15 JAHRE BOLOGNA-REFORM Quo vadis Ingenieurausbildung?
2016_VDI-VDMA-Mercator-Studie-15_Jahre_Bologna-Reform
2016_VDI-VDMA-Mercator-Studie-15_Jahre_Bologna-Reform
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Monitoring der öffentlichen Diskussion zur Studiensituation in den Ingenieurwissenschaften<br />
17<br />
gefragt. Die undifferenzierte Kritik müsse beendet<br />
werden, da durch sie die Gefahr bestehe, den Master,<br />
obgleich von der Politik und der Wirtschaft nicht<br />
gewollt, zum Regelabschluss zu machen (Konferenz<br />
der Fachbereichstage (KFBT) 31.05.2012).<br />
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz bestätigte<br />
im August 2012 in einem Zeitungsinterview<br />
diese Haltung in Teilen als er kritisierte, die berufsbezogene<br />
Hochschulausbildung, die an den Fachhochschulen<br />
sehr erfolgreich durchgeführt werde,<br />
funktioniere an den Universitäten nicht (Preuß und<br />
Osel 2012).<br />
Zwei Monate später reagierte die KFBT auf die Aussagen<br />
des Präsidenten der HRK, die Bachelor-Programme<br />
der Universitäten seien nicht berufsqualifizierend.<br />
Die Bachelor-Absolventinnen und Absolventen der<br />
Fachhochschulen qualifizierten nach Aussage der<br />
Wirtschaft und der Industrie durchaus für den Beruf<br />
und stellten damit ein Beispiel für die geglückte<br />
Vermittlung von methodischen, sozialen und persönlichen<br />
Kompetenzen dar. Der Aussage des HRK-<br />
Präsidenten, der Master sollte der Regelabschluss an<br />
deutschen Hochschulen werden, erteilte die KFBT<br />
eine klare Absage, da dies den Bedarf der Wirtschaft<br />
und der Industrie an akademisch ausgebildeten Fachkräften<br />
verkenne (Konferenz der Fachbereichstage<br />
(KFBT) 03.10.2012).<br />
In einer Auswertung verschiedener Quellen kam eine<br />
Arbeitsgruppe der HRK 2013 zu dem Schluss, die<br />
Frage der Beschäftigungsfähigkeit sei sehr eng mit<br />
dem Kompetenzbegriff verbunden, der allerdings bisher<br />
nicht einheitlich definiert worden sei. Die Frage,<br />
in welchen konkreten Kompetenzen die „employability“<br />
zum Ausdruck komme, werde bislang nicht<br />
beantwortet, daher sei eine Verbindung von Lerninhalten<br />
mit den für einzelne Berufsfelder geforderten<br />
Fähigkeiten herzustellen (Hochschulrektorenkonferenz<br />
2013a, S. 13). Die HRK betonte in ihren Empfehlungen<br />
ausdrücklich, dass Bachelor-Abschlüsse „zu<br />
einer Beschäftigungsbefähigung […] auf dem akademischen<br />
wie außerakademischen Arbeitsmarkt führen.“<br />
(Hochschulrektorenkonferenz 2013b, S. <strong>15</strong>)<br />
Im Rahmen seiner Wahl in den Vorstand der europäischen<br />
Rektorenkonferenz (EUA) appellierte der<br />
Vizepräsident der HRK für Lehre und Studium, Holger<br />
Burckhart, im April 20<strong>15</strong>, die Berufsfähigkeit von<br />
Absolventinnen und Absolventen nicht zu sehr in den<br />
Fokus der Debatte um Bologna zu rücken (Hochschulrektorenkonferenz<br />
16.04.20<strong>15</strong>).<br />
Vor dem Hintergrund der Konferenz der europäischen<br />
Bildungsminister in Jerewan im Folgemonat äußerte<br />
er sich optimistisch zum Thema der Stärkung der<br />
Beschäftigungsbefähigung: Das Problem, Studierende<br />
auf sich schnell verändernde Arbeitsmärkte vorzubereiten,<br />
sei von den Hochschulen in Deutschland<br />
durch verschiedene Maßnahmen angegangen worden.<br />
Deutschland sei damit auf dem richtigen Weg (Hochschulrektorenkonferenz<br />
<strong>15</strong>.05.20<strong>15</strong>).<br />
3.3.3 Die Sichtweisen der Ingenieurverbände<br />
In einer Stellungnahme mahnte der VDI 2011 die<br />
Hochschulen, die Berufspraxis bei der Erarbeitung<br />
von Anforderungsprofilen stärker als bisher einzubeziehen;<br />
eine bessere Integration von Schlüsselqualifikationen,<br />
ein Ausbau der Kooperationen zwischen<br />
Unternehmen und Hochschulen in Form von Industriepraktika,<br />
Abschlussarbeiten und dualen Studiengängen<br />
wurde den Hochschulen nahegelegt (Verein<br />
Deutscher Ingenieure e.V. 2011, S. 7).<br />
Der VDI sieht bei Absolventinnen und Absolventen<br />
vor allen Dingen die Notwendigkeit, ein breites<br />
Fähigkeitsspektrum in den Beruf mitzubringen, das<br />
ein Bachelor nach Ansicht des Ingenieurvereins<br />
durchaus vermitteln könne. Wichtig sei dabei, so der<br />
VDI, dass der gewählte Studiengang praxisnah und<br />
projekt orientiert ausgerichtet sei. Viele große Unternehmen,<br />
z. B. Siemens, setzten in unterschiedlichen<br />
Bereichen bereits mit sehr gutem Erfolg Bachelor-<br />
Absolventinnen und Absolventen ein (Etspüler 20<strong>15</strong>).<br />
3.3.4 Die Haltung der Wirtschaft<br />
Das Thema der Beschäftigungsfähigkeit von Graduierten<br />
spielt besonders für die deutsche Wirtschaft eine<br />
herausragende Rolle. So wird in den Unternehmen<br />
in Deutschland regelmäßig darauf hingewiesen, bei<br />
Bachelorabsolventinnen und -absolventen bestehe<br />
ein erhöhter Einarbeitungsbedarf seitens der Unternehmen,<br />
der sich u.a. in mangelnden sozialen und<br />
kommunikativen Kompetenzen bemerkbar mache<br />
(Key und Seeßelberg 2012, S. 50).<br />
In einem Zeitungsinterview Ende 2009 sprach sich<br />
der damalige Präsident des Verbandes Deutscher<br />
Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Manfred<br />
Wittenstein, ausdrücklich für den Bachelor als berufsqualifizierenden<br />
Abschluss aus, auf den die Unternehmen<br />
setzen würden (Schacht 2009).<br />
In einem gemeinsamen Positionspapier äußerten<br />
sich die BDA und der BDI Anfang 2010 zur Frage der<br />
Beschäftigungsfähigkeit von Absolventinnen und Absolventen<br />
in Deutschland: Diese müsse das zentrale<br />
Ziel der Hochschulausbildung sein und durch eine<br />
enge Zusammenarbeit von Wirtschaft und Hochschulen,<br />
Kompetenzvermittlung, Praxisphasen im Studium