BIG Magazin 02/2016
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ig aktuell<br />
big aktuell<br />
Gemeinsam Denkmale erhalten<br />
Zum Tag des offenen Denkmals finden Führungen<br />
in der Rochuskappelle statt<br />
Wenn jedes Jahr am zweiten<br />
Wochenende im<br />
September historische Bauten<br />
und Stätten, die sonst nicht<br />
oder nur teilweise zugänglich<br />
sind, ihre Türen öffnen, dann<br />
sind alle, auch die Kölner Architektur-<br />
und Geschichtsliebhaber,<br />
zu Streifzügen in<br />
die Vergangenheit eingeladen.<br />
„Geschichte zum Anfassen“,<br />
das bietet der Denkmaltag<br />
dem Besucher in einmaliger<br />
Weise.<br />
In fachkundigen Führungen<br />
berichten Denkmalpfleger an<br />
konkreten Beispielen über ihre<br />
Aufgaben und Tätigkeiten. Archäologen,<br />
Restauratoren und<br />
Handwerker demonstrieren<br />
Arbeitsweisen und -techniken<br />
und lenken den Blick auf Details,<br />
die einem ungeschulten<br />
Auge verborgen bleiben.<br />
Seit dem Jahr 1993 gibt es in<br />
Deutschland den „Tag des offenen<br />
Denkmals“. Er geht zurück<br />
auf eine Idee, die in Frankreich<br />
im Jahr 1984 ins Leben<br />
gerufen wurde. 1991 griff der<br />
Europarat diese Idee auf und<br />
rief offiziell den European Heritage<br />
Day aus. Der Höhepunkt<br />
wurde im Jahr 2012 zum 20.<br />
„Tag des offenen Denkmals“ in<br />
Deutschland erreicht, als über<br />
8000 Denkmale in rund 2700<br />
Städten und Kommunen von<br />
mehr als 4,5 Millionen Menschen<br />
besucht wurden. Der<br />
„Tag des offenen Denkmals“<br />
kommt nur dank der Initiative<br />
vieler Institutionen, Städte,<br />
Gemeinden, Vereine, privater<br />
Denkmaleigentümer und Bürgerinitiativen<br />
zustande.<br />
Ein interessantes, schutzbedürftiges<br />
Denkmal steht auch<br />
in Bickendorf: die Rochuskapelle.<br />
Sie ist das älteste Bauwerk<br />
in diesem Stadtteil. Die<br />
big hat gemeinsam mit der<br />
Pfarrei zu den Heiligen Rochus,<br />
Dreikönigen und Bartholomäus,<br />
die Eigentümerin des Bickendorfer<br />
Wahrzeichens ist,<br />
die Rochuskapelle zum „Tag<br />
des offenen Denkmals“ angemeldet.<br />
So wird am zweiten<br />
Samstag im September, das<br />
ist der 10. September <strong>2016</strong>,<br />
die Rochuskapelle von 12 bis<br />
15 Uhr geöffnet sein. Die big<br />
lädt Interessierte herzlich ein,<br />
bei einer Führung von Margrit<br />
Jüsten-Mertens einiges über<br />
die wechselvolle Geschichte<br />
der Rochuskapelle zu erfahren.<br />
Führungen finden nach<br />
Bedarf statt und dauern circa<br />
15 Minuten.<br />
Dieses Jahr lautet das Motto:<br />
„Gemeinsam Denkmale erhalten“.<br />
Die big setzt sich intensiv<br />
für eine Renovierung der Kapelle<br />
ein und wird versuchen,<br />
gemeinsam mit der Pfarrei<br />
weitere Mitstreiter zu gewinnen.<br />
Ein vielversprechender<br />
Anfang ist bereits gemacht.<br />
Weitere Denkmäler, die in<br />
Köln besichtigt werden können,<br />
sind in einer Broschüre<br />
veröffentlicht, die ab August<br />
in den Bickendorfer Geschäften<br />
zur Mitnahme ausliegen<br />
wird.<br />
■ Peter Bruckmann<br />
Bilder: Peter Johann Kierzkowski<br />
Mein Veedel - mein Verein<br />
Mit Kopfhüftschwung auf die Matte<br />
Der Ringerclub Ehrenfeld 1976 sucht für die Matte einen neuen Platz im Veedel<br />
Im Museum begegnet sie uns<br />
in Darstellungen auf antiken<br />
Vasen: die Sportart Ringen.<br />
Sie kann somit auf eine lange<br />
Tradition verweisen und wird<br />
heute als „Kampf-und Kraftsport<br />
mit Ganzkörpereinsatz<br />
ohne weitere Hilfsmittel“ betrieben<br />
– auch in Bickendorf.<br />
Bei meinem Treffen mit dem<br />
Vereinsvorsitzenden Jürgen<br />
Pelzer vom Ringerclub Ehrenfeld<br />
1976 erfahre ich zuerst,<br />
dass in der Geschichte der<br />
Olympischen Spiele der Antike<br />
beim Ringen kein Bodenkampf<br />
wie heute stattfand und nackt<br />
angetreten wurde. Seit dem<br />
Jahr 1896 gehört das Ringen<br />
zum Olympischen Programm<br />
und seit 2004 ist Freistil-Ringen<br />
auch für Frauen eine Disziplin.<br />
Offizielle Weltmeisterschaften<br />
im Ringen werden seit<br />
dem Jahr 1950 veranstaltet.<br />
Für die Durchführung in NRW<br />
sorgt der nordrhein-westfälische<br />
Ringerverband und hat<br />
sich damit besonders die Förderung<br />
des Ringkampfsports<br />
zum wichtigen Ziel gesetzt.<br />
Weitere Ziele sind die Jugendpflege<br />
mit Gewaltpräventation<br />
und der Breitensport. „Mir und<br />
meinen Mitstreitern im Verein<br />
liegt besonders am Herzen,<br />
eine der ältesten olympischen<br />
Sportarten am Leben zu erhalten“,<br />
betont Jürgen Pelzer.<br />
Der Verein besteht schon seit<br />
mehr als vierzig Jahren. Er wurde<br />
von einer Handvoll Mitgliedern<br />
gegründet, bestehend aus<br />
Eltern der Ringer und älteren<br />
Ringkampffreunden und ehemaligen<br />
Ringern. Das hat sich<br />
auch bis heute nicht geändert.<br />
Weiterhin lerne ich verschiedene<br />
Stilarten des Ringens kennen.<br />
Beim Freistil-Ringen gilt<br />
zum Beispiel der ganze Körper<br />
als Angriffsfläche im Standwie<br />
auch im Bodenkampf. Unterschiedliche<br />
Gewichtsklassen<br />
kämpfen zwischen 52 und 125<br />
Kilogramm. Der Gegner soll<br />
aus dem Stand in die Bodenlage<br />
und mit beiden Schultern<br />
auf die Matte gedrückt, also<br />
„geschultert oder gepinnt“<br />
werden. Als Techniken sind<br />
Würfe, Schleudern und Hebel<br />
erlaubt. Würgen, Tritte, Stöße<br />
und Schläge sind verboten. Das<br />
Kampfgericht oder ein Kampfrichter<br />
haben die Leistung zu<br />
beurteilen und die dazugehörigen<br />
Griffkombinationen, wie<br />
Spalt- und Paketgriff, basierend<br />
auf der Jahrtausende alten<br />
Ringkampftradition. Dazu<br />
kommt der Armzug und der<br />
Kopfhüftschwung. Sieger ist,<br />
wer die höchste Punktzahl erringt.<br />
Auf meine Frage, warum Ringen<br />
so einen Spaß machen<br />
kann und nicht als Kampftechnik<br />
im Alltag eingesetzt<br />
werden soll, erfahre ich, dass<br />
der Verein sich für die Jugend<br />
engagiert einsetzt und diese<br />
von der Straße holt. Hier erleben<br />
die Jugendlichen Grenzen,<br />
müssen Regeln einhalten und<br />
nebenbei findet Integration<br />
als normaler Umgang miteinander<br />
statt.<br />
Im Verein trainieren circa siebzig<br />
Mitglieder unterschiedlicher<br />
Nationalitäten wie<br />
Russen, Griechen, Syrer und<br />
Italiener mit Vergnügen und<br />
Respekt zusammen – meist<br />
ohne, dass die Öffentlichkeit<br />
von dieser wichtigen Vereinsarbeit<br />
der Ehrenamtler<br />
erfährt. Jürgen Pelzer sagt<br />
dazu: „Man(n) muss sich quälen,<br />
dann bleibt man dabei“.<br />
So lebt der Verein von der intensiven<br />
Arbeit der Trainer, die<br />
sich kümmern. Gerne würde<br />
er auch hier noch mehr die<br />
Hilfe und Unterstützung von<br />
Eltern sehen, denn das würde<br />
die Wertschätzung für diese<br />
Sportart steigern. Die Vereinsarbeit<br />
beim Fußball zeigt es<br />
deutlich, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Talentförderung<br />
ist.<br />
Zum Schluss des ausführlichen<br />
Gesprächs frage ich nach dem<br />
größten Wunsch von Jürgen<br />
Pelzer für seine großartige<br />
und engagierte Vereinsarbeit.<br />
Seine Antwort ist klar und<br />
deutlich: „Eine Matte, die liegen<br />
bleiben darf, und eine<br />
andere Halle von circa 200<br />
Quadratmetern dazu!“ Warum<br />
er sich das wünscht, zeigt die<br />
jetzige Unterbringung. In der<br />
ihm zur Verfügung stehenden<br />
Turnhalle an der Rochusstraße,<br />
die zurzeit von der Stadt<br />
Köln genutzt wird, fehlt einfach<br />
der Raum für die große<br />
Übungsmatte. Diese steht<br />
eingerollt an einem anderen<br />
Ort und muss mit großem<br />
Aufwand von den Ringern jedes<br />
Mal verlegt werden. Das<br />
kostet Kraft, Zeit und am Ende<br />
auch Mitglieder. Vielleicht gibt<br />
es einen anderen Trainingsraum<br />
im Umkreis? Wer dazu<br />
eine Idee hat oder mehr über<br />
den traditionsreichen Ringerclub<br />
wissen möchte, kann sich<br />
unter www.rc-ehrenfeld.de<br />
informieren.<br />
■ Angelika Burauen<br />
14 www.bickendorf.info Ausgabe 2/<strong>2016</strong> | Nr. 94 15