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die stücke der spielzeit 2011/2012 - Schauspiel Essen

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Deutsche Erstaufführung<br />

RICHTIG ALT, SO 45<br />

VON TAMSIN OGLESBY<br />

Inszenierung Jens Pesel<br />

Bühne und Kostüme Diana Pähler<br />

Dramaturgie Marc-Oliver Krampe<br />

Premiere am 15. April <strong>2012</strong>, Grillo-Theater<br />

London, irgendwann in <strong>der</strong> Zukunft. Drei Wissenschaftler suchen in<br />

einem Forschungslabor <strong>der</strong> Regierung nach Lösungen für <strong>die</strong> beiden drängendsten<br />

Probleme <strong>der</strong> Zeit: das Alter und <strong>die</strong> Jugend. Einerseits leben<br />

Senioren länger, als es biologisch natürlich bzw. ökonomisch sinnvoll<br />

erscheint und machen das Gemeinwesen uneffektiv und teuer. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite ist <strong>die</strong> Anzahl <strong>der</strong> von ihren überarbeiteten Eltern vernachlässigten<br />

Jugendlichen in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Die<br />

Forscher haben einen Weg gefunden, <strong>die</strong>se zwei demografischen Zeitbomben<br />

zu entschärfen: <strong>die</strong> Daseinsberechtigung <strong>der</strong> Alten unter Vorbehalt.<br />

Nur wenn <strong>die</strong>se bereit sind, nach einem festgelegten System Punkte zu<br />

sammeln, indem sie beispielsweise einen vernachlässigten Jugendlichen<br />

als Adoptivenkel bei sich aufnehmen o<strong>der</strong> alternativ an medizinischen<br />

Tests in <strong>der</strong> neuen Klinik „Die Arche“ teilnehmen, werden sie weiterhin<br />

geduldet. Für unkooperative Alte gibt es eine ultimative Dienstleistung: <strong>die</strong><br />

Pille für den sanften Tod. Immerhin sieht man mit „Ryanol“ farbenprächtige<br />

Papageien, bevor man stirbt. So macht das Leben <strong>der</strong> Alten wie<strong>der</strong><br />

Sinn, <strong>die</strong> Jugendproblematik ist gelöst und <strong>der</strong> effiziente und reibungslose<br />

Ablauf des öffentlichen Lebens wie<strong>der</strong> gewährleistet.<br />

Dies ist <strong>die</strong> Welt, in <strong>der</strong> <strong>die</strong> betagten Geschwister Lynn, Alice und Robbie<br />

sich behaupten müssen – immer im Kampf um <strong>die</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Punkte:<br />

Die an fortschreitendem Gedächtnisverlust leidende Lynn adoptiert <strong>die</strong><br />

16-jährige Millie, was sie dennoch nicht vor <strong>der</strong> „Arche“ bewahrt. Lynns<br />

RICHTIG ALT, SO 45 (DE)<br />

Schwester Alice leidet an Schwerhörigkeit, Diabetes und Gelenkverschleiß<br />

und findet sich nach einem schweren Sturz ebenfalls in <strong>der</strong> berüchtigten<br />

Klinik wie<strong>der</strong>. Und Robbie versucht verzweifelt, mittels Mode, Pflegeprodukten<br />

und Haarfärbemitteln immer jünger zu wirken.<br />

Aus <strong>der</strong> politischen und <strong>der</strong> privaten Perspektive heraus und mit tiefschwarzem<br />

Humor betrachtet „Richtig alt, so 45“ eine fiktive, ungeduldige<br />

Leistungsgesellschaft, in <strong>der</strong> das Alter als Ordnungswidrigkeit begriffen<br />

wird. Das Stück entwirft eine zugespitzte Dystopie von „Menschen ohne<br />

Funktion“ in einer Gesellschaft, <strong>die</strong> nichts mehr zu verschenken hat.<br />

Die Stücke <strong>der</strong> britischen Autorin Tamsin Oglesby laufen u. a. an <strong>der</strong> Royal<br />

Shakespeare Company und am National Theatre. Dort feierte 2010 auch<br />

„Really old, like 45“ seine Uraufführung. Nun kommt es als Deutsche Erstaufführung<br />

am <strong>Schauspiel</strong> <strong>Essen</strong> heraus.<br />

Regisseur Jens Pesel wurde 1945 geboren. Nach Engagements als Regieassistent,<br />

u. a. am Thalia Theater in Hamburg und an den Münchner Kammerspielen,<br />

wo auch seine ersten Inszenierungen entstanden, holte ihn<br />

Benno Besson 1974 als Mitarbeiter und Regisseur an <strong>die</strong> Volksbühne in<br />

Berlin-Ost. 1981 folgte ein Engagement am Staatstheater Darmstadt, wo er<br />

1983 <strong>die</strong> <strong>Schauspiel</strong>leitung übernahm. Nach acht Jahren Theaterarbeit in<br />

Darmstadt war er als freier Regisseur in Bern, Zürich, Salzburg, Nürnberg<br />

und Bremen tätig. Zur Spielzeit 1992/1993 ging er als <strong>Schauspiel</strong>direktor<br />

ans Theater Dortmund. Von 1996 bis 2010 war Jens Pesel Generalintendant<br />

<strong>der</strong> Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach.<br />

In <strong>der</strong> vergangenen Spielzeit war am <strong>Schauspiel</strong> <strong>Essen</strong> bereits seine Inszenierung<br />

des Manager-Krimis „Die Grönholm-Methode“ zu sehen.<br />

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