Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen
Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
TOPTHEMA<br />
TOPTHEMA<br />
6<br />
Höhe ohne Fenster in der Nähe. Ein gutes<br />
Argument ist auch der Hinweis auf die<br />
Lebensweise der Wespen. Als Raubinsekten<br />
machen sie u.a. Jagd auf Mücken. Sind die<br />
Wespen weg, kommen die Mücken wieder.“<br />
Marks weist im Rahmen seiner Beratung<br />
auch immer wieder auf die zeitlich sehr<br />
begrenzte Lebensdauer der Tiere hin. „Entdeckt<br />
wird das Nest in aller Regel erst, wenn<br />
es groß, also fertig ist – und damit ist der<br />
Höhepunkt des jeweiligen Volkes auch schon<br />
überschritten. Wespen werden beispielsweise<br />
nur sechs Wochen alt. Nach dem Nestbau<br />
im Mai/Juni erreichen die Völker im<br />
Juli ihren Höhepunkt und damit<br />
beginnt bereits die Auflösung.“<br />
In den meisten Fällen würden<br />
sich die Betroffenen daraufhin<br />
zum Nestverbleib entschließen.<br />
Wer lasst sich<br />
freiwillig stechen?<br />
Kein Umgang mit Hautflüglern<br />
ohne Stiche, berichten alle, die<br />
sich in irgendeiner Form mit diesen Tieren<br />
befassen. Aber sich freiwillig stechen<br />
lassen? Kaum vorstellbar für die meisten<br />
<strong>Osnabrücker</strong>. Im Artland trifft „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“ den Bioland-Imker Fubo Gottwald.<br />
Auch er wird natürlich regelmäßig<br />
von seinen Honigbienen gestochen. „Das<br />
passiert immer mal, wenn ich eine Biene aus<br />
Versehen zu stark drücke.“ Manche Imker<br />
machen allerdings aus der Not eine Tugend,<br />
erzählt er. Sie lassen sich absichtlich stechen,<br />
das sei gut gegen Gicht und Rheuma. So<br />
mancher Hobbyimker aus dem <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land bestätigt dies. Er habe dies auch bereits<br />
praktiziert, so Gottwald. Einem verspannten<br />
Nacken rücke er schon mal mit einer<br />
Handvoll Bienen zu Leibe. Nachdem er diese<br />
in sein Hemd gesteckt und sich an der<br />
schmerzenden Stelle habe stechen lassen, sei<br />
eine Schmerzlinderung eingetreten.<br />
Werden Bienen im<br />
Osnabrucker Land satt?<br />
1980 kehrten Fubo und seine Frau<br />
Astrid Gottwald der Großstadt Berlin<br />
den Rücken. Sie wollten aufs Land, dass<br />
sie ausgerechnet in Badbergen landeten,<br />
war purer Zufall. Mit ihrer Imkerei<br />
ohne Chemie und Medikamente trat die<br />
Imkerei Honigsüß 1993 dem Anbauverband<br />
Bioland bei. Als Erwerbsimker<br />
muss Gottwald seinen bis zu 100 Bienenvölkern<br />
natürlich ausreichend Nahrung<br />
bieten. Im Landkreis Osnabrück sei dies<br />
jedoch nicht möglich. „Hier gibt es im<br />
Frühjahr die Rapsblüte, anschließend die<br />
Obstblüte (z.B. die Kirschblüte in Hagen<br />
a.TW.) - und dann ist Schluss. Da blüht<br />
nichts mehr“, betont Gottwald. Er muss seine<br />
Völker deshalb auf Reisen schicken, nach<br />
Brandenburg oder Rheinland-Pfalz. Zum<br />
Teil hätten Honigbienen in der Stadt mittlerweile<br />
ein besseres Nahrungsangebot als auf<br />
dem Land.<br />
Davon profitieren sollen auch die seit<br />
kurzem im Hinterhof des <strong>Osnabrücker</strong><br />
Sterne-Restaurants „La Vie“ summenden<br />
zwei Bienenvölker. Das Bremer Unternehmen<br />
„Bee-Rent“ hat sie dort stationiert.<br />
In der Küche des „La Vie“ wird der erste<br />
Honig der gemieteten Bienen 2017 erwartet.<br />
Warum machen Bienen<br />
uberhaupt Honig?<br />
Was dem Eichhörnchen die eingegrabenen<br />
Nüsse ist den Honigbienen ihr Honig. Ohne<br />
eine ausreichende Menge dieser im Bienen-<br />
Wespe © Naturschutzstiftung des Landkreises Osnabrück e.V. / Niestplätze © Yörn Kreib / Bienenwabe © Magdalena Fröhlich, Bioland e.V.<br />
Hintergrund © ivangd, fotolia.de / Vera staltung Frühblüher © Elisa Riedle / Sandbiene, Weiden-Sandbiene an Weide © Janina Voskuhl / Wespe © Silvia Hahnefeld, fotolia.de<br />
stock produzierten Leckerei kommt kein<br />
Bienenvolk durch den Winter. Wenn der<br />
Imker den Bienen also ihren Wintervorrat<br />
wegnimmt, muss er ihn z.B. durch Zuckerlösung<br />
ersetzen.<br />
Wo fehlt ausreichender<br />
Wohnraum?<br />
Nahrung allein sichert das Überleben<br />
der Hautflügler in der Stadt Osnabrück<br />
jedoch nicht. Verfügbarer Wohnraum muss<br />
vorhanden sein. Und auch der sei in den<br />
letzten Jahren knapp geworden, erzählt<br />
Lisa Beerhues, Leiterin des Lernstandorts<br />
Nackte Mühle in Haste. Früher gab es<br />
überall Totholz in den Gärten, Hauswände<br />
aus Holz, Lehm und Ziegel, die zahlreichen<br />
Insekten Unterschlupf boten. Inzwischen<br />
sind viele Gärten zu ökologischen Notstandsgebieten<br />
geworden und Hauswände<br />
mit einer für Insekten unüberwindbaren<br />
Oberfläche aus Zement, Beton oder anderen<br />
Materialien überzogen.<br />
Fur wen bauten<br />
Schuler ein Hotel?<br />
2012 machten sich deshalb Schüler der <strong>Osnabrücker</strong><br />
Herman-Nohl-Schule im Rahmen<br />
eines Bienenprojektes an den Bau eines<br />
Insektenhotels im Garten der<br />
Nackten Mühle an der Nette.<br />
Im Schutz alter Apfel- und Birnenbäume<br />
steht es dort und<br />
weckt das Interesse der Insekten<br />
und Kinder gleichermaßen. Mit<br />
guter Beobachtungsgabe und kriminalistischem<br />
Spürsinn versuchen sie<br />
unter fachkundiger Begleitung den Bewohnern<br />
des Hotels auf die Schliche zu kommen.<br />
Diese haben in aller Regel ihre Hotelzimmertür<br />
für einen längeren Zeitraum hinter<br />
sich verschlossen. Hummeln, Wildbienen,<br />
Schlupf-, Falten-, Grab- und Wegwespen,<br />
Florfliegen, Ohrwürmer – sie alle greifen<br />
gerne auf den von Menschenhand geschaffenen<br />
Ersatzlebensraum zurück.<br />
Auch dieser muss allerdings immer<br />
mal wieder saniert werden. So<br />
hat ein Sturm im vergangenen<br />
Winter dem Insektenhotel<br />
stark zugesetzt. „Jetzt sind<br />
die Kinder begeistert dabei,<br />
Material zu sammeln, Löcher<br />
mit verschiedensten Durchmessern<br />
in Holzstücke<br />
zu bohren, Schilfbündel<br />
zu binden, um<br />
den Insekten so rasch wie<br />
7