gab Juli 2016
CSD Frankfurt 2016 – Liebe gegen Rechts"
CSD Frankfurt 2016 – Liebe gegen Rechts"
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Frankfurt CSD-Spezial 8<br />
LIEB’ GEIL – GEGEN RECHTS!<br />
FOTOS: STEPHAN MAKA, LIFE-PHOTO.COM<br />
Mit dem provokanten Schlachtruf „Lieb’<br />
geil!“ und Mithilfe von Liebes-Botschafter<br />
Adrian H. (siehe unser Interview auf<br />
Seite 10), der Teil der Comedy-Truppe<br />
„Frankfurter Klasse“ ist, setzt der<br />
CSD Verein in diesem Jahr markante<br />
Zeichen auf Parade und Festplatz. CSD-<br />
Sprecher Joachim Letschert erklärt die<br />
Idee von „Lieb’ geil!“ und die weiteren<br />
inhaltlichen Schwerpunkte des CSD<br />
<strong>2016</strong>. •bjö<br />
DER CSD POSITIONIERT SICH IN DIESEM<br />
JAHR GEGEN DEN RECHTSRUCK IN DER<br />
GESELLSCHAFT – ABER NICHT MIT<br />
EINER MAHNENDEN GESTE SONDERN<br />
MIT DEN MITTELN DER PERSIFLAGE. WIE<br />
KAM ES ZU DER IDEE UND GEHT IHR<br />
DAMIT NICHT DAS RISIKO EIN, MISSVER-<br />
STANDEN ZU WERDEN?<br />
Die Idee kam bereits vor längerem, da<br />
wir zur „Frankfurter Klasse", die die<br />
Figur des Adrian H. entwickelt hat, einen<br />
guten Kontakt haben. Zunächst wollten<br />
wir nur die Figur auf dem CSD auftreten<br />
lassen, haben daraus dann aber auch<br />
das Thema gestaltet. Natürlich können<br />
wir die „handelsüblichen Themen“<br />
besetzen, es war uns aber immer ein<br />
Anliegen, zu polarisieren, zu provozieren<br />
und damit eben auch zum Denken<br />
anzuregen. Das bleibt bei Motti wie<br />
„Wir sind alle gleichberechtigt“ unseres<br />
Erachtens eher aus. Da sagt jede und<br />
jeder: „Ja, genau so“ und damit war‘s<br />
das. Missverstanden zu werden birgt<br />
auch immer die Chance, in Kontakt zu<br />
kommen und erklären zu können. Insofern<br />
nehmen wir das gerne in Kauf. Es<br />
ist sogar unsere Auf<strong>gab</strong>e, zu irritieren.<br />
Ansonsten könnten wir es bei einem<br />
schnuckligen Fest auf der Konsti belassen.<br />
Außerdem muss man zur Kenntnis<br />
nehmen, dass ein Teil der sogenannten<br />
rechtskonservativen Parteien rhetorisch<br />
in eine rechtsradikale Richtung abdriftet.<br />
Den Hitlergruß zu zeigen, empört oft<br />
nicht mehr und wird einfach so hingenommen.<br />
Gloria von Thurn und Taxis<br />
verkündete, dass „der Schwarze ja ganz<br />
gerne schnackselt“ und auch Sarrazin<br />
und Höcke kommen mit ihren genetischen<br />
Betrachtungen daher. Genau da<br />
aber muss man hinschauen. Wir wollen,<br />
dass diese Gefahr ganz klar gesehen<br />
wird, indem wir mit den Zeichen und der<br />
Rhetorik dieser rechten Gruppierungen<br />
agieren. Diejenigen, die das jetzt unerträglich<br />
finden, müssen sich vielmehr<br />
fragen wie sie sich verhalten, wenn das<br />
Ganze kein Spaß mehr ist, sondern bitterer<br />
Ernst wird. Genau das wollen wir.<br />
ES WIRD BEIM CSD MEHRERE POLITRUN-<br />
DEN GEBEN – IST DAS EINE REAKTION<br />
AUF DIE BUNDESTAGSWAHLEN IM<br />
KOMMENDEN JAHR? WELCHE POLITIKER<br />
SIND EINGELADEN, WER HAT SCHON<br />
SICHER ZUGESAGT?<br />
Wir haben zwei Politrunden mit PolitikerInnen<br />
von Land und Bund auf der<br />
großen Bühne und eine lokale Runde am<br />
Sonntag auf der Politik- und Kulturbühne.<br />
Die Bundestagswahl spielt hier<br />
natürlich eine Rolle, nicht zuletzt geht<br />
es ja immer noch um die Frage nach<br />
der Öffnung der Ehe. Das wird dann<br />
sicher auch ein Schwerpunkt sein. Mit<br />
den Kommunalpolitikern werden wir<br />
natürlich besprechen, wie sich das neue<br />
Römerparlament die Förderung von<br />
LGBTI*-Projekten gedacht hat. Hier<br />
haben wir übrigens auch die AfD eingeladen<br />
und sind sehr gespannt, wer sich<br />
anmeldet. Im vergangenen Jahr hatten<br />
wir zum Beispiel ziemliche Probleme,<br />
jemanden aus der CDU zu bekommen.<br />
Es bleibt also spannend.<br />
EIN WEITERER SCHWERPUNKT WIRD<br />
DAS THEMA TRANS* WERDEN;<br />
WIE SCHLÄGT SICH DAS IM CSD-<br />
PROGRAMM NIEDER?<br />
Wir freuen uns, dass Petra Weitzel von<br />
der Deutschen Gesellschaft für Transidentität<br />
und Intersexualiät dgti e.V.<br />
ein Grußwort an uns richtet, außerdem<br />
wird es auf der Politik- und Kulturbühne<br />
eine Diskussion mit Trans- und<br />
Intermenschen geben. Wir halten<br />
Aufklärung für extrem wichtig, denn<br />
selbst innerhalb der Community ist die<br />
Unsicherheit groß, diese Menschen<br />
anzusprechen, eben aus Angst, man<br />
macht irgendetwas falsch in der Ansprache.<br />
Insofern tut Aufklärung Not,<br />
was wir vor zwei Jahren ja bereits mit<br />
einer (Trans)Frau begonnen haben, die<br />
uns im Römer repräsentiert hat.<br />
IM VERGANGENEN JAHR HAT DER CSD<br />
NEBEN IDEELLER UNTERSTÜTZUNG<br />
SEITENS DER STADT AUCH FINANZIELLE<br />
HILFE GEFORDERT. WIE HAT DIE POLITIK<br />
DARAUF REAGIERT?<br />
Wir haben insofern Unterstützung<br />
bekommen, als Kontakte hergestellt<br />
wurden zu städtischen Einrichtungen,<br />
die sich beispielsweise im Bereich<br />
Sponsoring betätigen können. Hier<br />
konnten wir dann in der Tat bereits<br />
Einsparungen generieren, die uns sehr<br />
geholfen haben. Allerdings würden wir<br />
uns doch noch etwas mehr Engagement<br />
wünschen, wie es in anderen Städten<br />
durchaus üblich ist. Alles in Allem sind<br />
wir allerdings auf einem guten Weg und<br />
freuen uns, dass wir den Kontakt in den<br />
Römer so gut ausbauen konnten, wie er<br />
derzeit besteht.<br />
www.csd-frankfurt.de