Abschiedsgala der Brücke eV im Theaterhaus - AIDS-Hilfe Stuttgart
Abschiedsgala der Brücke eV im Theaterhaus - AIDS-Hilfe Stuttgart
Abschiedsgala der Brücke eV im Theaterhaus - AIDS-Hilfe Stuttgart
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Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag 2005<br />
WE TAKE CARE – WIR ÜBERNEHMEN VERANTWORTUNG!<br />
Rückblick auf den Sommer 2005<br />
CSD, Hocketse und vieles mehr...<br />
Schweißnass und triefgeil...<br />
Der etwas an<strong>der</strong>e „Klein“Roman<br />
„...ich kann den Leuten keine Gummis hinterher tragen...!“<br />
Ein Interview mit Michael Fiedler, Betreiber des GOK<br />
Infizierte und Nicht-Infizierte bei „Barebacking“
Informationen für alle, <strong>Hilfe</strong> für Betroffene<br />
(0711) 2 24 69-0<br />
PositHiv-line; Positive beraten Positive<br />
(0711) 1 94 11 Mittwochs 18.30-21.00 Uhr<br />
Anonyme Telefonberatung durch ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter<br />
(0711) 1 94 11 Mo, Do, Fr 18.30-21.00 Uhr<br />
Persönliche Beratung<br />
(0711) 2 24 69-0 durch Sozialarbeiter<br />
nach Vereinbarung. Sprechstunden:<br />
Mo-Fr 10-12 Uhr und Mo-Do 14-17 Uhr<br />
in <strong>der</strong> AHS<br />
Gehörlosenberatung<br />
FAX (0711) 2 24 69-99 nach vorheriger Anmeldung<br />
NEUE ADRESSE!<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
<strong>Stuttgart</strong> e. V.<br />
Johannesstr. 19<br />
70176 <strong>Stuttgart</strong><br />
Telefon<br />
(0711) 2 24 69-0<br />
Email:<br />
kontakt@aidshilfe-stuttgart.de<br />
Homepage:<br />
www.aidshilfe-stuttgart.de<br />
Selbsthilfegruppen und ehrenamtliche Gruppen<br />
(0711) 2 24 69-0 FAX (0711) 2 24 69-99<br />
Angehörigengruppe, Frauengruppe, Autogenes<br />
Training, Reiki, Buddies, Selbsthilfegruppe für<br />
schwule Männer (Powergruppe), Sportgruppe,<br />
gemischte Gruppe, Gruppe schwule Väter und<br />
Ehemänner, Telefonberatung, Öffentlichkeits- und<br />
Präventionsarbeit, RAINBOW-Redaktion.<br />
Bei Interesse bitte <strong>im</strong> Büro <strong>der</strong> AHS melden.<br />
Sonntags-Brunch und Gespräche in <strong>der</strong> AHS<br />
Erster Sonntag <strong>im</strong> Monat von 11-14 Uhr
LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE,<br />
HIV und <strong>AIDS</strong> - die ganz normale Krankheit?<br />
Der neue RKI-Report lässt aufhorchen!<br />
Viele <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n feiern zur Zeit ihr<br />
20jähriges Bestehen.<br />
Es ist unbestritten, dass wir zu diesem<br />
Jubiläum stolz sein können auf Erreichtes,<br />
auf mehr Toleranz, Abbau von<br />
Diskr<strong>im</strong>inierungen, weitaus bessere<br />
Therapiemöglichkeiten, ein „Überleben“<br />
(?) mit HIV! „Mitten <strong>im</strong> Leben“, so <strong>der</strong><br />
Slogan <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> zum<br />
20jährigen Geburtstag. Hat sich HIV und<br />
<strong>AIDS</strong> <strong>im</strong> Blick <strong>der</strong> Bevölkerung und in<br />
unserer eigenen Wahrnehmung zu einer<br />
normalen Krankheit entwickelt?<br />
Das Stichwort Normalisierung<br />
Im Oktober stand in <strong>der</strong> Presse eine<br />
an<strong>der</strong>e Zahl 20 <strong>im</strong> Raum, eine Zahl, die<br />
eher zum Nachdenken und Umdenken<br />
Anlass gibt. Die neuen Infektionszahlen<br />
des Robert- Koch-Instituts wurden veröffentlicht:<br />
Da war sie wie<strong>der</strong>, die 20!<br />
Diesmal mit einem % versehen. 20%<br />
Steigerung <strong>der</strong> HIV – Neuinfektionen<br />
<strong>im</strong> Vergleich zum Vorjahreszeitraum!<br />
Viele von uns hatten es<br />
geahnt und waren trotzdem geschockt!<br />
Betrachtet man die Erstdiagnosen, so<br />
stolpert man über eine Steigerung von<br />
80% <strong>der</strong> Neuinfektionen innerhalb<br />
von 4 Jahren bei Schwulen und bisexuellen<br />
Männern. Vor allem die<br />
„schwulen“ Ballungsräume wie Berlin,<br />
Köln, Hamburg o<strong>der</strong> Frankfurt, aber auch<br />
z.B. Mannhe<strong>im</strong> schneiden schlecht ab.<br />
Noch ist <strong>Stuttgart</strong> von den deutlichen<br />
Erhöhungen <strong>der</strong> Neuinfektionen verschont<br />
geblieben.<br />
Aber: Männer, die Sex mit Männern<br />
haben (MSM), steckten sich zu 97% in<br />
Deutschland an, also nicht auf Ihrer<br />
Urlaubsreise <strong>im</strong> Ausland! Reisen wir<br />
gerne in die deutschen (schwulen)<br />
Metropolen? Bei den „MSM“ sind alle<br />
Altersgruppen von den höheren Neuinfektionen<br />
betroffen! Ist das schwule<br />
Deutschland kondommüde geworden?<br />
Die Neuinfektionen sind vermutlich<br />
durch frisch infizierte Personen o<strong>der</strong><br />
solchen, die von ihrer Infektion noch<br />
nichts wissen, an an<strong>der</strong>e weitergegeben<br />
worden! Es gibt viele Rückschlüsse<br />
aus dem RKI-Report, die die <strong>AIDS</strong>-<br />
<strong>Hilfe</strong>n zusammen mit ihren Szenevertretern<br />
nun auswerten müssen.<br />
Warum lassen sich z.B. in <strong>Stuttgart</strong><br />
keine schwulen Männer mehr mobilisieren,<br />
Prävention zu machen? Wie sieht<br />
die Zukunft des AK Prävention aus, <strong>der</strong><br />
mit einem harten Kern von 4-5 Männern<br />
zwar weiterhin Aktionen <strong>im</strong> Stadtpark<br />
o<strong>der</strong> am Fernsehturm macht? Ein Zulauf<br />
von man-power und frischen Ideen<br />
würde gut tun!<br />
Wie sieht es in unseren Saunen aus?<br />
Wieviel Aktion passiert in den Dampfräumen<br />
safe? Was gibt es aus den<br />
Kneipen mit Darkrooms zu berichten,<br />
o<strong>der</strong> Parties und Treffs, die in Chaträumen<br />
verabredet werden? Die Zeit<br />
scheint reif für neue Konzepte – und für<br />
neue Leute, die sich engagieren!<br />
EDITORIAL 3<br />
Verantwortung tragen, für dich und<br />
für an<strong>der</strong>e – take care! Das Welt-<br />
<strong>AIDS</strong>-Tags-Motto ist so aktuell wie<br />
selten!<br />
Das Motto ist persönlich gemeint. Es<br />
richtet sich aber auch an die Politik:<br />
Verantwortung heißt, nicht Gel<strong>der</strong> zu<br />
kürzen o<strong>der</strong> Stellen zu streichen. Damit<br />
haben <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n zu kämpfen, nicht<br />
nur in <strong>Stuttgart</strong>. In Bayern stehen, so<br />
war zu hören, die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n Augsburg,<br />
Memmingen und Regensburg vor <strong>der</strong><br />
Schließung!<br />
Wir brauchen jetzt ein neues Verantwortungsgefühl,<br />
in <strong>der</strong> Szene und in<br />
<strong>der</strong> Politik! Dazu sollten wir Druck<br />
machen, höhere Mittel und langfristige<br />
Konzepte for<strong>der</strong>n und sichern. Auch das<br />
Rainbow soll dazu Plattform und Forum<br />
sein. Schreibt uns zu diesem Thema<br />
Leserbriefe! Auch und gerade die Besucher<br />
<strong>der</strong> (politischen) CSDs sind<br />
angesprochen. Es geht be<strong>im</strong> Thema HIV<br />
um Deine eigene Gesundheit und die<br />
Deiner Freunde.<br />
Die Lust auf guten Sex müssen wir uns<br />
deshalb nicht ver<strong>der</strong>ben lassen. Das<br />
zeigt ein Artikel in diesem Rainbow, in<br />
dem es um Sex in <strong>der</strong> Sauna geht! Und<br />
auch unser Autor Ruben Semillas scheint<br />
die Probleme mit den guten „schönen“<br />
Kondomen bestens zu kennen...<br />
Einen verantwortlichen Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag<br />
wünscht Euch<br />
Rainer Seybold und<br />
die Rainbow Redaktion
INHALT<br />
AUS DER <strong>AIDS</strong>-HILFE<br />
05 Die neuen Räumlichkeiten <strong>der</strong> AHS<br />
07 Die AHS auf dem Weihnachtsmarkt<br />
08 <strong>Abschiedsgala</strong> von Petrus Ceelen<br />
08 Rock for Live Benefiz CD<br />
09 Thomas Kleine von <strong>der</strong><br />
Aidsseelsorge stellt sich vor<br />
11 Spende von 15.000,-EUR für die AHS<br />
<strong>AIDS</strong> GLOBAL<br />
14 Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong><br />
POLITIK<br />
51 „Gute Katholiken verwenden Kondome“<br />
LEBEN MIT HIV<br />
12 Gedenktag für verstorbene<br />
DrogengebraucherInnen<br />
22 Deutsch-Österreichischer<br />
<strong>AIDS</strong>-Kongress 2005 in Wien<br />
52 HIV <strong>im</strong> Dialog, Symposium 2005<br />
MAGAZIN<br />
36 Kino <strong>im</strong> Kopf<br />
38 Gaymovies „V“<br />
NACHLESE SOMMER 2005<br />
16 2. Nacht <strong>der</strong> Solidarität<br />
24 CSD & Hocketse<br />
MÄNNERLUST<br />
40 Schweißnass und triefgeil...<br />
44 Interview mit Michael Fiedler,<br />
Betreiber des GOK<br />
48 Infizierte und Nicht-Infizierte<br />
bei „Barebacking“<br />
54 1. <strong>Stuttgart</strong>er Bärentreffen<br />
WELT-<strong>AIDS</strong>-TAG 2005<br />
59 We take care WAD 2005<br />
60 Das Rätsel des Feuers<br />
Theater für ein <strong>AIDS</strong>-Projekt<br />
in Z<strong>im</strong>babwe<br />
62 Termine zum Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag<br />
64 Wut und Trauermarsch
AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE 5<br />
Johannesstrasse<br />
Zum Jahreswechsel 2004/05<br />
wurde bekanntlich <strong>der</strong> Mietvertrag<br />
für die Geschäftsstelle am<br />
Höl<strong>der</strong>linplatz gekündigt, mit Wirkung<br />
zum 01.08.2005, da die ebenfalls <strong>im</strong><br />
Haus befindliche Anwaltskanzlei sich<br />
gerne vergrößern möchte. Freundlicherweise<br />
hat <strong>der</strong> Vermieter auf Anfrage die<br />
Frist noch bis zum 15.09.05 verlängert,<br />
damit Umzug und Hocketse nicht<br />
zusammenfallen.<br />
Anbetrachts des <strong>der</strong>zeitigen Überangebots<br />
an Gewerbeflächen und eher mo<strong>der</strong>ater<br />
Mietpreise waren Vorstand und<br />
Geschäftsführer opt<strong>im</strong>istisch, rasch<br />
neue und schönere Räume zu finden.<br />
Dem Vorstand lagen bei <strong>der</strong> Raumsuche<br />
drei Dinge beson<strong>der</strong>s am Herzen:<br />
1. Das Café Strichpunkt sollte nach<br />
Möglichkeit künftig in den Räumen<br />
<strong>der</strong> AHS stattfinden können.<br />
2. Die Raumsituation für Ehrenamt und<br />
Selbsthilfe sollte verbessert werden.<br />
3. Der Zugang zur AHS sollte behin<strong>der</strong>tengerecht<br />
sein.<br />
Fortsetzung auf Seite 6<br />
DIE NEUEN RÄUME DER AHS – EINE (FAST)<br />
UNENDLICHE GESCHICHTE !
6 AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE<br />
Lei<strong>der</strong> erhielt unser anfänglicher Opt<strong>im</strong>ismus<br />
bald deutliche Dämpfer.<br />
Mancher Vermieter ließ seine Räumlichkeiten<br />
lieber weiterhin verlustbringend<br />
leer stehen, als sie an uns zu vermieten.<br />
Die Begründungen reichten von<br />
„...eine <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> passt nicht in den<br />
Mietermix...“, bis zu so haarsträubenden<br />
und lei<strong>der</strong> auch nicht auszuräumenden<br />
Bedenken wie „...da liegen<br />
dann Spritzen <strong>im</strong> Hausflur...“ bis hin zur<br />
klaren Aussage „... wir wollen sowas<br />
nicht <strong>im</strong> Haus haben...“.<br />
Auch 2005, 20 Jahre nach Ihrer Gründung,<br />
ist die AHS offenbar weit davon<br />
entfernt als ein ganz normaler Teil <strong>der</strong><br />
Gesellschaft akzeptiert zu werden. Sehr<br />
viel perfi<strong>der</strong> war jedoch das Verhalten<br />
einiger Vermieter, die uns die Zusage für<br />
die Anmietung gaben, VS, GF und<br />
Mitarbeiter daraufhin mit fachkundiger<br />
Unterstützung von Gerold (Danke!!!)<br />
die Pläne ausarbeiteten, Gesundheitsamt<br />
und Gemein<strong>der</strong>at ihre Zust<strong>im</strong>mung<br />
gaben und dann, praktisch direkt vor<br />
Unterzeichnung des Mietvertrages,<br />
plötzlich ihre Zusagen zurückzogen. Ob<br />
dieses Geschäftsgebaren eine „Son<strong>der</strong>behandlung“<br />
für soziale Einrichtungen<br />
ist o<strong>der</strong> zu den Unsitten <strong>der</strong> Branche<br />
gehört, vermögen wir nicht zu sagen.<br />
Jedenfalls möchten wir uns an dieser<br />
Stelle sehr herzlich be<strong>im</strong> Gesundheitsamt<br />
und be<strong>im</strong> Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> Stadt<br />
<strong>Stuttgart</strong> bedanken, die unsere angesichts<br />
des <strong>im</strong>mer näherrückenden Auszugstermins<br />
und angedrohten Regressfor<strong>der</strong>ungen<br />
wegen Überschreitung<br />
<strong>der</strong> Auszugsfrist zunehmend<br />
panisch werdende Wohnungssuche (in<br />
diesem halben Jahr haben VS und GF<br />
über 20 Wohnungsbesichtigungen<br />
durchgeführt) weiter unterstützt und<br />
begleitet haben.<br />
Schließlich fand die AHS zum 23.09. <strong>im</strong><br />
Gebäude Johannesstr.19 eine neue<br />
Bleibe <strong>im</strong> <strong>Stuttgart</strong>er Westen, in unmittelbarer<br />
Nähe zu den Haltestellen<br />
Feuersee und Schwab/Bebelstr. und<br />
dem Gesundheitsamt.<br />
Lei<strong>der</strong> ist es uns nicht gelungen, <strong>im</strong> zur<br />
Verfügung stehenden Zeitraum ein<br />
Objekt in <strong>der</strong> für das Café Strichpunkt<br />
erfor<strong>der</strong>lichen unmittelbaren Nähe zur<br />
Staatsgalerie zu finden, das den<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen des Cafés und <strong>der</strong><br />
Beratungsstelle gleichermaßen gerecht<br />
geworden wäre.<br />
Die neue AH erstreckt sich nun über<br />
zwei mit einer Innentreppe verbundene<br />
Stockwerke in einem renovierten Altbau.<br />
Im Erdgeschoss sind <strong>der</strong> Empfangsund<br />
Verwaltungsbereich untergebracht<br />
sowie ein Raum für Veranstaltungen wie<br />
den Brunch und das „Internetcafé“. Im<br />
oberen Stockwerk befindet sich die<br />
Beratung und das Plenunmsz<strong>im</strong>mer<br />
sowie ein „Raum für beson<strong>der</strong>e<br />
Verwendung“ (auch Reiki), <strong>der</strong> u.a. für<br />
ehrenamtliche Projekte genutzt werden<br />
kann. In einem Büroraum wird voraussichtlich<br />
eine externe Organisation mit<br />
einer Mitarbeiterin Einzug halten, die ein<br />
<strong>AIDS</strong>-Projekt in Afrika betreut. Wir<br />
freuen uns sehr auf diese Bereicherung<br />
unserer Arbeit. Der obere Eingang<br />
ermöglicht sensiblen Personen den<br />
direkten Zugang zur Beratung bzw. zu<br />
abendlichen Veranstaltungen, auch und<br />
gerade wenn unten parallele Veranstaltungen<br />
stattfinden – darin sehen<br />
wir ein echtes Plus. Ein separater<br />
Hintereingang mit Lift für den Rollstuhl<br />
und eine Behin<strong>der</strong>tentoilette werden in<br />
kürze eingebaut und auch die „Brunchküche“<br />
braucht noch eine bessere<br />
Lösung. Wie heißt es doch so schön?<br />
Gut Ding braucht Weile!<br />
Dennoch hoffen wir, dass Ihr Euch in<br />
den neuen Räumen bald he<strong>im</strong>isch fühlen<br />
werdet und die Johannesstr.19 ein<br />
schöner Platz mit vielen Chancen für die<br />
Zukunft wird. Betrachten wir also die<br />
neuen Räume als eine Art Geburtstagsgeschenk<br />
anlässlich des 20jährigen<br />
Bestehens <strong>der</strong> AHS.<br />
Euer Vorstand<br />
(Günter & Tina)
Alle Jahre wie<strong>der</strong>...<br />
Besucht uns doch mal, man<br />
sagt wir hätten den besten Glühwein<br />
und unser alkoholfreier<br />
Punsch ist auch ganz lecker.<br />
Außerdem wird es ein reichhaltiges<br />
Sort<strong>im</strong>ent an selbstgemachten<br />
Marmeladen und Gebäck<br />
sowie handgestrickten<br />
Socken, Schals und gehäkelten<br />
Topflappen auch in den Regenbogenfarben<br />
geben.<br />
Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.<br />
ist auf dem Weihnachtsmarkt,<br />
hinter dem Rathaus be<strong>im</strong><br />
Restaurant Tabacchi
8 AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE<br />
TSCHÜSS Petrus!<br />
<strong>Abschiedsgala</strong> <strong>der</strong> <strong>Brücke</strong> e.V.<br />
<strong>im</strong> <strong>Theaterhaus</strong><br />
ROCK FOR LIFE –<br />
BENEFIZ CD<br />
ROCKING THE VIRUS DOWN<br />
Das die AHS auch <strong>im</strong> Hardrock – Lager Unterstützer hat, ist ja<br />
schon länger bekannt. Das mittlerweile 4. ROCK FOR LIFE –<br />
Benefizkonzert sprach da eine deutliche Sprache. Jetzt aber hat<br />
<strong>der</strong> AHS-VS noch eins drauf gesetzt. Anläßlich des 20 jährigen<br />
Bestehens <strong>der</strong> AHS wurde ein Rock Sampler produziert. 13 Bands,<br />
darunter 9 , die sich bereits bei den Konzerten engagiert hatten, stellten<br />
einen ihrer besten Songs zur Verfügung. Auf 54 Minuten kann man<br />
daher die ganze Bandbreite von Folk-, Punk-, Hardrock bis hin zu Blues<br />
und Balladen geniessen. Namhafte Bands wie SHIVA, SINNER, PRIMAL<br />
FEAR, DR.MABLUES o<strong>der</strong> die JASON FALLOON-BAND gaben sich die Ehre.<br />
Als Tonstudio stand uns Armin Sabols SHIVASOUNDS bei. Allen Beteiligten an<br />
dieser Stelle nochmals recht herzlichen Dank! Wo aber gibt es dieses<br />
Powerpack? Für nur 9.99 EUR ist die CD direkt über die AHS o<strong>der</strong> dem Stand auf dem<br />
Weihnachtsmarkt zu beziehen. Wer will kann sie aber auch über den regulären Handel o<strong>der</strong> Amazon bestellen –<br />
aber da ist es etwas teurer. Wichtig ist nur eines: <strong>der</strong> Reinerlös kommt <strong>der</strong> AHS zu Gute. Also: kaufen und hören !<br />
In diesem Sinne – ROCKIN THE VIRUS DOWN !
Ich heiße Thomas Kleine, von Beruf Pastoralreferent,<br />
verheiratet, zwei Kin<strong>der</strong>. Am 12. September habe ich<br />
die Nachfolge von Petrus Ceelen angetreten. Ich bin<br />
dankbar, dass ich an dem anknüpfen kann, was er in vielen<br />
Jahren aufgebaut hat. Ohne den Trägerverein „Die<br />
<strong>Brücke</strong>“ und ohne die großzügigen Räumlichkeiten in <strong>der</strong><br />
Stephanstr. 33 könnte ich mir die Arbeit kaum vorstellen.<br />
„Hast du keine bessere Stelle gefunden?“: Dieser Satz<br />
aus dem Munde eines Menschen, mit dem ich an meiner<br />
alten Stelle <strong>im</strong> sozialen Bereich viel zusammen gearbeitet<br />
habe, hat mich schwer getroffen. Sich für<br />
Arbeitslose einzusetzen ist gesellschaftlich anscheinend<br />
noch anerkannt, aber für Aidskranke? Und da schoss mir<br />
durch den Kopf: Wenn du dir schon wegen deiner neuen<br />
Stelle solche Sprüche anhören musst, wie ergeht es<br />
dann den Menschen, die mit <strong>der</strong> Diagnose HIV positiv<br />
leben müssen?<br />
Und so trat ich meine neue Stelle an mit dem Vorsatz,<br />
je<strong>der</strong> Form von Ausgrenzung die Stirn zu bieten und mich<br />
einzusetzen für Menschlichkeit und Würde. Ich war<br />
zuletzt als Seelsorger in Nagold tätig. Bei meinen regelmäßigen<br />
Besuchen <strong>im</strong> Krankenhaus lernte ich, Leid und<br />
Schmerz mit Menschen auszuhalten, in zahlreichen<br />
AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE 9<br />
Ein neues Gesicht<br />
in <strong>der</strong> Aidsseelsorge <strong>Stuttgart</strong><br />
Beerdigungen und Trauerfeiern versuchte ich, dem<br />
Leben eines Menschen gerecht zu werden und Worte<br />
des Trostes für die Angehörigen zu finden, und die<br />
Betriebsseelsorge lehrte mich soziales mit gesellschaftspolitischem<br />
Engagement zu verbinden. Ich denke,<br />
das sind gute Voraussetzungen für meine neue Tätigkeit<br />
in <strong>Stuttgart</strong> als Seelsorger für Aidskranke und Drogenabhängige.<br />
Das HI-Virus mit seinen ständigen neuen Varianten stellt<br />
nicht nur eine Herausfor<strong>der</strong>ung an die Medizin dar. Auch<br />
die Kirchen spüren, dass hier gängige Deutungsmuster<br />
nicht mehr greifen. Wer auf Aids mit den Augen einer<br />
strengen Moral schaut, <strong>der</strong> wird mitschuldig am Leid<br />
unzähliger Infizierter auf dem ganzen Erdball. Es geht um<br />
den Menschen und seine Würde.<br />
Ich freue mich auf diese spannende Aufgabe und freue<br />
mich vor allem auf viele Begegnungen. ICH BIN ERREICH-<br />
BAR UNTER DER TELEFONNUMMER 0711-29 57 11 ODER<br />
PER EMAIL THOMAS.KLEINE@DRS.DE. Der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
<strong>Stuttgart</strong> danke ich für die herzliche Begrüßung und<br />
gratuliere zu den neuen Räumen.<br />
Thomas Kleine
FFS Group spendet 15.000,- EUR<br />
an die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.
Präventions-Projekt<br />
„Sicher <strong>im</strong> Verkehr“ auf Erfolgskurs<br />
<strong>Stuttgart</strong>, 31. August 2005 – Seit 1. August 2004 läuft<br />
das Präventionsprojekt „Sicher <strong>im</strong> Verkehr“ zwischen <strong>der</strong><br />
FFS Group und <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. Im Rahmen<br />
dieses Projektes fließen pro abgeschlossenem Finanzierungs-<br />
und Leasingvertrag 0,50 Euro an die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
<strong>Stuttgart</strong> e.V.<br />
„Nach einem Jahr gehen heute 15.000,- Euro an die<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. Wir freuen uns, dass wir damit<br />
einen Beitrag für mehr Aufklärung in <strong>der</strong> Bevölkerung, vor<br />
allem bei Jugendlichen, über die nach wie vor tödlich verlaufende<br />
Infektionskrankheit leisten können“, betont<br />
Rudolf Wohlfarth, Leiter des Unternehmensbereichs FFS<br />
Group.<br />
„In Zeiten sinken<strong>der</strong> Spendeneinnahmen sind wir mehr<br />
denn je auf Unternehmen wie die FFS Group angewiesen,<br />
die es uns ermöglichen, unsere wichtige Aufklärungstätigkeit<br />
auszuweiten“, betont Andreas Hauling, Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.<br />
Die FFS Group will weit mehr als finanzielle Unterstützung<br />
leisten. So hat das Unternehmen Aufklärungsveranstaltungen<br />
für die Auszubildenden <strong>der</strong> Emil Frey<br />
Gruppe Deutschland ins Leben gerufen. Immerhin bildet<br />
die Emil Frey Gruppe Deutschland <strong>im</strong> Vergleich zum<br />
Bundesschnitt doppelt so viele Auszubildende aus wie<br />
an<strong>der</strong>e Unternehmen. Über 100 Auszubildende, zum<br />
größten Teil <strong>der</strong> Schwabengarage, haben an den<br />
Veranstaltungen teilgenommen. In Zukunft wird den Aufklärungsveranstaltungen<br />
ein fester Platz <strong>im</strong> Ausbildungslehrplan<br />
eingeräumt.<br />
INFO<br />
Foto: FFS Group<br />
AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE 11<br />
„Wenn namhafte Unternehmen wie beispielsweise die<br />
FFS Group die Aufklärungsarbeit ihrer Auszubildenden als<br />
festen Bestandteil in den Ausbildungsplan aufnehmen,<br />
haben wir viel erreicht. Es braucht <strong>im</strong>mer Vorreiter, damit<br />
an<strong>der</strong>e sich trauen. Ich hoffe, dass weitere Unternehmen<br />
dem guten Beispiel folgen“, freut sich Andreas Hauling.<br />
Die FFS Group wird das Präventions-Projekt „Sicher <strong>im</strong><br />
Verkehr“ zukünftig weiterführen. „Zunächst führen wir<br />
unser Engagement bis 31. Juli 2006 weiter. Für das jetzt<br />
folgende Jahr haben wir uns die Ausweitung <strong>der</strong><br />
Aufklärung in den Schulen auf die Fahne geschrieben“,<br />
so Wohlfarth. Für die Aufklärungsarbeit an Schulen ist ein<br />
Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> voll <strong>im</strong> Einsatz. In <strong>der</strong><br />
Vergangenheit wurden die Kosten von den Krankenkassen<br />
übernommen, was aber zukünftig nicht mehr<br />
gewährleistet ist.<br />
Die Projektpartner planen, in naher Zukunft ein weiteres<br />
namhaftes Unternehmen aus <strong>der</strong> Region als Partner mit<br />
ins Boot zu nehmen, um die Kooperation auszudehnen.<br />
Kontakt FFS:<br />
Susanne Grässle<br />
Leitung PR+ Unternehmenskommunikation<br />
FFS Group<br />
Am Wallgraben 129<br />
70565 <strong>Stuttgart</strong><br />
Tel. (0711) 9063-604, Fax –828<br />
E-Mail susanne.graessle@ffs.de<br />
Internet www.ffs.de<br />
Die FFS Group mit Sitz in <strong>Stuttgart</strong> ist ein ursprünglich auf den Automobilsektor spezialisierter Finanzdienstleister. Eingebunden in die Emil Frey Gruppe Deutschland bietet die FFS<br />
Group auf Basis des One-stop-shoppings alle Finanzdienstleistungen rund ums Automobil aus einer Hand. Dabei setzt <strong>der</strong> Finanzspezialist auf mo<strong>der</strong>nste Internet-Technologie und<br />
bietet außerdem als Direktbank Ratenkredite per Internet an.
12 LEBEN MIT HIV<br />
Auf <strong>der</strong> Erde – KEIN PLATZ – Unter <strong>der</strong> Erde<br />
Jedes Jahr sterben in <strong>Stuttgart</strong> Menschen an ihrer Drogensucht.<br />
Offiziell gezählt werden nur die, die nachweisbar an einer Überdosis<br />
sterben. Darüberhinaus gibt es aber noch ungezählte<br />
an<strong>der</strong>e, die an <strong>AIDS</strong>, Hepatitis C o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en schweren<br />
Krankheiten sterben, die auch auf die Bedingungen des<br />
Drogenkonsums zurückzuführen sind.<br />
Um all´ diesen Toten zu gedenken und <strong>der</strong> Trauer um sie einen<br />
Platz zu geben, hat ein Zusammenschluss verschiedener<br />
Gruppen und Einrichtungen dieses Jahr zum dritten Mal den<br />
„Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“ am 21.07.<br />
begangen, <strong>der</strong> auf Initiative einer Mutter 1998 ins Leben gerufen<br />
wurde. Trotz Substitution, Beratung, Betreutem Wohnen und niedrigschwelligen<br />
Anlaufstellen sind die Lebens- und<br />
Konsumbedingungen für DrogenkonsumentInnen in <strong>Stuttgart</strong><br />
noch <strong>im</strong>mer Hauptursache für die meisten Tode. Ausgegrenzt<br />
und kr<strong>im</strong>inalisiert haben Drogenabhängige oft nicht die<br />
Möglichkeit, ein in die Gesellschaft integriertes Leben zu führen.<br />
Und auch nach dem Tod setzen sich die unwürdigen<br />
Bedingungen fort: Oft findet sich niemand, <strong>der</strong> finanziell für die<br />
Beerdigung aufkommen will o<strong>der</strong> kann; zu den Trauerfeiern kommen<br />
entwe<strong>der</strong> keine Familienangehörigen o<strong>der</strong> diese untersagen<br />
den FreundInnen <strong>der</strong> „Scene“ die Teilnahme. Wen kümmert´s?<br />
Bundesweiter Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen<br />
Dieses Jahr hat es doch einige<br />
gekümmert. So hat unser<br />
ehemaliger Oberbürgermeister<br />
Prof. Dr. h.c. Manfred Rommel die Schirmherrschaft übernommen.<br />
Die Resonanz auf den Gedenktag von Seiten <strong>der</strong> Presse<br />
war groß, am Stand an <strong>der</strong> Ecke Kronprinzen-/ Büchsenstraße<br />
blieben viele PassantInnen stehen, um sich zu informieren und<br />
zu diskutieren.<br />
Für Aufsehen sorgte die Performance des „Kunst- und<br />
Kulturvereins Immodestia e.V.“ aus Ludwigsburg. Drei Frauen<br />
stellten in ihrer Vorführung, die sich über ein großes Stück <strong>der</strong><br />
Büchsenstraße erstreckte, den Drogentod und seine Anonymität<br />
dar. Zwei Frauen ließen sich symbolisch zu Boden fallen und<br />
wurden von <strong>der</strong> dritten <strong>im</strong> Bunde numerisch erfasst und auf<br />
einem eigens dafür aufgestellten, 3 m hohen Holzkreuz „registriert“.<br />
PassantInnen wollten zur <strong>Hilfe</strong> eilen, sogar die Polizei<br />
wurde aufmerksam gemacht und wollte eingreifen.<br />
Zum Abschluss des Tages fand in <strong>der</strong> Leonhardskirche eine<br />
Gedenkfeier statt. Petrus Ceelen, <strong>der</strong> sich zum Spätsommer in<br />
den verdienten Ruhestand verabschiedet hat, erinnerte auf seine<br />
ernsthafte und warmherzige Art an die Verstorbenen aus dem
LEBEN MIT HIV 13<br />
letzten Jahr und gab den anwesenden Trauernden die<br />
Gelegenheit, sich <strong>im</strong> Geiste/ spirituell zu verabschieden.<br />
Anschließend an den Gottesdienst konnten alle Anwesenden,<br />
Familienangehörige, FreundInnen und MitarbeiterInnen <strong>der</strong><br />
Drogenhilfe, einen Luftballon in den H<strong>im</strong>mel steigen lassen.<br />
Alles in allem wäre es aus Sicht <strong>der</strong> VeranstalterInnen ein gelungener<br />
Gedenktag gewesen ...<br />
Als inmitten <strong>der</strong> Feierstunde in <strong>der</strong> Leonhardskirche zwei Beamte<br />
in Zivil einem Teilnehmer auf die Schulter klopften und auffor<strong>der</strong>ten,<br />
ihnen zu folgen. Vor <strong>der</strong> Kirche wurde er von weiteren<br />
Polizisten verhaftet. Er war verdächtigt, zwei Tage zuvor eine Frau<br />
überfallen zu haben. Eine solche Tat muss geahndet werden.<br />
Aber <strong>der</strong> Mann hatte keine Fluchtmöglichkeit und hätte mit<br />
Sicherheit nach <strong>der</strong> Gedenkfeier festgenommen werden können.<br />
Diese Vorgehensweise zeigt auf traurige Weise, dass das diesjährige<br />
<strong>Stuttgart</strong>er Motto „Auf <strong>der</strong> Erde – KEIN PLATZ – Unter<br />
<strong>der</strong> Erde“ bittere Realität ist.<br />
Claudia Reinhardt und Roland Baur für den<br />
Zusammenschluss von: Aidshilfe e.V., Die <strong>Brücke</strong> e.V., Caritas<br />
<strong>Stuttgart</strong> e.V., Ledro (Freundeskreis Drogenabhängiger), Gesundheitsamt<br />
<strong>Stuttgart</strong>, JES <strong>Stuttgart</strong> e.V., Lagaya e.V., Release e.V.
Foto: DAHW/E.Herbst Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong><br />
14 <strong>AIDS</strong> GLOBAL<br />
Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong><br />
Die Aktion <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-Kampagne an die Pharmafirmen kommt ins Rollen<br />
„Leben für 6 Mio Menschen – <strong>AIDS</strong>-Behandlung für alle“<br />
Viele <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Mitglie<strong>der</strong>, Besucher<br />
<strong>der</strong> Hocketse o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nacht <strong>der</strong><br />
Solidarität am 10. Juli bei <strong>der</strong> Leonhardskirche<br />
haben die Aktion bereits<br />
mitgemacht und auf <strong>der</strong> Medikamentenschachtel<br />
unterschrieben!<br />
Herbert Grönemeyer (Foto) unterschrieb<br />
die Aktion <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Pressekonferenz<br />
für die Armutsbekämpfung<br />
und des Life 8 Konzerts in Berlin <strong>im</strong> Juli.<br />
Auch er unterstützt das Aktionsbündnis<br />
und seine Auffor<strong>der</strong>ung an die Pharmafirmen,<br />
sich noch stärker in <strong>der</strong> globalen<br />
Aidsbekämpfung zu engagieren.<br />
Auf <strong>der</strong> <strong>Stuttgart</strong>er Hocketse <strong>der</strong><br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> wurden fast 900, auf <strong>der</strong><br />
Solinacht über 200 Unterschriften gesammelt.<br />
Doch <strong>im</strong> Raum <strong>Stuttgart</strong> gibt<br />
es sicher noch weitaus mehr als 1.000<br />
Menschen, die hinter den For<strong>der</strong>ungen<br />
stehen, die das Aktionsbündnis an die 6<br />
großen Pharmafirmen Abbott, Böhringer<br />
Ingelhe<strong>im</strong>, Bristol Myers Squibb, Glaxo<br />
Smith Kline, Pfizer und Roche stellt:<br />
Mit einer leeren Medikamentenschachtel<br />
mit <strong>der</strong> Aufschrift „LEBEN für<br />
6 Mio Menschen“ will das Aktionsbündnis<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit verdeutlichen,<br />
was Menschen mit HIV in ärmeren<br />
Län<strong>der</strong>n, die dringend Therapie benöti-<br />
gen, zum LEBEN fehlt. Die Pharmaindustrie<br />
wird augefor<strong>der</strong>t, die Medikamentenschachtel<br />
mit LEBEN zu füllen:<br />
• Medikamente in ärmeren Län<strong>der</strong>n<br />
zum Produktionskostenpreis zu verkaufen<br />
• Medikamente auch für Kin<strong>der</strong> zu<br />
dosieren<br />
• Patentrechte freizugeben und damit<br />
die Herstellung vor Ort in ärmeren<br />
Län<strong>der</strong>n zu ermöglichen<br />
Wie läuft die Aktion ab?<br />
Je<strong>der</strong> kann die Medikamentenschachteln<br />
bestellen, in <strong>der</strong> Stückzahl, in <strong>der</strong><br />
er/sie sich traut, Unterschriften <strong>im</strong><br />
Bekannten-; <strong>im</strong> Freundeskreis, <strong>im</strong><br />
Verein... zu sammeln.<br />
Zu den Schachteln gibt es einen<br />
Begleit-Flyer, <strong>der</strong> noch einmal die Aktion<br />
und <strong>der</strong>en Anlass erklärt. Es gibt ebenso<br />
eine gedruckte Argumentationshilfe.<br />
Mit <strong>der</strong> Aktion sollen möglichst viele<br />
Menschen angesprochen werden, sich<br />
mit dem Thema auseinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />
Die unterschriebenen Schachteln sollen<br />
dann wie<strong>der</strong> flachgefaltet und gesammelt<br />
ins Kampagnebüro zurückgesandt<br />
werden. Da die Aktion sehr erfolgreich<br />
angelaufen ist und gute Reaktionen <strong>der</strong><br />
Gruppen, <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n und auch von vielen<br />
Kirchengemeinden und Eine-Welt-<br />
Bewegungen kommen, wurde die Aktion<br />
bis Mitte Juli 2006 (zur Nacht <strong>der</strong><br />
Solidarität 15.07.06) verlängert.
Schon 30.000 Unterschriften sind<br />
„<strong>im</strong> Kasten“<br />
Momentan (Stand Ende Okltober) sind<br />
bereits über 30.000 Unterschriften bzw.<br />
Medikamentenpackungen gesammelt.<br />
Das Ziel ist über 100.000 – und ein<br />
zentrales Übergabe-Event an „Big<br />
Pharma“<br />
Über 100.000 unterschriebene<br />
Schachteln plant das Bündnis in einer<br />
medienwirksamen zentralen Aktion<br />
Anfang August in Berlin zu übergeben!<br />
Terminlich direkt vor <strong>der</strong> Welt-<strong>AIDS</strong>-<br />
Konferenz Toronto 2006 sollen die<br />
Vertreter <strong>der</strong> internationalen Konzerne<br />
mit dieser Riesen-Menge an Medikamentenschachteln<br />
konfrontiert werden.<br />
Im Vorfeld finden intensive Gespräche<br />
mit dem Verband forschen<strong>der</strong> Arzne<strong>im</strong>ittelhersteller<br />
und den einzelnen<br />
Firmen statt. Mit einer symbolischen<br />
kleineren Menge werden in Toronto von<br />
einer Delegation des Aktionsbündnisses<br />
die Pharmafirmen beglückt, wo möglichst<br />
mit Medienpräsenz die „<strong>Brücke</strong>“<br />
zu <strong>der</strong> Aktion in Deutschland geschlagen<br />
werden.<br />
<strong>AIDS</strong> GLOBAL 15<br />
Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> unterstützt<br />
diese Aktion an den Veranstaltungen<br />
des Welt-<strong>AIDS</strong>-Tags. Mitmachen ist also<br />
angesagt! Auch die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> Pforzhe<strong>im</strong><br />
hat schon 500 Schachteln zusammengebracht,<br />
die AH Ulm sammelt<br />
ebenso! Der wilde Süden macht <strong>der</strong><br />
Pharmaindustrie Beine!<br />
Macht mit! Zeigt Euch solidarisch mit<br />
den weltweit positiven und aidskranken<br />
Menschen, die heute keine Chance auf<br />
Therapie haben. Denn ein Über-LEBEN<br />
für 6 Mio Menschen, die dringend<br />
Therapie benötigen, ist möglich!<br />
Die Schachteln kann man kostenlos<br />
bestellen be<strong>im</strong> Aktionsbündnis<br />
gegen <strong>AIDS</strong> in Tübingen,<br />
Tel. 07071-206 504 o<strong>der</strong> über<br />
Email: breuer@aids-kampagne.de.
DIE 2. NACHT<br />
DER SOLIDARITÄT<br />
IN STUTTGART
Längst hat sich die Immunschwächekrankheit<br />
zur globalen Gesundheitskrise entwickelt. In<br />
den Län<strong>der</strong>, in denen HIV/<strong>AIDS</strong> beson<strong>der</strong>s stark<br />
verbreitet ist, sind alle Menschen betroffen: Sie sind<br />
entwe<strong>der</strong> selbst infiziert o<strong>der</strong> sind als Familienangehörige,<br />
Hinterbliebene, Waisen und Gemeindemitglie<strong>der</strong><br />
betroffen. Lebten in den vergangenen<br />
Jahren mehr als 90 % <strong>der</strong> Menschen mit HIV/<strong>AIDS</strong> in<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n, steigen jetzt die Infektionsraten<br />
beson<strong>der</strong>s stark auch in den Nachfolgestaaten <strong>der</strong><br />
ehemaligen Sowjetunion.<br />
<strong>Stuttgart</strong>, Leonardsplatz am 2.Juli 2005.<br />
ES IST 14 UHR, das Wetter leicht trüb und bewölkt.<br />
Vereinzelt passieren Menschen den gepflasterten Platz<br />
zwischen <strong>der</strong> stark ramponierten gleichnamigen Kirche<br />
und dem Gustav-Siegle-Haus an diesem Nachmittag.<br />
Lärmend und permanent rauschend drängt sich <strong>der</strong><br />
Verkehr <strong>der</strong> Hauptstätterstraße an diesem Ort vorbei.<br />
Fast unbemerkt fahren verschiedene Autos über die<br />
Feuergasse in <strong>der</strong> Leonardstraße auf den ansonsten für<br />
den Verkehr gesperrten Platz auf. Niemand n<strong>im</strong>mt die<br />
kleine bunte Schar von Menschen wahr, die ihren Wagen<br />
entsteigen, und sogleich den Inhalt ihrer Kofferräume,<br />
Ladeflächen und Anhängern weiträumig auf dem Platz<br />
verstreuen. Die kleine Truppe beginnt damit<br />
Partyzelte aufzubauen, Lichterketten zu spannen,<br />
Lautsprecherboxen zu verkabeln, sowie<br />
Wasserschläuche und Stromkabel zu verlegen.<br />
Inzwischen erregt das geschäftige Treiben<br />
auf diesem, sonst <strong>im</strong>mer öden Platz mitten<br />
in <strong>der</strong> Altstadt die erste Aufmerksamkeit<br />
<strong>der</strong> wenigen Anwohner und Passanten. Auf<br />
die Frage, was das Ganze denn werden<br />
solle, erhalten sie einen Hinweis auf eine,<br />
inzwischen gehißte Fahne, und die knappe,<br />
aber für die meisten doch zufriedenstellende<br />
Antwort: „Die 2. Nacht <strong>der</strong> Solidarität“. Im leichten<br />
Wind winkt unruhig das weiße Stück Stoff mit<br />
<strong>der</strong> überd<strong>im</strong>ensionalen <strong>AIDS</strong>-Schleife und den<br />
Worten:<br />
„LEBEN<br />
IST EIN<br />
MENSCHENRECHT“<br />
NACHLESE 17<br />
Mit diesem Slogan tritt das Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong><br />
seit vier Jahren in <strong>der</strong> Öffentlichkeit auf. Was ist das<br />
Bündnis eigentlich? Und wofür steht es? Das Aktionsbündnis<br />
gegen <strong>AIDS</strong> ist ein Zusammenschluß von über<br />
85 kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />
<strong>der</strong> Aids und Entwicklungszusammenarbeit sowie mehr<br />
als 250 lokaler Basisinitiativen. Ausschlaggebend für den<br />
Zusammenschluß ist die rasante Ausbreitung von<br />
HIV/<strong>AIDS</strong> seit Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre. Denn auch in<br />
Deutschland ist klar, daß nur eine koordinierte, breite<br />
Öffentlichkeitskampagne ausreichenden Druck in Politik<br />
und Öffentlichkeit aufbauen kann. Die Trägerorganisationen<br />
stellen zusammen die politischen Ziele <strong>der</strong><br />
Kampagne auf. In einem gemeinsamen Appell for<strong>der</strong>n sie<br />
die Regierung auf, sich stärker für den Kampf gegen<br />
HIV/<strong>AIDS</strong> einzusetzen.
18 NACHLESE<br />
Es ist 16 UHR geworden,<br />
das Wetter hat sich nach<br />
einer kurzen Nieseleinlage<br />
merklich zum Besseren<br />
gewendet. Scheu wagt die<br />
Sonne zwischen den Wolken<br />
einen Blick auf den Ort des Geschehens. Das Rauschen<br />
des Verkehrs dringt inzwischen nicht mehr so gnadenlos<br />
auf den Platz, denn mittlerweile zieren ein Bierwagen <strong>der</strong><br />
Weißenburg, ein Essensstand von Sylvia Lang und<br />
Christina Player, und eine von Claudia Wagner liebevoll<br />
geschmückte Cocktailbar die Seite des Platzes zur Hauptverkehrsa<strong>der</strong><br />
von <strong>Stuttgart</strong>. Bereits werden die Akteure<br />
auf dem Pflaster vor <strong>der</strong> Kirche teils argwöhnisch, teils<br />
interessiert von Menschen beäugt, die es sich am Rande<br />
<strong>der</strong> Blumen- und Baumrabatten und Bänken hin zur<br />
Leonardstraße bequem gemacht haben.<br />
Der Kampf <strong>der</strong> Helfer mit den Gestängen <strong>der</strong> Partyzelte ist<br />
inzwischen zu Gunsten <strong>der</strong> Helfer beendet worden und<br />
letztere schmücken nun die Rän<strong>der</strong> des Platzes, welcher<br />
nunmehr von Helfern <strong>der</strong> AHS mit Bierbänken und –<br />
tischen ausstaffiert wird. Geschäftig jagt ein elektrischer<br />
Hubwagen hin und her um den Ausschankwagen mit seiner<br />
notwendigen, flüssigen Ausstattung zu versehen.<br />
Nebenan am Essensstand wird schon mal <strong>der</strong> Grill auf<br />
seine Funktion getestet, während am Cocktailstand<br />
gecrushtes Eis in <strong>der</strong> Tiefe einer in die Jahre gekommenen<br />
Gefriertruhe versenkt wird. Die Infostände <strong>der</strong><br />
Gruppen des Aktionsbündnisses nehmen langsam mit<br />
Infowänden, Plakaten, Flyern und Spendendosen, die auf<br />
Füllung hoffen Gestalt an, denn<br />
„<strong>AIDS</strong> MACHT ARM“<br />
95 Prozent <strong>der</strong> Menschen, die mit HIV/<strong>AIDS</strong> leben, sind<br />
EinwohnerInnen von Schwellen- und Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />
Denn: Armut för<strong>der</strong>t die Ausbreitung von HIV und<br />
verstärkt <strong>der</strong>en Auswirkungen. Viele Menschen verarmen<br />
dann noch mehr, weil verdienende Familienangehörige<br />
sterben, Ersparnisse verloren gehen und Ausgaben für<br />
medizinische Behandlung, Pflege und Beerdigung zunehmen.<br />
Die sozialen und ökonomischen Auswirkungen <strong>der</strong><br />
Pandemie sind in einigen Regionen schon jetzt ver-<br />
heerend und werden<br />
dort noch zunehmen.<br />
Chronische Erkrankung<br />
und Tod vieler<br />
Menschen in ihren<br />
produktivsten Jahren<br />
führen dazu, daß das soziale Netzwerk zwischen den<br />
Generationen zusammenbricht.<br />
Die Uhr rückt vor auf 18 UHR. Petrus zeigt sich mittlerweile<br />
von seiner Sonnenseite. Musik und St<strong>im</strong>men des<br />
gut gefüllten Platzes übertönen den vorbeiziehenden<br />
Strom von Autos. Sylvia Lang und Christina Player von<br />
„Vanity-Hair“ sind mit ihren HelferInnen dabei die<br />
Verköstigung <strong>der</strong> Gäste mit diversen Speisen zu gewährleisten.<br />
Joach<strong>im</strong> Stein vom Zentrum-Weißenburg steht<br />
nach getaner Aufbauarbeit zufrieden mit Laura Halding<br />
am Getränkewagen und testet den ordnungsgemäßen<br />
Ausschank <strong>der</strong> Getränke in <strong>der</strong> Praxis, während die freiwilligen<br />
Helfer <strong>der</strong> Weißenburg anstehende, durstige<br />
Kehlen zügig zufrieden stellen.<br />
Rainer Seybold, Geschäftsführer des „Aktionsbündnis<br />
gegen <strong>AIDS</strong>“ bereitet sich auf die Begrüßung und erste<br />
Ansprache vor. Er hatte seit April die Koordination <strong>der</strong><br />
Gruppen und Einzelpersonen, sowie die Werbung und<br />
Öffentlichkeitsarbeit des Bündnisses intensiviert und <strong>im</strong><br />
Vorfeld <strong>der</strong> „Nacht <strong>der</strong> Solidarität“ in <strong>Stuttgart</strong> alle Beteiligten<br />
und Interessierten ins Zentrum-Weißenburg<br />
geladen. Die diesjährigen Schwerpunkte mußten vorgestellt<br />
und in eine für <strong>Stuttgart</strong> geeignete Form gebracht<br />
werden. Organisatorischer und technischer Ablauf wurden<br />
geplant und auf die Beteiligten verteilt. Dabei wurde<br />
deutlich, daß die Veranstaltung in <strong>Stuttgart</strong> gewissermaßen<br />
noch in den Kin<strong>der</strong>schuhen steckt, denn für dieses<br />
Jahr sollte zum ersten<br />
Mal eine Art Straßenfest<br />
mit Bewirtung und Musik<br />
den Rahmen <strong>der</strong> Information<br />
und des Gedenkens<br />
bilden. Einen<br />
<strong>der</strong> Schwerpunkte in<br />
diesem Jahr bildete die<br />
Aktion:
„Pillen<br />
statt Profit“<br />
Aidsbehandlung für Alle<br />
1. Nur etwa 7 Prozent <strong>der</strong> HIV-Infizierten in Schwellenund<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n bekommen die lebensnotwendigen<br />
antiretroviralen Medikamente. Dabei haben diese<br />
<strong>AIDS</strong>-Medikamente in den Industrielän<strong>der</strong>n seit 1996 die<br />
Aidsbedingten Todesfälle um bis zu 70% reduziert. In<br />
einigen Entwicklungslän<strong>der</strong>n haben die multinationalen<br />
Pharmakonzerne die Preise dafür zwar auf ca. 770 US-<br />
Dollar pro Jahr und Person gesenkt (Vgl. dazu<br />
Deutschland: 14.000 US-Dollar), aber das ist <strong>im</strong>mer noch<br />
das zweifache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens<br />
in diesen Län<strong>der</strong>n.<br />
2. Die <strong>der</strong>zeitige Pharmakotherapie <strong>im</strong> Kindes- und<br />
Jugendalter in Deutschland/Europa stützt sich in weiten<br />
Teilen auf empirische Daten. Die arzne<strong>im</strong>ittelrechtlich<br />
nicht zugelassene Arzne<strong>im</strong>itteltherapie ist <strong>der</strong> Regelfall:<br />
Nur etwa 20% <strong>der</strong> auf dem Markt befindlichen Arzne<strong>im</strong>ittel<br />
sind hinreichend für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche geprüft<br />
und für pädiatrische Indikationen zugelassen.<br />
Praktische Folge des Mangels an klinischen Studien mit<br />
Kin<strong>der</strong>n und an für Kin<strong>der</strong> zugelassene Arzne<strong>im</strong>itteln ist,<br />
daß in <strong>der</strong> Pädiatrie <strong>im</strong> stationären Bereich etwa 90% und<br />
<strong>im</strong> ambulanten Bereich ca. 13% <strong>der</strong> Arzne<strong>im</strong>ittel außerhalb<br />
<strong>der</strong> zugelassenen Indikation angewendet werden. Da<br />
<strong>der</strong> verordnende Arzt damit außerhalb <strong>der</strong> Zulassung des<br />
Arzne<strong>im</strong>ittels therapiert, ist er allein juristisch verantwortlich<br />
für die medikamentöse Therapie.<br />
19 UHR, das Wetter scheint zu halten was es uns am späten<br />
Nachmittag versprochen hat. Es ist ein lauer<br />
Sommerabend mitten <strong>im</strong> Herzen von <strong>Stuttgart</strong>, <strong>der</strong> kurze<br />
Regen während des Aufbaues vergessen. Der Pulsschlag<br />
von <strong>Stuttgart</strong>s Hauptverkehrsa<strong>der</strong> scheint<br />
sich etwas beruhigt zu haben. Rainer<br />
Seybold hat seine Begrüßung auf dem<br />
inzwischen ganz gefüllten Platz erfolgreich<br />
absolviert und auch <strong>der</strong> erste<br />
Höhepunkt des Programms mit <strong>der</strong><br />
Gruppe „Traumtänzer“ wurde vom buntgemischten<br />
Publikum mit dankbarem<br />
Applaus bedacht. Der anschließende,
20 NACHLESE<br />
erste Versuch von Rainer die<br />
Anwesenden über die Ziele<br />
<strong>der</strong> Veranstaltung näher zu<br />
informieren wurde allerdings zunächst von den Glocken<br />
<strong>der</strong> Kirche jäh unterbunden. Die Verstärkeranlage kam<br />
gegen 1,5 Tonnen Bronze einfach nicht so recht an. Zwar<br />
sollten die Glocken eigentlich zu diesem Zeitpunkt die<br />
gläubigen Christen zum Abendgottesdienst rufen, doch<br />
dieser würde an diesem Abend ausfallen. Denn zum<br />
einen bereiteten sich schon die Musiker Georg Ammon,<br />
Jürgen Häussler, Hans Fickel-Schar und Ralf Rettich, welche<br />
von Eckhard Ulrich und seinen Mitstreitern engagiert<br />
und finanziert wurden auf ihren musikalischen und rezitativen<br />
Auftritt vor. Zum an<strong>der</strong>en machten sich <strong>im</strong> Inneren<br />
<strong>der</strong> Kirche technisch versierte Menschen daran die aufgebaute<br />
Videoanlage in Gang zu setzen, um Interessierten<br />
einen Film zu zeigen, <strong>der</strong> in beson<strong>der</strong>er Weise die<br />
Problematik <strong>der</strong> weltweit grassierenden <strong>AIDS</strong>-Pandemie<br />
anhand eines Einzelschicksals in Afrika sichtbar machte:<br />
„Frag mich, ich bin positiv“<br />
Lesotho/Südafrika<br />
Thabo, Thabiso und Moalosi sind auf Mission. Die drei<br />
HIV-positiven jungen Basotho Männerreisen mit einem<br />
mobilen Kino durch Lesotho und zeigen ihre Filme in den<br />
entlegendsten Gegenden. In einem Land, in dem fast ein<br />
Drittel <strong>der</strong> Bevölkerung HIV-positiv ist, sind sie Teil einer<br />
kleinen Min<strong>der</strong>heit, die offen mit dem Virus lebt. Direkt<br />
und provokativ gehen sie mit ihrer Krankheit und mit den<br />
Fragen ihrer Zuhörer um. „Frag mich, ich bin positiv” ist<br />
eine Dokumentation über die Erlebnisse dieser Reisen<br />
und zeigt die Reaktionen <strong>der</strong> Menschen vor Ort. Er geht in<br />
einer einfühlsamen Weise auf die Erlebnisse <strong>der</strong> drei jungen<br />
Männer ein und schil<strong>der</strong>t beson<strong>der</strong>s die Reaktionen<br />
<strong>der</strong> meist jungen Zuschauer.<br />
Auch wenn sich <strong>der</strong> Film<br />
mit einer tödlichen Krankheit<br />
beschäftigt, ist „Frag<br />
mich, ich bin positiv“ ein<br />
durch und durch lebensbejahen<strong>der</strong><br />
Film...<br />
20 UHR die Abendsonne<br />
steht tief<br />
über den Dächern<br />
<strong>der</strong> Altstadt. Die St<strong>im</strong>mung auf dem Platz ist fröhlich und<br />
ausgelassen. Es kündigt sich <strong>der</strong> Programmhöhepunkt<br />
des Abends an: Die „Cheerlu<strong>der</strong>s“ und die „Zackige<br />
Zicken“ vom Abseitz <strong>Stuttgart</strong>. Kaum wan<strong>der</strong>n die ersten<br />
strammen Burschen aus dem eigens aufgestellten<br />
Gar<strong>der</strong>obe-Zelt, geht schon <strong>der</strong> Jubel los. Mit ihren perfekt<br />
einstudierten Tanz- und Akrobatikeinlagen ist es für<br />
die Protagonisten ein Kin<strong>der</strong>spiel die Massen auf dem<br />
Platz in ihren Bann zu ziehen. Auch bleiben zahlreiche<br />
Passanten am Rande des Geschehens stehen, und beobachten<br />
interessiert das Treiben auf <strong>der</strong> Fläche vor dem<br />
Haupteingang <strong>der</strong> Kirche. Unter frenetischem Applaus<br />
wechseln sich die beiden Gruppen in ihren Darbietungen<br />
ab, und lassen so die nächsten 30 Minuten <strong>im</strong> Fluge vergehen.<br />
Doch es wurde dann auch Zeit für das geplante<br />
Jazz-Konzert in <strong>der</strong> Leonardskirche. Geboten wurde st<strong>im</strong>mungs-<br />
und gefühlsvoller Jazz mit Saxophon, Orgel, und<br />
Schlagzeug. Zuvor aber richtete Ralph Bogen von <strong>der</strong><br />
Aidshilfe <strong>Stuttgart</strong> seinen Dank an die Gäste, beteiligten<br />
Gruppen und die freiwilligen Helfer, sowie an Rainer<br />
Seybold für das gelungene Fest. Auch er fühlte sich wohl,<br />
wie viele an<strong>der</strong>e an die Anfangszeiten <strong>der</strong> Hocketse<br />
erinnert, als sich diese noch nicht zu diesem Mega-Event<br />
entwickelt hatte, das es heute ist.<br />
22 UHR, die Nacht liegt über <strong>Stuttgart</strong>. Die bunten Lichter<br />
und Straßenlaternen auf dem Leonardsplatz wetteifern<br />
mit <strong>der</strong> Fahrbahnbeleuchtung nebenan. Als in <strong>der</strong> Kirche<br />
die letzten Töne des Konzertes verklungen sind ergreift<br />
Doris Bazlen, Klinikpfarrerin und <strong>AIDS</strong>-Seelsorgerin <strong>der</strong><br />
Evangelischen Landeskirche Württemberg das Wort, denn<br />
es soll zum Abschluß <strong>der</strong> Veranstaltung als Zeichen <strong>der</strong><br />
Solidarität und des Gedenkens aus roten Kerzen eine<br />
<strong>AIDS</strong>-Schleife gebildet<br />
werden. Ausnahmslos<br />
alle Gäste versammelten<br />
sich mit<br />
ihr zur Leonardstraße<br />
hin, um zusammen<br />
mit ihr <strong>der</strong>er zu gedenken,<br />
die weltweit
an HIV/ <strong>AIDS</strong> erkrankt o<strong>der</strong> gestorben sind. Ein je<strong>der</strong><br />
reichte „sein“ Licht an die Kerze des nächsten weiter und<br />
trug somit symbolisch seine Solidarität an an<strong>der</strong>e weiter.<br />
Möge dieses Licht weltweit alle Menschen erreichen...<br />
Nacht <strong>der</strong> Solidarität 2005<br />
Nacht <strong>der</strong> Solidarität war erfolgreich/83<br />
Städte waren dabei<br />
Am 2. Juli diesen Jahres fand die zweite Nacht <strong>der</strong> Solidarität<br />
vom Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong> in über 80 Orten<br />
Deutschlands und in vielen Kirchengemeinden statt. Gemeinsam<br />
setzten so Tausende Bürger und Bürgerinnen in<br />
ganz Deutschland ein Zeichen für Menschen, die weltweit<br />
mit HIV/Aids leben. Vom Hafen in List auf Sylt bis zum<br />
Marktplatz in Konstanz am Bodensee; von <strong>der</strong> Innenstadt<br />
Aachens bis zum Bürgergarten in Döbeln, Sachsen: Überall<br />
kamen am ersten Samstag <strong>im</strong> Juli und am Morgen<br />
danach Menschen zusammen, die sich gegen die<br />
Ausgrenzung von Menschen mit HIV/Aids und für bessere<br />
Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten einsetzten.<br />
Gemeinsam informierten sie so Passanten und Gemeindemitglie<strong>der</strong><br />
auf Straßenfesten, in Fußgängerzonen,<br />
in Open-Air-Gottesdiensten, bei Konzerten, Sportveranstaltungen,<br />
Grillabenden, Kinovorstellungen o<strong>der</strong> Podiumsgesprächen<br />
über die Folgen <strong>der</strong> weltweiten<br />
Pandemie.<br />
1.00 UHR, vor mir <strong>der</strong> stockdunkle Platz vor <strong>der</strong> Kirche.<br />
Lediglich das grelle Licht, das die <strong>im</strong>mer noch belebte<br />
Fahrbahn hinter den Bäumen grotesk beleuchtet dringt<br />
durch <strong>der</strong>en Blattwerk zu mir herüber. Es ist kühl geworden,<br />
aus dem Radio meines Autos klingt die Live-Übertragung<br />
des „Live8“-Konzertes, das anläßlich des bevorstehenden<br />
G8-Gipfels weltweit stattfindet. Wie so oft bin<br />
ich mal wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> letzte, <strong>der</strong> seinen Krempel abgebaut<br />
und verstaut hat. Rainer hilft mir noch die letzten Koffer<br />
und Kabel meiner Musikanlage <strong>im</strong> Anhänger zu verstauen.<br />
Entwe<strong>der</strong> bin ich einfach zu langsam be<strong>im</strong> Aufräumen,<br />
o<strong>der</strong> ich habe mittlerweile zu viel Krempel angesammelt.<br />
Sei’s drum. Ich bin zufrieden mit dem Ablauf<br />
und dem Erfolg „unserer“ Nacht <strong>der</strong> Solidarität. Es war<br />
ein schönes, fröhliches und dennoch würdiges Fest.<br />
Während mir <strong>im</strong> Radio <strong>der</strong> Sprecher die neuesten<br />
Nachrichten zum Live8-Konzert und zum bevorstehenden<br />
G8-Gipfel verkündet fahre ich vom Platz. Mir ist es inzwischen<br />
saukalt geworden und ich drehe trotz Sommermonat<br />
den Regler meiner Heizung voll auf. Vorbei an den<br />
Nachtschwärmern, die noch in diesem Viertel um diese<br />
Uhrzeit unterwegs sind biege ich mit meinem Gespann<br />
vorsichtig in den tobenden Verkehr <strong>der</strong> Hauptstätterstraße<br />
und gebe schnell Gas...<br />
G8-Regierungen<br />
beschließen Aids-Ziele<br />
Anlaß <strong>der</strong> zweiten Nacht <strong>der</strong> Solidarität war unter an<strong>der</strong>em<br />
<strong>der</strong> damals bevorstehende G8-Gipfel in Schottland.<br />
Diesen wollten die Regierungen <strong>der</strong> führenden Industrielän<strong>der</strong><br />
nutzen, um konkrete Verabredungen zur<br />
Reduzierung <strong>der</strong> Armut in den wirtschaftlich benachteiligten<br />
Län<strong>der</strong>n auf den Weg zu bringen. Die führenden<br />
Wirtschaftsnationen nahmen sich vor, für kommende<br />
Generationen in Afrika ein Leben frei von HIV/<strong>AIDS</strong> möglich<br />
zu machen. Wirksame und weitreichende Programme<br />
zur Vermeidung von Neuinfektionen sollen durchgeführt<br />
werden. Prävention, Behandlung und Pflege wollen die<br />
G8 ausweiten, um bis zum Jahr 2010 Behandlung für alle<br />
an <strong>AIDS</strong> Erkrankten zu sichern. „Nachdem die G8 mehr<br />
Unterstützung für die <strong>AIDS</strong>-Bekämpfung verabredet<br />
haben, erwarten wir, daß auch die Bundesregierung diese<br />
Verabredung in neue Pläne und Taten umsetzt", kommentierte<br />
Jürgen Hammelehle, Sprecher des Aktionsbündnisses,<br />
die Ergebnisse des G8-Gipfels.<br />
Ulf Leuker<br />
NACHLESE 21<br />
(Quellen <strong>der</strong> Zwischentexte: www.aidskampagne.de und www.brot-fuer-die-welt.de)
22 LEBEN MIT HIV<br />
Deutsch–Österreichischer<br />
Die Hofburg war das Kongresszentrum, mitten in Wien, umgeben<br />
von schönen Parkanlagen und unzähligen fotografierenden<br />
Touristen, zu denen ich mich auch zähle. Mitten in diesem Trubel,<br />
fast unauffällig in einem Seitenflügel fand unser Kongress statt.<br />
Der Bau - pompös, barock, mit Gold verziert, das das Auge blendet<br />
und erfreut vor lauter Glanz. Sicherheitspersonal dezent<br />
unauffällig, und die Erkennungszeichen <strong>der</strong> Teilnehmer waren<br />
rote Keyhol<strong>der</strong>s von Boehringer Ingelhe<strong>im</strong> mit unserem Namen<br />
und <strong>der</strong> Stadt, aus <strong>der</strong> wir kommen. Ebenfalls rote Umhängetaschen<br />
mit Infomaterial und Programm hat je<strong>der</strong><br />
Teilnehmer bekommen, so ausgerüstet ging es dann am<br />
Mittwoch den 1. Juni 2005 um 9 Uhr auch los. Ich hörte mir die<br />
Vorträge über toxische Auswirkungen auf das Metabolische<br />
System, und “ wie Lerne ich mit <strong>der</strong> ART zu Leben“ an. Die<br />
Pathogenese des Lipodystrophie – Syndroms, also was ist das<br />
genau, die Diagnose die Dr. Capeau Jacqueline aus Paris stellt<br />
und als Krankheit definiert, und infolge dessen auch als solche<br />
behandelt wird, was wie<strong>der</strong>um eine Leistung <strong>der</strong> Krankenkassen<br />
in Frankreich ist. Im Vergleich zu Deutschland, wo die Lipoumverteilung<br />
als ein kosmetisches Problem definiert wird und die<br />
Behandlungen selbst zu tragen sind, hinkt Deutschland den<br />
Franzosen deutlich hinterher, obwohl alle ein einiges, großes und<br />
starkes Europa wollen und es auf <strong>der</strong> Gesundheitsebene so gravierende<br />
Unterschiede gibt. Viva la France !<br />
Die Eigentliche Eröffnung und Begrüßungsrede fand dann um<br />
13 Uhr statt durch Brigitte Schmied, die österreichische<br />
Organisatorin aus Wien, Herrn Brockmeyer, <strong>der</strong> die Deutschlandsorganisation<br />
vertrat, sowie Petra Klüfer aus Hamburg, die<br />
für die Community sprach. Alles in allem wurden Zahlen genannt<br />
die auffor<strong>der</strong>n, weiter mit Volldampf an die Globale Sache <strong>AIDS</strong><br />
und HIV ranzugehn und Forschung und Gel<strong>der</strong> zu mobilisieren<br />
Weltweit dem Virus Paroli zu bieten. Sonst ist die Welt rucki zucki<br />
bei uns vor <strong>der</strong> Haustür, was sie ja auch schon ist, und das<br />
Problem ist nur verlagert und nicht behoben. Ein guter Vertreter<br />
dieser Arbeit ist das Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong>, das die Stellen<br />
versucht wachzurütteln und zu bewegen , die dafür verantwortlich<br />
sind, nicht nur in Deutschland son<strong>der</strong>n Weltweit.<br />
Psychosoziale Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> HIV Infektion und Posit(HIV)e<br />
Lebensqualität, was ist das? Armin Ba<strong>der</strong> aus Bochum hatte es<br />
schön formuliert . Eine o<strong>der</strong> zwei Tabletten am Tag zu schlucken<br />
ist klar eine Verbesserung, doch geht's uns dann auch wirklich<br />
besser? „Stigmatisierung durch die Gesellschaft,“ auch <strong>der</strong> hat<br />
<strong>AIDS</strong>, Junkie, Hure, Schwuler Bock, <strong>der</strong> fickt doch mit jedem, <strong>der</strong><br />
ist doch krank, die sollen doch da bleiben wo sie herkommen,<br />
alle in Ghettos sperren“, etc. diese Worte hört man <strong>im</strong>mer noch<br />
! Und wie sieht es aus mit Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung ins Berufsleben<br />
für die, die mit ihrer Grundsicherung nicht weit kommen und sich<br />
wie<strong>der</strong> fit fühlen, was für die Gesellschaft und für sich zu tun,<br />
dass es uns allen besser geht, wie bei mir z.B. Bezahlte<br />
Arbeitsplätze, nicht Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, 1EUR-Jobs,<br />
son<strong>der</strong>n normal bezahlte Arbeit und nicht Abschiebung in die<br />
Sozialisolation. Ohne Moos nichts los! Akzeptanz <strong>der</strong><br />
Folgeerkrankungen von HIV und <strong>AIDS</strong>, wie Depressionen,<br />
Lipodystrophie bzw. -atrophie, Neuropathien, Stoffwechselstörungen<br />
etc. Wie sieht es mit all diesen Diagnosen noch mit<br />
<strong>der</strong> Positiven Lebensqualität aus, geht das überhaupt noch?<br />
Bekommt man wenigstens einen kleinen Ausgleich vom Staat<br />
mit Vergünstigungen über den Schwerbehin<strong>der</strong>tenausweis? Und<br />
so weiter, und so weiter.
LEBEN MIT HIV 23<br />
<strong>AIDS</strong> Kongress 2005 in Wien<br />
Es ist viel Bedarf da, man muss nur kämpfen, aber hab ich die<br />
Kraft dafür und wer hilft mir tatsächlich ? Trotzdem so viele Ärzte<br />
sich für unser Wohl einsetzen, komm ich mir oft sehr einsam,<br />
nicht verstanden und ausgenutzt vor, obwohl ich selber einen<br />
guten Arzt habe, den Eiko Schneidmann! Bella Erlich-<br />
Trugenberger HIV Referentin aus <strong>Stuttgart</strong>, war auch be<strong>im</strong><br />
Kongress und es wurde ihr schlecht, und man stelle sich vor, bei<br />
so vielen Ärzten die da waren, hatte keiner einen Rezeptblock<br />
dabei um Medikamente zu verschreiben. Sie musste alleine zur<br />
Apotheke gehen, so krank wie sie war, und mit dem Tipp von<br />
einem anwesenden Arzt, du musst nur lang genug winseln be<strong>im</strong><br />
Apotheker, dann kriegst es auch ohne Rezept ! Das war die <strong>Hilfe</strong><br />
von einem Arzt, <strong>der</strong> einen Patienten versorgte.<br />
Am nächsten Morgen ging's genau so weiter, Neuropsychiatrische<br />
Begleiterkrankungen wie Wechselwirkungen von<br />
HIV mit <strong>der</strong> angeborenen Immunität - Beson<strong>der</strong>heiten <strong>im</strong> Gehirn.<br />
Die progressive multifokale Leukencephalopathie ( PML ) <strong>im</strong><br />
Zeitalter von HAART, wie<strong>der</strong> HIV und Depressionen, und<br />
Differentialdiagnostik bei Kopfschmerzen bei HIV – Patienten,<br />
also wenn man da keine Kopfschmerzen bekommt auch als HIV<br />
– Patient, ist es kein Wun<strong>der</strong>, und das alles geht bei mir <strong>im</strong><br />
Körper vor, es ist ja ein Wun<strong>der</strong> dass ich überhaupt noch funktioniere,<br />
als ein so schnell mutieren<strong>der</strong> Mensch. Ja Verän<strong>der</strong>ung<br />
ist gut, aber gleich so viel und lebensbedrohlich!? Ich bin ein<br />
Mutant aus dem sience fiction Roman, nein das ist mein Leben !<br />
Komplikationen und mitochondriale Toxizität, ja jetzt kommen wir<br />
zu meinem Thema. Walker U.A. Freiburg ,einer <strong>der</strong> Befürworter<br />
in Deutschland von den Uridinen <strong>im</strong> Einsatz be<strong>im</strong> Versuch <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Mitochondrien, also unserer Zellen aus<br />
denen wir bestehen, da durch die Mutation des HIV und <strong>der</strong>en<br />
Nebenwirkung sowie <strong>der</strong> Nebenwirkung <strong>der</strong> HAART sich einiges<br />
verän<strong>der</strong>t <strong>im</strong> Körper, was man noch nicht genau und sicher weiß,<br />
was und warum, aber dass es zum Sterben allemal reicht.<br />
Jedenfalls ist man sich sicher; das die Uridine helfen können,<br />
was auch praktisch <strong>im</strong> Labor funktioniert. Ein für und wi<strong>der</strong><br />
wurde in dem Raum „Gehe<strong>im</strong>e Ratstube“, wie schon <strong>der</strong> Name<br />
sagt, hitzig und gleichzeitig lustig diskutiert, pro und contra,<br />
Walker U.A. gegen Behrens G. Hannover, was mit einem Sieg für<br />
Walker meines Erachtens ausfiel. Uridine als Rettung vor dem<br />
Zerfall?! Ich glaub daran, bin selber <strong>im</strong> Projekt in München<br />
(Infektionsambulanz) be<strong>im</strong> Bogner J. und schlucke 1 Gramm<br />
Triacyluridin am Tag seit einem halben Jahr und sehe Fortschritte<br />
an meinem Körper.<br />
Was auch noch interessant war, war die Erkenntnis für mich;<br />
dass die STD´s (Geschlechtskrankheiten) für Männer wie Frauen<br />
gleich schl<strong>im</strong>m sind, und dass <strong>der</strong> Befall an allen Teilen wie,<br />
Anus, Vagina o<strong>der</strong> Mund gleichzeitig sein kann. Also pass auf,<br />
wen du küsst.<br />
Was gab es noch ? Es gab noch einiges, und alles konnte ich<br />
nicht besuchen. Dies war nur ein kleiner Teil den ich hier auch<br />
erwähnen konnte, geht be<strong>im</strong> nächsten DÖAK 2007 in Frankfurt<br />
am Main selber hin, und lasst euch von <strong>der</strong> Flut an Informationen<br />
nicht erdrücken, son<strong>der</strong>n versucht es zu zelebrieren und verstehen,<br />
damit es euch vielleicht damit besser geht und ihr ein schöneres<br />
und angenehmeres Leben mit dem HIV habt.<br />
Euer Mihajlo R.
24 NACHLESE CSD & HOCKETSE<br />
CSD und Hocketse <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
Kurz vorweg:<br />
Erst Mal herzlichen Dank allen AktivistInnen des CSDs und <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Hocketse! Die St<strong>im</strong>mung be<strong>im</strong> CSD und auch<br />
bei <strong>der</strong> Hocketse <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> war einfach super! Beson<strong>der</strong>s beeindruckend war auch, wie ruhig es auf dem Marktplatz<br />
bei <strong>der</strong> Hocketse war, als wir an unsere verstorbenen Freunde und Freundinnnen gedacht haben.<br />
I<br />
m CSD-Gästebuch (www.csd-stuttgart.de)<br />
findet man einzelne Äußerun-<br />
gen, dass <strong>der</strong> CSD zum „Techno-<br />
festivals und Tuntenselbstdarstellung<br />
ohne jeglichen politischen Hintergrund“<br />
mutiert sei.<br />
Zwar bin ich auch <strong>der</strong> Ansicht, dass es<br />
besser wäre, wenn durch mehr<br />
Transparente und an<strong>der</strong>e Aktivitäten,<br />
<strong>der</strong> eigentliche Zweck des CSD, eine<br />
wirkliche soziale und rechtliche<br />
Gleichstellung von Lesben und<br />
Schwulen zu erreichen, deutlicher zum<br />
Ausdruck kommen könnte. Aber dem<br />
CSD jeglichen emanzipatorischen und<br />
politischen Charakter absprechen zu<br />
wollen, ist einfach absurd!<br />
Wie kann man Gruppen mit ihren (sozialpolitischen)<br />
Anliegen wie z. B. lesbisch-schwule<br />
Lehrer in <strong>der</strong> GEW,<br />
schwule Väter, Eltern schwuler und lesbischer<br />
Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> den LSVD einfach<br />
übersehen?<br />
Vom För<strong>der</strong>verein Neue Wege in <strong>der</strong><br />
HIV-Therapie hatten wir z. B. das<br />
Transparent mit dem Motto getragen<br />
„Bekämpft <strong>AIDS</strong> – nicht Menschen mit<br />
<strong>AIDS</strong>“, dass bei den vielen Zuschauern<br />
des CSDs mehrfachen Beifall erntete.<br />
Damit wurde praktisch wi<strong>der</strong>legt, dass<br />
die Menschen heutzutage be<strong>im</strong> CSD nur<br />
den oberflächlichen Spaß und Konsum<br />
suchen und ernste Anliegen keine<br />
Chance mehr hätten.<br />
Es waren auch sehr originelle Wagen<br />
wie z. B. von <strong>der</strong> Schwulengruppe aus<br />
Reutlingen vertreten, die „unseren“<br />
neuen Papst wegen seiner schwulenund<br />
lesbenfeindlichen Krampfhaltung<br />
auf die Schippe genommen hat: „Gottes<br />
schwule Kindlein leben, auch ohne Papa<br />
Ratzis Segen“.<br />
Mit Vertretern an<strong>der</strong>en Gruppen und<br />
Organisationen unterstützte <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>verein bei <strong>der</strong> Hocketse die<br />
Kampagne „Pillen statt Profite“ des<br />
Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong>. Wir stellten<br />
sie u. a. auch auf dem vollen <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Marktplatz in einer kurzen Rede vor. In<br />
kürzester Zeit konnten mehrere<br />
Hun<strong>der</strong>te von Unterschriften gegen die<br />
tödliche Hochpreispolitik <strong>der</strong> Pharmakonzerne<br />
in <strong>der</strong> sog. „3. Welt“ gesammelt<br />
werden.<br />
Kritisch diskutiert werden muss<br />
und kann nach meiner Ansicht, wenn<br />
bei <strong>der</strong> CSD-Kundgebung hauptsächlich<br />
Vertreter von etablierten Parteien sprechen,<br />
die eine Politik gegen eine wirkliche<br />
Gleichberechtigung von Lesben und<br />
Schwulen vertreten, während Vertretern<br />
von Lesben- und Schwulengruppen, die<br />
das ganze Jahr über Kleinarbeit hierfür<br />
betreiben, kaum noch diese Möglichkeit<br />
eingeräumt wird.<br />
Bei <strong>der</strong> Hocketse <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> sah dies<br />
erfreulicherweise etwas an<strong>der</strong>s aus. Hier<br />
würde ich mir für die nächsten Jahre<br />
einen Mo<strong>der</strong>ator/ eine Mo<strong>der</strong>atorin<br />
wünschen, <strong>der</strong>/ die auch aus den<br />
Reihen <strong>der</strong> <strong>Stuttgart</strong>er <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
kommt. Denn, wer von den Teilnehmern<br />
<strong>der</strong> Hocketse hat wohl mitbekommen,<br />
dass die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> mit <strong>der</strong> Hocketse<br />
auch ihr 20jähriges Bestehen „gefeiert“<br />
hat?<br />
In <strong>der</strong> RAINBOW-Redaktion haben wir<br />
einen kritischen Blick auf unsere eigene<br />
CSD-Berichterstattung in den vergangenen<br />
Jahren geworfen. Dabei ist uns aufgefallen,<br />
dass wir ebenso hauptsächlich<br />
Bil<strong>der</strong> veröffentlicht haben, wo Schwule<br />
als unpolitische Paradiesvögel gezeigt<br />
werden. Wir finden es falsch, wenn <strong>der</strong><br />
CSD in den (bürgerlichen und schwulen)<br />
Medien <strong>im</strong>mer nur darauf sehr einseitig<br />
reduziert wird, während Lesben und<br />
Schwule mit politischen Transparenten<br />
und Anliegen kaum abgebildet und dargestellt<br />
werden.<br />
So berichteten die Medien kaum darüber,<br />
dass sich <strong>der</strong> Kölner mit den<br />
Lesben und Schwulen in Polen solidarisierte<br />
(siehe Kasten S.26/27 hierzu). In<br />
Frankfurt wurde <strong>der</strong> „Fall“ Andre<br />
Aragoli, <strong>der</strong> von Abschiebung in den Iran<br />
bedroht wird sowie die Hinrichtung<br />
zweier jugendlicher Schwuler am 20.<br />
Juli 2005 in Mashhad/Iran breit bekannt<br />
gemacht und zu Protesten aufgerufen.<br />
Mehrere Tausende wütende Online-<br />
Mails gingen bei den für die ursprünglich<br />
geplante Abschiebung politisch<br />
Verantwortlichen in Hessen ein.<br />
In <strong>Stuttgart</strong> fand ich das CSD-Motto<br />
"Familie heute" mit zahlreichen Veranstaltungen<br />
zum Thema höchstpolitisch.<br />
Wer wusste schon vorher, dass<br />
ca. jedes siebte lesbisch o<strong>der</strong> schwule<br />
Paar Kin<strong>der</strong> großzieht? Die politische<br />
Brisanz des <strong>Stuttgart</strong>er CSD bestand<br />
also keinesfalls nur in <strong>der</strong> Schirmherrschaft<br />
des CDU-Sozialminister<br />
Renners und den dadurch ausgelösten<br />
Spannungen – so wie es einige Medien<br />
darstellten.<br />
Rückmeldungen von Gästen aus an<strong>der</strong>en<br />
Städten bestätigten uns, dass die<br />
Hocketse <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> und die CSD-<br />
Parade noch nicht so stark kommerzialisiert<br />
und aus sexistischer Selbstdarstellung<br />
bestehen würde, wie dies in<br />
an<strong>der</strong>en Städten lei<strong>der</strong> mittlerweile<br />
durchaus in einigen (Groß-)Städten <strong>der</strong><br />
Fall ist.<br />
Tun wir alles dafür, dass diese Stärke<br />
des CSDs in <strong>Stuttgart</strong> und <strong>der</strong> Hocketse<br />
<strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> nicht verloren geht, son<strong>der</strong>n<br />
in den nächsten Jahren gestärkt<br />
und ausgebaut wird. Ralf Bogen
NACHLESE CSD & HOCKESE 25<br />
– zu unpolitisch und kommerziell?<br />
Wir dokumentieren die Rede zur<br />
Hocketse <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> von<br />
Ralf Bogen:<br />
“Das Ziel eines Impfstoffes und einer<br />
wirklichen Heilung dürfen wir nicht aufgeben!”<br />
Liebe Hockestebesucher,<br />
<strong>im</strong> Namen vom Aktionsbündnis<br />
gegen <strong>AIDS</strong> will ich Euch bitten,<br />
die Kampagne „Pillen statt<br />
Profite – <strong>AIDS</strong>-Behandlung für<br />
alle Menschen mit HIV und<br />
<strong>AIDS</strong>“ zu unterstützen. Mit<br />
einer leeren Medikamentenverpackung<br />
for<strong>der</strong>n wir von den<br />
Pharmaunternehmen, die Patentrechte<br />
auf <strong>AIDS</strong>-Medikamente<br />
haben:<br />
• Verkaufen Sie Medikamente<br />
in ärmeren Län<strong>der</strong>n zum Produktionspreis*!<br />
• Dosieren Sie Medikamente<br />
auch für Kin<strong>der</strong>!<br />
• Geben Sie die Patentrechte<br />
frei! Ermöglichen Sie die<br />
Herstellung von hochwertigen<br />
<strong>AIDS</strong>-Nachahmer-Medikamenten<br />
in ärmeren Län<strong>der</strong>n.<br />
Aktivisten des Aktionsbündnis<br />
von <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>, <strong>AIDS</strong> und Kin<strong>der</strong>,<br />
<strong>AIDS</strong>-Beratungsstelle <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Gesellschaft, <strong>AIDS</strong>-<br />
Seelsorge <strong>der</strong> ev. Landeskirche,<br />
Brot für die Welt und För<strong>der</strong>verein<br />
Neue Wege in <strong>der</strong><br />
HIV-Therapie werden nun hier<br />
durch die Reihen gehen und<br />
Unterschriften auf den leeren<br />
Medikamentenschachtel für diese<br />
For<strong>der</strong>ungen sammeln. Mit vielen<br />
an<strong>der</strong>en Packungen werden<br />
wir diese in öffentlichkeitswirksamen<br />
Aktionen an die<br />
Pharma-Unternehmen übergeben.<br />
Genauere Informationen gibt<br />
es an den zahlreichen Infoständen<br />
hier auf <strong>der</strong> Hocketse<br />
– besuchen Sie diese!<br />
Auch wenn die <strong>AIDS</strong>-Krise in<br />
den ärmeren Län<strong>der</strong> viel mehr<br />
Opfer for<strong>der</strong>t, dürfen wir nicht<br />
verdrängen, dass auch in<br />
<strong>Stuttgart</strong> <strong>im</strong>mer noch an den<br />
Folgen von <strong>AIDS</strong> gestorben wird.<br />
Täglich sterben zwei Menschen<br />
in Deutschland an den Folgen<br />
dieser schrecklichen Krankheit.<br />
Alle jene, die unsafen Sex<br />
hatten, will ich ermutigen,<br />
einen HIV-Test durchzuführen.<br />
Denn HIV bemerken wir nicht<br />
<strong>im</strong>mer, auch die Ärzte nicht.<br />
Wir wollen verhin<strong>der</strong>n, dass<br />
weitere Freunde den Test erst<br />
dann durchführen, wenn es für<br />
eine rechtzeitige Behandlung<br />
bereits zu spät ist.<br />
Die Kombitherapie ist nur eine<br />
Übergangslösung. Sie ist verbunden<br />
mit gravierenden Nebenwirkungen<br />
und heilen kann sie<br />
nicht. So habe ich viele<br />
Freunde und meinen Lebenspartner<br />
verloren.<br />
Als Gründungsmitglied <strong>der</strong><br />
RAINBOW-Gruppe <strong>der</strong> <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
<strong>Stuttgart</strong> und des För<strong>der</strong>vereins<br />
Neue Wege in <strong>der</strong> HIV-<br />
Therapie, rufe ich dazu auf:<br />
Das Ziel eines Impfstoffes und<br />
einer wirklichen Heilung dürfen<br />
wir nicht aufgeben! Wir<br />
müssen solange Druck auf<br />
Politik und Pharmaindustrie<br />
ausüben und die Forschung vorantreiben,<br />
bis wir dieses Ziel<br />
erreicht haben. Schaut nicht<br />
weg und engagiert Euch mit uns!<br />
Z. B. bei <strong>der</strong> Kampagne „Pillen<br />
statt Profite“ vom Aktionsbündnis!<br />
In diesem Sinne wünsche ich<br />
uns allen, trotz dem Schmerz<br />
um verlorene Freunde, eine<br />
fröhliche Hocketse!<br />
*Anm: Der För<strong>der</strong>verein Neue Wege in <strong>der</strong> HIV-Therapie<br />
for<strong>der</strong>t in seinem Sofortprogramm den kostenlosen<br />
Zugang aller Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> zu den lebenswichtigen<br />
<strong>AIDS</strong>-Medikamenten. Der För<strong>der</strong>verein unterstützt<br />
dennoch die Kampagne „Pillen statt Profite“ und<br />
gehört zu den aktiven Trägern des Aktionsbündnisses.
CSD Impressionen<br />
colognepride 2005: Protest gegen Menschenrechtsverletzungen in Polen – Aggressionen gegen Lesben un<br />
Gemeinsam verurteilen die Deutsche <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V., die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> NRW e.V., das Schwule Netzwerk NRW e.V., die LAG Lesben in NRW und<br />
<strong>der</strong> Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. die zahlreichen Angriffe auf Lesben und Schwule in Polen. Vergangenen Monat wurden zwei<br />
Vorstandsmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> polnischen "Kampagne gegen Homophobie" in Kölns Partnerstadt Kattowitz angeschossen und sowohl auf dem Gay<br />
Pride in Krakau als auch auf dem Warschauer CSD war es zu Zusammenstößen zwischen rechtsextremen Jugendlichen und friedlich demonstrierenden<br />
Lesben und Schwulen und gekommen. Hintergrund <strong>der</strong> Aggressionen gegen Lesben und Schwule ist die unerträgliche<br />
St<strong>im</strong>mungsmache rechtsgerichteter Politiker seit den brutalen Ausschreitungen in Krakau <strong>im</strong> vergangenen Sommer. Warschaus nationalkonservativer<br />
Bürgermeister Lech Kaczynski bezeichnet die Emanzipationsbestrebungen <strong>der</strong> polnischen Gay Community als "Propaganda <strong>der</strong><br />
Perversion". Kaczynskis Bru<strong>der</strong> Jaroslaw ist Parteichef <strong>der</strong> ultrakonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" und unterstützt die schwulenfeindliche<br />
Politik. Auch <strong>der</strong> Europaabgeordnete Wojciech Wierzejski ruft ganz unverhohlen dazu auf, Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Lesben- und
d Schwule müssen gestoppt werden!<br />
Schwulenbewegung mit „sozialer und moralischer Intoleranz“ zu<br />
strafen.<br />
Bürgermeister Kaczynski, <strong>der</strong> sich gute Chancen ausrechnet, nächster<br />
polnischer Staatspräsident zu werden, hatte bis zuletzt versucht,<br />
den Warschauer CSD zu verbieten. Trotz Demonstrationsverbots<br />
zogen rund 2 500 Lesben, Schwule und Sympathisantinnen und<br />
Sympathisanten durch die Stadt.“
ZWEI JUGENDLICHE SCHWULE IN MASHHAD/IRAN HINGERICHTET<br />
„Das Urteil zwei jugendliche Männer hinzurichten, die gleichgeschlechtliche Liebe<br />
praktizierten, wurde in Mashhad, <strong>im</strong> Osten Irans vollstreckt. Nach Informationen <strong>der</strong><br />
Studentischen Presseagentur Iran (ISNA) kündigten die Verantwortlichen des<br />
Landkreises 19 an, die beiden Jugendlichen, einer<br />
von ihnen unter 18 Jahre, aufgrund ihrer homosexuellen<br />
Praxis öffentlich hinzurichten. Die Hinrichtung<br />
durch Erhängung fand öffentlich und <strong>im</strong> Beisein einer<br />
Vielzahl von Zuschauern statt.<br />
Kurze Zeit vor <strong>der</strong> Hinrichtung hatte <strong>der</strong> Reporter <strong>der</strong><br />
ISNA die Möglichkeit mit den Angeklagten zu sprechen.<br />
Diese wie<strong>der</strong>holten mehrmals, dass sie vierzehn<br />
Monate nach dem Urteil ihre Tat bereuten und einsichtig seien. Einer <strong>der</strong><br />
Angeklagten sagte sogar er wusste vorher nicht, dass die homosexuelle Praxis mit<br />
dem Tode bestraft wird. Er wusste aber schon, dass diese Praxis strafbar sei. Der<br />
Anwalt des min<strong>der</strong>jährigen Angeklagten Ruhollah Rasaszadeh erklärte er habe nach<br />
dem ersten Urteil Wi<strong>der</strong>spruch eingelegt mit Verweis auf die Min<strong>der</strong>jährigkeit seines<br />
Mandanten. Das Hohe Gericht jedoch bestätigte das Urteil in <strong>der</strong> ersten Instanz. Das<br />
Urteil des Landkreises 19 wurde von <strong>der</strong> höchsten gerichtlichen Instanz <strong>im</strong> Iran<br />
überprüft und bestätigt und am 20. Juli vollstreckt.“<br />
Übersetzung eines Artikels aus <strong>der</strong> Zeitung PeykeIran (www.peykeiran.com)
NACHLESE CSD & HOCKESE 29<br />
DEUTSCHE <strong>AIDS</strong>-HILFE E.V. (DAH)<br />
KRITISIERT IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FALL ANDRE ARAGOLI<br />
DIE UNDURCHSICHTIGE ABSCHIEBEPRAXIS<br />
„Es kann nicht sein, dass eine deutsche Behörde Menschen das Asyl<br />
verweigert mit <strong>der</strong> Unterscheidung von Homosexualität und schwuler<br />
Praxis“, betonte Rainer Schilling, Schwulen-Referent <strong>der</strong> DAH. „Damit<br />
nötigt man Menschen zwangsläufig zum Verbiegen und Verstecken,<br />
was <strong>im</strong> Fall Aragoli gar nicht mehr ging, da er lange aktenkundig war.“<br />
Das Verwaltungsgericht Kassel hatte 10/2004 den Asylantrag des<br />
Iraners mit <strong>der</strong> Begründung abgewiesen, Homosexuellen drohe <strong>im</strong> Iran<br />
keine Verfolgung. „Die Gefahr, <strong>im</strong> Iran hingerichtet zu werden, kann<br />
doch nicht einfach mit dem Hinweis verneint werden, dass dort nur<br />
sexuelle Handlungen von Schwulen bestraft würden, nicht aber<br />
Homosexualität als solche“, betonte Schilling. Das Bundesverwaltungsgericht<br />
habe bereits 1988 festgestellt, dass es we<strong>der</strong><br />
hetero- noch homosexuellen Menschen auf Dauer zuzumuten sei, asexuell<br />
zu leben (BVerwGE 79, 143 = InfAuslR 1988, 230).<br />
Der iranischen Botschaft war bekannt, dass Andre eine Lebenspartnerschaft<br />
in Deutschland eingehen wollte, musste dieser, solange<br />
seine Abschiebung drohte, um sein Leben fürchten. Seine jetzige<br />
Freilassung beendet zwar seine unhaltbare Situation, grundsätzlich<br />
besteht aber die Gefahr, dass Iraner von deutschen Behörden trotz ihrer<br />
offenkundigen Homosexualität in den Iran abgeschoben werden können.<br />
Die DAH for<strong>der</strong>t den Schutz von Lesben und Schwulen, die in ihren<br />
He<strong>im</strong>atlän<strong>der</strong>n bedroht sind.<br />
Erfolgreiche Prävention umfasst daher auch die Verhin<strong>der</strong>ung von<br />
Menschenrechtsverletzungen, die Aufhebung <strong>der</strong> Kr<strong>im</strong>inalisierung von<br />
beson<strong>der</strong>s gefährdeten Bevölkerungsgruppen und die Akzeptanz an<strong>der</strong>er<br />
Lebensformen.<br />
Weitere Info: Holger Sweers, holger.sweers@dah.aidshilfe.de,<br />
Tel.: 030 / 69 00 87–52
30 NACHLESE CSD & HOCKETSE<br />
HOCKETSE<br />
Impressionen
Von Anfang an engagiert dabei.<br />
Immer bestsortiert,<br />
fachlich up to date.<br />
Mit dem freundlichen und<br />
patientenorientierten Team.
34 NACHLESE CSD & HOCKETSE