WIRTSCHAFT+MARKT 4/2016
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64 | W+M PORTRÄTS<br />
Bodo Janssen<br />
Erfolg dank Selbstreflektion<br />
VISIONÄRE<br />
Bodo Janssen ist Unternehmer.<br />
Er wirkt zurückhaltend und sympathisch.<br />
Er wählt bedacht seine<br />
Worte und spricht mit ruhiger Stimme.<br />
Gern bemüht er Bilder oder hat kluge Zitate<br />
parat und er hat eine Geschichte zu<br />
erzählen, die von seinem Werdegang als<br />
Unternehmer. Und damit begeistert er<br />
bei vielen Veranstaltungen die Anwesenden<br />
und schreibt Bücher, die sich auf<br />
Bestsellerlisten wiederfinden. Sein Erfolgsgeheimnis<br />
ist seine Botschaft: „Ich<br />
habe mein eigenes Leitbild, ich weiß,<br />
was mir wirklich wichtig ist und deshalb<br />
gehe ich meinen Weg. Meine Vision von<br />
glücklichen Menschen inspiriert mich, die<br />
Erfahrungen meiner Erfolge, aber auch<br />
STECKBRIEF<br />
Bodo Janssen ist Jahrgang 1974. Geboren<br />
in Emden und auch dort aufgewachsen.<br />
Abitur, Zivildienst, Studium: Sinologie<br />
und Betriebswirtschaft. Daneben<br />
erste unternehmerische Aktivitäten, wie<br />
der Betrieb einer mobilen Cocktailbar<br />
oder arbeiten als Model. 1998 wird der<br />
Unternehmersohn nach achttägiger Entführung<br />
wieder befreit. Drei Jahre später<br />
übernimmt er ein insolventes Unternehmen<br />
aus dem Sport- & Freizeitbereich in<br />
Emden. 2005 tritt er in das elterliche Unternehmen<br />
Upstalsboom als geschäftsführender<br />
Gesellschafter ein. Zwei Jahre<br />
später verunglückt sein Vater. Er entwickelt<br />
Upstalsboom von einem Bauunternehmen<br />
zu einer erfolgreichen und<br />
stetig wachsenden Hotelgruppe. In Emden<br />
lebt er noch heute, von hier wird<br />
Upstalsboom geleitet. Als Unternehmer,<br />
aber auch als Referent und Buchautor ist<br />
er heute sehr erfolgreich.<br />
Er ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />
Misserfolge mit vielen<br />
Menschen zu teilen. Ich<br />
bewege mich im Spannungsfeld<br />
von Spiritualität,<br />
Wissenschaft und<br />
Wirtschaftlichkeit.“<br />
Diese Erkenntnisse, die so<br />
manchen erst verblüffen, dann<br />
verunsichern würden, sind auch<br />
ihm nicht in die Wiege gelegt worden.<br />
Im Gegenteil, der Unternehmersohn<br />
führte ein erfülltes und aktives Leben,<br />
stets das volle Programm. Das Jahr 1998<br />
brachte eine erste Zäsur – er wurde entführt.<br />
Erst nachdem seine Eltern ein Lösegeld<br />
gezahlt hatten, kam er wieder frei.<br />
31-jährig übernahm er von seinem Vater<br />
das Unternehmen Upstalsboom, war damit<br />
Chef eines größeren Unternehmens,<br />
das Hotels baute und betrieb. Plötzlich<br />
gab es für ihn den großen Schreibtisch im<br />
größten Zimmer des Hauses mit dem tollen<br />
Ausblick. Mit dem Mix aus Arroganz<br />
und Naivität eines jungen Managers verließ<br />
er sich auf sein betriebswirtschaftliches<br />
Wissen, glaubte an sich und seinen<br />
unternehmerischen Erfolg. Bis im<br />
Jahr 2010 eine Mitarbeiterumfrage ergab,<br />
dass die große Unzufriedenheit unter<br />
den Mitarbeitern ihm persönlich angelastet<br />
wurde. Das hat den bis dato unschlagbaren<br />
Bodo Janssen fast umgehauen.<br />
Diesmal hat er nicht den Versuch<br />
unternommen, die Ergebnisse in Frage<br />
zu stellen oder einfach zu ignorieren. Er<br />
ging für insgesamt anderthalb Jahre in<br />
ein Kloster, besuchte dortige Seminare<br />
und machte reinen Tisch mit sich. Diese<br />
Zeit hat ihm dabei geholfen, die Frage<br />
nach dem Sinn seines Lebens zu be-<br />
antworten. Er musste<br />
ergründen, was für ihn tatsächlich<br />
bedeutsam ist. Heute weiß er: „Je bewusster<br />
ich mir selbst bin, desto klarer<br />
ist meine Position und desto unabhängiger<br />
bin ich von der Meinung anderer.“<br />
Das Kloster und die Gespräche gaben<br />
ihm erst die Möglichkeit, über seine<br />
Werte, sein Wirken, seine Sicht der Dinge<br />
nachzudenken und ein persönliches<br />
Leitbild zu entwickeln. Bodo Janssen hat<br />
dies auch auf seine Mitarbeiter übertragen:<br />
Was ist für sie wirklich bedeutsam?<br />
Was sind ihre Talente? Er will Potenziale<br />
heben, Mitarbeiter zu eigenen Erkenntnissen<br />
führen und mit seinem Leitbild<br />
ein gemeinsames Leitbild entwickeln.<br />
Diese Umsetzung war ein schwieriger<br />
Weg, auch für manchen Upstalsboomer.<br />
Aber Ausdauer und der feste Glaube<br />
an die Richtigkeit des Leitbildes führten<br />
zum Ziel. Upstalsboom entwickelt<br />
sich prächtig. Auszeichnungen wie Top<br />
Arbeitgeber 2014, Hospitality HR Award<br />
2013, Querdenker Award und viele mehr<br />
belegen das.<br />
Frank Nehring<br />
Foto: Monique Wüstenhagen<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>