Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen
Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie werden Holzschuhe gefräst?<br />
Auch in dieser Ausgabe wirft „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ einen Blick<br />
in das umfangreiche, aber kaum bekannte Depot des Museums<br />
Industriekultur. Im Juni geht es um eine Maschine der Firma Albert<br />
Bernhard Jürgens aus Emsdetten. Sie ist – parallel zum Erscheinen<br />
dieser Ausgabe – seit Juni im Museum Industriekultur zu sehen.<br />
Seit dem 12. oder 13. Jahrhundert gab es<br />
fast in jedem Dorf einen Holzschuhmacher,<br />
der diesen Beruf neben der Landwirtschaft<br />
ausübte (vor allem in den Wintermonaten).<br />
Holzschuhe wurden bis in die 1950er Jahre<br />
überwiegend in der Landwirtschaft und<br />
bei bestimmten Arbeiten wie dem Torfstechen<br />
getragen. Auf den Stahlhütten, in<br />
Gießereien und im Bergbau gehörten sie<br />
zur Berufskleidung, wurden aber zunehmend<br />
von Stahlkappenschuhen verdrängt.<br />
Pro Jahr und Träger wurden etwa zwei<br />
Paar Holzschuhe benötigt. In den 1950er<br />
Jahren kostete ein Paar Holzschuhe zwischen<br />
2,00 - und 3,50 DM. Heute werden<br />
sie in den Niederlanden beim Deichbau als<br />
optimale Sicherheitsschuhe genutzt und<br />
in vielen Regionen zieht man sie bei der<br />
Gartenarbeit an.<br />
Für die Herstellung von Holzschuhen<br />
werden Weichhölzer wie Pappel oder<br />
seltener Ahorn verwendet. Historisch<br />
nutzte man auch teureres Weiden- und<br />
Erlenholz. Die ersten Arbeitsgänge sind,<br />
ob man die Holzschuhe mit Maschinen<br />
oder rein manuell herstellt, gleich. Zuerst<br />
wird der Holzstamm in kurze Stücke geschnitten<br />
und entrindet. Dann geviertelt<br />
und in einen<br />
rechteckigen<br />
Block (Vierkantholz) einer bestimmten<br />
Länge (Schuhgröße) geschnitten. Die<br />
folgende Bearbeitung, seit Mitte der<br />
40er Jahre werden dafür Maschinen<br />
eingesetzt, wurde früher von dem Holzschuhmacher<br />
manuell und mit Spezialwerkzeugen<br />
wie Ziehmesser, Löffelbohrer<br />
und Schabeisen durchgeführt.<br />
Die im Museum Industriekultur Osnabrück<br />
gezeigte Maschine stammt von der<br />
Firma Albert Bernhard Jürgens, die 1921<br />
in Emsdetten mit einem kleinen Handelsunternehmen<br />
für Holzschuhe startet. In<br />
der damaligen Zeit finden Jürgens Holzschuhe<br />
regen Absatz im landwirtschaftlich<br />
geprägten Münsterland. Im Zuge der<br />
Industrialisierung fertigt die Firma dann<br />
Fräs- und Kopiermaschinen, mit denen<br />
die Holzschuhe bis heute mechanisch<br />
hergestellt werden.<br />
Die geschnittenen Vierkanthölzer oder<br />
auch Holzschuhrohlinge werden in die<br />
Kopierfräse gespannt. Der Gleiter aus<br />
Metall tastet die äußere Form von einem<br />
Holzschuhmuster oder Model ab und<br />
steuert den Fräskopf, der gleichzeitig<br />
einen rechten und linken Holzschuh fertigt.<br />
Nach diesem Arbeitsgang auf der Fräse<br />
kann man die Schuhe noch nicht anziehen,<br />
denn der Schuh hat erst die äußere<br />
Form. Auf einer Fräsmaschine, wie sie im<br />
Museum gezeigt wird,<br />
werden die<br />
Schuhrohlinge dann ausgehöhlt.<br />
Erst mit groben und dann mit<br />
feinen Fräsköpfen. Auch für die innere<br />
Form wird ein Model verwendet. Dieses<br />
Model sitzt in der Mitte zwischen den beiden<br />
Holzschuhrohlingen und wird von der<br />
Maschine abgetastet. Die beiden seitlichen<br />
Fräsen bearbeiten das Holz solange bis die<br />
Form mit dem Model in der Mitte übereinstimmt.<br />
Der Holzschuh wird von der Maschine<br />
genommen und der Holzschuhmacher<br />
bringt in Handarbeit die flachen Einspannseiten<br />
oben und unten in die richtige<br />
Holzschuhform und schleift an der<br />
Schleifmaschine alle Ecken und Kanten<br />
ab. Die Holzschuhe werden noch einmal<br />
überprüft, damit am Fuß auch nichts<br />
drückt und gegebenenfalls mit der Hand<br />
fein nachgearbeitet und geschliffen. Zum<br />
Schluss werden noch eine Lederlasche und<br />
ein Riemen an den Holzschuh genagelt<br />
oder getackert. Damit sind ein Paar Holzschuhe<br />
fertig und werden je nach Größe<br />
für circa 15 - 30 Euro verkauft. | MB<br />
Fräsmaschine für die Holzschuhherstellung © Maren Kiupel<br />
Bilder Filmpassage © Jana Lange / Kinorolle © Jag_cz, fotolia.de / Scheinwerfer oben © magdal3na, fotolia.de<br />
Jedes Lichtspielhaus hat seine eigene<br />
Zielgruppe – vom Blockbuster-Multiplex<br />
mit allem, was Hollywood zu bieten hat,<br />
über das spezielle Nischenkino mit Hang zu<br />
farbenfrohen Gesangsspektakeln im Stil<br />
von Bollywood bis zum Filmkunsttheater,<br />
welches sich auf Arbeiten europäischer Filmemacher<br />
spezialisiert hat. Ein Kino, das sich<br />
am Markt als sogenannter „Vollsortimenter“<br />
beweisen will, muss aus dem riesigen<br />
Filmangebot des Marktes den richtigen<br />
Mix an Titeln auswählen. Darüber hinaus<br />
sollten die Startzeiten zu den jeweiligen<br />
Filmen, Besuchern und Altersfreigaben<br />
passen.<br />
„Filme für Kinder und Jugendliche platzieren<br />
wir im Mittags- und Nachmittagsbereich,<br />
der Abend gehört dann den<br />
Hollywood-Blockbustern und einer Auswahl<br />
anspruchsvollerer Filmtitel. Die späten<br />
Vorstellungen erreichen vornehmlich<br />
spezielle Kinogäste mit Titeln, die durch<br />
erhöhten Thrill locken“, erklärt Anja Thies,<br />
geschäftsführende Gesellschafterin der<br />
„Filmpassage“, die Programmplanung in der<br />
Johannisstraße. Trotz sorgfältiger, oft monatelanger<br />
Vorbereitung erreichen selbst erfolgreiche<br />
Kinos<br />
immer nur einen<br />
begrenzten<br />
Kundenkreis.<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie plant ein Kino<br />
sein Programm?<br />
Ein perfekter Kinoabend muss gut geplant sein und viele Details<br />
werden schon abgestimmt, lange bevor die Kinogäste ihren<br />
Wunschfilm in Leinwandatmosphäre erleben können. Hier<br />
spielt die Programmgestaltung und der richtige Film-Mix eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Vollsortimenter setzen deshalb<br />
auf einen ausgewogenen Mix an<br />
Titeln und die Tatsache, dass der<br />
Kinomarkt permanent mit neuen<br />
Filmstarts versorgt wird.<br />
Wer bestimmt, wo<br />
welcher Film wie<br />
lange läuft?<br />
Woche für Woche veröffentlichen die<br />
Verleiher neue Filmproduktionen, die an<br />
den attraktiven Standorten Deutschlands<br />
angeboten werden. Filmverleihe und<br />
Kinos definieren gemeinsam die Rahmenbedingungen<br />
für die Abspielzeit eines Titels.<br />
Zunächst wird die Leihgebühr festgelegt,<br />
welche sich aus den prozentualen Ticketverkäufen<br />
ergibt. Während der finalen<br />
Programmplanung geht es dann um die<br />
Anzahl der Vorstellungen pro Tag, die<br />
Mindestspieldauer in Wochen und ggf. auch<br />
um die Saalgröße und Gesamtkapazität. Da<br />
jedes Kino mit seinen speziellen Zielgruppen,<br />
aber auch der Verleih mit seinem<br />
Produkt, dem Film, das bestmögliche<br />
Angebot erreichen möchte, können hier<br />
Interessenskonflikte entstehen. Von Fall<br />
zu Fall muss dann zwischen den Kinos<br />
und den Filmverleihern (nach)verhandelt<br />
werden, um das bestmögliche Ergebnis<br />
für beide Seiten zu erreichen und am Ende<br />
vor allem der Nachfrage der Kinobesucher<br />
optimal gerecht zu werden. Durch die<br />
moderne Digitalprojektion spielt auch<br />
der Faktor 2D- und/oder 3D-Version eine<br />
wichtige Rolle. Untertitel und verschiedene<br />
Sprachversionen können ebenfalls gebucht<br />
werden, denn digitale Filmkopien enthalten<br />
ein „Gesamtpaket“ mit sämtlichen<br />
Features. Verschiedene „Keys“ (Schlüssel)<br />
geben die Filmvarianten frei, und das<br />
Kino kann diese dann abspielen / nutzen.<br />
Doch auch diese zusätzlichen Optionen<br />
müssen mit dem Filmverleih extra abgerechnet<br />
werden. Das Kino entscheidet daher<br />
immer wieder, welche Filmvarianten es<br />
nutzen und buchen will. „Die vielen<br />
Möglichkeiten sollten jedes Mal geschickt<br />
auf die Vorstellungszeiträume verteilt<br />
werden. Zu große zeitliche Überschneidungen<br />
desselben Titels, auch in verschiedenen<br />
Versionen, vermeiden wir, damit das<br />
Programm für die Besucher überschaubar<br />
bleibt und ihnen die Wahl des Filmtitels<br />
erleichtert wird“, verraten Robin Ehlert und<br />
Volker Feldhaus, die montags immer mit der<br />
Erstellung des sogenannten Filmübersichtsplans<br />
der Filmpassage beschäftigt sind.<br />
In Zeiten der analogen Filmkopie stellte<br />
sich diese Frage übrigens gar nicht. Denn<br />
seinerzeit gab es nur ein Exemplar pro Film<br />
und Kino. Erst wenn die eine Vorstellung<br />
beendet war, konnte eine weitere gestartet<br />
bzw. in einem anderen Kinosaal gespielt<br />
werden. Aus dieser Zeit stammt auch noch<br />
die Regelung, dass sich Spielzeiten einer<br />
Digitalkopie nicht überschneiden dürfen.<br />
Sollte dies doch der Fall sein, muss über den<br />
Filmverleih eine zusätzliche Kopie bestellt<br />
und abgerechnet werden. Tatsächlich werden<br />
aber alle Filmversionen über einen Datenträger<br />
bereitgestellt und für alle Vorstellungen<br />
auf die entsprechenden Kinoserver kopiert.<br />
| RED<br />
Filmpassage<br />
Osnabrück<br />
Filmpassage Osnabrück<br />
Johannisstraße 112 - 113<br />
49074 Osnabrück<br />
Telefon: 0 18 05 / 67 62 27 *<br />
www.filmpassage.de<br />
*(0,<strong>14</strong>€/Min. aus dem deutschen Festnetzt,<br />
Mobilfunk max. 0,42€/Min.)<br />
- Anzeigensonderteil -<br />
10<br />
11