15 JAHRE BOLOGNA-REFORM Quo vadis Ingenieurausbildung?
2016_VDI-VDMA-Mercator-Studie-15_Jahre_Bologna-Reform
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62 Zusammenfassung der Ergebnisse (Trendaussagen mit Erläuterungen)<br />
Besonders im Hinblick auf die Bewertung der Organisationsfähigkeit<br />
und der Fähigkeit zu fächerübergreifendem<br />
Denken, in etwas geringerem Ausmaß auch<br />
bei den methodischen und sozialen Kompetenzen<br />
sowie einem breiten Grundlagenwissen, bestehen<br />
aus Sicht der befragten Fach- und Führungskräfte<br />
die höchsten Erwartungswerte. Gerade in diesen<br />
Kompetenzbereichen besteht – insbesondere bei den<br />
Bachelorabsolvent/-innen – aus Sicht der Führungskräfte<br />
die größte Diskrepanz zwischen den erwarteten<br />
und den vorhandenen Kompetenzen.<br />
Die Fach- und Führungskräfte wurden gefragt, ob sie<br />
eher breit angelegte oder eher spezialisierte Studiengänge<br />
bevorzugten. Breit angelegte Bachelorstudiengänge<br />
werden von 42 % der Befragten und breit<br />
angelegte Masterstudiengänge von 37 % der Befragten<br />
bevorzugt. Ein großer Teil der Befragten (jeweils 41 %)<br />
hat keine Präferenz im Hinblick darauf, ob die Studiengänge<br />
breit oder spezialisiert angelegt sind.<br />
Differierende Meinungen zum Praxisbezug des<br />
Studiums<br />
i. Hochschullehrende sehen im Erwerb methodischer<br />
Kompetenzenden den wichtigsten Aspekt<br />
des Ingenieurstudiums. Gleichzeitig sehen die<br />
Fach- und Führungskräfte einen deutlichen<br />
Mangel an methodischer Kompetenz bei<br />
Berufseinsteiger/-innen.<br />
Die Hochschullehrenden, die beantworten sollten,<br />
welche der oben genannten Kompetenzen Bachelorund<br />
Masterstudierende jeweils in ihrem Studium<br />
erwerben sollten, sehen für Bachelorstudierende<br />
den Erwerb eines breiten Grundlagenwissens sowie<br />
methodischer Kompetenz als vorrangig an. Auch für<br />
Masterstudierende wird der Erwerb methodischer<br />
Kompetenz als zentral angesehen; statt des Grundlagenwissens,<br />
sollte es aber aus Sicht der Hochschullehrenden<br />
hier vorrangig um den Erwerb speziellen<br />
Fachwissens gehen. Sowohl für Bachelor- als auch für<br />
Masterabsolvent/-innen geben 90 % der Hochschullehrenden<br />
an, dass methodische Kompetenz in hohem<br />
bis sehr hohem Maße vermittelt werden sollte. Auch<br />
Fach- und Führungskräfte stufen diese Kompetenz<br />
als sehr wichtig ein. Allerdings sind sie der Meinung,<br />
dass nur ein geringer Anteil der Studierenden diese<br />
Kompetenz in ausreichendem Maße erwirbt.<br />
j. Der Erwerb sozialer Kompetenz spielt im Studium<br />
eine geringe Rolle, im Berufsleben besteht hingegen<br />
ein hoher Bedarf an sozialer Kompetenz.<br />
Bei der vergleichenden Auswertung der Antworten<br />
der vier Befragtengruppen wird die soziale Kompetenz<br />
von den Fach- und Führungskräften sowie von<br />
den Absolvent/-innen als wichtige Kompetenz für<br />
den Berufseinstieg bewertet. Demgegenüber wird von<br />
Studierenden angegeben, dass diese Kompetenz im<br />
Studium neben den Fremdsprachen am wenigsten gefördert<br />
wird und auch von Hochschullehrenden wird<br />
der Erwerb sozialer Kompetenz als weniger wichtig<br />
eingestuft.<br />
k. Breit angelegte Studiengänge sind aus Unternehmenssicht<br />
zu bevorzugen.<br />
l. Aus der Perspektive der Hochschullehrenden ist<br />
der Praxisbezug des Studiums insgesamt als gut<br />
zu bewerten.<br />
Sowohl die Studierenden als auch die Hochschullehrenden<br />
wurden gefragt, wie sie die Umsetzung des<br />
Praxisbezugs im Studium bewerten. Die Ergebnisse<br />
zeigen, dass die Hochschullehrenden den Praxisbezug<br />
des Studiums insgesamt positiv und im Vergleich zu<br />
den Studierenden deutlich besser bewerten. Besonders<br />
die Veranschaulichung der Theorie mit Hilfe<br />
praktischer Beispiele wird als sehr gut umgesetzt<br />
angesehen. Hingegen wird das Kennenlernen von<br />
Berufsanforderungen oder das Einüben praktischen<br />
Handelns als weniger gut umgesetzt eingeschätzt.<br />
m. An Fachhochschulen ist der Praxisbezug des<br />
Studiums nach Meinung von Studierenden und<br />
Lehrenden deutlich stärker ausgeprägt als an<br />
Universitäten.<br />
Sowohl von den Studierenden als auch von den Hochschullehrenden<br />
wird der Praxisbezug des Studiums<br />
an Fachhochschulen als deutlich besser umgesetzt<br />
angesehen als an Universitäten. Dieses Ergebnis bestätigt<br />
das Bild vom stärker anwendungsorientierten<br />
Profil der Fachhochschulen.<br />
n. Aus der Unternehmensperspektive (Fach-/<br />
Führungskräfte und Absolvent/-innen) ist ein<br />
Mangel an Praxiskenntnissen bei Berufseinsteiger/-innen<br />
zu sehen.<br />
Aus Sicht der Unternehmen sowie der Absolvent/<br />
-innen sind praktische Kenntnisse von Ingenieurabsolvent/-innen<br />
beim Berufseinstieg zu wenig<br />
ausgeprägt.<br />
Die Fach- und Führungskräfte gaben an, dass Sie bei<br />
43 % der Bachelor- und 37 % der Masterabsolvent/<br />
-innen Praxiskenntnisse stark oder sehr stark vermissen.<br />
Bei der Frage danach, welche Kriterien bei<br />
der Einstellung an Bachelor- und Masterabsolvent/