POLEN
GeschichtsfuhrerdurchPolen
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VIII<br />
Freiheit<br />
und Solidarität<br />
Sommer 1980 kam es in Polen zu einer Streikwelle,<br />
die von der sich weiter verschlechternden<br />
wirtschaftlichen Situation ausgelöst wurde. Entscheidende Bedeutung hatte der<br />
Ausbruch des Streiks in der Danziger Werft, hervorgerufen durch die Entlassung<br />
der oppositionellen Aktivistin Anna Walentynowicz. Der Werft schlossen sich<br />
andere Betriebe an und es wurde eine Liste mit 21 Postulaten erstellt. Das wichtigste<br />
war die Gründung von regierungsunabhängigen Gewerkschaften. Der<br />
Streik breitete sich auf weitere Zentren aus: auf Stettin, Breslau und Jastrzemb.<br />
Das Ausmaß der Proteste zwang das Regime zu Zugeständnissen. Es wurde<br />
ein Abkommen unterzeichnet, durch das die Unabhängige Selbstverwaltete<br />
Gewerkschaft „Solidarność“ entstand. An ihrer Spitze stand Lech Wałęsa, der Anführer<br />
der Auguststreiks in Gdańsk. Trotz der Schwierigkeiten, die die Regierung<br />
der Solidarność bereitete, war diese im ganzen Land aktiv. Im Jahr 1981 gehörten<br />
ihr fast 10 Millionen Polen an. Sie war in der Weltgeschichte die größte Organisation,<br />
die in so kurzer Zeit von unten entstanden ist. Durch weitere Proteste<br />
konnten auch unabhängige Gewerkschaften der Landwirte und Studenten ins<br />
Leben gerufen werden.<br />
Das, was die Solidarność-Bewegung tatsächlich außergewöhnlich machte,<br />
war nicht die Anzahl der Mitglieder. Sechzehn Monate legaler Arbeit der unabhängigen<br />
Gewerkschaft war die Zeit des großen Enthusiasmus und der Hoffnung.<br />
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