Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net
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ganz gleichgültig und<br />
kalt.<br />
" Ach, wir sind zufrieden, wenn wir solange Arbeit haben, bis wir wieder rausgejagt werden,<br />
wir sind ja bescheiden."<br />
Sie hatten keine Spur von Klassenbewußtsein und dachten nur an ihr eigenes Interesse. Sie<br />
wurden immer hartnäckiger. Der Arbeiter, der eben geredet hatte, schrie wieder: "In der Frühe<br />
sind wir hierher gekommen, um zu arbeiten, wenn wir jetzt noch lange hier herumreden,<br />
werden wir überhaupt nicht mehr eingestellt. "<br />
<strong>Die</strong>se Erwerbslosen waren auf jeden Fall zufrieden, wenn sie nur Arbeit bekamen.<br />
Je mehr Arbeitswillige zur Streikleitung gebracht wurden, desto hartnackiger wurden sie und<br />
drängten, wieder fortzukommen und sich nicht länger ihre Arbeit nehmen zu lassen. Da<br />
kamen noch einige, von einem Streikposten begleitet. "Hallo, noch ein paar, erkläre den<br />
Brüdern damit sie ein Einsehen haben!" Er ging gleich wieder fort.<br />
In den Morgenzeitungen war die erste Annonce erschienen, und jetzt, zur Mittagszeit, war die<br />
Masse der Arbeitswilligen schon nicht mehr zu zählen. <strong>Die</strong> Streikposten kämpften mit aller<br />
Kraft gegen die Schutzkette der Gesellschaft und der Polizei, sie boten alle List auf, um die<br />
Streikbrecher abzufangen.<br />
" Kollegen, denkt daran, wie schwer wir bis jetzt gekämpft haben - und wie es mit uns werden<br />
soll, wenn ihr die Arbeit aufnehmt - -". Kuroiva starrte mit geröteten Augen auf den Mann an<br />
der Säule, der sich am hartnäckigsten wiedersetzte.<br />
" Aber Kollege", sagte ein alter fünfzigjähriger, verhungerter Mann, der neben Kuroiva saß,<br />
und hob seine Hand, "ich habe auch nicht zum Spaß meinen Beutel um und um gedreht, um<br />
von Fukagawa bis hierher mit der Elektrischen fahren zu können. Ich bin schön ein halbes<br />
Jahr <strong>ohne</strong> Arbeit. Frau und Kinder sind schon ganz vertrock<strong>net</strong>. Wenn ich jetzt keine Arbeit<br />
bekomme, kann ich das Jahresende nicht überleben. So geht das nicht weiter. " Er zog seine<br />
Pelerine fester um sich. "Ich bin schon seit einem Jahr erwerbslos", kam eine Stimme aus den<br />
hintersten Reihen.<br />
" Macht keinen Quatsch, laßt uns ruhig an die Arbeit gehen." "Wir machen das nicht zu<br />
unserm Vergnügen, wir stehen auf der Grenze zwischen Leben und Verhungern."<br />
" Wirklich, mir ist das schon alles Jacke wie Hose - ne, nicht wenn ihr droht, erst recht nicht,<br />
laßt uns in Frieden."<br />
<strong>Die</strong> Stimmung wurde immer verzweifelter, die Streikbrecher begannen zu lärmen und fühlten<br />
sich immer sicherer. Da fuhr Kuroiva auf und brüllte:<br />
" Also, ihr wollt uns verraten, wollt Streikbrecher machen -". Hagimura wollte sich zu ihm<br />
durchdrängen, aber die Menschen standen dicht wie eine Mauer.<br />
" Was heißt verraten -!" Mitten in der Menge reckte sich plötzlich ein junger Mann auf, der<br />
wie ein Werkstudent aussah, und ging dicht an Kuroiva heran. "Warum sollen wir Verräter<br />
sein, was habe ich mit euch überhaupt zu tun? Wenn ich in der Fabrik arbeite, ist es mein<br />
fester Wille, mein Recht, das das bürgerliche Gesetz schützt - was seid ihr für Dummköpfe! "<br />
Der kleine Werkstudent glaubte die Streikenden durch seine Worte niedergetrumpft zu haben.<br />
" Richtig, wer streikt, streikt, und wir tun, was wir wollen!" <strong>Die</strong> Erwerbslosen standen. Da<br />
sprang Kuroiva vor, in die Erwerbslosen herein: "Du Lump!", und schlug dem Werkstudenten<br />
mit der Faust ins Gesicht, daß der das Gleichgewicht verlor und lang hinschlug. Ein<br />
ungeheurer Tumult entstand. Durch den Lärm alarmiert, kamen die Genossen von oben<br />
herunter, von außen umstellten die Streikposten das Zimmer.<br />
" Warte doch!" Hagimura drängte sich zu Kuroiva und Matsumoto. "Kollegen, ihr könnt ja<br />
gehen, wenn ihr wollt, aber erst seid mal ruhig, ich möchte auch etwas sagen!"<br />
" Na, sag schon!" "Das ist doch keine Sache, gleich zu schlagen!" - aber sie beruhigten sich<br />
schnell, weil sie jetzt fortkommen sollten. "Ihr könnt natürlich gehen, aber mir scheint, ihr<br />
habt gar nicht verstanden, was bis jetzt geredet worden ist. Deshalb hört erst einmal zu, was<br />
ich euch zu sagen habe, nachher könnt ihr mei<strong>net</strong>wegen fortgehen, Hagimura trat hinter den<br />
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