die stücke der spielzeit 2011/2012 - Schauspiel Essen
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BENEFIZ – JEDER RETTET<br />
EINEN AFRIKANER<br />
VON INGRID LAUSUND<br />
Inszenierung Thomas Ladwig<br />
Bühne Jürgen Höth<br />
Kostüme Asima Amriko<br />
Dramaturgie Judith Heese<br />
Premiere am 6. November <strong>2011</strong>, Grillo-Theater<br />
„Ernstes Thema heute, Afrika“, steigt Leo in <strong>die</strong> Proben zur Benefizveranstaltung<br />
ein. Er und vier weitere Mitstreiter befinden sich mitten in den<br />
Vorbereitungen für einen Gala-Abend zu Gunsten einer Schule im afrikanischen<br />
Guinea-Bissau. Oberstes Ziel dabei: Authentizität wahren. Doch<br />
nicht nur das bereitet Schwierigkeiten. Die Vorstellungen davon, wie man<br />
potenzielle Spen<strong>der</strong> am ehesten für das Projekt gewinnt, gehen weit auseinan<strong>der</strong>:<br />
Braucht es ein höchstprominentes Zugpferd o<strong>der</strong> reicht es, wenn<br />
man Uschi Glas von <strong>der</strong> Sache überzeugt? Lädt man vielleicht eine echte<br />
Afrikanerin zur Gala ein? Darf zwischendurch auch mal Bierzelt-Stimmung<br />
aufkommen o<strong>der</strong> ist stets seriöse Sachlichkeit zu demonstrieren? Zeigt<br />
man Bil<strong>der</strong> von dahinsiechenden Kin<strong>der</strong>n? Wie viel Unwohlsein darf beim<br />
Publikum aufkommen?<br />
Zwischen immer wie<strong>der</strong>kehrenden Diskussionen über Political Correctness<br />
und <strong>die</strong> Wirkung des gerade Inszenierten werden Redeanteile neu<br />
verteilt, spontane Umarmungen und <strong>die</strong> richtige Betonung des Wortes<br />
„Hungerkatas trophe“ einstu<strong>die</strong>rt sowie <strong>die</strong> effektivste Stelle für den ergreifenden<br />
Tränenausbruch festgelegt. Und doch, aller Professionalität<br />
zum Trotz, kommt mitunter Betroffenheit auf. Dabei bleibt es nicht aus,<br />
dass <strong>die</strong> Beteiligten ihre eigenen Haltungen hinterfragen.<br />
BENEFIZ – JEDER RETTET EINEN AFRIKANER<br />
Autorin Ingrid Lausund, <strong>die</strong> „Benefiz – Je<strong>der</strong> rettet einen Afrikaner“ auch<br />
nach <strong>der</strong> Uraufführung am <strong>Schauspiel</strong> Köln 2004 noch mehrfach selbst<br />
inszenierte, nimmt mit ihrem Stück nicht allein gutmenschliche Betroffenheitsveranstaltungen<br />
à la RTL-Spendenmarathon auf <strong>die</strong> Schippe. Wenn<br />
bei <strong>der</strong> Probe um jeden Satz gebuhlt und Solo-Nummern haarklein gegeneinan<strong>der</strong><br />
aufgerechnet werden, führt sie ebenso geschickt <strong>die</strong> Eitelkeiten<br />
und Befindlichkeiten <strong>der</strong> fünf vermeintlichen Vorzeigebürger vor.<br />
Regisseur Thomas Ladwig, geboren 1981 in <strong>Essen</strong>, stu<strong>die</strong>rte Theaterwissenschaft<br />
und Germanistik an <strong>der</strong> Universität Leipzig. Während des<br />
Studiums inszenierte er unter an<strong>der</strong>em „Frühlings Erwachen“ und „Ein<br />
paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ nach dem Roman von<br />
Sibylle Berg. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Regieassistent<br />
am <strong>Schauspiel</strong> Leipzig mit Regisseuren wie Christian Schlüter, Wulf Twiehaus,<br />
Robert Schuster und Wolfgang Engel. Kontinuierlich entwickelte er<br />
währenddessen eigene Arbeiten. 2008 wechselte Ladwig ans <strong>Schauspiel</strong><br />
<strong>Essen</strong> und assistierte unter an<strong>der</strong>em Cilli Drexel, Anselm Weber, Roger<br />
Vontobel und Sebastian Nübling. In <strong>die</strong>ser Zeit entstanden seine Inszenierungen<br />
„Ein Volksfeind“ und <strong>die</strong> Uraufführung „Der Kaiser von China“<br />
sowie diverse Arbeiten für <strong>die</strong> Heldenbar. Seit Oktober 2010 arbeitet<br />
Ladwig als freier Regisseur.<br />
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