07.06.2016 Aufrufe

15 JAHRE BOLOGNA-REFORM Quo vadis Ingenieurausbildung?

2016_VDI-VDMA-Mercator-Studie-15_Jahre_Bologna-Reform

2016_VDI-VDMA-Mercator-Studie-15_Jahre_Bologna-Reform

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Monitoring der öffentlichen Diskussion zur Studiensituation in den Ingenieurwissenschaften<br />

13<br />

durch Betreuung, Beratung und eine „gastfreundliche<br />

Campusatmosphäre“ gewährleistet werden (BDA und<br />

BDI 2010, S. 21). Schließlich müsse eine staatlich<br />

gesicherte, sozialverträgliche Studienfinanzierung<br />

sicherstellen, dass ein Studium unabhängig vom<br />

finanziellen Hintergrund einer Person möglich sei<br />

(BDA und BDI 2010, S. 23).<br />

Ähnliches forderten einige Monate später die Personalvorstände<br />

führender deutscher Unternehmen.<br />

Die Mobilität von Studierenden müsse durch Auslandsaufenthalte<br />

und curricular verankerte Auslandsphasen<br />

gestärkt werden. Zudem müsse die Anerkennung<br />

von Studienleistungen beim Hochschulwechsel<br />

für Studierende problemlos möglich sein und der<br />

Übergang vom Bachelor in den Master dürfe nicht<br />

unverhältnismäßig erschwert werden (Bachelor Welcome<br />

2010 – Was die Studienreform erreicht hat und<br />

was noch vor uns liegt – 2010, S. 4).<br />

Zum Ende des Jahres bekräftigten BDI und der BDA<br />

zusammen mit dem Arbeitgeberverband GESAMT-<br />

METALL und dem Stifterverband für die deutsche<br />

Wissenschaft sowie anderen Verbänden ihre allgemeine<br />

Forderung, die Mobilität von in- und ausländischen<br />

Studierenden nicht durch den Aufbau von administrativen<br />

Hürden zu behindern (BDA et al.).<br />

Dem allgemeinen Trend widersprach 2011 der<br />

Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK).<br />

Er maß, in einer auf der Auswertung einer Befragung<br />

basierenden Studie, der Auslandserfahrung von Absolventinnen<br />

und Absolventen für die Einstellungsentscheidung<br />

von Unternehmen nur eine untergeordnete<br />

Rolle bei (Deutscher Industrie- und Handelskammertag<br />

e.V. 2011, S. 2).<br />

Gleichzeitig war aus anderen Teilen der deutschen<br />

Wirtschaft die Forderung zu vernehmen, mehr ausländische<br />

Studierende an die deutschen Hochschulen<br />

zu holen und gleichzeitig die Durchlässigkeit des<br />

deutschen Bildungssystems insgesamt zu verbessern<br />

(Jacobs und Sigmund 28.04.<strong>15</strong>, S. 3). 2<br />

Anknüpfend an ihre Erklärung aus dem Jahre 2010<br />

wiederholten führende deutsche Unternehmen im<br />

Oktober 2012 ihre Forderung, die soziale Durchlässigkeit<br />

des deutschen Bildungssystems zu erhöhen und<br />

mehr Personen mit Migrationshintergrund und aus<br />

bildungsfernen Schichten ein Studium zu ermöglichen.<br />

In Deutschland müsse eine Willkommenskultur<br />

für internationale Studierende und Bildungsinländer<br />

zugleich entstehen (Stifterverband und BDA 2012,<br />

S. 3).<br />

Die BDA wiederholte im Sommer 2014 ihre bereits an<br />

anderen Stellen vorgebrachte Forderung, mehr ausländische<br />

Studierende nach Deutschland zu bringen<br />

und sie durch eine „gelebte Willkommenskultur“ für<br />

einen Verbleib in Deutschland nach dem Abschluss<br />

des Studiums zu begeistern (Hochschulrektorenkonferenz;<br />

BDA; BDI 10.07.2014).<br />

3.1.5 Die Ansichten der Studierenden<br />

Die Studierendenvertreter in Deutschland fordern in<br />

der Frage der Mobilität insbesondere, die finanzielle<br />

Unterstützung von Studierenden auszuweiten, die<br />

Anerkennung von erbrachten Leistungen im In- und<br />

Ausland zu gewährleisten sowie sozioökonomische<br />

Hürden abzubauen, um das deutsche Bildungssystem<br />

durchlässiger zu machen (freier zusammenschluss<br />

von studentInnenschaften 18.06.2014).<br />

Das Promotionsrecht in seiner gegenwärtigen Form<br />

wird als ein Mobilitätshindernis gesehen und eine<br />

Änderung verlangt. Die kooperative Promotion sei in<br />

den meisten Fällen eine rein theoretische Möglichkeit<br />

und Fakultäten bevorzugten durch ihre Promotionsordnungen<br />

bewusst eigene Studierende. Zur Verbesserung<br />

der Situation wird neben einem Mehr an<br />

Transparenz bei den Ausschreibungs- und Auswahlverfahren<br />

eine Trennung der Rolle Prüfer-Betreuer,<br />

eine finanzielle Förderung der kooperativen Promotion<br />

und langfristig das generelle Promotionsrecht<br />

für die Fachhochschulen gefordert (freier zusammenschluss<br />

von studentInnenschaften). 3<br />

Die nicht-vorhandene Durchlässigkeit des deutschen<br />

Hochschulsystems ist aus der Sicht der Studierendenvertreter<br />

ein zentrales Problem. Infolge der<br />

Bologna-Reform habe sich nicht die angepeilte<br />

Vereinheitlichung des Hochschulsystems, sondern<br />

eine Differenzierung sowie eine Hierarchisierung<br />

der Hochschultypen ergeben. Aus der Perspektive<br />

des freien zusammenschlusses der studentInnenschaften<br />

(fzs) ist ein Abbau sämtlicher struktureller<br />

Unterschiede zwischen den Hochschultypen und die<br />

Schaffung eines einzigen, neuen Typs von Hochschule<br />

notwendig (freier zusammenschluss von studentInnenschaften).<br />

4<br />

2<br />

So der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche, in einem Interview mit dem “Handelsblatt” am 28. April 20<strong>15</strong> unter dem Titel<br />

„Man braucht einen langen Atem“.<br />

3<br />

„Anforderungen an das Promotionsrecht“ auf der Website der fzs, eingestellt am 18. März 20<strong>15</strong>.<br />

http://www.fzs.de/aktuelles/positionen/studienreform/335070.html.<br />

4<br />

„Zukunftspapier Hochschultypen“ auf der Website der fzs, eingestellt am 5. November 2014.<br />

http://www.fzs.de/aktuelles/positionen/329525.html.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!