Profile Nr. 8 - Kunst und Kulturmagazin
Profile ist das Kunst- und Kulturmagazin für Paderborn und Umgebung. Profile stellt KünstlerInnen aus der Region vor, Querdenker, Umdenker, Schräg-Denker, kreative Menschen mit dem gewissen "e". Kunstschaffende,
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Joan Robert sofron Ochsenfarth<br />
Eyecatcher - sakrale <strong>Kunst</strong> neu interpretiert<br />
Künster, macher <strong>und</strong> marke<br />
Blick ins Restaurierungsatelier<br />
><br />
In den 1980er Jahren arbeitete das<br />
Unternehmen Ochsenfarth an Kopierverfahren<br />
mit denen die originalen Figuren, mit<br />
Genehmigung der Eigentümer, in zwei- oder mehrfacher<br />
Ausführung abgeformt <strong>und</strong> eingelagert wurden. Mehrere<br />
Abformungen waren notwendig, da zu dieser Zeit die<br />
verschiedensten am Markt erhältlichen <strong>Kunst</strong>harze<br />
noch sehr neu, <strong>und</strong> das Materialverhalten, insbesondere<br />
die Haltbarkeit, noch nicht hinreichend bekannt waren.<br />
30 Jahre später begann Robert Ochsenfarth damit,<br />
das Lager „aufzuräumen“. Durch Archivalien <strong>und</strong> Fotos<br />
waren die Herkunft <strong>und</strong> die Farbigkeit der Originalfiguren<br />
bekannt. 2010 entschloss er sich, den Rohlingen eine<br />
neue Gestalt zu geben. Aus zeitgenössischer Sicht wählte<br />
Robert Ochsenfarth neue, expressive Dekorationen.<br />
Mit zum Teil übersteigerter Farbigkeit verlieh er so den<br />
Figuren eine neue Aussage.<br />
Doch, darf man das? Heiligenfiguren so zu bearbeiten, bis<br />
man am Ende eine Popfigur, eine Art Comic-Heiligen hat?<br />
Ist das nicht Blasphemie? Bestimmt nicht.<br />
Es gibt zwar keine offizielle Stellungnahme aus Kirchenkreisen.<br />
Aber auch hier, so sagt Ochsenfarth, sei man<br />
durchaus aufgeschlossen.<br />
Ochsenfarth möchte mit seinen Eyecatchern sicher<br />
nicht provozieren, er möchte vielmehr vor allem junge<br />
Menschen für die spannenden Biografien <strong>und</strong> Geschichten<br />
der Heiligengestalten begeistern. Wenngleich Ochsenfarth<br />
seine Figuren ungern als <strong>Kunst</strong> bezeichnet, könnten sie<br />
ein wichtiger Meilenstein im Dialog zwischen <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong><br />
Kirche sein, die immer sensibler für die Anliegen <strong>und</strong><br />
das Selbstverständnis der modernen <strong>Kunst</strong> zu werden<br />
scheint. Zeichen für eine Annäherung gibt es genügend.<br />
Im Mittelalter bildeten <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Kirche eine Einheit.<br />
Mit Beginn der Renaissance befreite sich die <strong>Kunst</strong> aus<br />
kirchlicher <strong>und</strong> höfischer Ordnung. Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
kam es zum Bruch <strong>und</strong> man ging getrennte Wege.<br />
In der Gegenwartskunst war Religion lange kein Thema<br />
für die <strong>Kunst</strong>, sie war unmodern. Im kommunistischen<br />
Osten sowieso ein Tabu. Heute gibt es eine Rückkehr<br />
der Religion in der <strong>Kunst</strong>. Und auch die Kirche zeigt sich<br />
offener. Die Architektur machte den Anfang. Moderne<br />
Sakralbauten gibt es auf der ganzen Welt. Sie vereinen<br />
alt <strong>und</strong> neu, Vergangenheit <strong>und</strong> Zukunft, Tradition <strong>und</strong><br />
Moderne. Robert Ochsenfarths Eyecatcher tun dies auch.<br />
Robert Ochsenfarth<br />
05 <strong>Profile</strong>