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WIRTSCHAFT+MARKT 4/2016

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GE<br />

KÖ<br />

34 | W+M TITEL KLUGE KÖPFE<br />

KÖP F E<br />

K L UG E<br />

K L UGE<br />

KÖP F E<br />

Forschungslandschaft<br />

mit Leuchttürmen und Aufholbedarf<br />

Mit 30 Universitäten, 55 Fachhochschulen und fast 200<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen verfügt Ostdeutschland<br />

über ein dicht gewebtes Netz an exzellenten wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen. Der mittelständisch strukturierten Wirtschaft fehlt<br />

es jedoch an ausreichenden Forschungsbudgets.<br />

Von Harald Lachmann und Matthias Salm<br />

Deutschlands größte Technische Universität<br />

sitzt in Dresden, hier das Bioinnovationszentrum<br />

am Campus Johannstadt.<br />

Großer Bahnhof mit Kanzlerin Angela<br />

Merkel zu Jahresbeginn in Halle:<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft investiert<br />

in der Saalestadt 13 Millionen Euro in<br />

ein Leistungszentrum Chemie und Biosystemtechnik.<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

die in den neuen Bundesländern – ohne<br />

Berlin – 14 Institute mit 5.000 Mitarbeitern<br />

unterhält, lässt sich nicht ohne Grund<br />

an der Saale nieder. Reimund Neugebauer,<br />

Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

lobte den Standort schon während der Planungen:<br />

„Seit über hundert Jahren ist die<br />

chemische Industrie in Mitteldeutschland<br />

fest verwurzelt. Es existiert eine außerordentliche<br />

Bandbreite an Exzellenz und Zusammenarbeit.“<br />

Nur ein Beispiel für den Erfindergeist der<br />

Region: Ein kombiniertes Mikro- und Nanoprägeverfahren,<br />

an dessen Entwicklung<br />

maßgeblich regionale Firmen wie die Polifilm<br />

Extrusion GmbH in Weißandt-Gölzau<br />

und die FilmoTec GmbH in Bitterfeld-Wolfen<br />

beteiligt waren. Mit dieser Technologie<br />

lässt sich die Oberfläche von Kunststoffen<br />

bis in den Mikro- und Nanometerbereich<br />

hinein exakt strukturieren. Damit erhöht<br />

sich etwa die Haftbarkeit von Klebern<br />

und Druckfarben auf Polyethylen-Folien.<br />

Grundlagen liefert das hallesche Fraunhofer-Institut<br />

für Mikrostruktur von Werkstoffen<br />

und Systemen IMWS in Halle/Saale.<br />

Gerade kleinere ostdeutsche Firmen benötigen<br />

solche externen Forschungspartner.<br />

Denn während in den Altbundesländern<br />

die Wirtschaft rund 2,2 Prozent ihres<br />

Bruttoinlandsproduktes in Forschung und<br />

Entwicklung (FuE) steckt, sind es im Osten<br />

nur 0,8 Prozent. Entsprechend ist hier<br />

die öffentliche FuE-Infrastruktur stärker als<br />

im Westen ausgebildet, um jene Lücken zu<br />

füllen, die die Abwesenheit forschungsintensiver<br />

Großindustrie in Ostdeutschland<br />

reißt. Zumal sich der nachlassende Innovationswille<br />

des kleineren Mittelstands laut<br />

Bundesforschungsministerium ohnehin zu<br />

einem gesamtdeutschen Problem ausgeweitet<br />

hat.<br />

Auch der aktuelle Bundesbericht Forschung<br />

und Innovation <strong>2016</strong> des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung belegt das<br />

Dilemma der ostdeutschen Forschungsbemühungen.<br />

Demzufolge entfallen zwei<br />

Drittel der Ausgaben und der Stellen in der<br />

Forschung auf die private Wirtschaft, insbesondere<br />

in der Automobilbranche, dem<br />

Maschinenbau und der Chemieindustrie.<br />

Hier fehlt es dem Osten an entsprechenden<br />

Forschungsabteilungen – der Staat muss<br />

einspringen. Wie etwa in Sachsen, wo die<br />

staatlichen FuE-Ausgaben mehr als 1,6 Prozent<br />

des BIP betragen, investiert die öffentliche<br />

Hand im Osten überdurchschnittlich.<br />

Der Aufholbedarf bleibt: Noch markiert<br />

etwa Sachsen-Anhalt das Schlusslicht bei<br />

der FuE-Intensität der Wirtschaft. Auch bei<br />

der Zahl der angemeldeten Patente hinken<br />

die Ost-Länder hinterher.<br />

Fotos: contrastwerkstatt/fotolia.com (oben), agsandrew/fotolia.com (Button), TU Dresden/ Eckold (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>

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