Reiter-Spektrum-Saar Ausgabe 3-2009
Reiter-Spektrum-Saar - das informative Magazin für Pferdesport an der Saar. Reiter-Spektrum-Saar bietet seinen Lesern Informationen rund um das Reiten in seiner ganzen Vielfältigkeit.
Reiter-Spektrum-Saar
- das informative Magazin für Pferdesport an der Saar.
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RUBRIK TOP-THEMA<br />
Pferdewirt/in – (m)ein Traumberuf !?<br />
Passend zu Beginn des Aus -<br />
der Haupt-, besser aber der Realschulab-<br />
26TOP-THEMA<br />
bildungsjahrganges <strong>2009</strong><br />
befassen wir uns mit dem<br />
Ausbildungsgang zum/zur Pferdewirt/in<br />
– ein Beruf mit ständig<br />
wachsender Beliebtheit. Wir<br />
haben für euch mit Brigitte Pontius<br />
von der Landwirtschaftskammer<br />
des <strong>Saar</strong>landes und Frederic<br />
Zibold, Auszubildender zum Pferdewirt<br />
am Ende des 3. Lehrjahres,<br />
über diesen Ausbildungsgang<br />
gesprochen.<br />
<strong>Reiter</strong> <strong>Spektrum</strong> <strong>Saar</strong> (RSS): Frau<br />
Pontius, Sie kommen von der Landwirtschaftkammer<br />
des <strong>Saar</strong>landes, die<br />
die zuständige Stelle für die Ausbildung<br />
von Pferdewirten, Landwirten und<br />
Gärtnern ist. Können Sie uns schildern,<br />
wie die Ausbildung aufgebaut ist?<br />
Brigitte Pontius (BP): „Die Ausbildung,<br />
die in der Regel drei Jahre dauert, umfasst<br />
eine breite berufliche Grundausbildung<br />
mit vier Ausbildungsschwerpunkten.<br />
Jugendliche, die den Beruf des/der Pferdewirt/in<br />
erlernen möchten, müssen sich<br />
vor Beginn der Ausbildung für einen der<br />
Fachbereiche entscheiden: Pferdezucht<br />
und -haltung, Reiten, Rennreiten oder<br />
Trabrennfahren.“<br />
RSS: Welche Voraussetzungen benötigt<br />
man?<br />
BP: „Der Beruf ist zuerst einmal sehr<br />
vielseitig, abwechslungsreich, stellt aber<br />
auch sehr hohe Anforderungen. Um die<br />
Ausbildung beginnen zu können, muss<br />
die Schulpflicht erfüllt sein. Vorteilhaft ist<br />
schluss, da in den theoretischen Prüfungen<br />
Wissen und Können verschärft auf<br />
den Prüfstand gestellt werden. Für das<br />
Ausmisten der Boxen, Reinigen von<br />
Stallgassen, das Arbeiten mit den Pferden<br />
und vieles mehr wird Kraft und körperliche<br />
Ausdauer gefordert, daher sollte man<br />
im Fach Sport gute bis sehr-gute Noten<br />
haben. Außerdem sollte der Bewerber die<br />
Bereitschaft zur Wochenendarbeit mitbringen,<br />
denn Pferde wollen ja auch am<br />
Wochenende versorgt werden. Der Beruf<br />
des Pferdewirtes lässt sich gut mit dem<br />
Bereitschaftsdienst einer Krankenschwester<br />
vergleichen. Eine ungleichmäßig<br />
geregelte Wochenstundenanzahl von ca.<br />
40 Stunden ist da keine Seltenheit.“<br />
RSS: Wer bildet aus, und wo findet<br />
der schulische Teil der Ausbildung<br />
statt?<br />
BP: „Wie in allen Berufen auch, darf ein<br />
Betrieb nur dann ausbilden, wenn er dafür<br />
als Ausbildungsbetrieb für Pferdezucht<br />
und -haltung, Reiten, Rennreiten oder<br />
Trabrennfahren anerkannt ist. Die schulische<br />
Ausbildung erfolgt in der Berufsschule.<br />
Der Berufsschulstandort im <strong>Saar</strong>land<br />
ist <strong>Saar</strong>brücken. Dort findet der<br />
Unterricht einmal pro Woche statt. Haben<br />
die Azubis die Hälfte ihrer Ausbildungszeit<br />
erreicht, legen alle eine Zwischenprüfung<br />
ab. Sie dient der Leistungskontrolle.<br />
In der Abschlussprüfung nach drei Jahren<br />
müssen die in der Ausbildungszeit erworbenen<br />
Fertigkeiten und Kenntnisse nachgewiesen<br />
werden. Die Prüfungen splitten<br />
sich dann in einen theoretischen und<br />
einen praktischen Teil. Geprüft werden in<br />
der praktisch-mündlichen Prüfung die<br />
Fähigkeiten: Bewegen der Pferde, wie<br />
Longieren, Dressurreiten und Springen<br />
oder alternativ zum Springen Western-,<br />
Islandpferdereiten oder Fahren, Vorstellen<br />
der Pferde an der Hand auf der Dreiecksoder<br />
Ovalbahn, Beurteilen des Exterieurs<br />
des Pferdes, sowie der Pferdehaltung, -<br />
fütterung und -gesundheit und betriebliche<br />
Zusammenhänge. Danach erfolgt<br />
dann die schriftliche Prüfung in den<br />
Fächern Wirtschafts- und Sozialkunde,<br />
Pferdehaltung und –fütterung, sowie Pferdezucht,<br />
Gesundheit und Ausbildung.“<br />
RS: Wie sehen denn typische Fragestellungen<br />
in den schriftlichen und mündlichen<br />
Fächern aus?<br />
BP: „Viele unterschätzen den Bereich der<br />
Mathematik bei der Ausbildung. Da sind<br />
zum Beispiel Fragen zur Zins- und Darlehensberechnung<br />
oder zu den unterschiedlichen<br />
Kosten eines Pferdebetriebes. Aufgaben<br />
aus dem Fach Sozialkunde können<br />
Fragen zum Tarifrecht und zu Tarifpartnern<br />
sein. Oder aber einfach Fragen zur<br />
Allgemeinbildung, wie: Welches sind die<br />
EU-Institutionen und wo haben sie ihren<br />
Sitz? Was ist eine Sozialversicherung?<br />
und Ähnliches …“<br />
RSS: Frederic, du bist Auszubildender<br />
zum Pferdewirt und nun schon am<br />
Ende deines 3. Lehrjahres. Wie gefällt<br />
dir der Beruf?<br />
Frederic Zibold (FZ): „Man muss einfach<br />
für diesen Job geboren sein. Das<br />
Pferd lieben, das reicht nicht aus! Denn<br />
die Arbeit ist hart und man muss sehr viel<br />
körperlich und psychisch aushalten. Man<br />
muss immer standhaft und wachsam sein<br />
und mit einem offenen Auge alles im<br />
Blick haben. Ein Pferd korrekt bei einer<br />
Schau vorführen, das erfordert ein hohes<br />
Maß an Kondition. Und jeder Zug an<br />
einer Zigarette mindert die Trabqualität<br />
meines Pferdes. Ebenso viel Härte und<br />
Ausdauer sind in Spitzenzeiten, wie in der<br />
Ernte gefordert. Mähen, wenden und<br />
schwaden sind für mich dennoch eine<br />
tolle Abwechslung zur täglichen Arbeit.<br />
Nicht nur die Pferde stellen einen hohen<br />
Anspruch an unsere Sorgfaltspflicht, auch