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WIRTSCHAFT+MARKT 4/2016

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KLUGE KÖPFE | 41<br />

Prof. Johanna Wanka mit W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann und W+M-Herausgeber Frank Nehrig (v.l.).<br />

Foto: W+M<br />

schung. Dann haben wir das hohe Interesse<br />

an einem Studium in den neuen Bundesländern,<br />

beispielsweise in Dresden,<br />

wo die Universität bei der Exzellenzinitiative<br />

erfolgreich war. Oder wenn ich sehe,<br />

was wir für Exzellenzcluster in Chemnitz<br />

eingeworben haben oder Graduiertenkollegs.<br />

Auch die Geisteswissenschaften<br />

sind gerade in den neuen Bundesländern<br />

an ganz vielen Stellen präsent. OncoRay<br />

in Dresden ist ein Beispiel für Spitzenforschung<br />

in der Radioonkologie, wo<br />

ein Verfahren zur punktgenauen Bestrahlung<br />

von Tumoren entwickelt wurde. Wir<br />

haben Silicon Valley als Cluster in Mitteldeutschland<br />

oder das Mikroelektronik-<br />

Cluster in der Dresdner Region. All das<br />

sind Leuchttürme in den neuen Ländern.<br />

W+M: Seit rund zehn Jahren gibt es die<br />

Exzellenzinitiative zur Förderung von Spitzenforschung,<br />

in die bislang knapp fünf<br />

Milliarden Euro geflossen sind. Inwieweit<br />

haben davon auch Wissenschaftseinrichtungen<br />

in den neuen Ländern profitiert?<br />

Johanna Wanka: Etliche Einrichtungen<br />

haben davon profitiert. Wir haben Exzellenzcluster,<br />

Graduiertenschulen und wir<br />

haben mit der Technischen Universität<br />

Dresden sowie der Humboldt-Universität<br />

und der Freien Universität in Berlin insgesamt<br />

drei Exzellenzuniversitäten.<br />

W+M: Spitzenforschung erfordert Spitzenpersonal.<br />

Ist Deutschland im internationalen<br />

Wettbewerb um die klügsten Köpfe<br />

konkurrenzfähig?<br />

Johanna Wanka: Wir sind konkurrenzfähiger<br />

geworden, ganz anders, als noch<br />

zum Ende der 90er Jahre, als wir unter<br />

einem regelrechten Braindrain litten [Abwanderung<br />

von Wissenschaftlern, Anm.<br />

d. Red.]. Heute haben wir das Renommee<br />

als Studienland, wo gern studiert<br />

und promoviert wird. Was die Wirtschaft<br />

noch nicht ausreichend geschafft hat, ist,<br />

dass möglichst viele Absolventen nach<br />

Beendigung ihres Studiums zumindest<br />

für einige Jahre in unsere Unternehmen<br />

gehen. Das klappt in den USA bislang<br />

besser.<br />

Es gelingt uns zunehmend, Spitzenforscher<br />

nach Deutschland zu holen. Dafür<br />

haben wir Instrumente geschaffen, zum<br />

Beispiel die Alexander-von-Humboldt-<br />

Professur. Da gibt es pro Professur für<br />

Geisteswissenschaften drei Millionen<br />

Euro und für Naturwissenschaften fünf<br />

Millionen Euro, die wir für Forschung und<br />

Arbeiten geben, mit der Option, eventuell<br />

zu bleiben.<br />

Wenn Spitzenforscher zu uns kommen,<br />

schätzen sie an Deutschland zum einen<br />

die hohe Verlässlichkeit, was die Priorität<br />

von Wissenschaft und Forschung betrifft,<br />

aber auch die vielen zu erforschenden<br />

Schätze, die sich in den Sammlungen<br />

und Archiven der Universitäten befinden.<br />

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Tugenden<br />

der Deutschen – ihre Sammlerleidenschaft<br />

und die seit jeher betriebene<br />

präzise Archivierung – in Kombination<br />

mit den neuen Forschungsmöglichkeiten<br />

machen unser Land für ausländische Forscher<br />

besonders attraktiv.<br />

W+M: Neben der gerade genannten Exzellenzinitiative<br />

fördert Ihr Haus auch gezielt<br />

kleine Hochschulen und Fachhochschulen.<br />

Wie funktioniert das konkret?<br />

Johanna Wanka: Erst Mitte Mai haben<br />

Bund und Länder das Programm „Innovative<br />

Hochschule“ beschlossen. Über<br />

dieses Programm können auch kleinere<br />

Hochschulen und Fachhochschulen,<br />

die gut im Transfer und der angewandten<br />

Forschung sind und die in ihre Regionen<br />

in Bezug auf Fachkräfte und Innovation<br />

ausstrahlen, gefördert werden. Wir<br />

geben dafür in den nächsten Jahren 500<br />

Millionen Euro aus.<br />

Außerdem läuft bereits ein Programm,<br />

das darauf abzielt, zehn der forschungsstärksten<br />

Fachhochschulen der Republik<br />

zu fördern. Das ist eine Unterstützung,<br />

die stärker auf Anwendungsorientierung<br />

setzt. Ziel ist es, dass die Fachhochschulen<br />

in ihren Regionen noch mehr zu Innovationszentren<br />

werden, nicht nur bei<br />

technischen Entwicklungen, sondern<br />

auch für betriebswirtschaftliche und soziale<br />

Fragen.<br />

W+M: Seit drei Jahren sind Sie Bundesministerin<br />

für Bildung und Forschung. Davor<br />

haben Sie die Wissenschaftsressorts<br />

in Brandenburg und Niedersachsen geführt.<br />

Vor dem Hintergrund dieser umfassenden<br />

Erfahrungen – gibt es heute noch<br />

Unterschiede in der Hochschullandschaft<br />

der alten und neuen Bundesländer?<br />

Johanna Wanka: Kaum. In den Hochschulen<br />

hatten wir in den neuen Bundesländern<br />

ja einen Neuaufbau, auch beim<br />

Personal. Das ergab eine gute Durchmischung<br />

von Forschern aus den alten Ländern<br />

mit denen aus den neuen Bundesländern.<br />

Wir haben in den neuen Ländern<br />

stark profitiert von zahlreichen Aufbauprogrammen.<br />

Daher ist die Infrastruktur<br />

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