die stücke der spielzeit 2011/2012 - Schauspiel Essen
die stücke der spielzeit 2011/2012 - Schauspiel Essen
die stücke der spielzeit 2011/2012 - Schauspiel Essen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GRAF ÖDERLAND<br />
EINE MORITAT IN ZWÖLF BILDERN VON MAX FRISCH<br />
Inszenierung Konstanze Lauterbach<br />
Bühne Kathrin Frosch<br />
Kostüme Karen Simon<br />
Dramaturgie Carola Hannusch<br />
Premiere am 3. Februar <strong>2012</strong>, Grillo-Theater<br />
Die Frage nach dem „Warum?“ raubt dem Staatsanwalt den Schlaf.<br />
Warum hat ein redlicher Bankangestellter einen Hausmeister mit einer Axt<br />
erschlagen? Warum gibt es für <strong>die</strong>se Tat kein Motiv? Beziehungsweise: Ist<br />
Langeweile, Überdruss an einem Leben, das zu großen Teilen aus Pflichterfüllung<br />
besteht, ein Motiv? Der angesehene Staatsanwalt kann den Mann,<br />
den er eigentlich anklagen soll, sehr gut verstehen. Und ehe er sich versieht,<br />
hat er sie selbst in <strong>der</strong> Hand – <strong>die</strong> Axt. Traumwandlerisch, wie ein<br />
Wie<strong>der</strong>gänger des sagenumwobenen Grafen Ö<strong>der</strong>land, zieht er durchs<br />
Land. Und wehe, ihm stellt sich jemand entgegen! Schnell finden sich<br />
Anhänger, <strong>der</strong> Solotrip wird zum Aufstand und <strong>der</strong> Staatsanwalt zur Ikone.<br />
Ohne erkennbares Ziel vor Augen rebelliert <strong>die</strong> Menge, bis sie das Land ins<br />
Chaos gestürzt hat und ihr das Wasser buchstäblich bis zum Halse steht.<br />
Dabei wollte <strong>der</strong> Staatsanwalt doch einfach nur leben. Gibt es ein Erwachen<br />
aus <strong>die</strong>sem Albtraum?<br />
Max Frisch (1911–1991) betrachtet „Graf Ö<strong>der</strong>land“ als eines seiner wichtigsten<br />
Werke. Er beschäftigte sich mit dem Topos bereits 1946 in einer<br />
Prosaskizze, bevor 1951 das Theaterstück in Zürich uraufgeführt wurde.<br />
1956 und 1961 überarbeitete Frisch das Stück und legte neue Fassungen<br />
vor, <strong>die</strong> in Frankfurt am Main bzw. in Berlin zur Uraufführung gelangten. In<br />
seiner Moritat beschwört Frisch den Mythos des Axt schwingenden Revolutionärs,<br />
dessen Kampf für ein pflichtbefreites Leben zum willkürlichen<br />
GRAF ÖDERLAND<br />
Amoklauf wird. „Graf Ö<strong>der</strong>land“ wirft zugleich einen Blick auf eine Gesellschaft,<br />
in <strong>der</strong> sowohl <strong>die</strong> Bereitschaft zur Rebellion als auch <strong>der</strong> Wille, am<br />
Status quo festzuhalten, sich in ihrer Bedingungslosigkeit nicht voneinan<strong>der</strong><br />
unterscheiden. Verän<strong>der</strong>ung und Besitzstandswahrung – beide Ziele<br />
werden um jeden Preis verfolgt, mit unterschiedlichen Mitteln, aber <strong>der</strong><br />
gleichen Kompromisslosigkeit.<br />
Regisseurin Konstanze Lauterbach begann nach ihrem Studium <strong>der</strong> Germanistik<br />
und Literaturwissenschaften an <strong>der</strong> Studentenbühne <strong>der</strong> Karl-<br />
Marx-Universität Leipzig zu inszenieren. Von 1982 bis 1984 arbeitete sie<br />
als Regieassistentin in Chemnitz. Es folgten zahlreiche Gastinszenierungen<br />
und von 1987 bis 1990 ein festes Engagement in Rudolstadt. Von 1990 bis<br />
1999 brachte sie als Hausregisseurin am <strong>Schauspiel</strong> Leipzig 16 Inszenierungen<br />
heraus und inszenierte in <strong>die</strong>ser Zeit auch regelmäßig am Theater<br />
Bremen sowie am Burgtheater Wien, bei den Wiener Festwochen und am<br />
Bayerischen Staatsschauspiel München. Von 2001 bis 2004 war sie Hausregisseurin<br />
am Deutschen Theater in Berlin. Konstanze Lauterbach arbeitet<br />
als freie Regisseurin für Oper und <strong>Schauspiel</strong> u. a. an <strong>der</strong> Volksbühne<br />
Berlin, am Theater Bonn, am Düsseldorfer <strong>Schauspiel</strong>haus, am Hessischen<br />
Staatstheater Wiesbaden, am Staatstheater Braunschweig, am Theater<br />
Konstanz und an <strong>der</strong> Semperoper in Dresden. 1997 wurde ihr <strong>der</strong> Preis<br />
des deutschen Kritikerverbandes verliehen, 2002 erhielt sie den Caroline-<br />
Neuber-Preis <strong>der</strong> Stadt Leipzig. Konstanze Lauterbach lebt in Berlin.<br />
31