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OCEAN7 2012-02

Seglerlegende und Bestsellerautor Bobby Schenk verrät exklusiv die besten Tipps und Tricks für Skipper. Dazu gibt es Tests von Yachten und Zubehör, spannende Reiseberichte und opulente Fotostrecken.

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Spröder Charme eines Geisterdorfes<br />

tristomo-Bucht (ormos tristomo) an. nomen est omen. Die<br />

Bucht bezieht ihren spröden Charme tatsächlich von der tristesse<br />

eines Geisterdorfes, der windumtosten, kargen Berglandschaft<br />

rundum und der absoluten Abgeschiedenheit. Südgeorgien lässt<br />

grüßen! Wer’s nicht glaubt, sollte es probieren. Doch Vorsicht!<br />

Die Einfahrt auf der windumtosten Westseite ist wirklich tückisch,<br />

da sich die Wellen in der flaschenhalsartigen Verjüngung<br />

zwischen den bedrohlich aufragenden und auszackenden Felsen<br />

gehörig auftürmen. Wer unter Segel vor dem Wind einlaufen<br />

möchte (Sie wissen schon, der thrillfaktor), der findet nach der<br />

Engstelle in der weiträumigen Bucht noch ordentlich raum zum<br />

Manövrieren.<br />

Die Bucht ist als „Plastiksackerlbucht“ in unsere Schiffsannalen<br />

eingegangen. Wenig rühmlich, aber traurige Gewissheit in einer<br />

Welt, in der die Meere als Müllhalde missbraucht werden. Heute<br />

heißt Abgeschiedenheit leider oft auch, dass keiner da ist, der<br />

den Dreck wegräumt! Die Plastiksackerl damals waren besonders<br />

tückisch, weil sie sich wie ein riesiger Quallenteppich über die<br />

ganze Bucht verteilt hatten. Abgesehen von der Irritation der<br />

ganzen Ende-Der-Welt-Atmosphäre stellten sie auch eine reale<br />

Bedrohung für Wellenanlage und Ansaugstutzen der Wasserkühlung<br />

dar. Irgendwie kamen wir aber wieder aus der umklammerung<br />

frei und diesmal war die Bucht weitgehend plastikfrei. Was<br />

aber nicht heißt, dass sich an den Stränden derartiger Buchten<br />

nicht noch haufenweise Zivilisationsschrott türmen kann.<br />

Die Erinnerung an die Plastiksackerl verdrängte im rückblick<br />

beinahe eine weitere Eigenart der Bucht. Der weit einschneidende<br />

„Schlauch“ wirkt auf der Seekarte wie ein gut geschützter<br />

Fjord. Doch Irrtum! Der Westwind steht hier fast ungehindert<br />

herein und sorgt für unruhige nächte und wenig Beruhigung<br />

nach der Aufregung durch die enge Einfahrt. Das Ausbringen<br />

eines Zweitankers ist unbedingt zu empfehlen und sorgt zumindest<br />

für ein bisschen mehr ruhe: innerlich beim Skipper und<br />

äußerlich durch den derart etwas gebändigten Schwojradius.<br />

Warum man sich so etwas überhaupt gibt? nun, wie gesagt, es<br />

ist die Einsamkeit. Außerdem locken an Land das Faszinosum<br />

eines Geisterdorfes und die option auf ausgedehnte Wanderungen<br />

in unverfälschter mediterraner natur. Die Wanderung zum<br />

berühmten Bergdorf olymbos wird in diversen Wanderführen<br />

mit 2 bis 3 Stunden angegeben. So gesehen ist es kein Wunder,<br />

dass die von der Seekrankheit des Vortages und der unruhigen<br />

nacht vor ruckenden Ankerketten geschlauchte Crew meinen<br />

Ehrgeiz bremst. traurig bin ich darob bis heute, doch steigt mit<br />

wenigstens einem guten Grund die Chance auf eine Wiederkehr.<br />

Kann man die Einfahrt in die tristomo-Bucht durch die Enge<br />

vor dem Wind gedanklich noch ganz gut fassen, so drehen sich<br />

Foto: Shutterstock (1)

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