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»Yoga Vidya Journal« 28/2014

Gestaltung, Briefing Fotoshooting, Layout, Satz. Realisiert 2014 für Yoga Vidya e.V.

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Upanishaden<br />

Die Upanishaden – Philosophie am Ende<br />

des Wissens Teil 2<br />

von Shivapriya Angela Große-Lohmann<br />

Nachdem wir in der letzten Ausgabe ins erste Kapitel eingestiegen sind, geht es<br />

jetzt weiter mit der Schöpfungsgeschichte in der Vorstellungswelt der vedischen<br />

Lehre. Man achte besonders auf die Gemeinsamkeiten mit der Bibel, 1 Mose<br />

(Gen) über die Erschaffung der Welt und des Menschen. In diesem Teil lesen<br />

wir von der Entstehung der Welt, Atman. Im nächsten Journal wird es<br />

konkret um den menschlichen Körper und seine Sinne gehen.<br />

Die folgenden Bezeichnungen der Upanishaden beziehen sich<br />

auf das Buch „Klassische Upanishaden“ aus dem Yoga <strong>Vidya</strong><br />

Verlag.<br />

AITAREYA UPANISHAD<br />

Vorbemerkung:<br />

Die Aitareya Upanishad gehört zu den Aitareya Aranyakas des<br />

Rigveda.<br />

Sie besteht aus 3 Kapitel = Adhyaya, die in verschiedene Teile<br />

= Khanda unterteilt sind.<br />

Thema der Aitareya Upanishad ist die Schöpfung. Kapitel eins<br />

erläutert die Entstehung des Bewusstseins, das sich in der<br />

Welt befindet.<br />

Der zweite Abschnitt erklärt die Entstehung der Nahrung im<br />

weitesten Sinne (das was uns in der Welt leben lässt, was uns<br />

bindet, was uns Erfahrungen beschert) und die Konsequenzen<br />

des Vorhandenseins dieser Möglichkeiten, nämlich die Entstehung<br />

der Körper.<br />

Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit dem Wesen Brahmans.<br />

Wir sind es gewohnt, die Kraft, die dafür sorgt, dass diese Welt<br />

mit all ihren Möglichkeiten als Schleier, Hülle um die Wahrheit<br />

entsteht, als Kraft der Illusion, als Maya oder Täuschung zu<br />

bezeichnen. Interessant ist, dass im älteren indischen Sanskrit<br />

Maya im neutralen Sinne von übernatürlicher Kraft, Wunderkraft,<br />

benutzt wird. Lässt man sich auf die Aitareya Upanishad<br />

ein, beginnt man, diesen Ansatz zu verstehen. Die Erschaffung<br />

der Welt mit allen Geschöpfen ist etwas wundervolles, es birgt<br />

für alle Geschöpfe und Wesen die Möglichkeit von Erfahrungen<br />

und letztlich der Erkenntnis, wer sie wirklich sind. Deshalb<br />

ist diese Welt und die sie erschaffende Kraft eigentlich super,<br />

ohne sie gäb es uns nicht. Mir gefällt vor diesem Hintergrund<br />

die Bezeichnung Magie deshalb viel besser. Maya ist die Wunderkraft,<br />

die Magie, die alles entstehen lässt. Dass sie letztlich<br />

überwunden werden muss, wenn wir zur Wahrheit vordringen<br />

wollen, schmälert aber nicht die Bedeutung der Welt für uns<br />

und damit der Kraft, die sie erzeugt!<br />

Erster Adhyaya<br />

Erster Khanda<br />

1. Zu Anfang war diese Welt allein Atman; es war nichts andres<br />

da, die Augen aufzuschlagen. Er erwog: „ Ich will Welten<br />

schaffen.“<br />

Wir dürfen sicherlich statt „Er“ ,mit der zwangsläufigen Assoziation<br />

einer männlichen Wesenheit, das neutrale Absolute<br />

denken und sagen. Interessant ist, dass hier Atman an erster<br />

Stelle genannt wird, und nicht Brahman. Es ist eben nicht die<br />

unveränderliche, ungeborene Wahrheit, die Kraft hinter allen<br />

Erscheinungen, sondern ein besonderer Aspekt dieser Kraft,<br />

der Teil, der sozusagen etwas erleben will und sich dafür die<br />

Welt ausdenkt.<br />

2. Da schuf er diese Welten: die Flut, die Lichträume, das Tote,<br />

die Wasser.<br />

Jenes ist die Flut, jenseits des Himmels, der Himmel ist ihr<br />

Boden. – Die Lichträume sind der Luftraum.- Das Tote ist die<br />

Erde.- Was unter ihr, das sind die Wasser.<br />

Eigentlich sollte man erwarten, dass Atman die bekannten<br />

fünf Elemente erschafft: Erde, Wasser, Feuer, Luft und den Raum<br />

(Akasha). Aber er schuf nur vier und dann auch noch andere.<br />

Deshalb geht es sicher hier zunächst nicht um die konkrete<br />

Materie, aus der diese Welt besteht, sondern vielmehr um das,<br />

was hinter dieser Materie steht, nämlich die bekannten drei<br />

Quali täten sattwa, rajas und tamas, die in ihrer jeweils<br />

charakteri stischen Mischung die Materie erst bilden. Das, was<br />

jenseits des Himmels ist, das den Himmel als Boden nutzt, kann<br />

nur die Qualität sein, die wir mit der Reinheit des Himmels<br />

assoziieren, also sattwa. Die Erde wird als das Tote bezeichnet,<br />

damit liegt die Vermutung nahe, dass hier die Qualität tamas<br />

gemeint ist. Was unter ihr ist, das sind die Wasser; bevor<br />

etwas tot sein kann, muss es lebendig sein, sich bewegen<br />

und verändern, man könnte auch sagen, fließen, wie das Wasser,<br />

also der Qualität rajas verbunden sein. Die Lichträume,<br />

die der Luftraum sind, fallen eindeutig aus diesem Schema.<br />

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