FLUG REVUE 08/2016
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<strong>08</strong> <strong>2016</strong><br />
Deutschland € 5,30 www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Das<br />
Luft- und Raumfahrt-Magazin<br />
ILA <strong>2016</strong><br />
Alle Neuheiten aus Berlin<br />
MS-21<br />
STEMME Q01<br />
Deutscher Aufklärer<br />
für Katar<br />
RUSSLANDS<br />
A320-RIVALE<br />
100<br />
• Die besten<br />
Flugzeuge<br />
• Die Jets der Zukunft<br />
JAHRE BOEING<br />
SAAB GRIPEN E<br />
Großes Update für<br />
kleinen Fighter<br />
DASSAULT FALCON 8X<br />
Europas modernster<br />
Business Jet<br />
ESA-UMWELTSATELLITEN<br />
Sentinel sieht mehr<br />
Österreich € 6,00, Schweiz sfr 10,<br />
Dänemark dkr 58, Benelux € 6,20,<br />
Slowakei € 8,40, Italien € 6,90
Das neue Magazin über das<br />
älteste Getränk der Welt.<br />
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August<br />
Kurs<br />
Alis suntivelest ctiam om<br />
modis eum fugiae num<br />
eium nossimolupta<br />
Fluggeräte im Heft<br />
Im Osten was Neues<br />
36 Airbus A320neo<br />
13 Boeing – alle wichtigen<br />
Modelle<br />
28 Boeing SUGAR-Freeze<br />
(Studie)<br />
48 Dassault Falcon 8X<br />
59 Dornier Do 228<br />
30 Irkut MS-21<br />
44 RS-UAS Q01<br />
60 Saab Gripen E<br />
88 Solar Impulse 2<br />
Fotos: OAK, Patrick Holland-Moritz<br />
Die Roll-out-Show entsprach<br />
schon einmal westlichem Standard,<br />
und mit Ministerpräsident<br />
Dmitri Medwedew gab es einen prominenten<br />
Ehrengast. Seine Lobeshymnen auf die MS-21<br />
klangen dabei nicht einmal übertrieben, denn das<br />
unter Führung von Irkut entwickelte neue russische<br />
Verkehrsflugzeug hat zumindest auf dem Papier<br />
einiges zu bieten: Mit Fly-by-Wire-Steuerung,<br />
einem hocheffizienten Flügel aus Verbundwerkstoffen<br />
und einem Rumpf, der sogar etwas breiter<br />
ist als der des Airbus A320, ist die MS-21 technisch<br />
gesehen der Konkurrenz aus Seattle<br />
und Toulouse mindestens ebenbürtig. Auch<br />
beim Antrieb lässt sich keine Schwachstelle finden,<br />
denn mit dem PW1400G-JM hat der Standardrumpf-Jet<br />
praktisch die gleichen Triebwerke<br />
wie die A320-neo-Familie.<br />
Sind also alle Zutaten vorhanden, um der russischen<br />
Luftfahrtindustrie ein Vierteljahrhundert<br />
nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu<br />
einem glorreichen Comeback auf dem internationalen<br />
Zivilflugzeugmarkt zu verhelfen? Im Prinzip<br />
ja, aber die Hürden sind – wie für andere<br />
Newcomer auch – extrem hoch. Allein schon die<br />
in den nächsten Jahren mit Rekord-Produktionsraten<br />
aus der Halle rollenden 737 und A320 beim<br />
Preis zu unterbieten, wird schwierig, selbst wenn<br />
der russische Staat hinter dem Projekt steht. Die<br />
politische Großwetterlage mit den Spannungen<br />
infolge der ungelösten Ukraine-Krise ist ebenfalls<br />
alles andere als günstig. Und schließlich erwarten<br />
die Airlines in aller Welt heute einen perfekten<br />
Kundendienst, ein Feld, auf dem Irkut die Erfahrung<br />
fehlt und auf dem die russischen Anbieter<br />
noch nie besonders gut abgeschnitten haben. Realistisch<br />
betrachtet, gilt es also erst einmal die Zulassung<br />
und Indienststellung ohne weitere große<br />
Verzögerungen zu schaffen und anschließend<br />
beim Betrieb durch die Airlines im eigenen Land<br />
gute Erfahrungen zu sammeln. Vielleicht stellt<br />
sich dann doch der eine oder andere Verkaufserfolg<br />
auch auf dem westlichen Markt ein.<br />
Karl Schwarz<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
Zahl<br />
des<br />
Monats20 000<br />
AOG-Fälle (Aircraft On Ground = Maschine flugunfähig am Boden) hat<br />
der Kundendienst von Airbus Helicopters pro Jahr zu bearbeiten, bei einer<br />
weltweiten Flotte von 11 930 Hubschraubern.<br />
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www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 3
54<br />
Das Tiger Meet fand diesmal<br />
in Saragossa statt. Gastgeber<br />
war die Ala 15.<br />
<strong>08</strong>/<strong>2016</strong><br />
INHALT<br />
ZIVILLUFTFAHRT<br />
30 Roll-out der ersten MS-21<br />
Bei Irkut ist das erste Mitglied der modernsten<br />
Flugzeugfamilie Russlands fertig<br />
36 Airbus kitzelt die Produktion hoch<br />
Um deutlich höhere Produktionsraten zu<br />
erzielen, muss Airbus noch einige Hindernisse<br />
überwinden<br />
WIRTSCHAFT<br />
40 Branchenschaufenster ILA<br />
Vom fabrikneuen Airbus A380 bis zum<br />
kompletten Flugzeug aus dem 3D-Drucker<br />
44 RS-UAS zeigt Q01<br />
Neues Überwachungsflugzeug für Katar<br />
46 Raumfahrt auf der ILA<br />
Europas Antwort auf SpaceX<br />
47 ILA Career Center<br />
Neue Spezialisten für neue Technologien<br />
gesucht<br />
BUSINESS AVIATION<br />
48 Dassault Falcon 8X<br />
Der Ultralangstreckenjet zeigt seine<br />
Fähigkeiten bei einer Tour um die Welt<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
54 Tiger Meet in Spanien<br />
Knapp 1000 Übungsteilnehmer waren diesmal<br />
beim Tiger Meet dabei, das mit einer<br />
Rekordzahl an Missionen aufwarten konnte<br />
4 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
36<br />
40<br />
Neue Tests in Abu Dabi sind die Bewährungsprobe<br />
für den Getriebefan.<br />
Die ILA hatte trotz der verkürzten Dauer<br />
viele interessante Flugzeuge zu bieten.<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper.<br />
Mehr Infos: www.flugrevue.de/epaper
70<br />
Die Modelle neuer Flugzeugmuster<br />
vermessen Hersteller<br />
meist in mehreren Windkanälen.<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
59 Dornier 228 in Venezuela<br />
Mit dem kleinen Transporter werden<br />
abgelegene Siedlungen versorgt<br />
60 Roll-out der Saab Gripen E<br />
Mit neuen Systemen und stärkerem<br />
Triebwerk bleibt der Fighter attraktiv<br />
64 Freundeskreis Luftwaffe<br />
Tag der Bundeswehr mit Flugprogramm<br />
TECHNIK<br />
70 Bewährte Windkanäle<br />
Windkanaltests sind noch immer<br />
wichtig für die Flugzeugentwicklung,<br />
doch ihre Rolle hat sich gewandelt<br />
76 Neue Technologien im Visier<br />
Nach dem Vorbild des Silicon Valley<br />
arbeiten Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
in Hamburg zusammen<br />
www.flugrevue.de<br />
UNSERE TITELTHEMEN finden Sie hier<br />
Bemannt und unbemannt kann die Q01<br />
44 von Reiner Stemme fliegen.<br />
30<br />
14<br />
60<br />
40<br />
44<br />
48<br />
80<br />
TOP-THEMA<br />
100 JAHRE BOEING<br />
13 Die besten Flugzeuge<br />
Immer wieder schuf Boeing Bestseller,<br />
die dem Unternehmen eine<br />
dominante Position im zivilen und<br />
militärischen Markt sicherten<br />
24 Boeing in Deutschland<br />
Als globaler Konzern investiert<br />
Boeing auch in Deutschland, wo<br />
Jeppesen beheimatet ist<br />
26 VIP-Interview<br />
Ray Conner über die Boeing-<br />
Verkehrsflugzeug-Strategie<br />
28 Zukunftsmusik bei Boeing<br />
Werden Hybrid-Jets der nächste<br />
große Wurf, und kehrt das<br />
Thema Überschall zurück?<br />
Fotos: Airbus, Boeing, ETW, Messe Berlin, Ulrich Metternich, RS-UAS,<br />
Titelfotos: AirTeamImages/J. G. Aguila, Piotr Butowski, Dassault Aviation, ESA, Saab<br />
RAUMFAHRT<br />
80 Genauer Blick auf die Erde<br />
Die Sentinel-Satelliten sammeln umfangreiche<br />
Daten über unsere Umwelt<br />
84 Raumfahrt-News<br />
RUBRIKEN<br />
3 Kurs im August<br />
6 News<br />
74 Briefing: RVSM<br />
78 Berufe: Flugwetterberater<br />
79 Jobbörse<br />
86 Service Modelle, Termine, Impressum<br />
88 Nachbrenner: Die Solar Impulse 2 hat<br />
die Atlantiküberquerung geschafft<br />
90 Vorschau<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 5
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Swiss, Swiss Aviation Training<br />
NEUER REGIONALJET FLIEGT BEREITS ALS SIMULATOR<br />
Swiss nimmt erste CSeries in Empfang<br />
Swiss hat am 29. Juni bei Bombardier in Montreal die<br />
erste CSeries erhalten. Ab Mitte Juli werden Paris,<br />
Budapest, Manchester und Prag bedient, ab Ende August<br />
folgen Brüssel und Warschau, Ende September Bukarest,<br />
Florenz, Hannover, Mailand, Nizza, Stuttgart und<br />
Venedig, im Oktober Düsseldorf. Die Indienststellung des<br />
modernen Regionaljets wurde unter anderem in Europas<br />
erstem CSeries-Flugsimulator bei Swiss Aviation Training in<br />
Zürich vorbereitet. 64 Piloten werden in diesem Jahr in<br />
35-tägigen Kursen für den kanadischen Getriebefan-Zweistrahler<br />
qualifiziert. Unterdessen hat die Regierung von<br />
Québec sich Ende Juni über eine Kommanditgesellschaft<br />
mit einer Milliarde US-Dollar an der CSeries beteiligt. Mit<br />
der staatlichen Finanzspritze will die CSeries Limited Partnership<br />
(CSALP) die jüngsten Cashflow-Probleme des Programms,<br />
das unter der unternehmerischen Führung von<br />
Bombardier bleibt, beseitigen. Damit soll die Fertigung für<br />
mindestens 20 Jahre in der Provinz gehalten werden.<br />
Foto: Etihad Airways<br />
Neuron fliegt vor Publikum<br />
Wohl zum ersten Mal weltweit ist mit der Dassault Neuron ein unbemannter<br />
Kampfjet bei einem öffentlichen Flugtag aufgetreten. Beim<br />
Meeting de l‘Air im südfranzösischen Testzentrum Istres bei Marseille<br />
war die Neuron etwa 14 Minuten in der Luft. Nach dem Start flog sie in<br />
Formation mit einer Rafale und einer Falcon 8X am Publikum vorbei. Die<br />
Höhe betrug dabei etwa 150 Meter, die Geschwindigkeit rund 350 km/h.<br />
Der mit Firmen aus Italien, Schweden, Spanien, Griechenland und der<br />
Schweiz entwickelte UCAV-Versuchsträger fliegt seit Dezember 2012.<br />
Seit Mai wird Neuron nun im Auftrag der französischen Beschaffungsbehörde<br />
DGA für eine neue Versuchskampagne verwendet, bei der es<br />
insbesondere um den Einsatz über See geht.<br />
Phenom 100E bei Etihad<br />
Das Etihad Flight College hat Ende Juni in Al Ain seine<br />
erste Embraer Phenom 100E übernommen. Der neue<br />
Business Jet hilft bei der Ausbildung von MPL-Linienpiloten.<br />
Der Bestand wird bis 2017 auf vier Zweistrahler mit Glascockpit<br />
und Fly-by-Wire-Steuerung wachsen. Die derzeit<br />
186 Pilotenkadetten, davon 122 aus den Emiraten, lernen<br />
ihr fliegerisches Handwerk auch auf zehn Cessna 172SP,<br />
sechs Diamond DA42NG und zwei Extra 300.<br />
Foto: Dassault Aviation<br />
6 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Foto: VLM<br />
Lufthansa Ju 52<br />
kehrt 2017 zurück<br />
Den Reparaturumfang erweitert hat<br />
Lufthansa Technik bei der Junkers Ju 52,<br />
D-AQUI. Damit kehrt der 1936 in Dessau<br />
gebaute Oldie nun erst 2017 ins reguläre<br />
Rundflugprogramm zurück. Nach erfolgter<br />
Mittelholmreparatur hat Lufthansa Technik<br />
jetzt weitere, ursprünglich erst für 2017<br />
geplante Arbeiten zur Flügelüberholung<br />
vorgezogen. Damit erspart man der Dreimot<br />
eine nochmalige Flugpause, die schon<br />
angebrochene Flugsaison <strong>2016</strong> entfällt dafür<br />
nun aber komplett. Kürzlich hatte auch<br />
der Bundestag 400 000 Euro aus Denkmalschutzmitteln<br />
zu den Reparaturkosten des<br />
„fliegenden Denkmals“ beigesteuert. Die<br />
Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung will ihr<br />
legendäres Flugzeug bis mindestens 2036<br />
flugfähig halten.<br />
VLM ist insolvent<br />
Ihren Flugbetrieb eingestellt und ein<br />
Insolvenzverfahren eröffnet hat Ende Juni<br />
die belgische Regionalairline Vlaamse<br />
Luchttransportmaatschappij (VLM) aus<br />
Antwerpen. Gründe seien eine zu große<br />
Zeitknappheit bei der begonnenen Sanierung<br />
– für deren Vollendung das Geld<br />
schließlich nicht mehr gereicht habe – und<br />
die unsichere Finanzlage, so das flämische<br />
Unternehmen. Betroffen von den Flugstreichungen<br />
ist in Deutschland besonders<br />
Friedrichshafen, von wo aus VLM zunehmend<br />
erfolgreich nach Hamburg, Düsseldorf<br />
und Berlin verkehrte.<br />
Safran-Triebwerke<br />
für koreanische Helis<br />
Korean Aerospace Industries (KAI)<br />
setzt bei zwei Helikopterprogrammen auf<br />
Antriebe des französischen Technologiekonzerns<br />
Safran. Der von KAI entwickelte<br />
Light Civil Helicopter (LCH) wird mit dem<br />
Arriel 2C2 ausgerüstet, der bereits den Airbus<br />
Helicopters H155 antreibt. Am Light<br />
Armed Helicopter (LAH) soll ein neuer Antrieb<br />
namens Arriel 2L2 zum Einsatz kommen.<br />
Für dessen Entwicklung und Bau<br />
schließt sich Safran Helicopter Engines<br />
(ehemals Turboméca) mit dem südkoreanischen<br />
Technologiekonzern Hanwha<br />
Techwin zusammen. Das neue Hubschraubertriebwerk<br />
soll das leistungsstärkste<br />
der Arriel-Familie werden. Das Arriel 2L2<br />
basiert auf dem Arriel 2N für den Airbus<br />
Helicopters AS565MBe Panther.<br />
„Asien und Nahost machen bis<br />
2024 zwei Drittel des Militärflugzeugmarkts<br />
aus.“<br />
Dänemark kauft F-35 Lightning II<br />
Jean-Pierre Talamoni – Head of Marketing<br />
& Sales, Airbus Defence & Space<br />
Die dänischen Regierungsparteien haben im Parlament eine breite Zustimmung für den<br />
Kauf von F-35 als Ersatz für die F-16 erhalten. Die 27 Flugzeuge sollen zwischen 2021 und<br />
2026 geliefert und in Skrydstrup stationiert werden. Die Beschaffung wird mit 20 Milliarden<br />
Kronen (2,7 Mrd. Euro) veranschlagt. Sie muss komplett aus dem normalen Verteidigungsbudget<br />
finanziert werden. Unterdessen waren vom 23. Mai bis 14. Juni zwei F-35A der Königlich<br />
Niederländischen Luftstreitkräfte in Europa (Foto). Sie führten in Leeuwarden und Volkel verschiedene<br />
Tests durch, zum Beispiel hinsichtlich des Betriebs in Sheltern. Außerdem traten sie<br />
im Juni bei den Air Force Days auf. Ein wichtiger Punkt waren Lärmmessungen im Vergleich<br />
zur F-16. Dazu hatte das National Aerospace Laboratory fünf Messpunkte eingerichtet.<br />
Foto: Defensie<br />
Bombardier verkauft<br />
sein Löschbomber-<br />
Programm<br />
Die kanadische Firma Viking Air<br />
führt das Amphibienflugzeug-Programm<br />
von Bombardier weiter. Der<br />
Kaufvertrag umfasst die Musterzulassungen<br />
der CL-215, der CL-215T und<br />
der Bombardier 415 sowie Wartung,<br />
Instandhaltung und Reparatur. Rund<br />
170 der Amphibienflugzeuge sind weltweit<br />
im Einsatz. Bombardier hat das<br />
Programm Ende 2015 ausgesetzt. Der<br />
Verkauf soll dazu beitragen, den angeschlagenen<br />
kanadischen Flugzeughersteller<br />
auf eine solidere Basis zu stellen.<br />
Im Netz<br />
<strong>FLUG</strong> Revue-Newsletter unter<br />
www.flugrevue.de/newsletter<br />
Foto: Bombardier<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 7
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Airbus<br />
GROSSPROJEKT NACH DEUTSCHEM VORBILD<br />
China erprobt Luftrettungssystem<br />
Erste Sea Lion im Bau<br />
Die erste Sea Lion für die Marineflieger ist fertig lackiert und sollte noch<br />
im Juni mit Bodentests beginnen. Ziel ist der Erstflug bis Ende <strong>2016</strong>. Von<br />
der neuen Variante der NH90-Familie hat die Bundeswehr im letzten Jahr<br />
18 Maschinen bestellt. Den Zulauf der Sea Lion erwartet die Marine ab<br />
2019 mit zunächst drei Helikoptern. Jeweils sechs weitere sollen 2020 und<br />
2021 folgen, die restlichen drei dann 2022.<br />
China will mit Hilfe deutscher Firmen, vorerst als<br />
Modellversuch, eine Luftrettung nach deutschem<br />
Vorbild aufbauen. Zunächst erhält die Stadt Jieyang<br />
in der Provinz Guangdong dafür zwei Hubschrauber. Das<br />
mit Unterstützung der Björn-Steiger-Stiftung eingerichtete<br />
Rettungssystem könnte auf landesweit bis zu 2300 Rettungswachen<br />
erweitert werden. Zu den beteiligten Unternehmen<br />
aus Deutschland gehören Airbus Helicopters,<br />
Bosch, Daimler, Ford, Dräger, Deutsche Telekom und Adidas<br />
sowie zahlreiche Mittelständler. Auch das chinesische<br />
Personal wird ausgebildet. 100 Airbus Helicopters H135<br />
wurden bereits fest bestellt.<br />
China baut Großraumjet<br />
China und Russland haben Ende Juni bei einem Besuch<br />
von Präsident Putin in Peking den gemeinsamen Bau einer<br />
neuen Großraumjet-Familie für Langstrecken bekräftigt.<br />
Ende April hatte China Eastern 20 Airbus A350-900 bei<br />
Airbus bestellt (Foto). Auch Air China hatte bereits zehn<br />
A350-900 geordert. China ist über Joint Ventures am Bau<br />
der A350 mit rund fünf Prozent der Struktur beteiligt.<br />
Foto: Airbus Helicopters Foto: Björn-Steiger-Stiftung<br />
8 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Airbus<br />
NEUNTES <strong>FLUG</strong>ZEUG FÜR FRANKREICH<br />
A400M mit taktischen Fähigkeiten<br />
Am 8. Juni erhielt die Armée de l‘Air ihre neunte<br />
A400M. Nach Angaben der Beschaffungsbehörde<br />
DGA ist die Seriennummer MSN33 der erste Airbus-Transporter,<br />
der für taktische Missionen verwendet<br />
werden kann. Das Flugzeug verfügt über ein Selbstschutzsystem<br />
und ist in der Lage, unvorbereitete Pisten zu nutzen,<br />
so die Direction Générale de l‘Armement. Darüber hinaus<br />
ist das Absetzen von Fallschirmspringern in beschränktem<br />
Umfang genehmigt. Die A400M kann zudem als Tanker für<br />
Flugzeuge verwendet werden. Frankreichs Verteidigungsminister<br />
Yves Le Drian sagte, dass die Armée de l‘Air in Orléans<br />
bis Jahresende über sechs A400M mit dem neuen Fähigkeitsstand<br />
verfügen solle. Dazu gehören zwei weitere<br />
neue Maschinen und drei umgerüstete Flugzeuge.<br />
Foto: Mitsubishi<br />
Zweite MRJ fliegt in Nagoya<br />
Bei Mitsubishi in Nagoya startete Anfang Juni der zweite Mitsubishi<br />
Regional Jet (MRJ) zum problemlosen Erstflug (Foto). Japans<br />
neuer Regionaljet soll nun ab Mitte 2018 ausgeliefert werden, ein<br />
Jahr später als geplant. Der zweite Prototyp, FTA-2, wird vor allem<br />
die Leistungsdaten der 92-sitzigen Version MRJ90 mit 3300 Kilometern<br />
Reichweite ermitteln. Mitsubishi will künftig auch noch eine<br />
kürzere Version, die MRJ70, mit 78 Plätzen ableiten und erwägt<br />
außerdem, den schlanken Twinjet zur verlängerten Version MRJ100<br />
für über 100 Fluggäste zu strecken. Der neu entwickelte Embraerund<br />
Superjet-Konkurrent MRJ kombiniert modernste PW1000G-<br />
Getriebefans mit einer Struktur aus Aluminium. Bisher liegen schon<br />
223 feste Bestellungen, vor allem aus den USA, vor.<br />
H225M testet Bewaffnung<br />
Airbus Helicopters hat die ersten Schussversuche mit seinem modularen<br />
HForce-Waffensystem absolviert. Als Testträger dient eine<br />
H225M. Die Kampagne wurde nach Angaben des Herstellers Ende<br />
Mai und Anfang Juni auf einem Schießplatz in Belgien durchgeführt.<br />
Dabei wurden sowohl MGs (Kal. 12,7 mm), Kanonen (20 mm) und ungelenkte<br />
Raketen (70 mm) getestet. Die Trefferergebnisse waren dabei<br />
„über den Spezifikationen“, so Airbus Helicopters. Das HForce-<br />
System ist modular aufgebaut und kann in Mustern wie der H125M,<br />
der H145M und der H225M installiert werden, um diese eigentlich für<br />
den zivilen Markt entwickelten Helikopter kampftauglich zu machen.<br />
Zu den Komponenten zählt ein elektrooptischer Sensor von Wescam.<br />
Foto: Airbus<br />
10 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong>
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> PROBEABO<br />
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Foto: Airbus<br />
80. Airbus A380 für Emirates<br />
A380-Großkunde Emirates hat Ende Juni in Hamburg seinen 80.<br />
Airbus A380-800 übernommen. Er ist zugleich das 250. Flugzeug<br />
in der Flotte der Airline aus Dubai, die noch 62 weitere Airbus A380<br />
fest bestellt hat. Allein in diesem Jahr erhält Emirates 21 fabrikneue<br />
A380. Auf seinem Auslieferungsflug von Finkenwerder aus machte<br />
der Airliner eine Stippvisite am künftigen Emirates-A380-Ziel Wien<br />
(Foto), wohin der Doppelstock-Vierstrahler ab Juli täglich fliegt.<br />
Erweiterung in Augsburg<br />
Der Luftfahrtzulieferer Premium Aerotec baut am Standort<br />
Augsburg die Kapazitäten für die Fertigung von CFK-Bauteilen<br />
für den Airbus A350 aus. In zwei Anbauten entstehen Flächen<br />
für die Herstellung von Bauteilen für die Tür- und Torrahmen der<br />
A350-1000 sowie die Montage der hinteren CFK-Rumpfschalen.<br />
In Augsburg befindet sich bereits ein Entwicklungszentrum sowie<br />
eine Fertigungsstätte für CFK-Bauteile für die A350 XWB.<br />
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Dr. Michael Rathje, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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Airbus Corporate Jets bietet neuerdings modulare Business-<br />
Jet-Abteile für Flugzeuge der A330- und A340-Familie an.<br />
Die Abteile mit Sitzen, Betten, Tischen, Teppichen und Trenn -<br />
wänden werden in den Standard-Sitzschienen verankert. Auf<br />
Wunsch bleiben bis zu 200 Passagiersitze erhalten.<br />
Der schwedische Technologiekonzern Saab entwickelt eine<br />
Frachttür aus Verbundwerkstoff. Zudem kommen integrierte<br />
elektromechanische statt hydraulische Systeme zum Einsatz.<br />
Dadurch wird das Gewicht um 15 Prozent reduziert.<br />
Das Land Rheinland-Pfalz hat für einen „niedrigen zweistelligen<br />
Millionen-Euro-Betrag“ seine Anteile (82,5 Prozent) am<br />
Flughafen Hahn an einen chinesischen Investor verkauft. Es<br />
handelt sich dabei um die Shanghai Yiqian Trading Co. Limited<br />
aus Schanghai, die laut Innenminister Lewentz in den Bereichen<br />
Logistik, Handel und Luftfahrt tätig ist.<br />
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Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profitieren. Deshalb bin ich damit einverstanden, dass<br />
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mit ihren Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren. Dieses Einverständnis<br />
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an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir<br />
separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten<br />
Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
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News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
MEHRERE UNFÄLLE VON KUNST<strong>FLUG</strong>TEAMS<br />
Tödlicher Absturz bei den Blue Angels<br />
Die Blue Angels bereiteten sich am 2. Juni auf die Airshow<br />
im türkischen Smyrna vor, als Capt. Jeff Kuss<br />
kurz nach dem Start etwa zwei Meilen vom Ende der<br />
Bahn entfernt abstürzte. Seine F/A-18C brannte aus. Das<br />
Thunderbirds-Team der US Air Force war am selben Tag<br />
ebenfalls von einem Unfall betroffen. Nach einem Überflug<br />
bei der Graduierungszeremonie der Air Force Academy<br />
stürzte die F-16 von Major Alex Turner, der Nummer 6 des<br />
Teams, auf ein Feld in der Nähe der Peterson Air Force Base.<br />
Turner stieg mit dem Schleudersitz aus und blieb unverletzt.<br />
In Leeuwarden berührten sich am 8. Juni die beiden<br />
Soloflugzeuge der Patrouille Suisse bei einem Manöver. Eine<br />
Maschine war nicht mehr steuerbar, der Pilot stieg aus. Am<br />
selben Tag stürzte eine Su-27 des Kunstflugteams Russische<br />
Ritter ab, wobei der Pilot ums Leben kam. Das Team war<br />
auf dem Rückweg von einer Vorführung in Aschukino.<br />
Foto: US Navy<br />
NASA baut Flugzeug mit 14 Elektromotoren<br />
Mit der X-57 nimmt die US-Raumfahrtbehörde NASA ihr X-Flugzeugprogramm wieder auf.<br />
Die Basis für die X-57 ist das zweimotorige, italienische Leichtflugzeug Tecnam P2006T.<br />
Die Original-Tragfläche des Hochdeckers und die beiden Kolbenmotoren werden durch eine<br />
lange, schmale Tragfläche mit 14 darin integrierten Elektromotoren ersetzt. Die Energie dafür<br />
liefern Batterien. Mit Hilfe dieser Konstruktion will die NASA bestätigen, dass sich durch<br />
die Verteilung integrierter elektrischer Antriebe der Energiebedarf eines Privatflugzeugs mit<br />
einer Reisegeschwindigkeit von rund 280 km/h um den Faktor 5 reduzieren lässt.<br />
Foto: NASA Langley/Advanced Concepts Lab, AMA<br />
Foto: Boeing<br />
Boeing KC-46 Tanker mit Verzug<br />
Der neue Tanker für die US Air Force kämpft weiterhin mit vielen Problemen.<br />
Deshalb wurde der Lieferbeginn nun auch offiziell erst einmal von<br />
März auf August 2017 verschoben. Eigentlich hätten bis August 2017 schon<br />
18 Flugzeuge bei der USAF sein sollen, doch dies wird nun erst bis Januar<br />
2018 erreicht – so jedenfalls Boeing. Die Verzögerung kommt angesichts der<br />
diversen Probleme in dem Programm nicht überraschend.<br />
12 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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100 Jahre<br />
TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
Der heute größte Luftund<br />
Raumfahrtkonzern<br />
der Welt baute viele<br />
wegweisende Flugzeuge.<br />
Boeing<br />
Foto: Ryan Pemberton, Halfpoint - Fotolia<br />
Mit dem Model 40A stieg Boeing im Juli 1927 groß in das Luftpostgeschäft ein. Heute ist die<br />
787 mit ihrem hohen Anteil an Verbundwerkstoffen in der Zelle und fortschrittlichen Systemen<br />
der modernste Airliner des Unternehmens.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 13
William Edward Boeing<br />
hatte mit Holzgeschäften<br />
schon ein Vermögen<br />
gemacht, als er 1916 in<br />
Seattle sein erstes Flugzeug<br />
in die Luft brachte.<br />
TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
W. E. Boeing war nur bis<br />
1934 im Unternehmen.<br />
Von K. SCHWARZ / S. STEINKE<br />
Fotos: Boeing, Halfpoint - Fotolia<br />
Boeing hatte 1915 bei Glenn<br />
Martin seinen Flugschein<br />
gemacht und gleich einen<br />
Doppeldecker gekauft, dessen Eigenschaften<br />
aber nicht zufriedenstellend waren.<br />
So machte er sich mit seinem<br />
Freund, dem Marineoffizier Westervelt<br />
an die Konstruktion einer eigenen Maschine.<br />
Sie wurde kein Erfolg, aber mit<br />
dem Schulflugzeug Model C kam er 1917<br />
mit der US Navy ins Geschäft. In den<br />
Jahren nach dem Ersten Weltkrieg musste<br />
das Unternehmen ums Überleben<br />
kämpfen. Erst der Jäger Model 15 (PW-<br />
9) von 1923 brachte den Durchbruch.<br />
Im zivilen Bereich begann der Aufstieg<br />
der Firma mit dem Postflugzeug<br />
Model 40A. 1928 folgte das Passagierflugzeug<br />
Model 80. Ab 1929 schließlich<br />
formten Boeing und Fred Rentschler,<br />
Chef von Pratt & Whitney, mit der United<br />
Aircraft and Transport Corp. ein riesiges<br />
Konglomerat von Fluggesellschaften<br />
und Herstellern. Als dieses 1934 von<br />
der Regierung zerschlagen wurde, zog<br />
sich Boeing im Alter von 53 Jahren aus<br />
der Luftfahrtbranche zurück.<br />
Das Model 40A bot die Basis für die<br />
zuverlässigen Postdienste der eigens<br />
gegründeten Boeing Air Transport.<br />
Das erste richtige Passagierflugzeug<br />
von Boeing war das Model<br />
80, eine ziemlich konventionelle<br />
Konstruktion von 1928.<br />
14 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Die ersten<br />
Boeings<br />
Die B & W flog als<br />
erstes Boeing-Flugzeug<br />
am 15. Juni 1916,<br />
noch vor der formalen<br />
Firmengründung am<br />
15. Juli. Zwei Maschinen<br />
wurden in einem<br />
Hangar am Lake<br />
Union gebaut. Sie<br />
gingen später nach<br />
Neuseeland.<br />
Die „rote Scheune“ war das erste<br />
Boeing-Werk; es lag direkt am<br />
Fluss Duwamish.<br />
In den 1920er Jahren war Boeing<br />
besonders für seine Jagdflugzeuge wie<br />
diese F4B der US Navy bekannt.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 15
Bomber für<br />
den Krieg<br />
Von der „fliegenden Festung“ B-17 wurden bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs über 12 000 Exemplare<br />
gebaut. Der Prototyp war bereits im Juli 1935 zum Erstflug gestartet.<br />
16 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
Als Boeing 1934 wieder „nur“ eine Flugzeug baufirma<br />
war, setzte Firmenchef Egtvedt den Schwerpunkt<br />
auf die Entwicklung von großen Bombern.<br />
Während in den 1920er Jahren auch<br />
bei Boeing eher konservative Muster aus<br />
der Halle rollten, wurde man Anfang der<br />
1930er Jahre mutiger und testete neue,<br />
schnittige Eindecker wie das Postflugzeug<br />
Monomail oder den Jäger P-26. Mit<br />
dem zweimotorigen Model 247 von<br />
1933 wurden neue Maßstäbe für ein<br />
Passagierflugzeug gesetzt, auch wenn die<br />
Douglas DC-3 anschließend das große<br />
Geschäft machte. In ganz neue Dimensionen<br />
stieß der Riesenbomber XB-15 von<br />
1937 vor. Das Modell für die spätere<br />
Massenfertigung war jedoch die B-17.<br />
Parallel dazu entstanden das Verkehrsflugzeug<br />
Stratoliner und das Luxus-Flugboot<br />
Clipper, deren Karriere aber durch<br />
den Zweiten Weltkrieg abrupt beendet<br />
wurde. Die Aufrüstung stand nun im<br />
Vordergrund, und allein das Werk in Seattle<br />
expandierte von 1755 Mitarbeitern<br />
im Januar 1938 auf eine Spitze von<br />
44 754 im Januar 1945. Zu diesem Zeitpunkt<br />
war auch die B-29 voll in Produktion,<br />
ein Langstreckenbomber mit vielen<br />
Neuerungen, der unter anderem für den<br />
Abwurf der beiden Atombomben auf<br />
Japan verwendet wurde.<br />
Fotos:Boeing, USAF (1), Halfpoint - Fotolia<br />
Die B-29 erforderte eine gigantische Produktionsorganisation<br />
mit vielen Zulieferern.<br />
Dank einer druckbelüfteten Kabine flog der<br />
Stratoliner von 1938 in Höhen von 6000 Metern.<br />
Das Model 314 Clipper bot Luxus pur. Pan Am<br />
startete im Juni 1939 Transatlantikdienste.<br />
Das Model 247 kam knapp vor der DC-1 in die<br />
Luft, konnte sich aber nicht behaupten.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 17
Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt sich Boeing mit<br />
Tankern und dem Stratocruiser über Wasser. Bald<br />
bestimmten aber neue Jetmuster die Szene.<br />
Das<br />
Fotos: Boeing, Halfpoint - Fotolia<br />
Noch während des Krieges begann<br />
Boeing mit ersten Studien für einen neuen<br />
Bomber mit Strahlantrieb. Mit Daten<br />
der deutschen Forschung im Rücken<br />
entstand die B-47, ein radikaler Entwurf<br />
mit stark gepfeilten Flügeln und sechs<br />
Triebwerken. Er ging 1951 in Dienst. Im<br />
zivilen Bereich hatte nach 1945 zunächst<br />
Douglas die Nase vorn. Erst mit dem<br />
Auftauchen der britischen Comet als erstem<br />
Verkehrsflugzeug mit Strahltrieb-<br />
werken beschloss das Boeing-Management<br />
im August 1952, die damals gewaltige<br />
Summe von 16 Millionen Dollar in<br />
die Entwicklung eines Jet-Airliners zu<br />
investieren. Das Model 367-80 (Dash<br />
80) flog im Juli 1954 zum ersten Mal<br />
und legte nicht nur den Grundstein für<br />
die 707-Familie, sondern auch für den<br />
KC-135-Tanker der US Air Force.<br />
Boeing stieg 1960 mit der Übernahme der<br />
Vertol Company ins Hubschraubergeschäft ein.<br />
Die Chinook wird noch heute gebaut.<br />
Der Urvater aller Boeing-Verkehrsjets war die<br />
vierstrahlige Dash 80, die zur erfolgreichen 707<br />
weiterentwickelt wurde.<br />
In den 1950er Jahren wurden über 2000 B-47-<br />
Bomber für das Strategic Air Command gebaut.<br />
Ein Merkmal war das Tandemfahrwerk.<br />
Das Model 377 Stratocruiser basierte auf der C-97.<br />
Zwischen 1947 und 1950 wurden 56 Flugzeuge<br />
gebaut, die bei sechs Airlines flogen.<br />
18 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Jet-<br />
Zeitalter<br />
TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
Die B-52 Stratofortress verkörperte den strategischen Atombomber schlechthin. Die<br />
unverwüstliche Konstruktion ließ sich aber auch für konventionelle Einsätze adaptieren.<br />
Noch heute hat die US Air Force rund 75 Flugzeuge im Bestand.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 19
Airliner-<br />
TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
Die Boeing 767 bewährte sich als zweistrahliger<br />
Großraumjet zunächst im US-Inlandsverkehr und<br />
wuchs dann auch zum Langstreckenjet heran.<br />
Boeings Kassenschlager, die 737, beweist<br />
seit Jahrzehnten, wie anpassungsfähig der<br />
zuverlässige, einfache und sparsame Jet ist.<br />
20 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Dynastie<br />
Als „Queen of the Skies“, Königin des<br />
Himmels, vermarktete Boeing die 747.<br />
Viele Airlines kauften den Riesenjet<br />
zunächst nur aus Prestigegründen und<br />
wegen seiner globalen Reichweite.<br />
Passende Vertriebswege, Computer-Reservierungssysteme<br />
und Flughafenterminals<br />
für den neuen Massenluftverkehr mussten<br />
erst noch entwickelt werden.<br />
Boeing und Delco bauten auch vier Lunar Roving<br />
Vehicles (LRV), mit denen die Astronauten<br />
von Apollo 15, 16 und 17 auf dem Mond fuhren.<br />
Das Ende der Fahnenstange war bei den Standardrumpfjets<br />
mit der 757-300 erreicht. Der sparsame<br />
Twin kann zu wenig Fracht mitnehmen.<br />
Nach dem Erfolg mit der<br />
707 erweiterte Boeing<br />
deren Konzept mit 727,<br />
737 und 757 zur Familie.<br />
Damit, und mit dem<br />
Jumbo Jet, begann<br />
das neue Zeitalter des<br />
Massenluftverkehrs.<br />
Nach dem Erfolg mit der 707 ging<br />
Boeing daran, aus den gleichen Rumpfsegmenten<br />
modular ein kleineres Mittelstreckenflugzeug<br />
abzuleiten: die 727.<br />
Diese konnte, dank eines aufwendigen<br />
Klappensystems, auch auf kurzen Pisten<br />
eingesetzt werden. Das für den Dreistrahler<br />
von Pratt & Whitney neu entwickelte<br />
Triebwerk JT8D erwies sich als<br />
großer Wurf. Mit der 737 entwickelte<br />
Boeing danach einen noch kleineren<br />
Zweistrahler, dessen Verkaufserfolg als<br />
737 NG und 737 MAX bis heute anhält.<br />
Größtes Standardrumpfmuster wurde in<br />
den 70er Jahren die, nach der Ölkrise<br />
besonders auf Wirtschaftlichkeit ausgelegte,<br />
zweistrahlige 757. Parallel entstand<br />
die technisch eng verwandte 767<br />
als Großraum-Zweistrahler.<br />
DER JUMBO JET LEITET EINE<br />
NEUE EPOCHE EIN<br />
Ende der sechziger Jahre entwickelte<br />
Boeing mit der doppelstöckigen 747 ein<br />
Flugzeug in einer völlig neuen Größenordnung:<br />
Zweieinhalbmal so groß wie<br />
die 707, verleitete der enorme Raum an<br />
Bord zu verschwenderischen Einbauten<br />
wie Bars und Lounges. Erst verbesserte,<br />
zuverlässigere und sparsamere Triebwerke<br />
machten den Jumbo auch zum kommerziellen<br />
Erfolg. Erst nach der Ölkrise<br />
in den siebziger Jahren gelang es, neue<br />
Passagierschichten für das vorher nur<br />
der Elite zugängliche Fliegen zu erschließen.<br />
Der Massenflugverkehr begann.<br />
Fernreisen gehörten nun auch für die<br />
Mittelschicht zum Alltag. Boeing setzte<br />
sich am Verkehrsflugzeugmarkt gegen<br />
die US-Konkurrenten Convair, McDonnell<br />
Douglas und Lockheed durch. Mit<br />
Airbus entstand ein neuer Konkurrent in<br />
Europa.<br />
Fotos: Boeing, NASA (1), Condor (1), Halfpoint - Fotolia<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 21
Fotos: Boeing, US Navy (1), NASA (1), Austrian (1), Halfpoint - Fotolia<br />
Zweistrahler sind heute<br />
Boeings Brot-und-<br />
Butter-Geschäft. Neben<br />
dem reinen Flugzeug -<br />
bau spielen auch die<br />
Produktionsraten und<br />
sogar die Börse eine<br />
immer wichtigere Rolle.<br />
Mit der Übernahme von McDonnell<br />
Douglas gewann der US-Branchenriese<br />
Boeing 1997 neues Gewicht im Rüstungssektor<br />
und an der Börse. Um dichter<br />
an den wichtigen Finanzmärkten der<br />
Ostküste zu sein, verlagerte der Konzern<br />
2001 sogar sein Hauptquartier von<br />
Seattle nach Chicago. Für einen zweistelligen<br />
Dollar-Milliardenbetrag kaufte Boeing<br />
zudem eigene Aktien – Geld, das<br />
man lieber direkt in Flugzeugprogramme<br />
hätte investieren sollen, bemängelten<br />
Kritiker.<br />
EXTERNE PARTNER<br />
FÜR DEN DREAMLINER<br />
Für sein nächstes Schlüsselprogramm,<br />
die 787, baute sich Boeing neue Partnerschaften<br />
mit Zulieferern in Japan und<br />
Italien auf. Man sparte sich so die teure<br />
Umstellung der kompletten Infrastruktur<br />
für den nun beginnenden CFK-Flugzeugbau<br />
unter eigenem Dach. Nach<br />
kostspieligen Anlaufproblemen ist die<br />
787 heute ein erfolgreiches Programm,<br />
das zur Familie weiterentwickelt wird.<br />
Mit einem ähnlich leistungsfähigen CFK-<br />
Flügel und mit neuesten Triebwerken<br />
überarbeitet Boeing nun auch den Kassenschlager<br />
777-300ER zur 777-9X.<br />
Der immer wieder vergrößerte Zweistrahler-Riese<br />
macht mittlerweile sogar<br />
dem – jüngst ebenfalls modernisierten –<br />
Jumbo Jet ernsthafte Konkurrenz. Für<br />
die Zukunft steht die Frage ins Haus,<br />
wann und womit Boeing eines Tages seine<br />
737 MAX ablöst und ob auch hier<br />
wieder das revolutionäre CFK-Konzept<br />
der 787 zur Verwendung kommt. Trotz<br />
mächtiger Konkurrenten in Europa,<br />
Russland, China und vermutlich eines<br />
Tages Indien dürfte der US-Branchenriese<br />
wieder die passende Lösung finden.<br />
Die neue<br />
Mit dem Dreamliner wagte Boeing den<br />
Sprung ins Zeitalter der CFK-Rümpfe<br />
und -Flügel. Die dafür errichtete, neue<br />
787-Produktionsarchitektur basiert auf<br />
einem Netzwerk globaler Partner.<br />
Die Boeing 777 entwickelte sich vom<br />
übergroßen Inlandsjet zum globalen<br />
Verkaufsschlager für Langstrecken.<br />
Mit der F/A-18 entwickelte Boeing aus der<br />
McDonnell-Douglas-Erbmasse das moderne<br />
Rückgrat der heutigen US-Trägerflotte.<br />
22 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Generation<br />
TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
Als einer der NASA-Hauptzulieferer baute<br />
Boeing wesentliche Teile der Internationalen<br />
Raumstation ISS, darunter das Dock.<br />
Mit der 737 MAX rüstet sich Boeing für die<br />
Zukunft des Standardrumpfgeschäfts. Die<br />
bewährte Zelle erhielt neueste Triebwerke.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 23
TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
Boeing-737-Endanflug in<br />
Indonesien mit Flugkarten von<br />
Jeppesen aus Deutschland.<br />
Boeing-Standort<br />
Deutschland<br />
Foto: Boeing<br />
Mit 500 von 600 deutschen Boeing-Mitarbeitern<br />
ist die Boeing-<br />
Tochter Jeppesen in Neu-Isenburg,<br />
nahe des Frankfurter Flughafens,<br />
der wichtigste Standort des US-Herstellers<br />
in Deutschland. Das bei Piloten<br />
weltbekannte Unternehmen Jeppesen<br />
stellt Flugnavigationskarten her, die im<br />
digitalen Zeitalter auf dem Electronic<br />
Flight Bag im Cockpit angezeigt werden.<br />
Die für den gesamten Globus ständig aktualisierten<br />
Kartenwerke werden nach<br />
weltweiten Behördenangaben zusammengestellt<br />
und sind für den sicheren<br />
Flugbetrieb unverzichtbar.<br />
VERGANGENHEIT UND<br />
ZUKUNFT IN DEUTSCHLAND<br />
Natürlich ist Boeing auch als Hersteller<br />
von Verkehrsflugzeugen in Deutschland<br />
vertreten, seitdem 1934 die erste Boeing<br />
247 an Lufthansa geliefert wurde. Heute<br />
betreiben neben Lufthansa und Lufthansa<br />
Cargo deutsche Airlines wie Aerologic,<br />
airberlin, Condor, TUI, Germania<br />
und SunExpress Deutschland Boeing-<br />
Produkte. Entsprechende Mitarbeiter<br />
hält Boeing für die technische Betreuung<br />
und die Personalschulung in Deutschland<br />
bereit. Die E-3 Sentry der AWACS-<br />
Flotte der NATO in Geilenkirchen sind<br />
militärisch ausgerüstete Boeing 707.<br />
Deutschland ist für Boeing nicht nur ein wichtiger Absatzmarkt<br />
für Flugzeuge, sondern auch ein eigener Produktionsstandort<br />
und die Heimat entscheidender Zulieferer.<br />
Deutschland ist für Boeing auch eine<br />
Quelle vieler hochwertiger Zulieferungen<br />
und Geräte, die in Werken wie Renton,<br />
Everett, Charleston, Philadelphia<br />
oder St. Louis verbaut werden. Für rund<br />
800 Millionen Dollar pro Jahr „shoppen“<br />
die Amerikaner in Deutschland. 70 bis<br />
80 deutsche Topunternehmen zählt der<br />
US-Hersteller zum Kern seiner Zulieferer<br />
bei den Programmen 737, 747, 767,<br />
777 und 787. Damit werden rund<br />
12 000 deutsche Arbeitsplätze direkt<br />
und indirekt durch Boeing-Aufträge gesichert,<br />
heißt es.<br />
Darüber hinaus investiert Boeing<br />
auch in die Forschung und unterstützt<br />
Paderborn<br />
Hohenlimburg<br />
Neu-Isenburg<br />
München<br />
Berlin<br />
Wichtige Standorte<br />
etwa das Direct Manufacturing Research<br />
Center der Universität Paderborn,<br />
wo bereits heute die 3D-Druckverfahren<br />
für den Flugzeugbau der<br />
Zukunft erdacht werden. Auch mit anderen<br />
Universitäten, Forschungsprojekten<br />
und mit der Industrie gibt es Partnerschaften.<br />
In den nächsten Jahren wird die Boeing<br />
777X – Erstkunde ist auch Lufthansa,<br />
die 34 Flugzeuge kaufen will – die<br />
Schlüsselrolle für Boeing spielen. Ihre<br />
hochmoderne Endmontagelinie in Everett<br />
basiert unter anderem auf der Mitarbeit<br />
deutscher Industrieroboter.<br />
FR<br />
SEBASTIAN STEINKE<br />
1916 gründete der Amerikaner William Boeing, Sohn des Deutschen<br />
Wilhelm Böing aus Hohenlimburg, mit der Boeing Company den<br />
weltbekannten Luft- und Raumfahrtkonzern. Die heute von Matthew<br />
Ganz aus Berlin gesteuerten Boeing-Aktivitäten in Deutschland (und<br />
Nordeuropa) haben in Neu-Isenburg, München und Paderborn ihren<br />
Schwerpunkt. Boeing sichtet den Markt kleiner und mittelständischer<br />
Unter nehmen ständig, um Partnerschaften und Beteiligungen zu gründen.<br />
So kaufte Boeing Ende 2015 die Kölner Firma Peters Software, die erfolgreich<br />
EASA-Trainingsprogramme für Linienpiloten entwickelt.<br />
24 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Den Fortschritt erleben.<br />
Die Liebherr-Aerospace & Transportation SAS, Toulouse (Frankreich),<br />
ist eine von elf Spartenobergesellschaften der Firmengruppe<br />
Liebherr und koordiniert alle Aktivitäten in den Bereichen Aerospace<br />
und Verkehrstechnik.<br />
Liebherr ist ein führender Zulieferer von Systemen für die Luftfahrtindustrie<br />
mit mehr als fünf Jahrzehnten Erfahrung. Das Spektrum von Liebherr-<br />
Luftfahrtausrüstungen für den zivilen und militärischen Bereich umfasst<br />
Flugsteuerungen und Betätigungssysteme, Fahrwerke, Luftsysteme<br />
sowie Getriebe. Eingesetzt werden diese Systeme in Großraumflugzeugen,<br />
Zubringerflugzeugen und Regionaljets, Business Jets, Kampfflugzeugen,<br />
Militärtransportern, militärischen Trainingsflugzeugen sowie in zivilen und<br />
militärischen Hubschraubern.<br />
Die Liebherr-Sparte Aerospace und Verkehrstechnik beschäftigt rund 4.900<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verfügt über vier Produktionsstätten<br />
für Luftfahrtausrüstungen in Lindenberg (Deutschland), Toulouse (Frankreich),<br />
Guaratinguetá (Brasilien) und Nizhny Novgorod (Russland). Diese<br />
Werke bieten einen weltweiten Service mit zusätzlichen Stützpunkten in<br />
Saline (Michigan, USA), Seattle (Washington, USA), Montreal (Kanada), São<br />
José dos Campos (Brasilien), Hamburg (Deutschland), Moskau (Russland),<br />
Singapur, Shanghai (China) und Dubai (VAE).<br />
Liebherr-Aerospace & Transportation SAS<br />
4<strong>08</strong> avenue des Etats-Unis<br />
31016 Toulouse Cedex 2, France<br />
Tel.: +33 5 61 35 28 28<br />
E-Mail: info.aer@liebherr.com<br />
www.liebherr.com
VIP-Interview<br />
TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
Ray Conner begann seine Karriere bei Boeing 1977 als Mechaniker beim 727-Programm.<br />
Nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Promotion stieg er im Unternehmen<br />
auf und leitete unter anderem das 747-Programm. Später wurde er Chef des 777-Programms<br />
und Boeing-Verkaufsvorstand. Als Chef der Boeing-Zivilflugsparte und Vice Chairman<br />
des Konzerns sorgt er seit 2013 für die nahtlose Umsetzung der Boeing-Strategie im<br />
gesamten Unternehmen.<br />
Boeing feiert dieses Jahr seinen<br />
100. Gründugstag, allerdings stehen<br />
Sie auch in einem immer härter<br />
werdenden Wettbewerb. Wie<br />
bleiben Sie künftig an der Spitze?<br />
Boeing Commercial Airplanes steht in<br />
Sachen Innovation an vorderster Front<br />
mit einem umfassenden Produktportfolio,<br />
das an den Anforderungen unserer<br />
Kunden ausgerichtet ist und ihnen den<br />
größtmöglichen Wert liefert. Allein innerhalb<br />
der letzten fünf Jahre haben wir<br />
erfolgreich die 787-8 und 787-9 auf den<br />
Markt gebracht, die 737 MAX gelauncht<br />
und die 777X auf den Weg gebracht.<br />
Sie wird der größte und effizienteste<br />
Zweistrahler der Welt sein, wenn<br />
sie 2020 in den Dienst geht.<br />
Um die Nachfrage des Marktes zu bedienen,<br />
steigern wir die Standardrumpf-<br />
Produktionsrate von heute 42 auf 57<br />
Flugzeuge pro Monat im Jahr 2019. Um<br />
unsere Produktions- und Auslieferungsziele<br />
zu erreichen, haben wir weiterhin<br />
in Automatisierung investiert, die Größe<br />
unseres Auslieferungszentrums in Everett<br />
verdreifacht und die in Seattle verdoppelt.<br />
Erst kürzlich haben wir das<br />
neue Composite Wing Center in Everett<br />
eingeweiht – eine Investition von einer<br />
Milliarde Dollar –, das die weltgrößten<br />
CFK-Flügel für die Boeing 777X bauen<br />
wird. Genau diese Art von Investitionen<br />
in unser Produktportfolio, in die Produktion<br />
und, das Wichtigste, in unsere<br />
Mitarbeiter, sind ausschlaggebend<br />
dafür, dass wir weiterhin Branchenführer<br />
bleiben.<br />
Airbus hat einen enormen Verkaufserfolg<br />
mit der A321neo. Sehen<br />
Sie sich gezwungen, darauf<br />
mit einem neuen Muster für die<br />
Mitte des Marktes zu reagieren,<br />
oder können Sie die 737 MAX 9<br />
noch einmal strecken?<br />
„Das Wichtigste<br />
sind unsere<br />
Mitarbeiter.“<br />
Wir sind mit dem Verkaufserfolg der<br />
737-MAX-Familie sehr zufrieden; sie<br />
hat bis heute über 3200 Bestellungen erhalten.<br />
Damit ist sie das sich in der gesamten<br />
Boeing-Geschichte am schnellsten<br />
verkaufende Flugzeug. Die 737-<br />
MAX-Familie ist mit ihren verschiedenen<br />
Modellen sehr gut aufgestellt, um<br />
auf den Marktbedarf ausgerichtete Netzwerklösungen<br />
zu ermöglichen.<br />
Wir bleiben jedoch mit unseren Kunden<br />
im ständigen Dialog. Wir sprechen über<br />
den Markt und evaluieren die besten,<br />
mit geringem Risiko verbundenen Lösungen<br />
für die Architektur des Produktionssystems,<br />
Technologien sowie Marktanforderungen<br />
für jegliche neue Entwicklungsprogramme.<br />
Wir werden zum<br />
Fotos: Boeing<br />
richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen<br />
treffen. Derzeit gibt es jedoch<br />
keine Änderung in unserem Entwicklungsprofil.<br />
Für den Rest dieses<br />
Jahrzehnts fokussieren wir uns auf die<br />
737 MAX, 777X und 787-10.<br />
Die revolutionäre 787 ist ein<br />
großer Verkaufserfolg. Aber sie<br />
schleppt hohe Anlaufkosten mit.<br />
Was ist ursprünglich falsch gelaufen,<br />
und welche Lehren hat Boeing<br />
daraus für Programme wie die<br />
777X gezogen?<br />
Seit November 2011 haben wir mehr als<br />
400 Boeing 787 ausgeliefert, die mehr<br />
als 95 Millionen Passagiere befördert<br />
und rund 90 neue Routen erschlossen<br />
haben. Wir haben einen Auftragsbestand<br />
von mehr als 700 Boeing 787 und<br />
sind dabei, die Produktionsrate auf<br />
zwölf Flugzeuge pro Monat zu erhöhen<br />
– und mehr, wenn es der Markt verlangt.<br />
Die 787 ist ein großer wirtschaftlicher<br />
Erfolg und hat heute die branchenweit<br />
höchste Produktionsrate aller Großraumflugzeug-Programme.<br />
Wir hatten bei der 787-8 anfangs einige<br />
Probleme in der Lieferkette zu bewältigen.<br />
Wir haben diese jedoch in enger<br />
Zusammenarbeit mit unseren Zulieferern<br />
gelöst und haben 2014 die 787-9<br />
reibungslos in Dienst gestellt. Im März<br />
dieses Jahres hat die Produktion der<br />
787-10 begonnen, zwei Wochen vor<br />
dem Zeitplan. Die Erfahrungen aus der<br />
787-8-Anlaufphase haben wir bei der<br />
787-9 und 787-10 sehr effektiv umgesetzt.<br />
Bei der 777X werden wir es genauso<br />
machen.<br />
Wie lange können Sie die 747-Linie<br />
noch am Laufen halten?<br />
Es stimmt, dass die 747-Produktionsrate<br />
momentan sehr niedrig ist. Wir gehen<br />
jedoch fest davon aus, dass der Frachtmarkt<br />
Ende der Dekade wieder stärker<br />
anzieht, wenn einige der 747-400 Frachter<br />
und MD-11-Frachter ersetzt werden<br />
26 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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müssen. Die 747-8 bedient aufgrund ihrer<br />
Größe, Effizienz, Kapazität und Auslegung<br />
ein einzigartiges und wertvolles<br />
Marktsegment. Kein anderes Flugzeug<br />
kann diesen Markt für großvolumige<br />
Luftfracht auf Langstrecken abdecken.<br />
Unsere Verkaufsmannschaft ist im intensiven<br />
Austausch mit mehreren Kunden<br />
weltweit und arbeitet weiterhin hart<br />
daran, zusätzliche Aufträge zu sichern,<br />
die die Produktion auch künftig stärken.<br />
Unsere Marktforschung prognostiziert<br />
für die nächsten 20 Jahre einen Bedarf<br />
von über 500 großen Frachtern dort, wo<br />
eine hohe Frachtdichte, mehr Nutzlast<br />
und eine größere Reichweite eine wichtige<br />
Rolle spielen. Diese Nachfrage ist<br />
die Basis für eine starke Zukunft für das<br />
747-Programm.<br />
Könnte Boeings Überschallkonzept<br />
„Supersonic Transport“ (SST) noch<br />
einmal wiederkehren?<br />
Wir prüfen den Markt und die verfügbaren<br />
Technologien ständig. Auch wenn<br />
das Boeing-SST-Programm damals nicht<br />
realisiert wurde, so hat die Entwicklungsarbeit<br />
der 60er und 70er Jahre<br />
doch Fortschritte im Bereich des Überschallverkehrs<br />
gebracht. Vieles davon<br />
haben wir Anfang des Jahrhunderts in<br />
der Frühphase der 787-Entwicklung mit<br />
dem Sonic-Cruiser-Konzept nochmals<br />
angeschaut. Wir haben jedoch schließlich<br />
festgestellt, dass der Markt Effizienz<br />
den Vorrang vor Geschwindigkeit gab.<br />
Dies, so denke ich, gilt auch heute noch.<br />
Und das spiegelt sich in der großartigen<br />
Marktakzeptanz für die 787 mit mehr<br />
als 1150 Bestellungen wider.<br />
Wenn man 25 Jahre voraus blickt:<br />
Welche neuen Technologien werden<br />
für Boeing relevant? Werden<br />
die Flugzeuge anders aussehen,<br />
neue Antriebe haben oder vielleicht<br />
sogar auf Piloten verzichten?<br />
Die Technologien, die wir mit dem<br />
787-Programm zur Marktreife gebracht<br />
haben, sollten nicht unterschätzt werden.<br />
Diese haben gezeigt, wie ein<br />
Rumpf aus Kohlefaserverbundmaterial<br />
dazu beitragen kann, Effizienz und Passagierkomfort<br />
zu optimieren. Mit der<br />
787 haben wir die Technologie der Zukunft<br />
bereits heute im Markt eingeführt.<br />
Darauf werden wir mit der 737 MAX<br />
und der 777X weiter aufbauen.<br />
Mittelfristig wird man wahrscheinlich<br />
beim Reiseerlebnis in der Kabine die<br />
größten Veränderungen bemerken. Unsere<br />
Entwicklungsingenieure arbeiten an<br />
Konzepten, die uns mit strategischem<br />
Einsatz von Beleuchtungsakzenten in<br />
der Kabine sowie Projektionen von<br />
Licht und Bildern auf die Decke, Raumteiler<br />
und Seitenwände der Kabine von<br />
den Wettbewerbern abheben werden.<br />
Nachts könnten Passagiere künftig einen<br />
Sternenhimmel an der Decke sehen, und<br />
tagsüber Sonnenschein und blauen Himmel.<br />
Alles könnte so maßgeschneidert<br />
werden, dass die Airlines ihr Branding<br />
auch in der Kabine zur Geltung bringen<br />
können.<br />
Gemeinsam mit unseren Partnern weltweit<br />
konnten wir bei der Entwicklung<br />
und Kommerzialisierung von nachhaltigem<br />
Biotreibstoff für die Luftfahrt eine<br />
führende Rolle einnehmen. Mit dem<br />
ecoDemonstrator-Programm haben wir<br />
über 50 innovative Technologien getestet.<br />
Teil des Programms waren 2012 eine<br />
737-800, 2013 ein 787 Dreamliner<br />
und 2015 eine Boeing 757. In diesem<br />
Jahr wird Boeing gemeinsam mit Embraer<br />
Technologietests durchführen mit<br />
dem Ziel, Treibstoffverbrauch, Lärm<br />
und Emissionen zu senken.<br />
FR<br />
Die Fragen stellte Sebastian Steinke<br />
„Der Markt will Effizienz vor<br />
Geschwindigkeit.“<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 27
TOP-<br />
THEMA<br />
Boeing-<br />
Jubiläum<br />
Die Boeing-Jets der Zukunft<br />
Ob Hybridantrieb, widerstandsarmer Blended Wing<br />
Body oder leiser Überschalljet - die Studien für Boeing-<br />
Passagierflugzeuge von Übermorgen laufen.<br />
Neue Kabinenkonzepte, wie einst bei<br />
der 747, würden für Nurflügler nötig.<br />
Schneller oder sauberer und effizienter?<br />
So lautet eine der Kernfragen,<br />
wenn es um den Luftverkehr<br />
der Zukunft geht. „Schneller“ verspricht<br />
kürzere Reisezeiten, etwa wenn es aus<br />
dem zentralen Wachstumsmarkt Asien<br />
über den Pazifik in die USA geht. „Sauberer<br />
und effizienter“ bedeutet weniger<br />
Energiebedarf, weniger teures Kerosin<br />
und mehr Schutz für Umwelt, Anwohner<br />
und Atmosphäre vor schädlichen<br />
Emissionen. Die US-Luftfahrtbehörde<br />
FAA möchte für alle ab etwa 2030 gebauten<br />
Verkehrsflugzeuge eine Lärmsenkung<br />
um 71 db(A) vorschreiben, sodass<br />
man Flugzeuge dann buchstäblich nur<br />
noch auf dem Flughafengelände hört.<br />
Die Zivilluftfahrtorganisation ICAO will<br />
außerdem mit ihrem CAEP/6-Standard<br />
die Stickoxidemissionen um 75 Prozent<br />
senken und die Luftqualität nahe der<br />
Flughäfen dramatisch verbessern. Und<br />
schließlich soll der Treibstoffverbrauch<br />
um über 70 Prozent vermindert werden.<br />
Harte Vorgaben, aber auch Raum für<br />
neue Ideen der Entwicklungsingenieure.<br />
Eines der Boeing-Konzepte dafür ist<br />
„SUGAR Freeze.“ Diese Abkürzung<br />
steht für „Subsonic Ultra Green Aircraft<br />
Research“ (Forschung für ein ultra-umweltfreundliches<br />
Unterschallflugzeug).<br />
Die Grundidee: Fortschritte in der Batterie-<br />
und Brennstoffzellentechnik könnten<br />
schon in wenigen Jahren den rein<br />
elektrischen Reiseflug möglich machen.<br />
Der nach dem SUGAR-Freeze-Konzept<br />
für bis zu 180 Passagiere ausgelegte Hybrid-Zweistrahler<br />
würde zum Starten<br />
noch herkömmliche, aber deutlich leisere<br />
Kerosintriebwerke nutzen. Mit ihrer<br />
Hilfe würde er auf eine sehr große, ver-<br />
28 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Dank ihres widerstandsarmen<br />
Nurflügel-Layouts kommt die X-48C<br />
mit weniger Triebwerksleistung aus.<br />
brauchsenkende Reiseflughöhe steigen<br />
und dort auf rein elektrischen Antrieb<br />
umschalten. Die Reisegeschwindigkeit<br />
läge, energiesparend, mit Mach 0.7 um<br />
rund fünf bis zehn Prozent unter dem<br />
Tempo heutiger Jets. Künftige Fortschritte<br />
im Luftverkehrsmanagement,<br />
Die Boeing-Studie „SUGAR Freeze“<br />
setzt auf einen Hybridantrieb.<br />
Wegen des wachsenden Transpazifikverkehrs könnte der Überschallflugverkehr<br />
eine Renaissance erleben. Hier das Boeing-Konzept „Icon II“.<br />
NASA-Probefahrt mit einem Flügel<br />
voller kleiner Elektromotoren.<br />
ohne Warteschleifen und Umwege, sollten<br />
diesen Zeitnachteil aber mehr als<br />
wettmachen. Der abgestrebte Flügel extremer<br />
Streckung würde dem Flugzeug<br />
zudem zu sehr guten Kurzstart- und<br />
Kurzlandeeigenschaften verhelfen. Nur<br />
gut 1500 Meter Piste sollen dem Sparflugzeug<br />
reichen, wodurch kleinere Flughäfen<br />
– damit näher am Zielort der Passagiere<br />
– direkt angesteuert und verstopfte<br />
Drehkreuze umgangen werden<br />
könnten. Zum platzsparenden Parken<br />
kann der Airliner die extralangen Flügelspitzen<br />
einklappen. Der Verbrauch läge<br />
75 Prozent unter dem heutiger Jets.<br />
„Beim SUGAR-Projekt haben wir<br />
fortschrittliche Auslegungen und Technologien<br />
erforscht, die den Verbrauch<br />
dramatisch senken“, sagt Boeing-Entwicklungsingenieur<br />
Zach Hoisington.<br />
„Wir haben völlig frei in alle Richtungen<br />
geblickt und ohne jegliche Vorbehalte<br />
Ideen ausgetauscht. Damit hat das SU-<br />
GAR-Projekt geholfen, diese Technologien,<br />
wie Open-Rotor-Antriebe, Methangas<br />
und flüssigen Wasserstoff als Antrieb,<br />
Brennstoffzellen, neuartige Batterien<br />
oder Flügel mit extrem hoher<br />
Streckung und mit Streben, ausreifen zu<br />
lassen und uns neue Erkenntnisse zu liefern.<br />
Künftige Flugzeuggenerationen<br />
und die Umwelt werden signifikant von<br />
unseren Ergebnissen profitieren.“<br />
NEUE TECHNOLOGIEN<br />
ANWENDBAR MACHEN<br />
Doch was wären Zukunftsprojekte ohne<br />
neue Überlegungen zum Thema Überschall?<br />
Kein Wunder, dass auch Boeing<br />
hierüber weiter nachdenkt. Im Rahmen<br />
des NASA-Forschungsprojekts „N+3“<br />
(drei Generationen nach den heutigen<br />
Flugzeugen) entwickelten die Boeing-Ingenieure<br />
ab April 2010 das Konzept<br />
„Icon II“, eine Studie für ein Überschall-<br />
Verkehrsflugzeug mit möglicher Indienststellung<br />
in den Jahren 2030 bis<br />
2035. Entscheidende Neuerung des entfernt<br />
an den einstigen „Sonic Cruiser“<br />
erinnernden Entwurfs ist seine Formgebung.<br />
Sie soll den Überschallknall weiträumig<br />
verteilen und damit so stark vermindern,<br />
dass die noch auf der Erdoberfläche<br />
auftreffenden Druckwellen am<br />
Boden leiser empfunden werden und einen<br />
Überschallflugbetrieb künftig auch<br />
über Land zulassen. Dadurch könnte<br />
man Überschallflugzeugen neue Märkte<br />
außerhalb des reinen Ozean-überquerens<br />
erschließen.<br />
Anders als heutige Konzepte für kleinere<br />
Überschall-Business-Jets setzt der<br />
Boeing-Entwurf auf eine Kapazität von<br />
120 Passagieren (Zweiklassenbestuhlung)<br />
und eine Reichweite von 9250 km,<br />
also oberhalb der der Concorde. Die<br />
Reisegeschwindigkeit läge mit Mach 1.6<br />
bis Mach 1.8 allerdings leicht unter der<br />
gut Mach-2-schnellen Europäerin. FR<br />
SEBASTIAN STEINKE<br />
Fotos: NASA/Boeing (4), NASA<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 29
Zivilluftfahrt<br />
Roll-out der MS-21<br />
Russlands neue<br />
Zweistrahler-Familie<br />
30 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Mit der ersten MS-21-300 stellte<br />
die russische Irkut Corporation<br />
in Irkutsk am Baikalsee am 8. Juni<br />
ihren neuen Konkurrenten für<br />
Boeing 737, Airbus A320 und<br />
COMAC C919 vor.<br />
Irkut-Präsident Oleg Demtschenko<br />
präsentierte die MS-21 mit einer Lichtshow.<br />
Von PIOTR BUTOWSKI / SST<br />
Die MS-21 ist einer der modernsten<br />
Airliner der<br />
Welt“, lobte Premierminister<br />
Dmitri Medwedew zur Premiere den<br />
neuen Zweistrahler. „Wir sind stolz darauf,<br />
dass er in unserem Land gebaut<br />
wird.“ Die MS-21 kann den Durchbruch<br />
nur schaffen, wenn sie ihre Konkurrenten<br />
in Kosten und Leistungen deutlich<br />
schlägt. So sollen die Betriebskosten<br />
(Cash Operating Costs, COC) 12 bis 15<br />
Prozent unter denen der A320 liegen.<br />
Der Treibstoffverbrauch soll die westeuropäische<br />
Rivalin sogar um 24 Prozent<br />
unterbieten. Auf einer Beispielstrecke<br />
Foto: Piotr Butowski<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 31
Zivilluftfahrt<br />
Roll-out der MS-21<br />
Die MS-21 kombiniert einen<br />
modernen Metallrumpf mit einem<br />
fortschrittlichen Kohlefaserflügel.<br />
von 1852 Kilometer Länge soll die MS-<br />
21 acht Prozent weniger Kerosin als die<br />
A320neo verbrauchen – bei insgesamt<br />
fünf Prozent niedrigeren Betriebskosten.<br />
Der Präsident der russischen Holding<br />
OAK (vereinigtes Flugzeugbaukonsortium),<br />
Juri Slyusar, sagte in Irkutsk: „Der<br />
Wettbewerb mit Airbus und Boeing wird<br />
hart, aber wir glauben, dass in dieser<br />
Klasse unser Produkt das beste ist.“<br />
NEUER FLÜGEL FÜR<br />
SPARSAMEN SCHNELL<strong>FLUG</strong><br />
Die Bezeichnung MS-21, sie wird in kyrillischer<br />
Schrift als „MC-21“ geschrieben,<br />
steht für Magistralny Samoljot 21<br />
Vyeka, also Hauptstrecken-Verkehrsflug-<br />
zeug für das 21. Jahrhundert. Wichtigstes<br />
Merkmal der neuen Zweistrahlerfamilie<br />
ist ihr nach modernsten aerodynamischen<br />
Erkenntnissen gebauter Flügel<br />
mit einer hohen Streckung von 11,5. Bei<br />
einer Reisegeschwindigkeit von Mach<br />
0.78 soll das Verhältnis von Auftrieb zu<br />
Widerstand bei der MS-21 rund 5,1 Prozent<br />
besser als bei der A320 sein und<br />
sechs Prozent besser als bei der 737 NG.<br />
Bei Mach 0.8 wächst dieser Vorteil nach<br />
russischen Angaben noch auf sechs und<br />
sieben Prozent. Einen derartig schlanken<br />
Flügel konventionell aus Metall zu bauen,<br />
würde ihn nach russischen Angaben<br />
zu schwer machen. Deshalb entschied<br />
sich UAC bei der MS-21 für Kohlefaser-<br />
Die MS-21 tritt in der Liga von Boeing 737 MAX und<br />
Airbus A320neo gegen mächtige Konkurrenten an.<br />
Mit neuesten Triebwerken, modernsten Werkstoffen und<br />
westlichen Partnern will Russland den Weltmarkt erobern.<br />
32 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
Verbundwerkstoff, der hier 35 bis 37<br />
Prozent des Strukturgewichts ausmacht.<br />
Der Verbundwerkstoff-Flügel entsteht,<br />
erstmals bei einem so großen, tragenden<br />
Strukturteil, im Vakuum-Infusionsverfahren.<br />
Dabei werden die Lagen<br />
der Kohlefaserbahnen trocken in der<br />
Flügelform genau ausgerichtet, mit flüssigem<br />
Kunstharz getränkt, per Vakuum<br />
in Form gebracht und verbacken. So entsteht<br />
der 18 mal 3 Meter große Flügel<br />
aus einem Stück. Das neue Verfahren<br />
soll kostengünstiger sein als der klassische<br />
Bau aus Prepregs, also vorimprägnierten<br />
Kohlefasermatten. Dafür kommt<br />
es auf eine sehr genaue Temperatursteuerung<br />
und die richtige Menge des Epwww.flugrevue.de
Mit ihrem leicht verbreiterten<br />
Rumpfquerschnitt will die MS-21<br />
beim Passagierkomfort punkten.<br />
oxidharzes an den richtigen Stellen an.<br />
Die OAK-Partner für diese Verfahren<br />
kommen mit FACC und Diamond Aircraft<br />
aus Österreich.<br />
Alle im Vakuum-Infusionsverfahren<br />
hergestellten tragenden Teile kommen<br />
von AeroComposit in Uljanowsk. Außerdem<br />
liefert KAPO-Composit in Kazan<br />
Steuerflächen und Verkleidungen<br />
aus CFK, die herkömmlich im Autoklaven<br />
hergestellt werden. Mit MTorres aus<br />
Spanien und Stevik und Coriolis Composites<br />
aus Frankreich sowie Hexcel<br />
und Cytec aus den USA sind auch westliche<br />
Hersteller und Lieferanten nennenswert<br />
beteiligt. Zu den weiteren Lieferanten<br />
modernster Maschinen und<br />
Produktionswerkzeuge zählen die Dürr<br />
Systems GmbH, ThyssenKrupp, Broetje-<br />
Automation, Handtmann und, aus den<br />
USA, Gemcor.<br />
Der Rumpf der MS-21 entsteht in<br />
herkömmlicher Alu-Bauweise, allerdings<br />
ist er mit einem Außendurchmesser von<br />
4,06 Metern 15 Zentimeter breiter als<br />
eine A320 und 30 Zentimeter breiter als<br />
die 737. Damit kann man die Sitze (Anordnung<br />
3+3) auf großzügige 18,5 Zoll<br />
(46,9 cm) verbreitern oder für einen<br />
schnellen Passagierwechsel nötige Gangbreiten<br />
bis zu 22,5 Zoll (57,15 cm) realisieren.<br />
Irkut hält dadurch 20 Prozent<br />
kürzere Bodenzeiten für möglich. Der<br />
Kabineninnendruck wird statt der üblichen<br />
2500 Meter Druckhöhe auf komfortableren<br />
1800 Metern gehalten. Relativ<br />
große Fensterflächen sollen ebenfalls<br />
dem Passagierkomfort zugutekommen.<br />
Als Triebwerke sieht Irkut den Pratt<br />
& Whitney-Getriebefan PW1400G vor,<br />
sodass die MS-21 gleichauf liegt mit der<br />
Triebwerksgeneration von A320neo und<br />
737 MAX. Die MS-21-300 nutzt das<br />
PW1431G mit 137,9 Kilonewton Schub.<br />
Die danach erscheinende, kürzere MS-<br />
21-200 erhält das PW1428G mit 124,5<br />
Kilonewton Schub. Drei der seit Mai<br />
<strong>2016</strong> in den USA zugelassenen<br />
PW1400G sind bereits an Irkut geliefert<br />
worden. Bis Jahresende ist die russische<br />
Anerkennung geplant.Von den 175 bestellten<br />
Flugzeugen sollen 140 die westliche<br />
Triebwerksoption erhalten.<br />
RUSSISCHES PD-14 ALS<br />
ANTRIEBSOPTION<br />
Verfügbar ist aber auch ein Triebwerk<br />
aus Russland, das neue Aviadvigatel PD-<br />
14. PD-14 steht für Perspektivnyi Dvigatel<br />
(Zukunftstriebwerk mit 137,3 Kilonewton<br />
Schub), es liefert den Antrieb<br />
für die große MS-21-300. Die kürzere<br />
MS-21-200 erhält später das leicht<br />
schwächere PD-14A mit 122,58 Kilonewton<br />
Schub. Anders als der Pratt-Getriebefan<br />
ist das PD-14 ein herkömmlicher,<br />
zweiwelliger Entwurf mit einem<br />
Nebenstromverhältnis von 8,5 zu 1 gegenüber<br />
12 zu 1 beim PW-Triebwerk.<br />
Trotz der vereinfachten Bauart mit einem<br />
um ein Prozent höheren spezifischen<br />
Verbrauch hofft Aviadvigatel aus<br />
Perm dank leichterer Masse und kleinerem<br />
Triebwerksdurchmesser unter dem<br />
Flügel unter dem Strich auf bis zu 0,7<br />
Der extrem schlanke Flügel setzt neue<br />
Maßstäbe im Airlinerbereich.<br />
Fotos: Irkut, Butowski (1)<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 33
Zivilluftfahrt<br />
Roll-out der MS-21<br />
Die Produktionsrate soll bis 2020<br />
auf 20 Flugzeuge im Jahr steigen<br />
und 2033 rund 70 erreichen.<br />
Foto: Irkut<br />
Prozent bessere Gesamtleistungen. Ab<br />
Juni 2018 soll die MS-21 auch mit dem<br />
PD-14 geliefert werden. Eine Il-76 war<br />
mit einem Versuchstriebwerk bereits 22<br />
Stunden in der Luft, und im Sommer beginnt<br />
die nächste Testkampagne.<br />
Koordinator für den Bau der MS-21<br />
ist die Irkut Corporation. Die Entwurfsarbeiten<br />
fanden jedoch bei der Irkut-<br />
Tochter Jakowlew Engineering Center in<br />
Moskau statt. Deswegen trägt der Prototyp<br />
auch die Signatur des 1989 verstorbenen<br />
Konstrukteurs Alexander Jakowlew<br />
auf dem Bug. Der Flügelentwurf<br />
stammt dagegen von Suchoi, wobei AeroComposit<br />
als Partner mitwirkte.<br />
Das Flugzeugwerk IAZ in Irkutsk<br />
fertigt Rümpfe und nimmt die Endmontage<br />
vor. Aviastar SP in Uljanowsk baut<br />
Rumpfhecks und Leitwerke sowie alle<br />
Türen. Die Flügel stammen von Aero-<br />
Composit, ebenfalls aus Uljanowsk.<br />
Triebwerkspylone und Verkleidungen<br />
steuert WASO in Woronesh bei, und das<br />
Fahrwerk liefert Gidromasch in Nischni<br />
Nowgorod. Die russische Holding OAK<br />
(Objedinjonnaja Awiastroitelnaja Korporazija)<br />
ist für das Gesamtkonzept der<br />
Cockpitavionik zuständig und damit für<br />
die Integration beispielsweise von Funkgeräten<br />
von Rockwell Collins, Honeywell-Navigationsgeräten<br />
und Rechnern<br />
von Thales. Den weltweiten Kundenservice<br />
will Irkut nicht in eigener Regie aufbauen,<br />
sondern auf vorhandene Wartungsbetriebe,<br />
hier wahrscheinlich Lufthansa<br />
Technik, zurückgreifen.<br />
Die erste MS-21-300 soll Anfang<br />
2017 zum Jungfernflug starten. Die erste<br />
Auslieferung an Aeroflot ist für Ende<br />
2018 geplant. Bis 2022 soll die Monatsproduktion<br />
sechs Flugzeuge erreichen.<br />
Innerhalb von 20 Jahren verspricht sich<br />
Irkut einen Absatz von 1060 Flugzeugen.<br />
Neben der MS-21-300 für 168 Passagiere<br />
und der MS-21-200 für 150 Passagiere<br />
wird noch eine Version MS-21-<br />
400 untersucht. Die kleinere MS-<br />
21-100 für 132 Passagiere hat<br />
man dagegen aufgegeben.<br />
FLAUTE AUF DEM<br />
HEIMATMARKT<br />
Der Listenpreis der MS-21-300<br />
liegt mit 91 Millionen Dollar<br />
(81,84 Mio. Euro) rund 15 Prozent<br />
unter dem des Airbus A320.<br />
Die Entwicklungskosten sind laut<br />
Irkut-Marketingvorstand Kirill<br />
Budajew mit etwa 4,5 Milliarden<br />
Dollar veranschlagt, von denen<br />
der Staat 60 Prozent trägt. Bisher<br />
liegen 175 feste Bestellungen und<br />
100 Optionen und Kaufabsichtserklärungen<br />
vor. Kurz nach dem<br />
Roll-out unterzeichnete Aserbaidschans<br />
Airline AZAL eine Absichtserklärung<br />
zum Leasing von<br />
zehn Flugzeugen. Westliche Kunden<br />
werden bisher nicht verzeichnet.<br />
Malaysia stufte einen 2010 in<br />
Farnborough unterzeichneten<br />
Vorvertrag für 50 Flugzeuge auf<br />
eine lockere Absichtserklärung<br />
zurück. Seit 2013 sind keine neuen festen<br />
Bestellungen mehr eingegangen.<br />
Russische Airlines können sich derzeit<br />
keine neuen Flugzeuge leisten, denn ihr<br />
Markt schrumpft. Das vorausgegangene<br />
Verkehrsflugzeugprogramm Superjet<br />
von Suchoi hat es seit Mai 20<strong>08</strong> auf nur<br />
knapp 70 Flugzeuge im Linien einsatz gebracht.<br />
FR<br />
Die Flugzeugfamilie Irkut MS-21<br />
MC-21-200<br />
MC-21-300<br />
Länge 36,8 m 42,3 m<br />
Spannweite 35,9 m 35,9 m<br />
Höhe 11,5 m 11,5 m<br />
Passagiere,<br />
typische<br />
Zweiklassenbestuhlung<br />
132 163<br />
Passagiere,<br />
reine Economy-<br />
Bestuhlung 165 211<br />
max. Startmasse 72 560 kg 79 250 kg<br />
max. Landemasse<br />
63 100 kg 69 100 kg<br />
max. Nutzlast 18 900 kg 22 600 kg<br />
max. Treibstoffmasse<br />
20 400 kg 20 400 kg<br />
Reichweite<br />
bei Zweiklassenbestuhlung<br />
6 400 km 6 000 km<br />
Reisegeschwindigkeit<br />
0.8 Mach 0.8 Mach<br />
34 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
100.<br />
Ausgabe<br />
der Luftfahrt<br />
Das Magazin für Luftfahrtgeschichte 6/<strong>2016</strong><br />
LESERWAHL<br />
KLASSIKER DES JAHRES<br />
Tolle Preise zu gewinnen<br />
TOP TEN: Die Stars der Luwaffe<br />
NEUE SERIE: Gefechtsbericht – Packender Lukampf über Deutschland<br />
SENSATION: Restaurierung von acht Fieseler Störchen<br />
Jetzt neu im Handel
Zivilluftfahrt<br />
Airbus Innovation Days <strong>2016</strong><br />
Die A320neo kämpfte mit Kinderkrankheiten<br />
ihrer PW-Getriebefans. Airbus<br />
erprobt nun verbesserte Triebwerke.<br />
Ich werbe intern sogar schon dafür,<br />
dass wir davon noch mehr als 60<br />
Stück im Monat bauen“, sagte Airbus-Verkaufschef<br />
John Leahy zur Produktionsrate<br />
der A320 bei den Airbus<br />
Innovation Days, Ende Mai in Hamburg,<br />
angesichts der ungebrochenen Nachfrage.<br />
Bei der jährlich stattfindenden, zweitägigen<br />
Präsentation hatte sein Kollege,<br />
A320-Programmchef Klaus Röwe, erst<br />
kurz vorher die 60er-Monatsrate für das<br />
Jahr 2019 offiziell angekündigt. „Dann<br />
bauen wir nur noch neos“, verriet Röwe.<br />
Die A320neo habe gegenüber Boeings<br />
konkurrierender 737 MAX einen Marktanteil<br />
von gut 60 Prozent erreicht, rechnete<br />
der deutsche Programmchef stolz<br />
vor. Insbesondere die A321-neo entwickle<br />
sich zum Erfolgsmodell der Familie.<br />
Wegen geringerer Bodenfreiheit könne<br />
Boeing seine 737 MAX weder gleichwertig<br />
verlängern, noch mit größeren<br />
A320-Chef Klaus Röwe sieht „seine“<br />
neo gegenüber der MAX im Vorteil.<br />
Hürdenlauf zu<br />
höheren Raten<br />
Bei den „Innovation Days“ gibt Airbus einmal im Jahr<br />
einen Überblick über das Unternehmen. Diesmal standen<br />
die stark steigenden Produktionsraten im Mittelpunkt.<br />
Triebwerken, wie dem effizienten Getriebefan,<br />
aufrüsten. Dessen Kinderkrankheiten<br />
an der A320neo seien inzwischen<br />
überwunden. Dank kleinerer<br />
Modifikationen an der Welle und am<br />
Verdichter sowie zweier Software-Updates,<br />
einem zusätzlichen Druckknopf<br />
im Cockpit und einer erhöhten Betriebszulassung<br />
für nun 55 Grad Celsius Außentemperatur<br />
am Boden seien die<br />
Schwierigkeiten mit dem etwas heißer<br />
laufenden, modernen Triebwerk ausgeräumt<br />
worden. „Die Probleme liegen<br />
hinter uns“, lautete Röwes Fazit. Pratt &<br />
Whitney habe bereits die ersten verbesserten<br />
Triebwerke geliefert, ab Sommer<br />
würden sie an allen fabrikneuen Flugzeugen<br />
installiert. Aber auch mehrere<br />
Dutzend schon produzierte A320neo<br />
warten in Toulouse und Hamburg auf ihre<br />
Triebwerke.<br />
„Bisher haben wir ja nur Gleiter gebaut“,<br />
spottete Tom Williams, Airbus<br />
Chief Operating Officer, in Hamburg.<br />
Höhere Produktionsraten und das Aufholen<br />
von Rückständen sind auch bei<br />
der A350 ein wichtiges Thema. Hier<br />
sprengte die verspätete Belieferung mit<br />
Sitzen, Küchen und Toilettenkabinen<br />
den sehr eng gesteckten Produktionszeitplan.<br />
In Zelthallen auf dem Toulouser<br />
A380-Vorfeld müssen diese Arbeitsschritte,<br />
die eigentlich noch vor der Sektionsmontage<br />
erfolgen sollten, nun nach<br />
der Fertigstellung des Flugzeugs aufwendig<br />
nachgeholt werden. „Wir hatten<br />
nicht vorhergesehen, dass die Lieferanten<br />
nicht mitkommen würden“, räumte<br />
36 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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John Leahy erläuterte, dass die steigende Produktion bei Airbus (hellblauer<br />
Bereich) durch noch stärker steigende, feste Auftragseingänge gedeckt sei.<br />
Tom Williams ein. Dennoch will Airbus<br />
in diesem Jahr insgesamt 50 A350 bauen<br />
und die monatliche Produktionsrate<br />
schon bis Ende 2018 auf zehn erhöhen.<br />
Ab Ende 2017 soll auch die größte<br />
A350-Version, die A350-1000, ausgeliefert<br />
werden, ein Jahr nach ihrem geplanten<br />
Erstflug. In der ersten Jahreshälfte<br />
2017 soll dann auch die erste A330neo,<br />
die mit neuen Triebwerken überarbeitete<br />
Version des Kassenschlagers A330, zum<br />
Erstflug starten. Bisher kein Kassenschlager,<br />
aber wenigstens ein in der reinen<br />
Fertigung nicht mehr defizitäres<br />
Programm, ist die A380-800. Hier steht<br />
eine Optimierung der Kabine für mehr<br />
Passagiersitze im Mittelpunkt: So sollen<br />
die Schlafsessel der Business Class im<br />
Oberdeck im Fischgrätmuster diagonal<br />
gestellt und mit der Fußseite weiter in<br />
Richtung Außenwand gerückt werden,<br />
sodass zehn Sitze mehr ins Oberdeck<br />
passen. Im Heckbereich des Hauptdecks<br />
will Airbus Küchenschränke und Toiletten<br />
noch etwas platzsparender anordnen<br />
und so mehr Sitze unterbringen.<br />
„Zuerst wollten die Kunden in der A380<br />
nur 400 Sitze und viel Luxus“, sagte der<br />
Chef aller Airbus-Flugzeugprogramme,<br />
Didier Evrard, über sein größtes Muster.<br />
„Jetzt wünschen die meisten Kunden<br />
über 550 oder sogar über 600 Sitze. Wir<br />
machen die Kabine effizienter und locken<br />
damit noch zusätzliche Kunden<br />
an.“ Airbus vermarktet die A380 offiziell<br />
bereits als „600+ Sitzer“, auf Wunsch<br />
mit elf statt bisher zehn Sitzen pro Reihe<br />
in der Economy Class. „Die A380 ist<br />
noch für 20, 30, 40 Jahre gut“, blickt<br />
Airbus-Strategievorstand Kiran Rao voraus.<br />
„Eines Tages bekommt sie noch<br />
neue Triebwerke, wenn der Platz auf den<br />
Flughäfen etwas knapper wird.“ Direkt<br />
vor der Tür stehe ein A380neo-Programmstart<br />
aber nicht, hieß es übereinstimmend<br />
bei Airbus. Man habe mit den<br />
Kunden darüber gesprochen. Diese<br />
wollten die mit einer solchen Modernisierung<br />
verbundenen Kosten derzeit<br />
nicht mittragen.<br />
SPÄTE AUSLIEFERUNG FÜHRT ZU<br />
NOCH SPÄTERER BEZAHLUNG<br />
„Unsere Profitabilität hängt direkt mit<br />
den Auslieferungen zusammen“, erklärte<br />
Airbus-Vorstandschef Fabrice Brégier.<br />
„Die A320neo jetzt schnell auszuliefern<br />
hat die allerhöchste Priorität. Es ist unser<br />
Job, dass wir es hinkriegen. Die Kunden<br />
bestellen nicht, wenn wir erst im<br />
Jahr 2030 liefern können. Wegen der<br />
neo-Probleme fragen die Kunden sogar<br />
schon wieder nach der ceo.“ Die Zulieferer<br />
strengten sich zwar an, aber Airbus<br />
müsse sie künftig strenger beaufsichtigen<br />
und bei der Qualitätskontrolle besser<br />
werden, sagte Brégier. Wer nicht auf<br />
das heute erforderliche Niveau komme,<br />
werde ausscheiden, drohte er. Für dieses<br />
Jahr rechne Airbus mit der Auslieferung<br />
In einer nicht voll ausgenutzten A380-Halle in Hamburg hat Airbus bereits<br />
Teile einer neuen, vierten A320-Endmontagelinie untergebracht.<br />
Die Getriebefan-Messwarte an Bord<br />
des A320neo-Prototyps.<br />
Fotos: Airbus, <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>/Steinke (4)<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 37
Zivilluftfahrt<br />
Airbus Innovation Days <strong>2016</strong><br />
In Stade werden die Oberschalen<br />
aller A350-Flügel produziert. Sie<br />
sind das größte CFK-Teil der Welt.<br />
Tintenstrahldrucker können Airbus-<br />
Heckflossen nun direkt bedrucken.<br />
von rund 650 Flugzeugen und einem<br />
Auftragseingang in etwa gleicher Höhe.<br />
Für die Luftfahrtmesse in Farnborough<br />
sei er „sehr optimistisch“, sagte Brégier.<br />
Den schwersten Stand im Flugzeugangebot<br />
hat bei Airbus derzeit die kleinste<br />
A350-Version, die A350-800. „Ihre<br />
Kunden sind zur billigeren A330neo<br />
oder der größeren A350-900 abgewandert.<br />
Diese Version ist weder für uns<br />
noch für die beiden verbliebenen Kunden<br />
nützlich.“ Deshalb denkt der Vorstandschef<br />
über eine nochmalige Rumpfstreckung<br />
der A350-1000 nach. „Die<br />
Frage lautet, wie viele Flugzeuge verkaufen<br />
wir damit zusätzlich, oder kannibalisieren<br />
wir uns damit am Ende nur?“ Unterdessen<br />
zieht sich durch das ganze Unternehmen<br />
das Thema Digitalisierung.<br />
Hamburger Airbus-Ingenieure führten<br />
ein rund vier Meter langes, flugfähiges<br />
Modell, das Projekt „Thor“, vor, das<br />
komplett im 3D-Drucker aus „Polyamid-<br />
Alumid“ entstanden ist.<br />
Die zweimotorige Hochdeckerauslegung<br />
in der Größe eines Windkanalmodells<br />
aus dem Prototypenbau entspricht<br />
keinem realen Airbus-Projekt. Es geht<br />
hier zunächst einmal um die Erprobung<br />
neuartiger Rumpfstrukturen, die in moderner<br />
Fertigungstechnik entstehen.<br />
Durch das direkte Computerdruckverfahren<br />
verringert sich die Vorlaufzeit um<br />
90 Prozent, und die Kosten sinken um<br />
75 Prozent. Besonders hilfreich ist die<br />
Beschleunigung, wenn unterschiedliche<br />
Auslegungen schnell miteinander verglichen<br />
werden sollen und wenn Erkenntnisse<br />
aus den Windkanaltests sofort in<br />
eine neue Konfiguration umgesetzt werden.<br />
In diesem Jahr wird Thor bei 16<br />
Flügen seine Festigkeit unter Beweis<br />
stellen.<br />
Direkt aus dem Computer kommen<br />
in Hamburg künftig auch besonders<br />
komplizierte Heckflossenbemalungen.<br />
So kann man etwa chinesische Schriftzeichen<br />
oder Drachenfiguren ohne<br />
Kunstmaler stets in perfekter Qualität<br />
auf die Heckflosse plotten. Das dabei<br />
entstehende feine Drucklinienraster ist<br />
erst bei einem Abstand unter einem Meter<br />
zu erkennen.<br />
FR<br />
SEBASTIAN STEINKE<br />
Das Großmodell Thor entstand im<br />
3D-Druck direkt aus dem Computer.<br />
Die Thor-Struktur besteht probeweise<br />
auch aus Gittern und Ästen.<br />
A350-Endmontage in Toulouse.<br />
Die Fertigungsrate soll weiter steigen.<br />
Fotos: Airbus (4), <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>/Steinke<br />
38 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Leserreisen<br />
US-Super-<br />
Tour <strong>2016</strong><br />
Fotos: Schwarz (2), Zeitler (2)<br />
Erleben Sie die besten Airshows der Welt bei<br />
einem unserer spannenden Trips! Höhepunkt<br />
dieses Jahr ist die große US-Tour, bei der wir das<br />
Boeing-Werk in Everett und für die Aviation Nation<br />
Air Show die Nellis Air Force Base besuchen.<br />
Top-Museen und Airshow-Action<br />
7. – 13. November <strong>2016</strong><br />
Zum 100. Gründungstag des heute größten Luft- und Raumfahrtkonzerns<br />
der Welt besuchen wir Boeing in Seattle. Werfen Sie einen Blick<br />
in die Produktion in Everett, wo unter anderem der Jumbo Jet, die 777<br />
und die hochmoderne 787 entstehen. Gleich nebenan befindet sich die<br />
Flying Heritage Collection von Milliardär Paul Allen mit ihren flugfähigen<br />
Warbirds. Natürlich sehen wir uns auch im Museum of Flight um, einer<br />
der besten Sammlungen in den USA. Von Seattle geht es in die Spielerstadt<br />
Las Vegas, wo die US Air Force zum 75. Geburtstag der Nellis<br />
Air Force Base einen großen Flugtag plant. Dort stationierte, neueste<br />
Muster wie die F-22 und die F-35 werden genauso wenig fehlen wie<br />
das berühmte Kunstflugteam Thunderbirds.<br />
Preise:<br />
Doppelzimmer pro Person<br />
2499 Euro<br />
Einzelzimmer pro Person<br />
2899 Euro<br />
Eingeschlossene Leistungen:<br />
• Flug mit Delta Air Lines von Frankfurt nach Seattle, von Seattle nach<br />
Las Vegas und von Las Vegas nach Frankfurt in der Economy Class<br />
inkl. aller anwendbaren Steuern und Gebühren<br />
• Besuch bei Boeing<br />
• Besuch Flying Heritage Museum<br />
• Underground-Tour in Seattle<br />
• Besuch Museum of Flight<br />
• Besuch Aviation Nation <strong>2016</strong> auf der Nellis AFB<br />
• Reisebegleitung der Redaktion <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Ausführlicher Prospekt<br />
und Buchungen exklusiv bei:<br />
DER Deutsches Reisebüro GmbH & Co. OHG<br />
Rossmarkt 12, 60311 Frankfurt<br />
Tel.: 069/23 27 05<br />
E-Mail: flugrevue-reisen@der.de
Wirtschaft<br />
ILA <strong>2016</strong> in Berlin<br />
Technologie<br />
Fotos: Messe Berlin (2), Bundeswehr (2), Ebner (1), Schwarz (4)<br />
Zum Jubiläum der Luftwaffe flog dieser<br />
Eurofighter in Sonderbemalung.<br />
40 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Die Bundeswehr (links) hatte die größte<br />
Präsenz auf der ILA. Rechts A350 und A380.<br />
und Show<br />
Während die Veranstalter die ILA als „Innovationsmesse“<br />
positionieren wollen, sorgte die Luftwaffe<br />
mit ihren Vorführungen für das Show-Element, um<br />
das breite Publikum anzulocken.<br />
Einer der Debütanten auf der ILA war<br />
der Transporter An-178 aus der Ukraine.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 41
Wirtschaft<br />
ILA <strong>2016</strong> in Schönefeld<br />
Oldies wie die Transall wurden gemeinsam mit<br />
neuen Mustern wie dem Tiger vorgeführt.<br />
Fotos: Airbus Helicopters, Bundeswehr, Messe Berlin, Schwarz (4)<br />
D<br />
Von KARL SCHWARZ<br />
ie ILA war diesmal zwei<br />
Tage kürzer als 2014, nur<br />
zwei statt drei Tage waren<br />
ausschließlich Fachbesuchern vorbehalten,<br />
Freitag und Samstag das breite Publikum<br />
geladen. Die laut BDLI auf<br />
Wunsch der Aussteller vorgenommene<br />
Änderung schlug natürlich auf die Besucherzahlen<br />
durch. Laut Veranstalter kamen<br />
150000 Fach- und Privatbesucher<br />
auf das Messegelände am Flughafen<br />
Schönefeld. 2014 wurden an sechs Mes-<br />
setagen 227 000 Besucher gezählt, sodass<br />
der Tagesschnitt praktisch unverändert<br />
blieb. Die Zahl der Aussteller belief<br />
sich offiziell auf 1017 aus 37 Ländern<br />
und war damit niedriger als 2014.<br />
Rund 200 Fluggeräte wurden im<br />
Flugprogramm und auf dem Freigelände<br />
vorgestellt. Zu den Highlights im diesjährigen<br />
Flugprogramm gehörten einmal<br />
mehr das neue Airbus-Flaggschiff A350<br />
XWB und die mit neuen, umweltverträglicheren<br />
Triebwerken ausgestattete<br />
A320neo. Seine ILA-Premiere erlebte<br />
das Tank- und Transportflugzeug Airbus<br />
Die ILA wurde von Bundeswirtschaftsminister Gabriel eröffnet.<br />
Die Kanzlerin fuhr lieber zur Feier am Gotthard-Basistunnel.<br />
A330 MRTT. Die beiden größten Verkehrsflugzeuge<br />
der Welt, ein Airbus<br />
A380 von Emirates und eine Boeing<br />
747-8 der Lufthansa, waren an einzelnen<br />
Tagen am Boden zu besichtigen.<br />
Den Hauptanteil an der Show steuerte<br />
jedoch die Bundeswehr bei, die täglich<br />
in ausgewählten Szenarien wie Geiselbefreiung<br />
oder Abfangjagd die Fähigkeiten<br />
ihrer neuen Ausrüstung demonstrierte.<br />
Selbst das Problemkind A400M wurde<br />
von der Luftwaffe vorgeflogen. Gut vertreten<br />
war auch die US Air Force mit einer<br />
B-1B, während eine der gerade in<br />
Europa übenden B-52 am Samstagmittag<br />
in Schönefeld vorbeiflog.<br />
Der Fachwelt boten rund 50 Kongresse<br />
und Tagungen aktuelles Branchenwissen.<br />
Laut Volker Thum, Hauptgeschäftsführer<br />
des BDLI (Bundesverbandes<br />
der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie)<br />
hat die ILA „gezielt<br />
richtungsweisende Themen unserer global<br />
aufgestellten Branche aufgegriffen<br />
wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung, 3D-<br />
Druck oder Industrie 4.0. Diese Zukunftsfelder<br />
haben in den vergangenen<br />
Tagen entscheidende Impulse erhalten,<br />
auf die unsere Industrie zurückgreifen<br />
wird bei der Umsetzung von Innovationen<br />
in Produkte der Spitzentechnologie.“<br />
Natürlich gab es auch wieder das International<br />
Suppliers Center, ISC, als<br />
Marketingplattform für die gesamte Zu-<br />
42 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Das Black-Cats-Team<br />
der Royal Navy beeindruckte<br />
mit ihren<br />
beiden AW159 Wildcats.<br />
❱❱❱ Randnotizen<br />
Boeing war<br />
dieses Jahr<br />
zurück auf der<br />
ILA – vor allem,<br />
um die CH-47<br />
Chinook als<br />
künftigen schweren Transporthubschrauber<br />
der Bundeswehr zu promoten. Das Programm<br />
sei „gut aufgestellt, um dem Zeitplan der<br />
Bundeswehr mit dem Zulauf der ersten<br />
Maschinen ab 2022 zu entsprechen“, so der<br />
Hersteller. Aber auch Sikorsky war in Berlin<br />
aktiv. Das jetzt zu Lockheed Martin gehörende<br />
Unternehmen schlägt die CH-53K vor, die<br />
sich derzeit für das US Marine Corps in der<br />
Entwicklung befindet (Foto).<br />
Airbus Helicopters arbeitet im Rahmen des<br />
Forschungsprogramms Clean Sky 2 an einem<br />
Demonstrator für einen Hochgeschwindigkeits-Verbundhubschrauber.<br />
Windkanaltests<br />
verliefen erfolgreich. Wie der Hersteller<br />
während der ILA mitteilte, „erfüllt das<br />
gewählte Design die Anforderungen an<br />
Effizienz, Nachhaltigkeit und Leistung“. Somit<br />
kann nun der<br />
vorläufige<br />
Entwurf mit<br />
allen Hauptpartnern<br />
fertiggestellt<br />
werden.<br />
Am Publikumssamstag kam eine<br />
B-52 der USAF in Schönefeld vorbei.<br />
Nach der Auswahlentscheidung im Rüstungsvorhaben<br />
„Angetriebener Effektor kurze<br />
Reichweite“ für den Tornado sollen etwa<br />
300 Sidewinder auf den LaGS-Standard<br />
umgerüstet werden. Bis zum Zulauf, der für<br />
Ende 2018 geplant ist, stehen bei Diehl<br />
Defence noch die verbleibenden Entwicklungsarbeiten<br />
an.<br />
lieferindustrie – laut Veranstalter mit<br />
deutlich gestiegener internationaler Beteiligung<br />
von Top-Einkäufern. Eine Neuerung<br />
war der Startup Day. Rund 50<br />
junge Unternehmen stellten ihre kreativen<br />
Ideen und Geschäftsmodelle vor, die<br />
später einmal die Aerospace-Industrie<br />
bereichern könnten.<br />
MARKETING-PLATTFORM<br />
FÜR MILITÄRPROGRAMME<br />
Ein besonderes Merkmal der ILA war<br />
wieder der Space Pavilion, der sowohl<br />
der Fachwelt als auch dem breiten Publikum<br />
den Nutzen der Raumfahrt anschaulich<br />
darstellte. Die Luftfahrtschau<br />
in Schönefeld bot also wie gewohnt einen<br />
breiten Überblick über die Branche.<br />
Die internationale Beteiligung ist jedoch<br />
stark davon abhängig, welche Absatzchancen<br />
es gerade beim deutschen Militär<br />
gibt.<br />
Angesichts der dominierenden Messen<br />
in Paris und Farnborough sowie starken<br />
Events für spezielle Segmente wie<br />
die EBACE laufen derzeit viele Diskussionen<br />
über die „Weiterentwicklung“ der<br />
ILA, bei der ihre Stärken noch besser<br />
herausgearbeitet werden sollen. Das Ergebnis<br />
wird man 2018 sehen.<br />
FR<br />
Obwohl sich die Bundeswehr grundsätzlich für<br />
ein Leasing der Drohne Heron TP von Israel<br />
Aerospace Industries entschieden hat, schlägt<br />
General Atomics Aeronautical Systems weiter<br />
den Predator B/Guardian Eagle vor, eine<br />
zulassungsfähige Variante des in diversen<br />
NATO-Luftwaffen genutzten, bewaffnungsfähigen<br />
UAV. Zum ersten Mal war ein Predator<br />
auf der ILA zu sehen.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 43
Wirtschaft<br />
Militärflugzeuge auf der ILA<br />
Der Prototyp der Q01 hat<br />
im November mit den<br />
Flugtests begonnen.<br />
Dr. Reiner Stemme hat ein erfahrenes<br />
Team um sich geschart.<br />
Aufklärer für Katar<br />
Ganz im Stillen hat die Reiner Stemme Utility Air-Systems<br />
das von Katar finanzierte Überwachungsflugzeug Q01<br />
entwickelt. In Schönefeld gab das bemannt und unbemannt<br />
einsetzbare MALE-System sein Airshow-Debüt.<br />
Nach seinem Ausscheiden aus der<br />
Stemme AG hat sich Dr. Reiner<br />
Stemme keineswegs aufs Altenteil<br />
zurückgezogen – ganz im Gegenteil<br />
gründete der 77-Jährige 2013 eine neue<br />
Firma, scharte ein neues Entwicklungsteam<br />
um sich und verwirklichte in<br />
Höchstgeschwindigkeit sein bislang<br />
größtes Flugzeug. Die Q01 verdankt ihre<br />
Entstehung dem Vertrauen, das die<br />
Luftstreitkräfte Katars dem erfahrenen<br />
Ingenieur entgegenbringen, denn sie finanzieren<br />
die Entwicklung komplett und<br />
haben im April auch einen Serienvertrag<br />
im Wert von 365,4 Millionen Katar-Riyal<br />
(88,7 Mio. Euro) unterzeichnet. 17<br />
Flugzeuge werden benötigt.<br />
Die Spezifikation der Q01 ist entsprechend<br />
auf die Anforderungen Katars<br />
zugeschnitten. Das UAV-Komitee der<br />
Qatar Emiri Air Force unter General<br />
Khalid al-Kuwari sieht die Einsatzmöglichkeiten<br />
vor allem bei der Überwachung<br />
von Förderanlagen im Golf und<br />
von Pipelines. Auch Schmuggelrouten<br />
könnten aufgeklärt werden. Die Katarer<br />
haben aber den internationalen Markt<br />
für MALE-Systeme (mittlere Flughöhe,<br />
lange Einsatzdauer) nicht außer Acht gelassen.<br />
Die Reiner Stemme Utility Air<br />
Systems GmbH (RS-UAS) wurde mit<br />
dem Vertrieb für die auf flexible Einsatzmöglichkeiten<br />
im militärischen wie auch<br />
im zivilen Bereich getrimmte Maschine<br />
betraut.<br />
Das in Wildau bei Berlin ansässige<br />
Unternehmen hat dabei gute Argumente<br />
an der Hand, denn sowohl die Flugleistungen<br />
als auch die Ausrüstungsmöglichkeiten<br />
und die Betriebskosten (250<br />
bis 300 Dollar pro Flugstunde) stellen<br />
manchen Konkurrenten in den Schatten.<br />
Ein besonderer Vorteil: Die Q01 kann<br />
bemannt und unbemannt eingesetzt werden.<br />
Bemannte Überführungsflüge ins<br />
Einsatzgebiet sind somit ohne komplizierte<br />
Genehmigungen machbar.<br />
Konzeptionell ist die Q01 ein groß<br />
geratener Motorsegler mit Tragflächen<br />
hoher Streckung (Gleitzahl 1:27), im<br />
Cockpit sind zwei Sitze nebeneinander<br />
installiert. Sie kommt auf Patrouille mit<br />
stark gedrosselter Leistung des effizienten,<br />
turboaufgeladenen Sechszylinder-<br />
Dieselmotors CD-300 von Continental<br />
Motors (Technify) aus Sankt Egidien aus.<br />
Dies schlägt sich in einer Flugdauer von<br />
rund 50 Stunde im unbemannten Betrieb<br />
mit reduzierter Nutzlast nieder. Bemannt<br />
kommt die Q01 mit einer Tankfüllung<br />
mehr als 2500 Kilometer weit.<br />
ERSTE LIEFERUNGEN WERDEN<br />
FÜR 2017 ANGEPEILT<br />
Für die Sensorausstattung hat die ganz<br />
aus Kohlefaser gebaute Zelle große Ausschnitte<br />
unten im Rumpf und auf dem<br />
Rumpfrücken (Satcom-Antenne). Im Bereich<br />
des Cockpits wird typischerweise<br />
ein EO/IR-Sensor aufgehängt, wie der<br />
von Katar gewählte MX-20 (hochauflö-<br />
44 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Reiner Stemme Q01 – Daten<br />
Ein Schlüssel für die Leistungsfähigkeit der Q01 ist der CD-300-<br />
Dieselmotor von Technify. Er kann mit Jet A-1 betrieben werden.<br />
sende Kameras und HD-Wärmebildsensor<br />
im mittleren Wellenlängenbereich).<br />
Weiter hinten ist Platz für ein Radar wie<br />
das Searchmaster 4000 von Thales, das<br />
zur Erstausstattung gehören soll. Maximal<br />
beträgt die Nutzlast im Rumpf 600<br />
Kilogramm. An vier Außenlastträgern<br />
unter den Tragflächen lassen sich Sensoren<br />
mitführen oder Zusatztanks.<br />
Vom Beginn der Konstruktionsarbeiten<br />
bis zum Erstflug der Q01 im vergangenen<br />
November in Cochstedt benötigte<br />
das Team von Reiner Stemme gerade<br />
einmal 18 Monate. Während der Rumpf<br />
in Wildau gebaut wurde, entstanden die<br />
dreiteilige Tragfläche und das T-Leitwerk<br />
bei WKK (Wytwórnia Konstrukcji Kompozytowych)<br />
im polnischen Jasienica.<br />
Bis zur ILA waren über ein Dutzend<br />
Flüge absolviert, wobei nun Schönhagen<br />
als Hauptbasis für die Erprobung dient.<br />
Neben der D-FQOI ist derzeit ein zweites<br />
Versuchsmuster im Bau, das im September<br />
fliegen soll. Es wird über einen<br />
Blitzschutz und ein Enteisungssystem<br />
verfügen.<br />
Ziel von RS-UAS ist es, Anfang 2017<br />
die EASA-Zulassung nach CS-23 (IFR-<br />
Flüge mit einem Piloten) zu erreichen.<br />
Dann könnte die Produktion anlaufen<br />
Allgemeine Angaben<br />
Typ <br />
Überwachungsflugzeug für<br />
bemannten und unbemannten Betrieb<br />
Hersteller<br />
Reiner Stemme<br />
Utility Air-Systems GmbH, 15745 Wildau<br />
Besatzung 1 bis 2<br />
Antrieb 1 Technify Dieselmotor CD-300<br />
<br />
(Dreiliter-Sechszylinder)<br />
Leistung <br />
221 kW (300 hp)<br />
Abmessungen<br />
Länge<br />
10,73 m<br />
Höhe<br />
3,33 m<br />
Spannweite<br />
20,00 m<br />
Massen<br />
Leermasse<br />
1700 kg<br />
max. Nutzlast Rumpf<br />
600 kg<br />
Außenlast <br />
360 kg<br />
max. Kraftstoff<br />
500 kg<br />
max. Startmasse<br />
2750 kg<br />
Flugleistungen<br />
Marschgeschwindigkeit 330 km/h<br />
Patrouillengeschwindigkeit 205 km/h<br />
Dienstgipfelöhe<br />
9145 m<br />
Reichweite bemannt über 2500 km<br />
<br />
unbemannt 8335 km<br />
Flugdauer unbemannt bis zu 50 h<br />
Lastvielfache<br />
+ 3,6/-1,44 g<br />
und die ersten Lieferungen an die Luftstreitkräfte<br />
Katars Ende 2017 erfolgen.<br />
Parallel dazu stehen die Arbeiten an der<br />
Entwicklung für den unbemannten Betrieb<br />
an. Das hochentwickelte automatische<br />
Flugkontrollsystem kommt dabei<br />
von Aviotech aus Stuttgart.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
Im Cockpit geht es noch spartanisch zu. Als Avionik<br />
wird ein Garmin G600 verwendet.<br />
Katar wählte für die Radarausstattung das Searchmaster<br />
4000 des französischen Herstellers Thales.<br />
Fotos: Karl Schwarz, Gerhard Marzinzik (2)<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 45
Wirtschaft<br />
Raumfahrt auf der ILA<br />
So sieht die<br />
Ariane 6 aus, hier<br />
als Modell in der<br />
Konfiguration mit<br />
vier Boostern.<br />
Fotos: Astrobotic, Messe Berlin GmbH<br />
Der Peregrine Lander von Astrobotic<br />
soll Nutzlasten zum Mond bringen.<br />
„New Space“<br />
auf Europäisch<br />
Auf der ILA plädierte ESA-Generaldirektor Wörner für<br />
eine stärkere Kommerzialisierung der Raumfahrt. Die<br />
Industrie zeigte, was sie in diese Richtung unternimmt.<br />
A<br />
gil, schnell, günstig: Private Raumfahrtunternehmen<br />
wie SpaceX<br />
haben die Platzhirsche der Branche<br />
in den vergangenen Jahren das<br />
Fürchten gelehrt, aber dadurch auch in<br />
Europa ein Umdenken angestoßen. Johann-Dietrich<br />
Wörner, seit Juli 2015 Generaldirektor<br />
der europäischen Raumfahrtagentur<br />
ESA, predigt immer wieder<br />
die neue Ausrichtung hin zu dem, was<br />
im englischen Sprachraum „New Space“<br />
heißt und was Wörner als „Space 4.0“<br />
bezeichnet: einer stärkeren Kommerzialisierung<br />
und Interaktion mit Industrie,<br />
Forschung und Gesellschaft. „Künftig<br />
werden wir einen viel breiter aufgestellten<br />
Raumfahrtsektor vorfinden“, sagte<br />
Wörner auf der ILA.<br />
Ansatzweise in die von Wörner geforderte<br />
Richtung geht die neue europäische<br />
Trägerrakete Ariane 6, die als 17<br />
Meter hohes Modell auf der ILA gezeigt<br />
wurde. Finanziert wird sie zwar größtenteils<br />
von der ESA, die Verantwortung für<br />
Design und Entwicklung liegt jedoch<br />
erstmals vollständig in den Händen der<br />
Industrie. Durch eine straffere Organisation,<br />
Verwendung vorhandener Komponenten<br />
und Produktion hoher Stückzahlen<br />
soll die Ariane 6 im Vergleich zu ihrer<br />
Vorgängerin um bis zu 50 Prozent<br />
günstiger werden. „Wir liegen mit dem<br />
Programm absolut im Zeitplan, vielleicht<br />
sogar besser als gedacht“, sagte<br />
Alain Charmeau, der CEO des neu gegründeten<br />
Gemeinschaftsunternehmens<br />
Airbus Safran Launchers (ASL).<br />
EIN KOMMERZIELLER<br />
PAKETDIENST FÜR DEN MOND<br />
Der Ariane-6-Erstflug ist für 2020 geplant,<br />
die volle Einsatzfähigkeit soll<br />
2023 erreicht werden. Doch damit nicht<br />
genug. ASL arbeitet bereits an einem<br />
neuen Hauptstufentriebwerk namens<br />
Prometheus, das zehn Mal günstiger sein<br />
soll als der Vulcain-Antrieb. „Wir brauchen<br />
für die Zukunft radikale Lösungen,<br />
wenn wir international wettbewerbsfähig<br />
bleiben wollen“, so Wörner.<br />
Verstärkt in Richtung „Space 4.0“<br />
geht auch Airbus Defence and Space.<br />
Mit dem Joint Venture OneWeb Satellites<br />
will Airbus DS mehr als 600 Satelliten<br />
für eine flächendeckende, schnelle<br />
Internetverbindung in den Orbit bringen.<br />
Auf der ILA gab das Unternehmen<br />
zudem die Unterstützung von Astrobotic<br />
Technology bekannt. Die US-Firma will<br />
im Rahmen des Google Lunar XPrize bis<br />
Ende 2017 ein Landemodul und einen<br />
Rover auf dem Mond landen und perspektivisch<br />
einen kommerziellen Paketdienst<br />
für Mondflüge anbieten. Auch<br />
DHL beteiligt sich an dem Vorhaben.<br />
Wann das erste Paket zum Mond verschickt<br />
wird, ist aber noch unklar. FR<br />
ULRIKE EBNER<br />
46 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Wirtschaft<br />
ILA Career Center<br />
Durchstarten für<br />
die Karriere<br />
Das Career Center auf der ILA<br />
zeigte Studenten, Absolventen<br />
und Interessenten erneut die<br />
vielfältigen Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
in der Luftfahrtindustrie.<br />
An insgesamt 56 Ständen standen Zulieferer,<br />
Hersteller, Universitäten, Behörden<br />
und Flugschulen den Besuchern Rede<br />
und Antwort.<br />
Neben den klassischen Einstiegsmöglichkeiten<br />
wie dem reinen Studium, der<br />
Pilotenausbildung oder einer handwerklichen<br />
Ausbildung werden verknüpfte<br />
Ausbildungen immer häufiger angeboten.<br />
So bieten Flugschulen in Kooperation<br />
mit Universitäten und Hochschulen<br />
aufeinander abgestimmte duale Studiengänge<br />
und Ausbildungen. Hier wird neben<br />
einer Verkehrspilotenlizenz auch<br />
gleich noch ein akademischer Abschluss<br />
erworben. Bei der Fachhochschule Aachen<br />
beispielsweise lässt sich ein Studium<br />
der Flugbetriebstechnik oder des<br />
Aero space Engineering mit einer Pilotenausbildung<br />
kombinieren.<br />
Das stellt die Absolventen auf eine<br />
breitere Basis. Derzeit kann das von<br />
Vorteil sein: So warnt die Pilotenvereinigung<br />
Cockpit Interessenten, dass der europäische<br />
Arbeitsmarkt für junge Piloten<br />
derzeit gesättigt ist und Jobmöglichkeiten<br />
eher in den globalen Wachstumsmärkten<br />
zu finden sind.<br />
Der Ausbildungsdienstleister bfw<br />
bietet derweil für Absolventen eines<br />
IHK-Berufes die Umschulung zum Fluggerätmechaniker<br />
oder -elektroniker an,<br />
was den momentan herrschenden Bedarf<br />
in diesem Bereich unterstreicht.<br />
FR<br />
MAX KÜHNL<br />
Erster Innovationspreis<br />
der Deutschen Luftfahrt<br />
Fotos: Karl Schwarz, Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt<br />
Am Abend vor der Eröffnung der<br />
ILA wurde am künftigen Hauptstadtflughafen<br />
BER zum ersten Mal der „Innovationspreis<br />
der Deutschen Luftfahrt“<br />
verliehen. Die Preisverleihung fand vor<br />
über 100 geladenen Gästen statt, darunter<br />
viele hochkarätige Vertreter der Luftfahrtindustrie.<br />
In der Kategorie „Startup“ war die<br />
Mitflugzentrale Wingly der Firma Belaric<br />
aus Berlin erfolgreich. Hier kann jedermann<br />
einen Mitflug bei einem Privatpiloten<br />
buchen, der Gedanke folgt dem<br />
Konzept der erfolgreichen Mitfahrbörsen<br />
im Internet. Als Sieger der Kategorie<br />
„Industrie 4.0“ konnte sich Airbus Operation<br />
aus Hamburg mit dem Kabinen-<br />
managementsystem eCIDS durchsetzen.<br />
Bei diesem Konzept kann die Kabinenbesatzung<br />
beispielsweise die Einstellungen<br />
für die Klimaanlage oder die Beleuchtung<br />
per Smartphone steuern.<br />
Die Firma eWings.com erhielt den<br />
Preis in der Kategorie „Customer Journey“<br />
für ihr Flugbuchungssystem, das<br />
dem Kunden eine auf seine Bedürfnisse<br />
abgestimmte Oberfläche bietet und so<br />
den Buchungsvorgang deutlich erleichtern<br />
und beschleunigen kann. In der Kategorie<br />
„Emissionsreduktion“ wurde die<br />
Lufthansa für ihre Software OMEGA<br />
ausgezeichnet. Der „Ops Monitoring<br />
and Efficiency Gap Analyzer“ vergleicht<br />
ständig die Daten aus den Flugdatenschreibern<br />
der Flotte mit den Soll-Werten<br />
und berechnet daraus Einsparpotenziale<br />
zum Beispiel bei der Route.<br />
Volker Thum, Geschäftsführer des<br />
Bundesverbands der deutschen Luftund<br />
Raumfahrtindustrie (BDLI), lobte<br />
die Preisträger: „Innovationen sind Treiber<br />
für Technologieführerschaft und damit<br />
für den Erfolg der deutschen Luftfahrtindustrie<br />
im globalen Wettbewerb.<br />
Dieser Preis ist die ideale Plattform für<br />
die besten Innovatoren.“<br />
FR<br />
MAX KÜHNL<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 47
Business Aviation<br />
Dassault Falcon 8X<br />
Ultralang<br />
um die Welt<br />
Dassaults neues Flaggschiff, die Falcon 8X, hat Ende<br />
Juni pünktlich ihre Musterzulassung erhalten.<br />
Der Ultralangstreckenjet bewies zuletzt seine operationelle<br />
Einsatzfähigkeit auf einer Tour um die Welt.<br />
Die Lieferungen beginnen im vierten Quartal.<br />
Fotos: Dassault Aviation<br />
48 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Gegen Ende der Flugerprobung im Mai flog die 8X für ein<br />
Werbevideo mit der Patrouille de France über das Mittelmeer.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 49
Business Aviation<br />
Dassault Falcon 8X<br />
In Rankin Inlet (Nordkanada), knapp unterhalb des Polarkreises,<br />
wurde Dassaults Flaggschiff zu Testzwecken tiefgefroren.<br />
Fotos: Dassault Aviation<br />
Von MAX KÜHNL<br />
Es war so etwas wie die abschließende<br />
Härteprüfung<br />
für die Falcon 8X während<br />
der Flugerprobung: Einen Monat lang<br />
flog der Prototyp des Ultralangstreckenjets<br />
mit der Seriennummer drei um die<br />
Welt. Die Tour sollte die operationelle<br />
Einsatzfähigkeit unter den verschiedensten<br />
klimatischen Verhältnissen unter Beweis<br />
stellen. Der Fokus lag dabei auch<br />
auf dem Komfort der Kabine unter den<br />
sich ständig verändernden Bedingungen.<br />
Die Route führte zu 46 Zielen in<br />
Nord- und Südamerika und zurück von<br />
Europa bis in den Mittleren Osten, dann<br />
weiter nach China und Südostasien. Auf<br />
den 65 Flügen sammelte Dassaults künftiges<br />
Flaggschiff über 100 000 Kilometer<br />
Flugstrecke. Der kürzeste Flug der Welttournee<br />
dauerte gerade einmal 18 Minuten.<br />
Ihre Langstreckenfähigkeiten konnte<br />
die 8X auf drei jeweils 14 Stunden<br />
langen Flügen zeigen: von Singapur und<br />
São Paulo nach Paris und von New York<br />
nach Abu Dhabi.<br />
Den ganzen April über begleiteten<br />
die Welttournee neben den 26 Piloten<br />
von Dassault weitere 60 Personen, darunter<br />
Ingenieure aus der Flugtestabteilung,<br />
Techniker sowie Flugbegleiter. Mit<br />
dem Feedback war man zufrieden: „Alle<br />
Beteiligten waren mit den Komfortmerkmalen<br />
wie der Klimatisierung und vor<br />
allem dem Geräuschniveau sehr zufrieden“,<br />
sagt Olivier Villa, Senior Vice President<br />
der Zivilsparte von Dassault. Man<br />
habe bestätigen können, dass der Geräuschpegel<br />
durch die aufwendige Dämmung<br />
noch einmal zwei Dezibel unter<br />
jenem der Falcon 7X liegt. „Das macht<br />
die 8X zum leisesten Geschäftsreiseflugzeug“,<br />
fügt Villa hinzu.<br />
DEN ZEITPLAN HAT DASSAULT<br />
EXAKT EINGEHALTEN<br />
Gleichzeitig war die weltweite Präsentation<br />
des neuen, größten Geschäftsreiseflugzeuges<br />
der Franzosen der glückliche<br />
Abschluss des Test- und Zulassungsprogramms.<br />
Ein bisschen Stolz konnte Dassault<br />
nicht verheimlichen, als die 8X am<br />
24. Juni durch die EASA zugelassen<br />
wurde. Da sie auf der Grundkonstruktion<br />
der Falcon 7X basiert, wurde sie als<br />
eine Version ihrer kleineren Schwester<br />
in deren Zulassung eingetragen (Modification<br />
M1000). Der Hersteller hat seinen<br />
Zeitplan damit exakt eingehalten.<br />
Die Lieferungen sollen nun im vierten<br />
Quartal beginnen. Seriennummer 26 ist<br />
im Werk Merignac in der Endmontage,<br />
und ein Dutzend Flugzeuge wird in Little<br />
Rock komplettiert.<br />
Erst auf der Genfer EBACE im Frühjahr<br />
2014 hatte Dassault das neue Topmodell<br />
angekündigt. In der Branche<br />
führte das durchaus zu Erstaunen, hatte<br />
Dassault doch die Entwicklung der deutlich<br />
kleineren 5X erst wenige Monate<br />
zuvor bekannt gegeben. Mit ihrem<br />
sechsten Modell runden die Franzosen<br />
ihr Business-Jet-Portfolio nach oben ab.<br />
Was folgte waren ein pünktlicher<br />
Erstflug im Februar 2015 und ein reibungsloses<br />
Testprogramm mit den obligatorischen<br />
Zulassungskriterien. Dazu<br />
gehören das Erfliegen des gesamten<br />
Flugspektrums, Strömungsabrisse, Höhen-<br />
und Flattertests. Drei Prototypen<br />
50 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Das Cockpit profitiert von<br />
platz sparenden Sidesticks.<br />
Die Falcon 8X ist ein typischer<br />
Dassault-Dreistrahler.<br />
Über den Tragflächen befindet<br />
sich jeweils ein Notausgang.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 51
Business Aviation<br />
Dassault Falcon 8X<br />
Die exklusive Ausstattung sorgt<br />
für angenehme Langstreckenflüge.<br />
Über 30 Ausstattungsversionen<br />
stehen für die Kabine zur Wahl.<br />
Fotos: Dassault Aviation<br />
schwindigkeitsbereich getrimmt. Die<br />
Konstruktion aus Leichtmetall und Verbundwerkstoffen<br />
zeichnet sich durch eine<br />
ausgeprägte Pfeilung aus.<br />
Bekannt von anderen Neuentwicklungen<br />
aus dem Hause Dassault ist das<br />
EASy-Flightdeck. Es basiert auf dem<br />
Honeywell Primus Epic System mit vier<br />
großen Farbbildschirmen. Die Flugsteuerung<br />
folgt dem Trend zu Fly-by-Wire<br />
mit platzsparenden Sidesticks, die mithilfe<br />
von Steuercomputern elektrische<br />
Steuerinputs errechnen. Zusätzlich werden<br />
die Piloten vor dem Grenzbereich<br />
des Flugspektrums geschützt.<br />
LEICHTGEWICHT MIT<br />
MODERNER AVIONIK<br />
Ebenfalls bekannt von der 7X ist das<br />
Layout mit den drei am Heck angeordneten<br />
Triebwerken PW307D von Pratt<br />
& Whitney Canada. Dassault hält bei<br />
seinem Jet an dieser Auslegung fest, da<br />
sie uneingeschränkte Flugrouten über<br />
offenem Wasser ermöglicht. Mit knapp<br />
12 000 Kilometern liegt der Aktionsradius<br />
zwar etwa 1000 Kilometer über dem<br />
der 7X, gegenüber den Konkurrenzmodellen<br />
Gulfstream G650ER und dem<br />
Bombardier-Duo Global 7000 und 8000<br />
muss der Trijet aber Federn lassen. Diese<br />
Modelle erreichen ihre maximale, gut<br />
2000 Kilometer größere Reichweite zudem<br />
mit einer Reisegeschwindigkeit von<br />
Mach 0.85, während die 8X auf der<br />
Langstrecke mit Mach 0.80 fliegt.<br />
Zu beachten ist, dass die Konkurrenz<br />
diesen Vorteil mit einem höheren Treibstoffbedarf<br />
erkauft. Deren Startmassen<br />
liegen mit Werten um die 47 Tonnen<br />
der 8X haben diese Arbeiten absolviert.<br />
Insgesamt spulten sie 833 Flugstunden<br />
bei 406 Flügen ab. Im März ging es dabei<br />
ganz dicht an den Polarkreis: Im<br />
nordkanadischen Rankin Inlet an der<br />
Hudson Bay musste die 8X Kältetests<br />
über sich ergehen lassen. Nach einer<br />
Nacht bei minus 33 Grad Celsius durften<br />
weder die Avionik noch das elektrische<br />
System oder die Hydraulik Auffälligkeiten<br />
beim Hochfahren zeigen. Das<br />
taten sie auch nicht, ebenso wenig wie<br />
die Funktionen in der Kabine.<br />
Die Rumpfkonstruktion ist identisch<br />
mit jener der Falcon 7X, was eine Stehhöhe<br />
von 1,88 Metern und eine Innenbreite<br />
von 2,34 Metern bedingt. Der<br />
Rumpf wurde aber um einen guten Meter<br />
verlängert, seine Außenlänge misst<br />
nun gut 24 Meter.<br />
Dieses Wachstum kommt eins zu<br />
eins der Kabine zugute: Diese misst von<br />
der Cockpittür bis zur hinteren Wand<br />
exakt 13 Meter. Das ermöglicht reichlich<br />
Spielraum für 30 verschiedene Layouts.<br />
Von der Küche über die Dusche bis hin<br />
zu Einzelsitzen, die sich in Betten umbauen<br />
lassen, bleiben kaum Wünsche offen.<br />
Dassaults Standardlayout verfügt im<br />
vorderen Bereich über zwei Vierersitzgruppen<br />
sowie zwei seitlich dahinter angeordnete<br />
Dreiersofas. Im Heck befindet<br />
sich der Waschraum und hinter dem<br />
Cockpit die Galley, also die Bordküche.<br />
Daraus ergibt sich eine Kapazität für 14<br />
Passagiere, was auf dem Niveau dieser<br />
Klasse liegt.<br />
Die Tragflächen der 8X sind eine<br />
Version jener der 7X. Deren Design<br />
wurde weiter auf Effizienz im hohen Gedeutlich<br />
über der Startmasse der 8X. Ein<br />
Vorteil der 8X ist dagegen die hohe Landemasse,<br />
die gerade einmal fünf Tonnen<br />
unter dem möglichen Startgewicht liegt.<br />
Damit können mehrere Streckenabschnitte<br />
ohne Nachtanken geflogen werden,<br />
was bei lokalen Preisunterschieden<br />
hilft, Kosten zu sparen.<br />
Bei der Top-Speed herrscht im<br />
Marktsegment der Ultralangstreckenflieger<br />
ein klares Patt: Schneller oder langsamer<br />
als Mach 0.9 fliegt hier keiner. Die<br />
8X kommt zwar nicht schneller an die<br />
heißen und kalten Orte dieser Welt, dafür<br />
aber leiser und preiswerter.<br />
FR<br />
Falcon 8X – Daten<br />
Allgemeine Angaben<br />
Hersteller<br />
Dassault Aviation<br />
Besatzung <br />
2 Piloten<br />
Antrieb 3 Pratt & Whitney Canada<br />
PW307D<br />
Schub <br />
29,9 kN (6722 lbs)<br />
Abmessungen<br />
Länge <br />
24,46 m<br />
Höhe <br />
7,94 m<br />
Spannweite <br />
26,29 m<br />
Massen<br />
Einsatzleermasse<br />
16 375 kg<br />
max. Kraftstoff <br />
15 830 kg<br />
max. Startmasse<br />
33 113 kg<br />
Flugleistungen<br />
max. Geschwind. Mach 0.9<br />
Dienstgipfelhöhe 51 000 ft (15 545 m)<br />
Startstrecke<br />
1829 m<br />
Landestrecke<br />
656 m<br />
max. Reichweite<br />
11 945 km<br />
52 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
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Militärluftfahrt<br />
NATO-Staffeln üben in Spanien<br />
Tiger<br />
54 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Das TaktLwG 74 aus Neuburg brachte<br />
den „Cyber Tiger“ mit nach Spanien.<br />
war Schauplatz des größten<br />
NATO Tiger Meets der Geschichte.<br />
Unter südlicher Sonne übten mehr als<br />
90 Jets und Helikopter zwei Wochen<br />
Olé!Saragossa<br />
lang verbundene Luftoperationen.<br />
Fotos: Ulrich Metternich<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 55
Militärluftfahrt<br />
NATO-Staffeln üben in Spanien<br />
Von ULRICH METTERNICH<br />
Fotos: Ulrich Metternich<br />
Knapp 1000 Übungsteilnehmer<br />
aus 14 Nationen, täglich<br />
bis zu 140 Trainingseinsätze<br />
und am Ende die Rekordzahl<br />
von 952 geflogenen Missionen – das Tiger<br />
Meet im Mai in Saragossa konnte<br />
mit Superlativen aufwarten. Das gastgebende<br />
Geschwader Ala 15 der Ejercito<br />
del Aire (Spanische Luftstreitkräfte) begrüßte<br />
nicht weniger als 22 Verbände.<br />
Bereits einige Tage vor Übungsbeginn<br />
am Pfingstmontag verlegten die meisten<br />
Einheiten in den Nordosten Spaniens,<br />
um rechtzeitig mit allen Vorbereitungen<br />
fertig zu sein.<br />
Empfangen wurden sie von mediterranem<br />
Wetter mit strahlendem Sonnenschein<br />
und warmen Temperaturen. Lediglich<br />
der starke Wind, der typisch ist<br />
für diese Region, machte einigen Teilnehmern<br />
zu schaffen. Das kilometerlange<br />
Vorfeld auf der Südseite der beiden<br />
parallelen Startbahnen füllte sich langsam<br />
mit den unterschiedlichsten Luftfahrzeugmustern.<br />
In Reihen zu je zehn<br />
Maschinen parkten die Flugzeuge nebeneinander<br />
und boten ein eindrucksvolles<br />
Bild. Sogar zwei AWACS-Frühwarnflugzeuge<br />
der NATO fanden nebeneinander<br />
Platz auf der riesigen „Ramp“.<br />
NEUBURGER GESCHWADER<br />
JETZT OFFIZIELL IN DER NTA<br />
Auch das Taktische Luftwaffengeschwader<br />
(TaktLwG) 74 aus Neuburg an der<br />
Donau war Teil dieser im wahrsten Sinne<br />
des Wortes bunten Mischung von<br />
Flugzeugen. Wie jedes Jahr gab es wieder<br />
zahlreiche Tiger-Lackierungen oder<br />
-Folierungen auf Jets und Hubschraubern.<br />
Die Neuburger traten diesmal mit<br />
dem „Cyber Tiger“ an, der durch sein<br />
ungewöhnliches Design in Grün- und<br />
Neben der gastgebenden<br />
Ala 15 war die<br />
Schweizer Staffel 11 mit<br />
der F/A-18 vertreten.<br />
Grautönen ein Blickfang war. Das Geschwader<br />
aus Bayern nahm zum dritten<br />
Mal an einem NATO Tiger Meet teil,<br />
nachdem man 2013 mit Außerdienststellung<br />
des Jagdbombergeschwaders 32 in<br />
Lechfeld den „Tiger Spirit“ von der 1.<br />
Staffel (den „Lechfeld Tigers“) übernommen<br />
hatte.<br />
Major Raffael K., Eurofighter-Pilot<br />
aus Neuburg, war damals mit dabei und<br />
einer der ersten, die den Kontakt zur<br />
NATO Tiger Association (NTA) hatten:<br />
„Wir waren erst eine kleine Gruppe im<br />
Geschwader, die von den Gedanken der<br />
NTA überzeugt war. Es war nicht leicht,<br />
die große Masse der Leute für uns zu gewinnen,<br />
da der Irrglaube vorherrschte,<br />
wir würden mit den farbenfrohen Fliegerkombinationen<br />
und den bunten Jets<br />
nur Spaß haben und feiern. Als vielen<br />
Geschwaderangehörigen nach den ersten<br />
Teilnahmen am NATO Tiger Meet<br />
klar wurde, dass es sich um eine sehr effektive<br />
Hochwertübung handelt, bei der<br />
realitätsnahes Training und die multinationale<br />
Kooperation im Vordergrund stehen,<br />
war der Damm gebrochen“, meint<br />
Major K. Für ihn war das NATO Tiger<br />
Meet in Saragossa ein Wiedersehen mit<br />
spanischen Fliegerkameraden. Vor seiner<br />
Umschulung auf den Eurofighter<br />
war er nämlich Austauschpilot auf EF-<br />
18 Hornet.<br />
Die Aufnahme des TaktLwG 74 und<br />
seiner Bavarian Tigers als Vollmitglied<br />
der NTA kommentiert er so: „Die Auf-<br />
Dezente graue Tigerstreifen wählte die 6. ELT der polnischen Luftstreitkräfte<br />
für ihre F-16C Block 52. Die Jets sind mit großen Rumpfseitentanks bestückt.<br />
56 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Die beste Gesamtleistung<br />
lieferte die 31. Staffel der<br />
belgischen Luchtcomponent<br />
mit ihren F-16 ab.<br />
nahme als Vollmitglied der NTA ist eine<br />
große Anerkennung für die Leistung aller.<br />
Damit sind wir endgültig im Kreis<br />
der Tigerstaffeln angekommen.“<br />
DIE LUFTWAFFE STELLTE DAS<br />
ZWEITGRÖSSTE KONTINGENT<br />
Mit neun Eurofightern und knapp 180<br />
Soldatinnen, Soldaten und zivilen Mitarbeitern<br />
stellte das TaktLwG 74 neben<br />
den spanischen Gastgebern das größte<br />
Kontingent bei der Hochwertübung. Bereits<br />
Anfang April war das erste Material<br />
Richtung Spanien versandt worden. Besonderheit<br />
dabei war ein mobiler Containerkomplex,<br />
der für die technische<br />
und fliegerische Leitung des Übungsflugbetriebs<br />
genutzt wurde. Diese Ground<br />
Support Container Solution (GSCS)<br />
wurde nach Erprobung in Neuburg vom<br />
TaktLwG 74 zum ersten Mal außerhalb<br />
der eigenen Basis verwendet. Neben dem<br />
Datennetzwerk der Technik für die Steuerung<br />
der Wartung und Instandsetzung<br />
der Eurofighter ist auch die Missionsplanung<br />
der Piloten in diesem Containerkomplex<br />
untergebracht.<br />
Hauptmann Anne S., Technischer<br />
Offizier beim TaktLwG 74 und Kommandoführerin<br />
der Technik während<br />
des NATO Tiger Meets in Saragossa, ist<br />
überzeugt: „Mit dem GSCS haben wir<br />
eine hervorragende Plattform, die uns<br />
unabhängiger macht von den Bedingungen<br />
an fremden Standorten. Der Aufwand<br />
ist zwar hoch, aber um mit einem<br />
Eine Eurofighter-Verlegung ist immer ein Akt. Das TaktLwG 74 war mit neun<br />
Flugzeugen und 180 Teilnehmern dabei.<br />
Neben der Rafale gehört die Mirage<br />
2000D noch nicht zum alten Eisen.<br />
so komplexen System wie dem Eurofighter<br />
an einem fremden Standort effektiv<br />
zu operieren, ist es einfach notwendig.“<br />
Aber nicht nur die Technik hatte sich<br />
gut auf die Übung vorbereitet, auch die<br />
Piloten waren optimal für die Übung<br />
gerüstet. Bereits in der Vorbereitung hatte<br />
man neben Trainingseinsätzen mit<br />
größeren Formationen auch komplexe<br />
Simulatormissionen geflogen. Oberstleutnant<br />
a. D. Dirk B., ehemaliger Eurofighter-Pilot<br />
mit über 2500 Gesamtflugstunden,<br />
ist seit Kurzem im Eurofighter-<br />
Simulator in Neuburg beschäftigt.<br />
Beim diesjährigen NATO Tiger Meet<br />
war er zur Unterstützung für die Missionsplanung<br />
und das Debriefing der Pilowww.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 57
Militärluftfahrt<br />
NATO-Staffeln üben in Spanien<br />
Die Türkei war diesmal mit der 192.<br />
Filo aus Balikesir vertreten.<br />
Ein außergewöhnlicher Teilnehmer war<br />
die E-2C der Aéronavale.<br />
Bei den französischen Heeresfliegern<br />
ist immer noch die Gazelle aktiv.<br />
Tägliche Routine: die umfassende<br />
Besprechung der Missionen.<br />
ten in Saragossa mit dabei. Er beschreibt<br />
es so: „Heutzutage sind das Training und<br />
die Vorbereitung auf eine Großübung<br />
wie das NATO Tiger Meet oder einen<br />
möglichen scharfen Einsatz wichtiger<br />
denn je. Mit modernen Simulationssystemen<br />
können wir die Besatzungen gezielt<br />
auf komplexe Szenarien vorbereiten.<br />
Das nennen wir ‚Mission Readiness Training‘.<br />
Bereits zu Hause konnten wir die<br />
Piloten so mit einer Datenbasis vom<br />
Übungsgebiet in Spanien auf die Trainingseinsätze<br />
beim NATO Tiger Meet<br />
vorbereiten. Das bedeutet, dass die Piloten<br />
am Anfang der Übung das Gefühl<br />
haben, schon einmal vor Ort geflogen zu<br />
sein.“ Nach minimaler Eingewöhnung<br />
konnten die Neuburger Piloten daher bereits<br />
in den ersten Tagen voll in komplexe<br />
Missionen einsteigen.<br />
Viel Mühe hatten sich die spanischen<br />
Gastgeber der Ala 15 mit den Lageszenarien<br />
gegeben. Gemäß der Bedürfnisse<br />
und Forderungen der teilnehmenden<br />
Einheiten hatte man eine Übungslage geschaffen,<br />
die sich sehr nah an aktuellen<br />
Bedrohungsszenarien orientierte. Das<br />
rund 600 x 250 Kilometer große Übungsgebiet<br />
erstreckte sich von Saragossa bis<br />
nördlich von Almeria. Bei täglich zwei<br />
Flugperioden waren immer zwischen 50<br />
und 80 Flugzeuge in der Luft. Die großen<br />
verbundenen Luftoperationen, die<br />
COMAOs (Composite Air Operations),<br />
wurden an den Nachmittagen geflogen,<br />
während die „Shadow Wave“ mit kleineren<br />
Formationen an den Vormittagen<br />
durchgeführt wurde.<br />
HOHE PROFESSIONALITÄT<br />
UND TRAININGSWIRKUNG<br />
Zu den Einsatzprofilen gehörten „No-Fly<br />
Zone Operations“, bei denen eingerichtete<br />
Flugverbotszonen durch Abfangjäger<br />
geschützt wurden, oder COMAOs,<br />
bei denen im Verbund von Jagd- und<br />
Jagdbomberkräften Ziele am Boden simuliert<br />
angegriffen wurden. Hinzu kamen<br />
CSAR-Kräfte, die simuliert abgeschossene<br />
Besatzungen oder Geiseln befreiten<br />
und aus dem Feindesland zurückführen<br />
mussten. Auch elektronische<br />
Störflugzeuge wurden eingesetzt.<br />
Von der besonderen Professionalität<br />
der Übung konnte sich auch Generalleutnant<br />
Helmut Schütz, Kommandierender<br />
General des in Köln beheimateten<br />
Luftwaffentruppenkommandos, überzeugen,<br />
als er das Neuburger Kommando<br />
in Saragossa besuchte: „Das NATO<br />
Tiger Meet ist eine der wenigen Gelegenheiten,<br />
größere und komplexe taktische<br />
Szenarien in Europa zu üben. Daher ist<br />
es wichtig, dass die Luftwaffe weiter daran<br />
teilnimmt.“ Ein positives Fazit zog<br />
Tigermuster gab es nicht nur auf den<br />
Flugzeugen, sondern auch auf dem Helm.<br />
auch Oberstleutnant Johannes Durand,<br />
Eurofighter-Pilot und Neuburger Kommandoführer<br />
während des Nato Tiger<br />
Meet <strong>2016</strong>: „Für unsere Piloten und<br />
Techniker war das diesjährige NATO<br />
Tiger Meet die Schwerpunktübung des<br />
Geschwaders und bot bestes Training<br />
für Aircrews und Techniker.“<br />
FR<br />
NATO Tiger Meet <strong>2016</strong><br />
Muster Anz. Land<br />
EF-18 Hornet 8 Spanien<br />
Eurofighter 5 Spanien<br />
Eurofighter 9 Deutschland<br />
Rafale M 6 Frankreich<br />
E-2C Hawkeye 2 Frankreich<br />
Mirage 2000 D 4 Frankreich<br />
JAS-39C/D Gripen 5 Ungarn<br />
JAS-39C/D Gripen 4 Tschechien<br />
F-16A/B MLU 8 Belgien<br />
F-16C/D Block 52 6 Polen<br />
F-16C/D Block 50 5 Türkei<br />
F-16C/D Block 52+ 4 Griechenland<br />
F-16A/B MLU 6 Norwegen<br />
F-16A/B MLU 2 Niederlande<br />
F/A-18C Hornet 5 Schweiz<br />
Learjet 1 Deutschland<br />
Bell Agusta<br />
AB-212 ICO 2 Italien<br />
Mi-24 „Hind“ 2 Tschechien<br />
Mi-17 „Hip“ 1 Tschechien<br />
Puma HC2 1 UK<br />
SA 342 M Gazelle 2 Frankreich<br />
E-3A AWACS 2 NATO<br />
KDC-10 (Einsatz<br />
von Eindhoven aus) 1 Niederlande<br />
Eurofighter<br />
(nur Wochenende) 4 Italien<br />
Tornado<br />
(nur Wochenende) 2 Deutschland<br />
Fotos: Ulrich Metternich<br />
58 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Drei 228 sind bei den venezolanischen<br />
Luftstreitkräften im Einsatz.<br />
Militärluftfahrt<br />
Dornier 228<br />
Puerto Ayacucho ist das Tor zum<br />
venezolanischen Teil des Amazonasgebiets<br />
und Heimat der Grupo<br />
de Transporte No 9. Mit vier Cessna 2<strong>08</strong><br />
Grand Caravan und 13 Cessna 206 stellt<br />
der Verband schon seit Langem die Verbindung<br />
zu kleinen Siedlungen der<br />
Pemón-Indianer und der Yanomami im<br />
Süden des Landes sicher. Seit 2014 bringen<br />
zwei von RUAG gelieferte, gebrauchte<br />
Dornier 228-212 und eine 228<br />
der neuen Generation eine enorme Verstärkung<br />
für die Aviación Militar Nacional<br />
Bolivariana de Venezuela.<br />
„Mit der 228 wird unsere Passagierund<br />
Frachtkapazität mehr als verdoppelt,<br />
und mit einer Reisegeschwindigkeit<br />
von über 370 km/h sind wir viel schneller<br />
vor Ort. Dank der STOL-Eigenschaften<br />
können wir Pisten nutzen, die bisher<br />
nur mit der 206 erreichbar waren“, zählt<br />
Captain Adrián Esalona, einer der Piloten<br />
der Escuadrón de Vuelo No 91, die<br />
Vorteile des neuen Musters auf.<br />
Wie schwierig die Bedingungen im<br />
Einsatzgebiet insbesondere bei hohen<br />
Temperaturen sind, weiß auch Colonel<br />
César Padrón, Kommandeur der Gruppe:<br />
„In Platamar haben wir zum Beispiel<br />
eine 800 Meter lange Grasbahn, wo ich<br />
mit der Dornier 228 während eines heftigen<br />
Schauers noch mit 900 Kilogramm<br />
Zuladung herausgekommen bin.“ Ein<br />
weiterer typischer Platz in Parima B nahe<br />
der brasilianischen Grenze liegt mitten<br />
in einem Tal, „aber wir kommen da<br />
ohne Limitierungen heraus“.<br />
„Die Dornier hat unser Leben verändert“,<br />
sagt Tirsno Chirino, Bürgermeister<br />
der Siedlung San Juan de Manapiare,<br />
die etwa 35 Flugminuten von Puerto<br />
Ayacucho entfernt liegt. „Zuvor dauerte<br />
die Reise mit einem Motorboot gut einen<br />
Dornier im<br />
Dschungeleinsatz<br />
Verbindungsflüge mit der Dornier 228 schaffen für die<br />
Ureinwohner im venezolanischen Amazonasgebiet den<br />
Anschluss an die Zivilisation.<br />
Tag.“ Von Parima B in die Zivilisation ist<br />
man ohne Flugzeug sogar eine Woche<br />
unterwegs.<br />
AUCH KRANKENTRANSPORTE<br />
GEHÖREN ZU DEN AUFGABEN<br />
Die 228 kann von kurzen und<br />
unvorbereiteten Pisten aus eingesetzt werden.<br />
„Geschwindigkeit zählt vor allem, wenn<br />
es gilt, verletzte Personen zu evakuieren“,<br />
erläutert Major Elio Hernández.<br />
„Einmal mussten wir sieben Personen<br />
gleichzeitig ausfliegen“, erinnert sich der<br />
Kommandeur der 91. Staffel. Für ihn ist<br />
die Wendigkeit der 228 bei geringen Geschwindigkeiten<br />
und hoher Zuladung<br />
ein wichtiges Plus. Auch die Flexibilität<br />
zählt bei den vielfältigen Einsätzen. Piloten<br />
und Techniker sind nach zwei Jahren<br />
Erfahrung mit der Dornier 228 sehr zufrieden.<br />
Vor allem das Bildschirmcockpit<br />
der neuen Maschine erhält viel Lob, da<br />
es „sehr einfach ist, die Checks erleichtert<br />
und einem alle Informationen bietet“.<br />
Auch die einfache Wartung der<br />
Triebwerke wird gelobt.<br />
Eigentlich sollten für die von Präsident<br />
Maduro versprochenen Verbesserung<br />
der Versorgung im Amazonasgebiet<br />
zehn Dornier 228 beschafft werden.<br />
Derzeit liegen die Lieferungen allerdings<br />
auf Eis, denn das von einer schweren<br />
Rezession gebeutelte Land hat die drei<br />
Maschinen noch nicht voll bezahlt. Ob<br />
die nötigen Devisen für die restlichen<br />
Flugzeuge noch aufgebracht werden<br />
können, ist mehr als fraglich.<br />
FR<br />
SANTIAGO RIVAS/KS<br />
Fotos: Santiago Rivas<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 59
Militärluftfahrt<br />
Roll-out der Saab Gripen E<br />
Von KARL SCHWARZ<br />
Foto: Saab<br />
Rund 500 Gäste hatte Saab<br />
zur Roll-out-Feier der Gripen<br />
E nach Linköping geladen.<br />
Als der Vorhang zur Seite gezogen<br />
war und der ganz in Grau lackierte Prototyp<br />
39-8 im Scheinwerferlicht erstrahlte,<br />
mussten sie schon genau hinschauen,<br />
um die Unterschiede zu den Vorgängermodellen<br />
zu erkennen. Doch der erste<br />
Blick täuscht in diesem Fall, denn die<br />
neue Version wurde von Grund auf<br />
überarbeitet, um für die Bedrohungsszenarien<br />
der nächsten Jahrzehnte gerüstet<br />
zu sein. Billig allein ist für einen Fighter<br />
nämlich kein Verkaufsargument – er<br />
muss aus Sicht der schwedischen Luftstreitkräfte<br />
mit möglichen Gegnern wie<br />
der Su-35 oder der T-50 (PAK-FA) mithalten<br />
können.<br />
Saab hat deshalb in der Gripen E<br />
nur die neuesten Systeme verbaut, die<br />
auf dem Markt greifbar sind. Im Bug arbeitet<br />
nun zum Beispiel ein Radar mit<br />
elektronischer Strahlschwenkung. Das<br />
ES-05 Raven kommt von Selex aus<br />
Großbritannien und ist bis auf die Antennengröße<br />
auf einem Niveau mit dem<br />
künftigen Captor-E des Eurofighters.<br />
Die ersten Testmodelle wurden bereits<br />
geliefert und in dem seit Mai 20<strong>08</strong> fliegenden<br />
Gripen-Demon strator (Doppelsitzer<br />
39-7) in der Luft erprobt.<br />
Gleiches gilt für das vor dem Cockpit<br />
installierte IRST (Infrarot-Such-und<br />
60 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Alte Schale,<br />
neuer Kern<br />
Fast 30 Jahre nach dem ersten „Greif“ hat Saab die neue<br />
Generation seines Mehrzweck-Kampfflugzeugs vorgestellt.<br />
Aufträge aus Schweden und Brasilien bilden die Basis für<br />
weitere Verkaufsbemühungen.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 61
Militärluftfahrt<br />
Roll-out der Saab Gripen E<br />
Integrale Fertigung von Tragflächen und<br />
Rumpfmittelteil in Linköping.<br />
Zielverfolgungssystem), das ebenfalls<br />
von Selex stammt. Es ist in der Lage,<br />
gegnerische Flugzeuge ohne verräterische<br />
eigene Radaremissionen aufzuspüren.<br />
Zum Lagebild tragen zudem neue<br />
Sensoren für das EloKa-System (elektronische<br />
Kampfführung) bei, die unter anderem<br />
an den Wurzeln der Canards und<br />
in den Behältern an der Flügelspitze untergebracht<br />
sind.<br />
Insgesamt wurde die Avionik auf den<br />
neuesten Stand gebracht. Hier ging Saab<br />
neue Wege, um in Zukunft die Verbesserungszyklen<br />
einfacher und schneller zu<br />
Nur an Details wie den<br />
Warnsensoren an den<br />
Lufteinläufen erkennt<br />
man die Gripen E.<br />
gestalten. Flugkritische Software wurde<br />
strikt von den Programmen für das Missionsmanagement<br />
getrennt. Damit hoffen<br />
die Entwickler, neue Fähigkeiten ohne<br />
langwierige Tests innerhalb von Monaten<br />
oder gar Wochen einführen zu<br />
können – ähnlich wie neue Apps bei einem<br />
Smartphone.<br />
Aber nicht nur an den Systemen wurde<br />
gefeilt, auch die Zelle erfuhr eine<br />
Überarbeitung. Wie schon beim Gripen-<br />
Demonstrator wurden die Hauptfahrwerke<br />
aus dem Rumpf in die Flügelwurzel<br />
verlegt, was 40 Prozent mehr Kraft-<br />
Saab Gripen E – Daten<br />
Allgemeine Angaben<br />
Hersteller Saab, Linköping, Schweden<br />
Besatzung 1 oder 2 (Gripen F)<br />
Antrieb 1 x GE Aviation F414-GE39<br />
Schub 98 kN mit Nachbrenner<br />
Abmessungen<br />
Länge 15,20 m<br />
Höhe<br />
4,50 m<br />
Spannweite 8,60 m<br />
Massen<br />
Einsatzleermasse 8000 kg<br />
max. Zuladung 7200 kg<br />
max. Kraftstoff 3400 kg intern<br />
max. Startmasse 16 500 kg<br />
Flugleistungen<br />
max. Fluggeschwindigkeit<br />
Mach 2<br />
1400 km/h in NN<br />
Supercruise über Mach 1.2<br />
Dienstgipfelhöhe 16 000 m<br />
Startstrecke mindestens 500 m<br />
Landestrecke ca. 600 m<br />
max. Reichweite<br />
mit Zusatztanks 4000 km<br />
Lastvielfache -3 /+ 9 g<br />
Bewaffnung<br />
Interne Kanone 27 mm Mauser. 10 Außenlaststationen<br />
für bis zu 6 IRIS-T, bis 7 AMRAAM<br />
oder Meteor, Bomben, Auf klärungsbehälter,<br />
Seezielflugkörper, etc.<br />
62 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Das computergestützte Design ermöglicht<br />
eine einfache und präzise Montage.<br />
Die brasilianischen Gripen E sollen einen<br />
einzigen, extragroßen Bildschirm erhalten.<br />
stoffvolumen bringt. Sonstige Änderungen<br />
und Verstärkungen sorgen für ein<br />
Mehrgewicht von 1200 Kilogramm, bei<br />
allerdings um 2500 auf 16500 Kilogramm<br />
erhöhter Abflugmasse. Dies<br />
schafft Spielraum für zusätzliche Waffenzuladung,<br />
für die auch weitere Außenlastträger<br />
unter dem Rumpf vorhanden<br />
sind. Damit die Leistungen nicht<br />
leiden, erhält die Gripen E ein stärkeres<br />
Triebwerk. Das F414 von GE Aviation<br />
mit einem Schub von 98 Kilonewton mit<br />
Nachbrenner ersetzt das RM12 (F404),<br />
das mit Nachbrenner 80,5 Kilonewton<br />
leistet.<br />
Offiziell begann die Entwicklung der<br />
Gripen E mit der Auftragserteilung<br />
durch Schweden im Februar 2013.<br />
Schon zuvor wurden aber viele Aspekte<br />
des neuen Modells mit dem Demonstrator<br />
untersucht. Ein voll computergestütztes<br />
Design trug zum reibungslosen<br />
Ablauf bei. Die im vergangenen Jahr gestartete<br />
Montage des Prototyps 39-8 verlief<br />
laut Saab daher mit weniger Problemen<br />
als bei den Serienexemplaren der<br />
Gripen C/D.<br />
Nach der Präsentation am 18. Mai<br />
wird das erste von drei Gripen-E-Versuchsflugzeugen<br />
nun auf den Erstflug<br />
vorbereitet; er soll auf jeden Fall noch in<br />
diesem Jahr erfolgen. Aufgrund ausgiebiger<br />
Simulationen und Testreihen am Boden<br />
geht man bei Saab davon aus, das<br />
Flugversuchsprogramm in einem Drittel<br />
der früher üblichen Zeit durchziehen zu<br />
können.<br />
AUCH DIE SCHWEIZ IST<br />
NOCH NICHT ABGESCHRIEBEN<br />
Die Lieferungen der 60 Flugzeuge an die<br />
Flygvapnet sollen 2019 beginnen und bis<br />
2026 dauern. Zehn weitere Flugzeuge<br />
könnten folgen. Brasilien wird ab 2019<br />
insgesamt 28 Einsitzer und acht Doppelsitzer<br />
(Gripen F) erhalten. Der Vertrag<br />
mit dem südamerikanischen Land trat<br />
im September 2015 in Kraft. Er sieht einen<br />
umfangreichen Technologietransfer<br />
und wertvolle Arbeitspakete für Embraer<br />
vor. Unter anderem sollen 350 brasilianische<br />
Ingenieure bei Saab geschult<br />
werden. In Gavião Peixoto ist die Endmontage<br />
von zunächst 15 Gripen E und<br />
F vorgesehen. Der Bedarf der Força Aérea<br />
Brasileira geht aber darüber hinaus.<br />
Vorerst muss allerdings die Wirtschaftskrise<br />
in Brasilien überwunden werden.<br />
Knapp 100 Gripen E hat Saab also<br />
schon an den Mann gebracht, rund 300<br />
weitere sollen in den nächsten 20 Jahren<br />
folgen, so die Hoffnung in Linköping.<br />
Dabei sind wohl auch die Gripen C/D<br />
eingerechnet, die für weniger zahlungskräftige<br />
Kunden nach wie vor angeboten<br />
werden. Auch Leasinggeschäfte sollen<br />
weiterhin möglich sein. Mit der Slowakei<br />
beispielsweise werden Gespräche<br />
über acht Leihflugzeuge geführt. Als<br />
mögliche Kunden für die Gripen E hat<br />
Saab Länder wie Finnland, Malaysia und<br />
Indonesien im Visier. Die Schweiz, die<br />
die Gripen E im September 2013 auswählte<br />
und dann wegen eines negativen<br />
Referendumsergebnisses doch nicht kaufen<br />
konnte, könnte ebenfalls wieder ins<br />
Spiel kommen. Auch Indien gehört zu<br />
den Kandidaten. Hier würde man ähnlich<br />
wie in Brasilien einen Technologietransfer<br />
und die Fertigung im Land anbieten.<br />
Insgesamt ist man in Linköping<br />
jedenfalls hoffnungsvoll. Schließlich habe<br />
man derzeit den neuesten Fighter im<br />
Angebot und ein Programm, das sich im<br />
Preis- und Zeitrahmen bewegt – was<br />
heute die große Ausnahme ist.<br />
FR<br />
Das komplette Flugzeug wurde am<br />
Computer definiert.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 63
Freundeskreis Luftwaffe<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser, verehrte Mitglieder!<br />
Ich wünsche Ihnen schöne Sommerwochen,<br />
eine erholsame Urlaubszeit und<br />
erlebnisreiche Ferientage. Die jugendlichen<br />
Teilnehmer an den Informationstagen<br />
bei der Luftwaffe, denen wir wieder<br />
ein abwechslungsreiches Programm<br />
anbieten, grüße ich besonders.<br />
Unsere Luftwaffe feiert in diesem Jahr<br />
ihr 60-jähriges Bestehen. Nach dem<br />
NATO-Beitritt der Bundesrepublik<br />
Deutschland 1955 und der Gründung<br />
der Bundeswehr am 12. November 1955<br />
wurde 1956 mit der Aufstellung der<br />
Luftwaffe begonnen, die sich im Laufe<br />
der Jahrzehnte als Teil einer Verteidigungsstreitkraft<br />
auf der Grundlage politischer<br />
Entscheidungen zu einer Luftwaffe<br />
im Einsatz entwickelt hat.<br />
Wir gratulieren der Luftwaffe sehr<br />
herzlich und wünschen stets „Hals- und<br />
Beinbruch“!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Botho Engelien, Präsident<br />
Zum Geburtstag<br />
Im Namen des Vorstands gratuliert Präsident<br />
Botho Engelien den folgenden Jubilaren, die<br />
im August Geburtstag haben, ganz herzlich:<br />
Rolf Stenzel (86), Josef Kullmann (85),<br />
Karl Hirblinger (83), Dr. Paul Slavaykoff<br />
(80), Hermann Dehmel (80), Udo Neblung<br />
(80), Heinz Gerrits (75), Dankmar Zeumer<br />
(75), Helmut Gerhold (75), Wolf-Ingo<br />
Meyer (75), Ernst Hübl (70), Raimund<br />
Riedel (70), Helmuth Schnurrer (70),<br />
Wolfgang Kuhn (70), Urs Harnisch (60),<br />
Michael Schroeder (60), Lutz Weber (60),<br />
Uwe Albers (60), Hermann Gerstenlauer<br />
(60), Peter Schubert (50), Martin Vietsch<br />
(50), Christoph Osenberg (50), Frank<br />
Schorr (50).<br />
Geburtstags-Show<br />
Zu ihrem 60-jährigen Bestehen veranstaltete die Luftwaffe<br />
gleich auf zwei Fliegerhorsten Tage der offenen Tür mit<br />
umfangreichem Flugprogramm.<br />
Rund 20000 Besucher ließen sich in<br />
Neuburg vom starken Regen am<br />
Vormittag nicht abschrecken, während<br />
im hohen Norden in Hohn 40 000 Besucher<br />
gezählt wurden. Hier wie dort hatte<br />
die Luftwaffe ein umfangreiches Programm<br />
zusammengestellt. So demonstrierte<br />
das Taktische Luftwaffengeschwader<br />
74 mit seinen Eurofightern einen<br />
Alarmstart, um mit dem A400M-<br />
Transporter eine Abfangübung zu zeigen.<br />
Auch die Solovorführung des Eurofighters<br />
mit Sonderlackierung wusste zu beeindrucken.<br />
Darüber hinaus gab es auf<br />
dem Flugplatz Zell fast 30 interessante<br />
ausländische Gastmaschinen zu sehen.<br />
In Neuburg feierte die Luftwaffe ihr<br />
zentrales 60. Jubiläum. Das Taktische<br />
Luftwaffengeschwader 74 (früher JG 74<br />
„Mölders“) blickte auf 55 Jahre zurück,<br />
und der Kampfjet Eurofighter ist seit<br />
mittlerweile zehn Jahren auf dem Neuburger<br />
Fliegerhorst stationiert.<br />
Beim Lufttransportgeschwader 64<br />
wurde unter anderem eine Geiselbefrei-<br />
ung durch das mit der CH-53 eingeflogene<br />
Kommando Spezialkräfte demonstriert.<br />
Höhepunkt war hier der Formationsflug<br />
von Noratlas, Transall und<br />
A400M – den Luftwaffen-Transportflugzeugen<br />
aus drei Generationen. 20 Flugzeuge,<br />
drei Hubschrauber und mehr als<br />
zehn gepanzerte Fahrzeuge des Heeres<br />
waren ausgestellt.<br />
FR<br />
LW / KS<br />
www.flugrevue.de
Eurofighter, A400M<br />
und Tornado trafen sich<br />
zum Fotoshooting.<br />
Geschäftsstelle<br />
Die Geschäftsstelle Freundeskreis<br />
Luftwaffe ist von Montag bis<br />
Donnerstag von 9 bis 12 Uhr besetzt.<br />
Tel. +49 2203 64815<br />
Fax +49 2203 800397<br />
Homepage<br />
www.freundeskreis-luftwaffe.de<br />
E-Mail<br />
office@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Anschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V.,<br />
Geschäftsstelle, Wahn 504 / 10,<br />
Postfach 906110, 51127 Köln<br />
Bankverbindung<br />
VR-Bank Rhein-Sieg eG<br />
BIC: GENODED1RST<br />
IBAN: DE 05 3706 9520 1114 5450 11<br />
Referent für Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
c/o Geschäftsstelle FKLw,<br />
E-Mail: presse@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Sektion Dresden<br />
Leiter Rainer Appelt,<br />
Minna-Herzlieb-Str. 41, 02828 Görlitz<br />
Tel. 03581 / 765514<br />
E-Mail m.r.appelt@web.de<br />
Sektion München<br />
Leiter Heinz Gerrits,<br />
Gustav-Mahler-Weg 13, 85598 Baldham<br />
Tel./Fax <strong>08</strong>106 / 302728<br />
E-Mail c.h.gerrits@t-online.de<br />
Sektion Berlin<br />
Leiter Günther Hoffmann,<br />
Kladower Damm 276c, 14<strong>08</strong>9 Berlin<br />
Tel. 030 / 36804392<br />
E-Mail guenther_hoffmann@alice-dsl.de<br />
Sektion Nörvenich<br />
Leiter Clemens Teuchert,<br />
Oerkhaushof 24, 40723 Hilden<br />
Tel. 0172 / 2524069<br />
E-Mail GAF.ass@t-online.de<br />
In Neuburg begann der Tag verregnet.<br />
Letztlich kamen 20 000 Besucher.<br />
Die CH-53 demonstrierte in Hohn den<br />
Einsatz von Spezialkräften.<br />
Anmeldung<br />
Ich möchte an folgender(n) Veranstaltung(en) des Freundeskreises Luftwaffe e.V.<br />
teilnehmen (Zutreffendes bitte ankreuzen):<br />
am<br />
Anmeldeschluss<br />
Lufttransportgeschwader 61 15.09.16 18.<strong>08</strong>.16<br />
86929 Penzing<br />
MeierMotors GmbH 19.09.16 18.<strong>08</strong>.16<br />
79427 Eschbach<br />
Taktisches Luftwaffengeschwader 31 „B“ 20.09.16 18.09.16<br />
52386 Nörvenich **<br />
Taktisches Luftwaffengeschwader 31 „B“ 22.09.16 18.98.16<br />
52386 Nörvenich **<br />
Marinefliegergeschwader „Graf Zeppelin“ 21.09.16 18.09.16<br />
27639 Nordseeküste<br />
**Wichtiger Hinweis: Bitte für beide Besuchstermine anmelden.<br />
Der Teilnahmetermin wird von der Geschäftsstelle FKLw festgelegt.<br />
Bitte vollständig ausfüllen, auch für Gäste. Coupon mit frankiertem Rückumschlag einsenden an:<br />
Geschäftsstelle Freundeskreis Luftwaffe e.V., Wahn 504/10 Postfach 90 6110, 51127 Köln<br />
Wichtiger Hinweis: Für Nichtmitglieder (Ausnahme Ehe-/Lebenspartner sowie Kinder/Enkelkinder)<br />
wird eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr von 10 Euro vor Ort erhoben.<br />
Nostalgie: Die Noratlas war der<br />
erste Transporter der Luftwaffe.<br />
Fotos: Stefan Petersen, Robert Kysela, Bundeswehr (2)<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße PLZ Ort<br />
Geburtsdatum<br />
Geburtsort<br />
Mitglieds-Nr.<br />
Personalausweisnr.<br />
Einverständniserklärung: Ich bin damit einverstanden, dass meine persönlichen Daten an den Veranstalter<br />
und an den Vertreter des Freundeskreises Lw. e.V. für die o.a. Veranstaltungen weitergegeben werden.<br />
Mit der Veröffentlichung meines Bildes in der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>/Homepage bin ich ebenfalls einverstanden.<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
www.flugrevue.de<br />
Freundeskreis Luftwaffe: Aufnahmeantrag siehe Kleinanzeigenmarkt
Markt<br />
Anzeigenannahme: Fax 0711/182-1027 oder jruprecht@motorpresse.de<br />
TO ADVERTISE IN OUR<br />
WEB DIRECTORY SECTION<br />
FLIGHT SCHOOLS | HELICOPTER | MAINTENANCE | BUSINESS AVIATION<br />
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Mitglied werden im Freundeskreis Luftwaffe<br />
Das Büro des Freundeskreises Luftwaffe e.V. ist montags bis donnerstags von<br />
9.00 bis 12.00 Uhr besetzt. Rückfragen werden dort zu diesen Zeiten unter den Telefonnummern<br />
0 22 03 / 6 48 15 (mit Anrufbeantworter) und 0 22 03 / 9 <strong>08</strong> 26 53 beantwortet.<br />
Schriftliche Zusendungen können an folgende Adresse gerichtet werden:<br />
Geschäftsstelle Freundeskreis Luftwaffe e.V. – Generalsekretär – Wahn 504/10,<br />
Postfach 90 61 10, 51127 Köln<br />
Aufnahme-Antrag (bitte Druckbuchstaben)<br />
Name, Vorname:<br />
Straße, Hausnr.:<br />
PLZ, Ort:<br />
Geburtsdatum, Nationalität:<br />
Beruf, Telefon, E-Mail:<br />
Unterschrift:<br />
Einverständnis des Erziehungsberechtigten:<br />
Ich habe ein neues Mitglied geworben:<br />
Mitglieds-Nr.:<br />
(Eintrag durch Geschäftsstelle)<br />
Ich möchte Mitglied im Freundeskreis Luftwaffe e.V. werden. Der Jahresbeitrag beträgt 62,00 € und<br />
schließt den monatlichen Bezug der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> mit ein. Schüler/Studenten (ausgenommen Bundeswehr, Polizei,<br />
duales Studium und Auszubildende) zahlen 31,00 €.<br />
Mitgliedsnummer Datum Name Unterschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V., Postfach 90 61 10 Wahn 504 / 10, 51127 Köln<br />
%JÈS@GECP'BCLRGjI?RGMLQLSKKCP"#888"GC+?LB?RQPCDCPCLX+GREJGCBQLSKKCPUGPBQCN?P?RKGRECRCGJR<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige den Freundeskreis Luftwaffe e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen.<br />
Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Freundeskreis Luftwaffe e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.<br />
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen.<br />
Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Kreditinstitut (SWIFT/BIC)<br />
Name des Kontoinhabers (falls abweichend):<br />
Datum, Ort, Unterschrift:<br />
Zuschriften auf Chiffreanzeigen richten Sie bitte an<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG<br />
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Seit 1984 besteht der Freundeskreis<br />
Luftwaffe, der sich zum Ziel gesetzt<br />
hat, die Kommunikation und die<br />
Begegnung zwischen Luftfahrt, Luftwaffe<br />
und Allgemeinheit zu fördern.<br />
Er ist unabhängig und überparteilich<br />
und daher offen für alle, die sich mit<br />
der Bundeswehr und mit der Luftwaffe<br />
verbunden fühlen. Besonders bei der<br />
Jugend will der Freundeskreis nicht<br />
nur das Interesse an der Luftwaffe,<br />
sondern auch die Begeisterung für das<br />
Fliegen fördern.<br />
Mehrere Informationsveranstaltungen<br />
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bei denen nicht nur Verbände besichtigt<br />
werden können, sondern auch<br />
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Darüber hinaus werden Informationsbesuche<br />
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Aliierten und der Industrie angeboten.<br />
Rund 1400 Mitglieder zählt der Freundeskreis<br />
Luftwaffe im In- und Ausland.<br />
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Nils Oberschelp (Vorsitz), Christina Dohmann, Dr. Michael Rathje,<br />
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sie digital per E-Mail zusammen mit den Angaben zur Abo-Lieferadresse an abo@dpv.de.<br />
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Deshalb bin ich damit einverstanden, dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe<br />
gehörendes Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft mit ihren<br />
Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren. Dieses<br />
Einverständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte eine Gratis-Ausgabe zusätzlich.<br />
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Geldinstitut<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstraße 1-3,<br />
20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen<br />
von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von<br />
der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die<br />
Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />
mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit<br />
meinem Kredit institut vereinbarten Bedingungen.<br />
Ich bezahle per Rechnung.<br />
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Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen.<br />
Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor<br />
Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur<br />
Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses,<br />
die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a<br />
EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart,<br />
Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: flugrevue@dpv.de<br />
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Technik<br />
Windkanäle<br />
Tunnelblick<br />
Trotz hoher Kosten setzen Flugzeughersteller nach wie vor<br />
auf Windkanaltests. Doch ihre Bedeutung hat sich verändert.<br />
Fotos: ETW<br />
Rund acht Testkampagnen finden<br />
jährlich im ETW in Köln statt.<br />
70 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> August <strong>2016</strong> www.flugrevue.de
Der zweistufige Kompressor des ETW<br />
leistet 50 Megawatt.<br />
240 individuell einstellbare Düsen<br />
spritzen Stickstoff in den Kanal ein.<br />
Die Einspritzdüsen sitzen an vier dem<br />
Kompressor vorgeschalteten Rechen.<br />
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für die Schuhe, dann<br />
geht es durch die „Queens<br />
Door“ (Königinnentür) in das Herzstück<br />
des Europäischen Transschall-Windkanals<br />
(ETW) in Köln – die zwei Meter hohe,<br />
2,4 Meter breite und neun Meter lange<br />
Messstrecke. Wo heute die führenden<br />
Flugzeugbauer ihre Modelle testen, wurde<br />
1992 der rote Teppich für Queen<br />
Elizabeth II. ausgerollt. Großbritannien<br />
finanzierte neben Deutschland, den Niederlanden<br />
und Frankreich den Bau des<br />
modernsten Windkanals der Welt,<br />
330 Millionen Euro hat er gekostet, seit<br />
1995 ist er in Betrieb. Nicht ganz ernst<br />
gemeinten Gerüchten zufolge ist die Tür<br />
zur Messstrecke genau so hoch, dass die<br />
britische Monarchin mit einem ihrer obligatorischen<br />
Hüte durchpasste.<br />
Anders als die Queen kommen Hersteller<br />
wie Airbus, Boeing, Bombardier<br />
und Dassault regelmäßig nach Köln, um<br />
ihre in der Entwicklung befindlichen<br />
Flugzeuge aerodynamisch zu untersuchen.<br />
Auch wenn einige Experten vor<br />
Jahren schon prophezeiten, dass Windkanaltests<br />
aufgrund der immer besseren<br />
numerischen Strömungssimulationen am<br />
Computer (computational fluid dynamics,<br />
CFD) bald obsolet würden, gehören<br />
sie weiterhin zum Standard in der<br />
Flugzeugentwicklung. Doch ihre Rolle<br />
hat sich im Lauf der Zeit verändert.<br />
„Früher kamen die Hersteller mit ein bis<br />
zwei Ingenieuren zum Check-out vor<br />
den Flugtests. Heute werden Modelle in<br />
früheren Entwicklungsstadien im ETW<br />
untersucht. Mit dabei sind heute häufig<br />
auch Numeriker, die ihre Simulationen<br />
vor Ort mit den Testergebnissen abgleichen<br />
und gemeinsam mit den Testingenieuren<br />
den Fortgang des Tests beschließen“,<br />
sagt Guido Dietz, der geschäftsführende<br />
Direktor des ETW. Der Grund:<br />
Je später Designänderungen vorgenommen<br />
werden, desto teurer wird es.<br />
<strong>FLUG</strong>ZEUGBAUER TESTEN IN<br />
MEHREREN WINDKANÄLEN<br />
Im ETW können Tests bis zu 1,35-facher<br />
Schallgeschwindigkeit durchgeführt werden,<br />
aber auch Hochauftriebsuntersuchungen<br />
für Start und Landung, und das<br />
mit einer Genauigkeit von 99 Prozent im<br />
Vergleich zum realen Flug. Temperaturen<br />
von bis zu -163 Grad Celsius und<br />
Drücke bis zu 4,5 bar sorgen für möglichst<br />
realistische Bedingungen. Was zunächst<br />
paradox klingt, lässt sich über die<br />
Reynoldszahl erklären. Sie beschreibt<br />
das Verhältnis von Trägheits- zu Reibungskräften<br />
einer Strömung. Die Reynoldszahl<br />
von Modell und Original muss<br />
gleich sein, um die Erkenntnisse aus<br />
dem Windkanal auf den echten Flug<br />
übertragen zu können. Bei Raumtemperatur<br />
läge die Reynoldszahl der Modelle<br />
aber weit unter dem tatsächlichen Wert.<br />
Deshalb wird die Viskosität des Strömungsmediums<br />
gesteigert – durch höheren<br />
Druck und niedrigere Temperatur.<br />
Weil sich die Bestandteile normaler<br />
Luft bei der eisigen Kälte unterschiedlich<br />
verhalten, werden im ETW bis zu<br />
250 Kilogramm flüssiger Stickstoff pro<br />
Sekunde eingespritzt, verdampft und<br />
über einen Kompressor mit einer Leistung<br />
von 50 Megawatt auf Geschwindigkeit<br />
gehalten. So sind im ETW Reynoldszahlen<br />
von 50 Millionen für Vollmodelle<br />
und 85 Millionen für Halbmodelle möglich.<br />
„Konventionelle Windkanäle erreichen<br />
nur Reynoldszahlen bis etwa zehn<br />
Millionen“, sagt Dietz. Druck, Temperatur<br />
und Geschwindigkeit können im<br />
ETW separat geregelt werden, was eine<br />
getrennte Steuerung von Mach-Zahl,<br />
Reynoldszahl und Staudruck ermöglicht.<br />
Eine ähnlich leistungsfähige Anlage gibt<br />
es nur in den USA: die National Transonic<br />
Facility der US-Raumfahrtbehörde<br />
NASA in Langley.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> August <strong>2016</strong> 71
Technik<br />
Windkanäle<br />
Doch das hat seinen Preis: Pro Messtag<br />
im ETW fallen Kosten zwischen<br />
90 000 und 125 000 Euro an. An einem<br />
Tag fließen bis zu 1500 Tonnen Stickstoff<br />
durch den Kanal. Der Stromverbrauch<br />
liegt je nach Test bei einem Viertel bis einem<br />
Drittel des Verbrauchs der Stadt<br />
Köln. „Wer seinen Nutzen nicht kennt,<br />
könnte den ETW als gewaltige Energievernichtungsmaschine<br />
missverstehen“, so<br />
Dietz. „Aber der Mehrwert, den der<br />
ETW bietet, um effiziente und sichere<br />
Flugzeuge mit überschaubaren Risiken<br />
zu entwickeln, wiegt Kosten und Aufwand<br />
mehr als auf.“ Aktuell investieren<br />
die Gesellschafter des ETW 20 Millionen<br />
Euro, um die Anlage zu modernisieren.<br />
Auch die Modelle im Maßstab von<br />
etwa 1:30 (Spannweite bis 1,6 Meter)<br />
sind nicht eben günstig, 300 000 bis<br />
drei Millionen Euro kosten sie, je nach<br />
Oberflächengüte und Detailgenauigkeit.<br />
Ein solches Modell aus den Anfangszeiten<br />
des ETW steht im Eingangsbereich,<br />
ein Airbus A310. Es ist aus Martensitausgehärtetem<br />
Edelstahl, der den tiefen<br />
Temperaturen im Windkanal widersteht.<br />
Innen ist das Modell hohl, damit verschiedene<br />
Messgeräte untergebracht<br />
werden können. „In einem typischen<br />
So funktioniert der Europäische Transschall-Windkanal<br />
Moderne Windkanäle wie der ETW sind nach der sogenannten Göttinger Bauart konstruiert. Dabei wird Luft oder ein anderes Gas in einem geschlossenen<br />
Kreislauf durch ein Gebläse um das Modell herum beschleunigt. Umlenkschaufeln und Siebe sorgen für eine gleichmäßige Strömung.<br />
Auslass des<br />
gasförmigen<br />
Stickstoffs<br />
Umlenk-Ecke<br />
Beruhigungskammer mit Sieben und<br />
Honeycomb zur Strömungsausrichtung<br />
zweistufiger<br />
Kompressor (50 MW)<br />
Einspritzdüsen<br />
für den Flüssigstickstoff<br />
Kontraktion<br />
1:12<br />
verstellbare<br />
Düse<br />
Modell in der<br />
Messstrecke<br />
intern isolierter<br />
Edelstahldruckkessel<br />
Regeldiffusor<br />
Fotos: DLR (2), ETW (4), NASA Ames (2)<br />
Halbmodelle (hier eine A380) ermöglichen<br />
eine Vergrößerung des Maßstabs.<br />
Aus der Luft ist der geschlossene Kreislauf des Kryo-Kanals Köln gut erkennbar.<br />
In dem braunen Gebäude in der Mitte befindet sich die eigentliche Messstrecke.<br />
72 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> August <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Eine F/A-18 wird bei der NASA unter<br />
hohem Anstellwinkel getestet.<br />
Der größte Windkanal der Welt: der National Full-scale Aerodynamics Complex in<br />
Mountain View. Seine Messstrecke misst rund 24 mal 36 Meter.<br />
Flugzeugentwicklungsprogramm gibt es<br />
mindestens drei Windkanaltest-Modelle,<br />
potenziell eher mehr. Gewöhnlich wird<br />
jedes der Modelle in mehreren Anlagen<br />
getestet“, sagt Mathew L. Rueger, Windkanal-Experte<br />
bei Boeing. Das sind beim<br />
amerikanischen Flugzeugbauer unter anderem<br />
verschiedene eigene Windkanäle<br />
in Seattle, Philadelphia und St. Louis,<br />
Anlagen der NASA, der QinetiQ-5-Meter-Windkanal<br />
im britischen Farnborough<br />
und eben der ETW. Zur Ermittlung<br />
von Kräften und Drücken kommen<br />
verschiedene Messtechniken zum Einsatz.<br />
Dazu gehören im ETW unter anderem<br />
Dehnmessstreifen, die bei Verformungen<br />
ihren elektrischen Widerstand<br />
ändern, oder optische Verfahren wie<br />
temperatursensitive Farbe (TSP, Temperature<br />
Sensitive Paint), die die beim<br />
Strömungsumschlag entstehenden Temperaturveränderungen<br />
mithilfe von UV-<br />
Licht sichtbar macht.<br />
In unmittelbarer Nähe des ETW<br />
steht auf dem Gelände des Deutschen<br />
Zentrums für Luft- und Raumfahrt<br />
(DLR) sozusagen sein kleiner Bruder,<br />
der Kryo-Kanal Köln (KKK), der bereits<br />
seit 1962 in Betrieb ist. Dort werden<br />
mithilfe des Kanalgases Stickstoff sogar<br />
noch tiefere Temperaturen als im ETW<br />
erzeugt – bis -190 Grad. Der KKK ist<br />
ein Unterschallwindkanal mit simulierten<br />
Geschwindigkeiten bis Mach 0.38<br />
(rund 420 km/h). Er erreicht bei Halbmodellen<br />
Reynoldszahlen bis 15,5 Millionen,<br />
bei Vollmodellen bis 7,3 Millionen.<br />
Der Elektromotor, der den Kompressor<br />
antreibt, hat eine Leistung von<br />
1,4 Megawatt. Für 40 000 bis 50 000<br />
Euro pro Tag werden auch hier Auftragsmessungen<br />
durchgeführt. Beispielsweise<br />
wurde der Airbus A380 sowohl im<br />
ETW als auch im KKK getestet.<br />
Schon diese beiden Windkanäle in<br />
Köln zeigen, dass es nicht eine Anlage<br />
gibt, die alles kann. Jede Einrichtung bildet<br />
nur einen kleinen Bereich der Wirklichkeit<br />
ab. Allein die von DLR und der<br />
niederländischen Partnerorganisation<br />
NLR eingerichtete Stiftung Deutsch-Niederländische<br />
Windkanäle (DNW) betreibt<br />
mehr als 20 Windkanäle. Hinzu<br />
kommen weitere Anlagen in Europa wie<br />
der Hochgeschwindigkeitskanal im französischen<br />
Modane-Avrieux. Der größte<br />
Windkanal der Welt steht übrigens in<br />
Mountain View in Kalifornien und wird<br />
heute von der US Air Force betrieben. In<br />
ihn passen ganze Flugzeuge mit Spannweiten<br />
bis zu 30 Metern.<br />
FR<br />
ULRIKE EBNER<br />
Weitere Windkanäle<br />
Neben dem Kryo-Kanal betreibt das DLR<br />
auf dem Gelände in Köln fünf weitere<br />
Windkanäle für unterschiedliche Zwecke.<br />
Lichtbogenbeheizter Windkanal:<br />
In den beiden Messstrecken L2K (1 Megawatt)<br />
und L3K (6 Megawatt) werden<br />
Temperaturen bis zu 7000 Grad Celsius und<br />
Geschwindigkeiten bis Mach 10 simuliert –<br />
Bedingungen, wie sie beispielsweise beim<br />
Wiedereintritt eines Raumfahrzeugs in die<br />
Erdatmosphäre herrschen.<br />
Über-/Hyperschall-Windkanäle:<br />
Drei weitere Anlagen stehen für Tests bei<br />
Machzahlen bis 11.2 zur Verfügung. In<br />
der vertikalen Messstrecke werden unter<br />
anderem Schuberzeugung und Steuerung<br />
von Flugkörpern durch Feststofftreibsätze<br />
bei Mach 0.5 bis 3.2 untersucht. In der<br />
trisonischen Messstrecke, deren Simulationsbereich<br />
von Unterschall (Mach 0.5) bis<br />
zu hohem Überschall (Mach 5.7) geht, wird<br />
die Aerodynamik von Raumfahrzeugen,<br />
aber auch Triebwerkseinläufen getestet.<br />
Der Hyperschallwindkanal dient beispielsweise<br />
der Messung aerodynamischer und<br />
aerothermodynamischer Belastungen bei<br />
Geschwindigkeiten von Mach 4.8 bis 11.2.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> August <strong>2016</strong> 73
Briefing<br />
Luft- und Raumfahrt von A bis Z<br />
FOLGE 016<br />
RVSM<br />
Mit jedem Jahr müssen sich mehr<br />
Flugzeuge denselben Luftraum über Europa<br />
teilen. Das geht nur, wenn sie dichter<br />
aneinander vorbeifliegen. Das erkannten<br />
auch die europäischen Behörden<br />
und führten 2002 in Europa Stück<br />
für Stück eine neue Struktur ein: den<br />
RVSM-Luftraum. RVSM steht für Reduced<br />
Vertical Seperation Minima, also<br />
geringere vertikale Staffelungen. Dieses<br />
Regelwerk kam zuvor bereits über dem<br />
Nordatlantik zum Einsatz.<br />
FL 530 „ungerade“<br />
FL 510 „gerade“<br />
FL 490 „ungerade“<br />
FL 470 „gerade“<br />
FL 450 „ungerade“<br />
FL 430 „gerade“<br />
FL 410 „ungerade“<br />
FL 390 „gerade“<br />
FL 370 „ungerade“<br />
FL 350 „gerade“<br />
FL 330 „ungerade“<br />
FL 310 „gerade“<br />
FL 290 „ungerade“<br />
FL 250 „ungerade“<br />
FL 200 „gerade“<br />
FL 150 „ungerade“<br />
FL 100 „gerade“<br />
FL 50 „ungerade“<br />
ohne RVSM<br />
mit RVSM<br />
FL 530 „ungerade“<br />
FL 510 „gerade“<br />
FL 490 „ungerade“<br />
FL 470 „gerade“<br />
FL 450 „ungerade“<br />
FL 430 „gerade“<br />
FL 410 „ungerade“<br />
FL 350 „ungerade“<br />
FL 300 „gerade“<br />
FL 250 „ungerade“<br />
FL 200 „gerade“<br />
FL 150 „ungerade“<br />
FL 100 „gerade“<br />
FL 50 „ungerade“<br />
Grundsätzlich ist der Luftraum nach<br />
klassischen Regeln aufgebaut. Gemäß<br />
den Halbkreisflugregeln fliegen alle<br />
Flugzeuge mit östlichem Steuerkurs auf<br />
sogenannten ungeraden Flughöhen, in<br />
Richtung Westen auf geraden Höhen.<br />
Daraus ergibt sich ein vertikaler Mindestabstand<br />
zweier sich entgegenkommender<br />
Flugzeuge von 1000 Fuß (zirka<br />
300 Meter). Da die Genauigkeit von früheren<br />
Höhenmessern mit zunehmender<br />
Höhe abnahm, mussten gewisse Toleranzen<br />
der Technik berücksichtigt werden.<br />
So beträgt der vertikale Mindestabstand<br />
oberhalb von 29000 Fuß (Flugfläche<br />
290) nach klassischen Regeln jeweils<br />
2000 Fuß, also gut 600 Meter. Das beantwortet<br />
auch die Frage, warum 35000<br />
Fuß dann eine „gerade“ Flughöhe sind.<br />
An dieser Staffelung setzt das Regelwerk<br />
der RVSM an: Dank präziserer<br />
Technik wurden die dichteren Mindestabstände<br />
mit 1000 Fuß auf den Luftraum<br />
bis zu einer Höhe von 41000 Fuß<br />
ausgedehnt – hier findet schließlich der<br />
absolute Großteil des Luftverkehrs statt.<br />
Allerdings müssen hierfür gewisse Auflagen<br />
erfüllt werden. Zunächst muss das<br />
entsprechende Flugzeug über zwei unabhängige<br />
Höhenmesser verfügen. Deren<br />
Abweichung darf eine festgelegte Differenz<br />
nicht übersteigen, was die Piloten<br />
vor Antritt des Fluges sicherstellen müssen.<br />
Ebenso müssen ein Autopilot, der<br />
die Höhe halten kann, eine Warneinrichtung<br />
für Höhenabweichungen sowie ein<br />
Transponder an Bord sein.<br />
Erfüllt das Luftfahrzeug diese Forderungen<br />
wegen technischer Defekte oder<br />
Störungen nicht, darf es dementsprechend<br />
nicht mehr über 29000 Fuß Flughöhe<br />
fliegen, da außerhalb des RVSM-<br />
Luftraums weniger restriktive Regeln<br />
gelten. Auch wenn während des Fluges<br />
beispielsweise ein Höhenmesser ausfällt<br />
oder eine zu große Differenz aufweist,<br />
muss zuerst durch die Flugsicherung eine<br />
größere Staffelung um die entsprechende<br />
Maschine sichergestellt werden.<br />
Anschließend muss das Flugzeug unter<br />
den RVSM-Raum sinken und den Flug<br />
dort fortsetzen. Das kann sogar eine<br />
Ausweichlandung zur Folge haben, da in<br />
niedrigeren Flughöhen der Treibstoffverbrauch<br />
stark ansteigt.<br />
FR<br />
MAX KÜHNL<br />
74 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />
mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die<br />
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EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart,<br />
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Datum<br />
Wohnort<br />
Unterschrift
Technik<br />
Forschungszentrum in Hamburg<br />
In die Akustikkammer<br />
des TechCenter passt<br />
ein A320-Rumpf. Über<br />
128 Lautsprecher<br />
werden Fluggeräusche<br />
nachgeahmt.<br />
Silicon Valley der Luftfahrt<br />
Im TechCenter des Zentrums für Angewandte Luftfahrtforschung<br />
in Hamburg arbeiten Unternehmen und<br />
Hochschulen gemeinsam an den Flugzeugen der Zukunft.<br />
Der Fußweg über den Parkplatz ist<br />
beleuchtet wie eine Startbahn,<br />
das Monitorgebäude über dem<br />
Haupteingang könnte als futuristischer<br />
Tower durchgehen. Startende Flugzeuge<br />
sucht man vor dem TechCenter des Zentrums<br />
für Angewandte Luftfahrtforschung<br />
(ZAL) in Hamburg-Finkenwerder<br />
allerdings vergeblich. Dafür findet<br />
man im Inneren des u-förmigen Gebäudes<br />
eine hochmoderne Forschungs- und<br />
Entwicklungsinfrastruktur. Das Besondere:<br />
Hier arbeiten Wirtschaft und Wissenschaft<br />
gemeinsam daran, künftige<br />
Flugzeuge leiser, bequemer und treibstoffeffizienter<br />
zu machen.<br />
Dabei geht es nicht um Grundlagenforschung,<br />
sondern darum, neue Produkte<br />
schneller zur Marktreife zu führen.<br />
„Das Ziel ist, den gesamten Innovationsprozess<br />
zu beschleunigen“, sagt<br />
ZAL-Geschäftsführer Roland Gerhards.<br />
„Es ist eine neue Art der Zusammenarbeit<br />
mit kurzen Wegen und Möglichkeiten<br />
zum Austausch. Kunden und Partner<br />
arbeiten hier unter einem Dach zusammen.“<br />
Davon waren zu Beginn nicht alle<br />
Unternehmen überzeugt. Es gibt weder<br />
einen Zaun um das Gelände noch langwierige<br />
Sicherheitskontrollen, die das<br />
geistige Eigentum schützen. Doch wenn<br />
Gerhards und seine Kollegen das Konzept<br />
des ZAL bei Führungen erklären,<br />
ZAL TechCenter<br />
sind die meisten Bedenken beseitigt.<br />
„Die Denkweise geht Richtung Silicon<br />
Valley“, sagt Gerhards. Momentan sind<br />
15 Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
als Mieter an Bord, für bis zu<br />
30 gibt es Kapazitäten.<br />
Wie ernst es der Industrie mit der gezielten<br />
Kooperation zur schnelleren Entwicklung<br />
marktreifer Produkte ist, zeigt<br />
unter anderem die Tatsache, dass Airbus<br />
seine Forschungsabteilung komplett ins<br />
ZAL verlegt hat. Ist das TechCenter also<br />
letztlich ein Forschungszentrum für den<br />
Flugzeugbauer? „Nein, das ist es nicht.<br />
Aber ohne Airbus würde das ZAL nicht<br />
funktionieren“, sagt Gerhards, der selbst<br />
Gegründet wurde das ZAL als öffentlich-private Partnerschaft bereits 2009,<br />
um Hamburgs Position als drittwichtigsten zivilen Luftfahrtstandort<br />
nach Seattle und Toulouse zu festigen. Die größten der insgesamt neun<br />
Gesellschafter sind mit einem Anteil von jeweils 20 Prozent die Hansestadt<br />
Hamburg, Airbus sowie Lufthansa Technik. 18 Prozent hält der Verein zur<br />
Förderung der Angewandten Luftfahrtforschung, in dem sich Industrieverbände<br />
und Luftfahrtzulieferer zusammengeschlossen haben. Mit dem<br />
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und vier Hamburger<br />
Hochschulen sind namhafte wissenschaftliche Einrichtungen beteiligt.<br />
76 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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15 Jahre in unterschiedlichen Positionen<br />
bei Airbus in Hamburg und Toulouse tätig<br />
war. Auch Lufthansa Technik verlegt<br />
einige ihrer Innovationsabteilungen ins<br />
ZAL, und Diehl Aerosystems baut in<br />
Hamburg ein neues Forschungs- und<br />
Entwicklungsteam auf.<br />
Seit Ende 2015 bietet das ZAL Tech-<br />
Center auf mehr als 25 000 Quadratmetern<br />
Nutzfläche hunderte Arbeitsplätze<br />
sowie Labore und Hangars. Momentan<br />
sind rund 250 Arbeitsplätze bezogen,<br />
Ende des Jahres sollen es 600 sein. Zu<br />
den Forschungsbereichen gehört natürlich<br />
auch eine der Hamburger Paradedisziplinen:<br />
Flugzeugkabinen. In einem 20<br />
Meter breiten und elf Meter hohen Teststand<br />
für Flugzeugrümpfe können beispielsweise<br />
neue Kabinenlayouts, aber<br />
auch Beleuchtungskonzepte und Ideen<br />
für eine schnellere Montage untersucht<br />
werden. „Hier sind Kabinengrößen bis<br />
zur A380 möglich“, so Gerhards.<br />
REALISTISCHE <strong>FLUG</strong>TESTS IN<br />
DER AKUSTIKKAMMER<br />
Auch neue Fertigungsmethoden wie der<br />
3D-Druck oder künftige Produktionsabläufe<br />
unter dem Schlagwort Industrie<br />
4.0 werden am ZAL erforscht. In der<br />
Halle, in der der Kabinenteststand steht,<br />
ist dafür eigens ein A320-Rumpf vorgesehen.<br />
Vor allem Airbus dürfte damit Erkenntnisse<br />
für die Steigerung der Produktionsrate<br />
der A320-Familie gewinnen.<br />
So sollen hier unter anderem kollaborative<br />
Roboter erprobt werden, die<br />
Seite an Seite mit Menschen arbeiten.<br />
Im Kabinen- und<br />
Fracht-Teststand<br />
können Rumpfquerschnitte<br />
installiert werden.<br />
Das Fuel Cell Lab des TechCenter ist für Brennstoffzellensysteme mit einer<br />
Leistung bis zu 250 Kilowatt elektrisch ausgelegt.<br />
Das Thema virtuelle Realität ist ein<br />
weiterer Forschungsschwerpunkt am<br />
TechCenter. Eine 5 mal 3,5 Meter große<br />
Leinwand in einem Präsentationsraum<br />
für rund 30 Personen ermöglicht mit relativ<br />
einfacher Technik den Einstieg in<br />
die neue Darstellungs- und Bearbeitungswelt<br />
für 3D-Konstruktionen. „Wir<br />
haben die Einstiegshürden bewusst niedrig<br />
gehalten, um für kleine Unternehmen,<br />
die bisher keine Erfahrungen mit<br />
virtueller Realität haben, attraktiv zu<br />
sein“, sagt Gerhards.<br />
Neben Flugzeugkabinen, Stromversorgungs-<br />
und Klimaanlagesystemen,<br />
Fertigungsmethoden und virtueller Realität<br />
stehen zwei weitere Schwerpunkte<br />
im Fokus. Im Brennstoffzellenlabor sollen<br />
branchenübergreifend zivile und sichere<br />
Nutzungsmöglichkeiten von Wasserstoff<br />
erforscht werden können – für<br />
die Luftfahrt, aber auch den öffentlichen<br />
Nahverkehr, die Schifffahrt und die Automobilbranche.<br />
Dafür stehen 1200<br />
Quadratmeter Fläche, ein großes Hallentor<br />
für die Anlieferung, ein Hallenkran,<br />
ein Hauskühlkreislauf sowie ein System<br />
zur Energierückeinspeisung zur Verfügung.<br />
Untersucht werden soll hier beispielsweise<br />
die Möglichkeit, die mit Kerosin<br />
betriebene Hilfsgasturbine von<br />
Flugzeugen durch eine Brennstoffzelle<br />
zu ersetzen. Sie könnte während des Fluges<br />
etwa die Bordküche und das Unterhaltungssystem<br />
mit Strom versorgen<br />
und dabei helfen, Treibstoff zu sparen.<br />
Direkt neben dem Brennstoffzellenlabor<br />
befindet sich eine der größten<br />
Akustikkammern Europas. Ein vereinfachtes<br />
Rumpfstück eines Airbus A320<br />
in Originalgröße findet darin Platz.<br />
„Hier sind akustische Flugtests unter realistischen<br />
Bedingungen möglich“, sagt<br />
Gerhards. Ein fahrbares System aus 128<br />
Lautsprechern simuliert dabei Fluggeräusche.<br />
Untersucht werden unter anderem<br />
leichtgewichtige Schallminderungskonzepte,<br />
eine verbesserte Innenakustik<br />
für eine höhere Sprachverständlichkeit<br />
in der Kabine sowie neue Simulationsund<br />
Messmethoden.<br />
Was das ZAL von anderen Forschungseinrichtungen<br />
wie Bauhaus Luftfahrt<br />
in München, EcoMaT in Bremen<br />
oder das CFK Nord in Stade unterscheidet?<br />
„Wir betrachten verschiedene Technologiefelder,<br />
wobei wir uns auf die angewandte<br />
Forschung konzentrieren. Wir<br />
sind sehr seriennah“, sagt Gerhards.<br />
Sein Ziel: Schon in drei bis fünf Jahren<br />
sollen die ersten im ZAL entwickelten<br />
Produkte ihren Weg in Passagierflugzeuge<br />
finden.<br />
FR<br />
ULRIKE EBNER<br />
Fotos: Ebner, Kunze/ReGe, Lindnerfotografie, ZAL<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 77
Berufe in der Luftfahrt<br />
Trotz aller Technik: Der Blick aus dem<br />
Fenster ist nach wie vor unabdingbar.<br />
In dieser Ausgabe<br />
ten begabt sein, insbesondere in Physik,<br />
sowie in logischem Denken und Geografie.<br />
Die Bereitschaft zu Schichtdienst<br />
und Wochenendarbeit sollte ebenfalls<br />
vorhanden sein – die Zentren des DWD<br />
sind rund um die Uhr besetzt.<br />
Die Fähigkeiten werden in einem ersten<br />
Eignungstest überprüft. Ist dieser bestanden,<br />
folgt ein Vorstellungsgespräch<br />
mit einem Auswahlkomitee des DWD.<br />
Denn auch von den Soft Skills her sollte<br />
ein Bewerber in das Team passen: Gera<br />
Flugwetterberater<br />
beim Deutschen<br />
Wetterdienst<br />
Wie wird die Sicht? Tobt möglicherweise<br />
ein Gewitter über<br />
dem Zielflughafen und erfordert<br />
eine Ausweichlandung? Oder muss<br />
für eventuelle Warteschleifen mehr<br />
Treibstoff getankt werden? All diese<br />
Fragen müssen die Piloten und Airlines<br />
in ihre täglichen Kalkulationen miteinbeziehen.<br />
Die Wettervorhersage bekommen<br />
sie standardisiert in knapper und<br />
präziser Form zur Verfügung gestellt. In<br />
Deutschland stammen diese Informationen<br />
vom Deutschen<br />
Wetterdienst (DWD).<br />
An fünf Standorten,<br />
den sogenannten Flugwetterberatungszentren,<br />
erstellen die Meteorologen<br />
die Flugwetterberichte.<br />
Deutschland ist<br />
damit in fünf Sektoren<br />
aufgeteilt: Nord,<br />
Süd, West, Ost und Mitte. Letzterer hat<br />
seinen Sitz in Frankfurt am Flughafen,<br />
wo 19 Wetterberater aus den Rohdaten<br />
Die Wetterfrösche<br />
Das Wetter hat einen großen Einfluss auf die Luftfahrt<br />
und die Flugdurchführung. Die Meteorologen des<br />
Deutschen Wetterdiensts stellen Piloten alle relevanten<br />
Informationen zur Verfügung. Doch nicht nur denen.<br />
der Wetterbeobachtung des DWD die<br />
Vorhersagen erstellen. Viel Erfahrung ist<br />
gefragt, um korrekte Prognosen zu treffen.<br />
Diese müssen vor allem die für die<br />
Luftfahrt wichtigen Kriterien wie Windrichtung<br />
und -geschwindigkeit, Wolkenart<br />
und -menge sowie Sichtweite möglichst<br />
präzise enthalten.<br />
Doch vor dieser anspruchsvollen<br />
Aufgabe stehen die Ausbildung und der<br />
Einstellungstest. Wer Meteorologe werden<br />
möchte, sollte in Naturwissenschaf<br />
In eine ausgeprägte Gewitterwolke<br />
sollte nach Möglichkeit<br />
nicht eingeflogen werden.<br />
Auswerten der<br />
Rohdaten aus der<br />
Wetterbeobachtung.<br />
78 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Voller Abkürzungen landet der<br />
Wetterbericht im Cockpit. Angefordert<br />
wird er über den Bordcomputer.<br />
Auf der Suche nach einer neuen<br />
Stelle im Luftfahrtbereich?<br />
Auf flugrevue.de finden Sie<br />
weitere aktuelle Angebote.<br />
de wenn bei einem bevorstehenden Unwetter<br />
die Telefone in der Beratungszentrale<br />
nicht mehr stillstehen, ist ein kollegiales<br />
Klima gefragt. Das finale Okay vor<br />
der Ausbildung kommt beim gesundheitlichen<br />
Eignungstest vom Amtsarzt.<br />
Der erste Teil der Ausbildung gleicht<br />
einem dualen Studium: In sechs Semestern<br />
studieren die angehenden Meteorologen<br />
an der Fachhochschule des Bundes<br />
in Brühl den Diplom-<br />
Studiengang Wetterdienst.<br />
Nebenher absolvieren sie zu<br />
gleichen Teilen Praktika an<br />
den Standorten des DWD in<br />
Langen und Fürstenfeldbruck.<br />
Nach der Laufbahnprüfung<br />
für die gehobene<br />
Beamtenlaufbahn beginnt<br />
für die Diplom-Meteorologen<br />
die Lizenzierungsphase,<br />
bestehend aus Fort- und<br />
Weiterbildungen, Einweisungen sowie<br />
Einsätzen im operationellen Betrieb.<br />
Diese wird mit dem Erhalt der Wetterberaterlizenz<br />
abgeschlossen. Von nun an<br />
können die Absolventen sowohl in der<br />
Wirtschaftssparte des DWD als auch als<br />
Flugwetterberater eingesetzt werden.<br />
Das Ressort entscheidet sich je nach Bedarf.<br />
Üblicherweise wird jedes Jahr drei<br />
Wochen lang im jeweils anderen Ressort<br />
gearbeitet, um die entsprechende Lizenz<br />
aufrechtzuerhalten. Ebenso gehören regelmäßige<br />
Fort- und Weiterbildungen<br />
zum Arbeitsleben der Meteorologen.<br />
DIE AUSBIL-<br />
DUNG DER<br />
METEOROLO-<br />
GEN ÄHNELT<br />
EINEM DUALEN<br />
STUDIUM.<br />
Die tägliche Arbeit besteht aus dem<br />
Erstellen der Wettervorhersagen, welche<br />
Verkehrspiloten sich im Cockpit ausdrucken<br />
können, und speziell auf die Bedürfnisse<br />
von Privat- und Segelflugpiloten<br />
ausgerichtete Wetterberichte. Auch<br />
für Ballonfahrer gibt es eigene Berichte.<br />
Beratende Tätigkeiten gehören auch zum<br />
Job: Die Wetterberatung für Privatpiloten<br />
per Hotline wird ebenfalls von den<br />
Meteorologen geleistet.<br />
Die Bezahlung folgt dabei den Richtlinien<br />
der gehobenen Beamtenlaufbahn.<br />
Nicht vergessen werden darf, dass die<br />
Arbeit der Meteorologen in verantwortungsvolle<br />
Entscheidungen fließt. FR<br />
MAX KÜHNL<br />
Für eine präzise Vorhersage<br />
braucht es Erfahrung<br />
und Austausch.<br />
Fotos: DWD, Christian Winter<br />
www.flugrevue.de
Raumfahrt<br />
Erdbeobachtungssatelliten<br />
Daten, die<br />
die Welt<br />
retten<br />
Sentinel-1B ist wie<br />
sein Zwilling 1A mit einer<br />
zwölf Meter langen<br />
Radarantenne ausgestattet.<br />
Europa baut ein weltweit einzigartiges System von<br />
Umweltsatelliten auf. Sie helfen nicht nur, den<br />
Klimawandel nachzuvollziehen, sondern überwachen<br />
auch Infrastrukturprojekte und Feinstaubwerte.<br />
Wer Ende April den Start des<br />
Umweltsatelliten Sentinel-1B<br />
vom Weltraumbahnhof Kourou<br />
verfolgte, bekam das Gefühl, dass es<br />
wesentlich schwieriger ist, unbemannte<br />
Satelliten ins All zu schießen als Astronauten<br />
zur Internationalen Raumstation:<br />
Wieder und wieder wurde der Start verschoben,<br />
mal passte das Wetter nicht,<br />
mal gab es technische Probleme. Aber<br />
als Sentinel-1B endlich in seiner Umlaufbahn<br />
angekommen war, konnte ihn<br />
nichts mehr bremsen: Schon zwei Stunden,<br />
nachdem die ESA-Verantwortlichen<br />
das Radar eingeschaltet hatten, schickte<br />
er das erste Bild: eine Revolution!<br />
Zwei Tage nach dem ersehnten Start<br />
von Sentinel-1B sitzt Robert Meisner im<br />
Erdbeobachtungszentrum der europäischen<br />
Raumfahrtagentur ESA im italienischen<br />
Frascati über diesem ersten Bild,<br />
das man sich nicht wie ein Foto vorstellen<br />
darf. Es ist ein schwarzweißes Radarbild,<br />
das einiger Bearbeitung bedarf,<br />
bevor Laien etwas darauf erkennen können.<br />
25 000 mal 60 000 Pixel, das Datenpaket<br />
aus dem Orbit ist mit 1,5 Gigabyte<br />
nicht gerade klein. „Schon nach zwei<br />
Stunden war es da, das ist ein Rekord<br />
für einen Radarsatelliten“, jubelt Meisner,<br />
Fernerkundler und Kommunikationsverantwortlicher<br />
der Erdbeobachtungsprogramme<br />
der ESA. Beim<br />
Schwestersatelliten Sentinel-1A habe<br />
man Wochen auf das erste Bild warten<br />
müssen. Zusammen umkreisen die beiden<br />
Satelliten die Erde in 700 Kilometern<br />
Höhe. Auch wenn sie deutlich kleiner<br />
sind als ihr Vorgänger Envisat – ein<br />
Brocken von acht Tonnen mit den Maßen<br />
eines Lkw und damals Europas einziger<br />
Umweltsatellit, zu dem 2012 plötzlich<br />
der Kontakt abbrach –, sind die Satelliten<br />
der Sentinel-Missionen auch<br />
nicht ganz zart: 2,3 Tonnen wiegt 1B<br />
und ist mit einem zwölf Meter langen<br />
Radar und zwei zehn Meter langen Solarflügeln<br />
ausgestattet. Zusammen sollen<br />
die beiden Satelliten pro Tag mehr als<br />
zehn Terabyte Daten produzieren.<br />
SENTINEL-1 BLICKT DURCH<br />
WOLKEN UND DUNKELHEIT<br />
Die Radarbilder haben den Haken, dass<br />
man sie nicht ganz so einfach interpretieren<br />
kann wie Fotos. Dafür hat die<br />
Technik andere Vorteile: Radar ist unabhängig<br />
vom Licht – es funktioniert auch<br />
bei Dunkelheit, Wolken oder Regen. Zudem<br />
sind die Radarbilder der Sentinel-<br />
Satelliten millimetergenau in Bezug auf<br />
Höhenunterschiede. So konnte beispielsweise<br />
sowohl die Absenkung von Venedig<br />
als auch die der Berliner U-Bahn aus<br />
dem All recht exakt und frühzeitig erkannt<br />
werden. Auch die Folgen des Erdbebens<br />
in Chile haben die Satelliten ver-<br />
80 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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messen. Und dass sich die Erde in Folge<br />
der Fukushima-Katastrophe an manchen<br />
Stellen um bis zu zwei Meter in die Höhe<br />
verschoben hat, weiß man ebenfalls<br />
dank Satellitendaten sehr genau.<br />
Meisner bearbeitet die Radardaten<br />
und setzt sie zu einem großen Bild zusammen:<br />
Das norwegische Inselarchipel<br />
Spitzbergen im Arktischen Ozean wird<br />
sichtbar, deutlich ist ein Gletscher darauf<br />
zu erkennen. Nun ist aus dem grauen<br />
Radarbild ein ansehnliches Bild geworden,<br />
mit dem die ESA im Internet für<br />
ihr Programm werben kann. In der Tat<br />
ist ein bisschen Marketing wohl nicht<br />
schlecht: Schließlich kostet das gesamte<br />
Copernicus-Programm zwischen 2014<br />
und 2020 etwa 4,3 Milliarden Euro. In<br />
dessen Rahmen starten insgesamt sechs<br />
Sentinel-Missionen als Gemeinschaftsprojekt<br />
der ESA und der Europäischen<br />
Kommission (siehe Infokasten).<br />
VORHERSAGEN BIS AUF DIE<br />
EBENE EINZELNER STRASSEN<br />
Das Versprechen im Gegenzug: Informationen,<br />
die die Welt retten! Das ist<br />
durchaus ernst gemeint, schließlich kann<br />
man den Start der Erdbeobachtung aus<br />
dem All in großem Stil unter anderem<br />
als Folge des gestiegenen Umweltbewusstseins<br />
der 70er Jahre betrachten.<br />
Heute bewahrheiten oder berichtigen die<br />
Satellitendaten beispielsweise die Vorhersagen<br />
der Klimaforschung: Liegen die<br />
Modelle richtig? Nicht immer, wie durchaus<br />
Besorgnis erregende Messungen in<br />
jüngster Zeit ergaben. So schmilzt das<br />
Meereis in der Arktis viel schneller als<br />
gedacht. Die Hoffnung: Mit diesen Daten,<br />
die verschiedene Dienste auswerten<br />
und beispielsweise auf Karten sichtbar<br />
machen, könne das Umweltbewusstsein<br />
der Menschen besser erreicht werden als<br />
mittels abstrakter Computermodelle.<br />
Als eines der nächsten Ziele haben<br />
sich die Fernerkundler die Konzentration<br />
von Gasen wie Ozon vorgenommen.<br />
„Mit modernen Methoden können wir<br />
Dieses Bild von Sentinel-2A<br />
zeigt Bahrein (rechts) und Teile<br />
des östlichen Saudi-Arabien.<br />
das ‚böse‘ Ozon auf dem Boden vom<br />
‚guten‘ der Atmosphäre unterscheiden“,<br />
sagt Meisner. Damit lässt sich nicht nur<br />
zeigen, wie effektiv das Ozon unsere Atmosphäre<br />
schützt, sondern auch, in welchen<br />
Städten Menschen besonders von<br />
belasteter Luft umgeben sind. Auch<br />
Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und<br />
Feinstaubpartikel wollen die Beobachter<br />
in möglichst hoher Auflösung dingfest<br />
machen. Noch ist das nur auf Stadt-Ebe-<br />
Erdbeben in Chile auf dem Radar:<br />
Das Regenbogenmuster zeigt, wie<br />
sich die Oberfläche verschoben hat.<br />
Fotos: Copernicus Sentinel data (2015)/ESA, ESA/Pierre Carril<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 81
Raumfahrt<br />
Erdbeobachtungssatelliten<br />
Der jüngste Spross der Sentinel-Familie, Sentinel-1B, wurde am 25. April<br />
<strong>2016</strong> von Kourou aus mit einer Sojus-Rakete in den Orbit befördert.<br />
Aufnahmen von Sentinel-1A von November 2014 bis April <strong>2016</strong> zeigen<br />
Bodenhebung (blau) und -senkung (rot) im Nordosten der Niederlande.<br />
ne möglich, mit dem Start von Sentinel-<br />
5P im Herbst dieses Jahres soll die Auflösung<br />
aber deutlich verbessert werden,<br />
sodass Vorhersagen sogar für einzelne<br />
Straßenzüge getroffen werden können.<br />
So kann man nicht nur Städter warnen,<br />
sondern auch überprüfen, ob entsprechende<br />
Grenzwerte eingehalten werden.<br />
Aber auch die langfristige Beobachtung<br />
verschiedenster Daten ist interessant,<br />
um Trends in der Klimaveränderung<br />
zu erkennen: So können die Satelliten<br />
auch die Bodenfeuchtigkeit sowie die<br />
dortigen Temperaturen sehr genau erfassen.<br />
Auch diese Werte verändern sich<br />
mit dem Klimawandel und können frühe<br />
Anzeichen sein, wenn sie über lange Zeit<br />
verglichen werden. Die beiden Sentinel-<br />
1-Satelliten umkreisen die Erde an entgegengesetzten<br />
Punkten jeweils in etwas<br />
weniger als zwei Stunden. Da sich unter<br />
ihnen die Erde ebenfalls dreht, sind die<br />
Bahnen zueinander versetzt, sodass stets<br />
nach zwölf Tagen dasselbe Gebiet erneut<br />
überflogen wird. Die beiden Satelliten<br />
sind baugleich und liefern dieselben Daten<br />
– nur zeitversetzt: „So kriege ich alle<br />
sechs Tage die gesamte Erde abgebildet“,<br />
sagt Meisner.<br />
DIE DATEN STEHEN ALLEN FREI<br />
ZUR VERFÜGUNG<br />
Wichtig ist das auch für die Schifffahrt,<br />
da die Satelliten die Bewegungen von<br />
Eisbergen beobachten. In Kombination<br />
mit Daten von Wettersatelliten werden<br />
die Bedingungen für die Schifffahrt<br />
ebenso wie für die Luftfahrt berechnet.<br />
Eine noch essenziellere Bedeutung für<br />
das Leben auf der Erde haben die Vorhersagen<br />
für die Getreideernte: Viele Felder<br />
sind heutzutage so groß, dass man sie<br />
kaum vom Boden aus überblicken kann.<br />
Dazu kommen schwer zugängliche Gebiete<br />
– sei es aufgrund der geografischen<br />
Lage oder aufgrund von Krisen. Weil Satelliten<br />
dasselbe Gebiet immer wieder<br />
überfliegen, erkennen sie schon kleinste<br />
Veränderungen schnell: Sind die Pflanzen<br />
nicht gesund? Ist der Boden zu trocken?<br />
In Kombination mit den Daten<br />
von Wettersatelliten kann so eine genaue<br />
Prognose beispielsweise der Weizenernte<br />
erstellt und entsprechend vorgesorgt<br />
werden, falls es droht, knapp zu werden.<br />
Nicht zuletzt sind die Daten für die<br />
Stadtplanung interessant: Ist die Straße<br />
fertig geteert? Dank einer Auflösung von<br />
82 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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Bisherige und geplante Copernicus-Missionen<br />
Sentinel-1: Radarinstrumente. Schwerpunkt sind hochaufgelöste Bilder von Land- und<br />
Ozeanoberflächen. Der erste Satellit ist seit April 2014 im Orbit, der zweite seit April <strong>2016</strong>.<br />
Sentinel-2: optisches Instrument mit 13 Spektralkanälen. Ziel sind hochaufgelöste Bilder der<br />
Land- und Ozeanoberflächen. Der erste Satellit ist im Juni 2015 gestartet, der Start von Sentinel-<br />
2B ist für April 2017 geplant.<br />
Sentinel-3: verschiedene Instrumente, unter anderem ein optisches Instrument mit 21 Spektralkanälen<br />
und mittlerer Auflösung sowie ein Radiometer mit neun Spektralkanälen, die auch<br />
den Infrarotbereich abdecken. Der erste Satellit ist im Februar <strong>2016</strong> gestartet, der zweite soll<br />
Ende 2017 starten.<br />
Sentinel-4: Spektrometer im ultravioletten, sichtbaren und nah-infraroten Bereich. Ziel ist die<br />
kontinuierliche Überwachung von Spurengasen in der Atmosphäre. Die Instrumente werden auf<br />
Meteosat-Satelliten platziert und sollen 2021 starten.<br />
Sentinel-1B vor dem Start auf der<br />
Fregat-Oberstufe der Sojus.<br />
Sentinel-5: Spektrometer im ultravioletten, sichtbaren und nah- und kurzwelligen Infrarot-<br />
Bereich. Ziel ist die globale Überwachung von Spurengasen und Aerosolen in der Atmosphäre.<br />
Die Instrumente werden auf Meteosat-Satelliten platziert und sollen 2020 starten.<br />
Sentinel-5 Precursor: ein eigenständiger Satellit, der die Überwachung von Spurengasen mit<br />
ähnlichen Instrumenten schon vor dem Start von Sentinel-5 ermöglicht. Der Start ist für Ende<br />
<strong>2016</strong> geplant.<br />
Sentinel-6: Der Satellitenaltimeter im polaren Orbit ermöglicht die tidenfreie Messung des<br />
Meeresspiegels. Der Start ist für Ende 2020 geplant.<br />
Fotos: ESA, modified Copernicus Sentinel data (2014-16)<br />
einem Meter pro Pixel kann man das tatsächlich<br />
vom Orbit aus beurteilen. Was<br />
auf den ersten Blick absurd klingt – eine<br />
Straße kann man schließlich auch mit<br />
dem Auto erreichen –, hat ernste Hintergründe:<br />
Die EU fördert Straßenbau in<br />
der Ukraine, die Weltbank hat Infrastrukturprojekte<br />
auf der ganzen Welt.<br />
Da ist es einfacher und kostengünstiger,<br />
via Satellit zu schauen, ob diese so<br />
voranschreiten wie vereinbart, als jemanden<br />
auf Weltreise zu schicken. Satellitendaten<br />
können auch auf Mineralienvorkommen<br />
hinweisen. Aus der Geologie<br />
des Untergrundes kann man Rückschlüsse<br />
auf mögliche Vorkommen<br />
ziehen. Das spart teure Reisen von Exper<br />
ten, die nun entsprechende seismische<br />
Untersuchungen nur noch aufgrund<br />
eines begründeten Verdachts machen.<br />
Das alles ist einleuchtend. Nur wieso<br />
braucht Europa überhaupt ein eigenes,<br />
derart umfangreiches Umweltsatellitenprogramm?<br />
Kann man nicht auf die Daten<br />
anderer Länder zurückgreifen? Robert<br />
Meisners Antwort ist denkbar einfach:<br />
weil es einzigartig ist! „Es ist das<br />
umfangreichste Erdbeobachtungsprogramm<br />
der Welt.“ Lediglich der US-amerikanische<br />
Landsat-Satellit sei vergleichbar<br />
mit Sentinel-2, „aber das ist nur einer“.<br />
Auch die Menge an Daten, die frei<br />
für alle zur Verfügung gestellt werden,<br />
ist weltweit einzigartig. „Das ist auch ein<br />
Input für die Wirtschaft und die Forschung“,<br />
sagt Meisner.<br />
Wer das Gefühl hat, vom Stichwort<br />
„Copernicus“ schon ein halbes Leben<br />
lang begleitet zu werden, lange ohne davon<br />
etwas Neues gehört zu haben, liegt<br />
übrigens gar nicht so falsch: „1997 wurde<br />
die Idee bei einem Treffen am Lago<br />
Maggiore geboren“, erinnert sich Meisner.<br />
Was hat seither so lange gedauert?<br />
„Im Jahr zwei Satelliten ins All zu schicken,<br />
von denen jeder mehrere Millionen<br />
kostet, das ist einfach ein langer<br />
Weg.“ Man könnte sagen: Was lange<br />
währt, wird endlich gut. Und das passt<br />
auch ein bisschen zur Natur der Umweltsatelliten:<br />
Sie sind nur mit bewährter<br />
Technologie unterwegs und vor allem<br />
auf zuverlässige Ergebnisse und eine lange<br />
Haltbarkeit ausgelegt – im Gegensatz<br />
zu den wissenschaftlichen Satelliten wie<br />
Cryosat, die hauptsächlich Neues ausprobieren.<br />
So soll Cryosat die Dicke des<br />
Polareises messen. Bisher wird lediglich<br />
die Ausbreitung bestimmt, wobei das<br />
Volumen natürlich viel aussagekräftiger<br />
ist. „Wir testen ein neues Verfahren und<br />
wollen rausbekommen, ob das überhaupt<br />
geht“, sagt Meisner. Bei den Umweltsatelliten<br />
hingegen weiß man, was<br />
man hat.<br />
FR<br />
EVA WOLFANGEL<br />
Das erste Bild von Sentinel-1B zeigt das<br />
Spitzbergen-Archipel (links).<br />
Envisat ist der Vorläufer der Sentinel-<br />
Satelliten. Er war bis 2012 in Betrieb.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 83
News RAUMFAHRT<br />
NEUE RUSSISCHE RAUMKAPSEL<br />
Federazija soll 2021 erstmals starten<br />
Foto: Roskosmos<br />
Im Juni wurde beim Raumfahrtkonzern Energija in Koroljow<br />
bei Moskau die Struktur des neuen russischen<br />
Raumschiffs vorgestellt. Die Kapsel Federazija (Föderation)<br />
wird im Auftrag der Raumfahrtagentur Roskosmos<br />
seit 20<strong>08</strong> von Energija als Nachfolger der Sojus für die Jahrzehnte<br />
ab 2020 entwickelt. Die Schwerlastrakete Angara 5<br />
soll das unbemannte Raumschiff 2021 vom Kosmodrom<br />
Wostotschny an der Grenze zu China zum ersten Mal starten.<br />
2023 soll Federazija erstmals mit einer Crew abheben.<br />
Mit einem maximalen Außendurchmesser von 4,5 Metern<br />
und einer Höhe von etwa 3,5 Metern bietet die Kapsel Platz<br />
für vier Kosmonautensitze und viel Stauraum für lebenswichtige<br />
Güter. Die Masse für Reisen zum Mond beträgt mit<br />
dem Antriebsblock 20 Tonnen.<br />
Indien testet Mini-Space-Shuttle<br />
Ein Modell des RLV-TD (Reusable Launch Vehicle - Technology Demonstrator) ist am<br />
23. Mai von der indischen Insel Sriharikota erfolgreich an Bord einer HS9-Feststoffrakete zum<br />
ersten Testflug gestartet. Der 6,5 Meter lange und etwa 1,75 Tonnen schwere Raumgleiter<br />
mit Deltaflügeln erreichte eine Höhe von etwa 65 Kilometern und landete nach rund 770<br />
Sekunden im Golf von Bengalen. Er wurde nicht geborgen. Die indische Raumfahrtagentur<br />
ISRO will das wiederverwendbare Shuttle in den kommenden zehn Jahren zur Einsatzreife<br />
bringen und später als erste Stufe einer geplanten zweistufigen Trägerrakete verwenden.<br />
Foto: ISRO<br />
Foto: ESA<br />
Crew-Wechsel auf der ISS<br />
Der britische ESA-Astronaut Tim Peake (Bild), NASA-Astronaut Tim Kopra<br />
und der russische Kosmonaut Juri Malentschenko sind nach sechs Monaten<br />
auf der ISS am 18. Juni zur Erde zurückgekehrt. Peake wurde anschließend<br />
in Köln in der DLR-Forschungsanlage „:envihab“ und im Europäischen Astronautenzentrum<br />
untersucht. Anfang Juli starteten der Russe Anatoli Iwanischin,<br />
der Japaner Takuya Onishi und die Amerikanerin Kate Rubins zur ISS.<br />
84 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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LISA Pathfinder<br />
übertrifft Erwartung<br />
Foto: ESA/C. Carreau<br />
Die ersten Ergebnisse der europäischen<br />
Satellitenmission zeigen, dass die zwei<br />
Testmassen an Bord von LISA Pathfinder<br />
frei im Weltall fallen und nur dem Einfluss<br />
der Schwerkraft unterliegen. Die Würfel<br />
mit einer Kantenlänge von 46 Millimetern<br />
sind nach Angaben der ESA fünfmal besser<br />
vor äußeren Störkräften geschützt als ursprünglich<br />
erwartet. LISA Pathfinder ist im<br />
Dezember 2015 gestartet und dient als<br />
Technologiedemonstrator für ein künftiges<br />
Gravitationswellen-Observatorium im All.<br />
Höhere Nutzlast<br />
Die Ariane 5 ECA stellte bei ihrem jüngsten<br />
Start am 18. Juni einen neuen Rekord<br />
auf: Mit 10 730 Kilogramm lag die Nutzlast<br />
rund 700 Kilogramm über dem, was bisher<br />
üblich war. Die europäische Trägerrakete<br />
beförderte vom Weltraumbahnhof Kourou<br />
aus die beiden Telekommunikationssatelliten<br />
EchoStar XVIII und BRIsat in einen geostationären<br />
Transferorbit. Es war der insgesamt<br />
230. Start einer Ariane-Rakete und<br />
der fünfte in diesem Jahr. Im Herbst soll<br />
die Ariane 5 erstmals vier Galileo-Satelliten<br />
gleichzeitig ins All bringen. Bis 2018 ist<br />
eine weitere Erhöhung der Nutzlast um<br />
200 Kilogramm geplant.<br />
Foto: Arianespace<br />
Juno nimmt den<br />
Gasriesen Jupiter<br />
unter die Lupe<br />
Die NASA-Sonde Juno hat am 4. Juli<br />
nach einer rund fünf Jahre dauernden<br />
Reise den größten Planeten unseres<br />
Sonnensystems erreicht. Die mit Solarenergie<br />
angetriebene Sonde soll Erkenntnisse<br />
über Jupiters Ursprung,<br />
Struktur, Atmosphäre und Magnetosphäre<br />
liefern. Geplant sind 37 Umrundungen<br />
innerhalb eines Jahres in einer<br />
Höhe von etwa 4700 Kilometern.<br />
Foto: NASA/JPL-Caltech<br />
Foto: Blue Origin<br />
Foto: SpaceX<br />
New Shepard landet zum vierten Mal<br />
Die Suborbitalrakete des US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens Blue Origin hat am<br />
20. Juni ihren vierten Testflug erfolgreich absolviert. New Shepard erreichte eine Höhe von<br />
101 Kilometern und landete sieben Minuten und 20 Sekunden nach dem Start senkrecht auf<br />
dem firmeneigenen Testgelände nahe Van Horn in West-Texas. Bei dem Testflug wurde<br />
zudem die Redundanz des Landesystems der Raumkapsel erprobt. Dabei wurden nur zwei<br />
der insgesamt drei Hauptfallschirme eingesetzt. Dennoch legte die Kapsel nach Angaben des<br />
Unternehmens eine Bilderbuchlandung hin. Laut Blue-Origin-Chef Jeff Bezos könnten 2017<br />
die ersten bemannten Flüge stattfinden. Die Firma des Amazon-Gründers will von 2018 an<br />
Suborbitalflüge für Weltraumtouristen anbieten.<br />
Falcon 9 explodiert<br />
bei Landeversuch<br />
Die US-Raumfahrtfirma SpaceX musste<br />
nach drei erfolgreichen Landungen der<br />
Falcon-9-Erststufe im Atlantik einen Rückschlag<br />
hinnehmen. Am 15. Juni setzte die<br />
erste Stufe zu hart auf der schwimmenden<br />
Plattform auf und explodierte. Offenbar<br />
hatte eines der drei Landetriebwerke zu<br />
wenig Schub geliefert. Erfolgreich war dagegen<br />
die eigentliche Mission: Zwei Telekommunikationssatelliten<br />
von Eutelsat und<br />
ABS wurden in eine geostationäre Transferbahn<br />
befördert. SpaceX will im Herbst<br />
erstmals eine Erststufe wiederverwenden.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 85
Service MODELLE<br />
[ 1 ]<br />
[ 3 ]<br />
[ 4 ]<br />
[ 2 ]<br />
Herpa<br />
Luftwaffe Mikoyan MiG-29G<br />
[ 1 ] „Fulcrum“, 1./JG 73 „Steinhoff“,<br />
Abschiedslackierung 2003.<br />
Die von den Luftstreitkräften der<br />
Nationalen Volksarmee übernom -<br />
menen MiG-29-Jagdflugzeuge<br />
fanden eine neue Heimat im reaktivierten<br />
Jagdgeschwader 73.<br />
Im Sommer 2001 erhielt die<br />
29+20 diesen einzigartigen Sonderanstrich;<br />
2004 wurde sie,<br />
nach wie vor in Deutschlandfarben,<br />
wie alle MiG-29 an die polnische<br />
Luftwaffe abgegeben.<br />
Das Modell liegt schwer in der<br />
Hand und besticht durch Detailgenauigkeit<br />
wie die abnehmbare<br />
Bewaffnung, das hinter Klappen<br />
zu verstauende Fahrwerk, die bewegliche<br />
Luftbremse und bewegliche<br />
Seitenruder. Filigrane<br />
Applikationen am Rumpf runden<br />
den hochwertigen Eindruck ab<br />
(Art.-Nr. 580021, WINGS-Collection,<br />
109,95 Euro)<br />
Russian Air Force Suchoi Su-<br />
27 [ 2 ], 4th Combat and Conversion<br />
Center (4 TsBP I PLS) „Lipetsk<br />
Shark“. Herpa startet die<br />
neue 1:72-Military-Serie mit dem<br />
Modell der Su-27, das einen guten<br />
Eindruck von Größe und Robustheit<br />
des Originals vermittelt.<br />
Es ist genauso schön gestaltet<br />
wie die MiG-29 im selben Maßstab,<br />
die dagegen fast zierlich<br />
wirkt (Art.-Nr. 580007 WINGS-<br />
Collection, 119,95 Euro).<br />
Display Stand [ 3 ] Die 1:72-Modelle<br />
kommen auf diesem Standfuß<br />
bestens zur Geltung (Art.-Nr.<br />
580106, WINGS-Collection 11,95<br />
Euro).<br />
Hobby Boss<br />
Das neue Modell der Hawk T<br />
MK.127 [ 4 ] im Maßstab 1:48<br />
besteht aus über 180 Spritzguss-<br />
Formteilen zum Zusammenkleben.<br />
Für die Lackierung stehen<br />
vier verschiedene Möglichkeiten<br />
zur Wahl, entsprechende Abziehbilder<br />
liegen bei. Zudem kann die<br />
Bewaffnung variiert werden<br />
(Art.-Nr. 81736. 34,99 Euro).<br />
Take Off – The Flight Simulator<br />
Der für Simulationsspiele bekannte Publisher Astragon<br />
Entertainment hat das Mobilgerätespiel „Take Off – The Flight<br />
Simulator“ herausgebracht, das über den Apple App Store und<br />
auf Google Play erhältlich ist. Für 2,99 Euro erhält der Spieler ein<br />
digitales Flugerlebnis, in dem er 14 verschiedene Flugzeuge vom<br />
kleinen einmotorigen Leichtflugzeug bis hin zum großen Jumbo-Jet<br />
auf Hawaii und 21 Flughäfen namhafter Metropolen in der ganzen<br />
Welt landen kann. Dieser Umfang schlägt mit 1,1 GB benötigtem<br />
Speicherplatz zu Buche. Leider wurde das mittlerweile übliche Modell<br />
der In-Game-Währung gegen Echtgeld übernommen, mit dem<br />
der Spieler schnellere Spielfortschritte erkaufen kann. Textfenster<br />
führen durch die Kampagne und geben eine schrittweise Einführung.<br />
Fortgeschrittene Nutzer dürfte das aber durchaus langweilen,<br />
da sie sich nicht überspringen lassen und man größere Flugzeuge<br />
erst freispielen muss, was lange dauern kann. Dieses Modell der<br />
Progression verleitet weniger zu einer schnellen Spielerunde zwischendurch.<br />
Zwar gibt es Missionen, die jeweils eine kleine motivierende<br />
Rahmenhandlung erzählen, das ändert aber meist wenig an<br />
der Spielmechanik. Abwechslungen bieten beispielsweise Ausfälle<br />
an der Steueranlage, denn die fordern heraus. Das Spiel gefällt mit<br />
schönen Wassereffekten, vielen dynamischen Kameraperspektiven<br />
inklusive detaillierter Cockpits und einem Management-Modus für<br />
die eigene Airline. Ärgerlich ist der irreführende Titel: Das Spiel<br />
fühlt sich eher arcadig und weniger wie eine Simulation an, da<br />
auch kein ausgefeiltes Flugmodell zum Tragen kommt.<br />
86 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Foto: Dornier Museum<br />
Die Do-Days beim Dornier-Museum in Friedrichshafen finden dieses<br />
Jahr am 13. und 14. August statt. Es werden wieder zahlreiche Gastflugzeuge<br />
erwartet. Infos unter Tel. +49 7541 4873611 oder im Internet unter<br />
www.dorniermuseum.de.<br />
• 16. – 17.7.<strong>2016</strong><br />
Flugplatzfest Güttin/Rügen<br />
Tel.: +49 38306 1289,<br />
www.flugplatz-ruegen.de<br />
• 22. – 24.7.<strong>2016</strong><br />
Sunderland International<br />
Airshow, Sunderland Seafront,<br />
Großbritannien<br />
www.sunderland.gov.co.uk/index.<br />
aspx?articleid=6454<br />
• 23. – 24.7.<strong>2016</strong><br />
Bray Air Spectacular,<br />
Bray Seafront, Irland<br />
www.brayairdisplay.com<br />
• 23. – 24.7.<strong>2016</strong><br />
Croatian International Airshow,<br />
Varazdin Airport, Kroatien<br />
www.airshow-varazdin.com<br />
• 23. – 24.7.<strong>2016</strong><br />
Felixstowe Carnival and Airshow<br />
www.felixstowecarnival.org<br />
• 24.7.<strong>2016</strong><br />
Flugplatzfest mit<br />
Oldtimertreffen, Illertissen<br />
E-Mail: philippvc@freenet.de,<br />
Tel.: 0171/7975<strong>08</strong>3<br />
• 24.7.<strong>2016</strong><br />
Festival Aéreo Gijon,<br />
San Lorenzo, Gijon, Spanien<br />
www.festivalaereogijon.com<br />
• 24. – 30.7.<strong>2016</strong><br />
Classic Aircraft Meeting,<br />
Härjedalen, Schweden<br />
www.vemdaleninfo.se/hedlanda<br />
• 25. – 31.7.<strong>2016</strong><br />
EAA AirVenture,<br />
Oshkosh, Wisconsin, USA<br />
EAA Aviation Center,<br />
Tel.: +1 9204264800,<br />
E-Mail: convention@eaa.org,<br />
www.airventure.org<br />
• 28.7.<strong>2016</strong><br />
Culdrose Air Day<br />
Tel.: +44 1326 552679, www.royalnavy.mod.uk/news-and-latest-activity/<br />
features/culdrose-air-day-<strong>2016</strong>-holding<br />
• 30. – 31.7.<strong>2016</strong><br />
Arctic Thunder Airshow <strong>2016</strong>,<br />
Elmendorf AFB, Alaska, USA<br />
www.alaskaairshow.org<br />
• 30. – 31.7.<strong>2016</strong><br />
Old Buckenham Airshow,<br />
Großbritannien<br />
Tel.: +44 1953/86<strong>08</strong>06,<br />
www.oldbuckenhamairshow.co.uk<br />
• 31.7.<strong>2016</strong><br />
Flugplatzfest, Günzburg<br />
60. Jubiläum Flugplatz Günzburg,<br />
Luftsportverein Günzburg,<br />
Tel.: +49 8221 4336,<br />
E-Mail: info@lsvgz.de, www.lsvgz.de<br />
• 5. – 6.8.<strong>2016</strong><br />
Zigermeet <strong>2016</strong>, Mollis, Schweiz<br />
www.zigermeet.ch<br />
• 6.8.<strong>2016</strong><br />
East Kirkby Airshow,<br />
Lincolnshire, Großbritannien<br />
Tel.: +44 1790/763207,<br />
www.linksaviation.co.uk<br />
• 7.8.<strong>2016</strong><br />
Shuttleworth Edwardian<br />
Pageant Airshow, Old Warden,<br />
Großbritannien<br />
Tel.: +44 1767 627927,<br />
www.shuttleworth.org<br />
• 7. – 8.8.<strong>2016</strong><br />
Blackpool Airshow, Blackpool<br />
Seafront, Großbritannien<br />
Tel.: +44 1253 47822, www.visitblackpool.com/blackpool-airshow<br />
• 11. – 14.8.<strong>2016</strong><br />
Airbourne: Eastbourne International<br />
Airshow, Großbritannien<br />
www.visiteastbourne.com/airbourne/<br />
• 12. – 14.8.<strong>2016</strong><br />
Flugtage Bautzen<br />
E-Mail: info@flugtage-bautzen.de<br />
www.flugtage-bautzen.de<br />
• 12. – 14.8.<strong>2016</strong><br />
International Airshow,<br />
Abbotsford, Kanada<br />
www.abbotsfordairshow.com/<br />
• 13. – 14.8.<strong>2016</strong><br />
Red Bull Air Race,<br />
Ascot, Großbritannien<br />
www.redbullairrace.com<br />
• 13. – 14.8.<strong>2016</strong><br />
International Oldtimer-Fly-in,<br />
Schaffen-Diest, Belgien<br />
www.flyin.dac.be<br />
• 13. – 14.8.<strong>2016</strong><br />
An-2-Meeting, Gera-Leumnitz<br />
Tel.: +49 365 24222 ,<br />
E-Mail: info@an-2-meeting.de,<br />
www.an-2-meeting.com/<br />
• 18. – 21.8.<strong>2016</strong><br />
Bournemouth Air Festival,<br />
Bournemouth Seafront,<br />
Großbritannien<br />
www.bournemouthair.co.uk<br />
• 19. – 21.8.<strong>2016</strong><br />
Flugtage Soest und Fly-in,<br />
Flugplatz Soest/Bad Sassendorf<br />
Flugsportgemeinschaft Soest,<br />
Tel.: +49 2927 340, E-Mail:<br />
info@flugplatz-soest.de,<br />
www.flugtage-soest.de<br />
Impressum<br />
Vereinigt mit <strong>FLUG</strong>WELT INTERNATIONAL, WELTLUFTFAHRT<br />
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(Hrsg: FREUNDESKREIS LUFTWAFFE e.V.) ISSN 0015-4547<br />
Redaktion <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart, E-Mail:<br />
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Paul Pietsch †, Michael Pfeiffer Stellv. Chefredakteur (verant. i. S. d.<br />
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Luftfahrt zum Kombipreis mit rund 15 % Preisvorteil. Jahrespreis für<br />
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www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 87
Nachbrenner<br />
SOLAR IMPULSE 2<br />
Atlantikpionier<br />
Nach dem Pazifik hat das Schweizer<br />
Solarflugzeug Si2 auch den Atlantik<br />
bezwungen. Die Vollendung der Weltumrundung<br />
rückt damit näher.<br />
Von KARL SCHWARZ;<br />
P<br />
Fotos: SOLAR IMPULSE / REVILLARD<br />
ioniere wie Charles Lindbergh und Christoph<br />
Kolumbus kamen Bertrand Piccard<br />
(links) in den Sinn, nachdem er am 23. Juni<br />
die Atlantiküberquerung mit der Solar Impulse 2 geschafft<br />
hatte. Nur mit der Energie der Sonne benötigte Piccard für die<br />
6755 Kilometer lange Strecke vom Kennedy Airport in New<br />
York nach Sevilla in Südspanien drei Tage und drei Nächte (genau<br />
genommen 71 Stunden und 8 Minuten). Die letzte große<br />
88 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Hürde auf dem Weg zur Weltumrundung war damit geschafft.<br />
Ziel ist Abu Dhabi, wo das Abenteuer im März 2015 begonnen<br />
hatte. Vor dem Atlantikflug hatten Piccard und André Borschberg<br />
ab dem 23. April in mehreren, vergleichsweise kleinen<br />
Etappen von San Francisco aus die USA überquert. Stationen<br />
waren Phoenix, Tulsa und Dayton sowie Lehigh Valley an der<br />
Ostküste. Von dort aus gab es mit Borschberg am Steuer am<br />
10. Juni einen nächtlichen, batteriebetriebenen Sightseeing-<br />
Flug rund um die Freiheitsstatue und Manhattan zum Kennedy<br />
Airport. Mit der Solar Impulse 2, die eine Spannweite von 72<br />
Metern hat und über 17 248 Solarzellen verfügt, werben Piccard<br />
und Borschberg für saubere und effiziente Technologien.<br />
Vier Batterien mit je 38,5 kWh Leistung ermöglichen es dem<br />
extrem leicht gebauten Flugzeug, die Nacht zu überwinden, sodass<br />
die Reichweite des Einsitzers nur durch die Kondition des<br />
Piloten begrenzt ist.<br />
FR<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong> 89
Vorschau<br />
09/16<br />
60<br />
24<br />
Seit 1956 zeichnet die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> die<br />
rasante Entwicklung der Luft- und Raumfahrtindustrie<br />
in aller Welt nach. Zum<br />
Jubiläum präsentieren wir in einem großen<br />
Sonderteil die Höhepunkte der letzten<br />
Jahrzehnte und wagen einen Blick in die<br />
Zukunft – wie fliegen wir in 60 Jahren?<br />
Die neue <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> erscheint am 8. August <strong>2016</strong><br />
SEITEN JUBILÄUMS-SONDERTEIL<br />
Großes Extra<br />
• Highlights: Die besten Flugzeuge<br />
• Rückblick: Luftverkehr im Wandel<br />
• Zukunft: So fliegen wir in 60 Jahren<br />
• Gewinnspiel: Top-Preise<br />
Jahre <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Wir bitten um Verständnis, wenn angekündigte Beiträge aus aktuellen Gründen in eine andere Ausgabe verschoben werden.<br />
ERSTER KUNDE<br />
CSeries bei Swiss<br />
Nach vielen Verzögerungen steht<br />
für die CSeries von Bombardier<br />
die Bewährung im Liniendienst<br />
an. Wir waren bei der Einführung<br />
bei Swiss dabei.<br />
EINSATZ IN AFRIKA UND NAHOST<br />
Mirage 2000<br />
Neben der Rafale setzt die Armée<br />
de l‘Air auch ihre Mirage 2000 weiter<br />
bei den aktuellen Missionen ein.<br />
Die letzten Verbesserungen der Delta-<br />
Jets finden Sie bei uns im Detail.<br />
Farnborough<br />
Mit dem Auftritt der F-35 hat die<br />
Farnborough Air Show ein Highlight<br />
garantiert. Was auf der Messe sonst<br />
noch Neues geboten wurde, lesen<br />
Sie topaktuell im nächsten Heft.<br />
Fotos: Armée de l‘Air, Bombardier, Lockheed Martin, prakasitlalao - Fotolia<br />
35 % Ersparnis<br />
90 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> AUGUST <strong>2016</strong><br />
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