15 JAHRE BOLOGNA-REFORM Quo vadis Ingenieurausbildung?
2016_VDI-VDMA-Mercator-Studie-15_Jahre_Bologna-Reform
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24 Bestandsdaten<br />
Der Bildungshintergrund der Studierenden in den<br />
Ingenieurwissenschaften ist im Vergleich zu anderen<br />
Fächern hoch.<br />
Generell (für alle Fächer) gilt, dass die sogenannten<br />
„Bildungsaufsteiger“ an Fachhochschulen weit<br />
häufiger vertreten sind als an Universitäten. An Universitäten<br />
überwiegt bei den Studierenden generell<br />
immer noch die akademische Herkunft: 58 % der<br />
Studierenden kommen aus einem Elternaus, in dem<br />
mindestens ein Elternteil studiert hat – entweder an<br />
einer Universität (47 %) oder an einer Fachhochschule<br />
(11 %). An Fachhochschulen hingegen haben lediglich<br />
37 % der Studierenden Eltern mit akademischem<br />
Bildungshintergrund – 26 % haben Eltern mit universitärem<br />
Bildungshintergrund und 11 % mit Fachhochschulerfahrung<br />
(vgl. AG Hochschulforschung 2014,<br />
S. 57 sowie dazugehörigen Datenalmanach Tabelle<br />
7a).<br />
In den Ingenieurwissenschaften liegen die Anteile<br />
der Studierenden mit akademischem Bildungshintergrund<br />
seit Anfang der 2000er-Jahre gegenüber dem<br />
Vergleichswert für alle Studierenden etwas höher:<br />
Während an Fachhochschulen bis zum Jahr 2000 der<br />
Anteil der Studierenden mit mindestens einem Elternteil<br />
mit Hochschulabschluss immer unter 35 % lag,<br />
liegt er seitdem dauerhaft bei ca. 40 %. Laut Angaben<br />
des Studierendensurveys (vgl. ebd.) besteht damit an<br />
Fachhochschulen in den Ingenieurwissenschaften die<br />
höchste „Bildungsvererbung“, d. h. im Vergleich zu<br />
anderen Fächern sind die Ingenieurwissenschaften<br />
die Fächergruppe, in denen die meisten Studierenden<br />
aus einem akademisch gebildeten Elternhaus<br />
kommen.<br />
An Universitäten liegt der Anteil der Studierenden<br />
mit akademischem Bildungshintergrund seit 2007<br />
dauerhaft über 60 % bzw. im Jahr 2013 konkret bei<br />
61 % (vgl. ergänzende Auskünfte der AG Hochschulforschung).<br />
Dabei besteht nach Angaben des Studierendensurveys<br />
an Universitäten die höchste Bildungsvererbung<br />
in der Medizin, die Studierenden der<br />
Ingenieurwissenschaften bilden hier aber die Gruppe<br />
mit dem zweitgrößten Anteil an akademisch gebildeten<br />
Eltern (vgl. AG Hochschulforschung 2014, S. 58).<br />
In den 1990er-Jahren lag der Anteil der Ingenieurstudierenden<br />
an Universitäten im Bereich um 50 %.<br />
Die Entwicklung, dass Studierende in den Ingenieurwissenschaften<br />
stärker aus akademisch geprägten<br />
Elternhäusern kommen, hat somit schon vor der<br />
Strukturreform eingesetzt und kann nicht als Folge<br />
derselben gesehen werden. Allerdings hat die Reform<br />
der Studienstruktur dieser Entwicklung offensichtlich<br />
nicht entgegengewirkt. Auch in der politischen<br />
Diskussion ist die soziale Mobilität ein Thema und<br />
Maßnahmen zur stärkeren Öffnung der Hochschulen<br />
und zur Steigerung der sozialen Durchlässigkeit werden<br />
gefordert (vgl. Kap. 3.1.1).<br />
Trendaussage a<br />
Das Ingenieurstudium ist nicht mehr so stark<br />
wie früher ein klassisches Aufsteigerstudium:<br />
In den Ingenieurwissenschaften haben ca. 40 %<br />
der Studierenden an Fachhochschulen und ca. 60 %<br />
der Studierenden an Universitäten Eltern mit einem<br />
akademischen Bildungshintergrund.<br />
4.3 Ausländische Studierende<br />
Der Anteil an ausländischen Studierenden liegt an<br />
Universitäten in den Ingenieurwissenschaften mit<br />
21 % deutlich höher als in anderen Fächern; auch an<br />
den Fachhochschulen weisen die Ingenieurwissenschaften<br />
zusammen mit den Naturwissenschaften den<br />
höchsten Anteil an ausländischen Studierenden auf<br />
(jeweils 12 %) (vgl. Abb. 6). Dabei ist der Ausländeranteil<br />
an den Universitäten in den meisten Fächern<br />
leicht höher als an Fachhochschulen.<br />
27 % aller ausländischen Studierenden studieren ein<br />
ingenieurwissenschaftliches Fach (vgl. Statistisches<br />
Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.1, eigene Berechnungen).<br />
Besonders hoch ist der Anteil der ausländischen<br />
Studienanfänger/-innen in den Fächergruppen<br />
Elektrotechnik und Maschinenbau/Verfahrenstechnik<br />
(vgl. Abb. 7).<br />
Die Gruppe der ausländischen Studierenden wird in<br />
Bildungsinländer und -ausländer unterschieden.<br />
Unter Bildungsinländern sind ausländische Studierende<br />
an deutschen Hochschulen zu verstehen, die<br />
ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland<br />
erworben haben. Bildungsausländer sind ausländische<br />
Studierende, die ihre Hochschulzugangsberechtigung<br />
im Ausland erworben haben. Abgesehen vom Fach<br />
Wirtschaftsingenieurwesen liegt in allen Fächern der<br />
Anteil der Bildungsausländer deutlich höher als der<br />
der Bildungsinländer.<br />
Bezogen auf alle ausländischen Studienanfänger in<br />
Deutschland (alle Fächer) lag der Anteil der Bildungsausländer<br />
2013 bei 16,9 %. Im Vergleich dazu betrug<br />
der Anteil in den Ingenieurwissenschaften 19,2 %<br />
(vgl. Abb. 8). Dabei ist der Anteil an Bildungsausländern<br />
in den Ingenieurwissenschaften stärker angestiegen<br />
als in den Fächern insgesamt (Statistisches<br />
Bundesamt 2014b, 2014a, eigene Berechnungen).