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Vorlesung: Gruppentheorie in Molekül - KFU

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P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 77<br />

7. Faktorgruppenanalyse und Multiplikatorengruppe<br />

Satz 7.1: Faktorgruppe<br />

Die Elemente {ε|t} der Raumgruppe (Translationsgruppe) bilden e<strong>in</strong>en<br />

Normalteiler T. Die dazugehörende Faktorgruppe R/T ist isomorph zur<br />

Punktgruppe G, welche aus allen σ der Raumgruppenelemente {σ|t} gebildet wird.<br />

Bemerkung: Dieser Satz ermöglicht es uns, viele symmetriebed<strong>in</strong>gte Zusammenhänge <strong>in</strong><br />

Festkörpern auf recht e<strong>in</strong>fache Art auszuwerten, ohne durch die ‘fast unendlich’<br />

große Translationsgruppe bee<strong>in</strong>trächtigt zu se<strong>in</strong>. Durch Betrachten der<br />

Faktorgruppe verliert man zwar mit der Translationssymmetrie bed<strong>in</strong>gte<br />

Zusammenhänge, dafür aber ist die Auswertung der restlichen Symmetrien genauso<br />

e<strong>in</strong>fach wie bei <strong>Molekül</strong>en. Aus dem Noether-Theorem (Satz 1.1) kann die<br />

Konsequenz der Translationssymmetrie abgeschätzt werden. Im kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Raum ist die Translation e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Transformation und die damit<br />

verbundene Erhaltungsgröße ist die Impulserhaltung. Im Festkörper ist die<br />

Translation nicht mehr kont<strong>in</strong>uierlich, sondern diskret mit Vielfachen e<strong>in</strong>es<br />

Gittervektors. Dies führt dazu, dass die Impulserhaltung nicht mehr genauso wie<br />

im kont<strong>in</strong>uierlichen Raum gegeben ist, sondern immer e<strong>in</strong> beliebiges Vielfaches<br />

e<strong>in</strong>es reziproken Gittervektors h<strong>in</strong>zukommen kann. Man spricht daher von e<strong>in</strong>er<br />

quasi-Impulserhaltung. Die Anregungen im Festkörper haben daher Energie und<br />

e<strong>in</strong>en quasi-Impuls, s<strong>in</strong>d daher quasi-Teilchen.<br />

Bemerkung: Mit Hilfe der Faktorgruppe lässt sich e<strong>in</strong> Festkörper wie e<strong>in</strong> <strong>Molekül</strong><br />

behandeln. Insbesondere ist die Schw<strong>in</strong>gungsanalyse <strong>in</strong> analoger Form<br />

durchführbar. Als weitere Vere<strong>in</strong>fachung empfiehlt sich die Analyse nach<br />

Lagesymmetrien der Atome (Wyckofflagen) durchzuführen. Die Lagesymmetrien<br />

müssen Untergruppen der Faktorgruppe (Punktgruppe) se<strong>in</strong>. Es kann daher die<br />

Translation für jedes Atom e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> den Lagesymmetriegruppen durchgeführt<br />

werden und dann mit Hilfe der Korrelationstabellen auf die Punktsymmetrie<br />

übertragen werden. (Inspektionsmethode der Faktorgruppenanalyse). Zur e<strong>in</strong>fachen<br />

praktischen Durchführung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abschnitt 10.4 alle Wykofflagen der 230<br />

Raumgruppen angegeben. Zusätzliche s<strong>in</strong>d für die Translationen (Abschnitt 10.5)<br />

und die Rotationen (Abschnitt 10.6) bereits die Korrelationen der entsprechenden<br />

irreduziblen Darstellungen durchgerechnet und angeführt. Unter Beachtung der oft<br />

nicht <strong>in</strong> Normallage (höchste Symmetrie <strong>in</strong> Richtung z) vorliegenden Untergruppen<br />

können auch die e<strong>in</strong>zelnen Basisvektoren (x,y,z der Translationen bzw. Rotationen)<br />

<strong>in</strong> die Korrelation mit e<strong>in</strong>bezogen werden, wodurch man bereits e<strong>in</strong>e recht gute<br />

E<strong>in</strong>schränkung der zugehörigen Symmetriekoord<strong>in</strong>aten erhält. Diese Analyse muss<br />

man nicht nur nach Lagesymmetrien der e<strong>in</strong>zelnen Atome durchführen, sondern<br />

man kann den Kristall aus beliebigen Atomgruppen, welche auf bestimmten<br />

Lagesymmetrien im Kristallgitter liegen zusammensetzen und so e<strong>in</strong>e<br />

Symmetrieanalyse durchführen. Man erhält dann z.B. die <strong>in</strong>neren und äußeren<br />

Schw<strong>in</strong>gungen von <strong>Molekül</strong>kristallen und deren Librationen (Drehschw<strong>in</strong>gungen<br />

der <strong>Molekül</strong>e). Diese Analyse kann auch auf <strong>Molekül</strong>e, welche <strong>in</strong> verschiedene<br />

Atomgruppen aufgeteilt werden, durchgeführt werden.

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