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WIRTSCHAFT+MARKT 4/2016

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27. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

Brandenburg


REINSCLASSEN<br />

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Integrationsgesetz<br />

als Chance<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

KH@WundM.info<br />

EDITORIAL | 3<br />

HUGO<br />

JUNKERS<br />

PREIS <strong>2016</strong><br />

FÜR FORSCHUNG UND<br />

INNOVATION<br />

AUS SACHSEN-ANHALT<br />

Foto: Privat, Titelfotos: pankajstock123/fotolia.com, agsandrew/fotolia.com<br />

In diesen Tagen ist die Gemütslage vieler<br />

Menschen in unserem Land durchaus<br />

positiv und voller Vorfreude. Der<br />

Sommerurlaub steht vor der Tür, die Fußball-Europameisterschaft<br />

in Frankreich<br />

geht in ihre entscheidende Phase. Und<br />

auch im politischen Alltag wird es ruhiger,<br />

die markigen Wortgefechte zwischen<br />

den Parteien ebben ab, schließlich steht<br />

in den Landesparlamenten und im Bundestag<br />

die Sommerpause an. Mit Ausnahme<br />

von Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Berlin, wo am 4. beziehungsweise<br />

18. September Wahlen stattfinden und<br />

die heiße Wahlkampfphase bereits im August<br />

beginnt, hat die politische Elite hierzulande<br />

also rund acht Wochen Zeit, um<br />

durchzuatmen, Kraft zu schöpfen und vor<br />

allem zu überlegen, wie sie die Köpfe und<br />

Herzen des verunsicherten Wahlvolkes<br />

zurückerobern kann.<br />

Denn das etablierte Parteiensystem ist<br />

schwer erschüttert. Von Volksparteien<br />

kann man derzeit kaum noch reden. Die<br />

einst stolze Sozialdemokratie befindet<br />

sich ungebremst im Sinkflug und auch<br />

die Union hat vielerorts die komfortable<br />

30-Prozent-Zone längst verlassen. Die<br />

Wählerwanderung hin zur Alternative für<br />

Deutschland (AfD) hält – glaubt man den<br />

Demoskopen – unvermindert an. Das<br />

liegt mit Sicherheit nicht am AfD-Wahlprogramm,<br />

denn bei genauerem Hinschauen<br />

hält das für kaum ein aktuelles<br />

Problem praktikable Lösungen bereit.<br />

Nein, die Bürger trauen es den Alt-Parteien<br />

nach wie vor nicht zu, die Flüchtlingskrise<br />

solide und dauerhaft zu lösen.<br />

Verunsicherung und Protest münden daher<br />

bei nicht wenigen Menschen in einer<br />

Zuwendung zur AfD. Sicher, der Zustrom<br />

von Menschen aus Syrien, dem Irak, aus<br />

afrikanischen Staaten und aus Afghanistan,<br />

ist in den letzten Monaten stark zurückgegangen.<br />

Aber wie geht man mit<br />

den Asylsuchenden um, die bereits hier<br />

sind? In den politischen Reden wird zwar<br />

allerorten die Integration beschworen,<br />

tatsächlich vorangekommen ist man damit<br />

jedoch in der Praxis kaum.<br />

Ein Start für wirkliche Integration könnte<br />

das im Mai von der Bundesregierung<br />

verabschiedete Integrationsgesetz sein.<br />

Im Kern geht es um die Maxime „fördern<br />

und fordern“, um das zügige Erlernen<br />

der deutschen Sprache, um die Eigeninitiative,<br />

sich mit Arbeit eine Existenz<br />

in Deutschland aufzubauen, und um<br />

ein Ja zur hiesigen Werteordnung. Fehler<br />

der Vergangenheit sollen nicht erneut<br />

begangen werden – gerade im Hinblick<br />

auf die in vielen Städten bereits existierenden<br />

Parallelgesellschaften.<br />

Neben der klaren Erwartung, dass die zu<br />

uns kommenden Menschen die Integrationsangebote<br />

auch tatsächlich annehmen,<br />

ist die Politik mit diesem Gesetz<br />

mehr als zuvor in der Pflicht, die konkreten<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen,<br />

damit die Eingliederung in den Arbeitsmarkt<br />

auch möglich wird. Es braucht Umschulungs-<br />

und Qualifizierungsprogramme,<br />

die bis in die letzte Gemeinde greifen.<br />

Gerade kleine und mittelständische<br />

Unternehmen müssen bei der Integration<br />

unterstützt werden. Hier muss der Staat<br />

unbürokratisch helfen.<br />

Mit dem Integrationsgesetz haben es<br />

Union und SPD selbst in der Hand, das<br />

Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen.<br />

Abgerechnet wird bei der Bundestagswahl<br />

im Herbst 2017. W+M<br />

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01.09.<strong>2016</strong><br />

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WIRTSCHAFT<br />

WACHSTUM<br />

ZUKUNFT


Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />

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WIE GEHT ES WEITER MIT DER<br />

OSTDEUTSCHEN WIRTSCHAFT?<br />

Sigmar Gabriel, Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister, Ministerpräsidenten<br />

und Minister der neuen Länder und Berlins, Vertreter der<br />

Wissenschaft und namhafte Unternehmer treffen sich erstmals in<br />

Bad Saarow bei Berlin, um Zukunftsthemen für den ostdeutschen<br />

Wirtschaftsraum zu diskutieren.<br />

QUERDENKEN IST ERWÜNSCHT,<br />

IDEEN SIND GEFRAGT.<br />

Themenbereiche<br />

1. Wachstum und Innovation<br />

2. Unternehmertum und Leadership<br />

3. Wachstumsfelder und Investoren<br />

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beim OWF.ZUKUNFT – dem ersten Ostdeutschen Wirtschaftsforum zum Thema „Wirtschaft.Wachstum.<br />

Zukunft“ am 20. und 21. Oktober <strong>2016</strong> im A-ROSA-Hotel Bad Saarow. Aufgrund der begrenzten<br />

Teilnehmerzahl, gilt das Datum Ihrer Anmeldung unter www.OstdeutschesWirtschaftsforum.de<br />

oder www.owf<strong>2016</strong>.de. Die per sön lichen Einladungen auf der Grundlage Ihrer Anmeldung werden<br />

im August versandt.


6 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Kluge Köpfe – so profitiert<br />

der Mittelstand von Forschung<br />

und Entwicklung..............................34<br />

W+M AKTUELL<br />

Köpfe......................................................................... 8<br />

Nachrichten..............................................................10<br />

W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />

Report: Im Höhenflug..............................................12<br />

Im Interview: Christian Görke, stellvertretender<br />

Ministerpräsident und Finanzminister......................14<br />

Cluster als Rückgrat: Energietechnik,<br />

Metallbau und Mobilität...........................................16<br />

Filmwirtschaft: 200 Millionen Euro für die Region.... 20<br />

Massentierhaltung: Spagat zwischen<br />

Tierwohl und Supermarktpreisen........................... 22<br />

34<br />

Kluge Köpfe<br />

Blick auf die vielschichtige und exzellente<br />

Forschungslandschaft im Osten<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Ostdeutschland: Wie weit ist der Osten<br />

bei der Digitalisierung?............................................ 24<br />

Ostdeutschland: Wo der Stahl gehärtet wird......... 26<br />

Berlin: Maler und Unternehmer<br />

in Personalunion – Albrecht Gehse........................... 28<br />

Mecklenburg-Vorpommern: Pellets-Pleite<br />

und geprellte Anleger.............................................. 30<br />

W+M INTERNATIONAL<br />

Siebenbürgen: Ein lange unterschätzter Partner.... 32<br />

W+M TITELTHEMA KLUGE KÖPFE<br />

Report: Forschungslandschaft<br />

mit Leuchttürmen und Aufholbedarf...................... 34<br />

Interview: Bundesforschungsministerin Prof.<br />

Johanna Wanka über ostdeutsche Hochschulen<br />

und Kooperationsprogramme ................................ 40<br />

Analyse: In Systemzusammenhängen denken!.........43<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 4/<strong>2016</strong><br />

Redaktionsschluss: 14.06.<strong>2016</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 479071-27<br />

Fax: 030 479071-22<br />

www.WundM.info<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 479071-11<br />

FN@WundM.info<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 479071-21, KH@WundM.info<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 479071-21,<br />

Länderschwerpunkt<br />

Brandenburgs Wirtschaft im Höhenflug<br />

12<br />

JP@WundM.info, Adrian M. Darr, Tel.: 030 479071-24,<br />

AD@WundM.info<br />

Autoren: Matthias Krauß, Harald Lachmann,<br />

Rudolf Miethig, Tomas Morgenstern, Matthias Salm,<br />

Thomas Schwandt<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung: Kornelia Brocke,<br />

Tel.: 030 479071-27, KB@WundM.info<br />

Marketing/Vertrieb: Kerstin Will, Tel.: 030 479071-24<br />

KW@WundM.info<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler (VBIW)<br />

erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />

Einzelpreis: 5 €, Jahresabonnement (inkl. aller<br />

Ausgaben von W+M Regional, W+M Exklusiv, W+M<br />

Berlin.Friedrichstraße und dem Online-Magazin W+M<br />

Kompakt) 60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Möller Druck und Verlag GmbH,<br />

ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: agsandrew/fotolia.com, pankajstock123/fotolia.com (oben), gbf german biofuels GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


W+M INHALT | 7<br />

W+M POLITIK<br />

ifo-Geschäftsklimaindex für Ostdeutschland.......... 44<br />

Kommentar: Die Ostbeauftragte Iris Gleicke<br />

wagt einen Blick in die Zukunft............................... 45<br />

Pro und Contra: Mindestlohn für Flüchtlinge?........ 46<br />

W+M RATGEBER<br />

Steuern: Quo vadis – Erbschaftsteuerreform......... 47<br />

40<br />

Im Interview<br />

Bundesforschungsministerin Prof. Johanna Wanka<br />

Finanzen:<br />

Elektronische Rechnung ........................................ 48<br />

VIP-Tickets als Geschenk........................................ 49<br />

Recht: Urteile für Unternehmer.............................. 50<br />

Insolvenz: Restschuldbefreiung...............................51<br />

Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für Wirtschaftsliteratur............................................ 52<br />

Büro: Multifunktionsdrucker für kleine<br />

und mittlere Unternehmen...................................... 53<br />

W+M NETZWERK<br />

Scharmützelsee: Golfturnier für Freunde................ 54<br />

Schwerin: Mecklenburger Wirtschaftsball ..............55<br />

Warnemünde/Kopenhagen: SACHSEN Sail <strong>2016</strong>... 56<br />

Fotos: W+M (oben), Santa Maria Manuela Archive (Mitte), Albrecht Gehse (unten)<br />

56<br />

Netzwerk<br />

SACHSEN Sail <strong>2016</strong> mit der Santa Maria Manuela<br />

28<br />

Länderreport<br />

Maler Albrecht Gehse: Mit der Pranke des Löwen<br />

Potsdam: Unternehmertag zur<br />

Brandenburger Tourismuswirtschaft...................... 57<br />

Serrahn: Golf-Turnier der Unternehmerverbände... 58<br />

Warnemünde: Beach-Polo hinter dem Teepott...... 59<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 60<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden................. 62<br />

W+M PORTRÄTS<br />

Bodo Janssen: Erfolg dank Selbstreflektion........... 64<br />

Heinrich von Nathusius:<br />

Vorausblickender Querdenker................................. 65<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister............................... 66<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial...................................................................... 3<br />

Impressum................................................................ 6<br />

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen die Regionalausgabe<br />

W+M Brandenburg sowie eine Beilage der Schultz Einrichtungen<br />

GmbH & Co. KG (www.schultz.de) bei. Wir bitten<br />

um Ihre Aufmerksamkeit.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


8 | W+M KÖPFE<br />

K<br />

Ö<br />

P<br />

F<br />

E<br />

Robert Wüst (30)<br />

Lobbyist aus Potsdam<br />

Robert Wüst ist neuer Präsident der<br />

Handwerkskammer Potsdam. Der Metallbauermeister<br />

aus Pritzwalk wurde am<br />

11. April <strong>2016</strong> von der außerordentlichen<br />

Vollversammlung mit großer Mehrheit<br />

gewählt. Der 30-jährige Wüst ist Nachfolger<br />

von Jürgen Rose, der im Februar<br />

nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben<br />

war. Wüst wird das Amt zunächst<br />

bis zum Ende der laufenden Legislatur<br />

im März kommenden Jahres ausüben. Er<br />

legte 2009 die Meisterprüfung im Metallbauerhandwerk<br />

ab und leitet seit 2007<br />

den Familienbetrieb. Seit 2012 ist er alleiniger<br />

Inhaber des in fünfter Generation<br />

befindlichen Familienunternehmens mit<br />

mehr als 100-jähriger Tradition und Mitglied<br />

im Vorstand der Handwerkskammer<br />

Potsdam, seit 2014 als Vizepräsident. Als<br />

neuer Präsident will sich Robert Wüst insbesondere<br />

um die Fachkräftesicherung<br />

kümmern. Er lebt in Pritzwalk, ist verheiratet<br />

und hat drei Kinder.<br />

Martin Dulig (41)<br />

Wirtschaftsminister in Dresden<br />

Wenn es um die Zukunft der Braunkohle<br />

in der Lausitz geht, lehnt sich Sachsens<br />

Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit<br />

und Verkehr weit aus dem Fenster.<br />

Er kritisiert offen, dass es am deutschen<br />

Energiemarkt „an Verlässlichkeit fehlt“<br />

und die gegenwärtige Ausstiegsdiskussion<br />

„vor allem unter ideologischen Aspekten“<br />

stattfinde. Denn für einen damit<br />

nötigen Strukturwandel in dieser Region<br />

gebe es derzeit kaum realistische Alternativen.<br />

Der gelernte Maurer plädiert daher<br />

dringend für die Beibehaltung eines<br />

solidarischen Schulterschlusses der ostdeutschen<br />

Braunkohleländer Brandenburg,<br />

Sachsen und Sachsen-Anhalt. Angesichts<br />

des Fehlens von ausreichend<br />

Netzinfrastruktur sowie Speicherkapazitäten<br />

für Wind- und Solarstrom gehöre<br />

es für ihn auch zur energiepolitischen Ehrlichkeit<br />

zu sagen, dass die deutsche Wirtschaft<br />

für den Übergang auch weiter fossile<br />

Rohstoffe brauche.<br />

Helmut Rehhahn (68)<br />

Diplom-Landwirt aus Wittenberg<br />

Was der diplomierte Landwirt anpackt,<br />

wird meist ungewöhnlich groß. So entwickelte<br />

der Chef und Inhaber der UBM<br />

Unternehmensberatung Management<br />

GmbH in Altenweddingen bei Magdeburg<br />

vor einigen Jahren ein Projekt für<br />

Deutschlands größten Gewächshauskomplex.<br />

Der steht inzwischen, umfasst<br />

15 Hektar, auf denen unter Glas<br />

Tomaten – so genannte Luthertomaten<br />

– wachsen, und soll jetzt noch auf 40<br />

Hektar erweitert werden. Auch an der<br />

Planung und Projektierung von modernen<br />

Schweinehaltungs- und Zuchtanlagen,<br />

Biogasanlagen und Fischzuchtanlagen<br />

ist Rehhahn, der 1994 bis 1996<br />

Landwirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt<br />

war, aktiv beteiligt. Wichtig sind ihm<br />

dabei regionale Kreisläufe und die Nutzung<br />

Erneuerbarer Energien. Auch in der<br />

Ukraine und Kasachstan brachte er bereits<br />

Projekte zum Einsatz biologischer<br />

Treibstoffe und Erneuerbarer Energien<br />

auf den Weg.<br />

Frank Dickmann (53)<br />

Stein-Importeur aus Berlin<br />

Als Großhändler hat der Geschäftsführer<br />

der BESCO Berliner Steincontor GmbH<br />

ein starkes Standbein im Import von Granit<br />

und Marmor. Einen Großteil dieses Natursteins<br />

bezieht er dabei aus asiatischen<br />

Ländern wie Indien und China, wofür er<br />

seine Firma jedoch vom Verein Fair Stone<br />

e. V. freiwillig auditieren ließ. Er verpflichtet<br />

sich damit, keine Produkte aus Staaten<br />

der Dritten Welt zu kaufen, wenn bei<br />

deren Herstellung nicht ein menschenwürdiges<br />

und sicheres Produktionsumfeld<br />

im Sinne der Kernarbeitsnormen der<br />

Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)<br />

gegeben ist. Kategorisch lehnt er auch<br />

Kinderarbeit in der Steinverarbeitung ab.<br />

Überdies fordert der gelernte Kaufmann,<br />

der damit in seiner Branche bundesweit<br />

zu den Vorreitern gehört, die Einführung<br />

von staatlichen Unbedenklichkeitslabels<br />

auf diesem Feld.<br />

Fotos: HWK/Hannemann (links), Harald Lachmann (Mitte links, Mitte rechts, rechts)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


W+M KÖPFE | 9<br />

Hartmut Bunsen (72)<br />

Unternehmer aus Leipzig<br />

und Multifunktionär<br />

Am 1. Juni <strong>2016</strong> wurde Hartmut<br />

Bunsen in der Schlosskapelle<br />

im Residenzschloss Dresden<br />

mit dem Verdienstorden des<br />

Freistaates Sachsen ausgezeichnet.<br />

Damit werden seine hervorragenden<br />

Verdienste und sein Engagement für<br />

den Freistaat Sachsen anerkannt. Nach<br />

der Wende gründete er die Messeprojekt<br />

GmbH und 1993 mit seiner Frau Ursula<br />

die INUMA GmbH als Tischlerei und<br />

Innenausbaufirma. Aktuell ist die Familie<br />

Bunsen für 220 Mitarbeiter, davon 22<br />

Auszubildende, verantwortlich. Die Unternehmensnachfolge<br />

von Hartmut und Ursula<br />

ist mit ihren beiden Söhnen vorbildlich<br />

geregelt. Hartmut Bunsen wurde zudem<br />

gerade zum sechsten Mal als Präsi-<br />

dent des Unternehmerverbandes Sachsen<br />

wiedergewählt. Er ist auch Sprecher<br />

der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und<br />

Berlin, Vorstand des Akademischen Rudervereins<br />

zu Leipzig e. V. und Vorstand<br />

des SACHSEN Sail Club Leipzig e. V.<br />

Fotos: Harald Lachmann (links), Claudia Koslowski/UV Sachsen (rechts)<br />

Axel Dyck (60)<br />

Baugrundexperte aus Leipzig<br />

Der Geschäftsführer der FCB Fachbüro<br />

für Consulting und Bodenmechanik<br />

GmbH Espenhain fordert für Leipzig<br />

„den Einstieg in einen staatlich geförderten<br />

sozialen Wohnungsneubau“. Denn<br />

zuletzt sei die ostdeutsche Metropole, in<br />

der Dyck auch Chef der SPD-Stadtratsfraktion<br />

ist, einwohnerzahlenmäßig „um<br />

eine mittlere Kleinstadt gewachsen“.<br />

Bald könne wieder Wohnungsknappheit<br />

herrschen, mahnt er. Vor dem Hintergrund<br />

des gegenwärtigen Verfalls der<br />

Energiepreise zweifelt der Diplomingenieur<br />

zugleich daran, dass kleinere Kommunalbetriebe<br />

dauerhaft überlebensfähig<br />

sind. Sie müssten sich Partner suchen<br />

sowie Kooperationen und Verbünde<br />

mit anderen Unternehmen eingehen. Um<br />

sich hierfür die Investitionsmittel zu sichern,<br />

sei es auch nicht mehr zeitgemäß,<br />

dass Stadtwerke über einen steuerlichen<br />

Querverbund stets chronisch defizitäre<br />

Nahverkehrsunternehmen alimentieren.<br />

Revitalisierung<br />

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10 | W+M NACHRICHTEN<br />

N<br />

A<br />

C<br />

H<br />

R<br />

I<br />

C<br />

H<br />

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N<br />

TROPICAL ISLANDS INVESTIERT<br />

Krausnick. Ende Mai wurde der neue<br />

Außenbereich des Tropical Islands – genannt<br />

AMAZONIA – feierlich mit Gästen<br />

aus Politik, Wirtschaft und Medien eröffnet.<br />

„Mit 66.000 Quadratmetern im<br />

FRAUEN ALS FÜHRUNGSKRÄFTE<br />

Der neue Außenbereich AMAZONIA des Tropical Islands.<br />

Dome und 35.000 Quadratmetern Open-<br />

Air-Wasserpark bieten wir unseren Gästen<br />

einen attraktiven Ort der Erholung“, sagt<br />

Jan Janssen, Geschäftsführer von Tropical<br />

Islands. Die steigenden Tourismuszah-<br />

Chemnitz. 2014 waren 35,1 Prozent der<br />

Führungskräfte der obersten Leitungsebene<br />

in der sächsischen Privatwirtschaft<br />

Frauen. Auf der zweiten Führungsebene<br />

lag ihr Anteil bei 39,7 Prozent. Das zeigen<br />

Daten der Arbeitsverwaltung in Chemnitz.<br />

Bundesweit war dagegen nur jede vierte<br />

Führungsstelle der obersten Leitungsebene<br />

in der Privatwirtschaft mit Frauen<br />

besetzt. Auch in ganz Ostdeutschland ist<br />

der Anteil von Frauen in Führungspositionen<br />

höher als in Westdeutschland. Der<br />

Frauenanteil an den Führungspositionen<br />

der ersten und zweiten Ebene liegt im Osten<br />

bei 30 beziehungsweise 44 Prozent,<br />

im Westen bei 23 beziehungsweise 37<br />

Prozent. Allein in Sachsen sind von den<br />

128.900 Führungskräften in der obersten<br />

Ebene 45.300 weiblichen Geschlechts.<br />

Vor allem kleinere Betriebe werden häufiger<br />

von Frauen geführt, während ihr Leitungseinfluss<br />

mit der Größe der Unternehmen<br />

abnimmt. Inzwischen hat aber auch<br />

jeder zehnte privatwirtschaftliche Betrieb<br />

Führungspositionen mit Teilzeitkräften besetzt,<br />

so dass hier Frauen Beruf und Familie<br />

besser in Einklang bringen können.<br />

GRÜNDER AUF WACHSTUMSKURS<br />

len in Brandenburg machen<br />

sich auch im Tropical<br />

Islands bemerkbar.<br />

Im letzten Jahr empfing<br />

das Resort 1,1 Millionen<br />

Gäste aus ganz Europa.<br />

Seit der Eröffnung 2004<br />

wurde stetig ausgebaut.<br />

Heute ist Tropical Islands<br />

mit rund 1.700 Betten in<br />

der Halle sowie auf dem<br />

großzügigen Außengelände<br />

und über 350.000<br />

Übernachtungen einer<br />

der größten Beherbergungsbetriebe<br />

Deutschlands.<br />

Und das Unternehmen,<br />

das seit zwei<br />

Jahren schwarze Zahlen<br />

schreibt, hat sich viel vorgenommen:<br />

2017 startet<br />

der Bau eines Vier-Sterne-Plus-Hotels;<br />

die Übernachtungen<br />

sollen zudem<br />

innerhalb von zwei bis drei Jahren<br />

verdoppelt werden, so Geschäftsführer<br />

Janssen. Mit knapp 600 Mitarbeitern<br />

ist Tropical Islands einer der wichtigsten<br />

Arbeitgeber der Region.<br />

Berlin. Die Bürgschaftsbank Berlin-Brandenburg<br />

(BBB) hat 2015 das überdurchschnittliche<br />

Wachstum der Berliner Wirtschaft<br />

mit erhöhter Bürgschaftsübernahme<br />

unterstützt. „Mit Bürgschaften und<br />

Garantien haben wir ein Finanzierungsvolumen<br />

von insgesamt 97 Millionen<br />

Euro mobilisiert“, so Waltraud Wolf, Geschäftsführerin<br />

der BBB. Mit den mit 62<br />

Millionen Euro verbürgten Krediten und<br />

Beteiligungen für 250 mittelständische<br />

Gewerbetreibende und Freiberufler hat<br />

die BBB 17 Prozent mehr Finanzierungen<br />

besichert als 2014. Als besonderer<br />

Wachstumstreiber mit einer Steigerungsrate<br />

von 41 Prozent erwiesen sich<br />

die Start-ups der Stadt. Besonders häufig<br />

haben die Gründer 2015 das Gründungsprogramm<br />

„Berlin Start“ genutzt.<br />

NEUER MIKROKREDIT<br />

Potsdam. Für Kleinstunternehmen und<br />

Existenzgründer gestaltet es sich aufgrund<br />

von fehlenden Sicherheiten oder<br />

einer geringen Eigenkapitalbasis meist<br />

schwierig, einen Kredit bei Geschäfts- oder<br />

Hausbanken zu erhalten. Deswegen hat<br />

das Brandenburger Wirtschaftsministerium<br />

ein neues Programm aufgelegt: den<br />

„Mikrokredit Brandenburg“. Die Umsetzung<br />

erfolgt durch die Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg (ILB), die Erstberatung<br />

und eine fachkundige Stellungnahme<br />

durch die Kammern. Der Mikrokredit<br />

Brandenburg ist ein Angebot insbesondere<br />

an kleine und mittlere Unternehmen<br />

Foto: Tropical Islands/Dietmar Gust<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


W+M NACHRICHTEN | 11<br />

bis zu zehn Jahre nach ihrer Gründung. Er<br />

richtet sich auch an Existenzgründer, Unternehmensnachfolger<br />

sowie an Unternehmer<br />

im Nebenerwerb, die beispielsweise<br />

Aufträge und Projekte vorfinanzieren<br />

müssen oder Mittel zum Erwerb von<br />

Betriebsmitteln und für Investitionen benötigen.<br />

Beantragt werden kann ein verzinsliches<br />

Kleindarlehen ab 2.000 Euro bis maximal<br />

25.000 Euro. Informationen zum Kredit<br />

gibt es unter mikrokredit.brandenburg.de.<br />

Der Kreditantrag kann online auf www.ilb.de<br />

gestellt werden.<br />

RB LEIPZIG KURBELT WIRTSCHAFT AN<br />

Leipzig. Dass der Osten ab der kommenden<br />

Saison nach Jahren der Abstinenz wieder<br />

einen Erstligisten im Fußball hat, nutzt<br />

nicht zuletzt der regionalen Wirtschaft.<br />

Laut Professor Henning Zülch von der Handelshochschule<br />

Leipzig (HHL) spielt das allein<br />

außerhalb des Stadions den Unternehmen<br />

in Handel, Dienstleistung, Gastronomie<br />

und Verkehr gut 16 Millionen Euro ein.<br />

Der Wissenschaftler bezieht sich dabei auf<br />

Vergleichswerte bei den seit 2013 aufgestiegenen<br />

Vereinen wie Frankfurt, Berlin,<br />

Köln, Ingolstadt und Darmstadt und setzt<br />

diese in Relation zu den teils deutlich höheren<br />

Zuschauerzahlen beim Fußballklub<br />

RB Leipzig. Hier waren bereits in der 2.<br />

Liga im Saisonschnitt 37.500 Besucher pro<br />

Heimspiel gezählt worden. Vor allem Auswärtsfans<br />

seien bereit, mehr Geld in der<br />

Stadt und im Umfeld auszugeben, so der<br />

Experte. Er geht von etwa 30 Euro pro Zuschauer<br />

aus. Zugleich werde in dem Maße,<br />

wie Leipzig nun auch wieder als Fußballstadt<br />

wahrgenommen wird, auch der Tourismus<br />

angekurbelt. Zülch erwartet nun einen<br />

fußballbedingten Besucheranstieg von<br />

fünf Prozent.<br />

MIGRANTEN ALS JOBMOTOR<br />

Berlin. Migranten gründen überdurchschnittlich<br />

oft Firmen – und schaffen überdurchschnittlich<br />

viele Jobs. Andererseits<br />

brechen sie ihre Karriere auch schneller als<br />

deutsche Neugründer wieder ab. Das ergab<br />

eine aktuelle Studie der Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau (KfW). Dennoch drängt<br />

die Wirtschaft verstärkt darauf, das Potenzial<br />

der Migranten nutzen zu können. Immerhin<br />

hat jeder fünfte Unternehmensgründer<br />

– quer durch die Bundesländer –<br />

ausländische Wurzeln oder sogar noch eine<br />

ausländische Staatsbürgerschaft. Damit<br />

liegt die jährliche Gründerquote (1,86 Prozent)<br />

deutlich über der allgemeinen Quote<br />

(1,68 Prozent). Diese Quote beschreibt den<br />

Anteil der Gründer an der Bevölkerung im<br />

Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Auch die<br />

Zahl der Beschäftigten in jenen Firmen von<br />

Migranten lag gerade im Osten im Schnitt<br />

mit umgerechnet zwei Vollzeitstellen etwas<br />

höher. Erwartungsgemäß starten die<br />

meisten Neu-Unternehmer aus dem Zuwanderer-Milieu<br />

im Dienstleistungssektor,<br />

namentlich im Handel. Wie die Studie ergab,<br />

bestehen Neugründungen in Deutschland<br />

nach drei Jahren noch zu 70 Prozent,<br />

bei Migranten beträgt dieser Wert allerdings<br />

nur 60 Prozent.<br />

BB-Masters <strong>2016</strong><br />

MIT POWER-SCHLÄGEN ZUM SIEG<br />

Foto: BB-Masters GmbH<br />

Vom 29. April bis 1. Mai <strong>2016</strong> wurde<br />

auf dem B/C-Course des Berliner Golf<br />

& Country Club Motzener See um die<br />

Spitzenplätze bei den BB-Masters <strong>2016</strong><br />

– Deutschlands höchstdotiertem ProAm-<br />

Golfturnier mit 100.000 Euro Gesamtpreisgeld<br />

– gekämpft. Bei den Pros ging<br />

Die Sieger-Pros der BB-Masters <strong>2016</strong> mit Initiatoren und Partnern: Klaus-Jürgen Meier, Dirk<br />

Germandi, Jörg Woltmann, Jan Oelmann, Stefan Quirmbach, Martin Keskari, Sebastian Heisele,<br />

Ben Parker, Oliver Böckmann, Claus M. Kobold, Manfred Gugerel, Frank Adamowicz und Dieter<br />

R. Klostermann (v. l.).<br />

es beim Finale am Sonntag in der Einzelwertung<br />

um insgesamt 80.000 Euro,<br />

welche unter allen 40 startenden Pros<br />

laut Ausschreibung aufgeteilt wurden.<br />

Ab Mittag begleiteten zahlreiche golfbegeisterte<br />

Zuschauer die Pro-Flights auf<br />

die Runde, die am späten Nachmittag gespannt<br />

an Tee 18 vor der Clubhaus-Terrasse<br />

erwartet wurden. Bei der anschließenden<br />

Siegerehrung präsentierten Frank<br />

Adamowicz und das BB-Masters-Team<br />

die Ergebnisse der Einzelwertung.<br />

Bereits der erste Turniertag startete mit<br />

einem Highlight: Arne Bensiek im Flight<br />

mit Wolfgang Huget gelang an Bahn B4<br />

ein Hole-In-One. Hätte er sein erstes<br />

Hole-in-One an der C1 gespielt, wäre er<br />

um einen neuen BMW reicher gewesen.<br />

Challenge-Tour-Spieler Sebastian Heisele<br />

legte mit dem neuen Platzrekord von<br />

65 Schlägen am zweiten Turniertag des<br />

ProAm‘s bereits den Grundstein für seinen<br />

Sieg und die 20.000 Euro Preisgeld<br />

beim Finale.<br />

Bei den BB-Masters wurde mit BIRDIE<br />

for HOPE auch wieder für den guten<br />

Zweck gespielt. Aufgrund des vielfältigen<br />

Engagements wurde eine Spendensumme<br />

von 12.450 Euro für die Vereine Project<br />

HOPE e. V. und Birdies für Bildung<br />

erspielt.www.bb-masters.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


TLÄNDERSCHWERPUNK<br />

12 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />

Der britische Flugzeugtriebwerkhersteller Rolls-Royce gehört seit<br />

Jahren zu den wichtigsten ausländischen Investoren in Brandenburg.<br />

Im Höhenflug<br />

Die Brandenburger Wirtschaft demonstriert derzeit überzeugend,<br />

dass sie den Wandel hin zu einer wettbewerbsfähigen sozialen<br />

Marktwirtschaft gut ein Vierteljahrhundert nach dem Vollzug der<br />

deutschen Einheit und darauffolgenden schweren Strukturbrüchen<br />

gemeistert hat. Allerdings ist der Aufholprozess im Vergleich zu den<br />

alten Bundesländern unverändert im Gange und wird wohl auch<br />

mittelfristig noch nicht abgeschlossen sein. Von Karsten Hintzmann<br />

BR ANDENBURG<br />

Brandenburgs Wirtschaftsminister<br />

Albrecht Gerber (SPD) bringt die<br />

aktuelle Euphorie, die landauf, landab<br />

herrscht, auf den Punkt: „Insgesamt<br />

durchläuft das Land Brandenburg derzeit<br />

eine der besten Phasen in seiner Geschichte.<br />

Wir hatten im vergangenen Jahr<br />

ein reales Wirtschaftswachstum von 2,7<br />

Prozent. Damit gehören wir zu den Top<br />

drei unter den deutschen Bundesländern.<br />

Die Industrie konnte sogar um 2,9 Prozent<br />

zulegen. Das Baugewerbe ist um 3,8 Prozent<br />

gewachsen. Es herrscht flächendeckend<br />

eine gute Stimmung und eine gute<br />

Auftragslage bei den Unternehmen.“<br />

Selbst größere Problemfälle konnten in<br />

den vergangenen Monaten gelöst werden.<br />

Nach längeren Sondierungen und<br />

damit einhergehenden Verunsicherungen<br />

verkaufte der schwedische Energiekonzern<br />

Vattenfall seine Lausitzer Braunkohlesparte<br />

an das tschechische Unternehmen<br />

EPH, das sich klar zur Fortsetzung<br />

des Kohleabbaus in der Region bekannt<br />

hat. Auch die Zukunft des zeitweilig von<br />

Schließung bedrohten Bahninstandhaltungswerkes<br />

in Eberswalde scheint gesichert.<br />

Der Verkauf an ein privates Unternehmen<br />

rettet den industriellen Kern<br />

und 210 Jobs in der Kreisstadt im Nordosten<br />

Brandenburgs.<br />

Die Weichen für eine Fortsetzung des<br />

aktuellen Aufschwungs sind gestellt.<br />

Brandenburg bietet nicht nur im Berliner<br />

Speckgürtel ideale Standortbedingungen<br />

für Unternehmen – gut ausgebaute Verkehrswege,<br />

Industrie- und Gewerbeflächen<br />

in allen Lagen und zu vernünftigen<br />

Konditionen, gut ausgebildete und erfahrene<br />

Facharbeiter. Hinzu kommt ein<br />

umfassender Unternehmensservice: Als<br />

erstes Bundesland offeriert Brandenburg<br />

ein komplettes Beratungspaket zu Wirtschaft<br />

und Arbeit aus einer Hand. Das<br />

Land hat diese Kompetenzen bei der<br />

Wirtschaftsfördergesellschaft Zukunfts-<br />

Agentur Brandenburg (ZAB) und der Förderbank<br />

ILB gebündelt. Gemeinsam bilden<br />

sie Brandenburgs One-Stop-Agency<br />

für Wirtschaft und Arbeit. Durch diese<br />

Verzahnung erhalten potenzielle Investoren<br />

rasch Zugang zu maßgeschneiderten<br />

Förderprogrammen, die aus Töpfen<br />

der EU, des Bundes und des Landes gespeist<br />

und von der ILB federführend koordiniert<br />

werden.<br />

Im Jahr 2015 konnte die ILB ihr Fördergeschäft<br />

gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent<br />

auf ein Volumen von 1,45 Milliarden<br />

Euro deutlich erhöhen. Mit den Geldern<br />

wurden insgesamt 4.309 Vorhaben in den<br />

vier Förderbereichen Wirtschaft, Arbeit, Infrastruktur<br />

und Wohnungsbau unterstützt.<br />

Entsprechend zufrieden ist ILB-Vorstandschef<br />

Tillmann Stenger: „2015 war ein sehr<br />

gutes Förderjahr für Brandenburg. Unsere<br />

Förderzusagen werden insgesamt zu Investitionen<br />

in Höhe von gut 2,1 Milliarden<br />

Euro führen. Insbesondere der Förderbereich<br />

Infrastruktur hat mit einem um 17<br />

Prozent höheren Investitionsvolumen gegenüber<br />

2014 enorm von den Angeboten<br />

der ILB profitiert. In der neuen EU-Programmperiode<br />

haben wir bereits 27 Programme<br />

an den Start bringen können.”<br />

Ein Ende des positiven Trends ist nicht in<br />

Sicht – im laufenden Jahr rechnet die ILB<br />

mit einem Neuzusagevolumen in Höhe<br />

von 1,2 Milliarden Euro. W+M<br />

Foto: Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


Jubiläum<br />

BMW<br />

Ostdeutschland<br />

Freude am Fahren<br />

HALLO ZUKUNFT.<br />

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14 | W+M SCHWERPUNKT<br />

„Mir ist eine ausgeglichene<br />

Wirtschaftsförderung wichtig!"<br />

W+M-Interview mit Christian Görke (LINKE),<br />

stellvertretender Ministerpräsident und Finanzminister in Brandenburg<br />

W+M: Herr Minister, Ihre Partei trägt seit<br />

2009 Regierungsverantwortung in Brandenburg.<br />

Wie hat sich die Wirtschaft im<br />

Land seither entwickelt?<br />

Christian Görke: Die Metropolenregion<br />

Berlin-Brandenburg ist eine der dynamischsten<br />

Wachstumsregionen in ganz<br />

Deutschland. Der Konjunkturklima-Index<br />

kletterte 2015 auf den höchsten Wert seiner<br />

Erfassung seit 1995. Einen weiteren<br />

Rekordwert erreichte im vorigen Jahr der<br />

Warenexport aus Brandenburg mit einem<br />

Volumen von 14,2 Milliarden Euro.<br />

Die positive wirtschaftliche Entwicklung<br />

ist auch am Arbeitsmarkt angekommen.<br />

Seit dem Start von Rot-Rot im November<br />

2009 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten von 750.400<br />

auf aktuell 800.000. Die Zahl der Arbeitslosen<br />

sank um 36.000 auf 109.000.<br />

W+M: Als Finanzminister und Verwaltungsratsvorsitzender<br />

der Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg (ILB) sind<br />

Sie Impulsgeber für wichtige Fördervorhaben.<br />

Welche Themen und Branchen liegen<br />

Ihnen dabei besonders am Herzen?<br />

Christian Görke: Mir ist eine ausgeglichene<br />

Wirtschaftsförderung wichtig! Das<br />

ist in einem Flächenland wie Brandenburg<br />

immer eine Herausforderung. Zwar hat<br />

sich in den vergangenen Jahren gezeigt,<br />

dass die Neuausrichtung der<br />

Förderpolitik weg vom Gießkannenprinzip<br />

hin zum Credo „Stärken<br />

stärken” ein Erfolgsmodell<br />

war. Dennoch müssen<br />

wir darauf achten, einzelne<br />

Regionen nicht<br />

abzuhängen, schon<br />

um der Abwanderung<br />

aus eher ländlichen<br />

Regionen keinen zusätzlichen Vorschub<br />

zu leisten. Die aktuell wichtigsten<br />

Branchen liegen für mich in den Clustern<br />

Kunststoff/Chemie, Metall und Ernährungswirtschaft<br />

sowie in IKT/Medien/<br />

Kreativwirtschaft. In diesen Feldern wurden<br />

2015 erhebliche Investitionen getätigt,<br />

was beweist, dass sich Brandenburg<br />

nicht nur als Industrie- sondern auch als<br />

Innovationsstandort weiterentwickelt. Die<br />

Investitionsbank des Landes Brandenburg<br />

hat bereits viele passgenaue Förderangebote<br />

im Portfolio, um diese Entwicklung<br />

zusätzlich zu begünstigen. Wir als Land<br />

müssen zudem sicherstellen, dass wir<br />

gute Bedingungen für die<br />

Unternehmen schaffen.<br />

Dazu gehört<br />

für mich gute Bildung,<br />

damit auch<br />

morgen ausreichend<br />

Fachkräfte<br />

zur Verfügung<br />

stehen, genauso<br />

wie moderne Straßen<br />

oder Breitbandanschlüsse.<br />

W+M: Als ILB-Verwaltungsratschef steht<br />

es Ihnen durchaus zu, Forderungen an<br />

die Brandenburger Unternehmerschaft<br />

zu formulieren. Was also erwarten Sie<br />

von einem Unternehmer in Ihrem Land?<br />

Christian Görke: Ich erwarte zunächst<br />

etwas ganz Selbstverständliches: den<br />

vollständigen Einsatz für das nachhaltige<br />

Wachstum des eigenen Unternehmens.<br />

Dies ist der größte Treiber für die Sicherung<br />

und Schaffung guter Arbeitsplätze.<br />

Daher möchte ich die Unternehmer dazu<br />

motivieren, ihr Geld gegenwärtig vor allem<br />

in sich selbst zu investieren. Hohe<br />

Anlagerenditen sind momentan schwierig<br />

zu erzielen und die Förderbedingungen<br />

in Brandenburg sind so günstig<br />

wie lange nicht.<br />

W+M: Von außen betrachtet sieht<br />

es so aus, als würde sich die<br />

Wirtschaft in zwei unterschiedli-<br />

Stellvertretender<br />

Ministerpräsident und<br />

Finanzminister in Brandenburg:<br />

Christian Görke.<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


BRANDENBURG | 15<br />

Christian Görke: Das Zeitfenster der Nutzung<br />

der Braunkohle schließt sich. Wie bekannt,<br />

streben wir den Ausstieg aus der<br />

Braunkohle bis zum Jahr 2040 an. Darüber<br />

gibt es bei den Linken keinen Streit. Jetzt<br />

kommt es aber darauf an, den damit verbundenen<br />

Strukturwandel sozial verträglich<br />

und energiepolitisch sinnvoll zu gestalten.<br />

Für das Ausstiegsszenario ist die Speicherung<br />

von Erneuerbaren Energien im industriellen<br />

Maßstab die Schlüsseltechnologie.<br />

W+M: Was erwarten Sie vom tschechischen<br />

Energiekonzern EPH, der jüngst das<br />

Braunkohlegeschäft von Vattenfall in der<br />

Lausitz übernommen hat?<br />

Foto: W+M<br />

Christian Görke mit W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.) und W+M-Chefredakteur Karsten<br />

Hintzmann (l.).<br />

chen Geschwindigkeiten entwickeln –<br />

der Speckgürtel entwickelt sich rasant,<br />

während es in den Randregionen eher<br />

schwer vorangeht. Was tun Sie, damit die<br />

Uckermark oder die Prignitz wirtschaftlich<br />

nicht abgekoppelt werden?<br />

Christian Görke: Ich kann diese Einschätzung<br />

einer stark gegenläufigen Entwicklung<br />

nicht ganz teilen. Es stimmt, dass<br />

wir in den letzten Jahren viele Ansiedlungen<br />

junger Unternehmen im Speckgürtel<br />

sowie ein kontinuierliches Wachstum<br />

der dort bereits etablierten Unternehmen<br />

ZUR PERSON<br />

Christian Görke wurde am 17. März 1962<br />

in Rathenow geboren. Von 1983 bis<br />

1988 studierte er an der Pädagogischen<br />

Hochschule Dresden. Anschließend arbeitete<br />

er bis 2003 als Lehrer in seiner<br />

Geburtsstadt Rathenow.<br />

1985 trat Görke in die SED ein und blieb<br />

auch den Nachfolgeorganisationen treu.<br />

Seit 2003 engagiert sich Görke in der<br />

Brandenburger Landespolitik. Zunächst<br />

als „einfacher“ Landtagsabgeordneter,<br />

später (2012) als Fraktionschef der<br />

LINKEN im Landtag. Seit Januar 2014<br />

fungiert er als Landeschef der LINKEN<br />

sowie als Finanzminister. Nach der Landtagswahl<br />

im Herbst 2014 wurde Görke<br />

zum stellvertretenden Ministerpräsidenten<br />

ernannt.<br />

Er ist geschieden und Vater zweier Kinder.<br />

verzeichnen konnten. Aufgrund der dort<br />

zahlenmäßig stärker vertretenen Unternehmen<br />

mit innovativen, digitalen Geschäftsfeldern<br />

ist die mediale Aufmerksamkeit<br />

hier natürlich auch stärker als in<br />

Regionen wie beispielsweise Lauchhammer.<br />

Schaut man sich aber Umsatzzahlen<br />

und Arbeitsplätze an, ist das Bild nicht so<br />

einseitig. Ein Beispiel: Die Region Brandenburg<br />

Nord, zu der ja auch die Uckermark<br />

zählt, war 2015 mit knapp 117 Millionen<br />

Euro die Region mit dem größten<br />

Investitionsvolumen im wichtigsten Wirtschaftsförderprogramm<br />

GRW-G. ILB,<br />

ZAB und die Wirtschaftsfördergesellschaften<br />

arbeiten zudem Hand in Hand,<br />

um die regionalen Unternehmen bestmöglich<br />

zu beraten und zu unterstützen.<br />

W+M: Die Braunkohle ist ein wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber speziell<br />

im Süden Brandenburgs. In Ihrer Partei<br />

herrscht zur Zukunft der Braunkohle ein<br />

Richtungsstreit. Wie halten Sie es mit der<br />

Zukunft der Braunkohle?<br />

Christian Görke: Ich erwarte, dass der<br />

Energiekonzern seiner Verantwortung als<br />

Arbeitgeber, aber auch bei der Frage der<br />

Übernahme von Folgekosten, die sich aus<br />

dem Abbau von Braunkohle ergeben, gerecht<br />

wird und die Zusagen hinsichtlich<br />

der Beschäftigten einhält. Und als Finanzminister<br />

habe ich die Erwartung, dass er<br />

den Firmensitz seiner Braunkohle-Sparte<br />

nach Brandenburg verlagert. Schließlich<br />

ist mit der Übernahme von Vattenfall<br />

hier nun auch das größte Braunkohle-Abbaugebiet<br />

innerhalb des Konzernbereichs.<br />

W+M: Vor einigen Wochen geriet die rotrote<br />

Koalition durch den Rücktritt Ihres<br />

Justizministers Helmuth Markov in unruhiges<br />

Fahrwasser. Wie regiert es sich als<br />

Juniorpartner der in Brandenburg seit 25<br />

Jahren dominierenden SPD?<br />

Christian Görke: Dass wir schon in der<br />

zweiten Legislaturperiode gemeinsam<br />

regieren, zeigt, dass die Schnittmengen<br />

zwischen SPD und LINKE noch lange<br />

nicht aufgebraucht sind. Wir arbeiten<br />

weiter vertrauensvoll zusammen.<br />

W+M: Kommunikationserfahrung haben<br />

Sie ja auch im Umgang mit den Christdemokraten<br />

– Ihr Vater und Ihre Schwester<br />

sind CDU-Mitglieder. Sehen Sie da relevante<br />

Schnittmengen für künftige Koalitionen?<br />

Christian Görke: Politische Diskussionen<br />

in der Familie sind das eine. Mit Blick<br />

auf die märkische CDU halte ich eine Zusammenarbeit<br />

als Regierungspartner für<br />

utopisch. Es ist übrigens auch bezeichnend,<br />

dass mir noch kein ernstzunehmender<br />

Unternehmer gesagt hat, dass er die<br />

CDU in Brandenburg vermisst. Der eingangs<br />

erwähnte wirtschaftliche Boom unter<br />

Rot-Rot spricht für sich.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

und Frank Nehring<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


16 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Industrielle Cluster<br />

als Rückgrat<br />

Als Garanten für das Wachstum im Land<br />

erwiesen sich vor allem die mehr als 1.200<br />

Industriebetriebe – Tendenz steigend. Bei<br />

den von den Wirtschaftsförderern der ZukunftsAgentur<br />

Brandenburg (ZAB) 2015<br />

betreuten Ansiedlungen entfiel jedes<br />

zweite Projekt auf Unternehmen aus dem<br />

Industriesektor. Auch ausländische Investoren<br />

schätzen den Standort in der Mitte<br />

Europas zunehmend. Mehr als 300 ausländische<br />

Unternehmen von eBay bis Rolls-<br />

Royce sind bereits in der Mark ansässig.<br />

In Brandenburg haben sich in den verschiedenen<br />

Landesteilen wirtschaftliche Zentren<br />

herausgebildet. Potsdam ist ein renommierter<br />

Wissenschaftsstandort. Ludwigsfelde<br />

gehört zu den wichtigsten Industrie-<br />

Hochburgen des Landes. Die Lausitz bleibt<br />

Stromlieferant Brandenburgs. Schwarzheide<br />

ist traditionell die Heimat der Kunststoff-<br />

und Chemieproduktion. Raffinerien<br />

und die papierverarbeitende Industrie prägen<br />

die Industriestadt Schwedt.<br />

„Brandenburg ist die Top-Region des Ostens“<br />

– so kühn titelte Brandenburgs regionale<br />

Presse im April dieses Jahres. Der<br />

Anlass: Ein Regional-Ranking des Kölner<br />

Instituts der Deutschen Wirtschaft. Die<br />

Wirtschaftsforscher stuften den Landkreis<br />

Dahme-Spreewald (Platz 27) als<br />

den wirtschaftsstärksten Ostdeutschlands<br />

ein. Potsdam (Platz 29) und Potsdam-Mittelmark<br />

(Platz 62) schnitten ebenfalls<br />

gut ab. Und auch weitere Landkreise<br />

im Berliner Umland ließen ihre ostdeutsche<br />

Konkurrenz hinter sich. Zur<br />

vollständigen Wahrheit gehört allerdings<br />

auch, dass Kommunen in strukturschwachen<br />

Regionen wie der Uckermark oder<br />

Die Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG<br />

testet ihre Großtriebwerke in Dahlewitz.<br />

Die märkische Wirtschaft befindet sich auf Wachstumskurs.<br />

Das Land hat kleine, aber feine industrielle Kerne wie den Metallbau<br />

oder die Energietechnik herausgebildet. Hier soll mit innovativen<br />

Projekten und einem Zusammenspiel von Forschung und Mittelstand<br />

das künftige wirtschaftliche Rückgrat des Landes entstehen.<br />

Von Matthias Salm<br />

der Prignitz weiter ins Hintertreffen geraten<br />

sind.<br />

Dabei ist die Wirtschaft in der Mark im<br />

Aufschwung. Das Bruttoinlandsprodukt<br />

des Landes stieg 2015 preisbereinigt um<br />

2,7 Prozent. Damit lag die märkische Wirtschaft<br />

auf Rang vier im Vergleich der Bundesländer.<br />

Die Arbeitslosenzahlen sanken<br />

im April <strong>2016</strong> auf nur noch 8,2 Prozent –<br />

2003 waren es noch nahezu 19 Prozent.<br />

Die Uckermark als grüne Lunge des Landes<br />

reüssiert als Triebfeder für die Erneuerbaren<br />

Energien und lockt Investitionen<br />

in Biogas und Windenergie. Im Dreieck<br />

Oranienburg-Hennigsdorf-Velten hat sich<br />

die Schienenfahrzeugindustrie angesiedelt,<br />

ebenso wie im Ortsteil Kirchmöser<br />

in Brandenburg an der Havel. Rathenow<br />

verfügt über eine historisch gewachsene<br />

Kompetenz in der optischen Industrie.<br />

In der auf Cluster ausgerichteten Wirtschaftspolitik<br />

fördert Brandenburg gemeinsam<br />

mit Berlin die Energietechnik;<br />

das Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik,<br />

die Gesundheitswirtschaft, die Optik<br />

sowie das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft.<br />

Eine besondere Bedeutung<br />

für die Wirtschaftsstruktur des Landes genießen<br />

zudem die vier landesspezifischen<br />

Cluster Metall, Ernährungswirtschaft, Tourismus<br />

sowie Kunststoff und Chemie.<br />

Energieland Brandenburg<br />

Das Label Energieland trägt Brandenburg<br />

nicht erst dieser Tage. Seit jeher produziert<br />

und exportiert die Mark Energie. Den Ruf<br />

als Energieregion nährten seit Jahrzehnten<br />

die Kohlegruben in der Lausitz. Jüngst hat<br />

der Energiekonzern Vattenfall sein deutsches<br />

Braunkohlegeschäft an das tschechische<br />

Unternehmen EPH verkauft. Der<br />

Deal sichert den rund 8.000 in der Lausitzer<br />

Braunkohleindustrie Beschäftigten<br />

Foto: Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


BRANDENBURG | 17<br />

Foto: GBF German Biofuels GmbH<br />

Produktion von Biodiesel bei der GBF German Biofuels GmbH in Pritzwalk.<br />

und den Zuliefer- und Dienstleistungsfirmen<br />

eine Perspektive, solange die Braunkohleverstromung<br />

als Brückentechnologie<br />

weiter politische Rückendeckung erhält.<br />

Mehr noch sieht sich Brandenburg heute<br />

aber als Pionier der Energiewende.<br />

Auf Betriebe im Bereich der Erneuerbaren<br />

Energien entfallen bereits mehr als<br />

20.000 Arbeitsplätze. Die Region zählt zu<br />

den größten Produzenten von Solarenergie<br />

und trägt wesentlich zur Erforschung der<br />

energetischen Nutzung von Biomasse bei.<br />

Besonders die Windenergie taugt als<br />

Hoffnungsträger. Brandenburg nimmt<br />

Platz zwei in der Rangliste der Bundesländer<br />

mit der größten installierten Leistung<br />

bei Windenergieanlagen ein. Im Land<br />

drehen sich aber nicht nur die Windmühlen.<br />

Hersteller, Planungsbüros und Baufirmen<br />

tragen den Boom. Firmen wie die<br />

Reuther STC GmbH in Fürstenwalde nahmen<br />

als Zulieferer von Anlagenkomponenten<br />

ihren Aufschwung. Die Zossener<br />

Energiequelle GmbH produziert mit dem<br />

Windpark Feldheim nicht nur zuverlässig<br />

Energie, sondern errichtete auch gemeinsam<br />

mit der Enercon GmbH einen Lithium-Ionen-Speicher<br />

mit einer Leistung von<br />

zehn Megawatt, den Größten seiner Art<br />

in Deutschland.<br />

Der Erfolg der Windenergie ist untrennbar<br />

verknüpft mit einem Durchbruch in<br />

den Speichertechnologien. Deshalb fördert<br />

Brandenburg deren Entwicklung im industriellen<br />

Maßstab. So wurde in Prenzlau<br />

von der ENERTRAG AG das erste Hybridkraftwerk<br />

zur Speicherung überschüssiger<br />

Windenergie in Betrieb genommen. Und in<br />

der Forschung etabliert sich die Brandenburgische<br />

Technische Universität Cottbus-<br />

Senftenberg mit wissenschaftlicher Arbeit<br />

zu Energienetzen und Stromspeichern.<br />

Metallbau mit Tradition<br />

Den industriellen Kern des Landes bildet<br />

die Metallbauindustrie. Die rund 2.600 zumeist<br />

kleineren Unternehmen mit ungefähr<br />

38.500 Beschäftigten weisen deshalb<br />

auch eine höhere Exporttätigkeit als<br />

der Durchschnitt der Brandenburger Industrie<br />

auf. Die Branche steht für Vielfalt:<br />

Die Metallerzeuger, Metallverarbeiter sowie<br />

Maschinenbauer sind unverzichtbare<br />

Dienstleister und Zulieferer beispielsweise<br />

für den Fahrzeugbau, die Luft- und Raumfahrt<br />

oder die Energiewirtschaft.<br />

Zentrum für Luft- & Raumfahrt / Technologiezentrum Wildau<br />

Der Standort für Technologieunternehmen im Flughafenumfeld<br />

Bereits 60 Unternehmen aus den Bereichen Luftfahrttechnik, Engineering, Informations- und<br />

Kommunikationstechnik sowie der Servicebranche nutzen den Standort in Nähe der TH Wildau mit direktem<br />

S-Bahn- und Autobahnanschluss sowie 10 minütiger Fahrzeit zum Flughafen BER.<br />

Mietflächen auf einen Blick:<br />

5.300 m² integrierte Hallen- und Bürofläche (ZLR I BT II)<br />

160 bis 800 m² Bürofläche (ZLR I und III)<br />

700 bis 2.000 m² Hallenfläche (ZLR III)<br />

Einraumbüros von ca. 20 m² (TGZ)<br />

Kontakt:<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

Dahme-Spreewald mbH / Zentrum für Luft und Raumfahrt<br />

Freiheitstraße 120 B, 15745 Wildau<br />

Tel. 03375-52 38-0, info@zlur.de, www.zlur.de


18 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />

Bombardier produziert in Hennigsdorf unter anderem<br />

Straßen- und S-Bahnen.<br />

Zentren des Metallbaus haben sich in<br />

verschiedenen Landesteilen herausgebildet,<br />

unter anderem in Brandenburg/Havel,<br />

Eberswalde, Eisenhüttenstadt, Finsterwalde,<br />

Fürstenwalde, Lauchhammer,<br />

Ludwigsfelde und Prenzlau. Die Kernkompetenzen<br />

liegen vor allem in den Bereichen<br />

Maschinen- und Anlagenbau, Automatisierungs-<br />

und Elektrotechnik sowie neue<br />

Werkstoffe, Materialien und Leichtbau.<br />

Mobilitätsregion in der Mitte Europas<br />

Das gemeinsam mit Berlin geförderte Cluster<br />

Mobilität, Verkehr und Logistik steht für<br />

die industrielle Fertigung in den Bereichen<br />

Automotive, Luft- und Raumfahrt sowie<br />

Bahntechnik ebenso wie für verkehrspolitische<br />

und ingenieurtechnische Visionen<br />

der Zukunft – etwa im vom Bund geförderten<br />

Schaufenster Elektromobilität. Laut Ergebnissen<br />

des Clustermonitorings 2014 arbeiten<br />

rund 191.000 Menschen<br />

in mehr als 17.000 Unternehmen<br />

und mehr als 100 wissenschaftlichen<br />

Forschungseinrichtungen<br />

im länderübergreifenden<br />

Cluster. Mehr als<br />

sieben Universitäten und 21<br />

Hoch- und Fachhochschulen<br />

befassen sich mit clusterbezogener<br />

Forschung und Lehre.<br />

In der Bahntechnik hat sich das<br />

Berlin-Brandenburger Cluster<br />

hinter Nordrhein-Westfalen<br />

zur zweitstärksten Region der<br />

bundesdeutschen Bahnindustrie<br />

aufgeschwungen. „Der<br />

Standort steht für Fertigungskompetenz<br />

ebenso wie für Forschungs- und Entwicklungskompetenz“,<br />

betont Brandenburgs<br />

Wirtschaftsminister Albrecht Gerber.<br />

„Eine solche Konzentration von Erfahrung,<br />

Wissen und Affinität zur Bahnindustrie<br />

ist woanders kaum zu finden.“<br />

Der globale Marktführer Bombardier Transportation<br />

GmbH etwa produziert in Hennigsdorf.<br />

Kleinere und mittlere Unternehmen<br />

haben sich in Brandenburg-Kirchmöser<br />

angesiedelt, wo mit der GBM Gleisbaumechanik<br />

GmbH und der Voestalpine BWG<br />

GmbH auch Unternehmen der Instandhaltung<br />

und der Infrastruktur beheimatet sind.<br />

Den großen Aufschwung im Bereich der<br />

Logistik verdankt Brandenburg unter anderem<br />

den drei Güterverkehrszentren (GVZ)<br />

rund um Berlin. Die Logistiker schätzen<br />

die zentrale Lage der Region. Die Brandenburger<br />

Wirtschaftspolitik wiederum<br />

hofft, dass die Segmente Seehafenhinterland-<br />

und Osteuropaverkehre der Branche<br />

weiteres Wachstum bescheren werden.<br />

In der Luftfahrttechnik sind Global Player<br />

wie die Rolls-Royce Deutschland Ltd<br />

& Co KG und die MTU Maintenance Berlin-Brandenburg<br />

GmbH große Arbeitgeber<br />

der Region. Darum haben sich Zulieferer in<br />

den Bereichen Maintenance Repair Overhaul<br />

(MRO), Testen/Simulieren und Engineering<br />

sowie Softwareentwicklung niedergelassen.<br />

Gemeinsam mit Berlin belegt<br />

das Land Brandenburg Platz drei der<br />

deutschen Luftfahrtregionen.<br />

Auch in der Automotive-Branche wächst<br />

die Zahl der Top-Zulieferer aus der Mark.<br />

So wurde beispielsweise das einstige Pneumant-Reifenwerk<br />

in Fürstenwalde nach der<br />

Wende modernisiert und auf die Produktion<br />

von Pkw-Reifen umgerüstet. Hier werden<br />

neben Pkw-Sommer- und Winterreifen<br />

auch Reifen für Transporter und SUV produziert.<br />

Die Gestamp Umformtechnik GmbH<br />

entwickelt und fertigt in Ludwigsfelde hochwertige<br />

Karosserie- und Fahrwerkskomponenten<br />

für die internationale Automobil- und<br />

Nutzfahrzeugindustrie. Aber auch ein mittelständisches<br />

Unternehmen wie die Hüffermann<br />

Transportsysteme GmbH, die ihre<br />

Wurzeln im niedersächsischen Wildeshausen<br />

hat, ist seit dem Jahr 1990 im brandenburgischen<br />

Neustadt an der Dosse als Spezialist<br />

für die Produktion von Anhängern und<br />

Lkw-Aufbauten aktiv.<br />

W+M<br />

STAND DES AUSBAUS DER WINDENERGIE IN BRANDENBURG 2000 BIS 2015<br />

Windenergie in Brandenburg (kummulierte Leistung in Megawatt)<br />

5850<br />

5457<br />

4170<br />

4401 4601 4816 5047<br />

3767<br />

3128 3359<br />

2620<br />

2179<br />

1807<br />

1272<br />

769<br />

442<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015<br />

Foto: Bombardier Transportation GmbH, Quelle Schaubild: BWE/Deutsche WindGuard<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


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20 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />

200 Millionen Euro für die Region<br />

Brandenburgs Filmwirtschaft wirkt wie ein Konjunkturprogramm<br />

Die Studios Babelsberg aus der Luft.<br />

Brandenburgs Filmwirtschaft hat viele<br />

Facetten, aber nur einen Namen:<br />

Babelsberg. Dieser Ort ist international<br />

bekannt bei allen Filmschaffenden,<br />

ohne dass den Spielbergs dieser Welt<br />

wohl so richtig klar ist, dass Babelsberg<br />

zwar bei Berlin, aber eigentlich in Brandenburg<br />

liegt. Die Filmwirtschaft ist international<br />

und gedacht wird global. Produzenten<br />

und Regisseure können heute überall<br />

drehen. Wenn Sie sich für einen Standort<br />

entscheiden, hat das immer gute Gründe.<br />

Früh fiel die Entscheidung, den Filmstandort<br />

Brandenburg weiter zu entwickeln. Die<br />

traditionsreiche Infrastruktur, welche die<br />

DEFA überlebte, bot dafür ideale Voraussetzungen.<br />

Obwohl so ein Studio wie in<br />

Babelsberg mit seinen Außenkulissen eigentlich<br />

ein Dinosaurier in Zeiten der Digitalisierung<br />

ist, hat man sich doch bewusst<br />

für diese Alleinstellung entschieden. Hier<br />

steckt aber auch das besondere Risiko. Die<br />

immer besseren Möglichkeiten, mit digitalen<br />

Mitteln, Filme zu produzieren, machen<br />

kostenintensive Bindungen an einen bestimmten<br />

Ort immer öfter unnötig. Nur für<br />

große Produktionen werden heute noch<br />

die aufwendigen „echten“ Außenkulissen<br />

gebraucht. Und genau darauf ist Babelsberg<br />

spezialisiert.<br />

Die „Neue Berliner Straße“ wird eine der<br />

größten und modernsten Außenkulissen<br />

Europas. Dazu passt auch ihre Einweihung<br />

mit dem Dreh „Babylon Berlin“, die wohl<br />

zur aufwändigsten deutsche Serie aller<br />

Zeiten wird. Auch die Bindung hochkarätiger<br />

internationaler Serien, wie zum Beispiel<br />

"Homeland" sind große Babelsberger<br />

Erfolge, denn sie treffen den Nerv der<br />

Zeit und binden Kapazitäten. Die UFA in<br />

Babelsberg ist schon heute der deutsche<br />

Marktführer für Serien. UFA-Produktionen<br />

wie „Deutschland 83“ oder „Kudamm 56“<br />

sind zudem auch ein Stück verfilmte Zeitgeschichte<br />

– beeindruckend authentisch<br />

und bis ins Detail recherchiert.<br />

Von der Filmwirtschaft der Hauptstadtregion<br />

profitieren viele, darunter der Tourismus.<br />

Märkische Städte wie<br />

Potsdam, Nauen oder Beelitz-<br />

Heilstätten haben regelrechte<br />

Filmkarrieren hinter sich, die<br />

neue Besucher anziehen.<br />

In erster Linie profitiert aber der<br />

Wirtschaftsstandort. Von den<br />

30,5 Millionen Euro, die jährlich<br />

in die Filmförderung fließen,<br />

bekommt die Region circa<br />

200 Millionen Euro zurück.<br />

Zu Recht ist man stolz auf diesen<br />

Regionaleffekt. Hier sind<br />

Land und Bund aber auch in<br />

Zukunft gefordert, die hiesige<br />

Filmwirtschaft im internationalen<br />

Wettbewerb zu unterstützen. Dieser<br />

Wettbewerb ist hart und attraktive steuerbegünstigende<br />

Modelle für die großen<br />

internationalen Produktionen, die es bereits<br />

in vielen Ländern gibt, fehlen hierzulande<br />

und erschweren die Akquisition für<br />

den Babelsberger Standort.<br />

Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht<br />

Gerber ist sich sicher: „Gute Filme<br />

und Serien sind Standortmarketing vom<br />

Feinsten. Und das Beste: Diese Werbung<br />

kostet keinen Cent zusätzlich. Jeder Film,<br />

der hier entsteht, ist ein kleines Konjunkturpaket<br />

für die Region.“<br />

Frank Nehring<br />

Die Macher der Brandenburger Filmwirtschaft beim<br />

WirtschaftsForum im April: Stefan Arndt, Holger Lehmann,<br />

Dr. Carl Woebcken, Kirsten Niehuus, Albrecht Gerber und<br />

Dr. Miloš Stefanović (v. l.).<br />

Fotos: XStudio Babelsberg AG (oben), Medienboard Berlin Brandenburg (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


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3 Mio. EUR für einen Neubau zum KfW-Effizienzhaus 55 gelten in der Preisklasse B identische Konditionen. Zusätzlich wird der Rückzahlungsbetrag durch einen Tilgungszuschussvon<br />

bis zu 5 % des Zusagebetrages (maximal 50 EUR je Quadratmeter) gemindert (Stand 14.04.<strong>2016</strong>).


22 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Märkische Bauern zwischen<br />

Tierwohl und Supermarktpreisen<br />

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (2. v. r.) und Agrarminister Jörg<br />

Vogelsänger (l., beide SPD) beim Ländertag der Internationalen Grünen Woche in Berlin.<br />

Seit Jahren wird in Brandenburg um die Massentierhaltung in der<br />

Landwirtschaft gestritten. Nur mit Not konnte die Regierung einen<br />

Volksentscheid dagegen abwenden. Und das, obwohl das Land den<br />

Fleischbedarf der Region nicht aus eigenem Aufkommen decken<br />

kann und zugleich viele heimische Landwirte um ihre Existenz<br />

fürchten. Von Tomas Morgenstern<br />

Eberswalder Würstchen und Schorfheider<br />

Salami sind in Ostdeutschland<br />

ein Begriff. Erst im Januar hat<br />

die Eberswalder Wurst GmbH ihre Spezialitäten<br />

wieder mit Erfolg auf der Internationalen<br />

Grünen Woche in Berlin präsentiert.<br />

In der DDR galten die Produkte aus dem<br />

damaligen Schlacht- und Verarbeitungskombinat<br />

Eberswalde als „Bückware“.<br />

„Wir sind neben Halberstädter die bekannteste<br />

regionale Wurstmarke in den neuen<br />

Bundesländern“, sagt Geschäftsführer Sebastian<br />

Kühn. Man habe viel Mühe investiert,<br />

um das Vertrauen der Kunden in die<br />

Qualität der heimischen Produkte zu gewinnen<br />

– vor allem nach der Firmenpleite<br />

von 2000. Dass der Name „Eberswalder“<br />

in Berlin-Brandenburg „in aller Munde“<br />

ist, lässt sich das Unternehmen etwas<br />

kosten, unterstützt als Sponsor Sympathieträger<br />

wie die Hauptstadtclubs 1. FC<br />

Union Berlin, Eisbären und Füchse, die<br />

Fußballerinnen von Turbine Potsdam und<br />

lokale Sportvereine.<br />

Der Familienbetrieb mit Sitz in Britz (Barnim)<br />

beschäftigt 250 feste Mitarbeiter und<br />

250 Saisonkräfte. 2015 betrug der Jahresumsatz<br />

115 Millionen Euro, fast dreimal so<br />

viel wie 2002, im Jahr des Neubeginns.<br />

„Wir produzieren pro Woche 250.000 Kilogramm<br />

Wurst und 300.000 Kilogramm<br />

verpacktes Fleisch und Tiefkühlware“, so<br />

Kühn. „Schweinefleisch, unseren wichtigsten<br />

Rohstoff, beziehen wir vor allem<br />

aus Niedersachsen und Mecklenburg-<br />

Vorpommern.“<br />

Foto: Grüne Woche<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


BRANDENBURG | 23<br />

Fotos: Volker Gehrmann/Wir haben es satt (oben), Grüne Woche (unten)<br />

Tierschützer wenden sich gegen die<br />

Marktdominanz von Billig-Fleisch aus industrieller<br />

Mast. In der Hauptstadtregion<br />

haben sich Verbände und lokale Initiativen<br />

zum Aktionsbündnis Agrarwende Berlin-<br />

Brandenburg zusammengefunden, um öffentlichkeitswirksam<br />

für strengere Regeln<br />

in der Tierhaltung zu streiten – für artgerechte<br />

Haltung und Tierwohl. Zu ihren Forderungen<br />

zählen der Verzicht auf staatliche<br />

Förderung von „Massentierhaltung“, ein<br />

Verbandsklagerecht gegen Standortentscheidungen<br />

für Ställe und die Ernennung<br />

eines Tierschutzbeauftragten.<br />

In Brandenburg hat das Bündnis ein Volksbegehren<br />

gegen Massentierhaltung zum<br />

Erfolg geführt. Bis Januar <strong>2016</strong> hatten<br />

es rund 104.000 Menschen unterschrieben,<br />

so dass sich schließlich der Landtag<br />

in Potsdam damit befassen musste. Am<br />

Ende haben sich die Regierungsfraktionen<br />

von SPD und LINKE mit Vertretern des<br />

Volksbegehrens auf einen Kompromiss geeinigt<br />

und so eine Volksabstimmung abgewendet.<br />

Bei der Abstimmung Ende April<br />

Spezialitäten der Eberswalder Wurst GmbH auf<br />

der Internationalen Grünen Woche in Berlin.<br />

wurde die entsprechende Beschlussvorlage<br />

des Kabinetts angenommen. Sie legt<br />

fest, die öffentliche Förderung von Großmastanlagen<br />

einzuschränken, einen hauptamtlichen<br />

Tierschutzbeauftragten zu ernennen<br />

und bis 2017 einen Tierschutzplan<br />

zu erarbeiten. Das Klagerecht für Tierschutzverbände<br />

ist vom Tisch.<br />

Große Symbolkraft erlangte in den vergangenen<br />

Jahren der Widerstand der Initiative<br />

„Kontra Industrieschwein“ gegen die<br />

geplante Neuauflage der Schweinemast<br />

in Haßleben (Uckermark). Wo bis 1989<br />

Mega-Ställe mit 136.000 Schweinen Luft<br />

und Böden verpesteten,<br />

will ein niederländischer<br />

Investor bald<br />

wieder 37.000 Tiere<br />

mästen.<br />

Industrie und Handel<br />

profitieren vom Überangebot<br />

an billigem<br />

Fleisch aus Deutschland<br />

und der EU. Brandenburg<br />

allein wäre<br />

aber mit der Bedarfsdeckung<br />

in der Region<br />

ohnehin überfordert,<br />

wie Angaben des<br />

Landwirtschaftsministeriums<br />

in Potsdam belegen:<br />

„Die Versorgung<br />

der circa sechs Millionen<br />

Einwohner von Berlin und Brandenburg<br />

könnte zurzeit nicht durch die heimische<br />

Landwirtschaft gesichert werden, obwohl<br />

der Platz dafür da wäre.“ Regionale<br />

Erzeuger könnten den Bedarf an Schweinefleisch<br />

nur zu 36,2 Prozent decken, bei Rindfleisch<br />

seien es 59,2 Prozent, bei Geflügelfleisch<br />

87,9 Prozent. Dabei sei der durchschnittliche<br />

Pro-Kopf-Verbrauch bei Fleisch<br />

sogar zurückgegangen. Allerdings würden<br />

auch deutlich weniger Tiere gehalten. Zwischen<br />

1991 und 2014 sei die Zahl der Rinder<br />

von 781.000 auf 568.100 gesunken, die der<br />

Schweine von 1,086 Millionen auf 851.100.<br />

Mitte März äußerte Landwirtschaftsminister<br />

Jörg Vogelsänger (SPD) im Agrarausschuss<br />

des Brandenburger Landtages<br />

die Erwartung, dass sich das Land bald<br />

von Agrarimporten unabhängig machen<br />

und die Versorgung der Hauptstadtregion<br />

selbst gewährleisten könne. Doch während<br />

die Regierungskoalition, unterstützt<br />

durch den Landesbauernverband, für die<br />

heimischen Agrarbetriebe bessere Bedingungen<br />

schaffen will, kritisieren Tierschützer<br />

und Umweltverbände gerade, dass sie<br />

immer mehr große Stallanlagen zulasse.<br />

Sie fordern ein Umsteuern in der Agrarpolitik,<br />

sehen vor allem in kleineren Betrieben<br />

mit artgerechter Tierhaltung eine Überlebenschance<br />

für die Bauernhöfe.<br />

Umweltaktivisten und Tierschützer der Initiative „Wir haben es satt!“<br />

im Januar <strong>2016</strong> vor dem Berliner Reichstagsgebäude.<br />

Doch auch der Landespolitik geht es um<br />

den Erhalt von Arbeitsplätzen und um konkurrenzfähige<br />

Betriebe. Wie das Agrarministerium<br />

betont, erteilten die Landkreise<br />

bei Bestandsgrößen von unter 1.500 Mastschweinen,<br />

15.000 Hennen oder 30.000<br />

Stück Mastgeflügel die Baugenehmigungen<br />

auf der Basis der Bauordnung des<br />

Landes. Größere Anlagen würden dagegen<br />

auf der Grundlage des Bundesimmissionsschutzgesetzes<br />

entschieden – wobei<br />

die Zahl der Anträge dafür deutlich gesunken<br />

sei. Eine Aussage, die der BUND<br />

anzweifelt. In einer im Januar veröffentlichten<br />

Analyse der Umweltschützer heißt<br />

es, dass die Zahl der in Brandenburg für<br />

<strong>2016</strong> beantragten Stallplätze für Zucht- und<br />

Mastschweine sowie Mastgeflügel stark<br />

gestiegen sei.<br />

Sebastian Kühn ist nicht nur Unternehmer,<br />

sondern auch Cluster-Sprecher der<br />

ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB) für<br />

die Ernährungswirtschaft, welche 2012 einen<br />

Jahresumsatz von 3,8 Milliarden Euro<br />

erzielt hat. Er sagt, es lasse sich am Kaufverhalten<br />

ablesen, dass die aktuelle Debatte<br />

um Massentierhaltung und Tierwohl das<br />

Gros der Verbraucher noch nicht erreicht<br />

habe. Auf sie werde es aber ankommen –<br />

darauf, ob sie bereit sind, für Fleisch und<br />

Wurst künftig wirklich einen deutlich höheren<br />

Preis zu bezahlen. „Es ist Fakt, dass<br />

die meisten Kunden am Ende zu den großen<br />

Supermarkt-Ketten gehen, und sie<br />

schauen beim Einkauf auf jeden Cent.“<br />

<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


24 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Digitalisierung als Jobmotor?<br />

Der deutsche Mittelstand gibt sich optimistisch. Eine aktuelle<br />

Studie der Commerzbank AG belegt, dass sich mittelständische<br />

Unternehmen von der Digitalisierung eher positive Impulse für den<br />

Arbeitsmarkt erhoffen. Defizite bei der Qualifikation der Mitarbeiter<br />

bremsen aber den innovativen Schwung. Von Matthias Salm<br />

in den Unternehmen vor allem ein starkes<br />

Interesse an Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Zudem wünschen sich die Mitarbeiter<br />

laut der Studie eine stärkere Einbeziehung<br />

in die künftige strategische Ausrichtung<br />

des Unternehmens.<br />

Vom Jobkiller zum Jobmotor – auf<br />

diese Kurzformel lässt sich die gegenwärtige<br />

Erwartungshaltung<br />

des Mittelstands hinsichtlich des digitalen<br />

Wandels bringen. Galt die Digitalisierung<br />

bisher vielen Unternehmern als Lizenz<br />

zur Vernichtung von Arbeitsplätzen,<br />

sehen nun 43 Prozent der in einer Umfrage<br />

der Initiative Unternehmerperspektiven<br />

der Commerzbank AG befragten Firmen<br />

einen steigenden Personalbedarf durch die<br />

Digitalisierung der Wirtschaft. 48 Prozent<br />

der Befragten sagen zumindest eine gleich<br />

bleibende Personalstärke voraus.<br />

Vor einem Jahr hingegen hatten Deutschlands<br />

Mittelständler noch zu 40 Prozent<br />

negative Beschäftigungseffekte befürchtet.<br />

Für die Studie „Tradition trifft Transformation:<br />

Unternehmen Zukunft“ waren<br />

insgesamt 4.000 mittelständische Unternehmen<br />

in ganz Deutschland befragt<br />

worden. Die Mittelstandsinitiative Unternehmerperspektiven<br />

fragt seit mittlerweile<br />

zehn Jahren regelmäßig Einschätzungen<br />

mittelständischer Unternehmer<br />

aller Größenordnungen und Branchen zu<br />

aktuellen Themen ab.<br />

Während die Digitalisierung neuen Bedarf<br />

an qualifiziertem Personal weckt –<br />

68 Prozent der Befragten suchen nach<br />

Mitarbeitern mit mehrjähriger Erfahrung<br />

–, bekundet die vorhandene Belegschaft<br />

Die Studie zeigt zudem: Der Mittelstand<br />

setzt bereits großflächig auf dezentrale<br />

Projekte zur Entwicklung von Innovationen.<br />

65 Prozent der befragten Unternehmen<br />

ermöglichen es ihren Mitarbeitern,<br />

eigene Projekte selbstständig zu verwirklichen.<br />

53 Prozent der Unternehmen äußerten,<br />

abteilungsübergreifende Innovations-<br />

und Pilotprojekte initiiert zu haben.<br />

In Firmen, die sich bereits in hohem<br />

Maße der Digitalisierung verschrieben<br />

haben, wird Mitarbeitern mehr Freiraum<br />

gewährt. Dies betrifft sowohl die individuelle<br />

Planung des Arbeitstages als auch<br />

eine größere Flexibilität bei Lebensarbeitszeitmodellen<br />

und betrieblichen Auszeiten.<br />

Diese digitalen Transformatoren,<br />

Foto: Nataliya Hora/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 25<br />

wie sie die Studie der Commerzbank betitelt,<br />

nutzen neue technologische Möglichkeiten,<br />

um Innovationen voranzutreiben<br />

und das eigene Geschäftsmodell zu<br />

hinterfragen. Für sie bedeutet die Digitalisierung<br />

zugleich auch einen fundamentalen<br />

kulturellen Wandel im Unternehmen.<br />

Doch ein Wermutstropfen bleibt: Gerade<br />

die Vorreiter des digitalen Wandels fühlen<br />

sich durch den anhaltenden Fachkräftemangel<br />

ausgebremst. Mit der Folge,<br />

dass beispielsweise neue Geschäftsideen<br />

nicht wie geplant umgesetzt werden<br />

können. Fazit der Commerzbank-Studie:<br />

Der Mittelstand steht in einem harten<br />

Wettbewerb um erfahrene Spezialisten<br />

– vor allem mit den großen Konzernen.<br />

Für kleinere Mittelständler bleibt daher<br />

nur die Option Quereinsteiger – ein stärkerer<br />

Rückgriff auf berufliche Wiedereinsteiger<br />

und Umschüler beispielsweise.<br />

Kritik herrscht vielerorts auch an mangelnder<br />

Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung<br />

und fehlender Flexibilität<br />

und Kooperationsbereitschaft der<br />

öffentlichen Verwaltung. Auch der unzureichende<br />

Ausbau der Breitband- und<br />

Mobilfunknetze bleibt vielerorts ein Ärgernis<br />

für mittelständische Firmen.<br />

in der Kritik. Großer Nachholbedarf wird<br />

zum Beispiel bei der digitalen Infrastruktur<br />

gesehen.<br />

Brandenburg: Es mangelt<br />

an Fachkräften<br />

Bei der Digitalisierung hinkt der brandenburgische<br />

Mittelstand noch hinterher. Nur<br />

zehn Prozent der in der Umfrage befragten<br />

Unternehmen zählen zur Spitzengruppe<br />

digitaler Transformatoren. Die Region<br />

liegt damit unter dem bundesweiten<br />

Durchschnitt. Der Fachkräftemangel wirkt<br />

sich zudem spürbar aus. Jedes zweite Unternehmen<br />

bewertet auch die digitale Infrastruktur<br />

als nicht ausreichend.<br />

Mecklenburg-Vorpommern: Nur<br />

wenige Unternehmen gehen voran<br />

Nur acht Prozent der Unternehmen zählen<br />

zur Spitzengruppe digitaler Transformatoren.<br />

Damit liegt das Land an der Ostseeküste<br />

deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt.<br />

Starke Kritik wird an den Rahmenbedingungen<br />

geübt. Überdurchschnittlich<br />

großer Nachholbedarf besteht in der ländlichen<br />

Region bei der digitalen Infrastruktur.<br />

DIGITALE TRANSFORMATOREN<br />

Wie viele Unternehmen setzen stark auf die Digitalisierung?<br />

Sachsen-Anhalt: Kein Zuwachs<br />

bei Arbeitsplätzen<br />

In Sachsen-Anhalt rechnen die Unternehmen<br />

vergleichsweise selten mit einer<br />

wachsenden Belegschaft durch die Digitalisierung.<br />

Immerhin aber 33 Prozent der<br />

Unternehmen machen sich mittelfristig<br />

auf einen wachsenden Personalbestand<br />

gefasst. Die Qualität der Bildungslandschaft<br />

wird mit 31 Prozent überdurchschnittlich<br />

häufig bemängelt. Die digitale<br />

Infrastruktur ist für die Hälfte der Unternehmen<br />

besonders unzureichend.<br />

Thüringen: Zurückhaltung bei<br />

der Digitalisierung<br />

Lediglich neun Prozent der Unternehmen<br />

aus Thüringen zeigen deutlich mehr Engagement<br />

in der digitalen Transformation<br />

als durchschnittliche Unternehmen. Der<br />

thüringische Mittelstand setzt vor allem<br />

auf Prozess-Optimierung und nutzt die<br />

Potenziale neuer digitaler Technologien,<br />

um die betrieblichen Abläufe besser zu<br />

steuern und um die bestehenden Produkte<br />

und Dienstleistungen zu verbessern.<br />

<br />

W+M<br />

Quelle Schaubild: Initiative Unternehmerperspektiven, Commerzbank AG<br />

Berlin: Trendsetter der Digitalisierung<br />

in Deutschland<br />

Die Berliner Wirtschaft setzt in besonderem<br />

Maße auf Digitalisierung. Der Anteil<br />

von digitalen Transformatoren liegt in<br />

Berlin mit 21 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.<br />

Die Verwaltungs- und Bildungsstrukturen<br />

in der Hauptstadt werden<br />

allerdings vergleichsweise schlecht<br />

bewertet: 45 Prozent der Berliner Unternehmen<br />

bemängeln beispielsweise die<br />

fehlende Unterstützungsbereitschaft des<br />

Verwaltungsapparats.<br />

Sachsen: Nachholbedarf bei<br />

der Infrastruktur<br />

Der sächsische Mittelstand begegnet<br />

dem digitalen Wandel eher zurückhaltend.<br />

Die Entwicklung neuer Produkte<br />

und Dienstleistungen steht nicht im<br />

Mittelpunkt der Digitalisierungsstrategien.<br />

Die regionalen Rahmenbedingungen<br />

stehen überdurchschnittlich häufig<br />

Berlin<br />

Baden-Württemberg<br />

Bayern<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Sachsen<br />

Hessen<br />

Rheinland-Pfalz und Saarland<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen und Bremen<br />

Schleswig-Holstein<br />

Brandenburg<br />

Thüringen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

8 %<br />

9 %<br />

10 %<br />

12%<br />

14%<br />

14%<br />

16%<br />

21%<br />

21%<br />

20%<br />

19%<br />

19%<br />

18%<br />

18%<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


26 | W+M LÄNDEREPORT<br />

Stahlgießerei in der sächsischen Eisenwerk Erla GmbH, wo Spezialprodukte<br />

für die internationale Automobilindustrie gefertigt werden.<br />

Wo der Stahl<br />

gehärtet wird<br />

Die ostdeutsche Stahlindustrie ist technologisch und qualitativ<br />

gut aufgestellt. Sie bringt wieder zehntausende in Lohn und Brot,<br />

leidet aber unter den chinesischen Dumpingpreisen am Weltmarkt.<br />

Unberührt davon sind indes Spezialverarbeiter von Edelstahl<br />

und Sonderlegierungen, wie die SPS Schiekel Präzisionssysteme<br />

GmbH im sächsischen Dohna bei Dresden, die <strong>2016</strong> dank guter<br />

Auftragslage ihre Belegschaft um fast ein Zehntel aufstocken will.<br />

Von Harald Lachmann<br />

Dieses Jahr wollen Peter und Gert<br />

Schiekel sie endlich knacken – die<br />

Zehn-Millionen-Umsatzmarke. Darauf<br />

waren auch die erhöhten Absatzaktivitäten<br />

ihrer SPS Schiekel Präzisionssysteme<br />

GmbH im zweiten Halbjahr 2015<br />

ausgerichtet. So stellte man am Bodensee<br />

einen neuen Vertriebsprofi ein, der<br />

vor allem den Schweizer Markt bearbeiten<br />

solle, so Dr.-Ing. Peter Schiekel, der<br />

den kaufmännischen Part im 1992 gegründeten<br />

Familienunternehmen vertritt.<br />

Denn von den gut 100 Stammkunden für<br />

ihre hochpräzisen Dreh- und Fräskomponenten<br />

aus rostfreiem Edelstahl, Titan<br />

oder Nickel-Sonderlegierungen entfallen<br />

auf das Hochpreisland nur zwölf Prozent.<br />

Auch die Messeauftritte von SPS in<br />

Frankfurt und Basel brachten Resonanz.<br />

„Die Auftragsbücher sind mit 1,6 Millionen<br />

Euro gut gefüllt“, freut sich Schiekel.<br />

Da die alte Lagerhalle aus allen Nähten<br />

platzt, entstehe gerade eine neue.<br />

Während die hiesige Stahlindustrie wegen<br />

des starken Drucks aus China schwächelt<br />

und gerade die Edelstahlerzeugung<br />

in Deutschland seit Jahren rückläufig ist,<br />

herrscht bei den Weiterverarbeitern Optimismus.<br />

So plant man bei SPS, die Belegschaft<br />

von derzeit 111 Mitarbeitern<br />

um weitere zehn Fräser und Dreher aufzustocken.<br />

Zudem bildet das Unternehmen<br />

im Moment vier Lehrlinge aus. Und<br />

da der Fachkräftemarkt in Ostsachsen<br />

inzwischen leergefegt scheint, stellten<br />

Schiekels bereits 14 spanische Facharbeiter<br />

ein. Daneben arbeiten in Dohna Metallspezialisten<br />

aus Polen, Russland, der<br />

Slowakei und Ungarn.<br />

Denn ein wichtiges Prinzip der Brüder<br />

lautet: „Sich nie auf eine einzelne Branche<br />

verlassen, so gut es dort im Moment<br />

auch laufen mag.“ So spannt sich der<br />

Kundenkreis für ihre Edelstahlkomponenten<br />

von der Biotechnologie bis zur Sensortechnik,<br />

von der Chemie- und Pharmaindustrie<br />

bis zur Medizintechnik, vom Lebensmittel-<br />

und Getränkemaschinenbau<br />

bis zu Industriebauten, Gasdruckanlagen,<br />

Luft- und Raumfahrt. „Eine Branche läuft<br />

immer“, schmunzelt Peter Schiekel. Der<br />

eine Industriebereich leide gerade un-<br />

Foto: Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 27<br />

Fotos: Harald Lachmann<br />

ter dem schwachen Ölpreis, ein anderer<br />

sei völlig unberührt davon. Und wo sich<br />

SPS erst als Lieferant etabliert habe, lasse<br />

der Kunde diese Verbindungen auch<br />

nicht wieder abreißen, freut sich der Unternehmer.<br />

Dafür sorge schon ihr ausgefeiltes<br />

Qualitätssicherungssystem.<br />

Doch an den Walzstraßen und Fertigungslinien<br />

sieht es weniger rosig aus.<br />

Angespannt ist die Situation wegen chinesischer<br />

Dumpingprodukte auch in Freital,<br />

wo gut 600 Mitarbeiter Edelstahl produzieren.<br />

Dabei gab es hier in den letzten<br />

Jahren eine gute Aufwärtsentwicklung,<br />

nachdem die BGH-Holding – das<br />

Kürzel steht für Boschgotthardshütte –<br />

sogar den Hauptsitz ihrer Tochter BGH<br />

Edelstahl aus Nordrhein-Westfalen nach<br />

Sachsen verlegt hatte. So arbeitet hier<br />

heute der größte Konzernstandort. Herzstück<br />

der Umformung bilden eine durch<br />

massive Investitionen erneuerte, kombinierte<br />

Stabstahl-Draht-Straße sowie<br />

eine ebenfalls modernisierte Block-Grob-<br />

Straße. Der Elektrolichtbogenofen, der<br />

im Stahlwerk die neue Horizontalstranggussanlage<br />

versorgt, gilt sogar weltweit<br />

als einer der modernsten.<br />

Auch bei den Elbe-Stahlwerken Feralpi<br />

GmbH in Riesa nahmen zuletzt die Sorgen<br />

wegen der Lage am Weltstahlmarkt<br />

zu. Rund 580 Beschäftige walzen hier vor<br />

allem Betonstahl, also stählerne Geflechte<br />

für Betondecken im Hausbau. So waren<br />

auch einige Riesaer dabei, als der europäische<br />

Stahlverband Eurofer unlängst<br />

eine Großdemonstration in Brüssel veranstaltete.<br />

Ziel war es, den Entscheidern<br />

der EU klarzumachen, dass ohne<br />

Schutzzölle gegen China-Ware allein in<br />

Deutschland zehntausend Arbeitsplätze<br />

gefährdet sind. Denn da die chinesischen<br />

Stahlhersteller mehr produzieren, als das<br />

Land braucht, exportieren diese den Rohstoff<br />

noch unter den Herstellungskosten.<br />

So räumt der Riesaer Feralpi-Werksleiter<br />

Frank Jürgen Schaefer ein: Die momentane<br />

Stahlkrise gehe „nicht spurlos“<br />

an ihnen vorbei. Da jedoch Betonstähle<br />

für deutsche Baustellen auch deutschen<br />

Baunormen entsprechen müssen, treffe<br />

sie diese Misere zum Glück „noch nicht<br />

in der vollen Härte“.<br />

Doch nach und nach<br />

wird auch chinesischer<br />

Stahl deutschen<br />

Standards<br />

entsprechen, weiß<br />

man an den ostdeutschen<br />

Stahlstandorten.<br />

Deshalb verabschiedeten<br />

unlängst Vertreter<br />

der Wirtschaftsministerien<br />

Brandenburgs, Sachsens<br />

und Thüringens sowie der IG Metall eine<br />

gemeinsame Erklärung, in der sie die Politik<br />

eindringlich zum Handeln gegen diese<br />

Schieflagen mahnen. Immerhin werden<br />

allein in diesen drei Ländern 6,2 Millionen<br />

Tonnen Rohstahl erzeugt – rund 14<br />

Prozent der gesamtdeutschen Produktion.<br />

Zudem sei die ostdeutsche Stahlindustrie<br />

heute „technologisch und qualitativ hervorragend<br />

aufgestellt“, heißt es in dem Papier.<br />

Sie beschäftige 8.200 Menschen direkt<br />

und verantworte damit bundesweit<br />

rund 53.300 Arbeitsplätze.<br />

Dabei gab es in letzter Zeit bereits herbe<br />

Einschnitte. So etwa im sächsischen Gröditz,<br />

wo erst Mitte 2015 die Stahlguss Gröditz<br />

GmbH dicht gemacht wurde. Im Gegenzug<br />

investierte aber deren Eigentümer,<br />

die Georgsmarienhütte Holding GmbH<br />

in Hamburg, in das nebenan gelegene<br />

Schwesterunternehmen: die Schmiedewerke<br />

Gröditz GmbH. Hier entstehen<br />

Freiformschmiede stücke und Ringwalzerzeugnisse,<br />

wobei<br />

den Stahl hierfür ein<br />

angegliedertes Elektrostahlwerk<br />

liefert. Somit<br />

ist man weniger vom<br />

Weltmarkt abhängig.<br />

Auch die Stahlbranche in Sachsen-Anhalt<br />

beschäftigt in insgesamt 37 Betrieben<br />

knapp 7.200 Mitarbeiter, die in der<br />

Summe einen Umsatz von 3,18 Milliarden<br />

Euro generieren. So arbeiten im Land drei<br />

Stahlgießereien, während acht Betriebe<br />

auf die Herstellung von Stahlrohren spezialisiert<br />

sind. Zu den Schwergewichten<br />

gehören hierbei die Ilsenburger Grobblech<br />

GmbH mit 750 Beschäftigten, die KSM<br />

Castings Group GmbH in Wernigerode,<br />

die 350 Mitarbeiter zählt, sowie Walzengießerei<br />

& Hartgusswerk Quedlinburg mit<br />

130 Menschen in Lohn und Brot.<br />

Im Stahlwerk Thüringen, das mit seinem<br />

Sitz in Unterwellenborn auf die einstige<br />

Maxhütte fußt, finden knapp 700 Beschäftigte<br />

Arbeit. Das Traditionsunternehmen,<br />

das zu einem brasilianischen Stahlkonzern<br />

gehört, fertigt eine sehr breite Palette von<br />

über 200 verschiedenen Formstahl-Profilen<br />

nach nationalen und internationalen<br />

Normen.<br />

W+M<br />

Fräsanlage bei der SPS Schiekel Präzisionssysteme GmbH im sächsischen Dohna, hier<br />

Metallfachmann Wolfgang Reitz.<br />

Familienunternehmer<br />

Peter Schiekel.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


28 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Albrecht Gehse bei der Arbeit am Zyklus „Aufruhr“ in seinem Atelier.<br />

Mit der Pranke des Löwen<br />

Der in Borsdorf bei Leipzig geborene und in Berlin arbeitende Maler<br />

Albrecht Gehse ist längst mehr als ein Geheimtipp bei Kunstkennern<br />

und Sammlern. Deutschlandweit bekannt wurde er im Jahr 2003<br />

mit dem Porträt von Altkanzler Helmut Kohl für die Ahnengalerie im<br />

Bundeskanzleramt. Der 60 Jahre alte Künstler ist ein konsequenter<br />

Selfmademan – er arbeitet ohne Galerist und vermarktet sich<br />

selbst. Aktuell zeigt Gehse im Gasometer in Berlin-Schöneberg<br />

eine Ausstellung, die bei der Fachwelt für Furore sorgt und täglich<br />

hunderte Besucher anzieht: ein monumentaler Zyklus unter dem<br />

Motto „Aufruhr – 50 Bilder über die Welt“. Von Karsten Hintzmann<br />

Für Journalisten ist es nicht einfach,<br />

mit Albrecht Gehse ein klassisches<br />

Interview zu führen. Nach dem Muster:<br />

eine Frage, eine Antwort. Der energiegeladene<br />

Sachse kommt nach einem<br />

oder zwei Sätzen direkt und ohne Luft zu<br />

holen auf andere Themen zu sprechen. Die<br />

im Raum stehende Frage bleibt zunächst<br />

unbeantwortet. So ist der Künstler Gehse<br />

– er lässt sich nicht gern in ein Korsett<br />

stecken. Das gibt er auch unumwunden<br />

zu: „Ich bin den Menschen zwar sehr zugewandt,<br />

aber bei den Dingen, die meine<br />

Arbeit betreffen, bin ich recht eigenwillig<br />

und eher ein Einzelgänger.“<br />

Das ist wohl auch der Grund dafür, warum<br />

Gehse ohne Galerist arbeitet. Über<br />

sein künstlerisches Schaffen hinaus ist<br />

er somit komplett dafür verantwortlich,<br />

sein Werk selbst zu „versilbern“. Er ist<br />

Künstler und Unternehmer in Personalunion.<br />

Eine erfolgreiche Symbiose, die<br />

seit nunmehr 35 Jahren funktioniert.<br />

Nach seinem Studium an der Hochschule<br />

für Buchkunst und Grafik, wo er im<br />

Fach Malerei Schüler bei Bernhard Heisig<br />

(Leipziger Schule) war, startete Gehse<br />

1981 seine Karriere als freiberuflicher<br />

Maler. In der DDR war das ein eher ungewöhnlicher<br />

Berufsweg. Gehse: „Aber<br />

ich konnte mich nicht beklagen, auch<br />

wenn es damals im Osten keinen direkten<br />

Kunstmarkt gab, hatte ich von Beginn<br />

an Aufträge und Erfolg. Ich war so etwas<br />

wie ein Senkrechtstarter.“<br />

Der Erfolg basiert bei Gehse auf einer besonders<br />

ergiebigen Mischung aus Talent<br />

und künstlerischer Rastlosigkeit. Das Talent<br />

wurde ihm gleich mehrfach in die<br />

Wiege gelegt, schließlich stammt er aus<br />

einer Künstlerfamilie mit langer Tradition.<br />

Zu seinen Vorfahren zählen beispielsweise<br />

Jacob Grimm (Gebrüder Grimm), Urgroßvater<br />

Paul Haustein (Jugendstilkünstler)<br />

und Großvater Ludwig G’schrey (Maler).<br />

Die Tatsache, dass zur Verwandtschaftslinie<br />

auch die Widerstandskämpfer Dietrich<br />

Bonhoeffer und Rüdiger Schleicher (beide<br />

wurden 1945 von den Nazis hingerichtet)<br />

zählen, ist möglicherweise ein Grund dafür,<br />

dass sich Gehse in seinem aktuellen<br />

Monumentalzyklus so intensiv mit der Entwicklung<br />

der Welt und der Menschheitsgeschichte<br />

auseinandergesetzt hat.<br />

Eine Frage muss Gehse immer wieder<br />

beantworten: Wie kam es eigentlich,<br />

dass er das Porträt von Helmut Kohl ma-<br />

Foto: Albrecht Gehse<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


BERLIN | 29<br />

Für Gehse selbst sind der Zyklus und die<br />

überaus erfolgreiche Berliner Ausstellung<br />

„der Höhepunkt und Abschluss seines<br />

bisherigen Schaffens“. Voller Energie bereitet<br />

er schon den nächsten Bilderzyklus<br />

vor. In welche Richtung es dabei gehen<br />

wird, lässt er offen: „In das Projekt<br />

werde ich sowohl meine altmeisterlichen<br />

als auch meine expressiven Fähigkeiten<br />

einbringen. Es wird eine große Überraschung<br />

werden – auch für mich.“<br />

Das Gasometer in Berlin-Schöneberg bietet den faszinierenden Rahmen für die Ausstellung des<br />

Malers Albrecht Gehse.<br />

len durfte? „Es gab damals viele Bewerber.<br />

Jeder Kanzler sucht sich seinen Maler<br />

persönlich aus. Helmut Kohl kannte<br />

meine Bilder aus DDR-Zeiten und meine<br />

Werke aus den 90er Jahren. Er hatte die<br />

Hoffnung, dass ich ihn als Menschen begreife<br />

und auf die Leinwand bringe – unabhängig<br />

von politischen Positionen und<br />

Anschauungen“, erinnert sich Gehse. Details<br />

aus den Treffen mit dem Altkanzler<br />

verrät Gehse nicht, stillose Indiskretionen<br />

sind seine Sache nicht. Nur so viel: „Unsere<br />

Begegnungen waren offenbar auch<br />

für ihn schöne Stunden. Er hat in jener<br />

Zeit selten so viel gelacht, wie in meinem<br />

Atelier. Das hat Kohl ausdrücklich<br />

in seiner Rede bei der offiziellen Vorstellung<br />

des Porträts in der Neuen Nationalgalerie<br />

hervorgehoben.“<br />

Es fällt schwer, die Bilder zu beschreiben.<br />

Man trifft auf Messerstecher, Monster,<br />

Henker, Hitler, Putin, Merkel, Kennedy,<br />

Honecker und die Apokalypse. Geschichte<br />

wird nicht geradlinig erzählt, die Geschichte<br />

mehrerer Epochen verschmilzt in<br />

den Werken förmlich. Am besten bringt es<br />

wohl der renommierte Historiker Christoph<br />

Stölzl, „mein kunstgeschichtlicher Begleiter“<br />

(Zitat Gehse), auf den Punkt. Im Katalog<br />

zur Ausstellung schreibt er, Gehse sei<br />

„ein großer Einzelgänger mit einem Werk,<br />

das fernab irgendeiner Schule, irgendeiner<br />

definierbaren Kunstszene entsteht (…).<br />

Hier malt einer mit der Pranke des Löwen“.<br />

Klar ist indes, wohin die Reise des Kunst-<br />

Unternehmers Gehse geht. Er will seinen<br />

deutschen Sammlerstamm pflegen<br />

und ausbauen und dazu mit seinen Werken<br />

den Schritt ins Ausland wagen. Das<br />

sollte klappen, denn die Marke Albrecht<br />

Gehse hat durch den Bilderzyklus „Aufruhr“<br />

weiter an Wert gewonnen. W+M<br />

AUSSTELLUNG „AUFRUHR“<br />

Gasometer Berlin-Schöneberg<br />

Torgauer Straße 12 – 15<br />

Di – So 13:00 – 19:00 Uhr<br />

Ausstellung läuft bis zum 10. Juli <strong>2016</strong>.<br />

KATALOG ZUR AUSSTELLUNG<br />

Hirmer Verlag, München,<br />

ISBN 978-3-7774-2642-6,<br />

39,90 Euro<br />

Fotos: W+M (oben), Albrecht Gehse (unten)<br />

Drei Jahre nach dem Altkanzler-Porträt<br />

begann Gehse mit der Arbeit an dem<br />

Bilderzyklus „Aufruhr“. Das wäre nicht<br />

möglich gewesen, hätte sich Gehse zuvor<br />

nicht auch unternehmerisch erfolgreich<br />

um die Geschäfte gekümmert. Gehse:<br />

„Ich hatte damals bereits eine Marke geschaffen<br />

– die Marke Albrecht Gehse. Der<br />

bis dahin aufgebaute Stamm von Sammlern<br />

und starken Unterstützern ermöglichte<br />

es mir erst, mich neun Jahre lang mit<br />

dem Zyklus zu beschäftigen.“ Entstanden<br />

ist ein Gesamtwerk, zu dem 52 großformatige<br />

Bilder (bis zu drei mal vier Meter)<br />

zählen. Ein teils atemberaubendes,<br />

teils verstörendes „Welttheater“, das im<br />

Schöneberger Gasometer in Berlin, einem<br />

78 Meter hohen Industriedenkmal, einen<br />

perfekten Aufführungsort gefunden hat.<br />

„Urteil in der Fischerhütte“ – der Maler, bewaffnet mit Stichmesser und Rührkelle, hat einen<br />

Höllensud angerichtet. Assistiert wird ihm vom Höchsten Richter mit der Strafprozessordnung.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


30 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Pellets-Pleite und<br />

geprellte Anleger<br />

Die Pellets-Produktion auf dem Markt<br />

der Erneuerbaren Energien schien zum<br />

Selbstläufer zu werden. Doch schon damals<br />

geriet das Unternehmen unter Zugzwang.<br />

Um die im Wismarer Werk installierte<br />

Produktionskapazität von circa<br />

256.000 Tonnen auszulasten, mussten<br />

rasch ausländische Märkte erschlossen<br />

werden. Denn in ganz Deutschland wurden<br />

im Jahr 2008 lediglich 900.000 Tonnen<br />

Holzpellets verbraucht. Zuletzt erreichte<br />

die Jahresmenge 2014 und 2015<br />

jeweils rund 1,8 Millionen Tonnen. Der<br />

geschäftsführende Gesellschafter Leibold<br />

schlug einen rasanten und kapitalintensiven<br />

Expansionskurs ein. Es wurden<br />

Konkurrenten in Deutschland und Österreich<br />

übernommen und neue Firmen in<br />

Italien und den USA gegründet. Auf diese<br />

Weise wurde für viel Geld auch Umsatz<br />

hinzugekauft. Laut German Pellets<br />

gelangen 2011 und 2012 Umsatzsprünge<br />

von plus 121 beziehungsweise 233<br />

Millionen Euro. 2014 belief sich der Umsatz<br />

der Gruppe auf 593 Millionen Euro.<br />

Binnen eines Jahrzehnts ist die in Wismar ansässige German Pellets<br />

GmbH zum weltgrößten Hersteller von Holzpellets aufgestiegen.<br />

Doch die Erfolgsgeschichte hat in diesem Jahr ein jähes Ende<br />

gefunden. Hemmungsloses Expansionsstreben führte das<br />

Unternehmen in die Insolvenz.<br />

Von Thomas Schwandt<br />

Das Geschäft mit<br />

umweltschonenden<br />

Holzpellets lief lange Zeit gut,<br />

doch German Pellets häufte dabei<br />

einen riesigen Schuldenberg an.<br />

Die zum Wismarer Holzcluster zählende<br />

German Pellets GmbH galt<br />

viele Jahre als Vorzeigebetrieb.<br />

Aus dem Stand entwickelte sich der<br />

2005 auf dem hafennahen Gewerbegebiet<br />

Haffeld gegründete Hersteller von<br />

Holzpellets in der Folgezeit zum weltweiten<br />

Branchenführer. Zuletzt umfasste<br />

die Firmengruppe von German Pellets 27<br />

Tochterunternehmen, an denen die Muttergesellschaft<br />

überwiegend zu 100 Prozent<br />

beteiligt war. Das Geschäftsmodell<br />

von German Pellets wurde von der nachhaltigen<br />

Idee getragen, den fossilen Energieträgern<br />

Erdgas und Erdöl, die den Heizungsmarkt<br />

in Deutschland zu 75 Prozent<br />

dominieren, eine umweltschonende Alternative<br />

entgegenzusetzen. Holz wächst<br />

nach und erzeugt weniger CO 2<br />

-Ausstoß.<br />

Mit dem exorbitanten Anstieg des Erdölpreises<br />

auf über 100 Dollar pro Barrel<br />

(159 Liter) schien diese Rechnung von Firmengründer<br />

Peter Leibold aufzugehen.<br />

Der Unternehmer arbeitete zu Beginn seiner<br />

Karriere zunächst im Zeitungsverlagswesen<br />

und erlernte später in einem österreichischen<br />

Sägewerk-Imperium das<br />

Manager-ABC.<br />

Beeindruckende Geschäftszahlen, denen<br />

jedoch ein großer Makel anhaftete, wie<br />

sich zu Beginn dieses Jahres herausstellen<br />

sollte. Der Aufbau des Firmenimperiums<br />

und die Bilanz waren weitgehend auf<br />

Pump finanziert und German Pellets in einen<br />

gigantischen Schuldensumpf manövriert<br />

worden. Im Halbjahresbericht von<br />

2015 beliefen sich die Verbindlichkeiten<br />

bei Banken auf 65 Millionen Euro, bei Lieferungen<br />

und Leistungen auf rund 110<br />

Millionen Euro. Im Dezember 2015 musste<br />

die Produktion eingestellt werden, weil<br />

sich geprellte Lieferanten weigerten, German<br />

Pellets mit Holz zu versorgen. Da<br />

brannte die Hütte bereits lichterloh. Wenig<br />

später brach Leibolds Firmenkonglomerat<br />

zusammen wie ein ausgebrannter<br />

Dachstuhl. Am 10. Februar <strong>2016</strong> musste<br />

die German Pellets GmbH Insolvenz beantragen.<br />

Kurz darauf annoncierten vier<br />

Tochterfirmen ihre Zahlungsunfähigkeit.<br />

Diese Zahl stieg bis dato auf ein Drittel<br />

aller German-Pellets-Firmen.<br />

Mit Beginn der unternehmensinternen<br />

„Aufräumarbeiten“ durch Insolvenzverwalterin<br />

Bettina Schmudde entwickelte<br />

sich auf der finanziellen Ebene die German-Pellets-Pleite<br />

zu einem TV-reifen<br />

Wirtschaftskrimi. Beispielweise wurde<br />

zum 1. April <strong>2016</strong> eine erste Unternehmensanleihe<br />

fällig. Vor fünf Jahren war<br />

die mit 7,25 Prozent verzinste Anleihe<br />

mit einem Emissionserlös von 80 Millionen<br />

Euro am Kapitalmarkt platziert worden.<br />

Die Anleger werden ihr Kapital vermutlich<br />

nicht wiedersehen. Ebenso die<br />

anderen Käufer weiterer Anleihen und<br />

von Genussrechten. Alle Verbindlichkeiten<br />

aus derartigen Finanzgeschäften der<br />

Gruppe addieren sich auf 760 Millionen<br />

Euro. Davon entfielen im Fall des Totalverlustes<br />

270 Millionen Euro auf die drei<br />

German-Pellets-Anleihen aus den Jahren<br />

zwischen 2011 und 2014 und auf zusätzlich<br />

ausgegebene Genussrechte. Zudem<br />

müssen Anleger in den USA befürchten,<br />

Foto: German Pellets<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 31<br />

Das German-Pellets-Stammwerk in Wismar<br />

firmiert künftig unter dem Namen Wismar<br />

Pellets.<br />

dass sich 546 Millionen US-Dollar (etwa<br />

490 Millionen Euro) in Luft auflösen, die<br />

sie in Anleihen für zwei Werke in Texas<br />

und Louisiana gesteckt haben.<br />

August 2015 genügt, um die Gefahr eines<br />

Totalverlustes erkennen zu können.<br />

Auf 15 Seiten werden alle denkbaren Risiken<br />

aufgezeigt. Es heißt unter anderem:<br />

„Aufgrund der vielfältigen Geschäftsbeziehungen<br />

zwischen Gesellschaften<br />

der German-Pellets-Gruppe und Gesellschaften<br />

außerhalb der German-Pellets-<br />

Gruppe, die von Herrn Leibold bzw. seiner<br />

Ehefrau gemanagt werden, könnte<br />

es zu Interessenkonflikten kommen. So<br />

könnten von German Pellets gewährte<br />

Darlehen gegebenenfalls nicht zurückgezahlt<br />

werden.“<br />

Peter Leibold hielt einen Anteil am German-Pellets-Stammkapital<br />

von 60 Prozent,<br />

Ehefrau Anna Kathrin Leibold die<br />

restlichen Geschäftsanteile von 40 Prozent.<br />

Sie ist zudem Chefin von sechs in<br />

den USA ansässigen Firmen, die nicht zur<br />

German-Pellets-Gruppe gehören. Bereits<br />

Mitte 2015 hatte es deutliche Warnungen<br />

in der Finanz-Fachpresse gegeben.<br />

So wies „AnlegerPlus“ im Juli auf „intrasparente<br />

Vorgänge“ und „eine hohe<br />

Verschuldung“ bei German Pellets hin.<br />

Am 1. Mai dieses Jahres ist das Insolvenzverfahren<br />

für die German Pellets<br />

GmbH eröffnet worden. Zuvor war es Insolvenzverwalterin<br />

Schmudde gelungen,<br />

die drei deutschen Produktionswerke zu<br />

verkaufen. Das Werk in Wismar ging an<br />

die US-Investmentgesellschaft Metropolitan<br />

Equity Partners (MEP). Die Amerikaner<br />

waren im Stammwerk bereits finanziell<br />

engagiert. Künftig firmiert das Unternehmen<br />

an der Ostsee unter Wismar<br />

Pellets. Für die zwei Betriebsstätten in<br />

Ettenheim und Herbrechtingen (Baden-<br />

Württemberg) erhielt die J. Rettenmaier<br />

& Söhne GmbH & Co. KG, ein Faserstoffhersteller<br />

aus dem baden-württembergischen<br />

Rosenberg, den Zuschlag. Die drei<br />

Pellets-Fabriken sollen weiter produzieren<br />

und die insgesamt 180 gewerblichen<br />

Jobs erhalten werden. Über einen zügigen<br />

Verkauf des insolventen Pellets-Werkes<br />

im sächsischen Torgau werde laut<br />

Schmudde intensiv verhandelt. W+M<br />

Fotos: Thomas Schwandt (oben), German Pellets (unten)<br />

In Zeiten niedrigster Zinsen bei konventionellen<br />

Spareinlagen verwundert es nicht,<br />

dass Anleger in Scharen – die Rede ist<br />

von mehr als 12.000 – die German-Pellets-Papiere<br />

kauften. Was konkret mit<br />

den Anleihe-Millionen geschehen ist,<br />

lässt sich in dem undurchsichtigen Firmengeflecht<br />

schwer nachvollziehen. Bekannt<br />

ist, dass German Pellets auch als<br />

Darlehensgeber für externe Firmen aufgetreten<br />

ist. Zum Beispiel reichte German<br />

Pellets an die angeschlagene Kago<br />

Wärmesysteme GmbH aus Bayern, deren<br />

Eigner Peter Leibold ist, einen Kredit<br />

in Höhe von 23,6 Millionen Euro aus.<br />

Kago meldete Anfang des Jahres <strong>2016</strong><br />

ebenfalls Insolvenz an.<br />

In diesem Geschäftsgebaren einen Interessenkonflikt<br />

zu sehen, bedarf keines<br />

großen ökonomischen Wissens. Den geleimten<br />

Anlegern hätte ein genauer Blick<br />

in das jüngste Verkaufsprospekt für Genussrechte<br />

von German Pellets vom 31.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


32 | W+M INTERNATIONAL<br />

Siebenbürgen –<br />

ein lange unterschätzter<br />

Partner<br />

Brasov in Siebenbürgen<br />

aus der Vogelperspektive.<br />

Mit vielversprechenden Ergebnissen kehrte eine ostdeutsche<br />

Unternehmerdelegation aus dem rumänischen Siebenbürgen zurück.<br />

Wirtschafts- und Ausbildungsvertreter aus Brandenburg, Thüringen,<br />

Sachsen-Anhalt und Sachsen zeigten sich überrascht davon, wie<br />

vielfältig die unternehmerischen Möglichkeiten sind, die sich<br />

ostdeutschen Mittelständlern in dem Balkanland inzwischen bieten.<br />

Von Matthias Krauß<br />

Transsilvanien – das bedeutet wörtlich<br />

übersetzt „hinter dem Wald“. Dass<br />

es aber keine Hinterwäldler sind, denen<br />

sie einen Besuch abstatteten, erfuhren<br />

die Teilnehmer der Delegation binnen<br />

dreier hoch interessanter und intensiv genutzter<br />

Tage in Zentralrumänien. Auf dem<br />

Programm standen Unternehmerbegegnungen<br />

beziehungsweise Kooperationsbörsen<br />

in Cluj-Napoca/Klausenburg, Targu<br />

Mures/Neumarkt und Brasov/Kronstadt.<br />

Die deutsche Delegation wurde von Germany<br />

Trade & Invest (GTAI), der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland, betreut. Die<br />

GTAI unterstützt als Gesellschaft für Außenwirtschaft<br />

und Standortmarketing seit<br />

Jahren Unternehmen aus den neuen Bundesländern<br />

(inklusive Berlin) bei der Erschließung<br />

ausländischer Märkte.<br />

In Rumänien selbst war<br />

die Unternehmerreise<br />

von der MANCOM<br />

CENTRU SRL vorbereitet<br />

worden,<br />

in Zusammenarbeit<br />

mit rumänischen<br />

Partnern<br />

aus Kommunalpolitik<br />

und Wirtschaft.<br />

MANCOM-<br />

Geschäftsführerin Birgit<br />

Schliewenz sprach im<br />

Anschluss von einem „Novum“. Alle Teilnehmer<br />

hätten in unterschiedlichen Graden<br />

bekundet, aussichtsreiche Ansatzpunkte<br />

für ein Engagement in oder mit<br />

Rumänien gefunden zu haben. Grundlage<br />

für die optimistische Einschätzung sei<br />

aber vor allem, dass sich auch Rumänien<br />

in den vergangenen zehn Jahren „gut entwickelt<br />

hat“. Im Jahr 2014 wuchsen die rumänischen<br />

Exporte nach Deutschland um<br />

10,9 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro, die<br />

deutschen Exporte nach Rumänien um elf<br />

Prozent auf 10,7 Milliarden Euro.<br />

GTAI-Direktor Peter Alltschekow.<br />

„Gute Gespräche“ hat es unter anderem<br />

für Silke Goerlich von CEBra – Centrum für<br />

Energietechnologie Brandenburg GmbH<br />

während der Rumänienreise gegeben.<br />

Das Unternehmen nutzt die Grundlagenforschung<br />

der Brandenburgischen Technischen<br />

Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg<br />

auf dem Gebiet Erneuerbarer Energien.<br />

Es bestehe durchaus die Möglichkeit,<br />

mit Hilfe von EU-Geldern in<br />

Rumänien beispielsweise die<br />

Energieumwandlung aus<br />

Biomasse voranzubringen<br />

und dort auch den Sinn<br />

der Menschen für diese<br />

neuen Technologien zu<br />

schärfen, sagte die Managerin<br />

nach immerhin einem<br />

Dutzend Kontaktgesprächen. Dr. Maik<br />

Veste vom selben Unternehmen geht davon<br />

aus, dass es schon „recht zeitnah“ zu<br />

konkreten Projekten kommen könne, welche<br />

in die Landwirtschaft integriert werden.<br />

Man müsse jetzt am Ball bleiben. Mit<br />

Blick auf das erlebte beachtliche Niveau<br />

merkte er an: „Beide Seiten können lernen.“<br />

Trotz eines gewissen „Blindflugs“<br />

bei der Gesprächspartnerwahl hatte es aus<br />

Sicht von Veste funktioniert: „Die richtigen<br />

Ansprechpartner waren am Tisch. Es sieht<br />

aus, als können wir zeitnah und zielgerichtet<br />

wichtige Projekte anschieben.“<br />

GTAI-Direktor Peter Alltschekow reagierte<br />

auf die verhaltene, aber erkennbare Sorge<br />

der Rumänen, Deutschland könne lediglich<br />

darauf bedacht sein, Wirtschaftskapazitäten<br />

und Fachkräfte abzuziehen. Vor allem<br />

gehe es um Kontakte, aus denen sich für<br />

beide Seiten eine Entwicklungsmöglichkeit<br />

ergeben, schließlich wolle man mit solchen<br />

Kontaktanbahnungen auch nicht erreichen,<br />

dass ostdeutsche Firmen ihr eigenes Land<br />

verlassen und gleichsam auswandern.<br />

Von besonderem Interesse für die Reiseteilnehmer<br />

waren die Hinweise der deutschen<br />

Wirtschaftsvertreter „vor Ort“. In allen<br />

drei besuchten Städten gab es die Gelegenheit,<br />

mit deutschsprachigen Firmenchefs<br />

zu reden, mit Menschen also, die<br />

zum Teil schon vor vielen Jahren in Rumänien<br />

Fuß gefasst haben. W+M<br />

Fotos: GTAI (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


Netze für<br />

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und leistungsstarke Energienetze in Brandenburg<br />

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in der Region. 2015 ist bereits so viel<br />

Grünstrom ins E.DIS-Netz aufgenommen worden,<br />

wie hier insgesamt verbraucht wurde.<br />

www.e-dis.de


GE<br />

KÖ<br />

34 | W+M TITEL KLUGE KÖPFE<br />

KÖP F E<br />

K L UG E<br />

K L UGE<br />

KÖP F E<br />

Forschungslandschaft<br />

mit Leuchttürmen und Aufholbedarf<br />

Mit 30 Universitäten, 55 Fachhochschulen und fast 200<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen verfügt Ostdeutschland<br />

über ein dicht gewebtes Netz an exzellenten wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen. Der mittelständisch strukturierten Wirtschaft fehlt<br />

es jedoch an ausreichenden Forschungsbudgets.<br />

Von Harald Lachmann und Matthias Salm<br />

Deutschlands größte Technische Universität<br />

sitzt in Dresden, hier das Bioinnovationszentrum<br />

am Campus Johannstadt.<br />

Großer Bahnhof mit Kanzlerin Angela<br />

Merkel zu Jahresbeginn in Halle:<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft investiert<br />

in der Saalestadt 13 Millionen Euro in<br />

ein Leistungszentrum Chemie und Biosystemtechnik.<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

die in den neuen Bundesländern – ohne<br />

Berlin – 14 Institute mit 5.000 Mitarbeitern<br />

unterhält, lässt sich nicht ohne Grund<br />

an der Saale nieder. Reimund Neugebauer,<br />

Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

lobte den Standort schon während der Planungen:<br />

„Seit über hundert Jahren ist die<br />

chemische Industrie in Mitteldeutschland<br />

fest verwurzelt. Es existiert eine außerordentliche<br />

Bandbreite an Exzellenz und Zusammenarbeit.“<br />

Nur ein Beispiel für den Erfindergeist der<br />

Region: Ein kombiniertes Mikro- und Nanoprägeverfahren,<br />

an dessen Entwicklung<br />

maßgeblich regionale Firmen wie die Polifilm<br />

Extrusion GmbH in Weißandt-Gölzau<br />

und die FilmoTec GmbH in Bitterfeld-Wolfen<br />

beteiligt waren. Mit dieser Technologie<br />

lässt sich die Oberfläche von Kunststoffen<br />

bis in den Mikro- und Nanometerbereich<br />

hinein exakt strukturieren. Damit erhöht<br />

sich etwa die Haftbarkeit von Klebern<br />

und Druckfarben auf Polyethylen-Folien.<br />

Grundlagen liefert das hallesche Fraunhofer-Institut<br />

für Mikrostruktur von Werkstoffen<br />

und Systemen IMWS in Halle/Saale.<br />

Gerade kleinere ostdeutsche Firmen benötigen<br />

solche externen Forschungspartner.<br />

Denn während in den Altbundesländern<br />

die Wirtschaft rund 2,2 Prozent ihres<br />

Bruttoinlandsproduktes in Forschung und<br />

Entwicklung (FuE) steckt, sind es im Osten<br />

nur 0,8 Prozent. Entsprechend ist hier<br />

die öffentliche FuE-Infrastruktur stärker als<br />

im Westen ausgebildet, um jene Lücken zu<br />

füllen, die die Abwesenheit forschungsintensiver<br />

Großindustrie in Ostdeutschland<br />

reißt. Zumal sich der nachlassende Innovationswille<br />

des kleineren Mittelstands laut<br />

Bundesforschungsministerium ohnehin zu<br />

einem gesamtdeutschen Problem ausgeweitet<br />

hat.<br />

Auch der aktuelle Bundesbericht Forschung<br />

und Innovation <strong>2016</strong> des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung belegt das<br />

Dilemma der ostdeutschen Forschungsbemühungen.<br />

Demzufolge entfallen zwei<br />

Drittel der Ausgaben und der Stellen in der<br />

Forschung auf die private Wirtschaft, insbesondere<br />

in der Automobilbranche, dem<br />

Maschinenbau und der Chemieindustrie.<br />

Hier fehlt es dem Osten an entsprechenden<br />

Forschungsabteilungen – der Staat muss<br />

einspringen. Wie etwa in Sachsen, wo die<br />

staatlichen FuE-Ausgaben mehr als 1,6 Prozent<br />

des BIP betragen, investiert die öffentliche<br />

Hand im Osten überdurchschnittlich.<br />

Der Aufholbedarf bleibt: Noch markiert<br />

etwa Sachsen-Anhalt das Schlusslicht bei<br />

der FuE-Intensität der Wirtschaft. Auch bei<br />

der Zahl der angemeldeten Patente hinken<br />

die Ost-Länder hinterher.<br />

Fotos: contrastwerkstatt/fotolia.com (oben), agsandrew/fotolia.com (Button), TU Dresden/ Eckold (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


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Foto: Forgiss-fotolia.com<br />

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36 | W+M TITEL<br />

Dennoch glänzt gerade die öffentliche<br />

Forschungslandschaft im Osten an vielen<br />

Orten durch exzellente Spitzenforschung<br />

und erfolgreichen Wissenstransfer. Ein<br />

Überblick:<br />

Sachsen<br />

Sechs Institute der Wissenschaftsgemeinschaft<br />

Gottfried Wilhelm Leibniz,<br />

zwei Helmholtz-Zentren, 14 Einrichtungen<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft und sechs<br />

Institute der Max-Planck-Gesellschaft –<br />

Sachsen verfügt über eine beeindruckende<br />

Forschungsvielfalt. Hinzu gesellen sich<br />

die vier Hochschulen und fünf Fachhochschulen<br />

– allen voran Deutschlands größte<br />

Technische Universität in Dresden mit<br />

den Exzellenzclustern „Center for Advancing<br />

Electronics Dresden“ und „From<br />

Cells to Tissues to Therapies“.<br />

FORSCHUNG IN SACHSEN<br />

Anteil der FuE-Ausgaben (in 2013) ...<br />

... am BIP 2,74 %<br />

... des Sektors „Staat und private Institutionen<br />

ohne Erwerbszweck“ am BIP<br />

0,81 %<br />

... des Sektors Hochschulen am BIP 0,82 %<br />

... des Sektors Wirtschaft am BIP 1,11 %<br />

Patentanmeldungen je eine Million Einwohner 239<br />

Mit rund 300 Unternehmen und Forschungsinstituten<br />

ist zudem Silicon Saxony<br />

der größte Branchenverband der Halbleiter-,<br />

Elektronik- und Mikroelektronik-Industrie<br />

Europas. Der Freistaat reüssiert<br />

auch mit einer der dichtesten Biotech-<br />

Forschungsszenen in Deutschland und<br />

rangiert unter den Top fünf der deutschen<br />

Biotechnologie-Regionen mit mehr als 30<br />

universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen.<br />

Weitere Schwerpunkte der sächsischen<br />

Spitzenforschung sind die Nanotechnologie,<br />

der Maschinen- und Fahrzeugbau,<br />

die Material- und Werkstoffwissenschaften,<br />

die Medizin und Medizintechnik, die<br />

Neurowissenschaften sowie die Umweltforschung.<br />

Einen interessanten Weg gehen sächsische<br />

Firmen beispielsweise auf dem Feld<br />

Die Firma IFA Rotorion kooperiert mit der Wissenschaft.<br />

der organischen Elektronik, also bei organischen<br />

Materialien mit halbleitenden<br />

Eigenschaften. Einige<br />

dieser 40 Betriebe<br />

entstanden als Ausgründungen<br />

aus sächsischen<br />

Universitäten.<br />

Das betrifft etwa die<br />

Dresdener Novaled<br />

GmbH, die sich heute<br />

international führend<br />

bei Technologien zur<br />

Herstellung organischer<br />

Leuchtdioden<br />

(OLED) präsentiert, oder auch die Dresdner<br />

Heliatek GmbH. Sie genießt ebenfalls<br />

den Ruf eines weltweiten Technologieführers<br />

in der organischen Photovoltaik<br />

(OPV).<br />

In Chemnitz etablierte sich unter dem<br />

Stichwort „Merge“ das deutschlandweit<br />

einzige Bundesexzellenzcluster<br />

zur Leichtbauforschung.<br />

Angesiedelt<br />

ist es an der<br />

Technischen Universität<br />

der Stadt, doch beteiligen<br />

sich auch 250<br />

kleine und mittelständische<br />

Unternehmen<br />

(KMU) rund um den<br />

Clusterkern Chemnitz.<br />

FORSCHUNG IN THÜRINGEN<br />

Thüringen<br />

In Thüringen haben sich neben den neun<br />

staatlichen Hochschulen außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtungen wie die Fraunhofer-Institute<br />

für Angewandte Optik und<br />

Feinmechanik in Jena oder für Keramische<br />

Technologien und Systeme in Hermsdorf<br />

angesiedelt. Einen wichtigen Kristallisationspunkt<br />

bildet der Wissenschaftscampus<br />

Beutenberg in Jena. Hier befinden sich<br />

neun Institute, unter anderem der Leibniz-<br />

Gemeinschaft sowie der Max-Planck- und<br />

Fraunhofer-Gesellschaft.<br />

Die Thüringer Forschungsschwerpunkte<br />

liegen unter anderem in der Gesundheitsforschung<br />

und Medizintechnik, in der Mikrobiologie<br />

und Biotechnologie, den optischen<br />

Technologien, den Mikro- und Nanotechnologien,<br />

der Mikroelektronik sowie<br />

den Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />

Anteil der FuE-Ausgaben (in 2013) ...<br />

... am BIP 2,20 %<br />

... des Sektors „Staat und private Institutionen<br />

ohne Erwerbszweck“ am BIP<br />

0,52 %<br />

... des Sektors Hochschulen am BIP 0,64 %<br />

... des Sektors Wirtschaft am BIP 1,04 %<br />

Patentanmeldungen je eine Million Einwohner 248<br />

Foto: IFA Rotorion, Quelle Schaubilder: Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


KLUGE KÖPFE | 37<br />

Foto: IMG/Ralf Lehmann, Quelle Schaubilder: Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

FORSCHUNG IN SACHSEN-ANHALT<br />

Anteil der FuE-Ausgaben (in 2013) ...<br />

... am BIP 1,43 %<br />

... des Sektors „Staat und private Institutionen<br />

ohne Erwerbszweck“ am BIP<br />

... des Sektors Hochschulen am BIP 0,51 %<br />

... des Sektors Wirtschaft am BIP 0,42 %<br />

Patentanmeldungen je eine Million Einwohner 102<br />

In Jena etwa widmen sich Unternehmen<br />

und Wissenschaftler in der Leichtbauforschung<br />

Verbundstoffen auf Carbonfaser-<br />

Basis, wie sie im Flugzeug- und Fahrzeugbau<br />

immer stärker an Bedeutung gewinnen.<br />

Allerdings ist ihre Produktion bisher<br />

sehr aufwendig, da das Aushärten der Materialien<br />

viel Zeit in Anspruch nimmt. So ersannen<br />

Materialwissenschaftler der Universität<br />

Jena zusammen mit Ingenieuren<br />

der Firma Schmuhl Faserverbundtechnik<br />

GmbH in Liebschütz bei Saalfeld ein neues<br />

Verfahren, das basierend auf der Mikrowellentechnik<br />

diesen Aushärtungsprozess<br />

deutlich beschleunigt – von bis zu zwölf<br />

Der Forschungscampus STIMULATE lockt<br />

auch mittelständische Medizintechnik-<br />

Unternehmen nach Magdeburg.<br />

Stunden auf annähernd<br />

noch eine Stunde.<br />

Auch in das Verbundprojekt<br />

„Pneumonie<br />

0,50 % bei Immunsuppression“<br />

des Jenaer Forschungscampus<br />

InfectoGnostics,<br />

waren<br />

zwei Industrieunternehmen<br />

der Stadt eingebunden:<br />

die Alere Technologies GmbH<br />

und die Analytik Jena AG. Ziel der Forschungen<br />

war ein neues Schnelldiagnostik-Verfahren<br />

bei vermuteter Lungenentzündung.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

In Sachsen-Anhalt sind 22 Forschungseinrichtungen<br />

beheimatet – im Einzelnen sind<br />

dies sieben staatliche Hochschulen, fünf<br />

Fraunhofer-Einrichtungen, fünf Leibniz-<br />

Institute, drei Max-Planck-Institute, zwei<br />

Standorte des Helmholtz-Zentrums für<br />

Umweltforschung, ein Standort des Deutschen<br />

Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen<br />

(DZNE) und schließlich eine<br />

Außenstelle des Robert-Koch-Instituts.<br />

An Elbe und Saale setzt die Landespolitik<br />

auf die Forschungsschwerpunkte Neurowissenschaften,<br />

Biosystem- und Verfahrenstechnik,<br />

Materialwissenschaften und<br />

Biowissenschaften sowie die ingenieurwissenschaftlichen<br />

Bereiche Automotive<br />

und Medizintechnik.<br />

Ein Highlight ist beispielsweise der Forschungscampus<br />

STIMULATE in Magdeburg.<br />

Hier entwickeln interdisziplinäre<br />

Teams bildgeführte minimal-invasive Diagnose-<br />

und Therapiemethoden in verschiedenen<br />

Krankheitsbildern und locken damit<br />

auch Medizintechnik-Unternehmen in die<br />

Landeshauptstadt.<br />

Ein weiteres Beispiel<br />

für erfolgreichen Wissenstransfer:<br />

Zu den<br />

Preisträgern des von<br />

der IHK Magdeburg<br />

jährlich ausgelobten<br />

Forschungspreises<br />

gehörte 2015 Dr. David<br />

Schmicker von der<br />

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.<br />

Für seine Promotion, die einen neuartigen<br />

Ansatz zur numerischen Simulation<br />

des Rotationsreibschweißprozesses<br />

behandelt, hatte er sich gleich drei Industriepartner<br />

mit ins Boot geholt – die Reibschweißmaschinenbauer<br />

der H&B Omega<br />

Europa GmbH in Sülzetal, die auf Prozessentwicklung<br />

und -validierung geeichte<br />

InKRAFT GmbH aus Magdeburg und<br />

die Haldenslebener IFA Rotorion Holding<br />

als Anwender.<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Die Helmholtz-Gemeinschaft betreibt in<br />

Neustrelitz das Deutsche Zentrum für<br />

Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) sowie das<br />

Space Weather Application Center - Ionosphere<br />

(SWACI). In der Fusionsanlage Wendelstein<br />

7-X im Max-Planck-Institut für<br />

Plasmaphysik (IPP) in Greifswald wurde<br />

im Februar das erste Wasserstoff-Plasma<br />

erzeugt. Auch die Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />

Greifswald erwarb sich vor allem<br />

in der Fusionsforschung und Plasmaphysik<br />

und in der funktionellen Genomforschung<br />

einen Namen. An der Universität Rostock<br />

wird an Robotern für das Wirkstoff-Screening<br />

und an Methoden zur Modifizierung<br />

von Naturstoffen geforscht.<br />

Auch in der Gesundheitsforschung setzt<br />

Mecklenburg-Vorpommern Akzente. Das<br />

Leibniz-Institut für Plasmaforschung und<br />

Technologie zum Beispiel hat gemeinsam<br />

mit seiner Ausgründung, der neoplas<br />

tools GmbH, die Plasmamedizin als<br />

neue Therapiemethode insbesondere bei<br />

chronisch therapieresistenten Wunden<br />

vorangetrieben. Der seit 2013 zugelassene<br />

Plasmastift kINPen® MED der neoplas<br />

tools GmbH wird deutschlandweit in immer<br />

mehr Kliniken und dermatologischen<br />

Praxen erfolgreich eingesetzt.<br />

FORSCHUNG IN MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Anteil der FuE-Ausgaben (in 2013) ...<br />

... am BIP 1,83 %<br />

... des Sektors „Staat und private Institutionen<br />

ohne Erwerbszweck“ am BIP<br />

0,71 %<br />

... des Sektors Hochschulen am BIP 0,65 %<br />

... des Sektors Wirtschaft am BIP 0,48 %<br />

Patentanmeldungen je eine Million Einwohner 113<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


38 | W+M TITEL KLUGE KÖPFE<br />

Berlin<br />

Vier Universitäten, sieben Hochschulen,<br />

vier Kunsthochschulen, 23 staatlich anerkannte<br />

private Hochschulen, 22 Technologieparks<br />

und Gründerzentren sowie<br />

70 außeruniversitäre Forschungsstätten<br />

– Berlin gehört zu Europas führenden Forschungszentren.<br />

Die Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin beispielsweise gilt als<br />

die größte medizinische Fakultät Europas.<br />

Geballte Forschungskompetenz hat<br />

sich auch im Wissenschafts- und Technologiepark<br />

Adlershof mit rund 510 Unternehmen<br />

und zehn außeruniversitären<br />

Forschungsinstituten niedergelassen.<br />

Hier wird an Innovationen in der Photonik<br />

und Optik, den Erneuerbaren Energien,<br />

Mikrosystemen und der Biotechnologie<br />

gearbeitet.<br />

Darüber hinaus gilt Berlin als Innovationslabor<br />

für die Stadt der Zukunft. Forschung<br />

und Entwicklung zur Digitalisierung, Smart<br />

City, Industrie 4.0 und Elektromobilität<br />

machen die Stadt zum Experimentierfeld.<br />

Das INP Greifswald ist europaweit die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung zu<br />

Niedertemperaturplasmen.<br />

FORSCHUNG IN BERLIN<br />

Anteil der FuE-Ausgaben (in 2013) ...<br />

... am BIP 3,58 %<br />

... des Sektors „Staat und private Institutionen<br />

ohne Erwerbszweck“ am BIP<br />

... des Sektors Hochschulen am BIP 0,85 %<br />

... des Sektors Wirtschaft am BIP 1,5 %<br />

Patentanmeldungen je eine Million Einwohner 262<br />

Berliner Unternehmen kooperieren auch<br />

länderübergreifend. Beispielsweise in der<br />

PERC-Technologie. Dabei geht es um Solarzellen,<br />

deren Rückseite passiviert ist.<br />

Sie haben einen deutlich höheren Wirkungsgrad<br />

als Standardzellen. Eine Herausforderung<br />

stellt sich allerdings: Es<br />

treten Leistungseinbußen durch lichtinduzierte<br />

Degradation (LID) auf. Die<br />

Berliner LayTec inline GmbH fertigt mit<br />

LID Scope ein Gerät, das eine einfache<br />

Qualitätskontrolle für diesen Effekt auf<br />

Zellebene ermöglicht. Erarbeitet wurde<br />

die Technologie am Fraunhofer-Center<br />

für Silizium-Photovoltaik CSP in Halle.<br />

Daraus hat die Berliner Firma LayTec als<br />

Lizenznehmer das Gerät LID Scope entwickelt.<br />

Brandenburg<br />

Jede der großen deutschen<br />

Forschungsgemeinschaften<br />

ist auch<br />

in Brandenburg vertreten:<br />

Das Fraunhofer-In-<br />

1,23 %<br />

stitut für Angewandte<br />

Polymerforschung IAP<br />

in Potsdam etwa beschäftigt<br />

sich mit Material-<br />

und Verfahrensentwicklungen<br />

von Fasern, Folien, Werkstoffen,<br />

Funktionsmaterialien, Additiven, Feinchemikalien<br />

und Prozesshilfsmitteln auf<br />

Basis nativer und synthetischer Polymere.<br />

Zusammen mit der Adlershofer Dependance<br />

des Fraunhofer IAP hat die Tilse<br />

Formglas GmbH aus<br />

Nennhausen ein Glas<br />

auf den Markt gebracht,<br />

dass sich bei<br />

Temperaturerhöhung<br />

reversibel von Klarzu<br />

Milchglas wandelt.<br />

Die Wissenschaftler<br />

des IAP lieferten<br />

dazu kleine Kapseln<br />

mit Substanzen, die je<br />

FORSCHUNG IN BRANDENBURG<br />

nach Temperatur ihren Brechungsindex<br />

ändern, und so Licht und Infrarotstrahlung<br />

entweder durchlassen oder reflektieren.<br />

Weitere Brandenburger Highlights: das<br />

Forschungszentrum für Leichtbauwerkstoffe<br />

Panta Rhei gGmbH an der Brandenburgischen<br />

Technischen Universität<br />

(BTU) Cottbus-Senftenberg, das Forschung<br />

und Entwicklung auf dem Gebiet<br />

der Produktion und Verarbeitung innovativer<br />

Leichtbauwerkstoffe betreibt, oder<br />

das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam,<br />

Deutschlands einziges Uni-Institut, an<br />

dem Studenten den Studiengang „IT-<br />

Systems Engineering” belegen können.<br />

<br />

W+M<br />

Anteil der FuE-Ausgaben (in 2013) ...<br />

... am BIP 1,55 %<br />

... des Sektors „Staat und private Institutionen<br />

ohne Erwerbszweck“ am BIP<br />

0,73 %<br />

... des Sektors Hochschulen am BIP 0,37 %<br />

... des Sektors Wirtschaft am BIP 0,45 %<br />

Patentanmeldungen je eine Million Einwohner 131<br />

Foto: INP Greifswald, Quelle Schaubilder: Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


WIR GESTALTEN<br />

DIE ENERGIEZUKUNFT.<br />

Gemeinsam mit Kommunen, Unternehmen und Hochschulen arbeitet die enviaM-Gruppe<br />

täglich für eine ökologische, sicherere und innovative Energieversorgung von morgen.<br />

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40 | W+M TITEL<br />

„Die Infrastruktur der Hochschulen ist heute zum Teil<br />

moderner als in den alten Bundesländern“<br />

W+M-Interview mit Prof. Johanna Wanka,<br />

Bundesministerin für Bildung und Forschung<br />

W+M: Frau Bundesministerin, wie ist es<br />

aktuell um die Wissenschaft in Deutschland<br />

bestellt?<br />

Johanna Wanka: Ja, woran misst man<br />

das? Wenn man sich anschaut, wie uns<br />

andere einschätzen, dann können wir<br />

uns freuen. Bei den Innovationsrankings<br />

in Europa sind wir stets unter den ersten<br />

drei Ländern. Das Weltwirtschaftsforum<br />

hat sich 140 Staaten angeschaut und da<br />

ist Deutschland auf Platz vier. Ein Land<br />

mit nur einem Prozent der Weltbevölkerung<br />

auf Rang vier der Industrienationen,<br />

das kann sich sehen lassen. Übrigens,<br />

nach China sind wir das zweitstärkste<br />

Land, was den Export von Hightechgütern<br />

betrifft. Bei den Patentanmeldungen<br />

pro einer Million Einwohner sind<br />

wir doppelt so gut wie die USA. In der<br />

Quintessenz ist der Stellenwert von Forschung<br />

und Innovation in Deutschland<br />

sehr gut. Wir merken das auch am absolut<br />

verstärkten Interesse von ausländischen<br />

Studierenden und Wissenschaftlern.<br />

Nach den USA und Großbritannien<br />

sind wir das drittbeliebteste Studienland<br />

der Welt.<br />

W+M: Wie steht es um die Forschungslandschaft<br />

in den neuen Bundesländern<br />

und Berlin?<br />

Seit 2013<br />

Bundesministerin<br />

für Bildung und<br />

Forschung:<br />

Professorin<br />

Johanna<br />

Wanka.<br />

Universitäten, Hochschulen und den vielen<br />

außeruniversitären Instituten. In den<br />

neuen Bundesländern hatten wir nach<br />

1990 eine starke Veränderung der Wissenschafts-<br />

und Forschungslandschaft.<br />

Doch bis heute haben wir die Situation,<br />

dass der Großteil der Forschung öffentlich<br />

finanziert ist. Nur ein Drittel wird durch<br />

die Wirtschaft bezahlt. In den alten Bundesländern<br />

ist das umgekehrt. Deswegen<br />

brauchen wir in den neuen Bundesländern<br />

nach wie vor eine anders geartete<br />

Forschungsförderung. Das ist keine Nachhilfe,<br />

sondern ein Reagieren auf die immer<br />

noch veränderte Struktur<br />

in den neuen Ländern.<br />

Inzwischen haben<br />

die Innovationsausgaben<br />

der Unternehmen<br />

in<br />

den neuen Bundesländern<br />

die Zehn-Milliarden-Euro-Marke<br />

überschritten, da ist also auch eine Entwicklung.<br />

Aktuell gibt es 94.000 Vollzeitarbeitsplätze<br />

in Wissenschaft und Forschung,<br />

davon sind 59.000 Arbeitsplätze<br />

im öffentlichen Sektor.<br />

Allerdings haben wir bereits festgestellt,<br />

dass die Drittmitteleinwerbung pro Professor<br />

in den neuen Ländern durchschnittlich<br />

höher ist als in den alten Bundesländern.<br />

Das ist ein Indiz dafür, dass<br />

sich die Wirtschaft hierzulande zunehmend<br />

an der Forschung beteiligt.<br />

W+M: Welche wissenschaftlichen Leuchttürme<br />

zwischen Rostock und Suhl würden<br />

Sie an dieser Stelle nennen?<br />

Johanna Wanka: Was uns sehr<br />

begeistert, ist Wendelstein in<br />

Greifswald, wo jetzt das erste<br />

Plasma in einem Fusionsexperiment<br />

des Typs „Stellarator”<br />

erzeugt werden konnte.<br />

Das ist ein Meilenstein<br />

in der Grundlagenfor-<br />

Foto: W+M<br />

Johanna Wanka: Wenn man sich die<br />

Forschungslandschaft anschaut, dann ist<br />

es immer eine Kombination aus der Forschung,<br />

die die Wirtschaft finanziert, und<br />

der staatlich finanzierten Forschung an


KLUGE KÖPFE | 41<br />

Prof. Johanna Wanka mit W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann und W+M-Herausgeber Frank Nehrig (v.l.).<br />

Foto: W+M<br />

schung. Dann haben wir das hohe Interesse<br />

an einem Studium in den neuen Bundesländern,<br />

beispielsweise in Dresden,<br />

wo die Universität bei der Exzellenzinitiative<br />

erfolgreich war. Oder wenn ich sehe,<br />

was wir für Exzellenzcluster in Chemnitz<br />

eingeworben haben oder Graduiertenkollegs.<br />

Auch die Geisteswissenschaften<br />

sind gerade in den neuen Bundesländern<br />

an ganz vielen Stellen präsent. OncoRay<br />

in Dresden ist ein Beispiel für Spitzenforschung<br />

in der Radioonkologie, wo<br />

ein Verfahren zur punktgenauen Bestrahlung<br />

von Tumoren entwickelt wurde. Wir<br />

haben Silicon Valley als Cluster in Mitteldeutschland<br />

oder das Mikroelektronik-<br />

Cluster in der Dresdner Region. All das<br />

sind Leuchttürme in den neuen Ländern.<br />

W+M: Seit rund zehn Jahren gibt es die<br />

Exzellenzinitiative zur Förderung von Spitzenforschung,<br />

in die bislang knapp fünf<br />

Milliarden Euro geflossen sind. Inwieweit<br />

haben davon auch Wissenschaftseinrichtungen<br />

in den neuen Ländern profitiert?<br />

Johanna Wanka: Etliche Einrichtungen<br />

haben davon profitiert. Wir haben Exzellenzcluster,<br />

Graduiertenschulen und wir<br />

haben mit der Technischen Universität<br />

Dresden sowie der Humboldt-Universität<br />

und der Freien Universität in Berlin insgesamt<br />

drei Exzellenzuniversitäten.<br />

W+M: Spitzenforschung erfordert Spitzenpersonal.<br />

Ist Deutschland im internationalen<br />

Wettbewerb um die klügsten Köpfe<br />

konkurrenzfähig?<br />

Johanna Wanka: Wir sind konkurrenzfähiger<br />

geworden, ganz anders, als noch<br />

zum Ende der 90er Jahre, als wir unter<br />

einem regelrechten Braindrain litten [Abwanderung<br />

von Wissenschaftlern, Anm.<br />

d. Red.]. Heute haben wir das Renommee<br />

als Studienland, wo gern studiert<br />

und promoviert wird. Was die Wirtschaft<br />

noch nicht ausreichend geschafft hat, ist,<br />

dass möglichst viele Absolventen nach<br />

Beendigung ihres Studiums zumindest<br />

für einige Jahre in unsere Unternehmen<br />

gehen. Das klappt in den USA bislang<br />

besser.<br />

Es gelingt uns zunehmend, Spitzenforscher<br />

nach Deutschland zu holen. Dafür<br />

haben wir Instrumente geschaffen, zum<br />

Beispiel die Alexander-von-Humboldt-<br />

Professur. Da gibt es pro Professur für<br />

Geisteswissenschaften drei Millionen<br />

Euro und für Naturwissenschaften fünf<br />

Millionen Euro, die wir für Forschung und<br />

Arbeiten geben, mit der Option, eventuell<br />

zu bleiben.<br />

Wenn Spitzenforscher zu uns kommen,<br />

schätzen sie an Deutschland zum einen<br />

die hohe Verlässlichkeit, was die Priorität<br />

von Wissenschaft und Forschung betrifft,<br />

aber auch die vielen zu erforschenden<br />

Schätze, die sich in den Sammlungen<br />

und Archiven der Universitäten befinden.<br />

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Tugenden<br />

der Deutschen – ihre Sammlerleidenschaft<br />

und die seit jeher betriebene<br />

präzise Archivierung – in Kombination<br />

mit den neuen Forschungsmöglichkeiten<br />

machen unser Land für ausländische Forscher<br />

besonders attraktiv.<br />

W+M: Neben der gerade genannten Exzellenzinitiative<br />

fördert Ihr Haus auch gezielt<br />

kleine Hochschulen und Fachhochschulen.<br />

Wie funktioniert das konkret?<br />

Johanna Wanka: Erst Mitte Mai haben<br />

Bund und Länder das Programm „Innovative<br />

Hochschule“ beschlossen. Über<br />

dieses Programm können auch kleinere<br />

Hochschulen und Fachhochschulen,<br />

die gut im Transfer und der angewandten<br />

Forschung sind und die in ihre Regionen<br />

in Bezug auf Fachkräfte und Innovation<br />

ausstrahlen, gefördert werden. Wir<br />

geben dafür in den nächsten Jahren 500<br />

Millionen Euro aus.<br />

Außerdem läuft bereits ein Programm,<br />

das darauf abzielt, zehn der forschungsstärksten<br />

Fachhochschulen der Republik<br />

zu fördern. Das ist eine Unterstützung,<br />

die stärker auf Anwendungsorientierung<br />

setzt. Ziel ist es, dass die Fachhochschulen<br />

in ihren Regionen noch mehr zu Innovationszentren<br />

werden, nicht nur bei<br />

technischen Entwicklungen, sondern<br />

auch für betriebswirtschaftliche und soziale<br />

Fragen.<br />

W+M: Seit drei Jahren sind Sie Bundesministerin<br />

für Bildung und Forschung. Davor<br />

haben Sie die Wissenschaftsressorts<br />

in Brandenburg und Niedersachsen geführt.<br />

Vor dem Hintergrund dieser umfassenden<br />

Erfahrungen – gibt es heute noch<br />

Unterschiede in der Hochschullandschaft<br />

der alten und neuen Bundesländer?<br />

Johanna Wanka: Kaum. In den Hochschulen<br />

hatten wir in den neuen Bundesländern<br />

ja einen Neuaufbau, auch beim<br />

Personal. Das ergab eine gute Durchmischung<br />

von Forschern aus den alten Ländern<br />

mit denen aus den neuen Bundesländern.<br />

Wir haben in den neuen Ländern<br />

stark profitiert von zahlreichen Aufbauprogrammen.<br />

Daher ist die Infrastruktur<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


42 | W+M TITEL KLUGE KÖPFE<br />

in der Hochschullandschaft der neuen<br />

Bundesländer zum Teil moderner als in<br />

den alten Bundesländern. In den Hochschulen<br />

gibt es diese Ost-West-Thematik<br />

heute eigentlich nicht mehr.<br />

W+M: In Ostdeutschland ist die Wirtschaft<br />

durch einen zumeist kleinteiligen<br />

Mittelstand geprägt. Es gibt kaum Konzerne<br />

und große Unternehmen. Kleine<br />

Unternehmen haben jedoch kaum eigene<br />

Kapazitäten für Forschung und Entwicklung.<br />

Was tut Ihr Ministerium, um<br />

Mittelstand und Forschung enger zusammenzubringen?<br />

ZUR PERSON<br />

Johanna Wanka wurde am 1. April 1951<br />

in Rosenfeld (Landkreis Torgau) geboren.<br />

Nach dem Abitur studierte sie Mathematik<br />

an der Universität Leipzig. Von<br />

1974 bis 1993 arbeitete sie in verschiedenen<br />

Funktionen an der Technischen<br />

Hochschule Leuna-Merseburg. 1994<br />

wurde sie zur Rektorin der Hochschule<br />

Merseburg gewählt. Im Jahr 2000 startete<br />

sie eine beispiellose Ministerkarriere:<br />

Bis 2009 war Wanka, die im Jahr<br />

2001 der CDU beitrat, Ministerin für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kultur in<br />

Brandenburg. Zwischen 2010 und 2013<br />

fungierte sie als Ministerin für Wissenschaft<br />

und Kultur in Niedersachsen.<br />

Seit Februar 2013 ist Johanna Wanka<br />

Bundesministerin für Bildung und Forschung.<br />

Sie ist verheiratet und Mutter<br />

zweier Kinder.<br />

Johanna Wanka: Seit Mitte der 90er<br />

Jahre gibt es zahlreiche Programme.<br />

Wir haben aber insgesamt die Situation<br />

in Deutschland, dass die kleinen und mittleren<br />

Unternehmen noch nicht genug an<br />

den vorhandenen Forschungsmitteln partizipieren.<br />

Die Förderung des Bundes ist<br />

zwar über die Jahre gewachsen, die Innovationskraft<br />

der kleinen und kleinsten<br />

Unternehmen ist jedoch konstant geblieben<br />

und hat sich mitunter sogar abgeschwächt.<br />

Das war für uns der Anstoß<br />

für das Programm „Vorfahrt für den Mittelstand“,<br />

das wir im Januar <strong>2016</strong> gestartet<br />

haben. Mit ganz konkreten Änderungen<br />

in der Förderkulisse in unserem<br />

Haus. Zum Beispiel muss jetzt ein Unternehmen<br />

nicht gleich einen kompletten<br />

Antrag auf Forschungsförderung<br />

stellen, der möglicherweise<br />

sehr aufwendig ist.<br />

Es genügt zunächst, nur eine<br />

Skizze einzureichen. Dann<br />

bekommt das Unternehmen<br />

eine Einschätzung, ob es sich<br />

lohnt, einen Antrag zu stellen<br />

oder ob es von vornherein wenig<br />

Aussicht auf Erfolg gibt.<br />

Wir wollen damit auch die<br />

Unternehmen noch zielgerichteter<br />

mit den<br />

Fachhochschulen<br />

zusammenbringen<br />

und so nach wie<br />

vor bestehende<br />

Berührungsä<br />

n g s te<br />

abbauen.<br />

W+M: Sie engagieren sich dafür, jungen<br />

Flüchtlingen mit Bleibeperspektive und<br />

den entsprechenden akademischen Voraussetzungen<br />

ein Studium in Deutschland<br />

zu ermöglichen. Wie ist da der Stand<br />

der Dinge?<br />

Johanna Wanka: Vorrangig ist zunächst,<br />

die studierfähigen jungen Flüchtlinge auf<br />

ein Studium vorzubereiten. Sie müssen,<br />

selbst wenn sie das Abitur haben, in der<br />

Regel erst auf Studierniveau geführt werden,<br />

auch was die deutsche Sprache betrifft.<br />

Das geschieht in den Hochschulen<br />

durch die Studienkollegs. Wenn sie<br />

dann in die Hochschulen kommen, brauchen<br />

sie eine intensivere Betreuung. Für<br />

diese Maßnahmen haben wir unkompliziert<br />

Geld zugesagt und die Umsetzung<br />

läuft. Unser Ansatz ist: Keine Absenkung<br />

des Niveaus, sondern aktive Hilfestellung<br />

beim Einstieg in die Hochschulausbildung.<br />

W+M: Als langjährige Wissenschaftlerin<br />

und Wissenschaftspolitikerin gehört<br />

es zweifellos zu Ihrem Tagwerk, sich mit<br />

Zukunftsfragen und Visionen zu befassen.<br />

Daher unsere Frage: Wo werden<br />

die neuen Bundesländer in punkto Forschung,<br />

Bildung und Fachkräftesicherung<br />

im Jahr 2030 stehen? Wagen Sie<br />

eine Prognose?<br />

Johanna Wanka: Ich lehne solche Kaffeesatzleserei<br />

eigentlich ab. Aber 15 Jahre<br />

sind ja noch halbwegs überschaubar. Ich<br />

hoffe, dass es uns gelingt, unsere Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu halten und vielleicht<br />

noch zu steigern. Das erfordert große Anstrengungen<br />

im Bildungsbereich, aber<br />

auch im Transferbereich und bei der Fachkräfteausbildung<br />

sowie bei der Integration<br />

von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive in<br />

den Arbeitsmarkt. Bezogen konkret auf die<br />

neuen Bundesländer hoffe ich sehr, dass<br />

die exzellente Forschungsinfrastruktur vor<br />

allem auch von vielen Unternehmen<br />

genutzt wird, um noch mehr Forschungspersonal<br />

in diese Region zu holen.<br />

Also aus der Chance, die wir jetzt dort<br />

haben, auch wirklich einen Erfolg zu machen.<br />

W+M: Welche persönlichen Pläne haben<br />

Sie für die Zeit nach der Bundestagswahl<br />

2017?<br />

Johanna Wanka: Wir arbeiten konzentriert<br />

und nächstes Jahr ist die Wahl und<br />

da kämpfen wir natürlich dafür, dass es<br />

ein gutes Ergebnis gibt. Und dann werden<br />

wir sehen, wie es weitergeht.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

und Frank Nehring<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


RAGNITZ ANALYSIERT<br />

Forschung und<br />

Entwicklung:<br />

In Systemzusammenhängen<br />

denken<br />

Foto: ifo Dresden<br />

Forschung und Innovation gelten angesichts<br />

bestehender Kostennachteile<br />

gegenüber konkurrierenden<br />

Standorten weltweit als der wichtigste<br />

Baustein zur wirtschaftlichen Revitalisierung<br />

Ostdeutschlands. Gerade jene Unternehmen,<br />

die nicht nur die<br />

heimischen Märkte bedienen<br />

wollen, müssen daher<br />

alles daran setzen,<br />

durch neuartige Produkte<br />

Wettbewerbsvorteile<br />

zu gewinnen<br />

oder durch Prozessinnovationen<br />

die Produktionsabläufe<br />

effizienter<br />

zu gestalten.<br />

Der Rückstand in der<br />

betrieblichen Produktivität<br />

von 30 Prozentpunkten<br />

gegenüber<br />

den technologisch<br />

führenden Bundesländern<br />

Bayern und<br />

Baden-Württemberg zeigt deutlich, dass<br />

hier noch erhebliches Modernisierungspotenzial<br />

besteht.<br />

Leider schaffen es viele ostdeutsche Unternehmen<br />

bislang nicht, Forschung und<br />

Entwicklung zu finanzieren oder auch bereits<br />

vorhandene technologische Lösungen<br />

in ihre Produktionsabläufe zu integrieren.<br />

Dies hat viel mit den geringen<br />

Betriebsgrößen in Ostdeutschland zu<br />

tun, denn kleine Unternehmen können<br />

sich typischerweise keine eigenständigen<br />

Forschungsabteilungen leisten und<br />

Professor Dr. Joachim Ragnitz<br />

ist Stellvertretender Leiter<br />

des ifo-Instituts Dresden.<br />

haben im Regelfall auch nur geringen<br />

Bedarf an modernen Maschinen mit hohen<br />

Kapazitätseffekten. Vor allem die geringen<br />

Forschungsintensitäten im Wirtschaftssektor<br />

geben Anlass zur Sorge<br />

– liegen die unternehmerischen Aufwendungen<br />

für Forschung<br />

und Entwicklung (FuE) in<br />

Baden-Württemberg<br />

bei vier Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts,<br />

sind es selbst<br />

in den forschungsintensiveren<br />

ostdeutschen<br />

Bundesländern<br />

Sachsen und<br />

Thüringen nur etwas<br />

über ein Prozent.<br />

Auf gesamtwirtschaftlicher<br />

Ebene wird dies<br />

zwar zum Teil kompensiert<br />

durch hohe<br />

FuE-Anstrengungen<br />

im öffentlichen Bereich – aber nicht immer<br />

will es gelingen, die dort erzielten<br />

Forschungsergebnisse auch für die heimische<br />

Wirtschaft zu nutzen.<br />

Ganz offenkundig fehlt es häufig noch<br />

an einer ausreichenden Zusammenarbeit<br />

zwischen der Wirtschaft und den Wissenschaftseinrichtungen.<br />

Wenn derartige<br />

Kooperationen noch nicht in ausreichendem<br />

Umfang zustande kommen (obwohl<br />

die Wissenschaft in Ostdeutschland<br />

viel zu bieten hat!), so scheitert dies<br />

häufig an unterschiedlichen Anreizsystemen<br />

und an unterschiedlichen Kommunikationskulturen,<br />

oftmals aber auch<br />

bloß an fehlender Vermittlung. Hier wäre<br />

also ein Ansatzpunkt auch für die Wirtschaftspolitik<br />

(und nicht so sehr für die<br />

„Wissenschaftspolitik“). Und, man darf<br />

dabei auch nicht nur auf die „Leuchttürme“<br />

schauen – hochspezialisierte Grundlagenforschung<br />

an Exzellenzuniversitäten<br />

und Max-Planck-Instituten mögen zwar<br />

den technologischen Fortschritt voranbringen,<br />

schaffen aber wohl kaum einen<br />

unmittelbaren Nutzen auch für ein Unternehmen,<br />

das lediglich die Weiterentwicklung<br />

eines vorhandenen Produkts benötigt:<br />

Leuchttürme sind keine Straßenlaternen;<br />

sie sollen in die Ferne strahlen,<br />

aber nicht die Klippe beleuchten, auf der<br />

sie stehen. Notwendig ist es daher, die<br />

Innovationssysteme in den ostdeutschen<br />

Ländern in ihrer Gesamtheit zu sehen –<br />

als ein Geflecht aus weltweit sichtbaren<br />

Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstituten,<br />

aus anwendungsorientierten<br />

Fachhochschulen als Bindeglied<br />

zur regionalen Wirtschaft und aus<br />

kommerziell agierenden Forschungseinrichtungen,<br />

die sich auf die Bearbeitung<br />

von Forschungsaufträgen von Unternehmen<br />

spezialisiert haben. Gerade die beiden<br />

letztgenannten sind dabei erforderlich,<br />

um niedrigschwellige Angebote des<br />

Technologietransfers und der Kooperation<br />

zu schaffen, die auch die Unternehmen<br />

in Ostdeutschland erreichen – und<br />

sie sollten daher von der Wirtschaftspolitik<br />

viel stärker eingebunden werden als<br />

es bislang geschieht.<br />

W+M


44 | W+M POLITIK<br />

ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im Mai <strong>2016</strong><br />

Neuer Schwung<br />

INDEX<br />

Das ifo Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft*<br />

der ostdeutschen Bundesländer hat sich im Mai kräftig<br />

aufgehellt. In allen vier Hauptsektoren schätzten die ostdeutschen<br />

Befragungsteilnehmer die momentane Geschäftslage<br />

günstiger ein als im April. Zudem korrigierten sie ihre Geschäftserwartungen<br />

für die kommenden sechs Monate abermals<br />

nach oben.<br />

Das ifo Beschäftigungsbarometer für die gewerbliche Wirtschaft<br />

in Ostdeutschland ist im Mai geringfügig gestiegen. Maßgeblich<br />

dafür war das Verarbeitende Gewerbe, wo sich die Beschäftigungsaussichten<br />

spürbar aufhellten. Im Bauhauptgewerbe, Groß-<br />

und Einzelhandel gingen die Beschäftigungserwartungen dagegen<br />

per Saldo geringfügig zurück.<br />

Besonders kräftig stieg der ifo Geschäftsklimaindex im ostdeutschen<br />

Großhandel und im Verarbeitenden Gewerbe. Unter den<br />

Bauunternehmen Ostdeutschlands verbesserte sich die Stimmung<br />

ebenfalls deutlich. Ihre Einschätzung der aktuellen Geschäftslage<br />

erreichte ihren zweithöchsten Wert seit 1991. Im ostdeutschen Einzelhandel<br />

war die Entwicklung vergleichsweise verhalten, doch auch<br />

hier waren die konjunkturellen Vorzeichen im Mai aufwärtsgerichtet.<br />

Michael Weber und Prof. Joachim Ragnitz<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

MAI 11,4<br />

VORMONAT 7,9<br />

Bauhauptgewerbe<br />

MAI 4,8<br />

VORMONAT 2,0<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

MAI 10,9<br />

VORMONAT 9,0<br />

ifo Geschäftsklima<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

VOR-<br />

MONAT<br />

7,2<br />

MAI<br />

10,1<br />

VOR-<br />

MONAT<br />

- 4,1<br />

MAI<br />

- 3,4<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

Foto: industrieblick/Fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


POLITIK | 45<br />

DER KOMMENTAR<br />

(M)ein Blick in die Zukunft<br />

der ostdeutschen Wirtschaft<br />

Von Iris Gleicke<br />

Foto: Büro Gleicke/Sandra Ludewig<br />

Das gallige Verdikt, wer Visionen<br />

habe, solle zum Arzt gehen,<br />

stammt bekanntlich von<br />

Helmut Schmidt. Ich nehme<br />

das für mich als Mahnung,<br />

auch bei einem –<br />

um es vorwegzunehmen<br />

– optimistischen<br />

Blick in die Zukunft<br />

der ostdeutschen<br />

Wirtschaft nicht den<br />

Boden unter den Füßen<br />

zu verlieren. Es<br />

wäre ebenso leicht<br />

wie verlogen, ein rosarotes<br />

Bild zu entwerfen,<br />

in dem binnen<br />

14 Jahren der<br />

Abstand zum Westen<br />

dank eines unausgesetzt<br />

hohen<br />

Wachstums eingeebnet<br />

ist, in dem sich kleine Firmen und<br />

„verlängerte Werkbänke“ in Konzerne verwandelt<br />

haben und in dem es gut bezahlte<br />

Arbeit für alle gibt.<br />

So einfach ist es nicht und wird es nicht.<br />

Leider. Nicht nur Gottes Mühlen mahlen<br />

langsam. Auch wenn der Wachstumsund<br />

Angleichungsprozess der ostdeutschen<br />

Wirtschaft weitergeht, werden<br />

wir im Jahr 2030 noch nicht vollständig<br />

mit Westdeutschland gleichgezogen<br />

haben. Bis dahin werden aus mittleren<br />

ostdeutschen Unternehmen noch keine<br />

Großkonzerne entstanden sein, und<br />

auch dann werden größere Teile der neuen<br />

Länder noch immer zu den strukturschwächeren<br />

Regionen in unserem Land<br />

gehören.<br />

Iris Gleicke ist parlamentarische<br />

Staatssekretärin beim Bundesminister für<br />

Wirtschaft und Energie und Beauftragte<br />

der Bundesregierung für die neuen<br />

Bundesländer, Mittelstand und Tourismus.<br />

Ebenso unangemessen wie die massenhafte<br />

Verteilung rosaroter Brillen ist<br />

aber auch jene verbreitete Grauund<br />

Schwarzmalerei, mit der<br />

manche den Status quo<br />

zum Nonplusultra deklarieren<br />

und die Hände<br />

in den Schoß legen<br />

möchten. Denn bis<br />

2030 kann eine ganze<br />

Menge passieren.<br />

Das setzt allerdings<br />

voraus, dass viele<br />

kleine und mittlere<br />

Unternehmen Innovationen<br />

als Schlüssel<br />

für Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Wachstum<br />

nutzen und dass<br />

Modernisierungsprozesse<br />

wie die Digitalisierung<br />

von den<br />

ostdeutschen Unternehmen genutzt<br />

werden, denn hier werden die Karten<br />

für alle neu gemischt. Viel wird<br />

auch davon abhängen, ob die ostdeutsche<br />

Industrie ihre Internationalisierung<br />

weiter vorantreibt und die damit<br />

verbundenen Wachstumschancen ergreift.<br />

Ein Selbstläufer wird das alles natürlich<br />

nicht, das kann nur dann funktionieren,<br />

wenn die Bundesregierung mit ihrer Mittelstandsförderung<br />

und der Förderung für<br />

strukturschwache Regionen die ostdeutsche<br />

Wirtschaft auch über das Ende des<br />

Solidarpakts II im Jahr 2019 hinaus unterstützt.<br />

Auf meine Initiative hin haben<br />

sich die Bundesressorts hierzu bereits<br />

auf ein dementsprechendes Eckpunktepapier<br />

verständigt. Zentrale Aspekte<br />

sind dabei die Wachstums- und Innovationsförderung,<br />

ergänzt um die Förderung<br />

der Infrastruktur und der Daseinsvorsorge.<br />

Ich setze mich dafür ein, dass dieses<br />

Förderkonzept gemeinsam mit den<br />

ost- und westdeutschen Ländern realisiert<br />

wird. Darüber hinaus habe ich den<br />

Dialog „Unternehmen :wachsen“ ins Leben<br />

gerufen, bei dem Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer Erfahrungen und Ideen<br />

austauschen und wechselseitig Impulse<br />

für Wachstum und neue Konzepte<br />

vermitteln können.<br />

Auf die Gründergeneration, die in Ostdeutschland<br />

in den letzten 25 Jahren unter<br />

hohem persönlichem Einsatz eine herausragende<br />

Aufbauleistung vollbracht<br />

hat, können wir mit Fug und Recht stolz<br />

sein. Diese Unternehmergeneration wird<br />

in den nächsten Jahren den Stab an die<br />

nächste Generation übergeben. Diese,<br />

bereits mit der<br />

Marktwirtschaft aufgewachsen,<br />

kann von der heutigen Basis<br />

aus neue Ufer ansteuern. Ich<br />

finde, das ist eine gute Perspektive.<br />

Das Wachstum der ostdeutschen<br />

Wirtschaft ist der Schlüssel<br />

zur Herstellung gleichwertiger<br />

Lebensverhältnisse.<br />

Es bleibt dabei: Wir haben<br />

schon unglaublich viel erreicht.<br />

Den Rest schaffen<br />

wir auch noch.<br />

<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


46 | W+M POLITIK<br />

Mindestlohn für Flüchtlinge?<br />

Heike Werner (LINKE), Thüringer Ministerin<br />

für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und<br />

Familie.<br />

Michael Theurer (FDP), Landesvorsitzender der FDP<br />

Baden-Württemberg und Mitglied des Europäischen<br />

Parlaments.<br />

„Ja”<br />

Flüchtlingen den Mindestlohn<br />

vorzuenthalten, wäre ökonomisch<br />

und sozial falsch. Eine<br />

wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der<br />

gesellschaftlichen Integration von Flüchtlingen ist<br />

die Bereitschaft der einheimischen Bevölkerung,<br />

die Flüchtlinge bei uns aufzunehmen. Diese hängt<br />

auch von den Regeln ab, die wir zur Grundlage der<br />

Integration machen. Eine Ausnahme beim Mindestlohn<br />

würde in den Augen derer, die heute zum Mindestlohn<br />

arbeiten, leicht als Signal verstanden, dass<br />

Flüchtlinge leichter einen Arbeitsplatz bekommen,<br />

ja vielleicht sogar „ihren“ Arbeitsplatz bekommen,<br />

weil ein Unternehmen einem Flüchtling zwei oder<br />

drei Euro weniger zahlen könnte. Das wäre ein fatales<br />

Signal und es wäre Wasser auf die Mühlen der<br />

rechten Scharfmacher. Im Sinne des sozialen Friedens<br />

und einer gelingenden Integration der Menschen,<br />

die bei uns Schutz suchen, dürfen wir diesen<br />

Weg nicht beschreiten. Auch ökonomisch hätte<br />

die Ausnahme der Flüchtlinge einen Pferdefuß.<br />

Ein gut funktionierender Wettbewerb basiert darauf,<br />

dass die miteinander in Konkurrenz stehenden<br />

Unternehmen unter gleichen Bedingungen agieren.<br />

Ausnahmen beim Mindestlohn, das gilt für Langzeitarbeitslose,<br />

Jugendliche und für Flüchtlinge gleichermaßen,<br />

bedeuten, dass sich einzelne Unternehmen<br />

einen leistungslosen Wettbewerbsvorteil<br />

verschaffen können, indem sie diesen Menschen<br />

einen Dumpinglohn zahlen. In einem Land wie<br />

der Bundesrepublik, dessen Wirtschaft über die<br />

Qualität ihrer Produkte punktet und nicht über<br />

Dumpingpreise, ist dies nicht wünschenswert.<br />

„Nein”<br />

Der Mindestlohn schließt<br />

Flüchtlinge aus. Wir müssen<br />

das Mindestlohngesetz<br />

dringend flexibilisieren, weil Flüchtlinge<br />

sonst dauerhaft vom deutschen Arbeitsmarkt<br />

ausgeschlossen sind. Nicht alle Flüchtlinge,<br />

die zu uns kommen, sind Ingenieure oder Ärzte.<br />

Ein Großteil der Menschen ist nicht ausreichend<br />

ausgebildet, um den Anforderungen unseres<br />

Arbeitsmarktes zu entsprechen. Wir müssen<br />

es ihnen ermöglichen, Orientierungspraktika<br />

in deutschen Betrieben zu absolvieren, die<br />

im Zweifel auch länger als nur sechs Monate<br />

dauern und trotzdem nicht mit dem Mindestlohn<br />

bezahlt werden. Wir können nicht die gleichen<br />

Qualitätsansprüche an die Ausbildung von<br />

Flüchtlingen stellen, die wir an die Ausbildung<br />

von in Deutschland ausgebildeten Facharbeitern<br />

haben. Ein Flüchtling braucht Zeit und Möglichkeiten,<br />

um sich durch Zusatzqualifizierungen zur<br />

Fachkraft zu entwickeln. Es ist dann aber ganz<br />

verständlich, dass ein Arbeitgeber nicht den gleichen<br />

Stundenlohn zahlen möchte, den er einem<br />

gut ausgebildeten Facharbeiter zahlt. Arbeitsministerin<br />

Nahles hat mit ihren Reformen den Arbeitsmarkt<br />

verrammelt und bürokratisiert. Das ist<br />

aber der falsche Weg: Wir müssen Flüchtlingen<br />

Perspektiven aufzeigen. Nur so bekommen wir die<br />

Menschen in Arbeit, wo sie in der Zusammenarbeit<br />

mit Kollegen leichter Deutsch lernen und besser<br />

integriert werden, als wenn sie in Flüchtlingsheimen<br />

versauern. Nur so können wir eine Integrationskrise<br />

verhindern.<br />

Fotos: Delf Zeh (links), Thierry Monasse/Freie Demokratische Partei (rechts)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


RATGEBER STEUERN | 47<br />

Quo vadis –<br />

Erbschaftsteuerreform?<br />

Fotos: AllebaziB/fotolia.com (oben), Boddin (unten)<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat im Dezember 2014 verkündet,<br />

dass die Verschonung von Erbschaftsteuer beim Übergang<br />

betrieblichen Vermögens angesichts ihres Ausmaßes und der<br />

eröffneten Gestaltungsmöglichkeiten teilweise mit Artikel 3 des<br />

Grundgesetzes unvereinbar ist. Wie ist der aktuelle Stand?<br />

Von Joachim Feske<br />

Das Bundesverfassungsgericht führte<br />

aus, dass für jedes Maß der<br />

Steuerverschonung kleiner und<br />

mittelständischer Unternehmen (KMU)<br />

der Gesetzgeber tragfähige Rechtfertigungsgründe<br />

benötigt. Die Privilegierung<br />

des unentgeltlichen Erwerbs betrieblichen<br />

Vermögens ist jedoch unverhältnismäßig,<br />

weil die Verschonung über den Bereich<br />

der KMU hinausgeht, ohne eine Bedürfnisprüfung<br />

vorzunehmen. Ferner soll die<br />

Regelung über das sogenannte Verwaltungsvermögen<br />

nicht mit Artikel 3 des<br />

Grundgesetzes vereinbar sein. Der Gesetzgeber<br />

wurde deshalb vom Bundesverfassungsgericht<br />

verpflichtet, spätestens<br />

bis zum 30. Juni <strong>2016</strong> eine Neuregelung<br />

zu treffen.<br />

Die Bundesregierung wollte darauf<br />

schnell reagieren und durch „Gas geben“<br />

bis zum Ende des Jahres 2015 eine tragfähige<br />

Neuregelung schaffen. Sowohl<br />

die Bundesregierung als auch die Bundesländer<br />

haben zwar Vorschläge unterbreitet,<br />

aber bis zum Redaktionsschluss<br />

dieses Magazins gab es noch keine Verständigung<br />

zwischen Bundesregierung<br />

und Bundesrat.<br />

Mittelständische Unternehmen hängen<br />

nun in gewisser Weise bei anstehenden<br />

Unternehmensübertragungen<br />

in Bezug auf die Rechtsgrundlage in der<br />

Luft. Es wird zwar die Auffassung vertreten,<br />

dass die bisherigen Regelungen<br />

bis zum 30. Juni <strong>2016</strong> beibehalten werden,<br />

aber aufgrund der von der Finanzverwaltung<br />

gleich nach dem Urteil erlassenen<br />

Verwaltungsanweisungen ist zumindest<br />

das Risiko einer Rückwirkung des<br />

Urteils des Bundesverfassungsgerichtes<br />

auf alle noch offenen Fälle nicht ganz<br />

auszuschließen. Hier sind die jeweiligen<br />

Steuerberater gefordert, die schon vorgenommenen<br />

oder bis zum 30. Juni anstehenden<br />

Übertragungen entsprechend<br />

geschickt zu begleiten, gegebenenfalls<br />

die Verträge mit Rücktritts- oder Rückauflösungsformulierungen<br />

auszustatten.<br />

Aus dem Finanzministerium gibt es Stimmen,<br />

die meinen, es wird bis zum besagten<br />

Termin nichts geändert, dann fallen<br />

halt die vom Bundesverfassungsgericht<br />

als nicht verfassungskonform bezeichneten<br />

Begünstigungsvorschriften für den<br />

Mittelstand weg. So einfach wird sich der<br />

Gesetzgeber das dann aber doch nicht<br />

machen können. Dies zeigen die Erfahrungen<br />

aus den verfassungsrechtlichen<br />

Bedenken zur damaligen Vermögensteuer.<br />

Namhafte Steuerrechtler wie beispielsweise<br />

Prof. Dr. Roman Seer äußern<br />

sich insoweit dazu, dass die Erbschaftund<br />

Schenkungsteuer bei Nichteinigung<br />

demnach von der Finanzverwaltung wegen<br />

der vom Bundesverfassungsgericht<br />

festgestellten Unvereinbarkeit mit der<br />

Verfassung im fehlenden Fall einer Einigung<br />

ab dem 1. Juli <strong>2016</strong> nicht mehr erhoben<br />

werden dürfte.<br />

Dies gilt, so ausdrücklich das Bundesverfassungsgericht<br />

in seinem Urteil, auch für<br />

die Erbschaft- und Schenkungsteuer von<br />

steuerlichen Privatvermögen. Aus fiskalischen<br />

Gründen erscheint es aber sehr<br />

unwahrscheinlich, dass sich der Gesetzgeber<br />

in letzter Sekunde nicht doch noch<br />

besinnt, und eine Gesetzesänderung herbeiführt,<br />

die ab dem 1. Juli die vom Verfassungsgericht<br />

formulierten Anforderungen<br />

enthält.<br />

Bei einem gesetzgeberischen Schnellschuss<br />

ist es wiederum nicht auszuschließen,<br />

dass das nächste Verfahren<br />

zum Bundesverfassungsgericht, dann<br />

zum vierten Mal, in Sachen Erbschaftund<br />

Schenkungsteuer initiiert wird. Gefordert<br />

sind die Steuerberater und Rechtsanwälte<br />

der betroffenen Unternehmen. Zu<br />

beachten ist allerdings immer, dass unter<br />

Berücksichtigung der fallbezogenen besonderen<br />

Bedeutung der Erbschaft- oder<br />

Schenkungsteuerbelastung vernünftige<br />

langfristige unternehmerische Zielsetzungen<br />

geplant und umgesetzt werden sollten.<br />

W+M<br />

Dr. Joachim Feske ist Fachberater für<br />

Unternehmensnachfolge und CEO der AUDITA<br />

Dr. Feske Zauft & Wisch GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungs- und<br />

Steuerberatungsgesellschaft in Berlin.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


48 | W+M RATGEBER FINANZEN<br />

Elektronische Rechnung<br />

Versäumnisse bei der<br />

Datensicherung<br />

können fatale Folgen haben<br />

Fakt ist: Der elektronische Rechnungsversand<br />

kann den Unternehmen viel<br />

Zeit und Geld sparen. Immerhin reduzieren<br />

sich Arbeitsaufwand und Portokosten<br />

deutlich. Doch wer auf die sogenannte<br />

eRechnung setzt, darf bei der Archivierung<br />

keine Fehler machen, denn dies kann später<br />

unter Umständen fatale finanzielle Folgen<br />

haben. Besonders wichtig: Jede elektronische<br />

Rechnung muss genau wie die<br />

Papierform zehn Jahre lang unverändert<br />

aufbewahrt werden und nachlesbar sein.<br />

Seit Anfang 2015 geben die „Grundsätze<br />

zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung<br />

von Büchern, Aufzeichnungen<br />

und Unterlagen<br />

in elektronischer Form sowie<br />

zum Datenzugriff“,<br />

kurz GoBD, den rechtlichen<br />

Rahmen für die<br />

eRechnung vor. Briefe<br />

und Belege müssen<br />

ZUR PERSON<br />

Anet Jehmlich ist Diplom-<br />

Kauffrau, Steuerberaterin und<br />

Geschäftsführerin bei der HLB Dr.<br />

Schumacher Leipzig GmbH. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte<br />

liegen in der Erstellung<br />

von Jahresabschlüssen und<br />

betrieblichen Steuererklärungen, der<br />

Begleitung bei steuerlichen Außenprüfungen<br />

sowie im Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht<br />

und der steuerlichen<br />

Beratung von Privatpersonen.<br />

HLB Deutschland ist ein 1972 gegründetes<br />

Netzwerk von 20 selbstständigen<br />

und unabhängigen Wirtschaftsprüfungs-<br />

und Steuerberatungsgesellschaften<br />

an 34 Standorten in Deutschland.<br />

beispielsweise im<br />

empfangenen Format<br />

aufbewahrt werden; bei<br />

Konvertierung in ein firmeneigenes<br />

System sind beide Versionen zu<br />

archivieren. Eine PDF-Datei der Rechnung<br />

ist am sichersten, denn der Unternehmer<br />

muss garantieren, dass die Rechnung nicht<br />

verändert wurde. Wer die eingehenden<br />

Rechnungen ausdruckt und nur die Papierform<br />

aufbewahrt, kann rückwirkend den<br />

Vorsteuerabzug verlieren. In zehn Jahren<br />

kann da eine beträchtliche Summe zusammenkommen.<br />

Für den Rechnungseingang<br />

empfehle ich eine zentrale E-Mail-Adresse<br />

wie „rechnung@musterfirma.de“. Wichtig<br />

ist auf jeden Fall auch eine regelmäßige Datensicherung.<br />

Die Vorteile der<br />

eRechnung indes<br />

liegen auf der Hand:<br />

Jeder Berechtigte kann<br />

zentral darauf zugreifen,<br />

muss also nicht erst umständlich<br />

die Belege im Archiv<br />

suchen. Zudem muss kein Papierarchiv<br />

mehr geführt werden, was<br />

der Umwelt und dem Platzanspruch in<br />

den Firmenräumen gleichermaßen zugutekommt.<br />

Außerdem fallen für den Rechnungsversand<br />

keine Portokosten mehr an<br />

und eingehende Rechnungen müssen nicht<br />

manuell eingescannt werden. Vor allem für<br />

Unternehmen, die viele Belege haben und<br />

häufig darauf zugreifen müssen, lohnt sich<br />

die eRechnung. Unternehmen, die zudem<br />

eine automatisierte Verarbeitung aller Rechnungsdaten<br />

einführen, profitieren besonders.<br />

Dabei werden alle Rechnungen automatisch<br />

in der firmeneigenen Buchhaltung<br />

erfasst und weiterverarbeitet.<br />

<br />

Anet Jehmlich<br />

Fotos: leszekglasner/fotolia.com (oben), phyZick/fotolia.com (unten), HLB (Mitte)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


Aufpassen bei Fußballkarten<br />

VIP-Logen und Firmengeschenke im Fokus der Finanzämter<br />

Foto: Dynamo Dresden (oben), phyZick/fotolia.com (unten)<br />

Der Verkauf von Karten für VIP-<br />

Logen, Business-Seats und ähnlichem<br />

bei RB Leipzig läuft auf<br />

Hochtouren. Viele Firmen kaufen Karten,<br />

um ihre Geschäftspartner zu einem<br />

Fußballspiel einladen zu können. Der Absatz<br />

boomt. Doch Vorsicht, das Finanzamt<br />

schaut genau hin, wenn es um die<br />

steuerliche Absetzbarkeit von solchen<br />

Firmeneinladungen geht.<br />

Wer als Unternehmer seinen Geschäftspartner<br />

beschenkt, zum Beispiel mit einem<br />

Besuch in der VIP-Loge von Leipzig,<br />

konnte in der Vergangenheit schnell<br />

in Konflikt mit dem Fiskus kommen.<br />

Grundsätzlich gilt für VIP-Logen die<br />

40-30-30-Regel: 40 Prozent können als<br />

Werbeanteil geltend gemacht werden, 30<br />

Prozent entfällt auf die Geschenkeregelung<br />

und auch die Bewirtung kann mit 30<br />

Prozent angerechnet werden. So weit, so<br />

kompliziert und immer anders bei unterschiedlich<br />

ausgestalteten VIP-Logenangeboten,<br />

Business-Seats und so weiter.<br />

Doch was bedeutet dies konkret in der<br />

Praxis? Das ist nicht so einfach, denn<br />

man muss die Neuerungen der unterschiedlichen<br />

Regelungen und ihre Ausnahmen<br />

kennen. So muss man zum Beispiel<br />

die Geschenkesteuer genauer unter<br />

die Lupe nehmen, um zu wissen, was<br />

steuerrechtlich möglich ist.<br />

Diese Steuer gilt zunächst grundsätzlich<br />

für alle Geschenke, denn in der Geschäftswelt<br />

ist es ja üblich, dem Geschäftspartner<br />

ab und an ein Präsent zu<br />

machen. Das kann ein schönes Füllerset<br />

sein, eine Flasche Rotwein oder gar ein<br />

Besuch im Fußballstadion. Hierbei gilt die<br />

Regelung, dass der Beschenkte, sei es<br />

ein Kunde oder auch der Arbeitnehmer<br />

des Unternehmens, diese Geschenke<br />

versteuern muss. Jedoch können Unternehmen<br />

die Steuerpflicht des Beschenkten<br />

übernehmen, indem sie die Eintrittskarte<br />

ins Fußballstadion oder die teure<br />

Flasche Rotwein selbst versteuern mit<br />

einem pauschalen Steuersatz von 30 Prozent<br />

(zuzüglich Solidaritätszuschlag und<br />

Kirchensteuer). Mit dieser pauschalen<br />

Steuer ist die Steuerpflicht des Empfängers<br />

dann abgegolten. Doch Achtung,<br />

dazu gibt es einige Ausnahmen, die es<br />

lohnt zu kennen.<br />

Nach vier Entscheidungen des Bundesfinanzhofes<br />

hat das Bundesfinanzministerium<br />

im vergangenen Jahr seine Verwaltungsanweisung<br />

geändert. Danach sind<br />

Geschenke an ausländische Geschäftspartner<br />

steuerfrei, da diese generell keine<br />

Steuerpflicht trifft. Auch bei Geschenken<br />

unter einem Wert von zehn Euro (inklusive<br />

Mehrwertsteuer) entfällt die Steuerpflicht,<br />

weil es sich um sogenannte<br />

Streuartikel handelt. Bei dem Mitarbeiter,<br />

der den Kunden ins Fußballstadion<br />

begleitet, steht die betriebliche Veranlassung<br />

im Vordergrund, die Eintrittskarte<br />

ist in diesem Fall nicht als Geschenk anzusehen,<br />

so dass auch hier keine Steuerpflicht<br />

entsteht.<br />

In der Praxis muss das Unternehmen<br />

also folgendermaßen vorgehen: Dem Geschenk-Empfänger<br />

ist mitzuteilen, dass<br />

die Steuer übernommen wird. Wenn die<br />

Entscheidung zur Übernahme der Geschenkesteuer<br />

steht, gilt diese pauschal<br />

innerhalb eines Jahres für alle Geschäftspartner,<br />

ein Wahlrecht existiert hier nicht.<br />

Und wenn das Geschenk als Betriebsausgabe<br />

abgesetzt werden kann, kann auch<br />

die Geschenkesteuer abgesetzt werden.<br />

Endlich also mehr Klarheit in Bezug auf<br />

die Geschenkesteuer und eine vereinfachte<br />

Praxis, die in manchen Fällen sogar zu<br />

Steuererleichterungen führen kann.<br />

<br />

Anet Jehmlich<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


50 | W+M RATGEBER RECHT<br />

Urteile für<br />

Unternehmer<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> hat interessante<br />

Richtersprüche zusammengestellt<br />

Mindestlohn<br />

Arbeitgeber dürfen Sonderzahlungen<br />

auf Mindestlohn anrechnen<br />

Bisher gewährte Sonderzahlungen wie<br />

Urlaubs- und Weihnachtsgeld können in<br />

bestimmten Fällen vom Arbeitgeber auf<br />

den gesetzlichen Mindestlohn angerechnet<br />

werden, um die gesetzliche Lohnuntergrenze<br />

von 8,50 Euro pro Stunde zu<br />

erreichen. Das entschied das Bundesarbeitsgericht<br />

(BAG).<br />

Der Arbeitgeber schuldet den gesetzlichen<br />

Mindestlohn für jede tatsächlich<br />

geleistete Arbeitsstunde. Er erfüllt den<br />

Anspruch durch die als Gegenleistung für<br />

Arbeit erbrachten Entgeltzahlungen, soweit<br />

diese dem Arbeitnehmer endgültig<br />

verbleiben. Die Erfüllungswirkung fehlt<br />

nur solchen Zahlungen, die der Arbeitgeber<br />

ohne Rücksicht auf tatsächliche Arbeitsleistung<br />

des Arbeitnehmers erbringt<br />

oder die auf einer besonderen gesetzlichen<br />

Zweckbestimmung beruhen.<br />

Im vorliegenden Fall wurde dem Kläger<br />

das Urlaubs- und Weihnachtsgeld in zwölf<br />

Teilen monatlich neben dem Gehalt ausgezahlt.<br />

Der Kläger wollte erreichen, dass<br />

sein Monatsgehalt und die Jahressonderzahlungen<br />

ebenso wie die vertraglich zugesagten<br />

Zuschläge für Mehr-, Nacht-,<br />

Sonn- und Feiertagsarbeit auf Basis des<br />

gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von<br />

8,50 Euro brutto pro Stunde gezahlt werden.<br />

Das BAG entschied nun, dass der<br />

Kläger aufgrund des Mindestlohngesetzes<br />

keinen Anspruch auf erhöhtes Monatsgehalt,<br />

erhöhte Jahressonderzahlungen<br />

sowie erhöhte Lohnzuschläge hat.<br />

Der gesetzliche Mindestlohn tritt als eigenständiger<br />

Anspruch neben die bisherigen<br />

Anspruchsgrundlagen, verändert diese<br />

aber nicht. Der nach den tatsächlich<br />

geleisteten Arbeitsstunden bemessene<br />

Mindestlohnanspruch des Klägers sei erfüllt<br />

worden, denn auch den vorbehaltlos<br />

und unwiderruflich in jedem Kalendermonat<br />

geleisteten Jahressonderzahlungen<br />

kommt Erfüllungswirkung zu.<br />

BAG, 5 AZR 135/16<br />

AGB-Klauseln<br />

Klausel zur Haftungsbeschränkung<br />

muss verständlich sein<br />

Das Amtsgericht (AG) München hat entschieden,<br />

dass eine Haftungsbeschränkung<br />

in Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit<br />

dann unwirksam ist, wenn die Klausel unverständlich<br />

ist.<br />

Der Kläger des zugrunde liegenden Streitfalls<br />

ist Mitglied in einem Verein zur Wahrnehmung<br />

und Förderung der Interessen<br />

des Kraftfahrzeugwesens. Der Mitgliedsvertrag<br />

beinhaltet die Verpflichtung zur<br />

Pannen- und Unfallhilfe, um die Fahrbereitschaft<br />

des Fahrzeugs herzustellen. In<br />

den allgemeinen Vertragsbedingungen<br />

des Vereins findet sich eine Klausel, die die<br />

Haftung des Vereins auf grob fahrlässiges<br />

oder vorsätzliches Verhalten beschränkt.<br />

Beim Versuch, das Auto des Klägers durch<br />

einen Pannenhelfer zu öffnen, ging die<br />

Windschutzscheibe zu Bruch. Der Kläger<br />

lies diese austauschen und verlangte<br />

den Schaden vom Verein ersetzt. Dieser<br />

berief sich auf seine vertraglichen Haftungsbeschränkungen<br />

und verweigerte<br />

die Zahlung. Die Klausel der Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen, die die Haftung<br />

des Vereins auf grob fahrlässiges oder vorsätzliches<br />

Verhalten beschränkt, ist nach<br />

Auffassung des Gerichts aber unwirksam.<br />

Denn es sei laut Gericht für einen<br />

typischen Verbraucher nicht hinreichend<br />

verständlich, was die Haftungsbeschränkung<br />

umfasst, weil der Begriff „wesentliche<br />

Hauptpflichten” zu vage ist und weder<br />

durch eine abstrakte Erklärung noch durch<br />

Regelbeispiele näher erläutert werde.<br />

AG München, 274 C 24303/15<br />

Datenschutz<br />

Kein Schadensersatz bei<br />

Videoüberwachung nach Sabotage<br />

Ein Arbeitgeber, der Produktionsräume<br />

zwei Monate lang per Video überwachen<br />

lässt, ohne die Mitarbeiter hierüber zu informieren,<br />

weil es zuvor zu Sabotageakten<br />

bei der Produktion gekommen war,<br />

schuldet den Mitarbeitern nicht zwangsläufig<br />

Schadensersatz wegen einer Persönlichkeitsverletzung.<br />

Dies geht aus einer Entscheidung des<br />

Landesarbeitsgerichts (LAG) Sachsen-Anhalt<br />

hervor. Nach dem Datenschutzgesetz<br />

ist die Installation einer Videoanlage zwar<br />

verboten, gleichwohl besteht in dieser Situation<br />

für den Arbeitgeber ein nachvollziehbarer<br />

Anlass, diese Maßnahme zu ergreifen.<br />

Das Gericht wies die Schadensersatzklage<br />

des Mitarbeiters ab. Die Überwachung<br />

hat sich auf einen relativ kurzen<br />

Zeitraum des Arbeitsverhältnisses (zwei<br />

Monate) bezogen. Weiter beschränkte<br />

sich die Videoüberwachung auf den Produktionsbereich.<br />

Eine Beobachtung des<br />

Klägers in Bereichen, in denen seine Privatsphäre<br />

hätte tangiert sein können, zum<br />

Beispiel Umkleideräume oder Pausenräume,<br />

hat nicht stattgefunden. Die Beobachtung<br />

hat sich auch nicht gezielt gegen den<br />

Kläger gerichtet, sondern erstreckte sich<br />

auf den gesamten Produktionsbereich des<br />

Unternehmens. Der Mitarbeiter stand mithin<br />

nicht im Fokus der Beobachtung.<br />

LAG Sachsen-Anhalt, 6 Sa 301/14<br />

W+M<br />

Foto: AllebaziB/fotolia.com, Quelle: www.kostenlose-urteile.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


RATGEBER INSOLVENZ | 51<br />

Von allen<br />

Schulden<br />

befreit<br />

Die Restschuldbefreiung durch einen<br />

Insolvenzplan ist schneller und effektiver als<br />

eine gerichtliche Restschuldbefreiung<br />

Fotos: Africa Studio/fotolia.com (oben), Stapper (unten)<br />

Wer Schulden hat und die Restschuldbefreiung<br />

erreichen will,<br />

kann versuchen, sich mit seinen<br />

Gläubigern zu einigen. Die Gläubiger<br />

bekommen dann einen Teil ihrer Forderungen<br />

bezahlt und verzichten auf den Rest.<br />

Wem das nicht gelingt, der kann die Eröffnung<br />

des Insolvenzverfahrens über sein<br />

Vermögen mit dem Ziel der Restschuldbefreiung<br />

beantragen. Wer völlig vermögenslos<br />

ist und die Kosten des Insolvenzverfahrens<br />

nicht bezahlen kann, bekommt die<br />

Restschuldbefreiung dann nach sechs Jahren,<br />

wer die Kosten des Insolvenzverfahrens<br />

bezahlt nach fünf Jahren und wer zusätzlich<br />

35 Prozent der Forderungen seiner<br />

Gläubiger bedienen kann nach drei Jahren.<br />

Allerdings sind von der Restschuldbefreiung<br />

manche Schulden ausgeschlossen:<br />

Verbindlichkeiten aus unerlaubter Handlung,<br />

einige Unterhaltspflichten, gewisse<br />

Steuerforderungen, Geldstrafen und gleichgestellte<br />

Verbindlichkeiten sowie spezielle<br />

Darlehensschulden. Eine gerichtliche Restschuldbefreiung<br />

dauert also lange und befreit<br />

nicht von allen Schulden.<br />

Dr. Florian Stapper,<br />

Fachanwalt für Insolvenzund<br />

Steuerrecht und Inhaber<br />

von STAPPER Insolvenzund<br />

Zwangsverwaltung.<br />

Der Insolvenzplan dagegen<br />

kann in wenigen<br />

Monaten rechtskräftig<br />

sein und befreit von allen Schulden,<br />

auch von denen, die in einem gerichtlichen<br />

Restschuldbefreiungsverfahren bestehen<br />

bleiben. Nach neuerem Recht gilt das sogar<br />

für Verbraucher. Mit dem Insolvenzplan<br />

wird den Gläubigern in der Regel eine<br />

etwas bessere Quote angeboten, als sie<br />

ohne Insolvenzplan bekommen würden.<br />

Außerdem können Dritte, das sind häufig<br />

Familie und Freunde, aber auch andere,<br />

die ein Interesse an der zügigen Restschuldbefreiung<br />

haben, einen Zuschuss<br />

geben. Gelegentlich wird der Zuschuss<br />

auch nach der Restschuldbefreiung vom<br />

fortgeführten Unternehmen bezahlt oder<br />

es gibt Kombinationslösungen.<br />

Sind Vermögensgegenstände – wie beispielsweise<br />

technische Anlagen und Maschinen,<br />

aber auch Immobilien – finanziert,<br />

kann der Insolvenzplan grundsätzlich<br />

auch regeln, wie die Finanzierung nach<br />

Rechtskraft des Insolvenzplanes aussieht.<br />

Gelegentlich ist es auch sinnvoll, dass ein<br />

dem Schuldner wohlgesonnener Dritter<br />

bestimmte Vermögensgegenstände<br />

übernimmt und dem<br />

Schuldner danach zur<br />

Nutzung überlässt. Dabei<br />

kann grundsätzlich<br />

alles vereinbart werden,<br />

was die Fantasie<br />

und die Rechtsordnung<br />

zulassen.<br />

Wichtig ist nur, dass<br />

die Gläubiger dadurch<br />

nicht schlechter gestellt<br />

werden. Erfahrene Insolvenzverwalter<br />

handeln das im Vorfeld mit<br />

dem Finanzierungspartner aus. Die Gläubiger<br />

müssen dem Insolvenzplan dann in<br />

einer Gläubigerversammlung zustimmen.<br />

Es reicht aus, wenn die Mehrheit der Gläubigergruppen<br />

die Zustimmung erteilt. Bei<br />

schwierigen Gläubigern kann der Erfolg<br />

des Insolvenzplanes daher auch von der<br />

Gruppeneinteilung abhängen. Im Übrigen<br />

entscheidet häufig das Geschick des Planverfassers.<br />

Im Ergebnis bekommen alle<br />

Gläubiger durch den Insolvenzplan eine<br />

grundsätzlich etwas erhöhte Quote und<br />

verzichten auf den Rest ihrer Forderungen.<br />

Das gilt auch für diejenigen Forderungen,<br />

von denen die gerichtliche Restschuldbefreiung<br />

nicht befreit. Das Verfahren des<br />

Insolvenzplans ist zwar kompliziert, aber<br />

mit einem darauf spezialisierten Insolvenzverwalter<br />

sind häufig hohe Erfolgsquoten,<br />

teilweise bis zu 100 Prozent möglich. Der<br />

Insolvenzplan ist schnell und beseitigt alle<br />

Schulden. Somit ist er deutlich effektiver<br />

als die gerichtliche Restschuldbefreiung.<br />

<br />

Florian Stapper<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


52 | W+M RATGEBER LITERATUR<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste<br />

1<br />

2<br />

3<br />

6<br />

7<br />

5<br />

8<br />

4<br />

9<br />

10<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />

Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />

W+M aus den Verkaufszahlen großer<br />

Buchhandlungen in Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.<br />

Beteiligt haben sich:<br />

• Hugendubel Cottbus,<br />

Mauerstraße 8, 03046 Cottbus<br />

• Hugendubel Erfurt,<br />

Anger 62, 99084 Erfurt<br />

• Hugendubel Greifswald,<br />

Markt 20–21, 17489 Greifswald<br />

• Hugendubel Leipzig,<br />

Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />

• Hugendubel Potsdam,<br />

Stern-Center 1, 14480 Potsdam<br />

• Hugendubel Schwerin,<br />

Marienplatz 3, 19053 Schwerin<br />

• Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung,<br />

Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/Oder<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />

jederzeit offen. Schreiben Sie bei<br />

Interesse eine E-Mail an JP@WundM.info.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


W+M RATGEBER BÜRO | 53<br />

Multifunktionsdrucker für kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

Alleskönner fürs Büro<br />

Um Dokumente im Büro reibungslos zu<br />

verarbeiten, werden an moderne Drucker<br />

vielfältige Anforderungen gestellt.<br />

Ohne Multifunktionsgeräte (MFP, multi-funktion<br />

printer), die drucken, kopieren,<br />

scannen und faxen, kommt man<br />

im Büro kaum noch aus. Dabei spielen<br />

umfassende Funktionen – bei leichter<br />

Bedienung –, eine hohe Druckqualität<br />

und Zuverlässigkeit bei der Auswahl des<br />

richtigen Druckers die Hauptrollen. Oft<br />

müssen Drucker auch in der Lage sein,<br />

von kleinen Formaten hin bis zu DIN A3<br />

drucken zu können.<br />

Vier ausgewählte und für kleine und<br />

mittlere Unternehmen konzipierte Drucker<br />

möchten wir Ihnen hier vorstellen:<br />

den bizhub C227 von Konica Minolta,<br />

den Kyocera TASKalfa406ci, den<br />

MC873 von OKI und den Ricoh MP-<br />

3004SP.<br />

Der bizhub C227 von Konica Minolta<br />

kann auch von iOS oder Android basierten<br />

Mobilgeräten drucken und scannen.<br />

Fotos: Konica Minolta (oben), OKI Electric Industry (links), Ricoh (Mitte), Kyocera (rechts)<br />

Der MC873 von OKI bietet durch die<br />

Kooperation mit Drivve eine optimierte<br />

Scan-Lösung.<br />

Konica Minolta<br />

bizhub C227<br />

Der Ricoh MP C3004SP besitzt mit maximal<br />

4.700 Blatt die größte Papierkapazität und mit<br />

10,1 Zoll das größte Touch-Display.<br />

Kyocera<br />

TASKalfa406ci<br />

Der TASKalfa406ci von Kyocera verfügt als<br />

DIN-A4-System über die umfangreichen<br />

Funktionen, die vorher nur DIN-A3-<br />

Systeme besaßen. Ein nicht standardmäßig<br />

integriertes Fax kann nachgerüstet werden.<br />

OKI MC873<br />

Ricoh MP C3004SP<br />

Druckgeschwindigkeit<br />

(bei DIN A4)<br />

22 Seiten/Minute 40 Seiten/Minute 35 Seiten/Minute 35 Seiten/Minute<br />

Druckauflösung 600 dpi 1.200 dpi 1.200 dpi 1.200 dpi<br />

Scangeschwindigkeit bis zu 45 Seiten/Minute 120 Seiten/Minute 50 Seiten/Minute 80 Seiten/Minute<br />

Aufwärmzeit (ca.) 20 Sekunden 24 Sekunden 32 Sekunden 26 Sekunden<br />

Papiervorrat (max.) 3.600 Blatt 3.100 Blatt 2.005 Blatt 4.700 Blatt<br />

Ausgabekapazität (max.) 3.300 Blatt 3.200 Blatt 250 Blatt keine Angaben<br />

Maße (Breite x Tiefe x Höhe) 585 x 660 x 735 mm 550 x 507 x 613 mm 563 x 600 x 700 mm 587 x 685 x 913 mm<br />

Preis (UVP) 3.990 € ab 3.990 € ab 3.414,11 € 7.800 €<br />

Webseite www.konicaminolta.de www.kyocera.de www.oki.de www.ricoh.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


54 | W+M NETZWERK<br />

Antje Arnold vom Q 206 mit ihrem Flight.<br />

5. Golfturnier für Freunde<br />

Florida Scramble im A-ROSA<br />

Sieger (brutto) Jörg Lengauer, Georg Radde, Grit und<br />

Andy Gerber (v. l.) mit Kornelia Brocke (M.) und Frank<br />

Nehring (2. v. l.) von W+M.<br />

Am 9. Mai <strong>2016</strong> fand bereits<br />

zum fünften Mal unser Golfturnier<br />

für Freunde des Magazins<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> statt. Dieses<br />

Jahr waren wir im A-ROSA-Golfresort<br />

Scharmützelsee auf dem legendären Arnold-Palmer-Platz.<br />

Dank Florida-Scramble<br />

wurde noch taktischer im Team gespielt.<br />

Ein gelungener Tag mit tollen Teilnehmern,<br />

sonnigem Wetter, leckerem<br />

Essen & Trinken und einer Menge Spaß<br />

am schönen Spiel! Wir danken allen<br />

Sponsoren und Unterstützern und freuen<br />

uns schon aufs nächste Jahr. Save the<br />

date: 8. Mai 2017. <br />

W+M<br />

Bernd Klotz, Frank Nehring,<br />

Thomas Süss und Ron Uhden (v. l.).<br />

Beim Get-together.<br />

Die Teilnehmer des Schnupperturniers.<br />

Dank an alle Sponsoren und Unterstützer.<br />

Fotos: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


GESELLSCHAFT | 55<br />

Wirtschaftsball der Region Mecklenburg<br />

Gute Laune – nicht nur bei den<br />

Unternehmern des Jahres<br />

Die Band „Baltic Rock Bonanza“ sorgte<br />

für Stimmung.<br />

Die drei führenden Vertreter der<br />

mecklenburgischen Wirtschaft –<br />

der Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.,<br />

die IHK zu Schwerin und die Handwerkskammer<br />

Schwerin – luden zum jährlichen<br />

gemeinsamen Wirtschaftsball am<br />

23. April <strong>2016</strong> in die Sternenhalle der Mercedes-Benz-Niederlassung<br />

Schwerin.<br />

Im Beisein der rund 200 Gäste aus Wirtschaft,<br />

Politik und Medien wurde auch<br />

der Preis „Unternehmer des Jahres“ vergeben,<br />

mit dem seit 1993 herausragende<br />

unternehmerische Leistungen gewürdigt<br />

werden. In diesem Jahr ging der Preis an<br />

Andreas Hüttmann, Rüdiger Thieke und<br />

Volker Bornkessel vom Brauhaus Vielank.<br />

<br />

W+M<br />

Die Mercedes-Benz-Niederlassung<br />

Schwerin wurde zum Festsaal umgebaut.<br />

Viele Gäste nutzten die Gelegenheit zum Tanzen.<br />

Fotos: maxpress<br />

Harry Glawe, Andreas Hüttmann, Rolf<br />

Paukstat, Rüdiger Thieke, Ulrich Kempf (v. l.).<br />

Rolf Paukstat, Michael und Matthias<br />

Maack und Volker Jödicke (v. l.).<br />

Rolf Paukstat, Karin Winkler, Dirk<br />

Wernicke und Pamela Buggenhagen (v. l.).<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


56 | W+M NETZWERK GESELLSCHAFT<br />

Die Santa Maria<br />

Manuela auf<br />

hoher See.<br />

16. SACHSEN Sail<br />

Wirtschaft – Kontakte – neue Horizonte<br />

Die Segler der SACHSEN Sail <strong>2016</strong>.<br />

Die SACHSEN Sail, die in diesem<br />

Jahr vom 20. bis 24. Mai <strong>2016</strong><br />

stattfand, führte über 50 Unternehmer<br />

mit dem Segelschiff Santa Maria<br />

Manuela von Warnemünde nach Kopenhagen<br />

und zurück. Begleitet von zahlreichen<br />

Fachvorträgen und Diskussionen<br />

rund um das Thema Energiewende war<br />

es wieder eine Unternehmerreise der<br />

besonderen Art. Fünf Tage auf See, fünf<br />

Tage voller intensiver Gespräche und sicher<br />

ist dort auch manch neue Idee geboren<br />

worden. Die SACHSEN Sail ist eine<br />

geniale Idee und ein Beweis dafür, wie<br />

wertvoll es ist, sich Zeit zum Netzwerken<br />

zu nehmen. Den Organisatoren der Tour,<br />

dem SACHSEN Sail Club Leipzig e. V.,<br />

gebührt Anerkennung für die hervorragende<br />

Initiative und perfekte Organisation.<br />

2017 geht es erneut auf große<br />

Fahrt. Fünf Sterne vom Medienpartner<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>. W+M<br />

Karl-Heinz Garbe, Lars Schaller, Frank<br />

Nehring, Thomas Prauße, Wolfgang<br />

Schröder, Hartmut Bunsen und Manuela<br />

Balan (v. l.).<br />

Hartmut Bunsen beaufsichtigt<br />

das Setzen der Segel.<br />

Während der Podiumsdiskussion zum Thema<br />

„Energiewende – Schwerpunkt Windkraft“.<br />

Fotos: Claudia Koslowski/PIXAPOOL.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


18. Brandenburger Unternehmertag<br />

Tourismuswirtschaft in Brandenburg<br />

Der diesjährige Brandenburger Unternehmertag im<br />

Hotel Bayrisches Haus Potsdam fand am 14. April<br />

<strong>2016</strong> statt. Thema des gut besuchten Treffens war<br />

die Tourismuswirtschaft, die sich in Brandenburg zu einem<br />

wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt hat. W+M<br />

Touristenmagnet:<br />

Das Schloss Sanssouci in Potsdam.<br />

Interessierte Zuhörer beim Brandenburger Tourismustag im Hotel Bayrisches Haus Potsdam.<br />

Übernachtungen in Brandenburg<br />

Kulturelle Highlights<br />

Fotos: G.Reiche/WirtschaftsForum Brandenburg, Möller Mediengruppe (oben rechts), Quelle Schaubilder: Landestourismuskonzept Brandenburg<br />

1992: 4,63 Millionen<br />

2015: 12,5 Millionen<br />

Umsätze im Tourismus<br />

2003: 2,5 Millionen Euro<br />

2015: 4,3 Millionen Euro<br />

Hotels in Brandenburg<br />

1992: 724 Hotels<br />

2014: 1.634 Hotels<br />

• 500 Schlösser und Herrenhäuser<br />

• 400 Museen<br />

• 1.600 Kloster- und<br />

Dorfkirchen<br />

• 31 historische Stadtkerne<br />

Für Radfahrer<br />

• 11.600 km ausgeschilderte Radwege<br />

• 496 Bett&Bike-Betriebe<br />

Für Erholungssuchende<br />

• 23 staatlich anerkannte Kurund<br />

Erholungsorte<br />

• 18 Thermen und<br />

Erlebnisbäder<br />

Staatssekretär Hendrik Fischer vom<br />

Brandenburger Wirtschaftsministerium.<br />

Gute Gespräche unter den Tourismus-<br />

Experten.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


58 | W+M NETZWERK<br />

5. UV-Business Challange<br />

Golfen in Serrahn<br />

Am 27. Mai trafen sich wieder golfbegeisterte<br />

Unternehmer zur jährlichen<br />

Business-Challenge, die die<br />

regionalen Unternehmerverbände Mecklenburg-Vorpommerns<br />

in Zusammenarbeit<br />

mit der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschland und<br />

Berlin organisierten. Diesjähriger Austragungsort<br />

war der Golfplatz des Van-der-<br />

Valk-Golfhotels Serrahn. Bei hervorragendem<br />

Wetter konnten sich die Spieler<br />

von den Tücken des Platzes überzeugen,<br />

während sich über 20 Schnupperer unbeschwert<br />

einen ersten Eindruck von den<br />

Schönheiten und Herausforderungen des<br />

Golfsports verschafften. Beim anschließenden<br />

Barbecue wurden auch wieder attraktive<br />

Preise verliehen. W+M<br />

Gute Laune auf<br />

der Driving Range.<br />

Die Veranstalter Frank Haacker, Manuela<br />

Balan, Pamela Buggenhagen und Rolf<br />

Paukstadt (v. r.).<br />

Nach dem Spiel beim Barbecue.<br />

Anja Hausmann (M.) mit den UV-<br />

Geschäftsführerinnen Manuela Balan (l.) und<br />

Pamela Buggenhagen bei der Preisverleihung.<br />

Kanonenstart<br />

pünktlich um<br />

10:00 Uhr<br />

durch<br />

Organisatorin<br />

Manuela Balan.<br />

Fotos: UV Rostock<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


GESELLSCHAFT | 59<br />

Beach Polo World Masters<br />

Polo in Warnemünde<br />

Die großen Polo-Turniere in St. Moritz,<br />

Kitzbühel oder auf Sylt haben vieles,<br />

aber keinen Ostseestrand. Bei unschlagbar<br />

schönem Wetter fanden vom 3.<br />

bis 5. Juni nun schon zum zweiten Mal die<br />

Aston Martin Berlin Beach Polo World Masters<br />

am Strand von Warnemünde statt. Organisator<br />

Matthias Ludwig hat es wieder geschafft,<br />

sein Turnier größer und damit das<br />

Ostseebad zu einem Hotspot für den Polosport<br />

werden zu lassen. Von der Faszination<br />

dieses Sports konnten sich die vielen Strandbesucher<br />

ebenso wie die geladenen Gäste<br />

und Sponsoren persönlich überzeugen.<br />

Jan-Erik Franck, der wohl unterhaltsamste<br />

Polo-Experte, kommentierte die Spiele<br />

in gewohnter Weise. Selbst Mecklenburg-<br />

Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr.<br />

Till Backhaus, bekennender Tier- und Pferdefreund,<br />

ließ es sich nicht nehmen, dem<br />

Event beizuwohnen. Er würdigte das Poloturnier<br />

als einen sportlichen, kulturellen<br />

und wirtschaftlichen Höhepunkt und dankte<br />

dem Veranstalter für sein persönliches<br />

Engagement. Das Turnier endete mit folgenden<br />

Platzierungen: 1. ARGE Haus, 2.W&N<br />

Immobilien, 3. Aston Martin Berlin, 4. SGB<br />

Berlin/RWG 1, 5. Kühne Pool & Wellness/<br />

Sanddorn Naturfreunde MV, 6. BMW - MINI<br />

WIGGER/Warnemünder Hof. W+M<br />

Polo-Ponys – die<br />

besonderen Pferde.<br />

Das Gewinnerteam von ARGE<br />

Haus mit Philipp Zimmermann (l.)<br />

und Wolfgang Kailing.<br />

Jan-Erik Franck – The Voice of Polo.<br />

Polo-Riviera-Chef und Veranstalter Matthias<br />

Ludwig (r.) mit W+M-Medienpartner Frank Nehring.<br />

Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus –<br />

Ehrengast beim Polo-Turnier.<br />

Polo ist nicht nur<br />

etwas für Männer.<br />

Fotos: Ralf Succo/succomedia<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


60 | W+M NETZWERK<br />

Wo Allradfahrzeuge<br />

das Laufen lernen<br />

Ein Unimog der neusten Generation auf<br />

dem „Festen Geröllhang“ von Horstwalde.<br />

Nur auf dem Computer lassen sich neue Fahrzeuge nicht entwickeln.<br />

Zeitraffende Erprobung auf Prüfständen und im Fahrversuch sind<br />

nach wie vor notwendig. Fahrzeughersteller nutzen die Verkehrs-<br />

Versuchsanlage in Horstwalde, welche von einem gemeinnützigen<br />

Förderverein instandgehalten und vermarktet wird. Auch der VBIW<br />

ist Mitglied des Fördervereins und unterstützt dessen Ziele.<br />

Von Dr. Klaus Urban und Rudolf Miethig<br />

Horstwalde (Baruth/Mark). 1938 hatte<br />

hier die Wehrmacht eine bis dahin einmalige<br />

Geländeerprobungs-Anlage für<br />

Rad- und Kettentechnik in die Sanddünen<br />

gesetzt. Geländefahrzeuge konnten<br />

so unter reproduzierbaren Bedingungen<br />

erprobt werden. Dazu wurden Steigungsund<br />

Verwindungsbahnen, Kletterstufen,<br />

diverse Geröllhänge sowie Wasser- und<br />

Schlammdurchfahrten eingebaut.<br />

Ab 1950 gab es wieder erste Werkserprobungen<br />

von Geländewagen, und<br />

von 1957 bis 1990 betrieb die Nationale<br />

Volksarmee das Versuchsgelände, wobei<br />

auch die Fahrzeugbauer aus Zittau (Robur)<br />

und Ludwigsfelde (W50/L60) ihre<br />

geländegängigen Fahrzeuge hier erproben<br />

durften. Nach der Wiedervereinigung<br />

übernahm die Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und -prüfung (BAM) das Territorium<br />

und errichtete dort ihr Testgelände<br />

Technische Sicherheit. In dessen südlichem<br />

Teil liegt die besagte Anlage. Der<br />

Förderverein der Verkehrs-Versuchsanlage<br />

Horstwalde e. V. (FKVV) ist Mieter<br />

bei der BAM und vermarktet und unterhält<br />

diese zur Freude der Unteren Denkmalschutzbehörde<br />

und zum Nutzen von<br />

Fahrzeugherstellern sowie deren Zulieferern.<br />

Das Denkmal lebt, es dient der Entwicklung<br />

von Fahrzeugen.<br />

Der Versuchsbetrieb an durchschnittlich<br />

120 bis 150 Tagen sowie Wind und Wetter<br />

mit unzähligen Frost-Tau-Zyklen hinterlassen<br />

naturgemäß ihre Spuren. Ein<br />

Modul der Anlage, der „Feste Geröllhang“<br />

mit bis zu 35 Prozent Steigung,<br />

musste saniert werden – denkmalgerecht.<br />

Auf ihm wird das Zusammenspiel<br />

im System Reifen-Rad-Welle-Getriebe-<br />

Motor untersucht. Und genau hier liegt<br />

auch die Ursache für den Sanierungsfall.<br />

Durch den sehr rauen und zudem welligen<br />

Belag aus Felsbrocken wird das Abrollen<br />

der Räder empfindlich gestört. Das<br />

Fahrzeug schaukelt, es resultieren starke<br />

Lastwechsel an den Rädern. Zudem erfolgen<br />

die Versuchsfahrten teilweise mit<br />

gesperrtem Differenzial. Dadurch beginnen<br />

die Räder beim Auftreffen auf dem<br />

festen Untergrund regelrecht zu mahlen.<br />

Die Bau-Dokumentation aus 1938 lag<br />

nicht vor, so musste der grundsätzliche<br />

Aufbau der Fahrbahn ermittelt, die<br />

Güte des Vergussbetons bestimmt und<br />

das Deckgestein mineralogisch charakterisiert<br />

werden. Es stellte sich heraus,<br />

dass die Porphyrsteine aus dem Steinbruch<br />

von Löbejün (Saalekreis in Sachsen-Anhalt)<br />

stammten. Von dort konnte<br />

der Förderverein das Material erneut<br />

beschaffen. Ende Februar <strong>2016</strong>, gleich<br />

nach der Frostperiode, wurden die neuen<br />

Porphyrbrocken in Beton gesetzt und<br />

konnten so noch rechtzeitig vor den ersten<br />

Versuchsfahrten abbinden. Eine bisher<br />

einmalige Sanierung in der Vereinsgeschichte.<br />

W+M<br />

Foto: Mercedes-Benz Special Trucks<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


VBIW | 61<br />

Nachhaltige Energie-Eigenversorgung<br />

Wellmitz. VBIW-Mitglieder aus Eisenhüttenstadt<br />

besuchten die Biogasanlage<br />

der Agrargenossenschaft Neuzelle e. G.<br />

in Wellmitz. Der Vorstandsvorsitzende der<br />

Genossenschaft Frank Matheus führte die<br />

Gäste durch die Anlage.<br />

Täglich werden 15 Tonnen Mais-Silage der<br />

Anlage zugeführt. Daneben noch Gras-Silage<br />

und die Gülle aus der Schweinemast.<br />

Alle Einsatzstoffe produziert die Agrargenossenschaft<br />

selbst, wofür nur etwa zehn<br />

Prozent der Ackerfläche genutzt werden.<br />

Auf dieser Grundlage entstehen in den<br />

Fermentern pro Tag circa 5.200 Nanokubikmeter<br />

Biogas. Mit dem wird in einem<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW) Elektroenergie<br />

erzeugt, die zu 50 Prozent von der Genossenschaft<br />

selbst verbraucht wird. Den<br />

Rest erhält das Stromnetz. Die Abwärme<br />

des Gasmotors, welcher Bestandteil des<br />

BHKW ist, dient der Beheizung der Fermenter,<br />

der Ställe und Gebäude sowie der<br />

Warmwasserbereitung. Die Reste aus den<br />

Gärbehältern werden als Dünger ausgebracht.<br />

Die Teilnehmer gewannen die Erkenntnis,<br />

dass Biogasanlagen einen effektiven<br />

und sinnvollen Beitrag zur Erzeugung<br />

Erneuerbarer Energie leisten, deren Förderung<br />

fortgesetzt werden sollte, natürlich<br />

mit den richtigen Anreizen. Den Vorschlag,<br />

Grasschnitt von den Freiflächen,<br />

die durch Wohnungsrückbau in Eisenhüttenstadt<br />

entstanden sind, für die Biogaserzeugung<br />

zu nutzen, erachtet Matheus auf<br />

der Grundlage derzeitiger Förderbedingungen<br />

für nicht praktikabel.<br />

<br />

Helmut Kummich (VBIW)<br />

Der Fermenter der Biogasanlage in Wellmitz<br />

im Südosten Brandenburgs.<br />

Rettung des Stahlstandorts<br />

Fotos: Helmut Kummich (VBIW, oben), Bernd Geller (VBIW, unten)<br />

Prof. Döring vor dem industriellen Leuchtturm.<br />

Eisenhüttenstadt. Der VBIW-Ortsverein<br />

Eisenhüttenstadt hatte zu einer Veranstaltung<br />

mit VBIW-Mitglied Professor Dr.<br />

Karl Döring geladen. Nicht nur Mitglieder<br />

kamen zahlreich, da Professor Döring wegen<br />

seines Einsatzes bei der Rettung des<br />

Stahlstandorts Eisenhüttenstadt in der Region<br />

und in der Branche auch heute noch<br />

hohe Anerkennung genießt. Dabei stellte<br />

er auch sein Buch „EKO – Stahl für die<br />

DDR, Stahl für die Welt" vor.<br />

Döring war von 1985 bis 1990 Generaldirektor<br />

des Bandstahlkombinats und wurde<br />

nach dessen Umwandlung in eine Aktiengesellschaft<br />

1990 Vorstandsvorsitzender<br />

der neuen EKO STAHL AG. Das Stahlwerk<br />

in Eisenhüttenstadt zu errichten, sei<br />

eine außerordentliche Leistung der DDR<br />

gewesen. Das Buch habe er auch deshalb<br />

geschrieben, um jenen den Wind aus den<br />

Segeln zu nehmen, welche die DDR allein<br />

auf „marode“ und „bankrott“ reduzieren<br />

wollen. Der heute 79-Jährige schilderte,<br />

wie schwierig es war, das EKO zu<br />

retten, wie 1997 der metallurgische Zyklus<br />

durch ein Warmwalzwerk geschlossen<br />

wurde und das Werk nach zweifachem Namenswechsel<br />

schließlich Teil des Weltkonzerns<br />

ArcelorMittal wurde (siehe auch<br />

W+M 3/2014). Döring könne die Zukunft<br />

nicht voraussagen, sieht die des EKO aber<br />

optimistisch. Jutta Scheer (VBIW)<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder),<br />

Tel.: 0335 8692151<br />

E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


62 | W+M NETZWERK<br />

UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

AUF EINEM GUTEN WEG<br />

Verbandspräsident Rolf Paukstat zog Bilanz.<br />

Plau am See. Am 12. Mai<br />

fand in Plau am See die<br />

Mitgliederversammlung<br />

des Unternehmerverbands<br />

Schwerin statt. In seinem<br />

Rechenschaftsbericht gab<br />

Präsident Rolf Paukstat einen<br />

Überblick über die geleistete<br />

Arbeit im zurückliegenden<br />

Jahr. Die große<br />

Resonanz der Wirtschaft,<br />

Politik, Verwaltung und<br />

Medien zeige, dass sich<br />

der Verband als mitgliederstärkster<br />

Regionalverband<br />

in Mecklenburg-Vorpommern hervorragend<br />

etabliert habe. Man verzeichnete 68<br />

neue Mitglieder im Verband. Geschäftsführerin<br />

Pamela Buggenhagen ergänzte<br />

den Rechenschaftsbericht um die Darstellung<br />

der finanziellen Situation des Verbandes.<br />

Diese zeigt sich stabil und zukunftsfähig.<br />

Der weitere Ausbau der Mitgliedszahlen,<br />

die Fortsetzung der Angebote und<br />

Leistungen für die Mitglieder auf hohem<br />

Niveau sowie die Umsetzung von Projekten<br />

im Sinne der Mitgliedsunternehmen<br />

stehen nach wie vor im Fokus und sind<br />

entscheidend für die weitere positive wirtschaftliche<br />

Entwicklung des Verbandes.<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

NEUE BERATUNGSSTELLE FÜR INTEGRATION<br />

Potsdam. Das Politische Wirtschaftsfrühstück<br />

der Konrad-Adenauer-Stiftung beschäftigte<br />

sich am 10. Mai in Potsdam mit<br />

der Frage: Was bedeuten die Flüchtlingsströme<br />

für die Wirtschaft? Vor Ort war IHK-<br />

Präsidentin Beate Fernengel und berichtete<br />

über das Welcome Integration Network<br />

Integration-Center, eine Beratungsstelle für<br />

Flüchtlinge und Unternehmen bei der IHK,<br />

die im Mai ihre Tätigkeit aufnahm. Der Unternehmerverband<br />

unterstützt auch das<br />

Netzwerk HelpTo und wirbt in den eigenen<br />

Reihen um Praktikumsplätze und Ausbildungsstellen<br />

für Migranten. Wie kompliziert<br />

das in der Praxis ist, machte die kontroverse<br />

Diskussion in der Runde deutlich.<br />

Die Vollversammlung der IHK hat sich im<br />

April per Resolution für die Beschleunigung<br />

der Asylverfahren, eine gezielte Anwerbung<br />

von Fachkräften aus dem Ausland, die Abschaffung<br />

der Vorrangprüfung bei Flüchtlingen,<br />

einen schnelleren Zugang zu Betriebspraktika,<br />

die Garantie eines befristeten Bleiberechts<br />

nach einer Berufsausbildung, die<br />

frühzeitige Erkennung und Anerkennung von<br />

Qualifikationen sowie die Sprachförderung<br />

als Kern der Integration ausgesprochen.<br />

DIGITALISIERUNG IM FOKUS<br />

Teltow. Am 26. Mai <strong>2016</strong> lud der Unternehmerverband<br />

Brandenburg-Berlin zum<br />

13. TechnologieTagTeltow. Die Veranstaltung,<br />

deren Schirmherr Brandenburgs Minister<br />

für Wirtschaft und Energie Albrecht<br />

Gerber ist, widmet sich der Digitalisierung<br />

von Produktionsprozessen bei mittelständischen<br />

Unternehmen. Kompetente Gesprächspartner<br />

aus Wissenschaft und<br />

Praxis legten in kurzen Fachvorträgen<br />

ihre Erfahrungen im Bereich Industrie 4.0<br />

dar. Der TechnologieTag wurde von einer<br />

Ausstellung begleitet, die mit neuen Produkten<br />

und Dienstleistungen den Teilnehmern<br />

eine anspruchsvolle<br />

Plattform für informativen<br />

Austausch,<br />

interessante Gespräche<br />

und neue Kontakte<br />

bot. Höhepunkt der<br />

Veranstaltung war die<br />

Verleihung des Startup-Preises<br />

des Unternehmerverbandes<br />

Brandenburg-Berlin<br />

und des Schülerpreises<br />

TECCI durch Landrat<br />

Wolfgang Blasig.<br />

Landrat Wolfgang Blasig (l.) und UV-Geschäftsführer Steffen Heller<br />

(r.) überreichten den Vertretern des Unternehmens SUIT den Startup-Preis<br />

<strong>2016</strong> des Verbands.<br />

Fotos: UV Schwerin (oben), Bolko Bouché (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63<br />

Foto: Claudia Koslowski/PIXAPOOL.com<br />

UV Ostdeutschlands und Berlin<br />

SCHWERPUNKT WINDKRAFT<br />

Hartmut Bunsen, Dirk Güsewell, Christian Pegel und Hermann Winkler (v. l.).<br />

Warnemünde. Zu Beginn der diesjährigen<br />

SACHSEN Sail fand das „Forum<br />

WIRTSCHAFT: Die deutsche und nordische<br />

Energiewende // Schwerpunkt Windkraft“<br />

in Warnemünde statt – an Bord der<br />

Santa Maria Manuela, einem fast 70 Meter<br />

langen portugiesischen Viermaster,<br />

mit dem später nach Kopenhagen gesegelt<br />

wurde. Nach der Eröffnung durch den<br />

Sprecher der Interessengemeinschaft der<br />

Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin Hartmut Bunsen lieferte der Geschäftsführer<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

Rostock Claus Ruhe Madsen eine<br />

Gegenüberstellung des deutschen und dänischen<br />

Energiekurses. Anschließend gab<br />

Dirk Güsewell, Leiter Portfolioentwicklung<br />

Erzeugung bei der EnBW, den 82 Teilnehmern<br />

einen Einblick in die Funktionsweise<br />

von Windkraftanlagen und deren Rolle im<br />

Energiemix. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion<br />

mit Christian Pegel (Minister<br />

für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung<br />

des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />

SPD), Hermann Winkler (Mitglied<br />

des Europäischen Parlaments, CDU),<br />

Thomas Kühnert (Geschäftsführer envia<br />

THERM GmbH), Andree Iffländer (Vereinsvorsitzender<br />

WindEnergy Network e. V.)<br />

und Hartmut Bunsen statt. Hierbei kamen<br />

sowohl umweltpolitische als auch strompreisbildende<br />

Themen zur Sprache, die die<br />

teilnehmenden Vertreter aus Politik, Wirtschaft<br />

und Medien im Rahmen des fünften<br />

Ostdeutschen Energieforums vom 30. bis<br />

31. August <strong>2016</strong> in Leipzig vertiefen werden.<br />

Der aus Dänemark stammende Claus<br />

Ruhe Madsen berichtete über die Entwicklung<br />

in seinem Heimatland. Seitens der Politik<br />

werden erhebliche Mittel in das Vorantreiben<br />

der Energiewende investiert. 42<br />

Prozent der Stromversorgung werden dort<br />

durch Erneuerbare Energien gedeckt. Im<br />

Jahr 2050 sollen es 80 Prozent sein.<br />

Am Abend stach die Santa Maria Manuela<br />

in See Richtung Kopenhagen und passierte<br />

die Offshore-Anlage „Baltic 2“, symbolhaft<br />

für die Energiewende. (Impressionen<br />

von der SACHSEN Sail <strong>2016</strong> finden Sie auf<br />

Seite 56.)<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: N. N.<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Jägerstraße 18, 14467 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Repräsentantin: Gabriele Hofmann-Hunger<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


64 | W+M PORTRÄTS<br />

Bodo Janssen<br />

Erfolg dank Selbstreflektion<br />

VISIONÄRE<br />

Bodo Janssen ist Unternehmer.<br />

Er wirkt zurückhaltend und sympathisch.<br />

Er wählt bedacht seine<br />

Worte und spricht mit ruhiger Stimme.<br />

Gern bemüht er Bilder oder hat kluge Zitate<br />

parat und er hat eine Geschichte zu<br />

erzählen, die von seinem Werdegang als<br />

Unternehmer. Und damit begeistert er<br />

bei vielen Veranstaltungen die Anwesenden<br />

und schreibt Bücher, die sich auf<br />

Bestsellerlisten wiederfinden. Sein Erfolgsgeheimnis<br />

ist seine Botschaft: „Ich<br />

habe mein eigenes Leitbild, ich weiß,<br />

was mir wirklich wichtig ist und deshalb<br />

gehe ich meinen Weg. Meine Vision von<br />

glücklichen Menschen inspiriert mich, die<br />

Erfahrungen meiner Erfolge, aber auch<br />

STECKBRIEF<br />

Bodo Janssen ist Jahrgang 1974. Geboren<br />

in Emden und auch dort aufgewachsen.<br />

Abitur, Zivildienst, Studium: Sinologie<br />

und Betriebswirtschaft. Daneben<br />

erste unternehmerische Aktivitäten, wie<br />

der Betrieb einer mobilen Cocktailbar<br />

oder arbeiten als Model. 1998 wird der<br />

Unternehmersohn nach achttägiger Entführung<br />

wieder befreit. Drei Jahre später<br />

übernimmt er ein insolventes Unternehmen<br />

aus dem Sport- & Freizeitbereich in<br />

Emden. 2005 tritt er in das elterliche Unternehmen<br />

Upstalsboom als geschäftsführender<br />

Gesellschafter ein. Zwei Jahre<br />

später verunglückt sein Vater. Er entwickelt<br />

Upstalsboom von einem Bauunternehmen<br />

zu einer erfolgreichen und<br />

stetig wachsenden Hotelgruppe. In Emden<br />

lebt er noch heute, von hier wird<br />

Upstalsboom geleitet. Als Unternehmer,<br />

aber auch als Referent und Buchautor ist<br />

er heute sehr erfolgreich.<br />

Er ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />

Misserfolge mit vielen<br />

Menschen zu teilen. Ich<br />

bewege mich im Spannungsfeld<br />

von Spiritualität,<br />

Wissenschaft und<br />

Wirtschaftlichkeit.“<br />

Diese Erkenntnisse, die so<br />

manchen erst verblüffen, dann<br />

verunsichern würden, sind auch<br />

ihm nicht in die Wiege gelegt worden.<br />

Im Gegenteil, der Unternehmersohn<br />

führte ein erfülltes und aktives Leben,<br />

stets das volle Programm. Das Jahr 1998<br />

brachte eine erste Zäsur – er wurde entführt.<br />

Erst nachdem seine Eltern ein Lösegeld<br />

gezahlt hatten, kam er wieder frei.<br />

31-jährig übernahm er von seinem Vater<br />

das Unternehmen Upstalsboom, war damit<br />

Chef eines größeren Unternehmens,<br />

das Hotels baute und betrieb. Plötzlich<br />

gab es für ihn den großen Schreibtisch im<br />

größten Zimmer des Hauses mit dem tollen<br />

Ausblick. Mit dem Mix aus Arroganz<br />

und Naivität eines jungen Managers verließ<br />

er sich auf sein betriebswirtschaftliches<br />

Wissen, glaubte an sich und seinen<br />

unternehmerischen Erfolg. Bis im<br />

Jahr 2010 eine Mitarbeiterumfrage ergab,<br />

dass die große Unzufriedenheit unter<br />

den Mitarbeitern ihm persönlich angelastet<br />

wurde. Das hat den bis dato unschlagbaren<br />

Bodo Janssen fast umgehauen.<br />

Diesmal hat er nicht den Versuch<br />

unternommen, die Ergebnisse in Frage<br />

zu stellen oder einfach zu ignorieren. Er<br />

ging für insgesamt anderthalb Jahre in<br />

ein Kloster, besuchte dortige Seminare<br />

und machte reinen Tisch mit sich. Diese<br />

Zeit hat ihm dabei geholfen, die Frage<br />

nach dem Sinn seines Lebens zu be-<br />

antworten. Er musste<br />

ergründen, was für ihn tatsächlich<br />

bedeutsam ist. Heute weiß er: „Je bewusster<br />

ich mir selbst bin, desto klarer<br />

ist meine Position und desto unabhängiger<br />

bin ich von der Meinung anderer.“<br />

Das Kloster und die Gespräche gaben<br />

ihm erst die Möglichkeit, über seine<br />

Werte, sein Wirken, seine Sicht der Dinge<br />

nachzudenken und ein persönliches<br />

Leitbild zu entwickeln. Bodo Janssen hat<br />

dies auch auf seine Mitarbeiter übertragen:<br />

Was ist für sie wirklich bedeutsam?<br />

Was sind ihre Talente? Er will Potenziale<br />

heben, Mitarbeiter zu eigenen Erkenntnissen<br />

führen und mit seinem Leitbild<br />

ein gemeinsames Leitbild entwickeln.<br />

Diese Umsetzung war ein schwieriger<br />

Weg, auch für manchen Upstalsboomer.<br />

Aber Ausdauer und der feste Glaube<br />

an die Richtigkeit des Leitbildes führten<br />

zum Ziel. Upstalsboom entwickelt<br />

sich prächtig. Auszeichnungen wie Top<br />

Arbeitgeber 2014, Hospitality HR Award<br />

2013, Querdenker Award und viele mehr<br />

belegen das.<br />

Frank Nehring<br />

Foto: Monique Wüstenhagen<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


MACHER<br />

W+M PORTRÄTS | 65<br />

Heinrich von Nathusius<br />

Vorausblickender Querdenker<br />

Foto: Inga Haar<br />

Heinrich von Nathusius ist heute 72<br />

Jahre alt und hat viele berufliche<br />

Stationen hinter sich. Er ist freundlich,<br />

bedacht und aufmerksam und kann<br />

viele Geschichten erzählen. Man hört ihm<br />

gerne zu. Wenn es um aktuelle Themen<br />

geht, spürt man den hellwachen und engagierten<br />

Unternehmer, der genau hinschaut,<br />

vorsichtig die Worte wählt und<br />

immer noch einen Gedanken in petto<br />

hat. Sein Lebensweg hat ihn viele wichtige<br />

Erfahrungen machen lassen und er<br />

ist klug genug, sie auch zu nutzen. Was<br />

im Rückblick wie eine Aneinanderreihung<br />

glücklicher Umstände aussieht, ist aber<br />

eher die Folge klugen und verantwortungsbewussten<br />

Handelns, gepaart mit<br />

unternehmerischem Gespür. Als er bei<br />

Krupp 1991 die Konsequenzen zog, war<br />

das ein großer Einschnitt, fast das Ende<br />

einer glanzvollen Karriere. Wenn da nicht<br />

die deutsche Wiedervereinigung gekommen<br />

und die guten familiären Beziehungen<br />

nach Sachsen-Anhalt gewesen wären.<br />

Unternehmerisch denkend war er<br />

schon immer, wie er sagt. Unternehmerisch<br />

tätig wurde er aber erst nach 1992,<br />

als er nach Haldenleben reiste und dort<br />

vom Bürgermeister ermuntert<br />

wurde, das IFA<br />

Gelenkwellenwerk zu<br />

übernehmen. Die Hoffnung<br />

war groß, dass jemand<br />

wie Nathusius mit<br />

familiären Wurzeln in der<br />

Gegend geeignet und interessiert<br />

sei, hier etwas fortzuführen.<br />

Die Erwartungen waren<br />

hoch und nicht einfach zu erfüllen.<br />

Nach erfolgreichen Verhandlungen mit<br />

der Treuhand übernahm er das Werk und<br />

es begann eine harte Zeit, in der von 800<br />

Beschäftigten 80 übrig blieben, aber Aufträge<br />

nicht in Sicht waren. Persönliche<br />

Kontakte ermöglichten es, dass VW zu<br />

einem ersten Auftraggeber wurde. Die<br />

Konsolidierung wurde gemeistert, weil<br />

Ehrlichkeit im Umgang mit den Mitarbeitern<br />

und auch die versprochene tatkräftige<br />

Unterstützung durch Bürgermeister<br />

und Landrat vor Ort erfolgten. Dies alles<br />

hätte aber nicht gereicht.<br />

Aus der Stahlbranche gewohnt über lokale<br />

Grenzen und Branchen hinaus zu<br />

schauen, analysierte er den Gelenkwellenmarkt.<br />

Weltweit zwei Produzenten,<br />

die sich den Markt weitestgehend aufteilten<br />

und erste Tendenzen bei den Automobilherstellern,<br />

die Gelenkwellenproduktion<br />

auszulagern. Darauf spekulierte<br />

Nathusius und er behielt Recht. Mit VW<br />

begann der Erfolg. Die schwierigen Anfangsjahre<br />

wurden gemeistert. Heute ist<br />

IFA Rotorion eine Erfolgsgeschichte und<br />

der prognostizierte Trend zu weiterem<br />

Outsourcing bei den Autoherstellern füllt<br />

die Auftragsbücher. Mittlerweile hat er<br />

das Unternehmen seinen Kindern übertragen,<br />

eine weitere Erfolgsgeschichte.<br />

Mit einer Regelung, die die Familie und<br />

das Unternehmen schützt, hat er die Unternehmensnachfolge<br />

sowie die weitere<br />

Entwicklung des Unternehmens gesichert.<br />

Aber von Ruhestand kann keine Rede<br />

sein. Im Dezember 2014 übernahm er<br />

den insolventen Fahrradhersteller MIFA.<br />

Auch hier gibt es die unternehmerische<br />

Idee; und die Herangehensweise ist die<br />

Gleiche wie einst bei IFA. Nathusius hat<br />

eine Idee zur Zukunft des Fahrrads, die so<br />

einfach ist, dass sie anderen noch nicht<br />

gekommen ist. Heinrich von Nathusius<br />

denkt quer, aber immer nach vorn.<br />

Frank Nehring<br />

STECKBRIEF<br />

Heinrich von Nathusius wurde am 5.<br />

Juni 1943 in Berlin geboren. Noch während<br />

seines Jurastudiums begann seine<br />

Karriere in der Stahlindustrie. Aus dem<br />

Semesterjob wurde schnell eine Assistenz<br />

der Geschäftsführung bei Thyssen.<br />

Weitere Aufgaben rund um den Stahl<br />

folgten. 1987 bis 1991 war er Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Krupp-<br />

Stahlhandelsgesellschaft in Duisburg.<br />

Im Jahr darauf erwarb Heinrich von<br />

Nathusius 49-jährig von der Treuhand<br />

das IFA-Gelenkwellenwerk Haldensleben<br />

und verlegte seinen Wohnsitz nach<br />

Haldensleben und Berlin, wo seine Familie<br />

ihre Wurzeln hat. Das Unternehmen,<br />

die heutige IFA Rotorion, hat er<br />

an seine Kinder übetragen. Im Dezember<br />

2014 übernahm er den insolventen<br />

Fahrradhersteller MIFA. Seit 1973 ist<br />

er mit Marie-Andl, geborene Freiin von<br />

Fürstenberg, verheiratet. Er hat drei<br />

Kinder.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Brüsseler Segen<br />

Wo stünde die ostdeutsche Wirtschaft<br />

ohne die finanzielle Hilfe<br />

der Europäischen Union? Seit<br />

mehr als zweieinhalb Jahrzehnten profitieren<br />

die neuen Bundesländer und Berlin<br />

von diversen Brüsseler Förderprogrammen.<br />

In unserer Titelgeschichte ziehen wir<br />

eine Zwischenbilanz und zeigen auf, was<br />

die EU-Fördermillionen in den einzelnen<br />

Ländern bewirkt haben. Darüber hinaus<br />

stellen wir die aktuellen EU-Fördertöpfe<br />

vor und erläutern, wie auch mittelständische<br />

Unternehmen Geld aus Brüssel in Anspruch<br />

nehmen können. EU-Spitzenpolitiker<br />

kommen zu Wort und erklären, weshalb<br />

die Europäische Union kein Auslauf-<br />

sondern ein Zukunftsmodell ist. Ein<br />

weiterer Aspekt der Berichterstattung<br />

ist die Kooperation mit den östlichen europäischen<br />

Nachbarn. Wie erfolgreich ist<br />

die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit<br />

Polen und Tschechien? Wo gibt es Leuchttürme<br />

speziell in grenznahen Regionen?<br />

In unserer Serie über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />

Ostdeutschland berichten<br />

wir über Sachsen. Dort haben sich vor<br />

allem die Bereiche Mikroelektronik, Automobilbau<br />

und Maschinenbau hervorragend<br />

entwickelt. Im W+M-Doppel-Interview<br />

sprechen wir mit Sachsens Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich (CDU) und Brandenburgs<br />

Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />

(SPD) über gemeinsame wirtschaftspolitische<br />

Herausforderungen, die Bedeutung<br />

der Braunkohle und das Geheimnis ihrer<br />

hohen gegenseitigen Wertschätzung.<br />

Darüber hinaus lesen Sie interessante Beiträge<br />

über neue Entwicklungen in den ostdeutschen<br />

Bundesländern sowie einen informativen<br />

Ratgeberteil.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />

25. August <strong>2016</strong>.<br />

PERSONENREGISTER<br />

Adamowicz, Frank 11<br />

Alltschekow, Peter 32<br />

Arndt, Stefan 20<br />

Arnold, Antje 54<br />

Backhaus, Till 59<br />

Balan, Manuela 56, 58<br />

Baumeister, Roy 52<br />

Bensiek, Arne 11<br />

Blasig, Wolfgang 62<br />

Böckmann, Oliver 11<br />

Buggenhagen, Pamela 55, 58, 62<br />

Bunsen, Hartmut 9, 56, 63<br />

Bunsen, Ursula 9<br />

Dickmann, Frank 8<br />

Döring, Karl 61<br />

Dulig, Martin 8<br />

Dyck, Axel 9<br />

Fernengel, Beate 62<br />

Ferriss, Timothy 52<br />

Feske, Joachim 47<br />

Fischer, Hendrik 57<br />

Franck, Jan-Erik 59<br />

Friedrich, Marc 52<br />

Garbe, Karl-Heinz 56<br />

Gehse, Albrecht 28/29<br />

Gerber, Albrecht 12, 18, 20, 62<br />

Gerber, Andy 54<br />

Gerber, Grit 54<br />

Germandi, Dirk 11<br />

Glawe, Harry 55<br />

Gleicke, Iris 45<br />

Goerlich, Silke 32<br />

Görke, Christian 14/15<br />

Gugerel, Manfred 11<br />

Güsewell, Dirk 63<br />

Haacker, Frank 58<br />

Hahne, Peter 52<br />

Hausmann, Anja 58<br />

Heisele, Sebastian 11<br />

Heller, Steffen 62<br />

Huget, Wolfgang 11<br />

Hüttmann, Andreas 55<br />

Iffländer, Andree 63<br />

Janssen, Bodo 64<br />

Janssen, Jan 10<br />

Jehmlich, Anet 48/49<br />

Jödicke, Volker 55<br />

Kahneman, Daniel 52<br />

Kailing, Wolfgang 59<br />

Kempf, Ulrich 55<br />

Keskari, Martin 11<br />

Klostermann, Dieter R. 11<br />

Klotz, Bernd 54<br />

Kobold, Claus M. 11<br />

Kohl, Helmut 28/29<br />

Kummich, Helmut 61<br />

Kühn, Sebastian 22/23<br />

Kühnert, Thomas 63<br />

Lehmann, Holger 20<br />

Leibold, Anna Kathrin 31<br />

Leibold, Peter 30/31<br />

Lengauer, Jörg 54<br />

Ludwig, Matthias 59<br />

Maack, Matthias 55<br />

Maack, Michael 55<br />

Madsen, Claus Ruhe 63<br />

Markov, Helmuth 15<br />

Maschmeyer, Carsten 52<br />

Matheus, Frank 61<br />

Meier, Klaus-Jürgen 11<br />

Merkel, Angela 29, 34<br />

Miedaner, Talane 52<br />

Nahles, Andrea 46<br />

Neugebauer, Reimund 34<br />

Niehuus, Kirsten 20<br />

Oelmann, Jan 11<br />

Parker, Ben 11<br />

Paukstat, Rolf 55, 58, 62<br />

Pegel, Christian 63<br />

Piketty, Thomas 52<br />

Prauße, Thomas 56<br />

Putin, Wladimir 29<br />

Quirmbach, Stefan 11<br />

Radde, Georg 54<br />

Ragnitz, Joachim 43/44<br />

Rehhahn, Helmut 8<br />

Reitz, Wolfgang 27<br />

Rose, Jürgen 8<br />

Schaefer, Frank Jürgen 27<br />

Schaller, Lars 56<br />

Scheer, Jutta 61<br />

Schiekel, Gert 26<br />

Schiekel, Peter 26/27<br />

Schliewenz, Birgit 32<br />

Schmicker, David 37<br />

Schmudde, Bettina 30/31<br />

Schröder, Wolfgang 56<br />

Seer, Roman 47<br />

Stapper, Florian 51<br />

Stefanović, Miloš 20<br />

Stenger, Tillmann 12<br />

Stölzl, Christoph 29<br />

Süss, Thomas 54<br />

Theurer, Michael 46<br />

Thieke, Rüdiger 55<br />

Tierney, John 52<br />

Tillich, Stanislaw 66<br />

Uhden, Ron 54<br />

Urban, Klaus 60<br />

Vance, Ashlee 52<br />

Veste, Maik 32<br />

Vogelsänger, Jörg 22/23<br />

von Nathusius, Heinrich 65<br />

von Nathusius, Marie-Andl 65<br />

Wanka, Johanna 40-42<br />

Weber, Michael 44<br />

Weik, Matthias 52<br />

Werner, Heike 46<br />

Wernicke, Dirk 55<br />

Winkler, Hermann 63<br />

Winkler, Karin 55<br />

Woebcken, Carl 20<br />

Woidke, Dietmar 22, 66<br />

Wolf, Waltraud 10<br />

Woltmann, Jörg 11<br />

Wüst, Robert 8<br />

Zimmermann, Philipp 59<br />

Zülch, Henning 11<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>


Titel_WuM_0515.indd 1 18.08.15 22:27<br />

001_Titel_0315 1 23.04.2015 14:44:45<br />

Titel_WuM_0615.indd 1<br />

21.10.15 11:32 Uhr<br />

Titel_WuM_0415.indd 1<br />

18.06.15 13:16 Uhr<br />

Titelentwuerfe_WuM_0416.indd 1 15.06.16 13:51<br />

W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

26. Jahrgang | Heft 1-2 | März/April 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

26. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

BRANDENBURG<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke<br />

STUDIE<br />

BERLIN<br />

RÜCKKEHR ZUR<br />

INDUSTRIE<br />

BRAUNKOHLE<br />

UNVERZICHTBAR<br />

FÜR DEN OSTEN<br />

RATGEBER<br />

DAS BÜRO ZUM<br />

MITNEHMEN<br />

IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident<br />

Erwin Sellering<br />

UNTERNEHMEN<br />

ORWO – eine<br />

Tradition lebt auf<br />

RATGEBER<br />

Tagungen und<br />

Geschäftsreisen<br />

Mittelstand im<br />

digitalen Wandel<br />

UMFRAGE<br />

Welches Auto<br />

passt zu Ihnen?<br />

Kraftakt<br />

Firmenübergabe<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang 26. | Jahrgang Heft 6 | November/Dezember | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft | Heft 1 | Januar/Februar 4 | Juli/August <strong>2016</strong> 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

ENERGIE<br />

ELEKTRISIERT<br />

DIE<br />

WIRTSCHAFT<br />

GRÜNT<br />

THÜRINGEN<br />

BERLIN<br />

GESUNDHEITSWIRTSCHAFT<br />

EIN GESCHÄFT<br />

FÜR VIELE<br />

BRANCHEN<br />

IM INTERVIEW<br />

SACHSEN<br />

EXKLUSIVE INTERVIEWS<br />

Bundeswirtschaftsminister<br />

Sigmar Gabriel<br />

Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich<br />

Ministerpräsident<br />

Bodo Ramelow<br />

REPORT<br />

Rivalität auf<br />

der Ostsee<br />

RATGEBER<br />

Betriebliche<br />

Altersvorsorge<br />

IM INTERVIEW<br />

Berlins Regierender<br />

Michael Müller<br />

REPORT<br />

Eberswalder<br />

Metall-Gen<br />

RATGEBER<br />

Gutschein<br />

statt Geld<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

OSTPRODUKTE<br />

DIE UNHEIMLICHE<br />

RENAISSANCE<br />

Motorenwerk Kölleda:<br />

Herz einer Region<br />

WindNODE:<br />

Energie aus dem Norden<br />

Bilanz vor der Wahl:<br />

Reiner Haseloff<br />

Davos in Bad Saarow:<br />

Ostdeutsches Wirtschaftsforum<br />

Management:<br />

Der Honecker-Effekt<br />

Travel:<br />

Tipps für Geschäftsreisen<br />

27. Jahrgang | Heft 2 | März/April <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

W+M<br />

mit<br />

Sachsen-Anhalt<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

Beilage<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

FERIEN DAHEIM<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

TOURISMUS<br />

Wie der neue Trend<br />

den Osten stärkt<br />

LÄNDERREPORTS<br />

100 Jahre Leuna<br />

Profisport im Osten<br />

RATGEBER<br />

Investieren im Iran<br />

Gesundes Arbeiten im Büro<br />

Mutig in der Insolvenz<br />

LIFESTYLE<br />

Edle Uhren-Neuheiten<br />

Logieren in Schlosshotels<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

BEIL AGE<br />

INTERVIEWS<br />

Christian Pegel, Erwin Sellering und Gerold Jürgens,<br />

Tillmann Stenger, Peter-Michael Diestel, Reinhard Pätz<br />

Brandenburg<br />

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