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»Yoga Vidya Journal« 28/2014

Gestaltung, Briefing Fotoshooting, Layout, Satz. Realisiert 2014 für Yoga Vidya e.V.

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Upanishaden<br />

Hier hilft die Überlegung, dass, egal welche Qualität bzw.<br />

Mischung von Qualitäten sich als Element manifestiert, dies<br />

erst kann, wenn noch etwas dazu kommt. Jedes Element kann<br />

sich erst als solches manifestieren, wenn es sich ausdehnen<br />

kann, wenn es einen Raum einnehmen kann. Deshalb liegt die<br />

Vermutung nahe, dass es sich hier tatsächlich um Akasha,<br />

den Raum handelt. Alle drei Qualitäten und die Fähigkeit,<br />

einen Raum einnehmen zu können, man könnte auch sagen,<br />

eine Gestalt annehmen zu können, führen dazu, dass sich die<br />

fünf Elemente manifestieren können und daraus das materielle<br />

Universum hervorgehen kann.<br />

3. Er erwog: „Das sind nun die Welten; ich will jetzt Weltenhüter<br />

schaffen!“ Da holte er aus den Wassern einen Purusha<br />

(Mann) hervor und formte ihn.<br />

Interessanter Weise besteht der Mensch bei der Geburt zu ca.<br />

87 % aus Wasser, Erwachsene noch zu ca. 63 % und alte<br />

Menschen noch zu ca. 52 %.<br />

Vielleicht ist das auch der natürliche Anteil an rajasigen Qualitäten<br />

in uns, der sich im Laufe unseres Lebens etwas abschwächt<br />

(hoffentlich zu Gunsten sattwiger Qualitäten…).<br />

Ähnliches gilt natürlich auch für alle anderen Lebewesen in<br />

entsprechend anderen Prozentsätzen.<br />

Weltenhüter, also diejenigen, die dafür sorgen, dass diese Welten<br />

ihre Funktionen erfüllen können, gehen nach diesem Absatz<br />

aus Bewusstsein hervor. Diesem Ansatz kann man sofort folgen,<br />

„am Anfang war das Wort“ ist eine andere Formulierung hierfür.<br />

Aus moderner Sicht weniger nachvollziehbar ist die Identifikation<br />

des Bewusstseins mit einem Mann. Dass Frauen<br />

ebenfalls ein Bewusstsein haben, ist zumindest in den meisten<br />

Teilen der Welt mittlerweile unbestritten. Außerdem finden<br />

sich in der Yogatradition viele Hinweise, dass Bewusstsein<br />

und Frauen kein Widerspruch sind (Ida = einer der Hauptnadis,<br />

der weiblichen Seite zugeordnet, ist zuständig für das Denken,<br />

um nur ein Beispiel zu nennen). Deshalb kann man bei den<br />

folgenden Überlegungen zweifellos, ohne falsch zu liegen, bei<br />

der ursprünglichen Bedeutung bleiben und einfach davon ausgehen,<br />

dass hier das Bewusstsein gemeint ist, die Fähigkeit<br />

also, beobachtend und wertend etwas zu erkennen und Strukturen<br />

zu erschaffen. Berücksichtigt man die weiteren Aussagen<br />

des 4. Abschnitts, erscheint es zudem sehr zweifelhaft, ob<br />

überhaupt direkt auf die Menschheit angespielt wird!<br />

4. Den bebrütete er; da er ihn bebrütete, spaltete sich sein<br />

Mund wie ein Ei, aus dem Mund entsprang die Rede, aus<br />

der Rede Agni;<br />

Die Nase spaltete sich, aus der Nase entsprang der Prana<br />

(Einhauch) aus dem Prana Vayu;<br />

Die Augen spalteten sich, aus den Augen entsprang das Gesicht,<br />

aus dem Gesicht Aditya;<br />

Die Ohren spalteten sich, aus den Ohren entsprang das Gehör,<br />

aus dem Gehör die Dishs (Himmelsgegenden);<br />

Die Haut spaltete sich, aus der Haut entsprangen die Haare,<br />

aus den Haaren Kräuter und Bäume;<br />

Das Herz spaltete sich, aus dem Herzen entsprang das Manas,<br />

aus dem Manas der Mond;<br />

Der Nabel spaltete sich, aus dem Nabel entsprang der Apana<br />

(Aushauch), aus dem Apana Mrityu (der Tod);<br />

Das Zeugungsglied spaltete sich, aus dem Zeugungsglied<br />

entsprang der Same, aus dem Samen die Wasser.<br />

Nach dieser Aufzählung ist klar, dass hier nicht die Entstehung<br />

des Menschen gemeint ist. Vielmehr wird hier die Entstehung<br />

ganz prinzipieller Strukturen, die sich letztlich in allen Lebewesen<br />

in unterschiedlicher Ausprägung finden, beschrieben.<br />

Man könnte auch sagen: Das ungeformte Bewusstsein strukturiert<br />

sich und findet für die einzelnen prinzipiellen Strukturen<br />

entsprechende Aufgaben.<br />

Auch die Vorstellung eines Archetyps drängt sich hier auf, in<br />

dem Sinne, dass ein allgemeingültiges, nach verschiedenen<br />

Fähigkeiten strukturiertes Wesen als reines Bewusstsein existiert.<br />

Man kann sich gut vorstellen, dass aus diesem allgemeinen<br />

Wesen im nächsten Schritt konkrete Lebewesen Gestalt<br />

annehmen.<br />

Wenn man die aufgezählten Strukturen und ihre Funktionen<br />

betrachtet, kann sich folgendes Bild ergeben: Das Purusha<br />

wird bebrütet – wie eine Idee ausgebrütet wird, das Purusha<br />

nimmt also eine ideelle, vielleicht kann man sogar sagen, die<br />

ideale Form an, in der noch alle anderen Formen als Idee enthalten<br />

sind.<br />

Durch den Vorgang des Bebrütens entwickeln sich die einzelnen<br />

Strukturen und ihre Aufgaben. Die Strukturen entstehen, indem<br />

sich das Purusha an der entsprechenden Stelle spaltet. Durch<br />

Trennung können eine Individualisierung und eine Konkretisierung<br />

erfolgen.<br />

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