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Vorlesung: Gruppentheorie in Molekül - KFU

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P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 21<br />

Auch <strong>in</strong> neuerer Zeit werden Symmetrien benützt, um Modelle zu vere<strong>in</strong>fachen oder Theorien<br />

zu vere<strong>in</strong>heitlichen (Supersymmetrien, Vere<strong>in</strong>heitlichung schwache und elektromagnetische<br />

Wechselwirkung). Unsere heutige physikalische Denkweise ist ebenfalls stark durch<br />

Symmetrien geprägt, wie z. B. im sehr grundlegenden Noether-Theorem zum Ausdruck<br />

kommt, welches Symmetrien mit Erhaltungssätzen verb<strong>in</strong>det.<br />

Satz 1.1: Noether-Theorem<br />

Wenn die Variation δW e<strong>in</strong>es Integrals W Null ist, und wenn diese Variation<br />

<strong>in</strong>variant gegenüber der kont<strong>in</strong>uierlichen Transformation mit ρ Parametern ist<br />

(Gruppe Gρ), dann gibt es genau ρ Erhaltungssätze.<br />

Beweis: Es war die herausragende Leistung von Emmy Noether (1882-1935), e<strong>in</strong>e der<br />

ersten Frauen, welchen e<strong>in</strong>e akademische Laufbahn möglich war, diesen Satz<br />

allgeme<strong>in</strong> mathematisch zu zeigen. Hier soll darauf verzichtet werden, da dies die<br />

höhere Mathematik der Lie-Gruppen voraussetzt. Aber basierend auf e<strong>in</strong>igen<br />

Kenntnissen der klassischen Physik, kann er für e<strong>in</strong>ige spezielle Fälle gezeigt<br />

werden. So folgt z.B. gleich direkt aus der Hamilton'schen Mechanik, dass die<br />

zeitliche Änderung des generalisierten Impulses durch die Änderung der<br />

Gesamtenergie (Hamiltonfunktion) nach der zugehörigen generalisierten<br />

∂H<br />

Koord<strong>in</strong>ate gegeben ist, also: p&<br />

= − . Die geforderte allgeme<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung des<br />

∂q<br />

naturwissenschaftlichen Pr<strong>in</strong>zips, dass jedes Experiment unabhängig vom Ort se<strong>in</strong><br />

muss (Homogenität des Raumes), heißt, dass die Hamiltonfunktion unabhängig<br />

vom gewählten Koord<strong>in</strong>atenursprung se<strong>in</strong> muss, also e<strong>in</strong>e generalisierte Koord<strong>in</strong>ate<br />

q gibt, welche die Lage des Ursprungs bezeichnet. Der dazu generalisierte Impuls<br />

ist der Gesamtimpuls des Systems, welcher sich nicht ändern darf und erhalten<br />

∂H<br />

bleibt. Ebenso erhält man die Erhaltung der Gesamtenergie = 0 , da die<br />

∂t<br />

Hamiltonfunktion unabhängig vom gewählten Zeitpunkt ist, oder die<br />

Drehimpulserhaltung, da die Hamiltonfunktion <strong>in</strong>variant gegenüber der Richtung<br />

des Raumes ist (Isotropie). In dieser Betrachtung ist nicht unmittelbar e<strong>in</strong>sichtig,<br />

warum Satz 1.1 so kompliziert formuliert ist. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass<br />

wir hier bereits die Erkenntnisse des Hamiltonformalismus verwendet haben,<br />

welcher selbst komplizierte mathematische Voraussetzungen (Variationspr<strong>in</strong>zip,<br />

etc.) be<strong>in</strong>haltet.<br />

In der Quantenmechanik ist noch viel unmittelbarer der allgeme<strong>in</strong>e Zusammenhang<br />

von Erhaltungsgrößen mit Symmetrien e<strong>in</strong>fach zu zeigen. Die zeitliche Änderung<br />

e<strong>in</strong>er Observablen des Operators  ergibt sich zu:<br />

∂A ∂<br />

∂<br />

∂<br />

= ψ Aˆ<br />

ψ = ψ Aˆ<br />

ψ + ψ Aˆ<br />

ψ . Aus der zeitabhängigen<br />

∂t<br />

∂t<br />

∂t<br />

∂t<br />

Schröd<strong>in</strong>gergleichung Hˆ<br />

∂<br />

∂ 1<br />

ψ = ih<br />

ψ erhält man für die Zeitableitung: = Hˆ<br />

.<br />

∂t<br />

∂t<br />

ih<br />

∂A<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Daraus erhält man: = Hˆ<br />

ψ Aˆ<br />

ψ + ψ Aˆ<br />

Hˆ<br />

ψ = ψ Aˆ<br />

Hˆ<br />

− Hˆ<br />

Aˆ<br />

ψ . Damit<br />

∂t<br />

ih<br />

ih<br />

ih<br />

ist die Observable A erhalten, wenn ihr Operator mit dem Hamiltonoperator<br />

vertauscht, also [ H ˆ , Aˆ<br />

] = 0 . Wie wir später sehen werden, vertauschen die<br />

Symmetrieoperationen mit dem Hamiltonoperator, woraus die Erhaltungsgrößen<br />

resultieren (siehe Abschnitt 4.2).

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