Vorlesung: Gruppentheorie in Molekül - KFU
Vorlesung: Gruppentheorie in Molekül - KFU
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P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 1<br />
<strong>Vorlesung</strong>:<br />
<strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und<br />
Festkörperphysik, 2std.<br />
P.Knoll<br />
Ziel der <strong>Vorlesung</strong> ist die Vermittlung wichtiger symmetriebezogener Zusammenhänge,<br />
welche zum Verständnis experimenteller Ergebnisse an <strong>Molekül</strong>en und Festkörpern<br />
notwendig s<strong>in</strong>d. Viele der beobachteten <strong>Molekül</strong>- und Festkörpereigenschaften können aus<br />
der Symmetrie der Atomanordnungen abgeschätzt werden. Die Bed<strong>in</strong>gungen für die<br />
experimentelle Bestimmung (symmetriebed<strong>in</strong>gte Auswahlregeln) von den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Komponenten der Eigenschaftsgrößen (elastische Konstanten, l<strong>in</strong>eare und nichtl<strong>in</strong>eare<br />
elektrische und optische Größen, Beobachtbarkeit von Phononen <strong>in</strong> der Spektroskopie etc.)<br />
können aus Symmetrieüberlegungen abgeleitet werden. Darüber h<strong>in</strong>aus erhalten oft<br />
komplexere physikalische Problemstellungen e<strong>in</strong>fachere Gestalt, wenn <strong>in</strong>nere Symmetrien<br />
ausgenutzt werden. Im Vordergrund der <strong>Vorlesung</strong> steht neben dem <strong>in</strong> der Numerik zwar<br />
e<strong>in</strong>fachen, sonst aber komplexen, mathematischen H<strong>in</strong>tergrund vor allem die praxisbezogene<br />
und anschauliche E<strong>in</strong>führung.<br />
Wahlvorlesung des 2. Studienabschnittes des Prüfungsfaches Experimentalphysik,<br />
Spezialvorlesung des 3. Studienabschnittes<br />
freies Wahlfach<br />
Voraussetzungen: Allgeme<strong>in</strong>e physikalische Ausbildung gemäß des 1.Studienabschnittes:<br />
Mo: 12.15 – 13.45 Uhr<br />
Sem<strong>in</strong>arraum 5.02 des Instituts für Experimentalphysik,<br />
Universitätsplatz 5,<br />
Zur <strong>Vorlesung</strong> gibt es e<strong>in</strong> umfangreiches Skriptum, Übungsbeispiele und verschiedene<br />
Arbeitsblätter und Tabellen.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 2<br />
Inhalt<br />
1. E<strong>in</strong>leitung: Symmetrien <strong>in</strong> Kultur und Wissenschaft 6<br />
1.1 Vorbemerkung 6<br />
1.2 Pr<strong>in</strong>zipien des naturwissenschaftlichen Verstehens (Erkenntnisgew<strong>in</strong>n) 6<br />
1.3 Der Begriff Symmetrie 7<br />
1.4 Verschiedene Formen der Symmetrie 12<br />
1.5 Symmetrien <strong>in</strong> den Naturwissenschaften 19<br />
2. Mathematische Grundlagen 22<br />
2.1 Elemente und Mengen 22<br />
2.2 Gruppeneigenschaften 22<br />
2.3 Vertauschbarkeit von Elementen 24<br />
2.4 Faktorgruppen, Vektorräume, Gruppenalgebren, Tensoren, etc. 25<br />
2.5 Abbildungen 28<br />
3. Punktsymmetrien: 31<br />
3.1 Symmetrieoperationen und Symmetrieelemente 31<br />
3.2 Punktsymmetriegruppen 32<br />
3.3 Bestimmung der Symmetriegruppe und Beispiele 39<br />
4. Mathematische Darstellung von Symmetriebeziehungen 43<br />
4.1 Zusammenhang Physik- Mathematik 43<br />
4.2 Symmetrien und Eigenschaften des Grundzustandes 44<br />
4.3 Charaktere von Matrixdarstellungen, reduzible und irreduzible Darstellungen,<br />
Charaktertafeln 46<br />
4.4 Auff<strong>in</strong>den G-<strong>in</strong>varianter Unterräume 49<br />
5. Beispiele: Anwendungen bei <strong>Molekül</strong>en 52<br />
5.1 Schw<strong>in</strong>gungsanalyse von H2O 52<br />
5.2 Klassifizierung elektronischer Niveaus mit Hilfe der Hückel-Methode 54<br />
5.3 Behandlung mehrdimensionaler irreduzibler Darstellungen an Hand von D3 55<br />
5.4 Schw<strong>in</strong>gungsanalyse von CHCl3 56<br />
5.5 Symmetriebed<strong>in</strong>gte Auswahlregeln für elektronische und vibronische Übergänge 60<br />
6. Translationssymmetrien und Raumgruppen 61<br />
6.1 Die Translationsgruppe 61<br />
6.2 wichtige Begriffe: 61<br />
6.3 Die Raumgruppen 65<br />
7. Faktorgruppenanalyse und Multiplikatorengruppe 77<br />
8. Beispiele: Anwendungen auf Festkörper 78<br />
8.1 Schw<strong>in</strong>gungsanalyse nach Lagesymmetrie des Hochtemperatursupraleiters<br />
YBa2Cu3O7 bzw. YBa2Cu3O6. 78<br />
9. Magnetische Raumgruppen, Doppelgruppen, Antisymmetrien, Zeitumkehr<br />
82<br />
10. wichtige Tabellen 83<br />
10.1 Charaktertafeln 83<br />
10.2 Korrelationstafeln 94<br />
10.3 Produkte von irreduziblen Darstellungen 98<br />
10.4 Lagesymmetrien (Wykofflagen) <strong>in</strong> den 230 Raumgruppen 100<br />
10.5 Irreduzible Darstellungen von Translationen für die verschiedenen Wykofflagen 106<br />
10.6 Irreduzible Darstellungen von Rotationen für die verschiedenen Wykofflagen 111
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 3<br />
11. Übungen 116<br />
12. Verzeichnis der Abbildungen 119<br />
13. Verzeichnis der Tafeln 119<br />
14. Verzeichnis der Def<strong>in</strong>itionen 119<br />
15. Verzeichnis der Sätze 121
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 4<br />
Literatur zur <strong>Vorlesung</strong>:<br />
Allgeme<strong>in</strong>:<br />
P.St<strong>in</strong>gl und K.Mathiak, <strong>Gruppentheorie</strong>,<br />
Vieweg Braunschweig (1980)<br />
G.Burns, Group Theory with Applications,<br />
Academic Press, London (1977)<br />
G.Burns and A.M.Glazer, Space groups for Solid State Scientists,<br />
Academic Press, San Francisco - New York - London (1978)<br />
Poulet/Mathieu, Vibration Spectra and Symmetry of Crystals,<br />
Gordon and Breach, New York - London - Paris (1976)<br />
Speziell Kapitel 1:<br />
Carol<strong>in</strong>e H.Macgillavry<br />
"Symmetry aspects of M.C.Escher's periodic draw<strong>in</strong>gs"<br />
2.Auflage, Published for the International Union of Crystallography by Bohn, Scheltema &<br />
Holkeman, Utrecht (1976), ISBN 9031301841<br />
Hermann Weyl<br />
"Symmetrie"<br />
Birkhäuser Verlag Basel, Stuttgart<br />
deutsche Übersetzung von 'Symmetry', Pr<strong>in</strong>cton University Press (1952)<br />
Henn<strong>in</strong>g Genz<br />
"Symmetrie - Bauplan der Natur"<br />
Piper -München - Zürich, ISBN 3-492-3107-2<br />
Klaus Ma<strong>in</strong>zer<br />
"Symmetrien der Natur"<br />
de Gruyter (1988) ISBN 3-11-011507-7<br />
Speziell für Festkörper und magnetische Symmetrien:<br />
M. Lax<br />
“Symmetry Pr<strong>in</strong>ciples <strong>in</strong> solids and molecular physics“<br />
Wiley-Interscience Publication, New York (1974)<br />
W. Opechowski<br />
“Crystallographic and Metacrystallographic Groups“<br />
North-Holland Physics Publish<strong>in</strong>g, ISBN 0-444-86955-7<br />
D.L.Rousseau, R.P.Bauman and S.P.S.Porto<br />
"Normal mode determ<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> crystals", J.Raman Spec. Vol.10, 255 (1981)
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 5<br />
Erläuterungen zu den verwendeten Symbolen<br />
Der Text ist möglichst knapp und prägnant gehalten und bedient sich daher e<strong>in</strong>er genaueren<br />
mathematischen Sprache, welche zur Abkürzung mit Symbolen unterstützt ist. Auch im<br />
normalen Text ist bereits auf die genaue Bedeutung der Worte zu achten. So heißt z.B. „..<br />
jedem Element wird genau e<strong>in</strong> anderes zugeordnet...“, dass E<strong>in</strong>deutigkeit vorliegt, also <strong>in</strong><br />
beiden Richtungen nur jeweils e<strong>in</strong> Element e<strong>in</strong>ander zugeordnet ist. Im Gegensatz dazu heißt<br />
„...jedem Element wird e<strong>in</strong> anderes zugeordnet...“, dass jedem Element zwar nur e<strong>in</strong> anderes<br />
Element zugeordnet wird, aber dass durchaus zwei verschiedenen Elementen das gleiche<br />
andere Element zugeordnet se<strong>in</strong> kann. Dieser kle<strong>in</strong>e Unterschied wird nur durch das Wort<br />
„genau“ zum Ausdruck gebracht. Ebenso werden e<strong>in</strong>e Reihe von Symbolen zur sprachlichen<br />
Abkürzung gebraucht, von denen e<strong>in</strong>ige hier kurz aufgelistet und erklärt werden sollen:<br />
∀ für alle<br />
∈ ist Element von<br />
∉ ist ke<strong>in</strong> Element von<br />
⊂ ist Teilmenge<br />
⊄ ist ke<strong>in</strong>e Teilmenge<br />
< ist Untergruppe<br />
∪ Vere<strong>in</strong>igung<br />
∩ Durchschnitt (nimmt nur geme<strong>in</strong>same Elemente)<br />
δij<br />
Kronecker delta<br />
∋ derart dass (mit der Eigenschaft)<br />
∃ es existiert (im S<strong>in</strong>ne von: es existiert m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es)<br />
⇒ daraus folgt<br />
~ ist ähnlich (Äquivalenzrelation)<br />
{} Menge<br />
M → G M wird auf G abgebildet<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus haben sich noch e<strong>in</strong>ige andere Schreibweisen zur Abkürzung etabliert. So<br />
heißt zum Beispiel: { z ∈ G|z * a = a * z ∀ a ∈ G }: Die Menge der Elemente z aus G für die<br />
gilt, dass z mal a gleich a mal z ist, für alle a aus G.<br />
Zur leichteren Kenntlichmachung wurden Symbole fett gedruckt, wenn hervorgehoben<br />
werden soll, dass sie Objekte bezeichnen, die Elemente e<strong>in</strong>es Vektorraumes s<strong>in</strong>d, h<strong>in</strong>gegen<br />
kursiv gedruckt wurde, wenn hervorgehoben werden soll, dass sie Objekte bezeichnen, die als<br />
l<strong>in</strong>eare Operatoren wirken. Die Bedeutung von vielen weiteren Symbolen und Schreibweisen,<br />
welche ebenfalls im Text verwendet werden, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den entsprechenden Def<strong>in</strong>itionen der<br />
Begriffe e<strong>in</strong>geführt und erklärt.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 6<br />
1.1 Vorbemerkung<br />
1. E<strong>in</strong>leitung: Symmetrien <strong>in</strong> Kultur und Wissenschaft<br />
Das folgende Skriptum stellt Arbeitsunterlagen zur <strong>Vorlesung</strong> dar, und soll als Erleichterung<br />
bei der Konsumierung des <strong>Vorlesung</strong>sstoffes dienen. Es stellt ke<strong>in</strong>en Anspruch auf<br />
Vollständigkeit und auch nicht auf selbstständige didaktische Aufarbeitung. Demnach s<strong>in</strong>d<br />
wohl alle wichtigen Def<strong>in</strong>itionen und Sätze enthalten, aber kaum Beweise und Beispiele. Der<br />
verb<strong>in</strong>dende Text ist auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum gehalten, teilweise, wie z.B. bei der Behandlung der<br />
mathematischen Grundlagen, ist oft der Inhalt alle<strong>in</strong>e durch die Abfolge von Def<strong>in</strong>itionen und<br />
Sätzen bereits e<strong>in</strong>deutig festgelegt. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>zelnen Stellen dann entsprechende<br />
Bemerkungen h<strong>in</strong>zugefügt, um komplexe Zusammenhänge leichter verständlich zu machen.<br />
Demnach ist dieses Skriptum so zu verstehen, dass es die Mitschrift teilweise ersetzt und<br />
komplexere mathematische Zusammenhänge korrekt darstellt. Andererseits verzichtet das<br />
Skriptum, im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em Lehrbuch, auf e<strong>in</strong>e anschauliche, didaktische Darstellung,<br />
was nur mit viel Text mühsam erreichbar wäre, und was <strong>in</strong> der <strong>Vorlesung</strong> mündlich und<br />
graphisch mit Skizzen viel leichter und effizienter durchführbar ist. Je nach der Eigenheit des<br />
Stoffes empfiehlt sich, bereits vor der <strong>Vorlesung</strong> den Stoff im Skriptum zu lesen und sich<br />
über die Begriffe und Zusammenhänge Gedanken zu machen, um dann <strong>in</strong> der <strong>Vorlesung</strong><br />
gezielte Fragen zum Verständnis stellen zu können. Dies ist bei allen abstrakten und<br />
komplexeren Zusammenhänge der Mathematik (Kapitel 2 und 4) empfehlenswert. Andere<br />
Kapitel (wie z.B. das 1. oder das 3.) s<strong>in</strong>d im Skriptum eher für das Nachlesen und Verarbeiten<br />
des <strong>Vorlesung</strong>sstoffes geeignet. Wichtig s<strong>in</strong>d vor allem auch die Übungen, da der Stoff erst<br />
bei selbstständiger Beschäftigung wirklich verarbeitet und verstanden werden kann.<br />
1.2 Pr<strong>in</strong>zipien des naturwissenschaftlichen Verstehens (Erkenntnisgew<strong>in</strong>n)<br />
Am Anfang stehen die Beobachtungen (Wahrnehmungen). Man versucht, diese auf e<strong>in</strong>er<br />
höheren Abstraktionsebene zue<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Beziehung zu setzen, Querverb<strong>in</strong>dungen zu<br />
schaffen. All diese Querverb<strong>in</strong>dungen werden letztlich zu e<strong>in</strong>em Modell zusammengefasst,<br />
welches auch als Konsequenz Vorhersagen für neue Beobachtungen (und neue<br />
Querverb<strong>in</strong>dungen) liefert. Diese können dann durch gezielte Beobachtungen verifiziert oder<br />
falsifiziert werden. Viele kle<strong>in</strong>ere Modelle können durch höhere Querverb<strong>in</strong>dungen zu<br />
übergreifenden Modellen verbunden werden, wobei man sich meist zu immer höheren<br />
Abstraktionsstufen (bezogen auf die Ebene der unmittelbaren Beobachtung) entfernt.<br />
Entscheidende Voraussetzung für e<strong>in</strong> Modell ist se<strong>in</strong>e logische Widerspruchsfreiheit. Das<br />
naturwissenschaftliche System be<strong>in</strong>haltet, dass e<strong>in</strong> Modell nie bewiesen, aber durch<br />
Beobachtungen falsifiziert werden kann.<br />
Um möglichst hohe logische Widerspruchsfreiheit zu erreichen, versucht man die meisten<br />
Beobachtungen und ihre Querverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> die Mathematik abzubilden, um dort basierend<br />
auf der formalen Logik, möglichst axiomatisch das Modell aufzubauen. Dies reflektiert auch<br />
der formale Aufbau dieses Skriptums wieder, welches aus Def<strong>in</strong>itionen (Axiome, können<br />
nicht bewiesen werden) und Sätzen (Konsequenzen und logische Verknüpfungen der Axiome,<br />
müssen bewiesen werden) besteht.<br />
Die heutige Behandlung der Symmetrien (zum Beispiel mit Hilfe der <strong>Gruppentheorie</strong>) ist e<strong>in</strong><br />
Beispiel dieser naturwissenschaftlichen Vorgangsweise, welche durch die recht starke<br />
Abgrenzung des Begriffes Symmetrie (wie er hier verstanden werden soll) <strong>in</strong> recht e<strong>in</strong>facher
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 7<br />
Weise aufgezeigt werden kann. Symmetrien wurden schon immer als Hilfsmittel des<br />
Verstehens verwendet und be<strong>in</strong>halten zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachster Form die starke Trennung<br />
zwischen Gleichem und Gegensätzlichem.<br />
1.3 Der Begriff Symmetrie<br />
Er stammt aus dem Griechischen: „συµ“ und „µετροσ“ was soviel wie „mit Maß“ oder<br />
„wohlproportioniert“ heißen soll. Was genau darunter verstanden wird, hat sich mit der Zeit<br />
geändert. Auch heute hat der Begriff <strong>in</strong> Kunst, Kultur, Sprachgebrauch und<br />
Naturwissenschaften unterschiedliche Bedeutung.<br />
Wie schon sehr früh versucht wurde, durch Symmetrie das Leben zu verstehen, zu ordnen<br />
bzw. zu Entscheidungen zu gelangen, zeigen Rituale und Kultgegenstände früher Kulturen.<br />
Motiviert war dies wahrsche<strong>in</strong>lich durch die regelmäßig ablaufenden Naturereignisse (wie<br />
z.B. Tag-Nacht, Jahreszeiten, Sternbilder, Periode der Säugetiere, etc.) mit denen man<br />
möglichst <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang se<strong>in</strong> musste um zu überleben. Zusammen mit der Fähigkeit des Sehens<br />
Muster zu erkennen, entwickelte sich wohl die auf geometrischen Figuren aufbauenden Bilder<br />
von Naturvölkern.<br />
Abb. 1.1: Sandgemälde der Regenbogenkultur der Navajo Indianer
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 8<br />
Dies sieht man z.B. <strong>in</strong> Abb. 1.1 bei den Sandgemälden der Regenbogenkultur der Navajos<br />
(Nordamerika), welche ihr „Weltbild“ als wörtlich verstandenes Gemälde wiedergeben.<br />
Hergestellt aus verschiedenfarbigem Sand, Maismehl, Pflanzenpollen und Blütenblättern<br />
zeigt es die Wichtigkeit von Wasser und Licht <strong>in</strong> Form des Regenbogens. Das mittlere<br />
Quadrat symbolisiert die Quelle alles Lebens, das Wasser, und ist an den Kanten jeweils von<br />
vier Regenbogenstreifen entsprechend der vier Himmelsrichtungen umgeben. Jeder dieser<br />
Regenbogenstreifen besitzt e<strong>in</strong>en Kopf, entweder eckig (weiblich) oder rund (männlich).<br />
Umschlossen wird das Gemälde von e<strong>in</strong>em kreisförmigen Regenbogen, welcher die<br />
Beschützer<strong>in</strong> der Navajos, die Regengött<strong>in</strong> symbolisiert. Außerdem s<strong>in</strong>d zwei Fliegen als<br />
Wächter oder Boten abgebildet.<br />
Abb. 1.2: aztekische Weltkarte<br />
Ganz ähnlich ist die aztekische Weltkarte (Mexiko) ausgeführt, die <strong>in</strong> Abb. 1.2 gezeigt ist.<br />
Die Karte entspricht eher e<strong>in</strong>em Kalender, <strong>in</strong> dem die 260 Tage (5•52, nach 5 Weltgegenden)<br />
<strong>in</strong> Vierteln (4•5•13) aufgeteilt s<strong>in</strong>d (entsprechend e<strong>in</strong>er 13tägigen Woche und vier<br />
Jahreszeiten zu je 5 Wochen). In den Bildnissen geht es jedoch etwas weniger friedfertig als<br />
bei den Navajos zu. So steht im Mittelpunkt der Feuergott Xiuhtecutli, der von vier Seiten<br />
Ströme aus Blut empfängt. Die Darstellung entspricht e<strong>in</strong>em Kultplatz, auf dem e<strong>in</strong><br />
Menschenopfer zerstückelt wurde und die Leichenteile <strong>in</strong> alle Himmelsrichtungen<br />
ausgebreitet wurden. Insgesamt s<strong>in</strong>d neun Gottheiten (entsprechend den 9 Nachtstunden)
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 9<br />
dargestellt. Die noch fehlenden acht s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Paaren gruppiert und nach den W<strong>in</strong>drichtungen<br />
angeordnet: im Norden Iztli (der Opfermessergott) und Piltz<strong>in</strong>tecutli (e<strong>in</strong>e Nebenform des<br />
Sonnengottes), im Osten C<strong>in</strong>teotl (Maisgott) und Mictlantecutli (Totengott), im Süden<br />
Chalchiuhtlicue (Wassergött<strong>in</strong>) und Tlazolteotl (Erd- und Mondgött<strong>in</strong>), im Westen<br />
Tepeyollotli (Erdgott) und Tlaloc (Regengott).<br />
E<strong>in</strong> weiteres Beispiel, f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> der Kultur der J<strong>in</strong>a aus <strong>in</strong>dischem E<strong>in</strong>flussgebiet.<br />
In ihrem Weltbild errichten die Götter jedem J<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> sogenanntes Samavasarana, <strong>in</strong> deren<br />
Mittelpunkt der J<strong>in</strong>a sitzt und meditiert. Die J<strong>in</strong>as haben ihr Weltbild, Kalpasutra, <strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>iaturen wiedergegeben, welche erst ab dem 15. Jahrhundert e<strong>in</strong>deutig belegt s<strong>in</strong>d. Im<br />
Orig<strong>in</strong>al des Samavasarana umgeben drei R<strong>in</strong>gmauern den runden oder quadratischen<br />
Zentralplatz. Die Mauern haben jeweils vier Tore entsprechend der Himmelsrichtungen.<br />
Abb. 1.3: Scricakra (<strong>in</strong>dische Kabbalistik)<br />
Viele Beispiele f<strong>in</strong>det man dafür, dass symmetrische und geometrische Anordnungen nicht<br />
nur zur Illustration des gesamten Lebensgefühles bzw. Weltbildes <strong>in</strong>tuitiv verwendet wurden,<br />
sondern ganz gezielt zu Erkenntnisgew<strong>in</strong>n und als Entscheidungshilfe e<strong>in</strong>gesetzt wurden. E<strong>in</strong><br />
Beispiel dafür zeigt Abb. 1.3 aus der <strong>in</strong>dischen Kabbalistik (Zuordnung von Buchstaben,<br />
Wörtern). Im Scricakra ist das Zentrum (Meru) aus 43 Dreiecken gebildet, welche von 12 und<br />
8 blättrigen Lotusblüten umgeben s<strong>in</strong>d. Die Zuordnung von Lebensfragen und<br />
Lebensantworten erfolgte e<strong>in</strong>erseits an den Lotusblüten, aber auch bei den Dreiecken, deren<br />
drei Seiten verschiedene Silben, aber auch die Dreiheit von Denken-Stimme-Körper oder die<br />
drei verschiedenen Lichter, Sonne, Mond und Feuer darstellen konnten. Die
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 10<br />
Entscheidungsf<strong>in</strong>dung selbst war durch das Aufe<strong>in</strong>andertreffen von den Spitzen der Dreiecke<br />
mit den Lotusblüten durch e<strong>in</strong>e große Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeit charakterisiert.<br />
Bereits sehr früh wurden auch detaillierte Naturvorstellungen mit geometrischen<br />
Anwendungen verbunden. Im „Buch der Wandlungen“ (I. Ch<strong>in</strong>g, 8. Jhdt. v. Chr.) werden<br />
bereits vier naturphilosophische Gegensatzpaare von Kräften und Elementen beschrieben,<br />
welche durch acht spiegelungssymmetrisch angeordnete Trigramme symbolisiert werden<br />
(Abb. 1.4). Dies ist auch <strong>in</strong> Münzform erhalten. Kennzeichnend ist hier bereits die<br />
Konzentration auf das Gegensätzliche, das Y<strong>in</strong> und Yang, wie es dann z.B. <strong>in</strong> Abb. 1.9<br />
genauer dargestellt ist. Hier ist es das Gegensätzliche durch die Gegenüberstellung der<br />
Begriffe, wie z.B. Feuer - Wasser, und die Gegensätzlichkeit der Symbolik, durchgezogene<br />
L<strong>in</strong>ie - gebrochene L<strong>in</strong>ie.<br />
Abb. 1.4: ch<strong>in</strong>esische Naturphilosophie (Buch der Wandlungen)<br />
E<strong>in</strong> recht spätes Beispiel aus dem Mittelalter soll illustrieren, dass auch <strong>in</strong> unserem<br />
Kulturkreis bis vor kurzem kabbalistische Spekulationen mit Symmetrien stattgefunden haben<br />
und damit nicht nur der Mystik ferner Frühkulturen vorbehalten ist. In Abb. 1.5 ist die „Ars<br />
magna“ des von Leibnitz sehr geschätzten katalanischen Philosophen Raimundus Lullus<br />
gezeigt.<br />
Die ch<strong>in</strong>esische Kultur verwendet die Symmetrien <strong>in</strong> ihrer eigenen Art des Y<strong>in</strong> und Yang, wie<br />
wir sie schon <strong>in</strong> Abb. 1.4 zur Beschreibung der Natur vorgefunden haben. Nach e<strong>in</strong>er späteren<br />
Deutung <strong>in</strong> der „großen Abhandlung“ (Ta Chuan) gehen diese Symbole auf die Dualität von<br />
Licht und Dunkel zurück. Auch <strong>in</strong> der ch<strong>in</strong>esischen Kultur werden diese Symbole und<br />
Symmetrien für Erkenntnisgew<strong>in</strong>n und Entscheidungshilfen e<strong>in</strong>gesetzt. Dies kommt am<br />
besten <strong>in</strong> den Wen-Ordnungen zum Ausdruck, von denen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Kreis- und<br />
Quadratdarstellung (Fu-Hsi-Ordnung) <strong>in</strong> Abb. 1.6 gezeigt ist. Die Pfeile zeigen an, <strong>in</strong> welcher<br />
Richtung die Wen-Ordnung zu lesen ist.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 11<br />
Abb. 1.5: “Ars magna“ von Raimundus Lullus, Spätmittelalter<br />
Abb. 1.6: Fu-Hsi-Ordnung (Wen-Ordnung)
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 12<br />
1.4 Verschiedene Formen der Symmetrie<br />
Def. 1.1: Isometrie<br />
Isometrie ist die räumliche und/oder zeitliche Wiederholung gleicher (identischer)<br />
Elemente (ισοσ = gleich im S<strong>in</strong>ne von identisch)<br />
Abb. 1.7: Verschiedene Ornamente mit Isometrie<br />
Bemerkung: Isometrie besteht aus Translationssymmetrie (ähnlich wie der Aufbau des<br />
Festkörpers). Bei den Ornamenten (e<strong>in</strong>dimensionale Translationsgruppe) können<br />
die Translationen mit weiteren Symmetrieoperationen komb<strong>in</strong>iert werden. Dies<br />
führt zu den 7 verschiedenen Friesgruppen (entspricht den Raumgruppen beim<br />
Festkörper). In Abb. 1.7 s<strong>in</strong>d diese Friesgruppen dargestellt: 1) re<strong>in</strong>e Translation<br />
um Translationsvektor a, 2) Translation und Spiegelung um Längsachse, 3)<br />
Translation und Spiegelung um Querachse, 4) Translation und Inversion<br />
(Drehung um 180°), 5) Komb<strong>in</strong>ation der Friesgruppen 1, 2, 3 und 4, 6)<br />
Translation und Gleitspiegelung, 7) Komb<strong>in</strong>ation der Friesgruppen 3, 4 und 6.<br />
Def. 1.2: Homöometrie<br />
Homöometrie ist die räumliche und/oder zeitliche Wiederholung gleichartiger<br />
(ähnlicher) Elemente (οµεοσ = gleichartig)
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 13<br />
Abb. 1.8: Homöometrie<br />
Def. 1.3: Antisymmetrie<br />
Die Antisymmetrie ist die Anordnung von gegensätzlichen Elementen, Art von<br />
Gegensymmetrie, Umkehrsymmetrie oder Schwarz-Weiß-Symmetrie. (jedoch nicht<br />
asymmetrisch) (Bsp. Antiferromagnetismus)<br />
Diese Antisymmetrie kommt am besten im Y<strong>in</strong>-Yang Symbol (Abb. 1.9) zum Ausdruck, da<br />
die ch<strong>in</strong>esische Philosophie besonders auf den Gegensätzen aufbaut.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 14<br />
Abb. 1.9. Y<strong>in</strong>-Yang-Symbol<br />
E<strong>in</strong>e Erweiterung <strong>in</strong> der Beschreibung von Gegensätzen erhält man, wenn man mehr als nur<br />
zwei Zustände (schwarz, weiss) zulässt.<br />
Def. 1.4: Farbsymmetrie<br />
Die Farbsymmetrie stellt die Erweiterung der Antisymmetrie auf mehr als nur +1, -<br />
1 Zustände dar. (Beispiele: Quarkmodelle)<br />
Beispiele für die Farbsymmetrie geben die Bekannten Bilder von Escher. In Abb. 1.10 s<strong>in</strong>d<br />
"die Fische" gezeigt. Man sieht, dass durch Drehungen um jeweils 90° der weiße Fisch <strong>in</strong><br />
den braunen, <strong>in</strong> den Roten und dann <strong>in</strong> den blauen übergeht. (Gegenuhrzeigers<strong>in</strong>n). Es liegt<br />
also e<strong>in</strong>e 4-zählige Drehsymmetrie vor (4-malige Drehung um 90° ergibt wieder die<br />
Ausgangsposition), wenn gleichzeitig der Zustand (Farbe) entsprechend geändert wird.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 15<br />
Abb. 1.10: Farbsymmetrie der Fische (Escher)<br />
In der Kunst war man schon früh bestrebt, Regeln für Wohlproportioniertheit e<strong>in</strong>zuführen.<br />
Der „goldene Schnitt“ wurde dabei auch für besondere Wohlproportioniertheit bei der<br />
Darstellung des menschlichen Körpers verwendet. Dies kommt zum Beispiel bei der<br />
berühmten Darstellung von Leonardo da V<strong>in</strong>ci (Abb. 1.11) zum Ausdruck. Der goldene<br />
Schnitt ergibt sich bei vielen geometrischen Figuren. Z.B. erhält man ihn aus dem<br />
Teilverhältnis der Diagonalen des regelmäßigen Fünfeckes, oder aus dem Verhältnis<br />
Kantenlänge des über dem Durchmesser e<strong>in</strong>es Kreises e<strong>in</strong>geschriebenen Quadrates (Quadrat<br />
über A,B <strong>in</strong> Abb. 1.11) zum Rechteck mit e<strong>in</strong>er Kantenlänge gleich dem des e<strong>in</strong>geschriebenen<br />
Quadrates und der anderen Kantenlänge gleich der halben Differenz von Kreisdurchmesser<br />
und Quadratkantenlänge (Strecke CA oder BD <strong>in</strong> Abb. 1.11). Das Verhältnis τ = AB/CA<br />
entspricht dem Goldenen Schnitt und ist: τ = 0.5(1+√5) = 1,618..... E<strong>in</strong>en analytischen<br />
Ausdruck für τ bekommt man auch, wenn man e<strong>in</strong>e Strecke a so auf e<strong>in</strong>e Länge x teilt, dass<br />
die Fläche des Quadrates über x gleich der Fläche des Rechteckes gebildet aus a-x und a ist.<br />
Also: x 2 =a(a-x) und a/x = τ. Daraus folgt, dass τ = 0.5(1±√5) ist.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 16<br />
Abb. 1.11: Darstellung des menschlichen Körpers nach dem goldenen Schnitt.<br />
Def. 1.5: Asymmetrie<br />
Die Asymmetrie stellt e<strong>in</strong>e Symmetriebrechung dar; es liegen ke<strong>in</strong>e Symmetrien<br />
vor.<br />
In der belebten Natur, s<strong>in</strong>d meist nie irgendwelche Symmetrien vollständig gegeben. Diese<br />
ger<strong>in</strong>gen Abweichungen machen aber meist den Reiz oder Spannung aus (Nachempfunden <strong>in</strong><br />
der Kunst). Daran ist sogar der Schönheitsbegriff gebunden, wie es z.B. das als schlechth<strong>in</strong><br />
geltende Schönheitsideal, die Abbildung der Aphrodite (Abb. 1.12), verkörpert. Der<br />
besondere Reiz geht hier vor allem von den kle<strong>in</strong>en Abweichungen der Proportionen vom<br />
goldenen Schnitt aus. Symmetriebrechung macht überhaupt erst die Evolution und<br />
Entwicklung des Lebens möglich (Abb. 1.13), im Gegensatz zu starrer Kopie (Klonen).<br />
Abbildungen aus der Natur (Abb. 1.14) belegen, dass zwar stark symmetrische Formen<br />
ausgebildet s<strong>in</strong>d, aber doch ke<strong>in</strong>e Symmetrien im mathematischen S<strong>in</strong>ne vorliegen.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 17<br />
Abb. 1.12: Darstellung der Aphrodite mit Abweichungen der Proportionen vom goldenen<br />
Schnitt
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 18<br />
Abb. 1.13: Symmetriebrechung <strong>in</strong> der Duplizierung der DNS (Mutationen)<br />
Abb. 1.14: Verschiedene Beispiele aus „stark“ symmetrischen Formen <strong>in</strong> der Natur<br />
(s<strong>in</strong>d aber im mathematischen S<strong>in</strong>n asymmetrisch)
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 19<br />
1.5 Symmetrien <strong>in</strong> den Naturwissenschaften<br />
In den Naturwissenschaften war schon immer das Bestreben gegeben, durch Symmetrien zu<br />
Verständnis zu gelangen. Dies war z.B. bei Platon mit den 5 Platonischen Körpern (Abb.<br />
1.15) zur Charakterisierung von Feuer (Tetraeder), Erde (Würfel), Luft (Oktaeder), Wasser<br />
(Ikosaeder) und des Universums (Dodekaeder) zu erkennen.<br />
Abb. 1.15: Die 5 platonischen Körper (Tetraeder, Würfel, Oktaeder, Ikosaeder,<br />
Dodekaeder)<br />
Diese regelmäßigen Körper im 3-dimensionalen Raum gehen auf Theaitetos zurück. Er<br />
zeigte, dass dies die e<strong>in</strong>zigen Körper s<strong>in</strong>d, deren Begrenzungsflächen aus den gleichen<br />
regelmäßigen Vielecken (Dreieck, Quadrat, Fünfeck) aufgebaut s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>e Erweiterung dieser Körper bekommt man, wenn man die strikten Bed<strong>in</strong>gungen der<br />
gleichen Begrenzungsflächen aufhebt und verschiedene regelmäßige Vielecke zulässt. Man<br />
erhält die zusätzlichen 13 archimedischen Körper. E<strong>in</strong>er dieser archimedischen Körper<br />
entspricht der Struktur der <strong>in</strong> letzter Zeit stark diskutierten Fullerene, welche aus 5 und 6-<br />
Ecken aufgebaut s<strong>in</strong>d. Die Bezeichnung geht auf den Architekten Buckm<strong>in</strong>ster Fuller zurück,<br />
der solche Konstruktionen, welche heute oft als Kunststoffabdeckungen von Radarschirmen<br />
zu sehen s<strong>in</strong>d, verwendete. In Abb. 1.16 ist das "bucky ball" C60 gezeigt, welches aus 60<br />
Kohlenstoffatomen angeordnet <strong>in</strong> regelmäßigen 6- und 5-Ecken aufgebaut ist.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 20<br />
Abb. 1.16: Das Fulleren C60<br />
Auch Kepler versuchte mit Hilfe von Symmetrien und dem Ine<strong>in</strong>anderschachteln von den<br />
regelmäßigen Körpern Abb. 1.17 Erkenntnis zu gew<strong>in</strong>nen und wollte die Daten von den<br />
Umlaufbahnen der Planeten aus den geometrischen Körpern ableiten.<br />
Abb. 1.17: Das Keplermodell
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 21<br />
Auch <strong>in</strong> neuerer Zeit werden Symmetrien benützt, um Modelle zu vere<strong>in</strong>fachen oder Theorien<br />
zu vere<strong>in</strong>heitlichen (Supersymmetrien, Vere<strong>in</strong>heitlichung schwache und elektromagnetische<br />
Wechselwirkung). Unsere heutige physikalische Denkweise ist ebenfalls stark durch<br />
Symmetrien geprägt, wie z. B. im sehr grundlegenden Noether-Theorem zum Ausdruck<br />
kommt, welches Symmetrien mit Erhaltungssätzen verb<strong>in</strong>det.<br />
Satz 1.1: Noether-Theorem<br />
Wenn die Variation δW e<strong>in</strong>es Integrals W Null ist, und wenn diese Variation<br />
<strong>in</strong>variant gegenüber der kont<strong>in</strong>uierlichen Transformation mit ρ Parametern ist<br />
(Gruppe Gρ), dann gibt es genau ρ Erhaltungssätze.<br />
Beweis: Es war die herausragende Leistung von Emmy Noether (1882-1935), e<strong>in</strong>e der<br />
ersten Frauen, welchen e<strong>in</strong>e akademische Laufbahn möglich war, diesen Satz<br />
allgeme<strong>in</strong> mathematisch zu zeigen. Hier soll darauf verzichtet werden, da dies die<br />
höhere Mathematik der Lie-Gruppen voraussetzt. Aber basierend auf e<strong>in</strong>igen<br />
Kenntnissen der klassischen Physik, kann er für e<strong>in</strong>ige spezielle Fälle gezeigt<br />
werden. So folgt z.B. gleich direkt aus der Hamilton'schen Mechanik, dass die<br />
zeitliche Änderung des generalisierten Impulses durch die Änderung der<br />
Gesamtenergie (Hamiltonfunktion) nach der zugehörigen generalisierten<br />
∂H<br />
Koord<strong>in</strong>ate gegeben ist, also: p&<br />
= − . Die geforderte allgeme<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung des<br />
∂q<br />
naturwissenschaftlichen Pr<strong>in</strong>zips, dass jedes Experiment unabhängig vom Ort se<strong>in</strong><br />
muss (Homogenität des Raumes), heißt, dass die Hamiltonfunktion unabhängig<br />
vom gewählten Koord<strong>in</strong>atenursprung se<strong>in</strong> muss, also e<strong>in</strong>e generalisierte Koord<strong>in</strong>ate<br />
q gibt, welche die Lage des Ursprungs bezeichnet. Der dazu generalisierte Impuls<br />
ist der Gesamtimpuls des Systems, welcher sich nicht ändern darf und erhalten<br />
∂H<br />
bleibt. Ebenso erhält man die Erhaltung der Gesamtenergie = 0 , da die<br />
∂t<br />
Hamiltonfunktion unabhängig vom gewählten Zeitpunkt ist, oder die<br />
Drehimpulserhaltung, da die Hamiltonfunktion <strong>in</strong>variant gegenüber der Richtung<br />
des Raumes ist (Isotropie). In dieser Betrachtung ist nicht unmittelbar e<strong>in</strong>sichtig,<br />
warum Satz 1.1 so kompliziert formuliert ist. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass<br />
wir hier bereits die Erkenntnisse des Hamiltonformalismus verwendet haben,<br />
welcher selbst komplizierte mathematische Voraussetzungen (Variationspr<strong>in</strong>zip,<br />
etc.) be<strong>in</strong>haltet.<br />
In der Quantenmechanik ist noch viel unmittelbarer der allgeme<strong>in</strong>e Zusammenhang<br />
von Erhaltungsgrößen mit Symmetrien e<strong>in</strong>fach zu zeigen. Die zeitliche Änderung<br />
e<strong>in</strong>er Observablen des Operators  ergibt sich zu:<br />
∂A ∂<br />
∂<br />
∂<br />
= ψ Aˆ<br />
ψ = ψ Aˆ<br />
ψ + ψ Aˆ<br />
ψ . Aus der zeitabhängigen<br />
∂t<br />
∂t<br />
∂t<br />
∂t<br />
Schröd<strong>in</strong>gergleichung Hˆ<br />
∂<br />
∂ 1<br />
ψ = ih<br />
ψ erhält man für die Zeitableitung: = Hˆ<br />
.<br />
∂t<br />
∂t<br />
ih<br />
∂A<br />
1<br />
1<br />
1<br />
Daraus erhält man: = Hˆ<br />
ψ Aˆ<br />
ψ + ψ Aˆ<br />
Hˆ<br />
ψ = ψ Aˆ<br />
Hˆ<br />
− Hˆ<br />
Aˆ<br />
ψ . Damit<br />
∂t<br />
ih<br />
ih<br />
ih<br />
ist die Observable A erhalten, wenn ihr Operator mit dem Hamiltonoperator<br />
vertauscht, also [ H ˆ , Aˆ<br />
] = 0 . Wie wir später sehen werden, vertauschen die<br />
Symmetrieoperationen mit dem Hamiltonoperator, woraus die Erhaltungsgrößen<br />
resultieren (siehe Abschnitt 4.2).
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 22<br />
2. Mathematische Grundlagen<br />
In diesem Kapitel werden die wichtigsten e<strong>in</strong>fachen mathematischen Begriffe und ihre<br />
Zusammenhänge gebracht. Entsprechend e<strong>in</strong>es konsequenten logischen Aufbaues gliedert<br />
sich daher der Text <strong>in</strong> Def<strong>in</strong>itionen, welche den Begriff e<strong>in</strong>deutig beschreiben, <strong>in</strong> Sätzen,<br />
welche die Zusammenhänge zwischen den Begriffen darstellen und beweisbar s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong><br />
ergänzenden Bemerkungen, welche das Verständnis vertiefen sollten.<br />
2.1 Elemente und Mengen<br />
Def. 2.1: Elemente<br />
Elemente s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig identifizierbare Objekte.<br />
Def. 2.2: Menge<br />
E<strong>in</strong>e Menge ist die Ansammlung von Elementen.<br />
Bemerkung: Diese Def<strong>in</strong>itionen können iterativ angewendet zu beliebiger Abstraktionsstufe<br />
führen. Jede Menge kann wieder Element e<strong>in</strong>er neuen Menge se<strong>in</strong>, usw.<br />
Def. 2.3: Teilmenge<br />
Die Ansammlung nur e<strong>in</strong>es Teiles der Elemente e<strong>in</strong>er größeren Gesamtmenge wird<br />
Teilmenge bezeichnet.<br />
Def. 2.4: Verknüpfung<br />
Die Verknüpfung def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Zuordnung von 2 Elementen a,b zu<br />
e<strong>in</strong>em dritten Element c. Man schreibt auch: a • b = c mit a, b, c ∈ M.<br />
Die Verknüpfung kann auch als Abbildung: (M × M) --> M verstanden werden.<br />
Bemerkung: Unter e<strong>in</strong>er Verknüpfung oder Abbildung versteht man die e<strong>in</strong>deutige<br />
Zuordnung e<strong>in</strong>es Paares a,b zu e<strong>in</strong>em Element c. Es kann daher nicht gleichzeitig a<br />
• b = c und a • b = d mit c ≠ d se<strong>in</strong>. Unter Wohldef<strong>in</strong>iertheit der Verknüpfung oder<br />
Abbildung versteht man, dass das Ergebnis wieder <strong>in</strong> der Menge liegen muss, auf<br />
welche die Verknüpfung oder Abbildung def<strong>in</strong>iert ist.<br />
2.2 Gruppeneigenschaften<br />
Def. 2.5: Gruppe<br />
Als Gruppe G = {M, •} wird e<strong>in</strong>e Menge M mit Verknüpfung • mit folgenden<br />
Eigenschaften bezeichnet:<br />
1. Abgeschlossenheit (nur bei Untergruppen bzw. bei nicht Wohldef<strong>in</strong>iertheit der<br />
Verknüpfung notwendigerweise nachzuweisen)<br />
2. assoziatives Gesetz (a • b) • c = a • (b • c) = a • b • c
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 23<br />
3. neutrales Element: ∃ ε aus M: ε • a = a ∀ a aus M.<br />
4. <strong>in</strong>verses Element: ∃ a-1 aus M: a-1 • a = a • a-1 = ε ∀ a aus M.<br />
bei abelschen Gruppen<br />
5. kommutatives Gesetz (Vertauschbarkeit): a • b = b • a ∀ a, b aus M,<br />
oder [a, b] = 0.<br />
Bemerkung: Beispiele von Gruppen s<strong>in</strong>d die reellen Zahlen bezüglich der Multiplikation<br />
(R,•), die ganzen Zahlen bezüglich der Addition (Z, +), Permutationen (z.B. S3),<br />
usw. Ke<strong>in</strong>e Gruppe bilden z.B. die natürlichen Zahlen bezüglich der Addition (N,<br />
+) (ke<strong>in</strong> <strong>in</strong>verses Element). Man beachte, dass für das <strong>in</strong>verse Element die<br />
Vertauschbarkeit mit dem Element <strong>in</strong> der Def<strong>in</strong>ition be<strong>in</strong>haltet ist, während für das<br />
neutrale Element es sich als Konsequenz ergibt.<br />
Def. 2.6: Untergruppe<br />
Die Untergruppe ist e<strong>in</strong>e Teilmenge U von der Gruppe G, wenn folgende<br />
Bed<strong>in</strong>gungen für diese Teilmenge bezüglich der Verknüpfung erfüllt s<strong>in</strong>d:<br />
1. es gilt die Abgeschlossenheit (Pkt.1 aus Def. 2.5: Gruppe)<br />
2. das <strong>in</strong>verse Element existiert <strong>in</strong> U (Pkt. 4 aus Def. 2.5: Gruppe)<br />
Man schreibt auch: U < G<br />
Beispiel: E<strong>in</strong>faches Rechnen <strong>in</strong> Gruppen.<br />
Aus der Def<strong>in</strong>ition der Gruppe ergeben sich e<strong>in</strong>ige weitere Konsequenzen. Es<br />
folgt die E<strong>in</strong>deutigkeit von neutralem und <strong>in</strong>versem Element, die Verknüpfung<br />
mit dem neutralen Element ist immer kommutativ und außerdem ist das Element<br />
selbst das Inverse zu se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>versen Element.<br />
1) E<strong>in</strong>deutigkeit von ε:<br />
ε • a = a und ε‘ • a = a mit ε ≠ ε‘<br />
ε • a = ε‘ • a | • a -1<br />
ε • a • a -1 = ε‘ • a • a -1 mit a • a -1 = ε oder ε‘<br />
ε • ε = ε‘ • ε‘ ⇒ ε = ε‘ ist Widerspruch. Daher ε = ε‘.<br />
2) E<strong>in</strong>deutigkeit von a -1 :<br />
a • a -1 = a • a -1 ‘ | a -1 •<br />
a -1 • a • a -1 = a -1 • a • a -1 ‘ ⇒ ε • a -1 = ε • a -1 ‘ ⇒ a -1 = a -1 ‘<br />
3) ε ist mit allen Elementen kommutativ:<br />
a = ε • a = a • a -1 • a = a • ε.<br />
4) Inverses zu a -1 :<br />
(a -1 ) -1 • a -1 = ε = a • a -1 | • a<br />
(a -1 ) -1 • ε = a • ε ⇒ (a -1 ) -1 = a .<br />
Bemerkung: Erst durch diese Rechenregeln ist das Lösen von Gleichungen sichergestellt, da<br />
sowohl von rechts als auch von l<strong>in</strong>ks immer so multipliziert werden kann, dass<br />
nach e<strong>in</strong>er beliebigen Variablen e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares Gleichungssystem aufgelöst werden<br />
kann.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 24<br />
Def. 2.7: Ordnung<br />
Die Ordnung e<strong>in</strong>er Gruppe ist die Anzahl der Elemente <strong>in</strong> der Gruppe. Gilt für e<strong>in</strong><br />
Element, dass a n = ε, dann heißt n die Ordnung des Elementes. Besteht die Gruppe<br />
nur aus den Elementen der Gestalt a n (n=1,2,....N) mit a N =a 0 = ε, dann heißt die<br />
Gruppe zyklisch. Das Element a wird erzeugendes Element genannt. (Die<br />
Schreibweise a n ist e<strong>in</strong>e Abkürzung für die n-malige H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung der<br />
Verknüpfung mit dem Element a: a n = a • a • a• a ....... • a (n-mal)<br />
Bemerkung: In zyklischen Gruppen ist die Gruppenordnung gleich der Ordnung ihres<br />
erzeugenden Elementes. Außerdem s<strong>in</strong>d zyklische Gruppen immer kommutativ. In<br />
nicht zyklischen Gruppen ist die Gruppenordnung stets größer als die Ordnung<br />
irgende<strong>in</strong>es ihrer Elemente. Nicht zyklische Gruppen besitzen mehrere erzeugende<br />
Elemente.<br />
Satz 2.1: Satz von Lagrange<br />
In endlichen Gruppen ist die Ordnung e<strong>in</strong>er Untergruppe immer e<strong>in</strong> Teiler der<br />
Gruppenordnung.<br />
Beweis: Der Beweis basiert auf der Tatsache, dass mit jeder Untergruppe l<strong>in</strong>ks- oder<br />
rechts-Nebenklassen (siehe Def. 2.13) der Gruppe gebildet werden können, welche<br />
e<strong>in</strong>e Klassene<strong>in</strong>teilung der Gruppe im S<strong>in</strong>ne von Def. 2.8 darstellen. Wenn z.B. die<br />
L<strong>in</strong>ksnebenklassen bU gebildet werden (mit U
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 25<br />
Elemente heißen kommutativ zue<strong>in</strong>ander wenn a * b = b * a.<br />
Def. 2.11: Zentrum<br />
Alle jene Elemente e<strong>in</strong>er Gruppe G heißen Zentrum Z der Gruppe, welche mit allen<br />
anderen Elementen aus G kommutieren.<br />
Z := { z ∈ G|z * a = a * z ∀ a ∈ G }<br />
Satz 2.2: über das Zentrum<br />
Das Zentrum Z e<strong>in</strong>er Gruppe G bildet e<strong>in</strong>e abel'sche Untergruppe.<br />
Beweis: Es ist zu zeigen, dass das Zentrum e<strong>in</strong>e Gruppe bildet, Dies erfolgt unter strikter<br />
Anwendung von Def. 2.6. Die Vertauschbarkeit ergibt sich direkt aus Def. 2.11.<br />
Def. 2.12: konjugierte Elemente<br />
Zwei Elemente a,b heißen konjugiert, wenn e<strong>in</strong> Element c aus G existiert, sodass<br />
a * c = c * b.<br />
Bemerkung: In abel’schen Gruppen ist jedes Element nur zu sich selbst konjugiert.<br />
Def. 2.13: Nebenklassen<br />
Für e<strong>in</strong>e Untergruppe U von G heißen die Mengen gU (Ug) L<strong>in</strong>ksnebenklassen<br />
(Rechtsnebenklassen) der Untergruppe U <strong>in</strong> G (mit g aus G ). Geme<strong>in</strong>t ist hier die<br />
Menge aller Ergebnisse der Verknüpfung des Elementes g mit allen Elementen aus<br />
U.<br />
Def. 2.14: Normalteiler<br />
E<strong>in</strong>e Untergruppe N von G heißt Normalteiler von G, wenn für N die L<strong>in</strong>ks- und<br />
Rechtsnebenklassen gleich s<strong>in</strong>d.<br />
Bemerkung: Das Zentrum der Gruppe ist immer Normalteiler. Aber es gilt nicht die<br />
Umkehrung.<br />
2.4 Faktorgruppen, Vektorräume, Gruppenalgebren, Tensoren, etc.<br />
Def. 2.15: Faktorgruppe<br />
Die Menge der Nebenklassen e<strong>in</strong>es Normalteilers N von G heißt Faktorgruppe<br />
G/N.<br />
Satz 2.3: Faktorgruppe<br />
Die Faktorgruppe bildet e<strong>in</strong>e Gruppe bezüglich der Verknüpfung<br />
aN * bN = (a * b)N.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 26<br />
Beweis: Der Beweis benützt e<strong>in</strong>fach die Def. 2.15 der Faktorgruppe und überträgt<br />
entsprechend die Gruppeneigenschaften von G auf die soeben def<strong>in</strong>ierte<br />
Verknüpfung für die Faktorgruppe entsprechend der Gruppenaxiome aus Def. 2.5.<br />
Bemerkung: Beispiele für Faktorgruppen s<strong>in</strong>d die Restklassen. Die geraden Zahlen s<strong>in</strong>d z.B.<br />
e<strong>in</strong>e Untergruppe und Normalteiler von (Z, +). Die dazugehörenden Nebenklassen<br />
s<strong>in</strong>d die der geraden und ungeraden Zahlen. Die Fakorgruppe ist die Menge {u,g}<br />
mit der Verknüpfung +, u+u=g, g+g=g, u+g=g+u=u.<br />
Mit Hilfe der Faktorgruppe kann aus e<strong>in</strong>er großen Gruppe e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Gruppe mit<br />
entsprechend e<strong>in</strong>geschränkten Eigenschaften extrahiert werden.<br />
Def. 2.16: Vektorraum (Tensorraum)<br />
E<strong>in</strong> n-dimensionaler Vektorraum (Tensorraum) ist e<strong>in</strong>e Menge V von Elementen<br />
A,B, ........,X, genannt Vektoren (Tensoren), die e<strong>in</strong>e Gruppe bilden, zusammen mit<br />
Skalaren a,b,c,....aus der Menge R, die e<strong>in</strong>en Körper bildet, mit folgenden<br />
Eigenschaften:<br />
1. (V,+) ist Gruppe<br />
2. (R, +, *) ist Körper, d.h. {R,+} abelsche Gruppe, {R\{0}, *} Gruppe,<br />
beide Verknüpfungen +,* genügen den distributiven Gesetzen:<br />
a*(b+c) = (a*b)+(a*c)<br />
(a+b)*c = (a*c)+(b*c)<br />
3. Verb<strong>in</strong>dung Skalar mit Vektor (Tensor)<br />
a) mit a aus R und A aus V ist aA aus V (Def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e Verknüpfung)<br />
b) a,b aus R, a(bA) = (a * b)A<br />
c) a(A + B) = aA + aB<br />
d) (a+b)A = aA + bA<br />
e) 1A = A<br />
4. Es gibt e<strong>in</strong>e Basis <strong>in</strong> V. d.h.:<br />
jeder Vektor (Tensor) A = a1B1+a2B2+.....+anBn lässt sich durch<br />
L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ation von n-verschiedenen Basisvektoren darstellen.<br />
Bemerkung: In dieser Def<strong>in</strong>ition werden alle wichtigen Eigenschaften von Vektorräumen<br />
(Funktionenräumen, Tensorräumen) zusammengefasst und es wird auf e<strong>in</strong>e<br />
axiomatische E<strong>in</strong>führung, wie sie im strengeren mathematischen S<strong>in</strong>n gefordert ist,<br />
verzichtet. Insbesondere wird bereits die Existenz e<strong>in</strong>er Basis <strong>in</strong> die Def<strong>in</strong>ition<br />
mite<strong>in</strong>bezogen. Im Speziellen betrachten wir Vektorräume V die aus mehreren<br />
Skalaren (aus R) aufgebaut s<strong>in</strong>d. z.B. (a1, a2, .........an). Beispiele s<strong>in</strong>d der 3dimensionale<br />
Raum, die 3x3 Matrizen, Polynome (Funktionenraum) etc.<br />
Def. 2.17: Unterraum<br />
U ist k-dimensionaler Unterraum von V, wenn U nicht Leermenge ist und die<br />
Axiome aus Def. 2.16 für U anstelle von V gelten mit U ist Untergruppe von V.<br />
Bemerkung: Beispiele s<strong>in</strong>d Geraden oder Ebenen im 3-dimensionalen Raum.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 27<br />
Def. 2.18: Inneres Produkt<br />
Abbildung von V × V nach R oder: Zuordnung e<strong>in</strong>er Paares aus V zu e<strong>in</strong>em Skalar<br />
<strong>in</strong> R (reelle Zahl):<br />
(A,B) = a mit folgenden Eigenschaften: (A,B ∈ V, a, r ∈ R)<br />
a) (A,A) > 0 genau dann, wenn A ≠ 0<br />
b) (A,B) = (B,A)<br />
c) (A+B,C) = (A,C) + (B,C)<br />
d) (rA,B) = r(A,B)<br />
Bemerkung: (A, A) = |A| heißt Betrag von A. Weiters gilt: (0,A)=(A,0)=0.<br />
Wenn |A|=1 heißt A normiert, wenn (A,B)=0 heißen A, B orthogonal zue<strong>in</strong>ander.<br />
Auf diese Weise können orthogonale und orthonormale (orthogonal und normierte)<br />
Basen gebildet werden. Für e<strong>in</strong>e orthonormale Basis gilt: (Bi,Bj)=δij.<br />
Def. 2.19: Gruppenalgebra<br />
zu e<strong>in</strong>er Gruppe G = {g1,g2,g3, ....| *} ist die Menge aller<br />
L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ationen gebildet mit den Elementen ri aus e<strong>in</strong>em Körper R gemäß<br />
Def. 2.16:<br />
ξ = r1g1+r2g2+.......(analog zu Vektorraum) mit zusätzlich def<strong>in</strong>ierten<br />
Verknüpfungen g1+g2 und r1g1<br />
Die Gruppenalgebra G ~<br />
Bemerkung: Mit den zusätzlich def<strong>in</strong>ierten Verknüpfungen ξ1+ξ2 = ∑ xσσ<br />
+ ∑ yσσ=<br />
σ<br />
σ<br />
∑ (xσ+ y σ)<br />
σ bzw. ξ1 * ξ2 = ∑ xσσ<br />
* ∑ yσσ<br />
= ∑ (xσiy σj) σσ i j kann die<br />
Def. 2.20: Idempotenz<br />
σ<br />
σ<br />
Gruppenalgebra zu e<strong>in</strong>em Vektorraum erweitert werden. Insbesondere können<br />
dann alle für Vektorräume def<strong>in</strong>ierten Begriffe (z.B. die Orthogonalität) auf<br />
Gruppenalgebren übertragen werden.<br />
E<strong>in</strong> Element π der Gruppenalgebra heißt idempotent, wenn π2 = π.<br />
Def. 2.21: Direktes Produkt ⊗, Tensorprodukt<br />
G1 und G2 s<strong>in</strong>d Untergruppen von G:<br />
G1 ⊗ G2 := {g1g2| g1 ∈ G1, g2 ∈ G2} und<br />
g1g2 = g2g1 und<br />
G1,G2 haben nur neutrales Element aus G geme<strong>in</strong>sam: G1∩G2={ε}<br />
Satz 2.4: über direkte Produkte<br />
G1 ⊗ G2 < G (ist Untergruppe von G). Wenn n1 = |G1| (Ordnung der Gruppe)<br />
und n2 = |G2|, dann ist n1n2 = |G1 ⊗ G2|.<br />
σ<br />
ij
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 28<br />
Beweis: Der Beweis erfolgt direkt aus der Gruppeneigenschaft von G (Def. 2.5) und der<br />
genauen Def<strong>in</strong>ition des direkten Produktes (Def. 2.21).<br />
Bemerkung: Das direktes Produkt von Vektorräumen (Tensorräumen) wird Tensorprodukt<br />
⊗ genannt. Analog wird die direkte Summe ⊕ von Gruppen und Vektorräumen<br />
def<strong>in</strong>iert.<br />
2.5 Abbildungen<br />
Def. 2.22: Abbildung<br />
Zwei Mengen M1 und M2 s<strong>in</strong>d vorgegeben. E<strong>in</strong>e Abbildung ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
Zuordnung e<strong>in</strong>es beliebigen Elementes von M1 zu e<strong>in</strong>em Element aus M2.<br />
Def. 2.23: Äquivalenzrelation<br />
E<strong>in</strong>e Äquivalenzrelation ist e<strong>in</strong>e Abbildung von M → M.<br />
Mit a,b aus M ist a ~ b (a äquvalent b) e<strong>in</strong>e Äquivalenzrelation, wenn folgendes<br />
gilt:<br />
a) Identität: a ~ a<br />
b) reflexiv: a ~ b -> b ~ a<br />
c) transitiv: a ~ b und b ~ c ⇒ a ~ c<br />
Satz 2.5: Existenz von Äquivalenzrelationen<br />
E<strong>in</strong>e Äquivalenzrelation <strong>in</strong> M existiert genau dann, wenn e<strong>in</strong>e Klassene<strong>in</strong>teilung<br />
von M existiert.<br />
Beweis: Der Beweis muss wegen des Wortes „genau“ <strong>in</strong> beiden Richtungen geführt<br />
werden. E<strong>in</strong>mal geht man von der Existenz e<strong>in</strong>er Äquivalenzrelation aus und zeigt<br />
unter Benützung ihrer Eigenschaften (Def. 2.23), dass daraus e<strong>in</strong>e<br />
Klassene<strong>in</strong>teilung (mit den Eigenschaften aus Def. 2.8) der Menge M resultiert,<br />
andererseits gibt man e<strong>in</strong>e Klassene<strong>in</strong>teilung (Def. 2.8) vor und zeigt, dass die<br />
Eigenschaft e<strong>in</strong>er Klasse anzugehören bereits e<strong>in</strong>e Äquivalenzrelation (Def. 2.23)<br />
ist.<br />
Satz 2.6: Klassen konjugierter Elemente<br />
Die Eigenschaft aus Def. 2.12 (a ist konjugiert zu b) ist e<strong>in</strong>e Äquivalenzrelation,<br />
wodurch e<strong>in</strong>e Klassene<strong>in</strong>teilung der Gruppe resultiert<br />
Beweis: Es wird direkt aus den Eigenschaften Def. 2.12 der konjugierten Elemente<br />
gezeigt, dass diese den Eigenschaften Def. 2.23 der Äquivalenzrelation<br />
entsprechen. Wegen Satz 2.6 folgt dann direkt die Klassene<strong>in</strong>teilung.<br />
Bemerkung: E<strong>in</strong>e Folgerung von Satz 2.5 und Satz 2.6 ist, dass die konjugierten Elemente<br />
e<strong>in</strong>e Klassene<strong>in</strong>teilung der Gruppe bilden. Diese Klassen heißen Klassen<br />
konjugierter Elemente.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 29<br />
Def. 2.24: Homomorphismus<br />
E<strong>in</strong> Homomorphismus ist die Abbildung zwischen zwei Mengen M1 und M2, auf<br />
die jeweils e<strong>in</strong>e Verknüpfung + bzw. * def<strong>in</strong>iert ist, wobei die<br />
Verknüpfungseigenschaften erhalten bleiben.<br />
f: (M1,+) → (M2,*) mit a,b aus M1 ist homomorph wenn gilt: f(a+b) = f(a) * f(b).<br />
Def. 2.25: <strong>in</strong>jektiv, Monomorphismus<br />
E<strong>in</strong>e Abbildung von M nach M' heißt <strong>in</strong>jektiv, wenn jedem Element aus M genau<br />
e<strong>in</strong> Element aus M' zugeordnet wird (e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>deutig). E<strong>in</strong> <strong>in</strong>jektiver<br />
Homomorphismus heißt Monomorphismus.<br />
Def. 2.26: surjektiv, Epimorphismus<br />
Kann jedes Element b aus M' geschrieben werden als b = f(a) mit a aus M, dann<br />
heißt die Abbildung surjektiv. E<strong>in</strong> surjektiver Homomorphismus heißt<br />
Epimorphismus.<br />
Def. 2.27: bijektiv, Isomorphismus<br />
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>jektive und surjektive Abbildung heißt bijektiv. E<strong>in</strong> bijektiver<br />
Homomorphismus heißt Isomorphismus.<br />
Satz 2.7: Verknüpfung von Homomorphismen<br />
f: M → M' und f': M' → M'' s<strong>in</strong>d Homomorphismen. f' * f : M → M'' ist ebenfalls<br />
Homomorphismus. Die Verknüpfung der beiden Homomorphismen ist dabei als<br />
H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung def<strong>in</strong>iert.<br />
Beweis: Unter Verwendung der Def. 2.24 über Homomorphismen ist mit der<br />
H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung leicht zu zeigen, dass das Ergebnis ebenfalls die<br />
Eigenschaften Def. 2.24 des Homomorphismus besitzt.<br />
Satz 2.8: Eigenschaften des Homomorphismus<br />
f: G → G' ist Homomorphismus zwischen den Gruppen G und G'.<br />
Es gilt:<br />
a) f(ε) = ε'<br />
b) ∀a ∈ G gilt: f(a-1) = f(a)-1<br />
Beweis: Aus der E<strong>in</strong>deutigkeit von neutralem und <strong>in</strong>versem Element kann mit den<br />
Eigenschaften Def. 2.24 des Homomorphismuses der Beweis leicht erbracht<br />
werden. (Übungsaufgabe)<br />
Satz 2.9: Eigenschaften von Isomorphismen<br />
Isomorphismen zwischen Gruppen G, G' und G'':<br />
a) idG: G → G ist Isomorphismus (Identität)
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 30<br />
b) f: G → G' ist Isomorphismus:<br />
dann ist auch f-1: G' → G e<strong>in</strong> Isomorphismus<br />
c) f: G → G' und f': G' → G'' s<strong>in</strong>d Isomorphismen:<br />
dann ist auch f'* f e<strong>in</strong> Isomorphismus (H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung)<br />
Beweis: Der Beweis ergibt sich direkt aus den Eigenschaften des Isomorphismuses, wie<br />
sie <strong>in</strong> Def. 2.24 zusammen mit Def. 2.27 vorgegeben s<strong>in</strong>d. (Übungsbeispiel)<br />
Bemerkung: E<strong>in</strong>e Folgerung ist auch, dass der Isomorphismus zwischen Gruppen auch e<strong>in</strong>e<br />
Äquivalenzrelation ist. Daher lassen sich Gruppen <strong>in</strong> Klassen äquivalenter<br />
(isomorpher) Gruppen e<strong>in</strong>teilen. Existiert zwischen zwei Gruppen e<strong>in</strong><br />
Isomorphismus, dann heißen die Gruppen auch isomorph zue<strong>in</strong>ander. Isomorphe<br />
Gruppen haben gleiche Gruppentafeln. (Können daher wie identische Gruppen<br />
behandelt werden.)<br />
Def. 2.28: Kern e<strong>in</strong>es Homomorphismus<br />
f ist Homomorphismus zwischen Gruppen G und G'.<br />
Die Menge Kerf := {g ∈ G| mit f(g) = ε'} heißt Kern von f.<br />
Satz 2.10: weitere Eigenschaften e<strong>in</strong>es Homomorphismus<br />
f ist Homomorphismus zwischen Gruppen G und G'.<br />
a) f(G) < G' ist Untergruppe von G'<br />
b) G/Kerf ist isomorph zu f(G); Kerf ist Normalteiler von G.<br />
Beweis: Der Beweis für a) wird direkt für jede der Eigenschaften Def. 2.6 der<br />
Untergruppe mit Hilfe der Eigenschaften Def. 2.24 des Homomorphismus erbracht.<br />
Für b) wird zunächst gezeigt, dass Kerf e<strong>in</strong> Normalteiler ist und dann, dass die<br />
Faktorgruppe isomorph zum Bild des Homomorphismuses ist. (Man benützt Def.<br />
2.13, Def. 2.14, Def. 2.15, Def. 2.24, Def. 2.27) (Übungsbeispiel)<br />
Bemerkung: Der letzte Satz erleichtert das Auff<strong>in</strong>den von Normalteilern e<strong>in</strong>er Gruppe.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 31<br />
3. Punktsymmetrien:<br />
3.1 Symmetrieoperationen und Symmetrieelemente<br />
Def. 3.1: Symmetrieoperationen<br />
E<strong>in</strong>e Symmetrieoperation ist e<strong>in</strong>e Bewegung im Raum (der Atome des <strong>Molekül</strong>s<br />
oder Festkörpers im 3 dim. Ortsraum) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dem Ausgangszustand äquivalente<br />
Konfiguration, welche ununterscheidbar (gleiche Eigenschaften) aber nicht<br />
notwendigerweise identisch dem Ausgangszustand ist.<br />
Mit dieser Def<strong>in</strong>ition werden andere Symmetrien, die ebenfalls mit der <strong>Gruppentheorie</strong><br />
behandelt werden (z. B. Zeitumkehr), zunächst ausgeschlossen, wenn als Raum der<br />
gewöhnliche Ortsraum angesehen wird. Weiters impliziert der Ausdruck ununterscheidbar,<br />
dass dabei das <strong>Molekül</strong> oder der Festkörper nicht se<strong>in</strong>e Lage im Raum <strong>in</strong> unterscheidbarer<br />
Weise geändert haben darf. Der Spezialfall von ke<strong>in</strong>er Veränderung (wird meist mit dem<br />
Symbol E bezeichnet), und daher identischem Endzustand ist ebenfalls <strong>in</strong>kludiert. Der<br />
eigentliche tiefere S<strong>in</strong>n der Def. 3.1 liegt <strong>in</strong> der unterschiedlichen Bedeutung von<br />
ununterscheidbar (oder auch äquivalent) und identisch. In Abb. 3.1 s<strong>in</strong>d z.B. die<br />
gleichseitigen Dreiecke mit ununterscheidbaren Ecken aufgebaut. Davon führen die ersten<br />
beiden Operationen zu ununterscheidbaren Positionen, während die letzte e<strong>in</strong>e identische ist.<br />
Abb. 3.1: Unterschied zwischen identisch und äquivalent (ununterscheidbar).
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 32<br />
Die Vertauschung der Ecken - z.B. durch Drehungen um 120° = 2π/3 - führt das Dreieck <strong>in</strong><br />
äquivalente Konfigurationen II und III über, die aber nicht identisch s<strong>in</strong>d. Nur die gleiche<br />
Anordnung der Ecken <strong>in</strong> Konfiguration IV und I s<strong>in</strong>d zue<strong>in</strong>ander identisch. Die<br />
ununterscheidbaren äquivalenten Konfigurationen haben auch ununterscheidbare<br />
physikalische Eigenschaften gemäß Def. 3.1. Die identischen Konfigurationen s<strong>in</strong>d dabei<br />
nicht <strong>in</strong> ihren physikalischen Eigenschaften ausgezeichnet, sondern s<strong>in</strong>d nur fiktiv durch e<strong>in</strong>e<br />
Durchnummerierung der Ecken identifizierbar.<br />
Die Eigenschaft von räumlichen Objekten ununterscheidbar (oder äquivalent) zu se<strong>in</strong> erfüllt<br />
alle Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er Äquivalenzrelation. Dadurch kann e<strong>in</strong>e Klassene<strong>in</strong>teilung nach<br />
äquivalenten Objekten durchgeführt werden. Wichtig ist jedoch die Transitivität der<br />
Eigenschaft äquivalent zu se<strong>in</strong>, weil dadurch die H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung von<br />
Symmetrieoperationen wohldef<strong>in</strong>ierbar wird.<br />
Def. 3.2: Symmetrieelemente<br />
Symmetrieelemente s<strong>in</strong>d geometrische Elemente (Unterräume des 3 dim.<br />
Ortsraumes) wie Punkte, Geraden, Ebenen, bezüglich denen Symmetrieoperationen<br />
ausgeführt werden.<br />
Def. 3.3: Punktsymmetrien<br />
Punktsymmetrien werden Symmetrieoperationen genannt, welche zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en<br />
Punkt des Raumes <strong>in</strong>variant lassen.<br />
Bemerkung: Die Symmetrieelemente s<strong>in</strong>d die Invarianten der zugehörigen<br />
Punktsymmetrieoperationen.<br />
Zur Beschreibung von Symmetrien <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>en werden die Punktsymmetrieoperationen<br />
herangezogen, während zur Beschreibung von Festkörpern weitere Symmetrieoperationen<br />
(Translationen im Raum und ihre Komb<strong>in</strong>ation mit Punktsymmetrieoperationen) betrachtet<br />
werden müssen.<br />
3.2 Punktsymmetriegruppen<br />
Auftretende Punktsymmetrien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tafel 3.1 beschrieben und die dafür verwendeten<br />
Symbole angegeben (Schönflies, Hermann-Maugu<strong>in</strong>). Alle weiteren Punktsymmetrien<br />
können aus diesen generiert werden.<br />
Die H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung von Symmetrieoperationen kann als Verknüpfung im<br />
gruppentheoretischen S<strong>in</strong>n def<strong>in</strong>iert werden.<br />
Def. 3.4: Verknüpfung von Symmetrieoperationen<br />
Die Verknüpfung von Symmetrieoperationen wird als H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung<br />
def<strong>in</strong>iert.<br />
Tafel 3.1: Punktsymmetrien (Schönflies und Hermann-Maugu<strong>in</strong> Bezeichnungen)
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 33<br />
Symmetrieelement /<br />
Symbol<br />
Ebene<br />
Spiegelebene / σ, m<br />
Punkt<br />
Inversionszentrum / i, 1<br />
Gerade<br />
Drehachse<br />
/ Cn, n n=2, 3, 4, ...<br />
Gerade+Ebene<br />
Drehspiegelachse<br />
/ Sn, n/m n=2, 3, 4, ...<br />
für n=4k auch n<br />
n=2k (k ungerade) auch k<br />
Satz 3.1: Symmetriegruppen<br />
Operation / Symbol Beschreibung<br />
Spiegelung an Ebene<br />
/ σ, m<br />
Inversion (Punktspiegelung)<br />
/ i, 1<br />
Drehung um Achse<br />
/ Cn, n n=2, 3, ...<br />
Drehung um Achse und<br />
Spiegelung um Ebene normal zur<br />
Achse. (Horizontale Spiegelebene<br />
σh)<br />
/ Sn, n/m n=2, 3, 4, ...<br />
n , k<br />
E<strong>in</strong>e Symmetrieebene<br />
generiert genau e<strong>in</strong>e<br />
Symmetrieoperation.<br />
σ 2 =E, ist zu sich selbst<br />
<strong>in</strong>vers.<br />
E<strong>in</strong> Symmetriezentrum<br />
generiert genau e<strong>in</strong>e<br />
Symmetrieoperation.<br />
i 2 =E, ist zu sich selbst<br />
<strong>in</strong>vers.<br />
n bezeichnet die Zähligkeit<br />
der Achse. Der Drehw<strong>in</strong>kel<br />
ist 2π/n. Cn n = E. Generiert<br />
n Operationen. Man schreibt<br />
immer den niedrigsten<br />
Term an: z.B. anstelle C6 3<br />
schreibt man C2.<br />
Inverses Element : (Cn m ) -1 =<br />
Cn n-m .<br />
Die unabhängige Existenz<br />
von Drehung und<br />
Spiegelung garantiert die<br />
Zusammensetzung zu e<strong>in</strong>er<br />
Sn. Sie kann jedoch<br />
existieren, ohne daß Cn und<br />
σ unabhängig davon<br />
existieren.<br />
n=gerade: Sn m =Cn m (m<br />
gerrade) Sn n =E.<br />
S2m m = i (m<br />
ungerade).<br />
(Sn m ) -1 = Sn n-m .<br />
n=ungerade: Cn und σ<br />
existieren auch<br />
getrennt:<br />
Sn n =σ und Sn•σ =<br />
Cn.<br />
Sn 2n =E. Generiert<br />
2n<br />
Symmetrieoperation<br />
en.<br />
(Sn m ) -1 =Cn n-m (m<br />
gerade)<br />
(Sn m ) -1 =Sn 2n-m (m<br />
unger.)
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 34<br />
Die Symmetrieoperationen nach Def. 3.1, welche e<strong>in</strong> Objekt im Raum <strong>in</strong>variant<br />
ersche<strong>in</strong>en lassen, bilden mit der Verknüpfung aus Def. 3.4 e<strong>in</strong>e Gruppe. Die<br />
Punktsymmetrieoperationen bilden e<strong>in</strong>e endliche Gruppe, wenn sie m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Punkt im Raum <strong>in</strong>variant lassen.<br />
Beweis: Der Beweis von Satz 3.1 braucht nicht <strong>in</strong> der üblichen mathematischen Strenge<br />
durchgeführt werden. Vielmehr kann anschaulich klar gemacht werden, dass die<br />
Gruppenaxiome mit Symmetrieoperationen nach Def. 3.1 und der Verknüpfung<br />
nach Def. 3.4 erfüllt s<strong>in</strong>d. Die Wohldef<strong>in</strong>iertheit der Verknüpfung (oder<br />
Abgeschlossenheit) folgt aus der Transitivität der Eigenschaft ununterscheidbar.<br />
Das assoziative Gesetz kann aus dem assoziativen Gesetz für allgeme<strong>in</strong>e<br />
Bewegungen (Rotationen, Spiegelungen, Translationen) im Raum (nur die<br />
Reihenfolge ist wichtig) übernommen werden. Inverses und neutrales Element<br />
haben zwangsläufig auch die Eigenschaft ununterscheidbare Objekte zu generieren<br />
und existieren daher. Punktoperationen bilden nur dann endliche Gruppen, wenn sie<br />
e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen <strong>in</strong>varianten Punkt im Raum besitzen, ansonsten gilt nicht mehr,<br />
dass e<strong>in</strong> Symmetrieelement endlich oft h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander ausgeführt die Identität<br />
ergibt. Bei Festkörpern wo auch Translationen (unendliche zyklische Gruppe)<br />
h<strong>in</strong>zugenommen werden, gibt es mehrere Möglichkeiten für <strong>in</strong>variante Punkte bei<br />
Punktsymmetrien, oder auch gar ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>varianten Punkte. Im mathematischen<br />
S<strong>in</strong>ne können die Symmetrieoperationen durch orthogonale (unitäre) Matrizen<br />
dargestellt werden. Demnach s<strong>in</strong>d die Symmetrieoperationen e<strong>in</strong>e Untergruppe der<br />
Gruppe der orthogonalen (unitären) Matrizen. Da die <strong>in</strong>verse Symmetrieoperation<br />
existiert, und die Symmetrieoperationen so zusammengefasst werden, dass<br />
Abgeschlossenheit gewährleistet ist, ist die Gruppeneigenschaft gegeben.<br />
Die H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung von Symmetrieoperationen ist im allgeme<strong>in</strong>en nicht<br />
kommutativ. Folgende Punktsymmetrieoperationen jedoch vertauschen mite<strong>in</strong>ander:<br />
1) Drehungen um die selbe Achse: Cn m •Cl k = Cnl lm+nk .<br />
2) Spiegelung an Ebenen die senkrecht zue<strong>in</strong>ander s<strong>in</strong>d: σ1•σ2 = C2.<br />
3) Inversion mit irgende<strong>in</strong>er Drehung oder Spiegelung: 1 = i • Cn = Sn (n=4k);<br />
1 = i•Cn = S2n (n=2k).<br />
4) Zwei C2 Drehungen um Achsen senkrecht zue<strong>in</strong>ander: C2(x)•C2(y) = C2(z).<br />
5) Drehung und Spiegelung an Ebene senkrecht zur Drehachse: σh•Cn = Sn.<br />
(Horizontale Spiegeleben σh)<br />
Die Gruppen der endlichen Punktsymmetrien können als Untergruppen e<strong>in</strong>er übergeordneten<br />
großen Symmetriegruppe angesehen werden. Bezeichnungsweise, und E<strong>in</strong>teilung kann aus<br />
Tafel 3.2, Tafel 3.3, Tafel 3.4 und Tafel 3.5 entnommen werden. Die Bezeichnung nach<br />
Schönflies (ältere Bezeichnung, bei <strong>Molekül</strong>en auch heute üblich) orientiert sich dabei nach<br />
dem Symmetrieelement mit höchster Symmetrie (Drehung vor Spiegelung, Drehspiegelung<br />
und Inversion) und e<strong>in</strong>er weiteren Klassifikation (falls notwendig) wie zusätzliche<br />
Spiegelebenen oder weitere orthogonale Drehachsen, welche mit e<strong>in</strong>em eigenen Buchstaben<br />
(D) gekennzeichnet werden. Hochsymmetrische Gruppen werden mit eigenen Symbolen
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 35<br />
belegt (z.B. T von Tetraeder, O von Oktaeder etc.). Die <strong>in</strong>ternationale Bezeichnungsweise<br />
(Hermann-Maugu<strong>in</strong>) ist vorwiegend bei Festkörpern heute üblich und gibt die Generatoren<br />
(erzeugende Elemente) der Gruppe an. Dies ist ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>deutig.<br />
Tafel 3.2: Punktsymmetriegruppen allgeme<strong>in</strong>er <strong>Molekül</strong>e<br />
C1, 1 E (Triviale Gruppe)<br />
Cs, m σ,σ 2 =E (zyklische Gruppe der Ordnung 2)<br />
Ci, 1 i,i 2 =E (Alle Gruppen 2.0rdnung s<strong>in</strong>d isomorph !)<br />
Cn, n Cn,......,Cn n =E (zyklische Gruppe mit n Elementen);<br />
Spezialfall n=1 ergibt: C1<br />
Sn, k (n=2k)<br />
Sn, n (n=4k)<br />
(n ungerade=Cnh)<br />
Cnh, n/m (n<br />
gerade)<br />
2 n (n<br />
ungerade)<br />
Cnv, nmm<br />
(n gerade, n≠2)<br />
nm (n<br />
ungerade)<br />
Dn, n22 (n<br />
gerade)<br />
n2 (n<br />
ungerade)<br />
Dnh, n/mmm<br />
(n gerade, n≠2)<br />
n/mm (n<br />
ungerade)<br />
Dnd, 2n 2m<br />
(n gerade)<br />
n 2/m (n<br />
ungerade)<br />
E,Sn,Sn 2 =Cn/2,..,Sn n-1 (zyklische Gruppe mit n Elementen);<br />
Spezialfall n=2 ergibt: Ci<br />
Cn,σh, Sn<br />
(abel'sche Gruppe aus 2n Elementen, die<br />
Spiegelebene steht senkrecht zur Drehachse);<br />
Spezialfall n=1 ergibt: Cs<br />
Bei geradem n tritt e<strong>in</strong> Inversionszentrum auf.<br />
Cn, n mal σv, (Gruppe mit 2n Elementen.) Die Spiegelebenen<br />
be<strong>in</strong>halten die Drehachsen und werden<br />
Vertikalebenen genannt. Insgesamt erzeugt die<br />
Drehung n verschiedene Vertikalebenen, wenn n<br />
ungerade ist. Bei geradem n erzeugt Cn n/2<br />
Vertikalebenen, aber zusätzliche treten noch n/2<br />
weitere Spiegelebenen (Diagonalebenen) als<br />
W<strong>in</strong>kelhalbierende auf (σd).<br />
Cn, C2, ... (Gruppe mit 2n Elementen) Die C2 s<strong>in</strong>d<br />
senkrecht zur Cn. Insgesamt erzeugt bei<br />
ungeradem n die n-zählige Drehung n C2, die mit<br />
C2‘ benannt werden. Bei geradem n werden n/2<br />
direkt durch die Drehung erzeugt (C2‘), aber<br />
zusätzlich treten noch C2‘‘ als<br />
W<strong>in</strong>kelhalbierende auf.<br />
Cn, C2, Sn, σh,<br />
n mal σv<br />
Cn, C2, S2n, n mal σd<br />
(Gruppe mit 4n Elementen) Die Gruppe besteht<br />
aus e<strong>in</strong>er Dn mit e<strong>in</strong>er zusätzlichen σh, welche<br />
die C2 ‘s enthält. Dies erzeugt weitere σv ‘s und<br />
e<strong>in</strong>e Sn. Bei geradem n tritt e<strong>in</strong><br />
Inversionszentrum auf.<br />
(Gruppe mit 4n Elementen) Die Gruppe besteht<br />
aus e<strong>in</strong>er Dn mit zusätzlichen σd’s, welche die<br />
W<strong>in</strong>kel zwischen den C2‘s halbiert. Zusätzlich<br />
tritt noch e<strong>in</strong>e S2n auf. Für ungerade n tritt e<strong>in</strong>e<br />
I i f
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 36<br />
Inversion auf.<br />
Um mit möglichst wenigen Generatoren auszukommen, werden Komb<strong>in</strong>ationen aus<br />
Symmetrieelementen mit eigenen Bezeichnungen belegt: n/m für n-zählige Drehung und<br />
horizontale Spiegelebene, nm für n-zählige Drehung und vertikale Spiegelebene, n2 für nzählige<br />
Drehung und senkrechte 2-zählige Drehung, n für Dreh<strong>in</strong>version (Drehung mit<br />
Inversion). Für e<strong>in</strong>ige Gruppenbezeichnungen werden Abkürzungen anstelle des „Full<br />
Symbol‘s“ benützt.<br />
C3 v<br />
D3 h<br />
C4 v<br />
D2 d<br />
D3<br />
D3 d<br />
Abb. 3.2: Symmetrieelemente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Symmetriegruppen<br />
Zur besseren Veranschaulichung werden <strong>in</strong> Abb. 3.2 die verschiedenen Symmetrieelemente<br />
für e<strong>in</strong>ige Punktsymmetriegruppen gezeigt.<br />
D4
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 37<br />
L<strong>in</strong>eare <strong>Molekül</strong>e besitzen ke<strong>in</strong>e endlichen Punktsymmetriegruppen sondern unendlich viele<br />
Drehungen, Spiegelungen etc. und haben daher eigene Bezeichnungen.<br />
Tafel 3.3: Punktsymmetriegruppen l<strong>in</strong>earer <strong>Molekül</strong>e<br />
D∞h, (∞/m) C∞, ∞ viele C2, σh, ∞ viele σv,<br />
S∞,<br />
<strong>Molekül</strong> besteht aus gleichen Hälften<br />
(Inversionszentrum)<br />
C∞v, (∞m) C∞, ∞ viele σv <strong>Molekül</strong> besteht aus ungleichen Hälften<br />
Tafel 3.4: Punktsymmetriegruppen regulärer Polyeder und daraus abgeleitete Gruppen<br />
T, 23<br />
Tetraedergruppe<br />
Td, 4 3m<br />
Th, m3<br />
Full Symbol:<br />
⎛ 2 ⎞<br />
⎜ ⎟⎠ 3<br />
⎝ m<br />
O, 432<br />
Tetraeder: 4 gleichseitige<br />
Dreiecke<br />
4 Ecken<br />
6 Kanten<br />
Oktaedergruppe<br />
Oh, m3m<br />
Würfel: 6 Quadrate<br />
8 Ecken<br />
Full Symbol:<br />
12 Kanten<br />
⎛ 4 ⎞ ⎛ 2 ⎞<br />
⎜ ⎟3⎜<br />
⎟<br />
⎝ m ⎠ ⎝ m ⎠<br />
Oktaeder: 8 gleichseitige<br />
Dreiecke<br />
6 Ecken<br />
12 Kanten<br />
I, (532) Ikosaedergruppe
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 38<br />
Ih, ( 5 3m<br />
)<br />
Dodekaeder: 12 gleichseitige<br />
Fünfecke<br />
20 Ecken<br />
30 Kanten<br />
Ikosaeder: 20 gleichseitige<br />
Dreiecke<br />
12 Ecken<br />
30 Kanten<br />
Die <strong>in</strong> den wichtigsten Punktsymmetriegruppen enthaltenen Symmetrieoperationen geordnet<br />
nach Klassen konjugierter Elemente, als auch gebräuchlich Bezeichnungen (Schönflies,<br />
<strong>in</strong>ternational short Symbol, <strong>in</strong>ternational Full Symbol) können der Tafel 3.5 entnommen<br />
werden. (Angegeben ist: Bezeichnung Schönflies, bei den kristallographischen Gruppen auch<br />
die Bezeichnungen nach Hermann-Maugu<strong>in</strong> (International) und das „Full Symbol“)<br />
Tafel 3.5: Die wichtigsten Punktgruppen und ihre Klassen konjugierter Elemente:<br />
C1 , 1 E<br />
Cs, m E, σh<br />
Ci, 1<br />
E, i<br />
C2, 2<br />
C3, 3<br />
E, C2<br />
E, C3, C3 2<br />
C4, 4 E, C4, C2, C4 3<br />
C5<br />
E, C5, C5 2 , C5 3 , C5 4<br />
C6, 6 E, C6, C3, C2, C3 2 , C6 5<br />
C7<br />
E, C7, C7 2 , C7 3 , C7 4 , C7 5 , C7 6<br />
C8<br />
E, C8, C4, C2, C4 3 , C8 3 , C8 5 , C8 7<br />
D2, 222 E, C2(z), C2(y), C2(x)<br />
D3, 32<br />
D4, 422<br />
E, 2C3, 3C2<br />
E, 2C4, C2(=C4 2 D5<br />
), 2C2‘, 2C2‘‘<br />
E, 2C5, 2C5 2 , 5C2<br />
D6, 622 E, 2C6, 2C3, C2, 3C2‘, 3C2‘‘<br />
C2v, 2mm E, C2, σv(xz), σv(yz)<br />
C3v, 3m E, 2C3, 3σv<br />
C4v, 4mm E, 2C4, C2, 2σv, 2σd<br />
C5v E, 2C5, 2C5 2 , 5σv<br />
C6v, 6mm E, 2C6, 2C3, C2, 3σv, 3σd<br />
C2h, 2/m E, C2, i, σh<br />
C3h, 6<br />
E, C3, C3 2 , σh, S3, S3 5<br />
C4h, 4/m E, C4, C2, C4 3 , i, S4 3 , σh, S4<br />
C5h E, C5, C5 2 , C5 3 , C5 4 , σh, S5, S5 3 , S5 7 , S5 9<br />
C6h, 6/m E, C6, C3, C2, C3 2 , C6 5 , i, S3 5 , S6 5 , σh, S6, S3<br />
⎛ 2 ⎞⎛<br />
2 ⎞⎛<br />
2 ⎞<br />
D2h, mmm, ⎜ ⎟⎜<br />
⎟⎜<br />
⎟<br />
⎝ m ⎠⎝<br />
m ⎠⎝<br />
m ⎠<br />
E, C2(z), C2(y), C2(x), i, σ(xy), σ(xz), σ(yz)<br />
D3h, 6m2<br />
E, 2C3, 3C2, σh, 2S3, 3σv<br />
D4h, 4/mmm,<br />
⎛ 4 ⎞⎛<br />
2 ⎞⎛<br />
2 ⎞<br />
⎜ ⎟⎜<br />
⎟⎜<br />
⎟<br />
⎝ m ⎠⎝<br />
m ⎠⎝<br />
m ⎠<br />
E, 2C4, C2, 2C2‘, 2C2‘‘, i, 2S4, σh, 2σv, 2σd
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 39<br />
D5h E, 2C5, 2C5 2 , 5C2, σh, 2S5, 2S5 3 , 5σv<br />
D6h, 6/mmm,<br />
⎛ 6 ⎞⎛<br />
2 ⎞⎛<br />
2 ⎞<br />
⎜ ⎟⎜<br />
⎟⎜<br />
⎟<br />
⎝ m ⎠⎝<br />
m ⎠⎝<br />
m ⎠<br />
E, 2C6, 2C3, C2, 3C2‘, 3C2‘‘, i, 2S3, 2S6, σh, 3σv, 3σd<br />
D8h E, 2C8, 2C4, C2, 2C8 3 , 4C2‘, 4C2‘‘, i, 2S8, 2S8 3 , 2S4, σh, 4σv, 4σd<br />
4 E, 2S4, C2, 2C2‘,2σd<br />
3<br />
⎛ 2 ⎞<br />
, 3 ⎜ ⎟<br />
⎝ m ⎠<br />
E, 2C3, 3C2, i, 2S6, 3σd<br />
D2d, 2m<br />
D3d, m<br />
D4d E, 2S8, 2C4, 2S8 3 , C2, 4C2‘,4σd<br />
D5d E, 2C5, 2C5 2 , 5C2, i, 2S10 3 S4, 4<br />
, 2S10, 5σd<br />
E, S4, C2, S4 3<br />
S6, 3<br />
E, C3, C3 2 , i, S6 5 S8<br />
, S6<br />
E, S8, C4, S8 3 , C2, S8 5 , C4 3 , S8 7<br />
T, 23 E, 4C3, 4C3 2 , 3C2<br />
⎛ 2 ⎞<br />
Th, m3, ⎜ ⎟⎠ 3<br />
⎝ m<br />
E, 4C3, 4C3 2 , 3C2, i, 4S6, 4S6 5 , 3σh<br />
Td, 4 3m<br />
E, 8C3, 3C2, 6S4, 6σd<br />
O, 432 E, 6C4, 3C2(= C4 2 ), 8C3, 6C2<br />
⎛ 4 ⎞ ⎛ 2 ⎞<br />
Oh, m3m, ⎜ ⎟3⎜<br />
⎟<br />
⎝ m ⎠ ⎝ m ⎠<br />
E, 6C4, 3C2(= C4 2 ), 8C3, 6C2, i, 6S4, 8S6, 3σh, 6σd<br />
I E, 12C5, 12C5 2 , 20C3, 15C2<br />
Ih E, 12C5, 12C5 2 , 20C3, 15C2, i, 12S10, 12S10 3 , 20S6, 15σ<br />
C∞v<br />
E, 2C∞ Φ ......., ∞σv<br />
D∞h<br />
E, 2C∞ Φ ......., ∞σv, i, 2S∞ Φ ......., ∞C2<br />
3.3 Bestimmung der Symmetriegruppe und Beispiele<br />
Beispiele für <strong>Molekül</strong>e verschiedener Symmetrie wäre das CH4-<strong>Molekül</strong>, welches die H-<br />
Atome <strong>in</strong> den Ecken e<strong>in</strong>es Tetraeders angeordnet hat und das C-Atom im Schwerpunkt sitzt.<br />
Damit hat dieses <strong>Molekül</strong> die Td-Symmetrie des Tetraeders. Wird dieser Tetraeder stark<br />
verzerrt, wie dies z.B. beim FClSO-<strong>Molekül</strong> der Fall ist (Abb. 3.3), dann verschw<strong>in</strong>den bald<br />
die Symmetrieelemente. FClSO hat ke<strong>in</strong>e Symmetrieelemente mehr und gehört daher zur C1-<br />
Symmetriegruppe.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 40<br />
Abb. 3.3: FClSO-<strong>Molekül</strong><br />
Führt man e<strong>in</strong>e nicht gar so drastische Reduktion der Symmetrie durch, <strong>in</strong>dem man z.B. vom<br />
Tetraeder nur an e<strong>in</strong>er Ecke e<strong>in</strong> Atom austauscht (z.B. CH3Cl), so reduziert sich die<br />
Symmetrie zu C3v. Verschiebt man nun die ausgetauschte Ecke <strong>in</strong> die Ebene der anderen<br />
ununterscheidbaren Ecken so gelangt man zum AB3-<strong>Molekül</strong>, wie es <strong>in</strong> Abb. 3.4 dargestellt<br />
ist. Dadurch, dass nun alle Atome <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ebene liegen, wurden zur C3-Achse senkrechte C2<br />
und e<strong>in</strong>e horizontale Spiegelebene generiert (Symmetrie des gleichseitigen Dreiecks).<br />
Dadurch wurde die Symmetrie deutlich erhöht und die Symmetriegruppe ist D3h.<br />
Abb. 3.4: Ebenes AB3-<strong>Molekül</strong><br />
E<strong>in</strong> weiteres e<strong>in</strong>faches <strong>Molekül</strong>, bei dem die Symmetriegruppe leicht zu erkennen ist, ist das<br />
Wassermolekül H2O. Es besitzt offenbar e<strong>in</strong>e 2-zählige Achse, welche durch den Sauerstoff<br />
h<strong>in</strong>durchgeht, ke<strong>in</strong>e horizontale Spiegelebene, aber e<strong>in</strong>e leicht erkennbare vertikale<br />
Spiegelebene, welche die beiden H-Atome <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander überführt. Die <strong>Molekül</strong>ebene selbst ist<br />
ebenfalls Symmetrieebene und die Punktgruppe ist somit C2v.<br />
Nicht bei allen <strong>Molekül</strong>en ist die Punktgruppe so leicht erkennbar, deshalb ist es nützlich sich<br />
e<strong>in</strong>e systematische Vorgangsweise zurechtzulegen. E<strong>in</strong>e Möglichkeit ist e<strong>in</strong> Vorgehen nach<br />
Abb. 3.5.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 41<br />
Abb. 3.5: Schema zur Bestimmung der Punktgruppe bei <strong>Molekül</strong>en<br />
Es wird <strong>in</strong> 5 Schritten vorgegangen:<br />
1. Bestimme ob das <strong>Molekül</strong> zu e<strong>in</strong>er der Spezialgruppen gehört.<br />
Die l<strong>in</strong>earen <strong>Molekül</strong>e mit den Gruppen D∞h und C∞v bereiten mit Hilfe von Tafel<br />
3.3.2b ke<strong>in</strong>e Schwierigkeiten. Ebenso s<strong>in</strong>d die kubischen Gruppen (verlangen 4 C3)<br />
und die Ikosaedergruppen ( verlangen 10 C3 und 5 C5) mit Hilfe von Tafel 3.3.2c<br />
und den dar<strong>in</strong> enthaltenen Figuren leicht zu erkennen.<br />
2. Suche nach e<strong>in</strong>er Dreh- oder Drehspiegelachse. F<strong>in</strong>det man ke<strong>in</strong>e, so liegen die<br />
Sonderfälle von nur Spiegelebene (Cs), nur Inversionszentrum (Ci, sehr selten) oder<br />
gar ke<strong>in</strong>e Symmetrie (C1) vor.<br />
3. Re<strong>in</strong>e geradzahlige Drehspiegelachse. (ke<strong>in</strong>e Symmetrieebene oder Drehachse<br />
außer e<strong>in</strong>er kol<strong>in</strong>earen.) Dies liefert die Gruppen Sn (n gerade). Diese Gruppen<br />
besitzen außerdem noch Cn/2 Achsen.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 42<br />
4. Suche nach der Drehachse höchster Ordnung. Möglich s<strong>in</strong>d auch drei C2-Achsen,<br />
wobei man, wenn vorhanden jene nimmt, die e<strong>in</strong>e ausgezeichnete Lage e<strong>in</strong>nimmt<br />
(z.B. <strong>Molekül</strong>achse). Existiert e<strong>in</strong> Satz von n C2-Achsen senkrecht zur Cn so geht<br />
man zu Schritt 5. Ansonsten gehört das <strong>Molekül</strong> zu e<strong>in</strong>er der Gruppen Cn, Cnv, Cnh.<br />
Ke<strong>in</strong> Symmetrieelement außer der Cn: ⇒ Cn<br />
n vertikale Spiegelebenen: ⇒ Cnv<br />
e<strong>in</strong>e horizontale Spiegelebene: ⇒ Cnh<br />
5. Dieser letzte Schritt liefert die Gruppen Dn, Dnh und Dnd.<br />
Ke<strong>in</strong> Symmetrieelement außer der Cn und den C2‘s: ⇒ Dn<br />
e<strong>in</strong>e horizontale Spiegelebene: ⇒ Dnh<br />
(außerdem besitzt e<strong>in</strong>e Dnh Gruppe noch n vertikale Spiegelebenen, welche die<br />
senkrechten C2‘s be<strong>in</strong>halten)<br />
ke<strong>in</strong>e horizontale Spiegelebene,<br />
aber n vertikale Ebenen, zwischen den C2-Achsen: ⇒ Dnd<br />
Mit Hilfe dieser Prozedur lassen sich auch kompliziertere <strong>Molekül</strong>e leicht zu e<strong>in</strong>er<br />
Symmetriegruppe zuordnen. Als Beispiel nehmen wir das Ferrocene, welches <strong>in</strong> 2<br />
verschiedenen Konfigurationen vorkommen kann, wie sie <strong>in</strong> Abb. 3.6 gezeigt s<strong>in</strong>d.<br />
Abb. 3.6: Ferrocene<br />
E<strong>in</strong>mal s<strong>in</strong>d die 5-Ecke unverdreht übere<strong>in</strong>ander angeordnet (dies führt zu e<strong>in</strong>er horizontalen<br />
Spiegelebene), das andere mal s<strong>in</strong>d sie verdreht, bzw. spiegelbildlich übere<strong>in</strong>ander gestapelt.<br />
Letzteres vernichtet die re<strong>in</strong>e Existenz e<strong>in</strong>er Spiegelebene, sie kommt nur mehr <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>er 10-zähligen Achse vor. Wenn man nach der obigen Prozedur aus Abb.<br />
3.5 vorgeht, so kann man die ersten 3 Schritte überspr<strong>in</strong>gen. Für beide Modifikationen f<strong>in</strong>det<br />
man e<strong>in</strong>e 5-zählige Achse als höchste Symmetrie und weitere senkrechte 2-zählige Achsen.<br />
Während jedoch die Modifikation mit den unverdreht übere<strong>in</strong>ander gestapelten 5-Ecken e<strong>in</strong>e<br />
horizontale Spiegelebene besitzt und somit zu D5h gehört, liegen bei der anderen Modifikation<br />
nur vertikale Spiegelebenen vor, woraus die Symmetriegruppe D5d folgt. E<strong>in</strong>e Überprüfung<br />
der Zuordnung kann mit Hilfe der detaillierten Auflistung der Symmetrieelemente der Tafel<br />
3.5 erfolgen. Demnach muss die D5d auch e<strong>in</strong>e S10 und e<strong>in</strong> Inversionszentrum besitzen,<br />
welche <strong>in</strong> D5h nicht vorhanden s<strong>in</strong>d.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 43<br />
4. Mathematische Darstellung von Symmetriebeziehungen<br />
4.1 Zusammenhang Physik- Mathematik<br />
Bemerkung: Die physikalischen Beobachtungen (Ergebnisse von Experimenten)<br />
charakterisieren e<strong>in</strong>en physikalischen Zustand. Dieser wird mathematisch als<br />
Zustandsvektor, somit als Element e<strong>in</strong>es Vektorraumes dargestellt. Änderungen des<br />
Zustandes s<strong>in</strong>d somit Operatoren, die auf die Elemente des Vektorraumes wirken.<br />
Die <strong>in</strong> Experimenten gefundenen Kausalitäten und Zusammenhänge müssen sich <strong>in</strong><br />
mathematischen Zusammenhängen zwischen den Operatoren und Zustandsvektoren<br />
widerspiegeln. Ziel ist e<strong>in</strong>e möglichst genaue Abbildung (im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />
Isomorphismus) der physikalischen Beobachtungen und Ereignisse <strong>in</strong> Operatoren<br />
und Vektoren. Jeder mathematische Schritt sollte daher se<strong>in</strong>e entsprechende<br />
physikalische Bedeutung haben. (Wird jedoch nicht vollständig erreicht.) Im Fall<br />
von Symmetrieoperationen betrachten wir Operatoren, welche auf physikalische<br />
Zustandsvektoren wirken und <strong>in</strong> ihrer Wirkung genau die Symmetrieoperation<br />
nachbilden. (z.B. Drehmatrizen auf Vektor des 3-dimensionalen Raumes)<br />
Def. 4.1: l<strong>in</strong>earer Operator<br />
l<strong>in</strong>earer Operator σ auf Vektorraum V: σ:= Abbildung V → V; σA=B mit A,B ∈ V<br />
a) σ(A+B) = σA + σB<br />
b) σ(aA) = a(σA), mit a ∈ R (Körper des Vektorraumes)<br />
Def. 4.2: Verknüpfungen von l<strong>in</strong>earen Operatoren:<br />
a) (σ1 + σ2)A = σ1A + σ2A b) (aσ) A = a (σA)<br />
c) (σ1 * σ2)A = σ1(σ2A) d) Nulloperator: οA = Ο<br />
e) E<strong>in</strong>soperator: εA = A<br />
wenn σR <strong>in</strong>jektiv, so heißt er regulärer Operator. Es existiert σR -1,<br />
(σR,*) bildet e<strong>in</strong>e Gruppe<br />
Bemerkung: Symmetrieoperationen s<strong>in</strong>d reguläre Operatoren auf V und bilden mit den hier<br />
def<strong>in</strong>ierten Verknüpfungen e<strong>in</strong>e Gruppenalgebra.<br />
Def. 4.3: G-Vektorraum:<br />
V (Vektorraum) heißt zusammen mit G (Gruppe) G-Vektorraum, wenn:<br />
1. alle σ aus G l<strong>in</strong>eare Operatoren auf V s<strong>in</strong>d:<br />
a) σA aus V ist (σ aus G und A aus V)<br />
b) σ(A+B) = σA + σB<br />
c) σ(aA) = a(σA)<br />
2. (στ)A = σ(τA)<br />
3. εA = A mit ε dem E<strong>in</strong>selement aus G
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 44<br />
Bemerkung: Beispiele für l<strong>in</strong>eare Operatoren, welche auf e<strong>in</strong>en n-dimensionalen<br />
Vektorraum wirken, s<strong>in</strong>d die n × n Matrizen. Reguläre Operatoren s<strong>in</strong>d dabei die<br />
<strong>in</strong>vertierbaren Matrizen. Alle <strong>in</strong>vertierbaren Matrizen mit Determ<strong>in</strong>ante ±1 heißen<br />
orthogonale Matrizen.<br />
Def. 4.4: Darstellung<br />
Der mathematische Ausdruck für die Symmetrieoperationen der Symmetriegruppe<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Molekül</strong>s oder Festkörpers bezüglich der gewählten Basis des Vektorraumes<br />
der betrachteten Eigenschaften (Zustand des <strong>Molekül</strong>s oder Festkörpers) heißt<br />
Darstellung der Symmetrieoperationen oder der Symmetriegruppe.<br />
oder:<br />
Die Darstellung e<strong>in</strong>er Symmetriegruppe ist e<strong>in</strong> Homomorphismus der<br />
Symmetriegruppe auf die l<strong>in</strong>earen Operatoren des G-Vektorraumes. (z.B. Matrizen)<br />
Bemerkung: Folgende Vorgangsweise bei Symmetrieanalysen physikalischer Probleme ist<br />
e<strong>in</strong>zuhalten:<br />
1. Zunächst muss das physikalische Problem genau def<strong>in</strong>iert werden: Was ist der<br />
Zustand (Grundzustand) des Problems und welche Zustandsgröße des<br />
Grundzustandes ist für die <strong>in</strong>teressierende physikalische Größe verantwortlich.<br />
2. Bestimme den Vektorraum, <strong>in</strong> dem die Zustandsgröße liegt und wähle e<strong>in</strong>e<br />
Basis.<br />
3. Bestimme die mathematische Form der Symmetrieoperatoren (Darstellung),<br />
welche auf die gewählte Basis des Vektorraumes wirken.<br />
4.2 Symmetrien und Eigenschaften des Grundzustandes<br />
Satz 4.1: Satz von Neumann - M<strong>in</strong>nigerode und P. Curie<br />
a) Die beobachtbaren Eigenschaften (Observablen) des Grundzustandes s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong>variant gegenüber Symmetrieoperationen.<br />
oder<br />
b) Die Symmetriegruppe e<strong>in</strong>es Objektes (<strong>Molekül</strong>, Festkörper) ist e<strong>in</strong>e Untergruppe<br />
der Symmetriegruppe jeder beobachtbaren Eigenschaft des Objektes.<br />
Beweis: In se<strong>in</strong>er ersten Form a) ist der Beweis trivial, da ja bereits <strong>in</strong> Def. 3.1<br />
festgelegt wurde, dass Symmetrieoperationen das Objekt ununterscheidbar (also<br />
ke<strong>in</strong>e Änderung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en beobachtbaren Eigenschaften) lassen müssen. Da die<br />
Bestimmung der Symmetriegruppe im allgeme<strong>in</strong>en im Grundzustand des Objektes<br />
erfolgt, wurde Satz 4.1 auf die Eigenschaften des Grundzustandes e<strong>in</strong>geschränkt. In<br />
der zweiten Formulierung b) ist lediglich zu zeigen, dass dies der Formulierung a)<br />
entspricht. Dazu betrachten wir e<strong>in</strong>e beliebige Eigenschaft (z.B. das Dipolmoment)<br />
im homogenen, isotropen Raum. Alle Symmetrieeigenschaften, welche die<br />
betrachtete Eigenschaft (Dipolmoment) <strong>in</strong>variant lassen, bilden e<strong>in</strong>e Gruppe (z.B.<br />
C∞v für das Dipolmoment). Soll nun e<strong>in</strong> Objekt im homogenen, isotropen Raum<br />
diese Eigenschaft besitzen, so dürfen nur Symmetrieoperationen auftreten, welche<br />
auch diese betrachtete Eigenschaft <strong>in</strong>variant lässt. Also s<strong>in</strong>d die<br />
Symmetrieoperationen des Objektes auf jeden Fall e<strong>in</strong>e Teilmenge der
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 45<br />
Symmetrieoperationen der Eigenschaft. Da aus Satz 3.1 die Symmetrieoperationen,<br />
die e<strong>in</strong> Objekt ununterscheidbar lassen e<strong>in</strong>e Gruppe bilden, erhalten wir e<strong>in</strong>e<br />
Teilmenge aus der Symmetriegruppe der beobachtbaren Eigenschaft, welche e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe bildet, also e<strong>in</strong>e Untergruppe.<br />
Bemerkung: Es ist auch sofort klar, dass im allgeme<strong>in</strong>en die Symmetriegruppe des Objektes<br />
viel kle<strong>in</strong>er als die Symmetriegruppe e<strong>in</strong>er beobachteten Eigenschaft ist, also e<strong>in</strong>e<br />
echte Untergruppe vorliegt.<br />
Def. 4.5: polarer Vektor<br />
E<strong>in</strong> Vektor p, der sich bei Punktsymmetrieoperationen σ transformiert wie:<br />
σ(p) = Mσp, (Mσ Matrixdarstellung von σ) heißt polarer Vektor.<br />
Def. 4.6: axialer Vektor<br />
E<strong>in</strong> Vektor a, der sich bei Punktsymmetrieoperationen σ transformiert wie:<br />
σ(a) = Det(Mσ) Mσa, (Mσ Matrixdarstellung von σ) heißt axialer Vektor.<br />
Def. 4.7: eigentliche, uneigentliche Drehungen<br />
Punktsymmetrieoperationen mit Det(Mσ) = +1 heißen eigentliche Drehungen<br />
(proper rotations), die mit -1 uneigentliche Drehungen (improper rotations).<br />
Bemerkung: Matrizen der Darstellung von Punktsymmetrieoperationen s<strong>in</strong>d orthogonale bzw.<br />
unitäre Matrizen. E<strong>in</strong>e weitere Konsequenz aus Satz 4.1 ist, dass auch die<br />
Schröd<strong>in</strong>gergleichung (Wellenfunktion, Hamiltonfunktion) e<strong>in</strong>es <strong>Molekül</strong>s oder<br />
Festkörpers <strong>in</strong>variant gegenüber allen Symmetrieoperationen se<strong>in</strong> muss. Ist σˆ e<strong>in</strong><br />
Symmetrieoperator, welcher auf die Wellenfunktion wirkt, dann lautet die durch<br />
die Symmetrieoperation transformierte Schröd<strong>in</strong>gergleichung: σ ˆ −1<br />
ˆH<br />
ˆ σ ˆ σψ<br />
= E ˆ σψ<br />
.<br />
Die Invarianz des Hamiltonoperators schreibt sich dann: Hˆ<br />
−1<br />
ˆ σ ˆ σ = Hˆ<br />
oder<br />
ˆ σH ˆ = Hˆ<br />
ˆ σ . Damit gilt für den Hamiltonoperator, dass er mit allen<br />
Symmetrieoperationen vertauschbar ist, also [ H ˆ , ˆ σ ] = 0 . Daraus folgt unmittelbar<br />
das Noether-Theorem (Satz 1.1) <strong>in</strong> der Form, dass es zu jeder Symmetrieoperation<br />
e<strong>in</strong>e Erhaltungsgröße geben muss. Es bleibt nur noch die Frage, ob jede<br />
Symmetrieoperation zu eigenen Erhaltungsgrößen führt, also genauso viele<br />
verschiedene Erhaltungsgrößen vorliegen, wie unterschiedliche<br />
Symmetrieelemente. Hier kann man sich überlegen, dass sämtliche<br />
H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführungen e<strong>in</strong>er Symmetrieoperation zur gleichen<br />
Erhaltungsgröße führen. Demnach gibt es dann nur so viele verschiedene<br />
Erhaltungsgrößen, wie erzeugende Elemente <strong>in</strong> der Gruppe. Bei unendlichen<br />
Gruppen mit kont<strong>in</strong>uierlichen Transformationen (Symmetrien) s<strong>in</strong>d dann dies die<br />
kont<strong>in</strong>uierlichen Variablen (Parameter ρ), wie sie im Noether-Theorem formuliert<br />
s<strong>in</strong>d.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 46<br />
4.3 Charaktere von Matrixdarstellungen, reduzible und irreduzible Darstellungen,<br />
Charaktertafeln<br />
Def. 4.8: Charakter<br />
Die Spur e<strong>in</strong>er Matrix e<strong>in</strong>er Darstellung heißt Charakter.<br />
Def. 4.9: reduzible Darstellung<br />
Wenn e<strong>in</strong> Satz von Darstellungsmatrizen durch geeignete Wahl der Basis<br />
gleichzeitig <strong>in</strong> gleiche Untermatrizen zerlegbar ist, dann heißt die Darstellung<br />
reduzibel.<br />
Def. 4.10: irreduzible Darstellung<br />
Wenn e<strong>in</strong> Satz von Darstellungsmatrizen nicht mehr durch andere Wahl der Basis<br />
<strong>in</strong> Untermatrizen zerlegbar ist, dann heißt die Darstellung irreduzibel.<br />
Satz 4.2: reduzible Darstellungen<br />
Jede reduzible Darstellung (Matrixdarstellung) lässt sich als Summe von<br />
irreduziblen Darstellungen schreiben. Der dazugehörende (reduzible) Vektorraum<br />
lässt sich als direkte Summe von (irreduziblen, G-<strong>in</strong>varianten) Teilräumen<br />
schreiben.<br />
Beweis: Da sich die reduzible Darstellung von den irreduziblen Darstellungen nur durch<br />
e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>atentransformation der Basis unterscheiden, lässt sich der Satz durch<br />
die Eigenschaft der Basis beweisen.<br />
Def. 4.11: G-<strong>in</strong>varianter Teilraum<br />
U ist G-<strong>in</strong>varianter Teilraum von V wenn gilt:<br />
U ist G-Vektorraum und Unterraum von V<br />
σA ∈ U wenn σ ∈ G und A ∈ U<br />
Satz 4.3: Charaktere reduzibler Darstellungen<br />
Die Charaktere jeder Darstellung s<strong>in</strong>d L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ationen der Charaktere der<br />
irreduziblen Darstellungen. ∀ σ ∈ G: χΓ(σ) = ∑iciχi(σ).<br />
Beweis: Aus Satz 4.2 folgt der Beweis direkt durch Spurbildung.<br />
Satz 4.4: Orthogonalitätsrelation:<br />
Für irreduzible Darstellungsmatrizen <strong>in</strong> endlichen Gruppen gilt:<br />
Σ σ(G) Di(σ)ab [Dj(σ)cd]-1 = g/li δij δad δbc
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 47<br />
Bemerkung: Zum Beweis der Orthogonalitätsrelation werden noch folgende zwei Sätze<br />
benötigt.<br />
Satz 4.5: Lemma von Schur<br />
Jede Matrix, die mit den Matrizen der irreduziblen Darstellungen vertauschbar ist,<br />
muss e<strong>in</strong> Vielfaches der E<strong>in</strong>heitsmatrix se<strong>in</strong>.<br />
Satz 4.6: Existenz der <strong>in</strong>versen Hilfsmatrix<br />
D1(σi) und D2(σi) s<strong>in</strong>d irreduzible Darstellungen der Dimension l1 und l2. Mit M<br />
aus der Menge der komplexen Matrizen der Dimension l1 ∗ l2 und der Eigenschaft:<br />
M D1(σi) = D2(σi) M<br />
folgt:<br />
a) l1 ungleich l2 heißt: M = 0<br />
b) l1=l2 heißt: M = 0 oder M-1 existiert.<br />
Bemerkung: Aus der Orthogonalitätsrelation (Satz 4.4) folgt direkt die Orthogonalität der<br />
Charaktere durch Spurbildung.<br />
Satz 4.7: Orthogonalität der Charaktere<br />
1/g Σσ(G) χi(σ)χj(σ-1) = δij<br />
Bemerkung: Die Orthogonalität der irreduziblen Darstellungen ist von zentraler Bedeutung <strong>in</strong><br />
der <strong>Gruppentheorie</strong>. Insbesondere hilft sie <strong>in</strong> der Auff<strong>in</strong>dung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
irreduziblen Darstellungen. Wie später gezeigt wird, entspricht die Orthogonalität<br />
der irreduziblen Darstellungen der Orthogonalität der Idempotenten des Zentrums<br />
der Gruppenalgebra. Da dieses Zentrum die Dimension der Anzahl an Klassen<br />
konjugierter Elemente hat, kann es nie mehr irreduzible Darstellungen geben als<br />
Klassen konjugierter Elemente. Zusammen mit der Orthogonalitätsrelation stellt<br />
dies e<strong>in</strong> stark e<strong>in</strong>schränkendes Kriterium für die irreduziblen Darstellungen dar,<br />
wodurch ihre Auff<strong>in</strong>dung stark vere<strong>in</strong>facht wird. Für zyklische Gruppen haben die<br />
irreduziblen Darstellungen bezogen auf den Körper der komplexen Zahlen e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>fache Gestalt. Die m-te irreduzible Darstellung (m = 0, 1, ... N-1) für das<br />
Element a n (n = 0,1, ... N-1) lautet: e imn2π/N . Die Charaktere der irreduziblen<br />
Darstellungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Charaktertafeln (Abschnitt 10.1) tabelliert. Außerdem ist<br />
es für die praktische Anwendung hilfreich zu wissen, wie die irreduziblen<br />
Darstellungen zu den irreduziblen Darstellungen der jeweiligen Untergruppen<br />
korreliert s<strong>in</strong>d (Korrelationstafeln <strong>in</strong> 10.2).
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 48<br />
Satz 4.8: goldene Regel<br />
Wie oft e<strong>in</strong>e irreduzible Darstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er reduziblen enthalten ist ergibt sich<br />
aus:<br />
cj = 1/g Σσ(G) χΓ(σ) χj(σ-1)<br />
Satz 4.9: Dimension G-<strong>in</strong>varianter Unterräume<br />
Die Dimension des G-<strong>in</strong>varianten Unterraumes ergibt sich zu:<br />
dim(Uj) = cj * lj<br />
Def. 4.12: Produkt von Darstellungen<br />
χσ(Γi × Γj) = χσ(Γi) * χσ(Γj)<br />
Def. 4.13: L<strong>in</strong>earer Operator auf Tensorprodukt<br />
σ(V1 ⊗ V2) mit X aus V1: X = ΣaiAi und Y aus V2: Y = ΣbjBj<br />
mit Z aus V1 ⊗ V2 : Z = Σaibj (Ai ⊗ Bj)<br />
σ(V1 ⊗ V2) = σ Σaibj(Ai ⊗ Bj) = Σaibj(σ Ai ⊗ σ Bj)<br />
Bemerkung: Die Größen Ai ⊗ Bj werden auch Dyaden genannt. Jeder Tensor lässt sich somit<br />
als L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ation von Dyaden schreiben.<br />
Satz 4.10: Charaktere von Operatoren auf Tensorprodukten<br />
Spur σ(V1 ⊗ V2) = Spur σ(V1) * Spur σ(V2) oder<br />
1,2 1 2<br />
χσ(V1 ⊗ V2) = χσ(V1) * χσ(V2) oder χσ = χσ * χσ Dies führt gleich zu e<strong>in</strong>er weiteren wichtigen Beziehung:<br />
Satz 4.11: Darstellung von direkten Produkten zweier Gruppen<br />
Die Darstellung e<strong>in</strong>er Gruppe G= G1 ⊗ G2, welche aus e<strong>in</strong>em direktem Produkt<br />
zweier Untergruppen gebildet wurde, ergibt sich als das Produkt der Darstellungen<br />
der jeweiligen Untergruppen. Also: χab(Γno) = χa(Γn) * χb(Γo) mit a ∈ G1, b ∈<br />
G2 und (Γn) Darstellung von G1 und (Γo) Darstellung von G2. Werden auf diese<br />
Art verschiedene Darstellungen aus Sätzen von jeweils orthogonalen Darstellungen<br />
der jeweiligen Untergruppen gebildet, so s<strong>in</strong>d die Charaktere dieser gewonnenen<br />
Darstellungen ebenfalls orthogonal.<br />
Bemerkung: Insbesondere folgt daraus für e<strong>in</strong>dimensionale Darstellungen, dass auf diese Art<br />
für Gruppen, die aus e<strong>in</strong>em direkten Produkt von Untergruppen gebildet wurden, die<br />
irreduziblen Darstellungen als Multiplikation der irreduziblen Darstellungen der<br />
jeweiligen Untergruppen gebildet werden.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 49<br />
Bemerkung: Das Produkt von irreduziblen Darstellungen ist im allgeme<strong>in</strong>en nicht<br />
kommutativ. Auch das Tensorprodukt ist nicht kommutativ, außer es handelt sich um<br />
e<strong>in</strong>en symmetrischen Tensor. Bei e<strong>in</strong>dimensionalen irreduziblen Darstellungen<br />
liegen symmetrische und antisymmetrische Tensorkomponente <strong>in</strong> der gleichen<br />
irreduziblen Darstellung. Bei mehrdimensionalen irreduziblen Darstellungen ist dies<br />
im allgeme<strong>in</strong>en nicht gegeben und man muss das symmetrische und das<br />
antisymmetrische Tensorprodukt unterscheiden.<br />
Def. 4.14: Symmetrisches und antisymmetrisches Tensorprodukt<br />
χsymm (σ) = 1/2[χ (σ) 2 + χ (σ 2 )]<br />
χanti (σ) = 1/2[χ (σ) 2 - χ (σ 2 )]<br />
Bemerkung: Mithilfe des Tensorproduktes lassen sich viele höhere Tensorgrößen sehr leicht<br />
<strong>in</strong> irreduzible Darstellungen zerlegen. So ist z.B. der dieelektrische Tensor mit dem<br />
Tensorprodukt aus der dielektrischen Verschiebung D und dem elektrischen Feld E<br />
zu bilden. In Abschnitt 10.3 s<strong>in</strong>d die wichtigsten Produkte irreduzibler<br />
Darstellungen <strong>in</strong> bereits ausreduzierter Form aufgelistet und auch die<br />
symmetrischen und antisymmetrischen Anteile angegeben.<br />
4.4 Auff<strong>in</strong>den G-<strong>in</strong>varianter Unterräume<br />
Def. 4.15: Zentrum der Gruppenalgebra<br />
besteht aus jenen Elementen, die mit allen<br />
Elementen der Gruppenalgebra kommutieren (vgl. Def. 2.11):<br />
Das Zentrum Z ~<br />
Z ~<br />
:= { z ~<br />
| ∋ z ~<br />
∗ a ~<br />
= a ~<br />
∗ z ~<br />
Def. 4.16: Klassensumme<br />
der Gruppenalgebra G ~<br />
∀ z ~<br />
∈ G ~<br />
Die Klassensumme K ~<br />
Elementen.<br />
K ~<br />
= Σi ai mit ai,aj ∈ G und ∃ b ∈ G ∋ ai b = b aj.<br />
}<br />
besteht aus der Summe der zue<strong>in</strong>ander konjugierten<br />
Bemerkung: Dies bedeutet sofort, dass es nur so viele verschiedene Klassensummen K ~<br />
wie Klassen konjugierter Elemente <strong>in</strong> G.<br />
Satz 4.12: Basis des Zentrums<br />
Die Klassensummen K ~<br />
s bilden e<strong>in</strong>e Basis von Z ~<br />
Bemerkung zur Er<strong>in</strong>nerung (Def. 2.20): π ∈ G ~<br />
π ∗ π = π2 = π ( ⇒ πn = π)<br />
.<br />
heißt Idempotente, wenn gilt:<br />
s gibt,
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 50<br />
Def. 4.17: Orthogonalität <strong>in</strong> Gruppenalgebra<br />
Zwei Elemente der Gruppenalgebra a ~<br />
,b ~<br />
∈ G ~<br />
0 ~<br />
. (Nullelement der Gruppenalgebra)<br />
Satz 4.13: Orthogonale Idempotente s<strong>in</strong>d l<strong>in</strong>ear unabhängig.<br />
S<strong>in</strong>d π1 ..... πk orthogonal (d.h. πiπj = πiδij) dann gilt: i<br />
s<strong>in</strong>d orthogonal, wenn gilt: a ~<br />
k<br />
∑<br />
= 1<br />
ciπi ≠ 0 ~<br />
Satz 4.14: Die Summe orthogonaler Idempotenter ist wieder e<strong>in</strong>e Idempotente:<br />
Für π = Σiπi gilt π 2 = π.<br />
Im weiteren werden orthogonale Idempotente πi des Zentrums Z ~<br />
betrachtet. Aus Satz 4.13 folgt, dass nicht mehr orthogonale Idempotente <strong>in</strong> Z ~<br />
Klassen konjugierter Elemente <strong>in</strong> G existieren.<br />
Satz 4.15: maximale Systeme von Idempotenten des Zentrums<br />
.<br />
∗ b ~<br />
=<br />
der Gruppenalgebra<br />
liegen als<br />
Sei S = { π1,.....πk} maximales System von orthogonalen Idempotenten <strong>in</strong> Z ~<br />
gilt:<br />
k<br />
1) ∑ πi = ε<br />
i=<br />
1<br />
~<br />
(E<strong>in</strong>selement von G ~<br />
)<br />
2) jedes πi ist unzerlegbar, d.h. πi ≠ πr + πs (irreduzibel)<br />
3) ist π e<strong>in</strong>e Idempotente aus Z ~<br />
l<br />
∑<br />
i = 1<br />
π = πi<br />
4) S ist e<strong>in</strong>deutig<br />
, so ist<br />
mit l = 1,2, .. k (Auswahl aus S)<br />
Satz 4.16: Projektion von Vektoren<br />
Für jeden Vektor X ∈ V mit πiX = X und πi ∈ S gilt:<br />
1) alle X ∈ Ui < V, bilden e<strong>in</strong>em Unterraum von V<br />
2) Ui ist G-<strong>in</strong>variant<br />
3) Ui besteht aus allen πiX mit X ∈ V<br />
4) Ist B1, ....... Bn Basis von V, so erzeugt πiB1, ...πiBn den<br />
Unterraum Ui.<br />
Satz 4.17: Zerlegung e<strong>in</strong>es Vektorraumes <strong>in</strong> Unterräume<br />
. Dann<br />
Jeder Vektor X des G-Vektorraumes (V,G) lässt sich e<strong>in</strong>deutig als direkte Summe<br />
von Vektoren Xi der G-<strong>in</strong>varianten Unterräume<br />
Ui = πiV (πi ∈ S) darstellen. V = ⊕ Ui.
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 51<br />
Bemerkung: Die Unterräume Ui = πiV s<strong>in</strong>d irreduzibel, weil die πi irreduzibel (Satz 4.15)<br />
s<strong>in</strong>d. Damit können die Unterräume den irreduziblen Darstellungen der<br />
Symmetriegruppe G zugeordnet werden, da die irreduziblen Darstellungen e<strong>in</strong>deutig<br />
vorliegen.<br />
Satz 4.18: Lösung von Eigenwertgleichungen durch Zerlegen<br />
Für den G-Vektorraum V = ⊕ Ui mit Ui = πiV (πi ∈ S) und den auf V def<strong>in</strong>ierten<br />
l<strong>in</strong>earen Operator A mit [σ,A] = 0 für alle σ ∈ G gilt:<br />
1) A ist l<strong>in</strong>earer Operator auf Ui<br />
2) Die Lösung der Eigenwertgleichung <strong>in</strong> allen Ui ist Lösung <strong>in</strong> V<br />
3) Es gibt e<strong>in</strong> System l<strong>in</strong>ear unabhängiger Eigenvektoren von A, jeder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Unterraum Ui, aus denen durch L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ation weitere Eigenvektoren<br />
gebildet werden können.<br />
Satz 4.19: entartete Eigenwerte<br />
Eigenwerte, die e<strong>in</strong>er r-dimensionalen irreduziblen Darstellung entsprechen s<strong>in</strong>d<br />
m<strong>in</strong>destens r-fach entartet.<br />
Satz 4.20: Beziehung zwischen maximalem System orthogonaler Idempotenten und<br />
irreduziblen Darstellungen<br />
Das maximale System orthogonaler Idempotenten des Zentrums der<br />
Gruppenalgebra S = { πi} erhält man aus den Charakteren der irreduziblen<br />
Darstellungen:<br />
πi = li/g Σσ χi(σ -1 )σ<br />
Der Projektionsoperator Pi kl bezogen auf die Basis B1, ... Br des G-<strong>in</strong>varianten<br />
Unterraumes Ui wird mit Hilfe der Darstellungsmatrizen γi kl der i-ten irreduziblen<br />
Darstellung gebildet:<br />
Pi kl = li/g Σσ γi kl (σ -1 )σ
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 52<br />
5. Beispiele: Anwendungen bei <strong>Molekül</strong>en<br />
5.1 Schw<strong>in</strong>gungsanalyse von H2O
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 53
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 54<br />
5.2 Klassifizierung elektronischer Niveaus mit Hilfe der Hückel-Methode
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 55<br />
5.3 Behandlung mehrdimensionaler irreduzibler Darstellungen an Hand von D3
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 56<br />
5.4 Schw<strong>in</strong>gungsanalyse von CHCl3
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 57
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 58
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 59
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 60<br />
5.5 Symmetriebed<strong>in</strong>gte Auswahlregeln für elektronische und vibronische Übergänge
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 61<br />
6. Translationssymmetrien und Raumgruppen<br />
6.1 Die Translationsgruppe<br />
Def. 6.1: Translationen<br />
Translationen Tnt(r) (oder als Gruppenelement t n ) werden als Addition e<strong>in</strong>es<br />
ganzzahligen Vielfachen des Translationsvektors t zum Ortsvektor r def<strong>in</strong>iert:<br />
Tnt(r) := r + nt<br />
Periodische Randbed<strong>in</strong>gungen liegen vor, wenn für N Vielfache gilt: r + Nt = r<br />
(oder als Gruppenelement t N = 1)<br />
Satz 6.1: Translationsgruppe<br />
Die Translationen im 3-dimensionalen Raum mit periodischen Randbed<strong>in</strong>gungen,<br />
a H =1, b K =1, c L =1 bilden e<strong>in</strong>e Gruppe, die sich als direktes Produkt aus den<br />
jeweiligen e<strong>in</strong>dimensionalen zyklischen Translationsgruppen ergibt. Die mno-te<br />
irreduzible Darstellung für das Gruppenelement a h b k c l lautet: e i2π(mh/H+nk/K+ol/L) .<br />
v r r v<br />
Beweis: E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Translation im 3-dimensionalen Raum lautet: t = ha<br />
+ kb<br />
+ lc<br />
oder als Gruppenelement geschrieben: t=a h b k c l . Die erzeugenden Elemente der<br />
Gruppe s<strong>in</strong>d a,b,c. Daraus ergeben sich 3 zyklische Untergruppen: Ga={a h },<br />
Gb={b k }, Gc={c l }. Da diese zyklischen Untergruppen nur das neutrale Element<br />
geme<strong>in</strong>sam haben gilt nach Def. 2.21, dass die Translationsgruppe als direktes<br />
Produkt dieser drei zyklischen Gruppen geschrieben werden kann. Nach Satz 4.11<br />
erhalte ich orthogonale Darstellungen als Produkt der irreduziblen Darstellungen<br />
dieser drei Untergruppen. Da es sich um e<strong>in</strong>dimensionale Darstellungen handelt,<br />
hat man bereits e<strong>in</strong>en maximalen Satz orthogonaler Darstellungen gefunden,<br />
welcher nicht weiter reduzibel ist.<br />
Bemerkung: Analoge Beziehungen gelten im d-dimensionalen Raum. Davon s<strong>in</strong>d die<br />
Dimensionen d=1,2,3 von praktischer Bedeutung.<br />
6.2 wichtige Begriffe:<br />
Bemerkung: Die folgenden Def<strong>in</strong>itionen beziehen sich auf den Spezialfall von 3 Dimensionen<br />
können aber auf den d-dimensionalen Fall verallgeme<strong>in</strong>ert werden.<br />
Def. 6.2: Translationsgitter<br />
Das Translationsgitter ist die regelmäßige Anordnung von Punkten Rhkl im Raum<br />
die von Translationsvektoren a, b, c gebildet werden:<br />
Rhkl = R0 + ha +kb +lc<br />
Def. 6.3: Bravaisgitter
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 62<br />
Im 3-dimensionalen Raum gibt es <strong>in</strong>sgesamt 14 verschiedene Translationsgitter,<br />
welche zu e<strong>in</strong>em gleichmäßigen raumfüllenden Gitter führen. Diese werden<br />
Bravaisgitter genannt.<br />
Tafel 6.1: Die 14 Bravaisgitter<br />
Def. 6.4: Kristallgitter<br />
Das Kristallgitter besteht aus dem Translationsgitter, wobei jeder Punkt des<br />
Translationsgitters mit e<strong>in</strong>er Anordnung aus mehreren Atomen (Basis) besetzt se<strong>in</strong><br />
kann.<br />
Def. 6.5: Primitive E<strong>in</strong>heitszelle
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 63<br />
Kle<strong>in</strong>ste E<strong>in</strong>heit (kle<strong>in</strong>stes Volumen) des Kristallgitters aus dem durch<br />
Translationen das gesamte Gitter erzeugt werden kann. (Primitive E<strong>in</strong>heitszelle<br />
besteht nur aus e<strong>in</strong>em Punkt des Translationsgitters, be<strong>in</strong>haltet die Atome der<br />
Basis).<br />
Def. 6.6: reziprokes Gitter<br />
Das reziproke Gitter G wird aus ganzzahligen Vielfachen der reziproken<br />
Gittervektoren A, B, C gebildet:<br />
A = (2π/V) (b × c), B = (2π/V) (c × a), C = (2π/V) (a × b)<br />
mit V = a (b × c) dem Volumen der primitiven E<strong>in</strong>heitszelle.<br />
Sämtliche Punkte im reziproken Raum Kmno werden gebildet:<br />
Kmno = mh + nk + ol = (m/H) A + (n/K) B + (o/L) C<br />
mit h = A/H, k = B/K und l = C/L.<br />
Der Bereich 0≤m
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 64<br />
Bemerkung: Diese Formulierung des Blochtheorems gilt nur im komplexen Zahlenraum. Oft<br />
ist aber nur der reelle Raum von physikalischer Bedeutung. Den Übergang zu e<strong>in</strong>er<br />
reellen Formulierung erhält man, wenn man die irreduziblen Darstellungen im<br />
reellen aufsucht. Diese s<strong>in</strong>d dann 2-dimensional und fassen jeweils die komplexen<br />
irreduziblen Darstellungen von +k und -k zusammen, die ja zue<strong>in</strong>ander konjugiert<br />
komplex s<strong>in</strong>d. Im reellen kann dann nicht mehr so e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Bloch'sches Theorem<br />
postuliert werden. Betrachtet man +k und -k zu e<strong>in</strong>em 2-dimensionalen Vektor<br />
zusammengefasst, so ergeben sich 2-dimensionale Darstellungen für die<br />
Translation:<br />
r<br />
⎛ ψ r ( r ) ⎞ ⎛<br />
= ⎜<br />
e<br />
Tv<br />
k<br />
⎜<br />
⎟<br />
t r<br />
⎜<br />
⎝ψ<br />
r ( r ) − k ⎠ ⎝<br />
rr<br />
ikt<br />
e<br />
rr<br />
−ikt<br />
r r r<br />
⎞⎛<br />
ψ r ( r ) ⎞ ⎛ ψ r ( r + t ) ⎞<br />
k ⎟<br />
k<br />
= ⎜ ⎟<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎟<br />
r ⎜ r r<br />
⎟<br />
.<br />
⎠⎝ψ<br />
r ( r ) ⎠ ⎝ψ<br />
r ( r + t )<br />
−k<br />
−k<br />
⎠<br />
r r<br />
ψ r ( r ) +ψ r ( r ) −k<br />
Wir gehen mit Hilfe von neuen Koord<strong>in</strong>aten<br />
reelle Darstellung über:<br />
k<br />
2<br />
⎛<br />
Tv<br />
⎜<br />
t ⎜<br />
⎝<br />
r r<br />
ψ r ( r ) + ψ r ( r )<br />
k −k<br />
r<br />
2<br />
r<br />
ψ r ( r ) −ψ<br />
r ( r )<br />
−k<br />
k<br />
2<br />
r<br />
⎞<br />
r<br />
⎟<br />
⎛ cos kt<br />
= ⎜<br />
⎟ ⎜<br />
rr<br />
⎠ ⎝−<br />
s<strong>in</strong> kt<br />
rr<br />
− s<strong>in</strong> kt<br />
⎞⎛<br />
rr<br />
⎟⎜<br />
cos kt<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎜<br />
⎝<br />
r r<br />
ψ r ( r ) + ψ r ( r )<br />
k −k<br />
r<br />
2<br />
r<br />
ψ r ( r ) −ψ<br />
r ( r )<br />
−k<br />
k<br />
2<br />
⎞ ⎛<br />
⎟ = ⎜<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ ⎝<br />
r r<br />
ψ r ( r ) −ψ<br />
r ( r )<br />
k k und 2<br />
r r r r<br />
ψ r ( r + t ) + ψ r ( r + t )<br />
k<br />
−k<br />
2<br />
r r r r<br />
ψ r ( r + t ) −ψ<br />
r ( r + t )<br />
−k<br />
k<br />
2<br />
− auf e<strong>in</strong>e<br />
Der Charakter dieser 2-dimensionalen Darstellung ist k r r<br />
2 cos . Bei allgeme<strong>in</strong>em k r<br />
ist dies bereits die irreduzible Darstellung im reellen Raum. Aus dieser Darstellung<br />
erhält man die reellen Beziehungen:<br />
rr<br />
rr<br />
( cos kt<br />
kt<br />
)<br />
r rr<br />
rr<br />
r ( r)<br />
( cos kt<br />
kt<br />
)<br />
r r r<br />
ψ r ( r + t ) = ψ r ( r ) + s<strong>in</strong> , bzw.<br />
k<br />
k<br />
r r<br />
ψ r ( t ) = ψ<br />
− s<strong>in</strong> .<br />
−k<br />
r + −k<br />
Die analoge Beziehung im komplexen Zahlenraum lautet:<br />
rr<br />
rr<br />
( cos kt<br />
i kt<br />
)<br />
r r r<br />
ψ r ( + t ) = ψ r ( r ) + s<strong>in</strong> .<br />
k<br />
r k<br />
In Analogie zum Bloch'schen Theorem versuchen wir den Ansatz:<br />
rr<br />
rr<br />
( Acos<br />
kr<br />
B kr<br />
)<br />
r r<br />
ψ r ( r)<br />
= ϕ(<br />
r)<br />
+ s<strong>in</strong> .<br />
k<br />
Daraus erhält man:<br />
r r<br />
ψ r ( r + t )<br />
k<br />
r r<br />
= ϕ(<br />
r + t )<br />
r r rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
= ϕ(<br />
r + t ) ( Acos(<br />
kr<br />
+ kt<br />
) + B s<strong>in</strong>( kr<br />
+ kt<br />
) ) =<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
( Acos(<br />
kr<br />
) cos( kt<br />
) − As<strong>in</strong>(<br />
kr<br />
) s<strong>in</strong>( kt<br />
) + B s<strong>in</strong>( kr<br />
) cos( kt<br />
) + B cos( kr<br />
) s<strong>in</strong>( kt<br />
) )<br />
Dies muss das Gleiche ergeben wie:<br />
r<br />
ψ<br />
r ( + k<br />
r<br />
= ϕ(<br />
r )<br />
r r rr<br />
rr<br />
r rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
t ) = ψ r ( r ) ( cos kt<br />
+ s<strong>in</strong> kt<br />
) = ϕ(<br />
r ) ( Acos<br />
kr<br />
+ B s<strong>in</strong> kr<br />
)( cos kt<br />
+ s<strong>in</strong> kt<br />
)<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
( Acos<br />
kr<br />
cos kt<br />
+ B s<strong>in</strong> kr<br />
s<strong>in</strong> kt<br />
+ B s<strong>in</strong> kr<br />
cos kt<br />
+ Acos<br />
kr<br />
s<strong>in</strong> kt<br />
)<br />
r k<br />
⎞<br />
⎟ .<br />
⎟<br />
⎠<br />
=
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 65<br />
r r r<br />
Wie man sieht, erhält man hier unter der Annahme, dass ϕ ( r + t ) = ϕ(<br />
r)<br />
ke<strong>in</strong>e<br />
Lösungen da gleichzeitig A = B und A = −B<br />
se<strong>in</strong> müssen, was nur für A = B = 0<br />
r<br />
erfüllt se<strong>in</strong> kann. Dies ist jedoch nicht für e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Funktion ψ r ( r)<br />
≠ 0<br />
k<br />
möglich. Anders ist jedoch die Situation im komplexen Zahlenraum:<br />
r<br />
ψ r ( + k<br />
r<br />
= ϕ(<br />
r)<br />
r r rr<br />
rr<br />
r rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
t ) = ψ r ( r)<br />
( cosk<br />
t + i s<strong>in</strong> kt<br />
) = ϕ(<br />
r)<br />
( Acoskr<br />
+ B s<strong>in</strong> kr<br />
)( cosk<br />
t + i s<strong>in</strong> kt<br />
)<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
rr<br />
( Acos<br />
kr<br />
cos kt<br />
+ iB s<strong>in</strong> kr<br />
s<strong>in</strong> kt<br />
+ B s<strong>in</strong> kr<br />
cosk<br />
t + iAcoskr<br />
s<strong>in</strong> kt<br />
)<br />
r k<br />
r r r<br />
Hier erhält man unter der Bed<strong>in</strong>gung dass ϕ ( r + t ) = ϕ(<br />
r)<br />
die Beziehungen iA = B<br />
und A = −iB<br />
, welche komplexe Lösungen besitzen, z.B. A = 1 und B = i wie es<br />
dem Blochtheorem entspricht.<br />
6.3 Die Raumgruppen<br />
Def. 6.7: Raumgruppe<br />
Die Raumgruppe R = {G|T} ist die Komb<strong>in</strong>ation aus Translationsgruppe T und<br />
dazupassender Punktgruppe G.<br />
Def. 6.8: Seitz-Operator<br />
E<strong>in</strong> Element der Raumgruppe ist def<strong>in</strong>iert als {σ|t} (Seitz-Operator) mit σ∈G und<br />
t∈T und wirkt auf e<strong>in</strong>en Ortsvektor r: {σ|t}r := σr+t. Die Verknüpfung von<br />
Raumgruppenelementen ist def<strong>in</strong>iert zu: {σ|t}•{σ’|t’}r := σσ’r + σt’ + t :=<br />
{σσ’|σt’+t}r<br />
Satz 6.3: Raumgruppe<br />
Die Elemente zusammen mit der Verknüpfung, beide def<strong>in</strong>iert <strong>in</strong> Def. 6.8, bilden<br />
e<strong>in</strong>e Gruppe (Raumgruppe). Für e<strong>in</strong> regelmäßiges raumfüllendes Gitter s<strong>in</strong>d jedoch<br />
nicht alle Punktgruppen mit Translationssymmetrien verträglich. Insbesondere s<strong>in</strong>d<br />
nur Punktgruppen mit 2,3,4 und 6 zähligen Drehungen möglich.<br />
Bemerkung: Dies führt dazu, dass Oh zusammen mit der hexagonalen Gruppe D6h, die oberste<br />
Punktgruppe mit allen mit der Translationssymmetrie verträglichen<br />
Punktsymmetrieoperationen ist. Von Oh zusammen mit D6h gibt es <strong>in</strong>sgesamt 32<br />
verschiedene Untergruppen. In Komb<strong>in</strong>ation mit den 14 Bravaisgittern (nicht alle<br />
Komb<strong>in</strong>ationen s<strong>in</strong>d möglich) ergibt dies die 230 Raumgruppen. Es gibt aber auch<br />
sogenannte Quasi-Kristalle die z.B. 5 zählige Symmetrie und sowohl Fern- als auch<br />
Nah-Ordnung aufweisen. Bei diesen Systemen ist die Bed<strong>in</strong>gung der raumfüllenden<br />
(also lückenlosen) Anordnung verletzt.<br />
Bemerkung: Die Komb<strong>in</strong>ation von Punktsymmetrieoperationen mit Translationen führt zu<br />
neuen Symmetrieelementen, den Gleitspiegelungen (Gleitspiegelebenen) und den<br />
Schraubdrehungen (Schraubenachsen). E<strong>in</strong>ige der 230 Raumgruppen be<strong>in</strong>halten<br />
solche komb<strong>in</strong>ierte Symmetrieoperationen <strong>in</strong> nicht trivialer Weise, d.h. manche<br />
Punktsymmetrieoperationen kommen nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Translationen vor.<br />
=
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 66<br />
Def. 6.9: symmorphe und nicht-symmorphe Raumgruppen<br />
Raumgruppen, die von Elementen der Gestalt {ε|t} und {σ|0} erzeugt werden heißen<br />
symmorph. Raumgruppen, welche nicht triviale Komb<strong>in</strong>ationen {σ|t} zur<br />
Generierung benötigen, heißen nicht-symmorph.<br />
Def. 6.10: Kristallklassen<br />
Die 32 möglichen Untergruppen von Oh und D6h werden Kristallklassen genannt.<br />
Def. 6.11: Kristallsysteme<br />
Die Komb<strong>in</strong>ationen von den 32 Kristallklassen mit den 14 Bravaisgittern aus Def.<br />
6.3 lassen sich <strong>in</strong> 7 Systemen zusammenfassen. Diese Systeme heißen<br />
Kristallsysteme.<br />
Bemerkung: Die 7 Kristallsysteme stellen die Verb<strong>in</strong>dung dar zwischen den<br />
Punktsymmetrieoperationen und den damit verträglichen Translationsgittern. So s<strong>in</strong>d<br />
im kubischen Kristallsystem immer 4 verschiedene 3 zählige Drehungen vorhanden<br />
(entsprechend der 4 Raumdiagonalen) und es kann immer e<strong>in</strong> Translationsgitter<br />
gefunden werden (nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>es das unmittelbar zur primitiven E<strong>in</strong>heitszelle<br />
führt), welches von rechtw<strong>in</strong>keligen Translationsvektoren gleicher Größe gebildet<br />
wird. Genauso ergibt sich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung der Punktsymmetrien
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 67<br />
Tafel 6.2: Die 32 Kristallklassen
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 68<br />
Tafel 6.3: Die 7 Kristallsysteme
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 69<br />
trikl<strong>in</strong><br />
Tafel 6.4: Die 230 Raumgruppen<br />
monokl<strong>in</strong>
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 70<br />
orthorhombisch
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 71
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 72<br />
tetragonal
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 73
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 74<br />
trigonal
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 75<br />
hexagonal
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kubisch
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7. Faktorgruppenanalyse und Multiplikatorengruppe<br />
Satz 7.1: Faktorgruppe<br />
Die Elemente {ε|t} der Raumgruppe (Translationsgruppe) bilden e<strong>in</strong>en<br />
Normalteiler T. Die dazugehörende Faktorgruppe R/T ist isomorph zur<br />
Punktgruppe G, welche aus allen σ der Raumgruppenelemente {σ|t} gebildet wird.<br />
Bemerkung: Dieser Satz ermöglicht es uns, viele symmetriebed<strong>in</strong>gte Zusammenhänge <strong>in</strong><br />
Festkörpern auf recht e<strong>in</strong>fache Art auszuwerten, ohne durch die ‘fast unendlich’<br />
große Translationsgruppe bee<strong>in</strong>trächtigt zu se<strong>in</strong>. Durch Betrachten der<br />
Faktorgruppe verliert man zwar mit der Translationssymmetrie bed<strong>in</strong>gte<br />
Zusammenhänge, dafür aber ist die Auswertung der restlichen Symmetrien genauso<br />
e<strong>in</strong>fach wie bei <strong>Molekül</strong>en. Aus dem Noether-Theorem (Satz 1.1) kann die<br />
Konsequenz der Translationssymmetrie abgeschätzt werden. Im kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Raum ist die Translation e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Transformation und die damit<br />
verbundene Erhaltungsgröße ist die Impulserhaltung. Im Festkörper ist die<br />
Translation nicht mehr kont<strong>in</strong>uierlich, sondern diskret mit Vielfachen e<strong>in</strong>es<br />
Gittervektors. Dies führt dazu, dass die Impulserhaltung nicht mehr genauso wie<br />
im kont<strong>in</strong>uierlichen Raum gegeben ist, sondern immer e<strong>in</strong> beliebiges Vielfaches<br />
e<strong>in</strong>es reziproken Gittervektors h<strong>in</strong>zukommen kann. Man spricht daher von e<strong>in</strong>er<br />
quasi-Impulserhaltung. Die Anregungen im Festkörper haben daher Energie und<br />
e<strong>in</strong>en quasi-Impuls, s<strong>in</strong>d daher quasi-Teilchen.<br />
Bemerkung: Mit Hilfe der Faktorgruppe lässt sich e<strong>in</strong> Festkörper wie e<strong>in</strong> <strong>Molekül</strong><br />
behandeln. Insbesondere ist die Schw<strong>in</strong>gungsanalyse <strong>in</strong> analoger Form<br />
durchführbar. Als weitere Vere<strong>in</strong>fachung empfiehlt sich die Analyse nach<br />
Lagesymmetrien der Atome (Wyckofflagen) durchzuführen. Die Lagesymmetrien<br />
müssen Untergruppen der Faktorgruppe (Punktgruppe) se<strong>in</strong>. Es kann daher die<br />
Translation für jedes Atom e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> den Lagesymmetriegruppen durchgeführt<br />
werden und dann mit Hilfe der Korrelationstabellen auf die Punktsymmetrie<br />
übertragen werden. (Inspektionsmethode der Faktorgruppenanalyse). Zur e<strong>in</strong>fachen<br />
praktischen Durchführung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abschnitt 10.4 alle Wykofflagen der 230<br />
Raumgruppen angegeben. Zusätzliche s<strong>in</strong>d für die Translationen (Abschnitt 10.5)<br />
und die Rotationen (Abschnitt 10.6) bereits die Korrelationen der entsprechenden<br />
irreduziblen Darstellungen durchgerechnet und angeführt. Unter Beachtung der oft<br />
nicht <strong>in</strong> Normallage (höchste Symmetrie <strong>in</strong> Richtung z) vorliegenden Untergruppen<br />
können auch die e<strong>in</strong>zelnen Basisvektoren (x,y,z der Translationen bzw. Rotationen)<br />
<strong>in</strong> die Korrelation mit e<strong>in</strong>bezogen werden, wodurch man bereits e<strong>in</strong>e recht gute<br />
E<strong>in</strong>schränkung der zugehörigen Symmetriekoord<strong>in</strong>aten erhält. Diese Analyse muss<br />
man nicht nur nach Lagesymmetrien der e<strong>in</strong>zelnen Atome durchführen, sondern<br />
man kann den Kristall aus beliebigen Atomgruppen, welche auf bestimmten<br />
Lagesymmetrien im Kristallgitter liegen zusammensetzen und so e<strong>in</strong>e<br />
Symmetrieanalyse durchführen. Man erhält dann z.B. die <strong>in</strong>neren und äußeren<br />
Schw<strong>in</strong>gungen von <strong>Molekül</strong>kristallen und deren Librationen (Drehschw<strong>in</strong>gungen<br />
der <strong>Molekül</strong>e). Diese Analyse kann auch auf <strong>Molekül</strong>e, welche <strong>in</strong> verschiedene<br />
Atomgruppen aufgeteilt werden, durchgeführt werden.
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8. Beispiele: Anwendungen auf Festkörper<br />
8.1 Schw<strong>in</strong>gungsanalyse nach Lagesymmetrie des Hochtemperatursupraleiters YBa2Cu3O7<br />
bzw. YBa2Cu3O6.
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9. Magnetische Raumgruppen, Doppelgruppen, Antisymmetrien,<br />
Zeitumkehr
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10.1 Charaktertafeln<br />
10. wichtige Tabellen
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10.2 Korrelationstafeln
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10.3 Produkte von irreduziblen Darstellungen
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10.4 Lagesymmetrien (Wykofflagen) <strong>in</strong> den 230 Raumgruppen
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10.5 Irreduzible Darstellungen von Translationen für die verschiedenen Wykofflagen
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10.6 Irreduzible Darstellungen von Rotationen für die verschiedenen Wykofflagen
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11. Übungen<br />
1. Beweisen Sie:<br />
In der Multiplikationstafel e<strong>in</strong>er Gruppe kommt jedes Element <strong>in</strong> jeder Spalte und jeder<br />
Zeile genau e<strong>in</strong>mal vor.<br />
2. Gegeben ist folgende Multiplikationstafel e<strong>in</strong>er Gruppe:<br />
E A B C D F<br />
E E A B C D F<br />
A A B E F C D<br />
B B E A D F C<br />
C C D F E A B<br />
D D F C B E A<br />
F F C D A B E<br />
Dabei ist <strong>in</strong> der ersten Spalte das Element, das von l<strong>in</strong>ks multipliziert wird und <strong>in</strong> der<br />
ersten Zeile jenes, welches von rechts multipliziert wird.<br />
Überprüfen Sie:<br />
a) Ist die Gruppe abelsch?<br />
b) Ist die Gruppe zyklisch?<br />
c) Welche Untergruppen gibt es?<br />
d) Welche Elemente bilden Klassen konjugierter Elemente?<br />
e) Welche Untergruppen s<strong>in</strong>d Normalteiler?<br />
3. Warum bilden die Elemente mit der folgenden Multiplikationstafel ke<strong>in</strong>e Gruppe?<br />
E A B C D F<br />
E E A B C D F<br />
A A B E D F C<br />
B B E A F C D<br />
C C D F A E B<br />
D D F C B A E<br />
F F C D E B A<br />
4. Zeigen Sie, dass die Menge mit den Symmetrieelementen E, C2[001], i und σh[001] e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe bildet bezüglich der H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung. Stellen Sie die<br />
Multiplikationstafel auf.<br />
5. Gegeben sei e<strong>in</strong>e Gruppe G die zur Gruppe G´ homomorph ist. Zeige, dass es e<strong>in</strong>en<br />
Normalteiler von G gibt, dessen Faktorgruppe zum Bild des Homomorphismuses <strong>in</strong> G´<br />
isomorph ist. (Satz 2.10)<br />
6. Zeigen Sie: E<strong>in</strong>e Gruppe, deren Ordnung e<strong>in</strong>e Primzahl ist, muss zyklisch se<strong>in</strong>.
7. F<strong>in</strong>den Sie die Normalteiler der Permutationsgruppe S3.<br />
8. Beweisen Sie Satz 2.8:<br />
f: G → G' ist Homomorphismus zwischen den Gruppen G und G'.<br />
Es gilt:<br />
a) f(ε) = ε'<br />
b) ∀a ∈ G gilt: f(a-1) = f(a)-1<br />
9. Beweisen Sie Satz 2.9: Die Eigenschaft von Gruppen zue<strong>in</strong>ander isomorph zu se<strong>in</strong> ist<br />
e<strong>in</strong>e Äquivalenzrelation, d.h.:<br />
a) idG: G → G ist Isomorphismus (Identität)<br />
b) f: G → G' ist Isomorphismus:<br />
dann ist auch f-1: G' → G e<strong>in</strong> Isomorphismus<br />
c) f: G → G' und f': G' → G'' s<strong>in</strong>d Isomorphismen:<br />
dann ist auch f' * f e<strong>in</strong> Isomorphismus<br />
10. Bestimmen Sie die Punktsymmetriegruppen der folgenden <strong>Molekül</strong>e:<br />
a) CH4<br />
b) NH3<br />
c) ebenes AB3-<strong>Molekül</strong><br />
d) Allene: C3H4<br />
Welche Symmetrieoperationen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den jeweiligen Gruppen?<br />
Welche Klassen äquivalenter Elemente existieren?<br />
Welche Gruppen s<strong>in</strong>d kommutativ, welche zyklisch?<br />
11. Geben Sie für die Punktgruppe D3 jeweils e<strong>in</strong>e Darstellung für das elektrische und das<br />
magnetische Moment an. Haben Sie dabei bereits die Darstellung für die Temperatur<br />
gefunden?<br />
Kann e<strong>in</strong> <strong>Molekül</strong> mit D3-Symmetrie e<strong>in</strong> elektrisches Dipolmoment besitzen oder e<strong>in</strong><br />
magnetisches Moment aufweisen?<br />
12. Welche Schw<strong>in</strong>gungstypen klassifiziert nach irreduziblen Darstellungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> H20<br />
möglich? Nach welchen irreduziblen Darstellungen transformieren sich die re<strong>in</strong>en<br />
Translationen und Rotationen des <strong>Molekül</strong>s? Geben Sie e<strong>in</strong>e Basis für die G-<strong>in</strong>varianten<br />
Unterräume der <strong>Molekül</strong>schw<strong>in</strong>gung an.<br />
13. Geben Sie e<strong>in</strong>e Symmetrieanalyse der Schw<strong>in</strong>gungen der <strong>Molekül</strong>e aus Beispiel 10 an.<br />
(Methan, Amoniak, ebenes AB3 <strong>Molekül</strong> und Allene) Wie viele Schw<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d<br />
dabei IR-aktiv, wie viele Raman-aktiv? In welchen Polarisationsrichtungen s<strong>in</strong>d welche<br />
Schw<strong>in</strong>gungen beobachtbar.<br />
14. Geben Sie die Auswahlregeln für den Hyperramaneffekt der <strong>Molekül</strong>e aus Beispiel 10<br />
an.
15. Symmetriebetrachtungen zum Jahn-Teller Effekt. (Energieerniedrigung durch<br />
Aufhebung von Entartung). Die 5 3d Orbitale von Kupfer s<strong>in</strong>d im Atom entartet. Nun<br />
wird Cu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kristall auf e<strong>in</strong>en Gitterplatz mit Td Symmetrie e<strong>in</strong>gebaut. Welche der<br />
d-Orbitale bleiben entartet, welche spalten auf? Cu liegt als 2 + vor. Wieso kann durch<br />
Symmetrieerniedrigung von Td auf D4h Energie gewonnen werden? Was br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />
weitere Symmetrieerniedrigung auf D2h?<br />
16. Wie schaut der Eigenschaftstensor für die Piezoelektrizität aus? In welchen<br />
Punktgruppen ist Piezoelektrizität möglich. Welche Komponenten des piezoelektrischen<br />
Tensors können bei den <strong>Molekül</strong>en aus Beispiel 10 von Null verschieden se<strong>in</strong>?<br />
17. Geben Sie den Eigenschaftstensor für Magnetowiderstand und Halleffekt an. Welche<br />
Komponenten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den kubischen Gruppen (klassische Halbleiter) möglich?<br />
18. Welche Symmetrieaussagen können Sie zur optischen Aktivität (Drehung der<br />
Polarisationsebene) machen?
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12. Verzeichnis der Abbildungen<br />
Abb. 1.1: Sandgemälde der Regenbogenkultur der Navajo Indianer........................................7<br />
Abb. 1.2: aztekische Weltkarte .................................................................................................8<br />
Abb. 1.3: Scricakra (<strong>in</strong>dische Kabbalistik) ...............................................................................9<br />
Abb. 1.4: ch<strong>in</strong>esische Naturphilosophie (Buch der Wandlungen)..........................................10<br />
Abb. 1.5: “Ars magna“ von Raimundus Lullus, Spätmittelalter...........................................11<br />
Abb. 1.6: Fu-Hsi-Ordnung (Wen-Ordnung) ...........................................................................11<br />
Abb. 1.7: Verschiedene Ornamente mit Isometrie..................................................................12<br />
Abb. 1.8: Homöometrie...........................................................................................................13<br />
Abb. 1.9. Y<strong>in</strong>-Yang-Symbol ...................................................................................................14<br />
Abb. 1.10: Farbsymmetrie der Fische (Escher).......................................................................15<br />
Abb. 1.11: Darstellung des menschlichen Körpers nach dem goldenen Schnitt. ...................16<br />
Abb. 1.12: Darstellung der Aphrodite mit Abweichungen der Proportionen vom goldenen<br />
Schnitt..............................................................................................................................17<br />
Abb. 1.13: Symmetriebrechung <strong>in</strong> der Duplizierung der DNS (Mutationen).........................18<br />
Abb. 1.14: Verschiedene Beispiele aus „stark“ symmetrischen Formen <strong>in</strong> der Natur (s<strong>in</strong>d aber<br />
im mathematischen S<strong>in</strong>n asymmetrisch).........................................................................18<br />
Abb. 1.15: Die 5 platonischen Körper (Tetraeder, Würfel, Oktaeder, Ikosaeder, Dodekaeder)<br />
.........................................................................................................................................19<br />
Abb. 1.16: Das Fulleren C60....................................................................................................20<br />
Abb. 1.17: Das Keplermodell..................................................................................................20<br />
Abb. 3.1: Unterschied zwischen identisch und äquivalent (ununterscheidbar). ....................31<br />
Abb. 3.2: Symmetrieelemente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Symmetriegruppen ................................................36<br />
Abb. 3.3: FClSO-<strong>Molekül</strong>.......................................................................................................40<br />
Abb. 3.4: Ebenes AB3-<strong>Molekül</strong>...............................................................................................40<br />
Abb. 3.5: Schema zur Bestimmung der Punktgruppe bei <strong>Molekül</strong>en.....................................41<br />
Abb. 3.6: Ferrocene.................................................................................................................42<br />
13. Verzeichnis der Tafeln<br />
Tafel 3.1: Punktsymmetrien (Schönflies und Hermann-Maugu<strong>in</strong> Bezeichnungen) ...............32<br />
Tafel 3.2: Punktsymmetriegruppen allgeme<strong>in</strong>er <strong>Molekül</strong>e.....................................................35<br />
Tafel 3.3: Punktsymmetriegruppen l<strong>in</strong>earer <strong>Molekül</strong>e ...........................................................37<br />
Tafel 3.4: Punktsymmetriegruppen regulärer Polyeder und daraus abgeleitete Gruppen ......37<br />
Tafel 3.5: Die wichtigsten Punktgruppen und ihre Klassen konjugierter Elemente:..............38<br />
Tafel 6.1: Die 14 Bravaisgitter................................................................................................62<br />
Tafel 6.2: Die 32 Kristallklassen.............................................................................................67<br />
Tafel 6.3: Die 7 Kristallsysteme..............................................................................................68<br />
Tafel 6.4: Die 230 Raumgruppen............................................................................................69<br />
14. Verzeichnis der Def<strong>in</strong>itionen<br />
Def. 1.1: Isometrie...................................................................................................................12<br />
Def. 1.2: Homöometrie............................................................................................................12<br />
Def. 1.3: Antisymmetrie..........................................................................................................13
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 120<br />
Def. 1.4: Farbsymmetrie..........................................................................................................14<br />
Def. 1.5: Asymmetrie ..............................................................................................................16<br />
Def. 2.1: Elemente...................................................................................................................22<br />
Def. 2.2: Menge.......................................................................................................................22<br />
Def. 2.3: Teilmenge.................................................................................................................22<br />
Def. 2.4: Verknüpfung ............................................................................................................22<br />
Def. 2.5: Gruppe......................................................................................................................22<br />
Def. 2.6: Untergruppe..............................................................................................................23<br />
Def. 2.7: Ordnung....................................................................................................................24<br />
Def. 2.8: Klassene<strong>in</strong>teilung .....................................................................................................24<br />
Def. 2.9: abelsche Gruppen.....................................................................................................24<br />
Def. 2.10: kommutative Elemente...........................................................................................24<br />
Def. 2.11: Zentrum..................................................................................................................25<br />
Def. 2.12: konjugierte Elemente .............................................................................................25<br />
Def. 2.13: Nebenklassen..........................................................................................................25<br />
Def. 2.14: Normalteiler ...........................................................................................................25<br />
Def. 2.15: Faktorgruppe ..........................................................................................................25<br />
Def. 2.16: Vektorraum (Tensorraum) .....................................................................................26<br />
Def. 2.17: Unterraum ..............................................................................................................26<br />
Def. 2.18: Inneres Produkt ......................................................................................................27<br />
Def. 2.19: Gruppenalgebra......................................................................................................27<br />
Def. 2.20: Idempotenz.............................................................................................................27<br />
Def. 2.21: Direktes Produkt ⊗, Tensorprodukt.......................................................................27<br />
Def. 2.22: Abbildung...............................................................................................................28<br />
Def. 2.23: Äquivalenzrelation .................................................................................................28<br />
Def. 2.24: Homomorphismus ..................................................................................................29<br />
Def. 2.25: <strong>in</strong>jektiv, Monomorphismus ....................................................................................29<br />
Def. 2.26: surjektiv, Epimorphismus ......................................................................................29<br />
Def. 2.27: bijektiv, Isomorphismus.........................................................................................29<br />
Def. 2.28: Kern e<strong>in</strong>es Homomorphismus................................................................................30<br />
Def. 3.1: Symmetrieoperationen .............................................................................................31<br />
Def. 3.2: Symmetrieelemente..................................................................................................32<br />
Def. 3.3: Punktsymmetrien......................................................................................................32<br />
Def. 3.4: Verknüpfung von Symmetrieoperationen................................................................32<br />
Def. 4.1: l<strong>in</strong>earer Operator ......................................................................................................43<br />
Def. 4.2: Verknüpfungen von l<strong>in</strong>earen Operatoren:................................................................43<br />
Def. 4.3: G-Vektorraum: .........................................................................................................43<br />
Def. 4.4: Darstellung ...............................................................................................................44<br />
Def. 4.5: polarer Vektor ..........................................................................................................45<br />
Def. 4.6: axialer Vektor...........................................................................................................45<br />
Def. 4.7: eigentliche, uneigentliche Drehungen......................................................................45<br />
Def. 4.8: Charakter..................................................................................................................46<br />
Def. 4.9: reduzible Darstellung ...............................................................................................46<br />
Def. 4.10: irreduzible Darstellung...........................................................................................46<br />
Def. 4.11: G-<strong>in</strong>varianter Teilraum...........................................................................................46<br />
Def. 4.12: Produkt von Darstellungen.....................................................................................48<br />
Def. 4.13: L<strong>in</strong>earer Operator auf Tensorprodukt ....................................................................48<br />
Def. 4.14: Symmetrisches und antisymmetrisches Tensorprodukt.........................................49<br />
Def. 4.15: Zentrum der Gruppenalgebra .................................................................................49<br />
Def. 4.16: Klassensumme........................................................................................................49<br />
Def. 4.17: Orthogonalität <strong>in</strong> Gruppenalgebra .........................................................................50
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 121<br />
Def. 6.1: Translationen............................................................................................................61<br />
Def. 6.2: Translationsgitter .....................................................................................................61<br />
Def. 6.3: Bravaisgitter .............................................................................................................61<br />
Def. 6.4: Kristallgitter .............................................................................................................62<br />
Def. 6.5: Primitive E<strong>in</strong>heitszelle .............................................................................................62<br />
Def. 6.6: reziprokes Gitter.......................................................................................................63<br />
Def. 6.7: Raumgruppe .............................................................................................................65<br />
Def. 6.8: Seitz-Operator ..........................................................................................................65<br />
Def. 6.9: symmorphe und nicht-symmorphe Raumgruppen ...................................................66<br />
Def. 6.10: Kristallklassen........................................................................................................66<br />
Def. 6.11: Kristallsysteme.......................................................................................................66<br />
15. Verzeichnis der Sätze<br />
Satz 1.1: Noether-Theorem .....................................................................................................21<br />
Satz 2.1: Satz von Lagrange....................................................................................................24<br />
Satz 2.2: über das Zentrum......................................................................................................25<br />
Satz 2.3: Faktorgruppe ............................................................................................................25<br />
Satz 2.4: über direkte Produkte ...............................................................................................27<br />
Satz 2.5: Existenz von Äquivalenzrelationen..........................................................................28<br />
Satz 2.6: Klassen konjugierter Elemente ................................................................................28<br />
Satz 2.7: Verknüpfung von Homomorphismen.......................................................................29<br />
Satz 2.8: Eigenschaften des Homomorphismus ......................................................................29<br />
Satz 2.9: Eigenschaften von Isomorphismen ..........................................................................29<br />
Satz 2.10: weitere Eigenschaften e<strong>in</strong>es Homomorphismus ....................................................30<br />
Satz 3.1: Symmetriegruppen ...................................................................................................33<br />
Satz 4.1: Satz von Neumann - M<strong>in</strong>nigerode und P. Curie ......................................................44<br />
Satz 4.2: reduzible Darstellungen ...........................................................................................46<br />
Satz 4.3: Charaktere reduzibler Darstellungen.......................................................................46<br />
Satz 4.4: Orthogonalitätsrelation:............................................................................................46<br />
Satz 4.5: Lemma von Schur ....................................................................................................47<br />
Satz 4.6: Existenz der <strong>in</strong>versen Hilfsmatrix............................................................................47<br />
Satz 4.7: Orthogonalität der Charaktere..................................................................................47<br />
Satz 4.8: goldene Regel...........................................................................................................48<br />
Satz 4.9: Dimension G-<strong>in</strong>varianter Unterräume......................................................................48<br />
Satz 4.10: Charaktere von Operatoren auf Tensorprodukten..................................................48<br />
Satz 4.11: Darstellung von direkten Produkten zweier Gruppen............................................48<br />
Satz 4.12: Basis des Zentrums.................................................................................................49<br />
Satz 4.13: Orthogonale Idempotente s<strong>in</strong>d l<strong>in</strong>ear unabhängig. ................................................50<br />
Satz 4.14: Die Summe orthogonaler Idempotenter ist wieder e<strong>in</strong>e Idempotente:...................50<br />
Satz 4.15: maximale Systeme von Idempotenten des Zentrums.............................................50<br />
Satz 4.16: Projektion von Vektoren ........................................................................................50<br />
Satz 4.17: Zerlegung e<strong>in</strong>es Vektorraumes <strong>in</strong> Unterräume ......................................................50<br />
Satz 4.18: Lösung von Eigenwertgleichungen durch Zerlegen ..............................................51<br />
Satz 4.19: entartete Eigenwerte...............................................................................................51<br />
Satz 4.20: Beziehung zwischen maximalem System orthogonaler Idempotenten und<br />
irreduziblen Darstellungen..............................................................................................51<br />
Satz 6.1: Translationsgruppe...................................................................................................61<br />
Satz 6.2: Blochtheorem ...........................................................................................................63
P.Knoll, <strong>Gruppentheorie</strong> <strong>in</strong> <strong>Molekül</strong>- und Festkörperphysik Seite 122<br />
Satz 6.3: Raumgruppe .............................................................................................................65<br />
Satz 7.1: Faktorgruppe ............................................................................................................77