliche und private<br />

Auftraggeber.<br />

Das von Bund und Ländern aufgelegte Sonderprogramm Stadtumbau Ost, der<br />

Solidarpakt II und der damit verbundene Wettstreit um Fördermittel werden mittelfristig<br />

für eine weiter wachsende Nachfrage der Städte nach Planungs-, Gestaltungs-<br />

und Beratungsleistungen sorgen. Mit ihrem spezifischen Know-how<br />

in diesem Feld, das die <strong>SALEG</strong> mit der Trägerschaft für die Internationale Bauausstellung<br />

weiter stärkt, kann die <strong>SALEG</strong> ihre Marktposition für diese Dienstleistungen<br />

noch ausbauen. Die von der Bundesregierung beabsichtigte Neuordnung<br />

der Kommunalfinanzen ist dabei eine wichtige Grundlage, um die Fähigkeit<br />

von Städten und Gemeinden zur Kofinanzierung von Förderprogrammen zu stabilisieren.<br />

Langfristig ist ein wachsender Bedarf auch von westdeutschen Städten an Stadtumbauprojekten<br />

zu erwarten, verbunden mit einer voraussichtlich gleichmäßigeren<br />

Verteilung von Städtebaufördermitteln des Bundes auf die west- und ostdeutschen<br />

Länder. Die <strong>SALEG</strong> hat deshalb damit begonnen, ihre Dienstleistungen<br />

auch in anderen Bundesländern anzubieten. Diese erfolgreichen Ansätze<br />

wird sie weiter ausbauen.<br />

Die sehr positiven Rahmenbedingungen für Investitionen in Sachsen-Anhalt bieten<br />

auch bei einer strukturell schwachen Wirtschaftslage in Einzelfällen gute Marktchancen<br />

für Dienstleister im Bereich der Projektentwicklung und -steuerung sowie<br />

des Facility Managements. Die <strong>SALEG</strong> kann auch in diesem komplizierten Marktsegment<br />

an einen leichten Aufwärtstrend der letzten Jahre anknüpfen.<br />

Die Vermarktung eigener oder im Auftrag erschlossener Wohnimmobilien und<br />

Grundstücke wird auch in den nächsten Jahren nur an ausgewählten Standorten<br />

gewinnbringend möglich sein. Marketing und Vertrieb der erschlossenen Baugrundstücke<br />

sind für die <strong>SALEG</strong> weiterhin besonders wichtig.<br />

Die bevorstehende Osterweiterung der Europäischen Union bietet gerade ostdeutschen<br />

Dienstleistern wachsende Chancen zum Know-how-Transfer. Die <strong>SALEG</strong><br />

36


wird zusammen mit Partnerunternehmen ihre Kompetenzen in der Immobilienerschließung<br />

und -entwicklung, im Wohnungsbau und im Facility Management<br />

auch auf diesem Markt anbieten. Eine sorgfältige Risikoabschätzung und -<br />

eingrenzung sind dabei selbstverständlich.<br />

Die Landesentwicklungsgesellschaft <strong>SALEG</strong> erwartet unter weiterhin komplizierten<br />

Rahmenbedingungen auch im Geschäftsjahr 2003 ein positives Ergebnis.<br />

Magdeburg, den 26. Februar 2003<br />

<strong>SALEG</strong> Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH<br />

Conny Eggert Rüdiger Schulz<br />

37


OBEN: TRÖGLITZ, GEMEINDE ELSTERAUE<br />

UNTEN: VOCKERODE<br />

RECHTS: WANZLEBEN<br />

38


Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr <strong>2002</strong><br />

39<br />

<strong>2002</strong> Vorjahr<br />

EUR EUR TEUR<br />

1. Umsatzerlöse<br />

a) aus der Hausbewirtschaftung 307.179,38 301<br />

b) aus Verkauf von Grundstücken 497.180,72 867<br />

c) aus Betreuungstätigkeit 3.839.209,08 3.167<br />

d) aus anderen Lieferungen und Leistungen 45.073,78 219<br />

4.688.642,96 4.554<br />

2. Verminderung/Erhöhung des Bestands an Bauvorbereitungskosten,<br />

zum Verkauf bestimmter Grundstücke mit unfertigen<br />

Erschließungsmaßnahmen und mit fertigen Bauten sowie unfertigen<br />

Leistungen -225.839,19 189<br />

3. Sonstige betriebliche Erträge 27.267,75 57<br />

4. Aufwendungen für bezogene Lieferungen und Leistungen<br />

a) Aufwendungen für Hausbewirtschaftung 141.288,6 120<br />

b) Aufwendungen für Verkaufsgrundstücke 433.050,38 914<br />

c) Aufwendungen für andere Lieferungen und Leistungen 110.868,11 129<br />

685.207,07 1.163<br />

5. Personalaufwand<br />

a) Gehälter 2.117.066,38 2.017<br />

b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung<br />

und für Unterstützung 392.941,03 377<br />

2.510.007,41 2.394<br />

6. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände<br />

des Anlagevermögens und Sachanlagen 187.164,44 177<br />

7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 612.962,52 613<br />

8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 20.571,27 19<br />

9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 30.600,46 58<br />

-10.029,19 -39<br />

10.Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 484.700,89 414<br />

11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 218.735,99 158<br />

12. Sonstige Steuern 3.225,61 22<br />

13. Jahresüberschuss 262.739,29 234<br />

14. Gewinnvortrag 29.161,77 85<br />

15. Bilanzgewinn 291.901,06 319


Bilanz zum 31. Dezember <strong>2002</strong><br />

Aktiva<br />

A. Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital<br />

B. Anlagevermögen<br />

I. Immaterielle Vermögensgegenstände<br />

II. Sachanlagen<br />

1. Grundstücke mit Wohnbauten<br />

2. Grundstücke und grundstücksgleiche Rechte<br />

mit Geschäftsbauten<br />

3. Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung<br />

C. Umlaufvermögen<br />

I. Zum Verkauf bestimmte Grundstücke und andere Vorräte<br />

1. Grundstücke ohne Bauten<br />

2. Bauvorbereitungskosten<br />

3. Grundstücke mit unfertigen Erschließungsmaßnahmen<br />

4. Grundstücke mit fertigen Bauten<br />

5. Unfertige Leistungen<br />

II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände<br />

1. Forderungen aus Vermietung<br />

2. Forderungen aus Betreuungstätigkeit<br />

3. Forderungen gegen Gesellschafter<br />

4. Sonstige Vermögensgegenstände<br />

III.Flüssige Mittel<br />

Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten<br />

D. Rechnungsabgrenzungsposten<br />

Treuhandvermögen<br />

40<br />

31.12.<strong>2002</strong> Vorjahr<br />

EUR EUR TEUR<br />

2.277.268,47 2.277<br />

29.347,69 51<br />

4.868.938,70 4.828<br />

423.084,19 438<br />

114.329,18 106<br />

5.406.352,07 5.372<br />

5.435.699,76 5.423<br />

866.320,93 866<br />

138.110,60 138<br />

3.435.731,52 3.560<br />

0,00 119<br />

2.062.702,74 2.182<br />

6.502.865,79 6.865<br />

5.796,89 13<br />

507.292,30 468<br />

272.807,75 237<br />

52.397,76 197<br />

838.294,70 915<br />

551.020,00 727<br />

7.892.180,49 8.507<br />

8.522,41 2<br />

15.613.671,13 16.209<br />

448.881.009,52 408.355


A. Eigenkapital<br />

I. Gezeichnetes Kapital<br />

II. Kapitalrücklage<br />

III.Gewinnrücklagen<br />

Andere Gewinnrücklagen<br />

IV.Bilanzgewinn<br />

1. Gewinnvortrag<br />

2. Jahresüberschuss<br />

B. Rückstellungen<br />

1. Steuerrückstellungen<br />

2. Sonstige Rückstellungen<br />

C. Verbindlichkeiten<br />

1. Verbindlichkeiten gegebüber Kreditinstituten<br />

2. Erhaltende Anzahlungen<br />

3. Verbindlichkeiten aus Vermietung<br />

4. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen<br />

5. Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern<br />

6. Sonstige Verbindlichkeiten<br />

Treuhandverbindlichkeiten<br />

Bilanz zum 31. Dezember <strong>2002</strong><br />

Passiva<br />

31.12.<strong>2002</strong> Vorjahr<br />

EUR EUR TEUR<br />

41<br />

9.525.674,52 9.526<br />

2.791.653,67 2.792<br />

1.146.602,01 1.146<br />

29.161,77 85<br />

262.739,29 234<br />

291.901,06 319<br />

13.755.831,26 13.783<br />

42.303,00 0<br />

337.005,10 343<br />

379.308,10 343<br />

340.000,01 805<br />

553.115,83 594<br />

666,51 2<br />

181.649,33 198<br />

200.037,17 250<br />

203.062,92 234<br />

1.478.531,77 2.083<br />

15.613.671,13 16.209<br />

448.881.009,52 408.355


Anhang zum Jahresabschluss<br />

OBEN: WEFERLINGEN<br />

UNTEN: WEGELEBEN<br />

1. Allgemeine Angaben<br />

Der Jahresabschluss zum 31. Dezember <strong>2002</strong> ist nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuchs<br />

sowie den ergänzenden Regelungen des Gesellschaftsvertrags<br />

aufgestellt worden. Die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung sind entsprechend<br />

den Bestimmungen der Verordnung über Formblätter für die Gliederung<br />

des Jahresabschlusses von Wohnungsunternehmen in der Fassung vom 6. März<br />

1987 (Formblatt VO) aufgestellt, wobei für die Gewinn- und Verlustrechnung das<br />

Gesamtkostenverfahren Anwendung findet. Bei der Gliederung und Bezeichnung<br />

der Abschlussposten sind die Besonderheiten der Geschäftstätigkeit der Gesellschaft<br />

berücksichtigt.<br />

Im Interesse einer besseren Klarheit und Übersichtlichkeit haben wir die nach<br />

den gesetzlichen Vorschriften bei den Posten der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung<br />

anzubringenden Vermerke ebenso wie die Vermerke, die wahlweise<br />

in der Bilanz bzw. Gewinn- und Verlustrechnung oder im Anhang anzubringen<br />

sind, insgesamt im Anhang aufgeführt.<br />

2. Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden<br />

Die Wertansätze der immateriellen Vermögensgegenstände und der Sachanlagen<br />

basieren auf Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten. Sie werden entsprechend<br />

ihrer voraussichtlichen Nutzungsdauer linear abgeschrieben. Für Zugänge zum<br />

beweglichen Anlagevermögen wird die steuerliche Vereinfachungsregelung<br />

angewendet. Geringwertige Anlagegegenstände werden im Jahr der Anschaffung<br />

voll abgeschrieben und als Abgang im Anlagenspiegel gezeigt.<br />

Aufgrund der in Vorjahren in Höhe von TEUR 808 vorgenommenen Sonderabschreibungen<br />

nach dem Fördergebietsgesetz wird das Jahresergebnis durch im<br />

Geschäftsjahr niedrigere bilanzielle Abschreibungen im Umfang von ca. TEUR<br />

16 positiv beeinflusst.<br />

Die Vorräte sind zu Herstellungskosten oder mit dem niedrigeren beizulegenden<br />

Wert angesetzt. Drohenden Verlusten aus der Abwicklung der Aufträge ist durch<br />

Wertabschläge Rechnung getragen. In die Herstellungskosten werden die aktivierungspflichtigen<br />

Einzelkosten – insbesondere Personaleinzelkosten – sowie<br />

angemessene Teile der Gemeinkosten einschließlich der Kosten des Wertverzehrs<br />

für das Anlagevermögen einbezogen. Direkt zurechenbare Fremdkapitalzinsen<br />

werden in die Herstellungskosten mit einbezogen, sofern sie den Zeitraum der<br />

Herstellung betreffen.<br />

Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände sind zum Nennwert bewertet.<br />

Akuten Ausfallrisiken wurde durch Einzelwertberichtigungen Rechnung<br />

getragen. Zur Abdeckung des allgemeinen Kreditrisikos, von Bearbeitungskosten<br />

42


und Zinsverlusten wurde auf bestimmte Forderungsgruppen eine Pauschalwertberichtigung<br />

in Höhe von rund 1 % des um die Umsatzsteuer und die einzelwertberichtigten<br />

Forderungen bereinigten Forderungsbestandes gebildet.<br />

Liquide Mittel sind zu Nominalwerten angesetzt.<br />

Allen ungewissen Verbindlichkeiten und erkennbaren Risiken wurde durch Bildung<br />

von Rückstellungen Rechnung getragen. Sie sind einzeln oder nach Maßgabe<br />

entsprechender Bemessungsgrößen bewertet.<br />

Die Verbindlichkeiten sind mit ihrem Rückzahlungsbetrag angesetzt.<br />

Die Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden wurden unverändert zum Vorjahr<br />

beibehalten.<br />

3. Angaben zur Bilanz<br />

Die Ausstehenden Einlagen auf das gezeichnete Kapital (TEUR 2.277) sind in<br />

voller Höhe eingefordert.<br />

Die Entwicklung der einzelnen Posten des Anlagevermögens ist im Anlagenspiegel<br />

(Anlage zum Anhang) dargestellt.<br />

43<br />

LUTHERSTADT WITTENBERG


OBEN: WOLFEN<br />

UNTEN: WOLFSBURG<br />

RECHTS: WIPPRA<br />

Der Ausweis der Vorräte ergibt sich wie folgt:<br />

Anschaffungs- und Herstellungskosten<br />

./. Abwertungen auf Grund der verlustfreien<br />

Bewertung<br />

= Vorräte laut Bilanz<br />

Davon entfallen Herstellungskosten in Höhe von EUR 5.844.352,81 auf Grundstücke,<br />

Bauvorbereitungskosten und unfertige Leistungen im Rahmen des<br />

Eigengeschäfts (Flächenerschließung, Wohnungsbau). Die verbleibende Differenz<br />

resultiert aus der Betreuungstätigkeit.<br />

Sämtliche Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände haben wie im<br />

Vorjahr eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr.<br />

Die Forderungen gegen Gesellschafter betreffen in Höhe von EUR 272.807,75<br />

(Vorjahr: EUR 236.637,02) Forderungen aus Betreuungsleistungen.<br />

Der Kassen- bzw. Guthabenbestand bei Kreditinstituten beläuft sich zum 31.<br />

Dezember <strong>2002</strong> auf insgesamt EUR 551.020,00. Davon werden EUR 480.964,57<br />

bei verbundenen Unternehmen unterhalten.<br />

44<br />

31.12.2003<br />

EUR<br />

6.732.433,94<br />

229.568,15<br />

6.502.865,79<br />

Vorjahr<br />

EUR<br />

7.021.687,45<br />

156.319,57<br />

6.865.367,88


Das Gezeichnete Kapital der <strong>SALEG</strong> beläuft sich auf DM 18.630.600,00.<br />

Die sonstigen Rückstellungen setzen sich wie folgt zusammen:<br />

Kostenabgrenzungen<br />

Jahresabschlusskosten<br />

Personalkosten<br />

Gewährleistung<br />

Übrige<br />

31.12.<strong>2002</strong><br />

EUR<br />

174.300,00<br />

61.510,00<br />

44.274,00<br />

18.000,00<br />

38.921,10<br />

337.005,10<br />

Die Zusammensetzung, die Sicherung und die Restlaufzeiten der Verbindlichkeiten<br />

ergeben sich aus folgendem Verbindlichkeitsspiegel (in Klammern die Vorjahreszahlen):<br />

Bilanzausweis<br />

31.12.<strong>2002</strong><br />

EUR<br />

Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten<br />

340.000,01<br />

(805.284,71)<br />

Erhaltene Anzahlungen<br />

553.115,83<br />

(593.736,36)<br />

Verbindlichkeiten aus Vermietung<br />

666,51<br />

(2.501,17 )<br />

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen<br />

181.649,33<br />

(197.963,53)<br />

Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten sind durch Forderungsabtre-<br />

Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern<br />

200.037,17<br />

tungen gesichert.<br />

(250.187,36)<br />

Von den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten bestehen TEUR 230<br />

Sonstige Verbindlichkeiten*)<br />

203.062,92<br />

(Vorjahr: TEUR 371) gegenüber verbundenen Unternehmen.<br />

(233.863,79)<br />

Gesamt<br />

1.478.531,77<br />

(2.083.536,92)<br />

4. Angaben zur Gewinn- und Verlustrechnung<br />

Die Zinserträge beinhalten mit EUR 6.780,94 (Vorjahr: EUR 5.553,48) Zinsen<br />

*)davon aus Steuern<br />

142.434,38<br />

aus verbundene Unternehmen.<br />

(120.395,54)<br />

Unter den Zinsaufwendungen werden mit EUR 12.948,08 (Vorjahr: EUR 41.235,86)<br />

davon im Rahmen der sozialen Sicherheit<br />

59.207,41<br />

Zinsen an verbundenen Unternehmen ausgewiesen.<br />

(56.076,14)<br />

davon gegenüber verbundenen Unternehmen<br />

24,73<br />

(135,92)<br />

45<br />

davon mit einer Restlaufzeit<br />

bis zu einem Jahr<br />

EUR<br />

340.000,01<br />

(805.284,71)<br />

553.115,83<br />

(593.736,36)<br />

666,51<br />

(2.501,17 )<br />

181.649,33<br />

(197.963,53)<br />

200.037,17<br />

(250.187,36)<br />

203.062,92<br />

(233.863,79)<br />

1.478.531,77<br />

(2.083.536,92)


OBEN: ZÖRBIG<br />

UNTEN: ZAHNA<br />

5. Sonstige finanzielle Verpflichtungen<br />

Mit der am 16. Januar 1997 erfolgten Eintragung des Erbbaurechts im Grundbuch,<br />

hat die Gesellschaft bis zum Jahr 2047 finanzielle Verpflichtungen gegenüber<br />

dem Land Sachsen-Anhalt in Höhe von jährlich EUR 3.988,08.<br />

Das eingetragene Erbbaurecht betrifft das von der Gesellschaft genutzte Grundstück<br />

Turmschanzenstraße 26, 39114 Magdeburg.<br />

Im Rahmen des Mietvertrages für die Außenstelle Halle bestehen bis September<br />

2003 sonstige finanzielle Verpflichtungen in Höhe von EUR 16.439,22.<br />

6. Sonstige Angaben<br />

Mitarbeiter:<br />

Die Zahl der im Geschäftsjahr durchschnittlich beschäftigten Angestellten betrug<br />

(ohne Geschäftsführer und ohne Auszubildende) 51 (Vorjahr: 48).<br />

Gewinnverwendungsvorschlag:<br />

Die Geschäftsführung schlägt vor, eine Gewinnausschüttung in Höhe von 4 %<br />

auf das eingezahlte Stammkapital vorzunehmen.<br />

Konzernverbindungen:<br />

Die <strong>SALEG</strong> ist verbundenes Unternehmen der Norddeutschen Landesbank Girozentrale<br />

Hannover-Braunschweig-Magdeburg-Schwerin, deren Konzernabschluss<br />

in Hannover erhältlich ist.<br />

Magdeburg, den 6. März 2003<br />

<strong>SALEG</strong> Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH<br />

Conny Eggert Rüdiger Schulz<br />

46


Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers<br />

Wir haben den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Buchführung und den<br />

Lagebericht der <strong>SALEG</strong> Sachsen-Anhaltinische-Landesentwicklungsgesellschaft<br />

mbH, Magdeburg, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember <strong>2002</strong><br />

geprüft. Die Buchführung und die Aufstellung von Jahresabschluss und Lagebericht<br />

nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften und den ergänzenden<br />

Regelungen des Gesellschaftsvertrags liegen in der Verantwortung der Geschäftsführung<br />

der Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns<br />

durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss unter Einbeziehung<br />

der Buchführung und über den Lagebericht abzugeben.<br />

Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung entsprechend § 317 HGB unter<br />

Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer festgestellten deutschen<br />

Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die<br />

Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße,<br />

die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beachtung der<br />

Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und durch den Lagebericht vermittelten<br />

Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender<br />

Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen<br />

werden die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche<br />

und rechtliche Umfeld der Gesellschaft sowie die Erwartungen über mögliche<br />

Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des<br />

rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die<br />

Angaben in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht überwiegend auf der<br />

Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten<br />

Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen der<br />

Geschäftsführung sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses<br />

und des Lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung<br />

eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet.<br />

Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.<br />

Nach unserer Überzeugung vermittelt der Jahresabschluss unter Beachtung der<br />

Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen<br />

entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der <strong>SALEG</strong> Sachsen-<br />

Anhaltinische-Landesentwicklungsgesellschaft mbH, Magdeburg. Der Lagebericht<br />

gibt insgesamt eine zutreffende Vorstellung von der Lage der Gesellschaft und<br />

stellt die Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.<br />

Deloitte & Touche GmbH Magdeburg, den 21. März 2003<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

(Haastert) (ppa. Eberlein)<br />

Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfer<br />

47


Impressum<br />

WÖRLITZ<br />

Herausgeber:<br />

<strong>SALEG</strong><br />

Sachsen-Anhaltinische<br />

Landesentwicklungsgesellschaft mbH<br />

E-mail: info@saleg.de<br />

www.saleg.de<br />

Turmschanzenstraße 26<br />

39114 Magdeburg<br />

Telefon (0391) 8503-3<br />

Telefax (0391) 8503-401<br />

Außenstelle Halle:<br />

Magdeburger Straße 36<br />

06112 Halle (Saale)<br />

Telefon (0345) 20516-0<br />

Telefax (0345) 20516-18<br />

48<br />

Gestaltung:<br />

Schaller & Schubert, Halle (Saale)<br />

Druck:<br />

Grafisches Zentrum Cuno, Calbe<br />

Oktober 2003<br />

Nachdruck und Wiedergabe, auch auszugsweise,<br />

nur mit Genehmigung des<br />

Herausgebers.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!