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»Yoga Vidya Journal« 28/2014

Gestaltung, Briefing Fotoshooting, Layout, Satz. Realisiert 2014 für Yoga Vidya e.V.

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Bericht<br />

Wie ich zum Yoga kam von<br />

Guido Telscher<br />

Von der Kirche in den Ashram - Ein ehemaliger katholischer Priester arbeitet als Sevaka bei Yoga <strong>Vidya</strong>, Bad Meinberg<br />

in der Werbeproduktion und unterrichtet Yoga. Wie kam es dazu? Er berichtet:<br />

Ich bin christlich erzogen worden, da meine Eltern der katholischen<br />

Kirche angehörten. Meine Mutter, die kirchlich sehr<br />

engagiert war, hat mich schon als Kind spirituell beeinflusst.<br />

Als Säugling wurde ich getauft, mit 8 Jahren habe ich erstmals<br />

die heilige Kommunion empfangen, mit 13 Jahren wurde ich<br />

gefirmt. Als Jugendlicher war ich Mitglied einer Jugendgruppe<br />

der katholischen Kirche. Jeden Sonntag bin ich mit meinen<br />

Eltern zum Gottesdienst gegangen. Glaube und Kirche haben<br />

mir damals viel bedeutet. Da mich die Arbeit in einer Autowerkstatt<br />

nicht begeistern konnte, wollte ich einen geistlichen<br />

Beruf ergreifen. So holte ich das Abitur nach. Eine Ordensgemeinschaft<br />

nahm mich als Novizen auf. Vieles Positive habe<br />

ich in den ersten Jahren im Kloster erfahren. Manche Freundschaften<br />

sind für mich prägend geblieben.<br />

Was mich am Christentum besonders fasziniert ist Jesus Christus<br />

als Mensch und als eine Inkarnation Gottes. Mit dem<br />

Studium der katholischen Theologie kam ich dem historischen<br />

Jesus immer näher. Mein Studienschwerpunkt lag auf der Bibelwissenschaft.<br />

Wie Jesus will ich mit Gott verbunden sein<br />

und eins werden.<br />

Mit der Zeit wurde ich immer mehr in die Kirche und ihre irdische<br />

Realität eingespannt. Spirituelles Wachstum fiel mir<br />

schwerer. Das hatte wohl verschiedene Ursachen. Im Laufe der<br />

Jahre wuchs meine Unzufriedenheit, aber auch meine spiritu elle<br />

Suche. Durch Zufall – oder war es Fügung? - kam ich auf Yoga.<br />

Meine Mutter hatte früher, als ich noch jünger war, etwas<br />

Hatha Yoga betrieben. Ich begann also ebenfalls Asanas zu<br />

praktizieren. Damals habe ich mir zufällig auch ein Buch von<br />

Swami Sivananda, nämlich „Konzentration und Meditation“<br />

gekauft, da ich mit der Anbetung des eucharistischen Brotes<br />

nicht zurechtkam und meditieren lernen wollte.<br />

Dann ergab sich die Möglichkeit als Missionar auf die Philippinen<br />

zu fliegen und dort Land und Leute näher kennen zu lernen. Die<br />

Philippinen sind das einzige Land Ostasiens, wo die Mehrzahl<br />

der Menschen katholisch ist. Ich war fasziniert von diesem<br />

tropischen Land. Auch von seinen Frauen... Leider kann man<br />

wegen des priesterlichen Zölibats in keiner Liebesbeziehung leben.<br />

Ich trat daher aus dem Orden aus und musste mich völlig neu<br />

orientieren. Im Internet las ich von der Möglichkeit, bei Yoga<br />

<strong>Vidya</strong> eine 4-wöchige Ausbildung zum Yogalehrer zu machen.<br />

Das setzte ich noch 2012 in die Tat um. Dabei erfuhr ich, dass<br />

Yoga <strong>Vidya</strong> auch Mitarbeiter sucht. Ich erkundigte mich und<br />

bewarb mich schließlich für eine Anstellung im Büro.<br />

Viele fragen mich: Kann man denn<br />

christlichen Glauben und Yoga<br />

miteinander vereinbaren?<br />

Schaut man ins Internet, gehen die Meinungen auseinander.<br />

Einige fundamentalistische Christen lehnen Yoga ab, weil insbesondere<br />

der Bhakti-Yoga mit seinen Mantras und Ritualen<br />

für sie eine Art Götzendienst sei, bei dem die falschen ‚Götter‘<br />

verehrt würden. Auch sei die Vorstellung einer Wiedergeburt<br />

mit der Bibel nicht vereinbar.<br />

Sicherlich ist Yoga nicht gleichbedeutend mit dem Hinduismus.<br />

Yoga ist eine ganzheitliche, praktische Philosophie, die nun<br />

einmal aus dem alten Indien stammt und daher geprägt ist.<br />

Ich muss aber nicht Hindu werden um Yoga zu praktizieren!<br />

Es geht im Yoga ausschließlich um persönliche Gottsuche<br />

(Spiritualität), nicht um eine organisierte Religion. Spiritualität<br />

kann ja wie Mystik religionsübergreifend sein und auch ohne<br />

konkrete Religionszugehörigkeit existieren. Die meisten großen<br />

spirituellen Meister der Weltreligionen haben aus verschiedenen<br />

Religionen geschöpft, haben Brücken zwischen den verschiedenen<br />

Traditionen geschlagen. Das wollte auch Swami<br />

Sivananda, in dessen Tradition wir Yoga üben.<br />

Ich muss aber nicht Hindu werden<br />

um Yoga zu praktizieren!<br />

Der Sohn eines Brahmanen (Hindu-Priester) schreibt über<br />

Jesus in seiner „Göttlichen Erkenntnis“ unter anderem: „Die<br />

Stimme Jesu ist wahrhaft die Stimme des ewigen Wesens. Durch<br />

ihn drückt sich der Ruf des Unendlichen an das Endliche aus, des<br />

kosmischen Wesens an das Individuum, der Ruf Gottes an den<br />

Menschen. Seine göttliche Stimme ist deshalb dieselbe wie<br />

die Stimme der Veden und der Upanishaden, die Stimme des<br />

Koran, der Zend Avesta, des Dhammapada und aller heiligen<br />

Schriften der großen Weltreligionen.<br />

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