WIRTSCHAFT+MARKT 4/2016
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14 | W+M SCHWERPUNKT<br />
„Mir ist eine ausgeglichene<br />
Wirtschaftsförderung wichtig!"<br />
W+M-Interview mit Christian Görke (LINKE),<br />
stellvertretender Ministerpräsident und Finanzminister in Brandenburg<br />
W+M: Herr Minister, Ihre Partei trägt seit<br />
2009 Regierungsverantwortung in Brandenburg.<br />
Wie hat sich die Wirtschaft im<br />
Land seither entwickelt?<br />
Christian Görke: Die Metropolenregion<br />
Berlin-Brandenburg ist eine der dynamischsten<br />
Wachstumsregionen in ganz<br />
Deutschland. Der Konjunkturklima-Index<br />
kletterte 2015 auf den höchsten Wert seiner<br />
Erfassung seit 1995. Einen weiteren<br />
Rekordwert erreichte im vorigen Jahr der<br />
Warenexport aus Brandenburg mit einem<br />
Volumen von 14,2 Milliarden Euro.<br />
Die positive wirtschaftliche Entwicklung<br />
ist auch am Arbeitsmarkt angekommen.<br />
Seit dem Start von Rot-Rot im November<br />
2009 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten von 750.400<br />
auf aktuell 800.000. Die Zahl der Arbeitslosen<br />
sank um 36.000 auf 109.000.<br />
W+M: Als Finanzminister und Verwaltungsratsvorsitzender<br />
der Investitionsbank<br />
des Landes Brandenburg (ILB) sind<br />
Sie Impulsgeber für wichtige Fördervorhaben.<br />
Welche Themen und Branchen liegen<br />
Ihnen dabei besonders am Herzen?<br />
Christian Görke: Mir ist eine ausgeglichene<br />
Wirtschaftsförderung wichtig! Das<br />
ist in einem Flächenland wie Brandenburg<br />
immer eine Herausforderung. Zwar hat<br />
sich in den vergangenen Jahren gezeigt,<br />
dass die Neuausrichtung der<br />
Förderpolitik weg vom Gießkannenprinzip<br />
hin zum Credo „Stärken<br />
stärken” ein Erfolgsmodell<br />
war. Dennoch müssen<br />
wir darauf achten, einzelne<br />
Regionen nicht<br />
abzuhängen, schon<br />
um der Abwanderung<br />
aus eher ländlichen<br />
Regionen keinen zusätzlichen Vorschub<br />
zu leisten. Die aktuell wichtigsten<br />
Branchen liegen für mich in den Clustern<br />
Kunststoff/Chemie, Metall und Ernährungswirtschaft<br />
sowie in IKT/Medien/<br />
Kreativwirtschaft. In diesen Feldern wurden<br />
2015 erhebliche Investitionen getätigt,<br />
was beweist, dass sich Brandenburg<br />
nicht nur als Industrie- sondern auch als<br />
Innovationsstandort weiterentwickelt. Die<br />
Investitionsbank des Landes Brandenburg<br />
hat bereits viele passgenaue Förderangebote<br />
im Portfolio, um diese Entwicklung<br />
zusätzlich zu begünstigen. Wir als Land<br />
müssen zudem sicherstellen, dass wir<br />
gute Bedingungen für die<br />
Unternehmen schaffen.<br />
Dazu gehört<br />
für mich gute Bildung,<br />
damit auch<br />
morgen ausreichend<br />
Fachkräfte<br />
zur Verfügung<br />
stehen, genauso<br />
wie moderne Straßen<br />
oder Breitbandanschlüsse.<br />
W+M: Als ILB-Verwaltungsratschef steht<br />
es Ihnen durchaus zu, Forderungen an<br />
die Brandenburger Unternehmerschaft<br />
zu formulieren. Was also erwarten Sie<br />
von einem Unternehmer in Ihrem Land?<br />
Christian Görke: Ich erwarte zunächst<br />
etwas ganz Selbstverständliches: den<br />
vollständigen Einsatz für das nachhaltige<br />
Wachstum des eigenen Unternehmens.<br />
Dies ist der größte Treiber für die Sicherung<br />
und Schaffung guter Arbeitsplätze.<br />
Daher möchte ich die Unternehmer dazu<br />
motivieren, ihr Geld gegenwärtig vor allem<br />
in sich selbst zu investieren. Hohe<br />
Anlagerenditen sind momentan schwierig<br />
zu erzielen und die Förderbedingungen<br />
in Brandenburg sind so günstig<br />
wie lange nicht.<br />
W+M: Von außen betrachtet sieht<br />
es so aus, als würde sich die<br />
Wirtschaft in zwei unterschiedli-<br />
Stellvertretender<br />
Ministerpräsident und<br />
Finanzminister in Brandenburg:<br />
Christian Görke.<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>