SOCIETY 368 / 2015

LIFE & STYLE
REISE
Estland – In einer Stunde
zur GesmbH
Estland bedeutet Natur pur aber auch moderne
Technologien wie Skype.
TEXT: KARL KALTENEGGER
INFO
Hauptstadt Tallinn
Flüge mit Estonian direkt
von Wien nach Tallinn:
www.estonian-air.ee/en/
Estland Infos:
www.visitestonia.com
Ein markantes Kennzeichen Tallinns
sind die gut erhaltenen, bis zu 16 Meter
hohen Stadtmauern unterbrochen
von den eindrucksvollen zwanzig noch
erhaltenen Wehrtürmen mit ihren
drei Meter dicken Mauern aus dem 13. Jahrhundert.
Vielerorts ist die aus dem Spätmittelalter
stammende Altstadt so geblieben, wie sie damals
erbaut wurde. Das erzeugt ein charmantes Flair,
das von vielen Gästen in vollen Zügen genossen
wird. Überall zu finden sind traditionelle Kaufmannshäuser.
Neu dazugekommen sind die vielen
gemütlichen Straßen-Kaffes und Restaurants,
die zum Genießen einladen Die Mitte der Altstadt
liegt beim 1404 fertiggestellten und seither nicht
wesentlich veränderten Rathaus. Rundum finden
sich, wie in früheren Zeiten üblich, kopfsteingepflasterte
Straßen. Tallinn bedeutet übrigens dänische
Burg, bis 1918 war Reval gebräuchlich. Die
Stadt hat mittlerweile 430.000 Einwohner und
liegt am Finnischen Meerbusen der Ostsee, nur
achtzig Kilometer südlich von Helsinki. 1997 wurde
sie zum Weltkulturerbe erklärt. Nach dem Zerfall
der früheren Sowjetunion wurde Estland 1991
wieder zur freien Republik. Schon früh setzte man
auf moderne Geschäftszweige wie das Internet, da
wenig Industrie vorhanden war. Dort wurde auch
Skype entwickelt. Und wenn jemand heute eine
GesmbH gründen möchte, geht das alles Online
im Internet, ganz bequem innerhalb einer Stunde
ohne Amtsbesuche. Nachahmenswert, ein Vorbild
für unsere Bürokratie…
Estland, das bedeutet Natur pur, mit grünen
Feldern und ausgedehnten Wäldern, in denen um
die 200 Wölfe, 500 Luchse, jede Menge Elche und
über 600 Bären leben. Bär-Beobachtung gehört
zu den beliebten Natur-Angeboten. Interessant
ist es, eine Moor-Wanderung mitzumachen. Bert
kennt sich im Kakerdaja-Moor gut aus. Der Weg
ist mit Holzplanken ausgelegt, wir aber ziehen
uns Schneeschuhe über, um durch das Hochmoor
mit seinen vielen opulenten Herbst-Farben zu
wandern. Zwanzig Prozent des Landes bestehen
aus Mooren, sowie vielen klaren Seen, 44 Prozent
sind bewaldet. Außerdem hat man in Eesti mehr
Meteoriten-Krater als irgend sonst wo auf der Welt
entdeckt.
Auch die Überfahrt zu einer der Inseln rund
um Tallinn lohnt. Nach Prangli etwa. Eine Stunde
mit der Fähre und man befindet sich in einer anderen
Welt. Die Insel ist fein mit dem Fahrrad zu
durchqueren. Gemeinsam mit Fremdenführerin
Carmen geht es vorbei an frei herumlaufenden
Kühen, wie in Indien. Es gibt aber nur vier davon.
Dafür jede Menge Autos, die herumstehen. Der
Grund dafür: Nur sechzig Einwohner, von früher
einmal 600, und kein Polizist. Also auch keine
Pickerl-Überprüfung. Fünf Gasbohrungen findet
man auf der Insel, aus zwei strömt noch immer
Gas. Mit einem Streichholz wird die Flamme sichtbar,
und es ist völlig ungefährlich. Bei der Rückfahrt
erzählt mir Carmen, dass sie auch Kinder
im Ski-Langlauf trainiert, denn das ist ein Schulgegenstand.
Außerdem freut sie sich auf die winterlichen
Hundeschlittenfahrten in Raplamaa. Da
wäre ich auch gern dabei.
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FOTOS: KALTENEGGER
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