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Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net

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Lumpen hier, er stand zwischen beiden eingekeilt.<br />

" Gut, gut, wir werden sehen, wie es sich am zweckmäßigsten arrangieren läßt. . . " antwortete<br />

er, und gab sich Mühe, ruhig und vernünftig zu erscheinen.<br />

" Zweckmäßig. . . arrangieren.. . damit ist nichts getan, gib uns eine schriftliche Bestätigung!"<br />

Sie zerrten an seinem Mantel und gaben ihm keine Ruhe. Der Direktor verdrehte die Augen:<br />

" Aber meine Herren, das hat doch keinen Zweck. . . wenn ich etwas schreiben würde, was<br />

wollen Sie. .. ich werde ja selbst entlassen. . . "<br />

Es würde ihm genau so gehen, wenn Okawa seinen Entschluß änderte und wenn auch nur die<br />

halbe Zahl der Streikenden zurückkehren würde.<br />

" Ich bin wohl Direktor, aber meine Anteile und Aktien stehen nur so<br />

auf dem Papier. Fast alle Aktien der Gesellschaft hat Herr Okawa. Ich<br />

bin auch nur ein Angestellter.. . "<br />

Er konnte seine Autorität und Würde nicht mehr aufrecht erhalten.<br />

" Lüge nicht!"<br />

<strong>Die</strong> Streikbrecher, die selbst ihre Genossen verraten hatten, wollten<br />

ihm nicht glauben.<br />

" Doch, das ist so, das ist die reine Wahrheit. "<br />

Unstillbare Verzweiflung und Trauer öff<strong>net</strong>en einen bodenlosen Abgrund unter ihren Füßen.<br />

" Dann. .. was soll mit uns werden?"<br />

" An wen sollen wir uns wenden?"<br />

Sie wollten noch einmal diesen einzigen und letzten Schutz, der nun auch schwand, den<br />

Direktor, festhalten. ..<br />

Aber es war vergebens. <strong>Die</strong> trügerische Hoffnung hatte nicht mehr die frühere Gestalt. Sie<br />

packten einen Werkfaschisten an der Schulter, wie Ertrinkende nach einem Strohhalm<br />

greifen:<br />

" Herr, was sollen wir machen?"<br />

Der Mann mit dem Spitzbart wand sich wie ein Wurm, nahm verlegen seinen Stock von einer<br />

Hand in die andere und sagte in die leere Luft:<br />

" Wie soll ich das wissen?"<br />

Er war ein Tagelöhner wie sie, der jeden Tag woanders angestellt war.<br />

Immer werden zwei Kräfte miteinander ringen. Der Sturm treibt die Windmühlenflügel auf<br />

beiden Seiten des Berges. <strong>Die</strong> Taktik der Gesellschaft, sich in die Breschen der Streikenden<br />

einzuschmuggeln - das immer stärkere Versiegen aller Geldquellen der Streikenden - die<br />

Korruptionsgelder - alles drang auf die Streikgruppen ein. <strong>Die</strong> Gesellschaft hatte der<br />

Genossenschaft die Räume gekündigt und sie gewaltsam auf die <strong>Straße</strong> gesetzt; die<br />

Restaurants, die Stützpunkte der Ernährungsabteilungen, wurden von der Gesellschaft<br />

aufgekauft und geschlossen.<br />

Während sich die Kampffront immer mehr verbreiterte, wurde die Zahl der Streikführer<br />

immer kleiner. Durch das Netz der S-Abteilungen hindurch transportierte die Gesellschaft<br />

immer mehr von diesen merkwürdigen "Waren" auf Lastwagen in die Fabrik. Aber das war<br />

noch nicht alles. <strong>Die</strong> Gesellschaft schob ihre Hand bis in den Ausschuß der Bew<strong>ohne</strong>r des<br />

Kotshikawa-Bezirks, der gegründet war, um die Not der Streikenden zu lindern und den<br />

Untergang des Bezirks aufzuhalten. Hier zeigte das ausgeworfene Geld am ersten seine<br />

Wirkung. "Wir fordern Okawa auf, sich zu überlegen, ob er so hartnäckig sein will, den<br />

ganzen Bezirk untergehen zu lassen. "<br />

<strong>Die</strong> angekündigten Protestkundgebungen des Bezirks, auf denen diese Resolution gefaßt<br />

werden sollte - sie fanden sonst jeden Abend statt -waren gestern und heute schon ausgefallen.<br />

Hagimura, Yamaura und Kamei, die ständig mit diesem Ausschuß zusammengearbeitet<br />

hatten, waren heute abend von diesen Leuten noch besonders aufgefordert worden.<br />

Als die drei ins Büro des Ausschusses im Tempel Eme-in kamen, wurden sie von sieben<br />

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