WIRTSCHAFT+MARKT 4/2016
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32 | W+M INTERNATIONAL<br />
Siebenbürgen –<br />
ein lange unterschätzter<br />
Partner<br />
Brasov in Siebenbürgen<br />
aus der Vogelperspektive.<br />
Mit vielversprechenden Ergebnissen kehrte eine ostdeutsche<br />
Unternehmerdelegation aus dem rumänischen Siebenbürgen zurück.<br />
Wirtschafts- und Ausbildungsvertreter aus Brandenburg, Thüringen,<br />
Sachsen-Anhalt und Sachsen zeigten sich überrascht davon, wie<br />
vielfältig die unternehmerischen Möglichkeiten sind, die sich<br />
ostdeutschen Mittelständlern in dem Balkanland inzwischen bieten.<br />
Von Matthias Krauß<br />
Transsilvanien – das bedeutet wörtlich<br />
übersetzt „hinter dem Wald“. Dass<br />
es aber keine Hinterwäldler sind, denen<br />
sie einen Besuch abstatteten, erfuhren<br />
die Teilnehmer der Delegation binnen<br />
dreier hoch interessanter und intensiv genutzter<br />
Tage in Zentralrumänien. Auf dem<br />
Programm standen Unternehmerbegegnungen<br />
beziehungsweise Kooperationsbörsen<br />
in Cluj-Napoca/Klausenburg, Targu<br />
Mures/Neumarkt und Brasov/Kronstadt.<br />
Die deutsche Delegation wurde von Germany<br />
Trade & Invest (GTAI), der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland, betreut. Die<br />
GTAI unterstützt als Gesellschaft für Außenwirtschaft<br />
und Standortmarketing seit<br />
Jahren Unternehmen aus den neuen Bundesländern<br />
(inklusive Berlin) bei der Erschließung<br />
ausländischer Märkte.<br />
In Rumänien selbst war<br />
die Unternehmerreise<br />
von der MANCOM<br />
CENTRU SRL vorbereitet<br />
worden,<br />
in Zusammenarbeit<br />
mit rumänischen<br />
Partnern<br />
aus Kommunalpolitik<br />
und Wirtschaft.<br />
MANCOM-<br />
Geschäftsführerin Birgit<br />
Schliewenz sprach im<br />
Anschluss von einem „Novum“. Alle Teilnehmer<br />
hätten in unterschiedlichen Graden<br />
bekundet, aussichtsreiche Ansatzpunkte<br />
für ein Engagement in oder mit<br />
Rumänien gefunden zu haben. Grundlage<br />
für die optimistische Einschätzung sei<br />
aber vor allem, dass sich auch Rumänien<br />
in den vergangenen zehn Jahren „gut entwickelt<br />
hat“. Im Jahr 2014 wuchsen die rumänischen<br />
Exporte nach Deutschland um<br />
10,9 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro, die<br />
deutschen Exporte nach Rumänien um elf<br />
Prozent auf 10,7 Milliarden Euro.<br />
GTAI-Direktor Peter Alltschekow.<br />
„Gute Gespräche“ hat es unter anderem<br />
für Silke Goerlich von CEBra – Centrum für<br />
Energietechnologie Brandenburg GmbH<br />
während der Rumänienreise gegeben.<br />
Das Unternehmen nutzt die Grundlagenforschung<br />
der Brandenburgischen Technischen<br />
Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg<br />
auf dem Gebiet Erneuerbarer Energien.<br />
Es bestehe durchaus die Möglichkeit,<br />
mit Hilfe von EU-Geldern in<br />
Rumänien beispielsweise die<br />
Energieumwandlung aus<br />
Biomasse voranzubringen<br />
und dort auch den Sinn<br />
der Menschen für diese<br />
neuen Technologien zu<br />
schärfen, sagte die Managerin<br />
nach immerhin einem<br />
Dutzend Kontaktgesprächen. Dr. Maik<br />
Veste vom selben Unternehmen geht davon<br />
aus, dass es schon „recht zeitnah“ zu<br />
konkreten Projekten kommen könne, welche<br />
in die Landwirtschaft integriert werden.<br />
Man müsse jetzt am Ball bleiben. Mit<br />
Blick auf das erlebte beachtliche Niveau<br />
merkte er an: „Beide Seiten können lernen.“<br />
Trotz eines gewissen „Blindflugs“<br />
bei der Gesprächspartnerwahl hatte es aus<br />
Sicht von Veste funktioniert: „Die richtigen<br />
Ansprechpartner waren am Tisch. Es sieht<br />
aus, als können wir zeitnah und zielgerichtet<br />
wichtige Projekte anschieben.“<br />
GTAI-Direktor Peter Alltschekow reagierte<br />
auf die verhaltene, aber erkennbare Sorge<br />
der Rumänen, Deutschland könne lediglich<br />
darauf bedacht sein, Wirtschaftskapazitäten<br />
und Fachkräfte abzuziehen. Vor allem<br />
gehe es um Kontakte, aus denen sich für<br />
beide Seiten eine Entwicklungsmöglichkeit<br />
ergeben, schließlich wolle man mit solchen<br />
Kontaktanbahnungen auch nicht erreichen,<br />
dass ostdeutsche Firmen ihr eigenes Land<br />
verlassen und gleichsam auswandern.<br />
Von besonderem Interesse für die Reiseteilnehmer<br />
waren die Hinweise der deutschen<br />
Wirtschaftsvertreter „vor Ort“. In allen<br />
drei besuchten Städten gab es die Gelegenheit,<br />
mit deutschsprachigen Firmenchefs<br />
zu reden, mit Menschen also, die<br />
zum Teil schon vor vielen Jahren in Rumänien<br />
Fuß gefasst haben. W+M<br />
Fotos: GTAI (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>