342 J ohann H ellwege Genossenschaft!. Trad. u. d. Anfänge des Anarchismus i. Spanien 343 Ortschaft Bruderschaft Renten Renten in Geld Lasten in Getreide Lasten in Mrs. Getreide nach Verbleibende bzw. Name der in Getreide (*) Marar. (•*** *) (Weizen) Abzug der Lasten (•) Summe in Mrs. “ 3 E "5 C N •* « S ft < s l'5 c tt Pi g g | S 24 24 280 o 00 305 90 2 a s o o o o o - \ o o o n o o 10 1 K *M so \ \ \ \ a 610 17369 191 a 6731 •*> N P; o «*> a 915 160 250 o o o o O o o o to 5 nO SO o o o to o sO «n m o K n so as to a N 72 M 9 U 5 3*5 u . 2 . 3 .1 i E E E •*2 £ |lö | > .5 rt *T3^ < 2-2 <
344 J ohann H ellwege Gcnosscnsdiaftl. Trad. u. d. Anfänge des Anarchismus i. Spanien 345 treffen 110. Joaqufn Costa hat vor allen anderen auf die erhaltenen Reste einer großen „agrarkollcktivistischcn“ Tradition in Spanien <strong>und</strong> auf die Bedeutung dieses Erbes <strong>für</strong> eine Lösung der Agrarfrage hingewiesen m . Das Munizipium, der spanische Pueblo als nahezu autarke, autonome Gesellungscinheit, in der es zu spontanen Schöpfungen von Einrichtungen <strong>und</strong> Mechanismen der Selbstverwaltung kommen konnte, war einmal Wirklichkeit gewesen, ehe mit der fortschreitenden Bürokratisierung der Welt der Staat mit seiner Allmacht <strong>und</strong> seinen Dienern in diese Idylle einbrach <strong>und</strong> sie zu überwältigen begann. In den fein <strong>und</strong> bis in letzte Details ausgearbeiteten Regeln, nadi denen etwa Streitigkeiten geschlichtet Ehrenämter in Bruderschaften besetzt wurden118 oder nach denen die Rodung, Bebauung <strong>und</strong> Bewachung eines Stückes aus den Gemeinschaftsländereien durch die Zusammenarbeit des Pueblo geschah <strong>und</strong> nach denen schließlich in öffentlicher Versammlung der gemeinsam erzielte Ertrag auf die Mitglieder der Gemeinschaft verteilt wurde n l, zeigte sich xio Es sei hier auf die bereits genannte Literatur verwiesen, die mehr oder weniger in der Nachfolge J. Costas entstanden ist. Es ist zu hoffen, daß mit einer in den letzten Jahren zu beobachtenden Costa-Rcnaissance auch die spanische Agrarverfassung wieder stärker in das Blickfeld der Historiker tritt. Eines der Hauptwerke Costas (Derccho consuetudinario y economla popular de Espana. 2 Bde. Barcel. 1902) war mir leider ebenso wie die neuere Arbeit von Alejandro N ieto (Bienes Comunales. Madrid 1964) nicht zugänglich. Es sei hier noch auf eine vergleichende Studie aufmerksam gemacht, die im portugiesischspanischen Grenzgebiet entstanden ist. Jorge DIas, Rio de Onor. Comunitarismo agro-pastoril. Cancioneiro de Margot Dias. Porto 1953. In einer bereits seit langem in Angriff genommenen Untersuchung über die spanischen Bruderschaften werde ich den genossenschaftlichen Aspekt detaillierter behandeln. tu Dabei muß man sich jedoch darüber im klaren sein, wie Jackson richtig hervorhebt, daß Costas „choix de faits n’est pas le choix d’un historien tächant de donner un r£cit objectif et gdndral, mais bien un choix rdfldchi destine ä souligner les Elements „progressifs“ qu'il veut voir imit£es en son temps“. Gabriel Jackson, Costa et sa „revolution par le haut", in: Estudios de Historia Modema Bd. III (1953), S. 297. 118 Vgl. die Rolle des „corredor“, des Vermittlers in Auseinandersetzungen, mit dessen Hilfe man das Gesicht wahren kann. Pitt-Rivers, a. a. O., S. 129 f. its Es sei hier verwiesen auf das Wahlverfahren des Vorstehers der Bruderschaft der „guisados a caballo“ aus Cuenca, einer Reiterbruderschaft aus Bürgerlichen, die erstaunliche Privilegien aus dem Spätmittelaltcr in die Neuzeit hatten herüberretten können. Das Verfahren ist derartig kompliziert, daß hier zuviel Raum aufgewendet werden müßte, wenn eine verständliche Darlegung gegeben würde. Vgl. Abschrift von 1566 der Satzungen der Bruderschaft in Archivo General de Simancas, Cdmara de Castilla Leg. 2278. 1,4 Vgl. das Kapitel „Rozadas“ in Santiago M£ndez Plaza, Costumbres comunales de Aliste. Madrid 1900, S. 17—25. das Organisationstalent <strong>und</strong> die Eignung zur Selbstverwaltung der spanischen Bevölkerung. Gerade in solchen kollektivpsychischen Stimmungen <strong>und</strong> Erfahrungen, die unter Umständen wie z. B. vielerorts in Andalusien zeitlich schon länger zurückliegen können, wird man die Ursachen chiliastisch-anarchistischer Bewegungen zu suchen haben. Zwar mögen bei dem kurzen historischen Gedächtnis der Menschen die konkreten Umstände der „guten, alten Zeit“ längst der aktiven Erinnerung entfallen sein, jedoch bedeutet dies nicht, daß auch die im Gruppenkontakt erworbenen Erfahrungen verloren sein müssenl15. Als dann im Verlaufe der Durchsetzung der kapitalistischen <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> Rechtsordnung durch den spanischen Liberalismus sich in Andalusien die Latif<strong>und</strong>ien neu entwickelten <strong>und</strong> zugleich die „Allmende“ aufgehoben wurde11«, lag der Gedanke der Bodenreform, der Redistribution bzw. des Reparto, „der wie alle Bewegungen anaklitischen Rückgängigmachens auf das Modell einer gemeinschaftlichen Urstiftung zurückgreift“117, nahe. Es ist verständlich, wenn das rebellierende agrarische Proletariat von der das Wesen des Institutioneilen nicht begreifenden Vorstellung ausging, daß man nur die Polizisten, die Steuerbeamten oder den neuen Großgr<strong>und</strong>besitzer vertreiben oder erschlagen müsse, damit mit einem Schlag die alten Zustände, die man als „den Tag“ in die Zukunft projizierte118, hergestellt würden. Es bedurfte keiner politischen Doktrin, wie Pitt- Rivers treffend beobachtet hat, damit die Pueblos in Andalusien rebellierten 110. Mit dem Eindringen der kapitalistischen Wert: m idW irtschaftsordnung <strong>und</strong> deT I^ISH H a^E H uH SdungdH ltaate, nicht mehr 3em~PuehIo^gegenüber loyaler Beamter war der spanische Pueblo als Inbegriff einer auf genossenschaftlichem Sinn beruhenden Gesellungseinheit <strong>für</strong> die bezeichnenderweise auch selbst als „el pueblo“ bezeichnete Gemeindebevölkerung in Frage gestellt. n« Auf das Fehlen einer historischen <strong>Sozial</strong>psychologie hat neuerlich Hans- Ulrich Wehler mit Nachdruck hingewiesen. Vgl. Zum Verhältnis von
Change language