Leseprobe_KopfüberBauch21.516

24.05.2016 Aufrufe

dennoch erwiderte sie, ganz gegen ihr Empfinden: „Genau, zum Beispiel.“ Unerwartet setzte sich die Tür ruckartig wieder in Bewegung. Da sie immer noch am Glas lehnte, kam sie ins Straucheln und wäre beinahe hingefallen, hätte ihr Herausforderer sie nicht reaktionsschnell am Arm festgehalten. „Würde ein Mörder so etwas tun?“, fragte er mit einem treuherzigen Augenaufschlag. Sie fasste sich schnell. „Ja, wenn er sein Opfer erst einmal in Sicherheit wiegen will!“ Mit einem Dackelblick antwortete er feixend: „Ich tu wirklich nix, ich will nur spielen.“ Unwillkürlich huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. „Also, was ist. Sind Sie dabei?“, erkundigte er sich noch einmal. Langsam gingen sie weiter und während er sie musterte, starrte sie grübelnd auf ihre Schuhspitzen. Einmal verrückt sein?, war die Frage, die sie sich insgeheim stellte und sich selbst nur mit einem leichten Kopfschütteln beantworten konnte. Schwachsinn! Sie schaute auf ihre Armbanduhr und atmete befreit auf, als sie die Drehtür endlich verlassen konnte. Sie trat, gefolgt von den dreien, auf den Gehweg. „Nein!“, antwortete sie schnippisch. „Es gibt Menschen, die arbeiten müssen und keine Zeit für dumme Spielchen haben.“ Ohne die drei eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte sie sich um und lief mit ihrer Tasche fest im Arm los. „Schade“, rief der Dunkelhaarige ihr hinterher. „Wir hätten bestimmt Spaß zusammen gehabt. Wissen Sie überhaupt, was Spaß ist?“ Depp! Sie ärgerte sich abermals über seinen überheblichen Tonfall. Klar weiß ich, was Spaß ist. Mein Leben ist ein einziger Spaß. Missmutig lief sie weiter. 10

„Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Tag“, hörte sie ihn laut rufen, als sie in einer Menschenmenge gefangen vor einer Ampel stehen bleiben musste. Ihr war nicht bewusst, was sie veranlasste, sich noch einmal umzudrehen. Als sie ihn jedoch durch die vielen Menschen nicht sehen konnte, verharrte sie kurz und trat wie ferngesteuert aus dem wartenden Pulk heraus. Überrascht hörte sie schon im nächsten Augenblick sein erfreutes: „Suchen Sie mich?“, als er vor ihr stand und sie gewinnend anlächelte. Geblendet von der Morgensonne, musste sie sich die Hand über die Augen halten, um ihn besser ansehen zu können. Er ist wirklich ein verdammt attraktiver Mann, schoss es ihr erneut durch den Kopf. „Vierundzwanzig Stunden, nur Sie und ich“, wiederholte er ruhig und schaute sie hypnotisierend an. „Ein abwechslungsreicher, aufregender und berauschender Tag mit jeder Menge Spaß. Haben Sie den Mut dazu?“ Eingehend betrachtete sie ihn, nahm den sanften Ausdruck in seinen Augen und seine gefühlvolle Stimme wahr. Stopp! Ihr über Jahre gut geschulter Instinkt schrie laut und deutlich. Doch genauso ferngesteuert, wie sie eben aus der Menge getreten war, ohne wirkliche Kontrolle über ihr Tun, schien nun auch ihr Mund ein Eigenleben zu führen und ihr kam impulsiv ein „Gut!“ über die Lippen. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit bestimmte plötzlich ihr Bauch über ihren Kopf. „Gut?“ „Ja, ich bin dabei!“, stieß sie schroff hervor. Du bist komplett verrückt!, schrie ihr Verstand - doch sie ignorierte ihn … 11

dennoch erwiderte sie, ganz gegen ihr Empfinden: „Genau, zum<br />

Beispiel.“<br />

Unerwartet setzte sich die Tür ruckartig wieder in Bewegung.<br />

Da sie immer noch am Glas lehnte, kam sie ins Straucheln und<br />

wäre beinahe hingefallen, hätte ihr Herausforderer sie nicht reaktionsschnell<br />

am Arm festgehalten.<br />

„Würde ein Mörder so etwas tun?“, fragte er mit einem treuherzigen<br />

Augenaufschlag.<br />

Sie fasste sich schnell. „Ja, wenn er sein Opfer erst einmal in<br />

Sicherheit wiegen will!“<br />

Mit einem Dackelblick antwortete er feixend: „Ich tu wirklich<br />

nix, ich will nur spielen.“<br />

Unwillkürlich huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.<br />

„Also, was ist. Sind Sie dabei?“, erkundigte er sich noch einmal.<br />

Langsam gingen sie weiter und während er sie musterte, starrte<br />

sie grübelnd auf ihre Schuhspitzen. Einmal verrückt sein?, war<br />

die Frage, die sie sich insgeheim stellte und sich selbst nur mit<br />

einem leichten Kopfschütteln beantworten konnte. Schwachsinn!<br />

Sie schaute auf ihre Armbanduhr und atmete befreit auf,<br />

als sie die Drehtür endlich verlassen konnte. Sie trat, gefolgt von<br />

den dreien, auf den Gehweg. „Nein!“, antwortete sie schnippisch.<br />

„Es gibt Menschen, die arbeiten müssen und keine Zeit<br />

für dumme Spielchen haben.“ Ohne die drei eines weiteren Blickes<br />

zu würdigen, drehte sie sich um und lief mit ihrer Tasche<br />

fest im Arm los.<br />

„Schade“, rief der Dunkelhaarige ihr hinterher. „Wir hätten<br />

bestimmt Spaß zusammen gehabt. Wissen Sie überhaupt, was<br />

Spaß ist?“<br />

Depp! Sie ärgerte sich abermals über seinen überheblichen Tonfall.<br />

Klar weiß ich, was Spaß ist. Mein Leben ist ein einziger<br />

Spaß. Missmutig lief sie weiter.<br />

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