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Prolog<br />
Zu spät!<br />
Sie schäumte vor Wut - über sich selbst, aber auch über den<br />
Wecker, Gunter mit seinen nächtlichen Diskussionen und das<br />
zweite Paar Nylons, das soeben gerissen war.<br />
Genervt pellte sie sich aus der Strumpfhose und schleuderte sie<br />
zornig weg. In ihrem offenstehenden Koffer suchte sie nach einem<br />
neuen Paar - sie hatte bestimmt an die zehn dabei.<br />
„Scheiße, wo sind diese verdammten Dinger, wenn man sie<br />
braucht?“, schimpfte sie vor sich hin. Im hohen Bogen flogen<br />
Röcke, Unterhosen und Shirts durch das Zimmer, als sie sich<br />
durch ihre Kleidung wühlte. Hah! Sie hatte eine. Jetzt ganz ruhig<br />
bleiben und geduldig reinschlüpfen, wies sie sich gedanklich<br />
zurecht und setzte sich auf die Couch.<br />
Ihr Blick ging zur Uhr auf dem Nachttisch. „Scheiße, scheiße,<br />
scheiße!“ Und schon war es mit ihrer selbstauferlegten Geduld<br />
vorbei. Nervös nestelte sie die Nylons aus der Verpackung und<br />
streifte sie sich hektisch über die Füße, stand auf, rollte sie hoch<br />
und hüpfte dann dreimal auf und ab, sodass sie richtig saßen.<br />
Ihren Rock wieder nach unten streifend, schlüpfte sie in ihre<br />
Schuhe, nahm ihre Tasche und eilte zur Tür.<br />
Am Spiegel machte sie halt und stellte mit Entsetzen fest, dass<br />
sie keinerlei Make-up aufgetragen hatte und ihre Haare noch<br />
feucht und ungekämmt waren. So ein morgendliches Durcheinander,<br />
so eine Hetze, das war ihr schon lange nicht mehr passiert<br />
- nein, das war ihr so noch nie passiert! Mit finsterer Miene<br />
machte sie kehrt, pfefferte die Tasche in die Ecke und ging ins<br />
Badezimmer. Sie schnappte den Fön und hielt ihn minutenlang<br />
- für sie gefühlte Stunden - ans Haar, bis es einigermaßen tro-<br />
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