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Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net

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Freundschaft. " Das konnte der Priester natürlich nicht ablehnen. Aber es würde unmöglich<br />

sein, in diesem Bezirk einen passenden Saal zu mieten, wenn diese Kleinbürger offen zu den<br />

Reaktionären übergingen. "Also, Sie wollen uns nicht mehr beistehen... .", sagte Kamei, um<br />

zu Ende zu kommen.<br />

" Und lehnen uns ab, weil wir Kommunisten sind", warf Hagimura höhnend ein. <strong>Die</strong> Suppe<br />

war gar.<br />

<strong>Die</strong> drei gingen hinaus. - Es war schon gleichgültig, diese Kleinbürger gehörten zu einer<br />

Klasse, die auf die Dauer nicht mit ihnen zusammengehen konnte. Draußen wehte es kalt.<br />

" Sie werden von morgen ab Helfershelfer der Reaktion sein." Kamei drehte sich zu Yamaura,<br />

der ihm folgte.<br />

" Sie waren von Anfang an so. Besonders dieser Bezirksverord<strong>net</strong>e hat uns nur unterstützt, um<br />

von der Gesellschaft Geld herauszuschlagen. " "Dann haben sie wenigstens ihre Absicht<br />

durchgeführt." <strong>Die</strong> drei lachten laut, aber die furchtbare Verlassenheit erstickte das grundlose<br />

Lachen.<br />

Hagimura verabschiedete sich von den andern beiden und ging nach Hause, er hatte noch<br />

einige Stunden Zeit bis zu Sitzung der Zentralleitung. Als er bis zur Mitte des Haksuan-<br />

Abhanges gekommen war, stieß er mit Takae zusammen, die eilig aus der Tür seines Hauses<br />

kam. Im Schein der elektrischen Lampen sah er ihr Gesicht. "Was ist Taka-tjan?" Sie hatte ihn<br />

bis jetzt gesucht. "Oh, Okayo liegt im Sterben, komm zu uns - schnell -."<br />

SCHATTEN ÜBER DEN FAHNEN<br />

I. Qualvolles Sterben<br />

Takae rannte voran, Hagimura folgte ihr durch die dunklen Gassen der Baracken.<br />

Schon an der Haustür drang ihnen der starke Geruch von Kreosot entgegen.<br />

Ununterbrochenes Stöhnen übertönte das Geräusch, das die ganze Familie machte.<br />

Der weiße Operationskittel des Arztes lag mitten im Zimmer, wie eine heruntergeschlagene<br />

Motte. <strong>Die</strong> Frauen und Kinder der Nachbarschaft drängten sich an der Tür; das unaufhörlich<br />

aufquellende Stöhnen hielt sie im Bann, sie hielten ihre Köpfe schief und litten mit der<br />

Kranken.<br />

" Schwester------"<br />

Okayo suchte in einer Pause der Wehen die Hand der Schwester. Der starke Blutverlust hatte<br />

schon ihre Sehkraft getrübt. Takae schob die Leute, die an der Tür standen, beiseite und trat<br />

an die Kissen. Das Kind, auf das sie ihre letzte Hoffnung setzte, war noch nicht geboren. "Ich<br />

bin ja bei dir, Kayo-tjan - faßt meine Hand, halt' dich ganz fest." Takae zog ihre Augenbrauen<br />

hoch wie im Wahnsinn und ließ die beiden suchenden Hände der Schwester sich an den ihren<br />

festklammern. "Faß doch fest, sei nicht so bange, kleines Häschen. " <strong>Die</strong> Schmerzwellen<br />

zermahlten den schwachen Körper der Kranken, daß sie sich zusammenkrümmte; dann<br />

wieder bog sie sich hoch und ihr ganzer Körper warf sich wie verbrennendes Papier in der<br />

Flamme. <strong>Die</strong> ältere Schwester bemühte sich, das kleine Leben, das die Flut entführen sollte,<br />

in ihren Armen zu bergen.<br />

Hagimura wurde vom Arzt und der Pflegerin in die Ecke geschoben und saß und stand<br />

abwechselnd hilflos herum. Er glaubte, irgend etwas tun zu müssen, wußte aber nicht, was er<br />

anfangen sollte, grad' so, als stände er vor einem sich zu rasch drehenden Zahnrad. Außerdem<br />

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