focusMagazin der Jenoptik-Gruppe 2 | 2009 Das ... - Jenoptik AG
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focus<br />
Magazin <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>-<strong>Gruppe</strong> 2 | <strong>2009</strong><br />
<strong>Das</strong> große Leuchten.<br />
Stützpunkt für die Eroberung Asiens.<br />
Die schlichte Frage nach dem WIE.<br />
Die Entwickler müssen zum Kunden!<br />
Gegenwartskunst im Bauhaus-Jahr.<br />
1
2<br />
Inhalt<br />
<strong>Das</strong> große Leuchten.<br />
LED sind <strong>der</strong> neue Stern am Himmel des<br />
Beleuchtungsmarktes. In Triptis sichert<br />
sich die <strong>Jenoptik</strong>-Sparte Optische Systeme<br />
einen Anteil an dem Markt, <strong>der</strong> heute<br />
zu den viel versprechendsten zählt.<br />
4 10 14<br />
Stützpunkt<br />
für die Eroberung Asiens.<br />
<strong>Jenoptik</strong> eröffnet sich mit <strong>der</strong> neu<br />
gegründeten JENOPTIK Korea Corp.<br />
Perspektiven auf dem asiatischen Markt<br />
und vertieft die wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
mit Südkorea.<br />
Die schlichte Frage<br />
nach dem WIE.<br />
Bei den diesjährigen <strong>Jenoptik</strong>-Innovationstagen<br />
stand die Frage nach dem WIE<br />
im Mittelpunkt. Der „Innovation Award<br />
<strong>2009</strong>“ ging an den „kleinen Riesen“ <strong>der</strong><br />
Sparte Verteidigung & Zivile Systeme.
Die Entwickler müssen zum<br />
Kunden!<br />
Prof. Bernd Wilhelmi ist Anfang<br />
November <strong>2009</strong> aus dem Wissenschaftlichen<br />
Beirat <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong> ausgeschieden.<br />
Im Interview spricht er über Marktchancen,<br />
Trends und die Entwicklungen<br />
<strong>der</strong> kommenden Jahre.<br />
20 26<br />
Gegenwartskunst<br />
im Bauhaus-Jahr.<br />
Fünf Künstler, Professoren <strong>der</strong> Bauhaus-<br />
Universität Weimar, waren anlässlich des<br />
90-jährigen Bauhaus-Jubiläums zu Gast<br />
bei <strong>Jenoptik</strong> und dem Jenaer Kunstverein<br />
und gaben Einblick in ihr künstlerisches<br />
Schaffen.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
JENOPTIK <strong>AG</strong>,<br />
Public Relations,<br />
D-07739 Jena,<br />
Tel. (0 36 41) 65-22 55,<br />
Fax (0 36 41) 65-24 84<br />
Verantwortlich i.S.d.P.:<br />
Katrin Lauterbach<br />
Redaktion:<br />
Katrin Lauterbach,<br />
Silvia Scharlock<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Daniel Böhme, Jana Dichelle, Mathias<br />
Goebel, Jobst Höche, Dr. Constanze<br />
Knörck, Franz Nagel, Dr. Stefan Wiechmann,<br />
Prof. Bernd Wilhelmi, Karin Zeitler<br />
Fotos:<br />
<strong>Jenoptik</strong><br />
Norbert Hinterberger (S. 28, 29 oben)<br />
Lars Landmann (S. 3, 15 bis 18)<br />
Lumenova GmbH (S. 4, 5 oben, 6)<br />
Heiner Müller-Elsner (S. 22, 23)<br />
Barbara Nemitz (S. 29 unten)<br />
Klemens Ortmeyer (S. 19)<br />
Rainer Wächter (Titel, S. 9, 27, Rückseite)<br />
VG Bildkunst (S. 30, 31)<br />
iStockphoto (S. 11 oben, 13 oben)<br />
Gestaltung:<br />
Bernd Adam, Jena<br />
Druck:<br />
Druckhaus Gera GmbH<br />
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4<br />
<strong>Das</strong> große Leuchten.<br />
Jana Dichelle<br />
Mathias Goebel hat einen Aluminiumkoffer neben seinem<br />
Schreibtisch. Darin stecken, sicher verwahrt in Schaumstoffsetzkästen,<br />
die Schätze seines Geschäftsbereiches: glasklare<br />
kleine Kunststoffoptiken von eher unscheinbarem Äußeren.<br />
Sie sind in Folie verpackt, damit menschliche Finger und Atem<br />
ihnen nichts anhaben können. Der studierte Wirtschaftsingenieur<br />
ist Experte für, in seinen Worten, „erklärungsbedürftige<br />
Produkte“. Dazu zählen unbedingt Optiken für LED.<br />
Der Koffer macht es anschaulich.<br />
LED kommt für die Innen- und Außenbeleuchtung erst seit ein<br />
paar Jahren in Betracht – und <strong>Jenoptik</strong> zählt gemeinsam mit<br />
ihren Partnern hier zu den Pionieren. Denn <strong>der</strong> Technologiesprung<br />
zum voll elektronischen Licht ruft nicht nur die üblichen Verdächtigen<br />
<strong>der</strong> Beleuchtungsindustrie wie Osram o<strong>der</strong> Philipps auf den<br />
Plan. Auch – und gerade – elektronisch und sensorisch besaitete<br />
Unternehmen haben eine Chance in diesem Markt, <strong>der</strong> keine<br />
Nische ist: In Zukunft wird wohl das meiste künstliche Licht, das<br />
uns umgibt, aus Halbleitern gewonnen. Die Karten dafür werden<br />
jetzt gemischt. „In <strong>der</strong> Tiefe unserer Wertschöpfungskette“,<br />
schätzt Mathias Goebel ein, „haben wir heute am Markt eine<br />
herausragende Position. Angefangen vom Halbleiter über den<br />
Sensor bis zum fertigen Produkt, das können in Europa nur eine<br />
Hand voll Hersteller.“<br />
Am Anfang war das Flugzeug.<br />
Angefangen hat das alles mit Flugzeugbeleuchtung: Der <strong>Jenoptik</strong>-<br />
Geschäftsbereich erhielt vor drei Jahren den Auftrag, Optiken für<br />
eine Flugzeuginnenraumbeleuchtung zu entwickeln, die auf LED-<br />
Technologie basiert. <strong>Das</strong> Licht sollte von Bug bis Heck und überall<br />
dazwischen die gleiche Qualität haben, die gleiche Helligkeit, die<br />
gleiche Farbe. Diese Parameter sind bei LED keineswegs konstant,<br />
son<strong>der</strong>n temperatur-, chargen- und altersabhängig. Die Lösung<br />
war ein Werk des Jenaer Unternehmens MAZeT, an dem <strong>Jenoptik</strong><br />
beteiligt ist: Sensoren, die Lichtstärke und Farbe permanent überprüfen<br />
und bei Bedarf dem Sollwert angleichen. Gefertigt werden<br />
die Sensoren, die unter dem Namen JENCOLOR ® vertrieben werden,<br />
im <strong>Jenoptik</strong>-Geschäftsbereich Optoelektronische Systeme. Es<br />
lag auf <strong>der</strong> Hand, dass daraus mehr werden würde.<br />
Die Kunststoffoptiken im Schatzkoffer haben die unterschiedlichsten<br />
Formen. Klein sind sie alle – mit bloßem Auge ist nicht zu<br />
erkennen, was sie können. Mathias Goebel wählt ein Teil aus, holt<br />
einen Laserpointer aus dem Schreibtisch, richtet den Strahl auf<br />
eine fingernagelgroße, milchige Fläche. Aus dem punktförmigen<br />
Strahl wird auf <strong>der</strong> Schreibtischunterlage ein Rechteck. So unterschiedlich<br />
die Stücke im Koffer auch sind, eines haben sie alle<br />
gemeinsam: Sie sammeln Licht, richten es und bringen es in eine
estimmte Form. Für Glas ist das nicht neu, <strong>Jenoptik</strong> beschäftigt<br />
sich seit Jahren in aufwändigen Verfahren mit <strong>der</strong> Strahlformung.<br />
<strong>Das</strong> Novum besteht darin, dass die gleichen Eigenschaften inzwischen<br />
auch für Kunststoffoptiken machbar und im Spritzgussverfahren<br />
herstellbar sind.<br />
„Gestalterische Freiheit ist einer <strong>der</strong> großen LED-Pluspunkte“,<br />
so <strong>der</strong> Vertriebsexperte, „Bisher gab es für Licht immer einen<br />
starren Baukörper. Jetzt geht viel mehr: Man braucht weniger<br />
Bauraum und kann das Licht ganz nach Wunsch formen und<br />
richten.“ Zwar gehören auch die Halbleiterlampen, so sie einst<br />
ihren elektronischen Geist aufgegeben haben, in den Son<strong>der</strong>müll.<br />
Aber in <strong>der</strong> Effizienz sind sie nicht zu toppen: 5 Prozent<br />
hat die Glühlampe, Energiesparlampen liegen bei 15 bis<br />
30 Prozent, und da fangen die LED-Leuchten gerade mal an.<br />
Auf das Werkzeug kommt es an: Mathias Goebel<br />
erläutert, wie wichtig die Präzision <strong>der</strong> Spritzgussformen<br />
für das künftige Werkstück ist. Stimmt die<br />
Qualität des Werkzeuges, stimmt am Ende auch<br />
die des Produktes – auch bei hohen Stückzahlen.<br />
LED sind <strong>der</strong> neue Stern am Himmel des<br />
Beleuchtungsmarktes. In Triptis sichert sich<br />
die <strong>Jenoptik</strong>-Sparte Optische Systeme einen<br />
Anteil an dem Markt, <strong>der</strong> heute zu den<br />
viel versprechendsten zählt.<br />
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6<br />
Kristalllicht statt Glühfaden.<br />
LED – das ganz kleine Einmaleins…<br />
LED haben keinen Glühfaden. Vielmehr kommt das Licht aus<br />
einem Silizium-Halbleiterkristall. <strong>Das</strong> Silizium an sich würde Strom<br />
nicht gut leiten, daher wird es mit Gallium, Aluminium, Indium<br />
o<strong>der</strong> Phosphor versetzt (dotiert). Wenn nun Spannung anliegt,<br />
fließen durch das Kristallgitter Elektronen, und die stoßen gewissermaßen<br />
die Fremdatome an. In diesem Prozess nehmen die<br />
Fremdatome Energie auf, gelangen kurzzeitig auf ein höheres<br />
Energieniveau, um gleich darauf zum stabilen niedrigeren Energieniveau<br />
zurückzukehren. Die aufgenommene Energie wird dabei in<br />
Form von Photonen als Lichtwelle wie<strong>der</strong> ausgesendet. In diesem<br />
Prozess entsteht keine Hitze, fast die gesamte Energie wird in<br />
Licht umgewandelt.<br />
Bis vor wenigen Jahren kannte man nur rote, grüne und gelbe<br />
Leuchtdioden. Die Lichtfarbe ergibt sich aus <strong>der</strong> Differenz<br />
zwischen den beiden Energieniveaus. Ihre Anwendungen waren<br />
das Gesehenwerden, etwa in Anzeigeinstrumenten. Blaue o<strong>der</strong><br />
gar weiße Leuchtdioden galten lange Zeit als nicht realisierbar.<br />
Doch inzwischen wurden neue Kristallarten entwickelt, mit denen<br />
sich auch leistungsstarke blaue Dioden herstellen lassen. <strong>Das</strong><br />
Problem mit dem weißen Licht wird durch einen Trick gelöst: Vor<br />
blaue Dioden werden Leuchtstoffe aus Phosphor gesetzt. Diese<br />
wandeln den Spektralbereich des blauen Lichts in rotes, grünes<br />
und blaues Licht um – und so erscheint das Diodenlicht weiß.<br />
LED-Technik kommt deshalb, und weil die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong><br />
Halbleiterlampen über die Jahre optimiert wurde, erstmals auch<br />
für Beleuchtung in Betracht.<br />
Die Chipflächen <strong>der</strong> LED strahlen in alle Richtungen ab, in einem<br />
Winkel von 120 bis 180 Grad. Bei Lichtschlangen, wie sie im Baumarkt<br />
gehandelt werden, dürfen sie das auch ungestraft. Aber<br />
für höherwertige Anwendungen, wie etwa Leuchten, bedarf es<br />
spezieller Optiken, damit das Licht da hinkommt, wo es gebraucht<br />
wird. Die Optiken sammeln Licht, richten es und bringen es in<br />
eine bestimmte Form.<br />
… und was davon <strong>Jenoptik</strong> macht.<br />
<strong>Das</strong> ist das Feld <strong>der</strong> JENOPTIK Polymer Systems GmbH: Hier<br />
werden spezielle Optiken entworfen und per Spritzgussverfahren<br />
in glasklaren Kunststoff gegossen. Allein die Form zählt, das<br />
Spritzgusswerkzeug, dessen optische Kontur nanometergenau<br />
gearbeitet sein muss. Die Optiken, die dann aus diesen Werkzeugen<br />
hervorgehen, haben allesamt die gleiche Güte, auch in hohen<br />
Stückzahlen. Für den Entwurf arbeiten Optik- und Mechanikdesigner<br />
zusammen: Im Computer wird per Optikdesignprogramm<br />
eine Optik simuliert. Mechanikdesigner werden konsultiert, um die<br />
Frage zu lösen, wie die Optik zur LED positioniert wird und wie sie<br />
auf <strong>der</strong> Leiterplatte befestigt werden kann. Auf diese Art können<br />
die nötigen Mechanikteile in einem Ruck gleich mit gegossen werden<br />
– damit sich das Bauteil problemlos in das Produkt fügt.<br />
Die zweite Spezialität des <strong>Jenoptik</strong>-Bereiches besteht darin, Farbe,<br />
Helligkeit und Lichtverteilung von LED-Leuchten stabil zu halten.<br />
Denn je nach Temperatur und Alter än<strong>der</strong>n sich die Kennwerte,<br />
außerdem sind die Lichteigenschaften chargenabhängig – LED-<br />
Binning ist dafür <strong>der</strong> Fachausdruck. Damit aus den Lampen<br />
trotzdem immer das gleiche Licht kommt, sind Farbsensoren eine<br />
Lösung – sie überprüfen den LED-Output und passen ihn gegebenenfalls<br />
an den Sollwert an. Die dazugehöre Technologie hat die<br />
Jenaer Firma MAZeT entwickelt. Der <strong>Jenoptik</strong>-Geschäftsbereich<br />
Optoelektronische Systeme ist bei diesem Projekt <strong>der</strong> Industriepartner.<br />
Unter <strong>der</strong> gemeinsamen Marke JENCOLOR ® wird <strong>der</strong><br />
Sensor seit 2006 weltweit verkauft.<br />
Bliebe noch <strong>der</strong> Halbleiteranteil, also die LED selbst: Für Standardanwendungen<br />
kauft die <strong>Jenoptik</strong> Polymer Systems sie per Katalog<br />
zu. Aber wenn es darüber hinausgehen soll, wenn Kunden<br />
spezielle Anfor<strong>der</strong>ungen haben, dann werden die elektronischen<br />
Lichtgeber aus Berlin ins Thüringische geliefert: Am Standort<br />
Berlin entwickelt und fertigt <strong>Jenoptik</strong> LED- und Photodioden für<br />
kundenspezifische Anwendungen. Ob nun einzelne Komponente<br />
o<strong>der</strong> vollständiges Modul mit seinen Anteilen Halbleiter, Optik<br />
und Sensorik – bei <strong>Jenoptik</strong> Polymer Systems ist die gesamte<br />
Expertise unter einem Dach.
Insektenfreundlich und ohne Lichtsmog.<br />
Sparsam und wartungsarm: LED-Straßenlampen<br />
leuchten nur was und wo gewollt ist und erzeugen<br />
somit keine überflüssige Lichtemission. Sie sind<br />
nahezu wartungsfrei und bieten Einsparungen im<br />
zweistelligen Prozentbereich.<br />
Solche Argumente ziehen – in privaten ebenso wie in öffentlichen<br />
Haushalten. Eines <strong>der</strong> ersten großen Beleuchtungsthemen, <strong>der</strong>er<br />
sich die Triptiser angenommen haben, sind die Straßenlampen.<br />
Gemeinsam mit <strong>der</strong> Esslinger Lumenova GmbH ist eine Systemkassette<br />
namens Lumenova ® n ebenso wie in öffentlichen<br />
eleuchtungsthemen, <strong>der</strong>er<br />
sind die Straßenlampen.<br />
va GmbH ist eine System-<br />
Lightengine ine entstanden entstanden. In Edelgas<br />
gebettet, sind darin LED, Leiterplatte, Optik und Thermomanagement<br />
vereint, hermetisch abgeschlossen gegen Umwelteinflüsse<br />
aller Art. Eingebaut ist ein Prozessor für das Wärmemanagement.<br />
Damit die Lichtausbeute immer gleich bleibt, wird <strong>der</strong> Strom im<br />
Zeitverlauf nachgeregelt.<br />
Auf einem Bürotisch ist <strong>der</strong> Lightengine zu bewun<strong>der</strong>n: Wie ein<br />
umgekippter Käfer liegt da eine Straßenleuchte – <strong>der</strong> Mast fehlt<br />
allerdings. In schlichtem Grau gehalten, oval in <strong>der</strong> Form, offenbart<br />
sie ihr Innenleben: Drei quadratische Kästchen sitzen an <strong>der</strong><br />
Stelle, wo das Licht rauskommen soll. Auch die Optik ist sichtbar –<br />
und dank ihrer leuchten LED-Straßenlampen nur aus, was gewollt<br />
ist. Es entsteht kein „Lichtsmog“, also keine überflüssige und<br />
schädliche Lichtemission, die die natürliche Dunkelheit stört und<br />
ungefragt in Wohnungen eindringt.<br />
„In Jena haben wir jetzt schon einen schönen Beispielfall“, erzählt<br />
Mathias Goebel, „Ein <strong>Jenoptik</strong>-Mitarbeiter hat sich geärgert, dass<br />
die Straßenlaterne den Garten seines Wohnhauses mit ausgeleuchtet<br />
hat.“ Der Mann habe sich an die Stadtverwaltung gewandt<br />
und vorgeschlagen, es an dieser Stelle mal mit einer LED-<br />
Straßenleuchte zu versuchen. Weil die Lampe sowieso auf <strong>der</strong><br />
Austauschliste stand, habe die Stadt ihm den Wunsch gewährt.<br />
Jetzt ist nur die Straße vor dem Haus erleuchtet, <strong>der</strong> Garten bleibt<br />
dunkel. „Damit kann nicht nur Lagerfeuerromantik aufkommen,<br />
es spart <strong>der</strong> Stadt auf die Dauer auch Geld.“<br />
Straßenbeleuchtung ist ein großer Markt: Allein in Deutschland<br />
gibt es neun Millionen „Lichtpunkte“, wie sie im Fachjargon<br />
heißen. Rund ein Drittel davon sind Quecksilberdampflampen –<br />
und <strong>der</strong>en Tage sind gezählt: Die EU-Verordnung zu den „Tertiary<br />
Lighting Products“ verbietet sie – je nach Typ – ab 2012 o<strong>der</strong><br />
2015. In <strong>der</strong> ganzen EU kommt man damit auf rund 35 Millionen<br />
Straßenlampen, die zu beiden Terminen ersetzt werden müssen.<br />
Und selbst ohne die Verordnung rechnet man in Deutschland<br />
mit 3 Prozent aller Straßenlampen, die jedes Jahr routinemäßig<br />
ausgetauscht werden. Kämen als Ersatz LED-Lampen, ließen sich<br />
in Deutschland nach einer Studie <strong>der</strong> schweizerischen Prognos <strong>AG</strong><br />
bis 2015 insgesamt 380.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen.<br />
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Der Ton <strong>der</strong> Farben.<br />
Manche Idee ist ihrer Zeit weit voraus. Etwa die Prometheus-Sinfonie, ersonnen<br />
vor rund 100 Jahren von dem russischen Komponisten Alexan<strong>der</strong> Skrjabin:<br />
Der Komponist hatte den Klängen Farben zugeordnet. Im Konzert „Luce. Der<br />
Ton <strong>der</strong> Farben“ kam die Stuttgarter Künstlerin rosalie seiner Intention wahrscheinlich<br />
näher als je zuvor Jemand: Schwebende Bälle, große und kleine,<br />
verzauberten im Jenaer Volkshaus mit einem Meer aus Farben.<br />
Mal tauchten sie den Saal in warme Rottöne, mal in kaltes Blaugrün, dann<br />
wie<strong>der</strong> in luftiges Weiß-Violett. Premiere für diesen krönenden Abschluss<br />
von „Jena. Stadt <strong>der</strong> Wissenschaft“ war am 19. Dezember 2008; die Jenaer<br />
Philharmonie spielte unter <strong>der</strong> Leitung von Nicolas Milton nicht nur Werke<br />
Skrjabins, son<strong>der</strong>n auch von Strawinsky und Haas.<br />
Freilich wird keine Stadt alle Lampen auf einen Schlag austauschen.<br />
Aber die ersten Anfragen von Kommunen treffen ein –<br />
auch aus Jena: Zur gefälligen Ansicht stehen die Lampen schon<br />
heute in <strong>der</strong> Rudolstädter Straße, in <strong>der</strong> Prüssingstraße, aber auch<br />
auf dem Autobahnrastplatz Walsleben und in Esslingen in <strong>der</strong><br />
Sirnauer Straße – denn hier ist Lumenova zu Hause. „Wir sind<br />
mitten in <strong>der</strong> Einführungsphase für eine neue Technologie.<br />
Alle wollen jetzt aus den Referenzobjekten lernen. Daraus kann<br />
durchaus ein Hype entstehen. Ich schätze, dass es noch ein,<br />
zwei Jahre dauern wird, bis es ganze Straßenzüge werden“,<br />
schätzt Mathias Goebel ein.<br />
Bis zu 30 Jahre versprechen die Straßenleuchten zu halten,<br />
wenn man die 50.000 bis 100.000 Stunden LED-Betriebsdauer<br />
hochrechnet. Dabei sind sie nahezu wartungsfrei und bieten im<br />
Vergleich Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich. Neuralgischer<br />
Punkt sind <strong>der</strong>zeit noch die elektronischen Vorschaltgeräte<br />
– sie regeln den Strom auf 220 Volt herunter. Ihretwegen<br />
wird die Lebensdauer niedriger angesetzt. Zudem sind<br />
die elektronischen Lichtgeber teurer als die weiterhin gebräuchlichen<br />
Natriumdampf-Hochdrucklampen.<br />
®<br />
Die Technik, die in den Bällen steckte, war ein Werk <strong>der</strong> Jenaer Firma MaZET.<br />
Sie hatte den Farbsensor JENCOLOR ersonnen, aufgebaut und mit Elektronik<br />
und Steuerung versehen. <strong>Jenoptik</strong> war als Industriepartner beteiligt.<br />
Der JENCOLOR-Sensor imitiert nicht weniger als die Farberkennung des<br />
menschlichen Auges. Kombiniert mit LED-Modulen sorgt er dafür, dass die<br />
Bälle in verschiedenen Farben leuchten. O<strong>der</strong> aber in einem vollkommen<br />
identischen Farbton, unabhängig von <strong>der</strong> Ballongröße, denn die Sensortechnik<br />
regelt auch die Lichtstärke. Beides, sowohl Farbenvielfalt als auch die<br />
gleichmäßige Reproduzierbarkeit, sind geradezu revolutionär. O<strong>der</strong>, um es mit<br />
Skrjabins Zeitgenossen Victor Hugo zu sagen: Nichts ist stärker als eine Idee,<br />
<strong>der</strong>en Zeit (endlich) gekommen ist.<br />
Aber bei <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeitsrechnung schneiden LED-basierte<br />
Lampen über die Jahre besser ab. Weil das Licht außerdem weiß<br />
ist – nicht gelb wie bei den Natriumdampflampen – sind alle Farben<br />
echt, sie erscheinen in <strong>der</strong> gleichen Farbe wie bei Tageslicht.<br />
Auch <strong>der</strong> Kontrast ist besser und beides sorgt für mehr Sicherheit.<br />
Zudem sind die neuen Straßenlampen keine Gräber mehr<br />
für Insekten: Motten und Co. fliegen auf UV- und IR-Licht, und<br />
beides haben LED-Lampen zu <strong>der</strong>en Glück nicht zu bieten. Und<br />
noch ein Vorteil: Leuchtdioden kommen ohne giftige Stoffe wie<br />
Quecksilber aus.<br />
Beson<strong>der</strong>s interessant zu werden verspricht <strong>der</strong> Lumenova ®<br />
Lightengine aber nicht nur an <strong>der</strong> Straße, son<strong>der</strong>n auch in unwirtlichen<br />
Umgebungen – in Tunneln, Raffinerien, Parkhäusern o<strong>der</strong><br />
Bergwerken. Da tropft es von <strong>der</strong> Decke, sind Staub und Ruß im<br />
Spiel. Weil Optik und Elektronik hermetisch verschlossen sind,<br />
ist das Produkt für solche widrigen Bedingungen beson<strong>der</strong>s gut<br />
geeignet.<br />
Die Jenaer MAZeT GmbH und die Lumenova GmbH<br />
aus Esslingen sind Partner <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>: MAZeT entwickelte<br />
die Sensoren, die <strong>Jenoptik</strong> unter <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Marke JENCOLOR ® fertigt. Gemeinsam mit<br />
Lumenova ist die Systemkassette Lumenova Lightengine<br />
entstanden, die Einsatz findet in <strong>der</strong> Straßenbeleuchtung<br />
von morgen.
Licht und Farbe nach Gefühl.<br />
LED werfen ihr Licht auf immer mehr Bereiche – sei es in Ampeln<br />
o<strong>der</strong> Autos, in Anzeigetafeln o<strong>der</strong> in Innenräumen. Noch ist <strong>der</strong><br />
Umsatzanteil <strong>der</strong> LED-Beleuchtung im <strong>Jenoptik</strong>-Geschäftsbereich<br />
Optoelektronische Systeme gering, er liegt bei deutlich unter 10<br />
Prozent. Aber die Tendenz ist eindeutig – und die Triptiser haben<br />
neue Projekte im Auge.<br />
Unter an<strong>der</strong>em den Glühbirnenersatz im Innenraum. Dabei sind<br />
Spielarten möglich, die <strong>der</strong> guten alten Glühbirne auf alle Zeit<br />
versagt geblieben sind. Die Wohlfühlfarbe beispielsweise, die sich<br />
künftig Je<strong>der</strong> zu je<strong>der</strong> Zeit ganz nach Belieben einstellen kann.<br />
Hier kommt die bewährte Technologie von MAZeT dazu: Farbsensoren<br />
mischen aus den drei Grundtönen Rot, Grün und Blau die<br />
gewünschte Nuance.<br />
Auch die klassischen Leuchtenhersteller treten an die Triptiser heran,<br />
auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> richtigen Optik für LED im Wohn- und<br />
Bürobereich. Hier vermisst <strong>der</strong> Vertriebsexperte heute noch die<br />
technologische Einheitlichkeit: „Gestern sind die Standards an<strong>der</strong>s<br />
als morgen, da hat sich noch nichts so richtig durchgesetzt.“ Für<br />
die Leitmesse <strong>der</strong> Branche, die „Light&Building 2010“ im April in<br />
Frankfurt jedenfalls hat <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>-Geschäftsbereich erstmals<br />
einen eigenen Stand geor<strong>der</strong>t. „Da werden wir uns überraschen<br />
lassen, was dem Wettbewerb eingefallen ist und wie wir mit<br />
unseren Produkten ankommen“, ist Mathias Goebel schon jetzt<br />
gespannt.<br />
Überhaupt, <strong>der</strong> riesige Endkundenmarkt, mit all seinen Handyblitzlichtern,<br />
Taschenlampen und Glühbirnenersatz. Dafür steht<br />
auch die Optik für das Blitzlichtgerät einer hochwertigen Kamera:<br />
Ein Belichtungsmesser projiziert ein großes Z auf die abzulichtende<br />
Fläche, und daraus wird die Information über die optimale<br />
Blitzstärke abgeleitet. Mathias Goebel holt die dazugehörige<br />
Kunststoffoptik aus dem Koffer: „<strong>Das</strong> haben unsere Optikdesigner<br />
geschafft, und sie haben mit den Mechanikdesignern Hand in<br />
Hand gearbeitet. So ist nicht nur die Optik entstanden, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Einbaumechanismus gleich dazu.“ Ein unscheinbares Teil aus<br />
Kunststoff. Vorsichtig legt Mathias Goebel die Optik wie<strong>der</strong> in<br />
den Setzkasten und schließt den Koffer.<br />
Lenkt LED-Licht äußerst präzise und mit<br />
sehr hohem Wirkungsgrad: Der speziell<br />
entwickelte Facetten-Reflektor findet<br />
Einsatz in <strong>der</strong> Systemkassette Lumenova ®<br />
Lightengine.<br />
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Eröffnung im März 2010: <strong>Das</strong> neue <strong>Jenoptik</strong>-Applikationszentrum in Pyeongtaek (rechts im Bild).<br />
Stützpunkt<br />
für die Eroberung Asiens<br />
Jobst Höche<br />
„Südkorea wird von vielen als das am besten gehütete Geheimnis<br />
in Asien bezeichnet. <strong>Das</strong> Land ist fast unbemerkt von <strong>der</strong> restlichen<br />
Welt zu einer erfolgreichen Industrienation aufgestiegen“,<br />
betont Daniel Böhme, seit Oktober <strong>2009</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
neuen JENOPTIK Korea Corporation. „Südkorea ist Weltmarktführer<br />
beispielsweise bei <strong>der</strong> Produktion von Flachbildschirmen<br />
und im Bereich <strong>der</strong> Speicherchipherstellung und deshalb auch so<br />
interessant als Markt für <strong>Jenoptik</strong>.“<br />
Neues Zentrum <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong> für den asiatischen<br />
Markt.<br />
<strong>Das</strong> Jahr <strong>2009</strong> bildet einen Meilenstein für das wirtschaftliche<br />
Engagement <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong> in Südkorea. Zum einen erleichtert ein<br />
<strong>2009</strong> vereinbartes und ab Mitte 2010 gültiges neues Freihandelsabkommen<br />
<strong>der</strong> EU mit <strong>der</strong> südkoreanischen Regierung den Austausch<br />
von Gütern und Technologien. Für die <strong>Jenoptik</strong> aber noch<br />
entscheiden<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> im Juli <strong>2009</strong> unterzeichnete Gründungsvertrag<br />
des neuen Gemeinschaftsunternehmens JENOPTIK Korea<br />
Corp: ein weiteres Joint Venture mit dem langjährigen Partner<br />
Telstar-Hommel, an dem <strong>Jenoptik</strong> 66,6 Prozent <strong>der</strong> Anteile hält.<br />
Durch diesen Schulterschluss rückt <strong>Jenoptik</strong> mit einer weiteren<br />
Sparte, <strong>der</strong> Laser & Materialbearbeitung, in den boomenden<br />
asiatischen Markt vor. „Südkorea ist eines <strong>der</strong> dynamischsten<br />
Län<strong>der</strong> die ich bisher kennen gelernt habe“, so Daniel Böhme.<br />
„Dieses Land verän<strong>der</strong>t sich mit sehr hoher Geschwindigkeit.<br />
Für 2010 prognostiziert die OECD schon wie<strong>der</strong> ein Wachstum<br />
von 4,4 Prozent.“
Im Frühjahr 2010 bezieht Daniel Böhme offiziell sein Büro in<br />
Pyeongtaek, aber bereits ab diesem Herbst ist er vor Ort, um<br />
den Aufbau das neuen Standortes und die Organisation vor<br />
Ort voranzutreiben. Bis Anfang 2010 entsteht für 4,4 Millionen<br />
US-Dollar ein Applikationszentrum für asiatische Kunden.<br />
<strong>Jenoptik</strong> wird dort verschiedene Anlagen für die Lasermaterialbearbeitung<br />
präsentieren, die sich speziell an die Elektronik-,<br />
die Flat-Panel- sowie die Photovoltaik-Industrie richten. Den<br />
Interessenten stehen dann <strong>Jenoptik</strong>-Laseranlagen für die Bearbeitung<br />
sprödbrüchiger Materialien wie Display-Glas, Solarzellen,<br />
Keramik und Siliziumwafer sowie das spezielle Laser-<br />
Trennverfahren dieser Materialien, das so genannte TLS-Dicing<br />
(TLS = Thermisches Laserstrahl Separieren), zur Verfügung. Die<br />
Kunden können auf den Anlagen Produktionsverfahren testen<br />
sowie ihren Anfor<strong>der</strong>ungen entsprechend weiterentwickeln.<br />
<strong>Jenoptik</strong> eröffnet sich mit <strong>der</strong> neu gegründeten JENOPTIK<br />
Korea Corp. Perspektiven auf dem asiatischen Markt und<br />
vertieft die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Südkorea.<br />
„Meine Aufgabe wird es unter an<strong>der</strong>em sein, den Vertrieb für Korea<br />
und den After-Sales-Service <strong>der</strong> asiatischen Kunden von Korea aus<br />
zu organisieren bzw. in enger Abstimmung<br />
mit den <strong>Jenoptik</strong>-Standorten ndorten in Asien zu<br />
koordinieren“, erläutert ert Daniel Böhme<br />
(Bild rechts).<br />
Aktuell befinden sich in Asien Asien bereits<br />
insgesamt 42 <strong>Jenoptik</strong>-Laseranlagen k-Laseranlagen für<br />
verschiedene Anwendungen dungen im<br />
Einsatz. Zwölf weitere e Anlagen<br />
sind beauftragt und werden<br />
im Verlauf des aktuellen len Geschäftsjahres<br />
unter an<strong>der</strong>em n<strong>der</strong>em<br />
nach Taiwan ausgeliefert. efert.<br />
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12<br />
Deutsch-koreanische Wirtschaftsbeziehungen<br />
Ausgangspunkt <strong>der</strong> bilateralen Beziehungen zwischen<br />
Deutschland und Südkorea bildet die Unterzeichnung des<br />
deutsch-koreanischen Handels-, Schifffahrts- und Freundschaftsvertrages<br />
vom 26. November 1883.<br />
Nach dem Ende des Koreakrieges 1953 musste das wirtschaftlich<br />
stark angeschlagene Land den Sprung von einer<br />
Agrarnation zum Industrieland in Angriff nehmen.<br />
Die 1966 gegründete deutsch-koreanische Gesellschaft<br />
hat es sich zur Aufgabe gemacht Deutschland und Korea<br />
in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht eine<br />
Plattform für Austausch und gemeinsame Arbeit zu bieten.<br />
Nach Japan und China hat sich Südkorea zum drittwichtigsten<br />
Wirtschaftspartner Ostasiens entwickelt. Die deutschen<br />
Investitionen in Südkorea belaufen sich auf etwa 5,5 Milliarden<br />
Euro im Jahr. Etwa 2.000 deutsche Unternehmen haben<br />
sich am Standort Südkorea angesiedelt und beschäftigen<br />
ca. 80.000 koreanische Arbeitnehmer.<br />
<strong>Das</strong> Goethe-Institut Seoul wurde 1968 begründet und<br />
vermittelt zwischen <strong>der</strong> koreanischen und deutschen Kultur,<br />
dient aber auch als Anlaufstelle für alle, die sich für Deutschland<br />
und die deutsche Sprache interessieren.<br />
Die 1981 gegründete Außenhandelskammer Südkorea hat<br />
die engen Beziehungen bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> weiter vorangetrieben<br />
und zählt heute mehr als 400 Mitglie<strong>der</strong> aus allen Bereichen<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft und Industrie.<br />
Seit 1995 ist Südkorea Mitglied in <strong>der</strong> WTO (World Trade<br />
Organisation), was den internationalen Handel deutlich<br />
vereinfacht.<br />
Im Sommer <strong>2009</strong> wurde einem Freihandelsabkommen<br />
von EU und Südkorea von Vertreterseite zugestimmt. Nach<br />
seiner Ratifizierung durch die europäische Kommission soll<br />
dieses Anfang 2010 in Kraft treten. Die Zölle für Transfergüter<br />
sollen demnach um 95 Prozent reduziert werden. <strong>Das</strong><br />
Handelsvolumen dieser Vereinbarung hat einen geschätzten<br />
Wert von rund 19 Milliarden US-Dollar. Die steuerlichen<br />
Erleichterungen werden auch dem bereits gut mit Südkorea<br />
zusammenarbeitenden Deutschland zugute kommen.<br />
Vor allem in den letzten Jahren ist <strong>der</strong> Sektor innovativer<br />
Technologien in Südkorea stark gewachsen. Dies bietet zahlreiche<br />
neue Chancen einer Zusammenarbeit mit <strong>Jenoptik</strong>.<br />
<strong>Jenoptik</strong> und Telstar-Hommel Corp. gründeten Anfang Juli<br />
dieses Jahres ein Gemeinschaftsunternehmen – die JENOPTIK<br />
Korea Corp. Mit 66,6 Prozent <strong>der</strong> Anteile ist <strong>Jenoptik</strong> Mehrheitsgesellschafter.<br />
Die <strong>Jenoptik</strong>-Vorstände Michael Mertin<br />
und Frank Einhellinger sowie Byung-Hoon Im, CEO von<br />
Telstar-Hommel, besiegeln den Vertrag.<br />
„Mit dem Laserapplikationszentrum in Korea machen wir einen<br />
weiteren wichtigen Schritt in Richtung Internationalisierung und<br />
haben nun für unsere Sparte Laser & Materialbearbeitung einen<br />
direkten Marktzugang in Asien. Wir setzen mit Telstar-Hommel<br />
auf einen erfahrenen Partner, <strong>der</strong> bereits seit Jahren unsere Sparte<br />
Industrielle Messtechnik erfolgreich vertritt“, so <strong>Jenoptik</strong>-Chef<br />
Michael Mertin. Auch <strong>der</strong> koreanische CEO <strong>der</strong> Telstar-Hommel<br />
Byung-Hoon Im verwies auf die erfolgreiche Zusammenarbeit und<br />
das große Potenzial des <strong>Jenoptik</strong>-Leistungsspektrums im asiatischen<br />
Markt. „Seit 2004 arbeiten wir eng mit <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>-Sparte<br />
Industrielle Messtechnik zusammen und wir gehen davon aus,<br />
dass auch das Lasergeschäft mit <strong>Jenoptik</strong> im dynamisch wachsenden<br />
asiatischen Markt äußerst erfolgreich sein wird.“<br />
Vom Agrarstaat zur Industrienation.<br />
Entstanden in den Wirrungen des 2. Weltkrieges durch die militärische<br />
Trennung vom Norden Koreas am 38. Breitengrad, zählt<br />
die Republik Korea (umgangssprachlich Südkorea) heute zu den<br />
wirtschaftlich aufstrebendsten Asiens und ist einer <strong>der</strong> zentralen<br />
Märkte <strong>der</strong> Zukunft für <strong>Jenoptik</strong>.<br />
Südkorea wurde am 15. August 1948 als unabhängiger Staat<br />
gegründet. Die ersten Jahre waren von Armut und Hunger in<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung geprägt. Auch <strong>der</strong> Krieg, <strong>der</strong> Korea von 1950<br />
bis 1953 erschütterte, fügte dem Land, <strong>der</strong> Wirtschaft und <strong>der</strong><br />
Bevölkerung weiteres Leid zu. In <strong>der</strong> Nachkriegszeit erholte sich<br />
Korea zunächst schleppend von den Ereignissen <strong>der</strong> 1940er und<br />
1950er Jahre, begann dann aber mit dem Versuch, sich weg vom<br />
Agrarstaat hin zu einer Industrienation zu entwickeln. Vor allem<br />
in den letzten 20 Jahren hat es Südkorea geschafft, sich zu einem<br />
<strong>der</strong> hoffnungsvollsten und wirtschaftlich florierendsten Staaten<br />
im ost-asiatischen Raum zu entwickeln.
Republik Korea in Daten und Fakten<br />
Unabhängigkeit:<br />
15. August 1948<br />
Fläche: 99.392 Quadratkilometer<br />
Hauptstadt: Seoul<br />
Bevölkerung 2008:<br />
48,5 Millionen Einwohner,<br />
jährliches Wachstum 0,33% (2008)<br />
Landessprache: Koreanisch<br />
Religionen:<br />
Buddhisten (10,7 Millionen),<br />
Protestanten (8,6 Millionen),<br />
Katholiken (5,1 Millionen)<br />
Regierungsform:<br />
Republik mit Präsidialverfassung,<br />
nur eingeschränkte Selbstverwaltung<br />
<strong>der</strong> Kommunen und Provinzen<br />
Staatsoberhaupt:<br />
Präsident Lee Myung-bak<br />
Regierungschef:<br />
Premierminister Chung Un-chan<br />
Bruttoinlandprodukt 2008:<br />
928,7 Milliarden US-Dollar<br />
(Angaben des Auswärtigen Amtes)<br />
Partner bereits seit mehr als 20 Jahren.<br />
Noch in den 70er Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts zählte Südkorea<br />
zu den ärmsten Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Region. Mittlerweile rangiert<br />
das Land auf Platz elf <strong>der</strong> weltgrößten Handelsnationen.<br />
Zum Beginn <strong>der</strong> 1980er Jahre zeigten sich erste Fortschritte auf<br />
dem Weg zur Industrienation und bereits damals entwickelte sich<br />
zwischen <strong>der</strong> späteren <strong>Jenoptik</strong>-Tochter Hommel-Etamic und <strong>der</strong><br />
aufstrebenden Automobilindustrie Koreas eine fruchtbare Zusammenarbeit.<br />
Heute arbeitet das <strong>Jenoptik</strong>-Unternehmen in <strong>der</strong><br />
Sparte Industrielle Messtechnik sehr erfolgreich mit Herstellern<br />
wie Hyundai, KIA und GM-Daewoo zusammen.<br />
1991 wurde eine eigene Vertriebsstelle <strong>der</strong> damaligen Hommelwerke<br />
für die Produkte auf dem koreanischen Markt geschaffen,<br />
die 2004 mit dem koreanischen Unternehmen Telstar fusionierte.<br />
<strong>Jenoptik</strong> hält aktuell 33,3 Prozent <strong>der</strong> Anteile an <strong>der</strong> Telstar-<br />
Hommel Corp. Mit 70 Mitarbeitern entwickelt und fertigt das<br />
Unternehmen am Produktionsstandort in Pyeongtaek, Provinz<br />
Gyeonggi – einer Son<strong>der</strong>wirtschaftszone für Hochtechnologie –<br />
Messtechniken für den asiatischen Markt.<br />
Auch an den Bevölkerungszahlen <strong>der</strong> großen Städte in Korea,<br />
lässt sich <strong>der</strong> Wandel und <strong>der</strong> Fortschritt Koreas ablesen. Die<br />
Hauptstadt Seoul hatte in den 1950er Jahren eine Einwohnerzahl<br />
von ca. 300.000. Zwanzig Jahre später hatte sich die Zahl bereits<br />
verzehnfacht. Schätzungen zufolge liegt die Einwohnerzahl <strong>der</strong><br />
Hauptstadt heute bei über elf Millionen. Diese überproportionale<br />
Zunahme ist ein weiteres Indiz für den fortschreitenden Wandel<br />
des Landes vom Agrarstaat zur Industrienation. Die Hauptstadt<br />
Seoul zählt heute zu den größten Städten <strong>der</strong> Erde (Platz 5). Die<br />
Metropolregion Seoul ist die viert größte nach Dehli.<br />
„Der Aufstieg Koreas ist nicht zuletzt <strong>der</strong> Bevölkerung zu verdanken,<br />
die aufgeschlossen gegenüber Neuem, wissbegierig und<br />
lernbegeistert ist und die guten Bildungsangebote des Staates in<br />
Anspruch nimmt“, erläutert Daniel Böhme. Durch verschiedene<br />
Verbesserungen im universitären Sektor sind asiatische Fachkräfte<br />
heute gut auf den globalisierten Weltmarkt vorbereitet.<br />
Die Asienkrise <strong>der</strong> späten 1990er Jahre erfor<strong>der</strong>te tief greifende<br />
politische Reformen. Durch die schnelle Reaktion auf die neuen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen schaffte es Korea mit großen Wettbewerbsvorteilen<br />
gegenüber an<strong>der</strong>en Staaten <strong>der</strong> Region und <strong>der</strong> restlichen<br />
Welt aus <strong>der</strong> Krise heraus. Eben diese Reformen haben die<br />
Republik Korea auch in <strong>der</strong> momentanen Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
vor allzu großem Schaden bewahren können.<br />
Südkorea besitzt heute technologische Schlüsselkompetenzen<br />
in zukunftsweisenden Branchen wie Nanotechnologie, Informationstechnologie<br />
und Raumfahrt mit Ambitionen, in diesem<br />
Bereich internationaler Spitzenreiter zu werden. Dieses Bestreben<br />
ebnet den Weg dafür, die bereits langjährige Zusammenarbeit<br />
mit <strong>Jenoptik</strong> weiter auszubauen.<br />
13
14<br />
Innovationen sind das Lebenselixier eines jeden Unternehmens. Nur wenn es gelingt, immer wie<strong>der</strong><br />
neue Produkte und zukunftsweisende Geschäftsideen erfolgreich im Markt zu platzieren, wird ein<br />
Unternehmen Kunden dauerhaft an sich binden können und langfristigen Erfolg haben. <strong>Jenoptik</strong> hat<br />
dies längst erkannt und spürt gezielt gute Ideen im Konzern auf, um die Besten davon zur Marktreife<br />
zu führen.<br />
Um den schwierigen Weg bis dorthin zu begleiten und zu ebnen, finden einmal im Jahr die „Innovationstage“<br />
statt. Dieses Mal trafen sich rund 60 Kollegen aus allen Sparten vom 5. bis 7. November in<br />
Wolfsburg, um dort gemeinsam den Innovationsprozess des Technologiekonzerns voran zu bringen.<br />
In diesem Rahmen wurde auch <strong>der</strong> „Innovation Award“ für die beste <strong>Jenoptik</strong>-Innovation des Jahres<br />
<strong>2009</strong> verliehen.<br />
Karin Zeitler<br />
Die schlichte Frage<br />
nach dem WIE<br />
Die diesjährige Tagung stand unter einem genauso kurzen wie<br />
eindeutigen Motto: Die Frage nach dem WIE. „Es ging also<br />
darum, WIE Innovationsmanagement im Detail ausgestaltet<br />
werden kann und welche Instrumente dafür hilfreich sind“,<br />
erklärt Dr. Constanze Knörck, die als Assistentin des Vorstandes<br />
maßgeblichen Anteil an den Vorbereitungen <strong>der</strong> Innovationstage<br />
hatte und diese mo<strong>der</strong>ierte. <strong>Das</strong> Motto zog sich wie ein roter<br />
Faden durch die gesamte Tagung. Also beispielsweise: WIE<br />
machen es die Kollegen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Sparten? WIE sieht <strong>der</strong><br />
Innovationsprozess bei an<strong>der</strong>en Firmen aus?<br />
Beson<strong>der</strong>s ergiebig waren dabei mehrere Workshops von Kollegen<br />
aus dem eigenen Unternehmen, die von ihren Erfahrungen<br />
diesbezüglich berichteten. „<strong>Das</strong> ist eine neue Qualität von interner<br />
Diskussion“, begeisterte sich Dr. Stefan Wiechmann, Innovation<br />
Manager des Konzerns. „Es ist ideal, wenn wir unsere so genannten<br />
best practices aus den eigenen Reihen schil<strong>der</strong>n können.<br />
Der Kollege vom Schreibtisch nebenan ist doch viel überzeugen<strong>der</strong><br />
als ein externer Berater“, ist sich <strong>der</strong> Koordinator des Innovationsmanagements<br />
bei <strong>Jenoptik</strong> sicher.<br />
Beeindruckend und überzeugend – so auch das Fazit <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
zum Gastvortrag von Prof. Dr. Oliver Gassmann. Der ausgewiesene<br />
Experte auf dem Gebiet des Innovationsmanagements<br />
von <strong>der</strong> Universität St. Gallen schil<strong>der</strong>te einzelne Aspekte zum<br />
Thema aus einer völlig an<strong>der</strong>en Perspektive als gewohnt und<br />
belegte dies mit zahlreichen plastischen Beispielen. Er inspirierte<br />
seine Zuhörer.<br />
Die strahlenden Sieger: <strong>Das</strong> Team um<br />
Projektleiter Horst Bartels (links) und<br />
Georg Wecker kann sich nun ein Jahr lang<br />
an dem Wan<strong>der</strong>pokal erfreuen.
<strong>Jenoptik</strong>-Innovationsaward<br />
für den kleinen Riesen.<br />
Der im NNovember<br />
verliehene „Innovation Award <strong>2009</strong>“ ging<br />
in in diesem Jahr an ein Team aus <strong>der</strong> Sparte Verteidigung<br />
& Zivile SSysteme.<br />
Es wurde für das von ihnen konzipierte<br />
Hilfsstromaggregat Hilfsstrom „17 kW Auxiliary Power Unit ADSF 282“<br />
(APU) ausgezeichnet.<br />
au<br />
„<strong>Das</strong> Bes Beson<strong>der</strong>e an diesem Hilfsstromaggregat ist seine<br />
extrem große g Leistungsdichte bei einem bemerkenswert<br />
geringen Gewicht und einer kompakten Bauweise“, erklärt<br />
Horst Ba Bartels vom Geschäftsbereich Mechatronik in Wedel,<br />
<strong>der</strong> als Pr Projektleiter maßgeblich an <strong>der</strong> Entwicklung dieser<br />
Innovation Innovatio beteiligt war. „Damit haben wir eine echte<br />
Marktlücke Marktlüc gefunden, denn <strong>der</strong>zeit ist <strong>Jenoptik</strong> das einzige<br />
Unternehmen, Unterneh das ein solch leistungsstarkes Hilfsstromag-<br />
gregat zum zu Einsatz in militärischen Fahrzeugen entwickelt<br />
hat“, freu freut sich Bartels über die Auszeichnung.<br />
Während vergleichbare Hilfsstromaggregate bislang in <strong>der</strong><br />
Regel im vorgegebenen Einbauraum eine Leistung bis zu<br />
acht Kilowatt Kilo liefern konnten, schafft die neue APU mit<br />
17 Kilow Kilowatt bei deutlich geringerem Gewicht und gleicher<br />
Größe mmehr<br />
als die doppelte Leistung. „Diese bisher nie<br />
erreichte Kompaktheit ist ein Alleinstellungsmerkmal <strong>der</strong><br />
neuen neuen AP APU“, betont Horst Bartels. „Die Neuentwicklung<br />
eignet sich sic deshalb beson<strong>der</strong>s zur Nachrüstung in bereits<br />
existierende existieren militärische Fahrzeuge“, ist er sich sicher. Ein<br />
kostenintensiver kostenint Neukauf ließe sich somit vermeiden.<br />
Zum Eins Einsatz kommen <strong>der</strong>artige, modular aufgebaute Hilfsstromaggregate<br />
stromagg zum Beispiel bei Beobachtungseinsätzen<br />
in Afghan Afghanistan. Damit lässt sich vermeiden, dass das große<br />
Haupttriebwerk Haupttrie <strong>der</strong> Fahrzeuge laufen muss. Und trotzdem<br />
wird die<br />
für Klimaanlage, Kühlung und an<strong>der</strong>e Bordsysteme<br />
notwendige notwend elektrische Energie sichergestellt.<br />
Die Mark Markteinführung <strong>der</strong> neuen APU ist für das dritte<br />
Quartal 22010<br />
geplant. <strong>Das</strong> Fazit: „Die richtige Maschine zur<br />
richtigen Zeit mit einem großen Marktpotenzial.“<br />
15
16<br />
Sparte Laser & Materialbearbeitung<br />
Adressieren neue Märkte:<br />
Mit ihrem High Brightness Diodenlasermodul entwickelten<br />
Alexan<strong>der</strong> Franke, Lars Wagner (beide<br />
im Bild) und Dominic Schrö<strong>der</strong> ein Basismodul für<br />
eine ganze Reihe äußerst Erfolg versprechen<strong>der</strong><br />
Projekte <strong>der</strong> Sparte Laser & Materialbearbeitung –<br />
darunter beispielsweise Faserlaser und Dioden-<br />
Direkt-Anwendungen.<br />
Anschauungsbesuche bei an<strong>der</strong>en Firmen.<br />
Um die Frage näher zu beleuchten, WIE an<strong>der</strong>e Firmen mit dem<br />
Thema Innovation umgehen, standen Besuche bei Firmen aus<br />
<strong>der</strong> näheren Umgebung von Wolfsburg auf dem Programm.<br />
Praxisnahe Einblicke in ihre Innovationsprozesse gewährten <strong>der</strong><br />
Volkswagen-Sitzhersteller Sitech GmbH, <strong>der</strong> Schienenfahrzeughersteller<br />
Alstom und die AKT – Altmärker Kunststoff Technik<br />
GmbH in Gardelegen. „Solch ein externer Erfahrungsaustausch<br />
vor Ort ist eine wertvolle Anregung für uns. Da es hier quasi<br />
etwas zum Anfassen gibt, bleiben die Eindrücke viel nachhaltiger<br />
in Erinnerung“, so Dr. Stefan Wiechmann.<br />
Lehrstunde mit einem Preisträger.<br />
WIE man mit erfolgreichem Innovationsmanagement sogar<br />
ausgezeichnet werden kann, berichtete außerdem ein Vertreter<br />
<strong>der</strong> Stuttgarter Firma Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG. Dieses<br />
auf elektrische Miniaturmotoren und Mikroantriebssysteme<br />
spezialisierte Unternehmen ist in diesem Jahr mit dem „Top 100<br />
Innovator Preis“ ausgezeichnet worden und gehört damit zu den<br />
innovativsten mittelständischen Firmen in Deutschland. Vor zwei<br />
Jahren hatte das Unternehmen sein Innovationsmanagement<br />
völlig neu strukturiert und erzielte damit enorme Erfolge.<br />
Sparte Optische Systeme<br />
<strong>Das</strong> Projektteam <strong>der</strong> Sparte Optische Systeme –<br />
hier vertreten durch Dr. Stefan Müller-Pfeiffer und<br />
Dr. Jan Werschnik – präsentierte eine Hochleistungsoptik<br />
mit dem Potenzial, die Medikamenten- und<br />
Genforschung zu revolutionieren. Ultimatives Ziel<br />
ist die 1.000-Dollar-DNS-Sequenzierung. Beson<strong>der</strong>s<br />
bemerkenswert: <strong>Das</strong> optische System wurde in nur<br />
zehn Wochen von <strong>der</strong> Idee bis zum Prototyp<br />
entwickelt – Rekordzeit.<br />
Die Erfolgsgeschichte des VW-Käfers.<br />
Sparte Industrielle Messtechnik<br />
Vollautomatisiert und hochpräzise:<br />
<strong>Das</strong> Projektteam Jürgen Küpfer, Rubin Müller<br />
(beide im Bild) und Philipp Steuer gingen mit ihrem<br />
kombinierten Form- und Rauheitsmesssystem<br />
HOMMEL-ETAMIC roundscan ins Rennen. Dieses<br />
Messgerät bietet sehr hohe Messgenauigkeiten<br />
bei voll automatisierten Messabläufen und hoher<br />
Messgeschwindigkeit.<br />
WIE könnte es an<strong>der</strong>s sein, wenn man in Wolfsburg ist und<br />
sich mit Innovationen beschäftigt – auch die überwältigende<br />
Erfolgsgeschichte des guten alten VW-Käfers wurde exemplarisch<br />
erörtert. Eine ganz wesentliche Botschaft dabei: Nicht<br />
unbedingt die beste Innovation macht das Rennen, son<strong>der</strong>n diejenige,<br />
die am besten in die Zeit und zu den jeweiligen Bedürfnissen<br />
<strong>der</strong> Leute passt. „Der VW-Käfer lag schon fertig konstruiert<br />
in <strong>der</strong> Schublade“, erläutert Constanze Knörck, „aber erst im<br />
Nachkriegsdeutschland <strong>der</strong> 50iger Jahre passte er perfekt, um<br />
seinen Siegeszug anzutreten. Auch Stefan Wiechmann stimmt<br />
dem zu: „Es kommt darauf an, dass unsere Innovationen zum<br />
rechten Zeitpunkt und am rechten Ort erscheinen. <strong>Das</strong> ist ein<br />
ganzheitlicher Prozess, an dem Produktmanager, Marketingabteilungen,<br />
Entwicklungsgruppen und die Produktion gleichermaßen<br />
beteiligt sind und zwingend zusammenarbeiten müssen.“
Sparte Verkehrssicherheit<br />
Temposün<strong>der</strong> im Visier:<br />
Stellvertretend für das Projektteam präsentierten<br />
Andreas Behrens und Markus Pessara das neue<br />
Tracking Radar. Der „IPod unter den Radarverkehrsmessgeräten“<br />
kann mehrere Ziele gleichzeitig<br />
erfassen und bietet durch seine Fahrspurdetektion<br />
eine deutlich verbesserte Auswertung und sichere<br />
Beweisführung durch den Betreiber.<br />
Sparte Verteidigung & Zivile Systeme<br />
Die strahlenden Sieger:<br />
<strong>Jenoptik</strong>-Chef Michael Mertin überreicht stellvertretend<br />
für das gesamte siegreiche Team <strong>der</strong> Sparte Verteidigung<br />
& Zivile Systeme Horst Bartels (Bildmitte) und Georg Wecker<br />
(rechts) den <strong>Jenoptik</strong>-Innovation-Award. Die Wedeler<br />
überzeugten mit ihrer innovativen APU, einem Hilfsstromaggregat<br />
für den Einsatz in militärischen Fahrzeugen.<br />
Zum Projektteam gehörten außerdem Joachim Schmidt<br />
und Matthias Helmke.<br />
„Die Innovationstage waren für uns wie „das Eintauchen<br />
in eine an<strong>der</strong>e Welt“, beschreibt Horst Bartels seine Eindrücke.<br />
„Den Innovationsprozess spartenübergreifend<br />
so zu gestalten, dass er angenommen und gelebt wird,<br />
das macht Hoffnung und motiviert“, betont er. Und<br />
Georg Wecker ergänzt, „bei solchen Zusammenkünften<br />
findet eine Menge Austausch statt und wir nehmen viele<br />
Anregungen mit nach Hause. Es wurden ganz konkrete<br />
Vorgehensweisen erläutert, Innovationen zu erzeugen<br />
und zu filtern. Wenn wir so klare Worte hören, stellt sich<br />
uns die Frage: Wieso machen wir das dann nicht einfach!“<br />
17
18<br />
Die Verleihung des „Innovation Award <strong>2009</strong>“.<br />
Um die Würdigung erfolgreicher Entwicklung ging es bei <strong>der</strong><br />
Verleihung des „Innovation Award <strong>2009</strong>“. Bereits zum zweiten<br />
Mal hat <strong>Jenoptik</strong> damit ein Team ausgezeichnet, das sich mit<br />
zukunftsweisenden Ideen beson<strong>der</strong>s hervorgetan hat. In diesem<br />
Jahr ging <strong>der</strong> Preis an die Kollegen <strong>der</strong> Sparte Verteidigung &<br />
Zivile Systeme. Sie erhielten den Preis für ihr Hilfsstromaggregat<br />
„17 kW Auxiliary Power Unit“. Dieses besticht durch seine doppelt<br />
so große Leistungsstärke im Vergleich zu herkömmlichen Hilfsstromaggregaten<br />
bei einer gleichzeitig sehr kompakten Bauweise.<br />
Es eignet sich dadurch beson<strong>der</strong>s zum nachträglichen Einbau in<br />
militärische Landfahrzeuge (siehe Kasten Seite 15). „<strong>Das</strong> sind klare<br />
Alleinstellungsmerkmale“, so Vorstandschef Dr. Michael Mertin<br />
bei <strong>der</strong> Preisübergabe. „Derzeit sind wir weltweit die Einzigen,<br />
die <strong>der</strong>artig leistungsstarke Hilfsstromaggregate für solche Einsätze<br />
entwickelt haben.“<br />
Damit wurde <strong>der</strong> große Wan<strong>der</strong>pokal aus satiniertem Glas in<br />
neue Hände gelegt. <strong>Das</strong> Sieger-Team darf sich nun ein Jahr lang<br />
an seinem schlicht-eleganten Anblick erfreuen.<br />
Fünf Innovationen hatten es bis in die Endrunde geschafft. Ein<br />
Expertengremium, das sich aus Fachleuten <strong>der</strong> Bereiche Technologie,<br />
Marketing und Innovationsmanagement zusammensetzte,<br />
hatte diese zuvor aus insgesamt 13 eingereichten Innovationen<br />
ausgewählt. Deren Initiatoren präsentierten während <strong>der</strong> Inno-<br />
vationstage ihre Projekte, bevor alle Teilnehmer gemeinsam die<br />
beste Idee kürten.<br />
Mit dabei war in diesem Jahr auch <strong>der</strong> Wissenschaftliche Beirat<br />
<strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>. „Die Anwesenheit aller seiner Mitglie<strong>der</strong> war uns<br />
sehr wichtig“, erklärt Constanze Knörck, „denn wir wollen erreichen,<br />
dass <strong>der</strong> Wissenschaftliche Beirat und die <strong>Jenoptik</strong>-Kollegen<br />
noch besser miteinan<strong>der</strong> verzahnt werden. Die enge Zusammenarbeit<br />
bei<strong>der</strong> Seiten kann den nötigen Impuls für eine erfolgreiche<br />
Innovation geben“, betonte sie.<br />
Son<strong>der</strong>preis für die Sparte Verkehrssicherheit.<br />
Einen Son<strong>der</strong>preis erhielt darüber hinaus die Sparte Verkehrssicherheit<br />
für ihr innovatives „Fünf-Euro-Modell“. „Hierbei wurde<br />
keine neue Technik entwickelt, son<strong>der</strong>n sehr erfolgreich ein komplett<br />
neues und zukunftsweisendes Geschäftsmodell etabliert“,<br />
begründete Vorstandschef Dr. Michael Mertin die Auszeichnung.<br />
Die Gemeinden müssen dabei die Geschwindigkeitsmessanlagen<br />
nicht kaufen, son<strong>der</strong>n diese bleiben im Eigentum <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>,<br />
die auch die Wartung und die Datenaufbereitung übernimmt.<br />
<strong>Jenoptik</strong> leitet die Verkehrsverstöße an die Gemeinden für die<br />
hoheitliche Auswertung weiter und bekommt dafür jeweils fünf<br />
Euro. Gemeinden gehen damit keinerlei Investitionsrisiko ein.<br />
Sie müssen die Bußgeldbescheide nur noch ausstellen und verschicken.
Kultureller Fortschritt durch Innovationstage.<br />
Zahlreiche intensive Gespräche, die Vorträge, Events und Anregungen<br />
in Wolfsburg haben die fünf Sparten des Konzerns<br />
wie<strong>der</strong> ein Stück näher zusammenrücken lassen und das Innovationsmanagement<br />
insgesamt noch besser verankert.<br />
„Die Veranstaltung hat meine Erwartungen deutlich übertroffen“,<br />
war denn auch Vorstandschef Dr. Michael Mertin zum Abschluss<br />
<strong>der</strong> Tage begeistert. „Die sehr offenen Diskussionen und das<br />
kritische Hinterfragen aller Beteiligten zeigt den großen kulturellen<br />
Fortschritt in <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>.“<br />
Phaeno Experimentierlandschaft.<br />
Die Frage nach dem „WIE“ stand im Zentrum eines ganz<br />
beson<strong>der</strong>en Highlights, das als Team-Event gestaltet worden<br />
war. Alle Teilnehmer unternahmen eine „Entdecker-Tour“<br />
durch die „Experimentierlandschaft Phaeno“ in Wolfsburg,<br />
das sich selbst als „Deutschlands größtes Science Center“<br />
bezeichnet. <strong>Das</strong> von <strong>der</strong> aus dem Irak stammenden Star-<br />
Architektin Zaha Hadid als „begehbare Skulptur“ konzipierte<br />
Ausstellungsgebäude bezeichnete die englische Zeitung<br />
„the guardian“ als „eines <strong>der</strong> zwölf bedeutendsten mo<strong>der</strong>nen<br />
Bauwerke <strong>der</strong> Welt“, als phaeno im November 2005<br />
eröffnet wurde.<br />
Unweit des Bahnhofs und gegenüber <strong>der</strong> VW-Autostadt gelegen,<br />
erhebt sich <strong>der</strong> Bau auf zehn asymmetrischen kegelförmigen<br />
Stützen, in denen sich beispielsweise die Eingänge,<br />
Shop und Gastronomie aber auch das Wissenschaftstheater,<br />
das Ideenforum und die Werkstätten befinden. Die Stützen<br />
durchbohren die gesamte Konstruktion und tragen auch<br />
das Dach. Aus nicht weniger als 27.000 Kubikmetern Beton<br />
konzipiert, schwebt <strong>der</strong> Bau zu weiten Teilen etwa sieben<br />
Meter über dem Boden. Nur durch den Einsatz neuester<br />
Bautechnologien war die Umsetzung des Entwurfs von<br />
Zaha Hadid möglich.<br />
Der Ausstellungsbereich im Erdgeschoß gibt einen vielseitig<br />
erlebbaren Raum frei. Er besteht aus einer offenen Halle<br />
und einer umgebenden architektonischen Landschaft mit<br />
sanften Hügeln und Tälern. Der Außenraum geht in den<br />
Innenraum über und umgekehrt. Es gibt keine Schwelle,<br />
keine klar definierbare Grenze. Die Ausstellung selbst lockt<br />
seine Besucher mit mehr als 300 interaktiven Experimentierstationen.<br />
Naturwissenschaftliche Phänomene gibt es in <strong>der</strong><br />
Dauerausstellung zu entdecken, grundlegende Themen aus<br />
Natur und Technik werden anschaulich erklärt. Und wechselnde<br />
aktuelle Ausstellungen ergänzen das Angebot.<br />
Weitere Informationen finden Interessierte unter<br />
www.phaeno.de<br />
19
20<br />
Prof. Bernd Wilhelmi ist Anfang November <strong>2009</strong> aus dem Wissenschaftlichen<br />
Beirat <strong>der</strong> JENOPTIK <strong>AG</strong> verabschiedet worden. Er hat das Unternehmen<br />
nicht allein in Sachen Innovationen seit <strong>der</strong> Gründung 1991 intensiv<br />
begleitet. Im focus-Interview spricht er über die Anfangsjahre <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>,<br />
Erfolgsfaktoren von Innovationen, Verkehrssicherheit, Marktchancen von<br />
Messtechnik und Lasern sowie allgemeinen Trends, die die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> kommenden Jahre prägen werden.<br />
Katrin Lauterbach<br />
Die Entwickler müssen<br />
Herr Prof. Wilhelmi, wie sind Sie eigentlich zur <strong>Jenoptik</strong><br />
gekommen?<br />
Ich habe in Jena Physik studiert. <strong>Das</strong> geht gar nicht ohne die<br />
Themen Optik und Laser, sie sind in Jena – kombiniert mit<br />
Gerätebau – allgegenwärtig. Von Anfang an habe ich Kontakte<br />
zu Zeiss gehabt, erstmals bereits während meiner Diplomarbeit.<br />
Ab Anfang 30 konnte ich als Hochschullehrer, Lehrstuhl Angewandte<br />
Physik/Quantenelektronik, die Zusammenarbeit erheblich<br />
ausdehnen und vertiefen, bis hin zu einem „Sabbatical“-Jahr<br />
bei Zeiss zur Überleitung eines Laserprojektes. Ich hatte immer<br />
beson<strong>der</strong>es Interesse am Gerätebau und an intensiven Kontakten<br />
zur Industrie.<br />
Sie sind aber wie<strong>der</strong> zurück in die Forschung gegangen…<br />
Ja, zunächst wie<strong>der</strong> an die Jenaer Universität, und 1988 wechselte<br />
ich nach Berlin an die Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften. Dort<br />
habe ich die Verantwortung für die Physikinstitute übernommen<br />
und nebenbei eine neue <strong>Gruppe</strong> für ultrakurze Laserpulse aufgebaut,<br />
die heute in das Max-Born-Institut integriert ist und<br />
innovative Systeme für viele Wellenlängen entwickelt. Der Kontakt<br />
zu Zeiss blieb immer bestehen. Als die Wende kam, wurde<br />
schnell klar, dass meine Arbeit an <strong>der</strong> Akademie nicht mehr so<br />
fortgesetzt werden konnte, da kam das Angebot aus Jena.<br />
Von Lothar Späth?<br />
Nein, schon etwas früher. Damals wurde ich noch von <strong>der</strong><br />
Carl Zeiss Jena GmbH angesprochen. Als ich dann zum Gespräch<br />
nach Jena kam, saß ich mit Lothar Späth beim Abendessen.<br />
Ist Ihnen <strong>der</strong> Wechsel damals schwer gefallen?<br />
Auch während meiner Zeit in Berlin bestanden natürlich viele<br />
gute Kontakte nach Jena, zur Universität, zu Zeiss. Und meine<br />
Frau war ohnehin gleich für Jena. Ich selbst hing zwar sehr an<br />
Jena als Wissenschaftsstadt <strong>der</strong> kurzen Wege, auch von <strong>der</strong> F+E<br />
zur Praxis, aber zugleich an Berlin. <strong>Das</strong> ist ja die einzige wirkliche<br />
Metropole in Deutschland, eine integrationsbereite dynamische<br />
Stadt, stets offen für neue Ideen. Aber ich fand das Angebot<br />
unglaublich spannend und sagte sofort zu.<br />
Wie kann man sich Ihren Start in Jena konkret vorstellen?<br />
Es ging zunächst um die Bewertung von vorhandenen Potenzialen<br />
und Themen des Kombinats. Die Phase des Teilens von <strong>Jenoptik</strong><br />
und Zeiss war extrem kompliziert. Was mit <strong>Jenoptik</strong> werden sollte,<br />
war damals noch offen. Erst im Lauf <strong>der</strong> Zeit bewies die <strong>Jenoptik</strong>,<br />
dass sie als eigenständiges Hightech-Unternehmen Chancen hat.<br />
Zunächst waren die Ziele aber breiter gefächert. Es galt, möglichst<br />
schnell für breite Nutzerkreise zu entwickeln, also viele Projekte zu<br />
starten, die man ausgründen, verkaufen o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />
zusammenführen kann. Da stand ja das Versprechen<br />
<strong>der</strong> mehr als 10.000 Arbeitsplätze. Und die waren wirklich das<br />
Wichtigste für die Region.
zum Kunden!<br />
Sie haben entschieden, was entwickelt wird?<br />
Nein, so kann man das keinesfalls sagen. Dafür gab es die Geschäftsführung<br />
<strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>, die sich auf die Forscher und Entwickler<br />
stützte, die über viele Bereiche – später GmbHs – verteilt<br />
waren und die alle angespannt arbeiteten und Partner, Märkte<br />
und Kunden für ihre Resultate suchten. Jede <strong>Gruppe</strong> und je<strong>der</strong><br />
einzelne Entwickler im Unternehmen war bemüht, durch erfolgreiche<br />
Projekte schnell in einen sicheren Hafen zu kommen. Dabei<br />
war es Philosophie, das Wort “zentral“ zu vermeiden.<br />
Ich hatte anfangs etwa 60 Leute mit ein paar Entwicklungslabors,<br />
die so genannte Vorentwicklung. Natürlich gab es thematische<br />
Vorgaben – wir hatten ja einerseits ein absolutes Wettbewerbsverbot<br />
zu Zeiss und an<strong>der</strong>erseits wussten o<strong>der</strong> ahnten wir, wo<br />
neue Wachstumsmärkte entstanden. Nicht immer schätzten wir<br />
allerdings die Zeithorizonte richtig ein, im Nahbereich fehlte eben<br />
<strong>der</strong> Kunden-Response durch einen eigenen Vertrieb, im Fernbereich<br />
ein professionelles strategisches Marketing.<br />
Was ist aus den Ideen geworden?<br />
<strong>Das</strong> ist ein wil<strong>der</strong> Mix. Viele Ideen starben schnell, an<strong>der</strong>e haben<br />
sich zu Geschäften entwickelt und bestehen heute weiter, in <strong>der</strong><br />
<strong>Jenoptik</strong> o<strong>der</strong> in Form erfolgreicher neuer Unternehmen o<strong>der</strong><br />
Unternehmensbereiche. Der Erfolg resultierte bei allen Projekten<br />
aus dem frühzeitigen Kontakt zu potenziellen Kunden und dem<br />
Verstehen und Eingehen auf <strong>der</strong>en gegenwärtige und künftige<br />
Probleme. Zum Beispiel ist so aus einem <strong>der</strong> Ansätze <strong>der</strong> Vorent-<br />
wicklung die MAZeT Jena GmbH entstanden, aus ihrer <strong>Gruppe</strong><br />
Hybride Optoelektronik die IFW Optronik GmbH, aus einem ihrer<br />
Sensor-Projekte die JETI GmbH, die heute miniaturisierte Farbund<br />
Spektralsensoren bietet. Und Erfahrungsträger aus einem<br />
Projekt zur Entwicklung und Anwendung von speziellen Laserdioden<br />
konnten später ihre Erfahrungen in <strong>der</strong> JENOPTIK Laserdiode<br />
GmbH bzw. in <strong>der</strong> Messtechnik <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong> nutzen.<br />
Und bei <strong>Jenoptik</strong>?<br />
Die Entscheidung, das Thema Laserdioden anzugehen, könnte<br />
man hier als positives Beispiel nennen. <strong>Jenoptik</strong> hat bewusst nicht<br />
auf herkömmliche Gaslaser o<strong>der</strong> lampengepumpte Festkörperlaser<br />
gesetzt, son<strong>der</strong>n auf Laserdioden auf Halbleiterbasis und<br />
diodengepumpte Festköperlaser, die bereits vom physikalischen<br />
Prinzip her eine sehr viel höhere Effizienz bieten. Während bspw.<br />
ein „klassischer“ Argon-Laser einen Wirkungsgrad von ca. 0,1 Prozent<br />
hat, bringen unsere heutigen Halbleiterlaser Wirkungsgrade<br />
oberhalb von 50 Prozent, was nicht nur Strom- und Kühlkosten<br />
spart, son<strong>der</strong>n auch die Lebensdauer <strong>der</strong> Geräte auf ein Vielfaches<br />
steigert. Beim Aufbau <strong>der</strong> heutigen <strong>Jenoptik</strong> Laserdiode<br />
hätte man aus heutiger Sicht sicher an<strong>der</strong>s, schneller und selbstbewusster<br />
anpacken können, aber letztlich ist es eine Erfolgsgeschichte,<br />
die <strong>Jenoptik</strong> zum Qualitäts- und Marktführer auf<br />
diesem Gebiet gemacht hat. Hiervon profitieren auch die erfolgreichen<br />
Projekte <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong> zu diodengepumpten Scheibenund<br />
Faserlasern sowie zu Systemen für die Laser-Materialbearbeitung.<br />
21
22<br />
Man muss aber auch sagen, dass viele Themen, die sich als technischer<br />
Erfolg entpuppten, damals von <strong>Jenoptik</strong> eher verkauft<br />
wurden, weil uns die entsprechenden weltweiten Marktzugänge<br />
fehlten. Nehmen Sie die Entwicklungen in den Bereichen Elektronenstrahl-Lithografie<br />
o<strong>der</strong> Reinraum-Automatisierung, die an<br />
Leica bzw. Brooks gingen, o<strong>der</strong> das Thema Laser Imaging Systems<br />
(LIS), mehrheitlich verkauft an ein israelisches Unternehmen. <strong>Das</strong><br />
erste in <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong> entwickelte Gerät hatte übrigens sofort<br />
hervorragende technische Parameter, orientiert an internationalen<br />
Prognosen für den Hybridelektronik-Markt und war dementsprechend<br />
teuer. Es kam zu früh, die Kunden brauchten noch nicht<br />
diese Performance und akzeptierten nicht den entsprechenden<br />
Preis. Wie<strong>der</strong> hatten uns die konkreten Kundenanfor<strong>der</strong>ungen in<br />
ihrer zeitlichen Entwicklung gefehlt.<br />
<strong>Das</strong> ist ein gutes Stichwort: Perfekte Technik, die <strong>der</strong><br />
Markt nicht annimmt. Technologien im Dienste <strong>der</strong> Kunden<br />
werden bei <strong>Jenoptik</strong> als F+E-Philosophie seit zwei<br />
Jahren intensiv vorangebracht…<br />
Zu recht! Aber man darf den Jenaern dabei keinen Vorwurf machen.<br />
Die Lage in Jena Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre war extrem kritisch.<br />
Es gab keine eingeführten Produkte, keinen Vertrieb und damit<br />
auch keine Kunden, die man fragen konnte. Zudem war <strong>Jenoptik</strong><br />
infolge <strong>der</strong> beschriebenen Entwicklung immer fein segmentiert<br />
in kleinste Struktureinheiten und Projekte. <strong>Das</strong> erschwerte es,<br />
schlagkräftige Vertriebsstrukturen aufzubauen, die dann die entsprechende<br />
Rückkopplung geben können. Aber daran arbeitet<br />
<strong>Jenoptik</strong> ja.<br />
Wie sieht die perfekte Zusammenarbeit von Vertrieb und<br />
Entwicklern aus?<br />
Wir Techniker neigen dazu, Produkte zu perfektionieren bei nur<br />
lockerem Kontakt zum Kunden. <strong>Das</strong> geht nicht gut! Man muss<br />
hingehen und sich selbst anschauen, wie <strong>der</strong> Kunde produziert,<br />
was seine Prozesse sind, wo es hakt o<strong>der</strong> künftig haken könnte.<br />
Noch besser ist es, wenn außer Vertrieb und Service auch <strong>der</strong> Entwickler<br />
direkten Kontakt zum Kunden hat. <strong>Das</strong> ist zum Beispiel in<br />
den Sparten Industrielle Messtechnik und Verkehrssicherheit gute<br />
Praxis und hat sich in den letzten Jahren in Jena im Anlagenbau<br />
<strong>der</strong> Lasersparte sehr positiv entwickelt.<br />
Wie generiert man Innovationen – eher zentral im Konzern<br />
o<strong>der</strong> dezentral in den Sparten?<br />
Diese Frage kann man nicht mit einem klaren Ja o<strong>der</strong> Nein beantworten.<br />
Logisch, dass die Sparten ihre Themen möglichst<br />
selbstständig verfolgen und damit F+E in ihrer Verantwortung<br />
liegt. Der Konzern kümmert sich um die Professionalisierung des<br />
Innovationsprozesses. Es ist notwendig, dass eine übergeordnete
Bewertung von Innovationen stattfindet. Sie haben dann Jemanden,<br />
<strong>der</strong> unabhängiger ist und eher etwas in Frage stellt, neue<br />
Impulse gibt. Im Tagesgeschäft kann das leicht untergehen. Wenn<br />
man gestalten will, muss man in die Dinge hineinschauen und<br />
immer kritisch hinterfragen. Und es geht auch um den optimalen<br />
Einsatz <strong>der</strong> begrenzten Investitionen des Gesamtkonzerns.<br />
Also eine Kombination von Sparten und Konzern?<br />
Ja, gemeinsam. Es dürfen bei Innovationen um Gottes Willen<br />
keine Hierarchien zementiert werden. Wettbewerb und Initiative<br />
sind entscheidend. Dafür halte ich das Executive Management<br />
Board für eine sehr gute neue Institution. Hier können Themen<br />
übergreifend beraten werden. <strong>Jenoptik</strong> insgesamt arbeitet auch<br />
heute noch eher zu fein segmentiert, d.h. die Projekte sind zu<br />
klein. Gerade bei Innovationen, die sich aus Megatrends heraus<br />
entwickeln werden, sehe ich in 10 bis 15 Jahren viel Potenzial<br />
für Großprojekte, die die Kraft <strong>der</strong> gesamten <strong>Jenoptik</strong> erfor<strong>der</strong>n.<br />
Nehmen Sie beispielsweise neue Antriebskonzepte für Verkehrswesen<br />
und Verteidigung. Da gibt es viel Know-how in <strong>der</strong> Sparte<br />
Verteidigung & Zivile Systeme. Aber auch die Sparte Industrielle<br />
Messtechnik ist in diesem Bereich tätig und wird vor ganz an<strong>der</strong>en<br />
Aufgaben stehen als heute. Noch schwieriger ist es, aus den<br />
allgemeinen gesellschaftlichen Tendenzen wie <strong>der</strong> wachsenden<br />
Mobilität konkrete Szenarien für ein Unternehmen abzuleiten.<br />
Dabei hilft <strong>der</strong> Wissenschaftliche Beirat… Sind hier die<br />
Mitglie<strong>der</strong> für bestimmte Themen zuständig?<br />
Zuerst ein großes Nein und dann ein kleines Ja. Jedes Mitglied<br />
wird als Person berufen. Es ist gewollt, dass die Mitglie<strong>der</strong> des<br />
Beirates zu allen drängenden Fragen Stellung nehmen, nicht allein<br />
auf ihrem jeweiligen Fachgebiet. Jedes Mitglied bringt selbstverständlich<br />
eine spezifische Affinität zu bestimmten Technologien,<br />
Produktgruppen und Produktapplikationen des Konzerns mit,<br />
aber es nimmt auch zu an<strong>der</strong>en Themen Stellung. Gerade die<br />
Fragen von Außenstehenden bringen die Diskussion oft voran<br />
und zwingen die Spezialisten zum Nachdenken über Ziele und<br />
Wege. Beraten werden nicht nur technische Innovationen. Zum<br />
Beispiel gab es immer wie<strong>der</strong> intensive Diskussionen, ob die<br />
Einheiten <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong> so viele Freiheiten behalten sollten o<strong>der</strong><br />
eine stärkere Führung des Konzerns günstiger sei. Immer ging es<br />
darum, die Pros und Kontras von Alternativen herauszuarbeiten<br />
und die Leitungen auf alternative Chancen hinzuweisen.<br />
Seit wann sind Sie Mitglied des Wissenschaftlichen<br />
Beirats?<br />
Seit seiner Gründung 1995. Am Anfang habe ich das neben<br />
meiner Tätigkeit im Konzern gemacht, ab 1999 als Freiberufler.<br />
Die Entscheidung, das Thema Diodenlaser<br />
anzugehen, wurde zur Erfolgsgeschichte:<br />
Heute ist <strong>Jenoptik</strong> Qualitäts-<br />
und Marktführer auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Hochleistungsdiodenlaser.<br />
23
24<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
(Stand Dezember <strong>2009</strong>)<br />
Dr. Michael Mertin<br />
JENOPTIK <strong>AG</strong>, Jena, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Prof. Dr. Bernd Wilhelmi<br />
JENOPTIK <strong>AG</strong>, Jena, stv. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
(bis November <strong>2009</strong>)<br />
Prof. Dr. Hartmut Bartelt<br />
IPHT Institut für Photonische Technologien e.V., Jena.<br />
Prof. Dr. Karlheinz Brandenburg<br />
Technische Universität Ilmenau,<br />
Fakultät Elektrotechnik/Institut für Medientechnik.<br />
Prof. Dr. Gerhard Fettweis<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Fakultät für Elektrotechnik,<br />
Mannesmann Mobilfunk Stiftungslehrstuhl.<br />
Prof. Dr. Johann Löhn<br />
Steinbeis-Hochschule Berlin.<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil. Jürgen Petzold<br />
Technische Universität Ilmenau,<br />
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik,<br />
Institut für Elektrische Energiewandlungen und<br />
Automatisierung.<br />
Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Popp<br />
IPHT Institut für Photonische Technologien e.V., Jena<br />
Prof. Dr. Roland Sauerbrey<br />
Forschungszentrum Rossendorf, Dresden.<br />
Prof. Dr. Michael Schenk<br />
IFF Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und<br />
-automatisierung, Magdeburg.<br />
Prof. Dr. Hartwig Steffenhagen<br />
RWTH Aachen.<br />
Prof. Dr. Günther Tränkle<br />
Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik, Berlin.<br />
Prof. Dr. Andreas Tünnermann<br />
IOF Fraunhofer Institut für angewandte Optik und<br />
Feinmechanik, Jena.<br />
Und Sie bleiben <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong> nach ihrem Ausscheiden<br />
auch weiterhin verbunden?<br />
Natürlich interessiert es mich, wie es weitergeht. Daher habe ich<br />
mich über die Ehrenmitgliedschaft im Wissenschaftlichen Beirat<br />
sehr gefreut. Es ist aber jetzt an <strong>der</strong> Zeit, dass jüngere Leute das<br />
Ru<strong>der</strong> übernehmen. Ich werde in Kürze 72.<br />
Sie zählen zu den renommierten Wissenschaftlern<br />
des Konzerns. Hat jemand wie Sie eine „Lieblingsinnovation“?<br />
Ich persönlich hänge sehr an den Lasern, das ist ja meine Profession.<br />
Diese sind mittlerweile aber ein Baustein, eine Komponente,<br />
wie es viele an<strong>der</strong>e auch gibt. Entscheidend sind die Applikationschancen.<br />
Die Lasertechnik ist ein Gebiet, in dem <strong>Jenoptik</strong> sehr<br />
gut dasteht. Auch aussichtsreiche nicht-technische Innovationen<br />
gefallen mir, wie etwa das 5-Euro-Modell <strong>der</strong> Sparte Verkehrssicherheit.<br />
Darüber gewinnen sie auch die zuvor angesprochene<br />
starke Rückkopplung <strong>der</strong> Kunden und somit wichtige Impulse für<br />
das Gerätegeschäft direkt im eigenen Hause.<br />
Momentan ist dieses Modell aber gerade in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
auch umstritten…<br />
Ich halte die Gegenargumente für übertrieben. Man sollte dann<br />
eher die konkreten Geschwindigkeitsregulierungen hinterfragen,<br />
ob sie Sinn machen und sich weniger über die Kontrollen aufregen.<br />
Es gibt kein Gebiet, in dem die Deutschen so selbstverständlich<br />
gesetzte Regeln missachten wie im Straßenverkehr – und das<br />
lei<strong>der</strong> oft mit tödlichen Folgen. Von daher kann ich persönlich die<br />
Diskussionen nicht nachvollziehen!<br />
Eine letzte Frage: Wo steht die <strong>Jenoptik</strong> in fünf Jahren?<br />
Der Grundstein ist gelegt und klar ist, auf welchen Gebieten es<br />
nach vorne geht. Fast alles, was in fünf Jahren den Umsatz bestimmt,<br />
ist jetzt schon angearbeitet, sonst würde es kaum rechtzeitig<br />
den Markt erobern. Die Einzelheiten muss man aber nicht<br />
unbedingt heute schon auf dem Silbertablett <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
präsentieren. Eines kann ich sagen, die <strong>Jenoptik</strong> wird die letzten<br />
Kin<strong>der</strong>krankheiten einschließlich <strong>der</strong> zu feinen Segmentierung<br />
überwunden haben und in einigen Hauptgebieten Qualitäts-,<br />
Kosten- und Marktführer sein.
Ein Fünf-Jahres-Zeitraum ist Ihnen bei Innovationen zu<br />
kurz gesprungen?<br />
Es ist eine Mär wenn wir annehmen, dass die Innovationszyklen<br />
generell immer kürzer werden, auch wenn man das immer mal<br />
wie<strong>der</strong> liest. Natürlich gibt es von Gebiet zu Gebiet Unterschiede,<br />
aber in unseren Branchen sind das eher fünf bis zehn Jahre, wenn<br />
es sich wirklich um grundsätzliche Neuheiten handelt. Wenn über<br />
Innovationen geredet wird, schaut man nicht auf die nächsten<br />
fünf, son<strong>der</strong>n auf die nächsten sieben bis fünfzehn Jahre. Und<br />
selbst für diesen Zeitraum setzen die globalen Ziele und Trends<br />
bereits Grenzen und Zwänge, die sich durch die gesamte Gesellschaft<br />
ziehen.<br />
<strong>Das</strong> sind…?<br />
Die wachsende Bedeutung von Serviceleistungen und IT, Sicherheit,<br />
globaler Mobilität für Personen und Güter, sparsamem<br />
Einsatz von Energie und Material, alternativen Energiekonzepten,<br />
Life Cycle Management, Individualität auch bei Massenprodukten.<br />
Sie stellen auch an die <strong>Jenoptik</strong> neue Anfor<strong>der</strong>ungen und bieten<br />
neue Chancen. <strong>Das</strong> Thema <strong>der</strong> Zukunft wird Energieeffizienz sein,<br />
da braucht man kein Prophet zu sein, son<strong>der</strong>n nur die Augen aufzumachen!<br />
Nicht jedes Projekt fand ein gutes Ende:<br />
Vor 15 Jahren beauftragte <strong>der</strong> saudi-arabische<br />
König Fahd <strong>Jenoptik</strong> mit dem Bau eines Riesenschirms.<br />
Etwa 120 Exemplare sollten mit<br />
einer Höhe von jeweils 14,5 Metern und<br />
einer Fläche von jeweils 500 Quadratmetern<br />
Betenden im Sommer Schatten<br />
und in <strong>der</strong> kühleren Jahreszeit<br />
Wärme spenden. <strong>Jenoptik</strong> war<br />
für das technische Innenleben<br />
des Schirms verantwortlich.<br />
Allerdings blieb es bei dem Prototypen.<br />
Der Auftraggeber des spektakulären Projektes,<br />
König Fahd, erlitt kurze Zeit später einen Schlaganfall<br />
und legte seine Amtsgeschäfte nie<strong>der</strong>.<br />
Sehen Sie die <strong>Jenoptik</strong> als global player hier mit dabei?<br />
In großen Einheiten hat man mehr Stabilität. Und <strong>Jenoptik</strong> gehört<br />
am Markt zu den wachstumsstarken Hightech-Unternehmen<br />
und ist – wie wir aktuell sehen – auch in Krisenzeiten in <strong>der</strong> Lage,<br />
F+E-Themen weiterzuführen bzw. noch zu intensivieren. Daher<br />
sehe ich die <strong>Jenoptik</strong> mit dabei. Man darf aber nicht vergessen,<br />
dass Innovationen stark am personellen und finanziellen Rahmen<br />
hängen. Je größer die Themen werden, desto mehr Ressourcen<br />
brauche ich. Heute hat <strong>Jenoptik</strong> nicht die Leute frei, die sie mit<br />
„Bauklötzen“ ins Nebenzimmer schickt, um es mal salopp zu<br />
sagen, und die dann etwas ganz Neues beginnen. Die Mittel für<br />
jede Innovation müssen auch verdient werden, d.h. im Konzern<br />
muss <strong>der</strong> Cashflow ständig stimmen! <strong>Das</strong> macht es beson<strong>der</strong>s in<br />
Zeiten wie den jetzigen schwierig. Daher ist es gut, wenn ein großer<br />
Konzern dahinter steht und Schwerpunkte setzt, auch wenn<br />
dies manchmal schmerzhaft für einzelne Bereiche und Kollegen<br />
ist. Es wird zukünftig im Konzern große Themen geben, die das<br />
Unternehmen voranbringen und viele kleine Projekte, die diesen<br />
großen Themen dienen. Daher bin ich mir sicher – um auf die<br />
Frage nach den fünf Jahren zurückzukommen – innerhalb dieser<br />
Zeit wird die Zersplitterung im Konzern stark abnehmen.<br />
Herr Prof. Wilhelmi, , wir danken Ihnen für das Gespräch! p<br />
25
26<br />
Bauhaus heute – Kunst und Lehre in Weimar <strong>2009</strong>: Fünf Künstler, Professoren <strong>der</strong> Bauhaus-Universität<br />
Weimar und zugleich international erfolgreich und gefragt, waren anlässlich des 90-jährigen Bauhaus-<br />
Jubiläums zu Gast bei <strong>Jenoptik</strong> und dem Jenaer Kunstverein. Sie stellten sich Fragen zu ihrem Kunstund<br />
Lehrverständnis vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Bauhaus-Geschichte. Vor allem gaben sie Einblick in ihr<br />
künstlerisches Schaffen.<br />
Gegenwartskunst<br />
im Bauhaus-Jahr<br />
Franz Nagel<br />
„Wir kommen zu einem denkbar ungünstigen Termin zusammen,<br />
um eine Kunstausstellung zu eröffnen“, empfing <strong>Jenoptik</strong>-Chef<br />
Michael Mertin Ende September dieses Jahres die Gäste zur<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung Bauhaus heute – Kunst und Lehre in<br />
Weimar <strong>2009</strong>. Angesichts <strong>der</strong> allgemein angespannten wirtschaftlichen<br />
Lage sei es auf den ersten Blick schwer vermittelbar,<br />
wenn man sich für Kunst engagiere. Kultur sei jedoch kein<br />
Bereich, den man in kritischen Situationen zur Disposition stellen<br />
dürfe. Vielmehr seien beide Seiten aufeinan<strong>der</strong> angewiesen:<br />
„Wir brauchen kreative Impulse“, betonte Mertin.<br />
Die Ausstellung knüpfte an die Tradition des Austauschs <strong>der</strong><br />
Nachbarstädte Jena und Weimar an. Am Bauhaus lehrende<br />
Künstler wie Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee<br />
o<strong>der</strong> Oskar Schlemmer haben bereits vor Jahrzehnten im Jenaer<br />
Kunstverein ihre Werke ausgestellt und Vorträge gehalten. Und<br />
so konnte das Publikum bei <strong>der</strong> Ausstellungseröffnung Ende<br />
September einen Parcours mit drei Jenaer Stationen absolvieren<br />
und das Schaffen heutiger Bauhaus-Künstler kennen lernen.<br />
Im Foyer des Ernst-Abbe-Hochhauses eröffneten Dr. Michael<br />
Mertin, Prof. Gerd Zimmermann, Rektor <strong>der</strong> Bauhaus-Universität<br />
Weimar, und Kuratorin Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck die<br />
Ausstellung. Danach waren in den Räumen des Jenaer Kunstvereins<br />
im Optischen Museum, in <strong>der</strong> Galerie Stadtspeicher Jena<br />
und <strong>der</strong> Galerie „pack of patches“ weitere Ausstellungsteile <strong>der</strong><br />
Weimarer Künstler zu besichtigen.<br />
Innovation als verbindendes Element.<br />
<strong>Das</strong> Innovative und Experimentelle gehört wie vor 90 Jahren<br />
auch heute zu den Merkmalen des Bauhaus-Standortes Weimar.<br />
So unterschiedlich wie die Künstler selbst, so unterschiedlich sind<br />
auch <strong>der</strong>en Werke. Liz Bachhuber, Elfi Fröhlich, Norbert Hinterberger,<br />
Barbara Nemitz und Herbert Wentscher sind keine Maler,<br />
Bildhauer o<strong>der</strong> Fotografen im klassischen Sinne. Ausgangspunkt<br />
ihrer künstlerischen Arbeit sind Ideen, Fragen und Problemstellungen,<br />
denen wir alle begegnen.
Liz Bachhuber, Kristall.<br />
27
28<br />
Trotzdem: Fünf ganz eigene Sprachen.<br />
Die Künstler reagieren auf diese Fragen und Problemstellungen<br />
mit ganz speziellen künstlerischen Methoden. Die Entscheidung<br />
für ein Material, ein Medium und eine geeignete Darstellungsform<br />
ist Bestandteil und Folge ihrer gedanklichen Arbeit. Diese<br />
mediale Ungebundenheit und Flexibilität verbindet die Künstler<br />
und hat sie 1993 als Professoren im Bereich Freie Kunst <strong>der</strong> Bauhaus-Universität<br />
Weimar zusammengeführt: Auch dort bilden sie<br />
keine Maler, Bildhauer o<strong>der</strong> Fotografen aus. Stattdessen legen<br />
sie in ihrer Lehrtätigkeit Wert auf Professionalität in <strong>der</strong> künstlerischen<br />
Arbeit. Die Absolventen sollen in <strong>der</strong> Lage sein, Fragen<br />
aufzugreifen und darauf mit ihren Mitteln zu reagieren.<br />
Wie das funktionieren kann, leben die Professoren in ihrem<br />
eigenen künstlerischen Schaffen vor. Beispiele präsentierten sie<br />
in <strong>der</strong> Gemeinschaftsausstellung von <strong>Jenoptik</strong> und Kunstverein<br />
vom 29. September bis 6. November dieses Jahres:<br />
Liz Bachuber – Kristall.<br />
Im Foyer <strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>-Konzernzentrale prangte die großformatige<br />
Installation „Kristall“ von Liz Bachhuber, eine Kombination von<br />
Kühlschranktüren <strong>der</strong> DDR-Marke „Kristall“, in die Vogelsilhouetten<br />
geschnitten sind und von einer programmierten Diodentechnik<br />
hinterleuchtet wurden. Die Arbeit übt nicht nur eine – vor<br />
allem im Dunkeln – anziehende Wirkung aus, son<strong>der</strong>n wirft auch<br />
Fragen nach unserem Verhältnis zu Natur und Technik, nach dem<br />
Umgang mit unseren Hinterlassenschaften auf.<br />
S. 29 oben<br />
Norbert Hinterberger,<br />
Platons Hörsaal.<br />
Norbert Hinterberger,<br />
Platons Hörsaal, Detail.
Norbert Hinterberger – Platons Hörsaal.<br />
Im Hörsaal des Optischen Museums hatte Norbert Hinterberger<br />
die eigens für die Ausstellung konzipierte Installation „Platons<br />
Hörsaal“ aufgebaut: In den Bankreihen waren Pultlampen befestigt,<br />
unter denen aufgeschlagene Bücher mit den Lebensbeschreibungen<br />
wichtiger Jenaer Forscher und Literaten lagen. Die<br />
Lampen leuchteten so viele Sekunden auf, wie sich die zugeordneten<br />
Personen Jahre in <strong>der</strong> Stadt aufgehalten haben. Der Titel<br />
<strong>der</strong> Installation stellt einen Bezug zum Höhlengleichnis Platons<br />
her. Der griechische Philosoph setzte sich mit dem Problem auseinan<strong>der</strong>,<br />
dass die menschliche Erkenntnis durch die Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Sinneswahrnehmung begrenzt ist. Von Hinterberger<br />
stammt auch <strong>der</strong> Satz, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ausstellung unter dem Titel<br />
„Die Grenzen <strong>der</strong> Welt“ auf Leuchtstoffröhren gedruckt und<br />
auf Fotopapier belichtet zu sehen war und das gleiche Dilemma<br />
zum Ausdruck bringt: „Ein Blin<strong>der</strong> versucht sein Bild von <strong>der</strong> Welt<br />
einem Tauben zu Gehör zu bringen.“<br />
Barbara Nemitz, Archiv trans’plant.<br />
Barbara Nemitz – HIGH LIFE.<br />
Ebenfalls im Kunstverein war die Assemblage „HIGH LIFE“ aus<br />
dem von Barbara Nemitz betriebenen Langzeitprojekt KünstlerGärten<br />
Weimar zu sehen. Die Künstlerin begreift lebende<br />
Vegetation als künstlerisches Medium und ist fasziniert von <strong>der</strong><br />
Tatsache, dass sich scheinbar einfach gebaute Pflanzen stetig <strong>der</strong><br />
in Forschung und Nutzung erstrebten menschlichen Kontrolle<br />
entziehen.<br />
29
30<br />
Herbert Wentscher aus<br />
„Übungen, die ich gern<br />
öfter machen würde“.<br />
Herbert Wentscher vor seinem Video.<br />
Herbert Wentscher – Videoarbeit.<br />
<strong>Das</strong> Video „Übungen, die ich gern öfter machen würde“ von<br />
Herbert Wentscher spielte im Jenaer Kunstverein mit <strong>der</strong> Utopie,<br />
es könne eines Tages nicht nur Fitnessstudios für den Körper,<br />
son<strong>der</strong>n auch solche für die Seele geben. Mit feiner Ironie führte<br />
<strong>der</strong> computeranimierte Film mögliche Übungen vor, die wie ins<br />
Sichtbare übertragene Wünsche wirken.<br />
Elfi Fröhlich – Fotoarbeiten.<br />
Elfi Fröhlich zeigte ihre Arbeiten in <strong>der</strong> Galerie „pack of patches“,<br />
die erst 2008 von Absolventen <strong>der</strong> Weimarer Bauhaus-Universität<br />
gegründet worden ist und nun mit ganzer Kraft daran arbeitet,<br />
sich auf dem Kunstmarkt zu behaupten. Neben <strong>der</strong> künstlerischen<br />
Ausbildung sieht Elfi Fröhlich es als ihre wichtige Aufgabe an,<br />
die Studenten auch auf ihr eigenverantwortliches Berufsleben<br />
vorzubereiten. In ihren eigenen Fotoarbeiten beschäftigt sie sich<br />
mit <strong>der</strong> Frage, „Wann sind wir bereit, ein Bildmotiv als Kunstwerk<br />
anzusehen?“ Dazu erhebt sie scheinbar banale Alltagsbil<strong>der</strong> in die<br />
Sphäre <strong>der</strong> Kunst.<br />
Die Galerie Stadtspeicher Jena am Marktplatz war „Treffpunkt“<br />
für alle Künstler: Hier zeigten sie jeweils kleinere Werke in einem<br />
gemeinsamen Raum. Hier konnten Besucher beispielsweise das<br />
Archiv „trans’plant“ zu den KünstlerGärten Weimar von Barbara<br />
Nemitz durchforsten o<strong>der</strong> sich Gedanken über das eigene Wertesystem<br />
machen – am Beispiel von Norbert Hinterbergers Mischbatterie,<br />
die statt „heiß“ und „kalt“ die Aufschriften „gut“ und<br />
„böse“ trägt.
Historischer Bauhaus-Gedanke und aktueller Bezug.<br />
Die Ausstellung „Bauhaus heute – Kunst und Lehre in Weimar <strong>2009</strong>“ zeigte anhand ausgewählter<br />
Beispiele eine große Bandbreite dessen, was heute unter künstlerischer Arbeit verstanden wird.<br />
Sie zeigte aber auch Parallelen zur Zeit <strong>der</strong> Bauhausgründung auf – künstlerischen Anspruch und<br />
Pragmatismus, Ästhetik und Technik zu vereinbaren. Die heutigen Bauhaus-Künstler sehen den<br />
technischen Fortschritt aus kritischer Distanz. Sie beobachten Entwicklungen, nutzen technische<br />
Möglichkeiten und reflektieren mit ihren Mitteln Folgen und Auswirkungen. Und sie versuchen,<br />
die Wahrnehmung des Betrachters zu schärfen und seine Aufmerksamkeit auf komplexe<br />
Zusammenhänge zu lenken.<br />
Elfi Fröhlich<br />
TOUCH<br />
31
32<br />
Rund 5.000 Besucher drängten sich zur Langen Nacht <strong>der</strong><br />
Wissenschaften am 13. November <strong>2009</strong> in den Räumen<br />
<strong>der</strong> <strong>Jenoptik</strong>. Beson<strong>der</strong>er Besuchermagnet war die Lasershow<br />
auf dem Dach des Ernst-Abbe-Hochhauses. Gefragt waren<br />
aber auch Porträts <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>n Art: Rund 800 Besucher<br />
nahmen sich ihr persönliches Erinnerungsfoto an kalte Nasenspitzen<br />
und glühende Köpfe von <strong>der</strong> Thermografie-Kamera<br />
(siehe Titel) mit nach Hause.<br />
JENOPTIK <strong>AG</strong><br />
Carl-Zeiß-Straße 1<br />
D-07739 Jena<br />
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