gab Juli 2016
CSD Frankfurt 2016 – Liebe gegen Rechts"
CSD Frankfurt 2016 – Liebe gegen Rechts"
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23 Frankfurt<br />
lingsunterkünften angebracht mit unseren<br />
Kontaktdaten und der Botschaft<br />
„Keine Gewalt gegen Homosexuelle“.<br />
WIE WIRD DAS ANGEBOT<br />
ANGENOMMEN?<br />
Matthias Block-Löwer: Wir bekommen<br />
relativ wenig Anrufe oder Mails, das gilt<br />
für Anfragen von außerhalb wie auch<br />
innerhalb des Polizeidienstes. Warum<br />
das so ist, ist schwer zu sagen. Viele<br />
haben vielleicht aus der deutschen<br />
Geschichte Angst vor der Polizei oder<br />
befürchten, dass sie zwangsgeoutet<br />
werden, weil man mitunter ja sehr<br />
persönliche Dinge preisgeben muss.<br />
Man sollte aber keine Angst vor der<br />
Polizei haben! Vielmehr ist es wichtig,<br />
dass wir von den betreffenden Vorfällen<br />
erfahren, denn nur so können wir aktiv<br />
werden und Gewaltprävention betreiben,<br />
zum Beispiel abends an bestimmten<br />
Stellen in der Stadt mehr präsent<br />
sein. In Notfällen sollte man auf jeden<br />
Fall über die 110 gehen, da die Telefone<br />
der Ansprechpartner nur in den Bürokernzeiten<br />
besetzt sind. Jede Polizeidienststelle<br />
nimmt Anzeigen auf, und<br />
die Kollegen sind angehalten, uns über<br />
homophobe Übergriffe zu informieren.<br />
Man kann uns auch im Nachhinein kontaktieren<br />
und wir schauen dann, ob wir<br />
uns bei den Ermittlungen einschalten<br />
sollten oder ob ein Handeln durch uns<br />
nicht weiter notwendig ist.<br />
<strong>Juli</strong>a Reichel: Ergänzend sollte man<br />
auch wissen, dass man eine Anfrage<br />
an uns gerne auch anonym stellen<br />
kann. Man kann uns auch kontaktieren,<br />
wenn man einen Rat möchte oder eine<br />
Empfehlung braucht, wer der richtige<br />
Ansprechpartner ist. Es muss nicht<br />
erst zu einer Straftat kommen, um das<br />
Gespräch mit uns suchen. Für den Bereich<br />
des innerpolizeilichen Dienstes<br />
sehe ich die wenigen Anfragen aber als<br />
positives Zeichen. Der Umgang mit homosexuellen<br />
Menschen hat sich in den<br />
vergangenen Jahren sehr gewandelt.<br />
In meiner Abteilung gibt es viele homosexuelle<br />
Kollegen und Kolleginnen,<br />
da ist noch nie eine Problematik<br />
entstanden.<br />
IST DAS THEMA HOMOSEXUALITÄT<br />
AUCH TEIL DER AUSBILDUNG VON<br />
POLIZISTEN?<br />
<strong>Juli</strong>a Reichel: In meiner Ausbildung war<br />
das noch kein Thema, das ist aber auch<br />
schon ein Weilchen her,<br />
ich bin 1994 zur Polizei<br />
gekommen.<br />
Matthias Block-Löwer:<br />
Inzwischen soll das<br />
Thema „Diversität“ in<br />
der Ausbildung angesprochen<br />
werden. Es<br />
obliegt dem jeweiligen<br />
Dozenten, wie das umgesetzt wird, in<br />
der Mehrheit wird es auch getan. Ich<br />
unterrichte als Gast-Dozent das Thema<br />
seit über 12 Jahren und es ist immer<br />
gut angenommen worden. Gleichwohl<br />
hat man im Laufe der Jahre einen Wandel<br />
feststellen dürfen, was die Aufgeschlossenheit<br />
dem Thema gegenüber<br />
anbelangt. Das gilt für die Gesellschaft<br />
gleichermaßen wie für Polizeibeamte.<br />
Bei der Entscheidung, welchen<br />
Beruf man wählt, spielt die sexuelle<br />
Orientierung erst mal keine so große<br />
Rolle, wobei man auch sagen muss,<br />
Man sollte<br />
keine Angst<br />
vor der<br />
Polizei haben!<br />
dass nicht alle von Anfang an gleich<br />
offen damit umgehen. Das ist schon<br />
noch etwas verhaltener als in anderen<br />
Berufssparten.<br />
FRANKFURT HAT IM BUNDESVERGLEICH<br />
RELATIV FRÜH DIE ANSPRECHPARTNER<br />
BEI DER POLIZEI EINGERICHTET – WIE<br />
SIEHT ES IN HESSEN UND DEN ANDEREN<br />
BUNDESLÄNDERN AUS?<br />
Matthias Block-Löwer: Soweit ich<br />
weiß, wurden in Berlin als erstes<br />
entsprechende Stellen bei der Polizei<br />
eingerichtet, andere Bundesländer,<br />
darunter Hessen folgten kurz darauf,<br />
und mit Stolz kann man sagen, dass<br />
unser Konzept, und natürlich auch das<br />
der Berliner, als Orientierung für die anderen<br />
Bundesländer galt.<br />
Inzwischen gibt es nur<br />
noch wenige Länder, die<br />
nicht über Ansprechpartner<br />
für gleichgeschlechtliche<br />
Lebensweisen bei<br />
der Polizei verfügen. In<br />
Hessen gibt es flächendeckend<br />
in allen Polizeipräsidien<br />
Ansprechpartner,<br />
wie beispielsweise in Wiesbaden,<br />
Gießen, Darmstadt und Kassel.<br />
•Interview: Björn Berndt<br />
Kontakt über<br />
069 75566777 (Matthias Block-Löwer),<br />
069 75566999 (<strong>Juli</strong>a Reichel) und<br />
rainbow.ppffm@polizei.hessen.de<br />
Kontakt zu den Ansprechpartnern<br />
der Polizeipräsidien Nordhessen,<br />
Mittelhessen und Westhessen über<br />
www.polizei.hessen.de/rainbow<br />
Akzeptiert<br />
statt nur toleriert<br />
in jedem Alter<br />
In unseren<br />
Pflegeheimen<br />
mit dem<br />
Regenbogenschlüssel<br />
Der Regenbogenschlüssel zeichnet Pflegeheime aus, die ein diskriminierungsfreies<br />
Umfeld für Homesexuelle bieten. Zwei unserer Pflegeheime – das <strong>Juli</strong>e-<br />
Roger-Haus und das Sozial- und Rehazentrum West – wurden bereits zertifiziert.<br />
Alle Informationen gibt es unter: www.regenbogenpflege.de und 069 299807 - 0