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Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net

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lachte laut, aber dabei schnitt wieder ein heftiger Schmerz durch seinen Kopf.<br />

" Nun, ich werde mal zum Streikbüro gehen." Er sorgte sich ständig um die Streikleitung, die<br />

nach dem Sturm auf die Oji-Papierfabrik immer kleiner wurde, die meisten Genossen waren<br />

fortwährend in Haft. "Geh' lieber nicht, wenn du unterwegs mit den Banditen<br />

zusammentriffst, ist diesmal Schluß mit dir."<br />

Er ging langsam, die Strohsandalen schleppend, nach draußen, in der Tür drehte er sich um<br />

und lachte-<br />

" Oh, ich bin ja so schon halb tot, vielleicht ist es besser, wenn sie mich ganz totschlagen. "<br />

Zum Streikleitungsbüro unter dem Haksuan-Abhang war es nur einige 100 Meter. <strong>Die</strong>se<br />

Gegend hier war ganz in der Macht der Streikenden und deshalb auch für ihn sicher.<br />

" <strong>Die</strong> Gesellschaft hat durch Zeitungsanzeigen wieder Arbeiter eingestellt". . . . Takaes Worte<br />

fielen ihm beim Gehen ein, als er einige unbekannte Arbeiter, die wie Drucker aussahen, in<br />

Begleitung von Streckern in das Büro gehen sah.<br />

" Hallo, hallo, Hagimura, wieder gesund - - " Einige Genossen, die sich hier zu schaffen<br />

machten, sammelten sich um ihn. "Och nee, du bist nicht gestorben", schrie Ando, der seinen<br />

Kopf aus einem Fenster in der ersten Etage heraussteckte. Er arbeitete als Hagimuras<br />

Vertreter.<br />

" Was schwatze ich,so einfach stirbt man doch nicht. " Bei Andos rauhem und ehrlichem Ton<br />

mußte er nun wirklich lachen, wie seit langem nicht.<br />

" Aber schade, wenn du gestorben wärst, hätten wir dich geehrt wie Liebknecht", sagte Ando,<br />

während er Berichte und Bücher ord<strong>net</strong>e. <strong>Die</strong> Anwesenden lachten laut und herzlich über die<br />

liebevolle Grobheit. "Aber kannst du wirklich schon weder herumlaufen?" "Natürlich. "<br />

Hagimura las die Präsenztafel, die Berichte der Abwehrabteilung und der Gruppenzellen. Alle<br />

Blätter und Berichte deuteten auf eine große Veränderung. Während dieser letzten zehn Tage,<br />

an denen er im Bett lag, hatte sich die Lage der Streikenden zusehends verschlechtert.<br />

Im Büro war keiner von der höchsten Leitung, nur vier oder fünf junge Leute arbeiteten in<br />

diesem kritischen Augenblick. "Ando, was sind das für Leute, die ich nicht kenne?" "<strong>Die</strong><br />

machen mir Kummer, das sind Streikbrecher, die auf das Inserat hin in die Fabrik gegangen<br />

sind. Wir haben abgefangen und auf sie eingeredet, aber sie verstehen uns gar nicht", sagte<br />

Ando, die Berichte in den Händen.<br />

" Du kannst doch recht geschickt sprechen, versuch' du es doch mal mit ihnen. Matsumoto<br />

und Kuroiva sind auch gerade dabei. Es werden jetzt schon immer mehr Streikbrecher. Sie<br />

machen mit ihren Redensarten die beiden ganz verrückt. "<br />

Wirklich mußten ja die Streikenden alle Hoffnung verlieren, wenn immer mehr Arbeitswillige<br />

in die Fabrik gingen.<br />

Von unten hörte man deutlich die laute Stimme Kuroivas. Hagimura wollte erst die Lage<br />

erkunden und stieg die Treppe herab. Unten waren zwei Zimmer voll von Streikbrechern. An<br />

einem kleinen Tisch in der Ecke sprachen Kuroiva und der blasse Matsumoto aufgeregt auf<br />

die Männer ein und versuchten ihnen die Lage zu erklären. "<strong>Die</strong>ser Streik geht noch weiter; er<br />

fängt erst jetzt wirklich an. <strong>Die</strong> Gesellschaft erklärt, daß sie uns entlassen hat, aber wir haben<br />

die Entlassung gar nicht angenommen, wie können wir mit solcher unvorschriftsmäßigen<br />

Entlassung einverstanden sein", schrie Kuroiva, sich auf den Tisch stützend. Aber es blieb<br />

<strong>ohne</strong> Wirkung. "Wir haben im Büro gehört, daß das Entlassungsgeld den Leuten durch<br />

Postanweisung zugeschickt worden ist", sagte ein Arbeiter, der an der Säule lehnte, sah seine<br />

Kollegen an und fuhr fort: "Es hat keinen Zweck, wir sind nicht hierher gekommen, um ins<br />

Streikbüro zu gehen, wir wollen zur Gesellschaft und arbeiten. " Dreißig, vierzig Köpfe<br />

nickten ihm zu. "Jawohl, das ist ja lächerlich, laß uns schon gehen." Es waren alles<br />

undisziplinierte, unorganisierte Arbeiter, außerdem standen hier ihre eigenen Interessen mit<br />

denen der Streikenden in direktem Widerspruch.<br />

" Laßt euch doch nicht betrügen! Jetzt will die Gesellschaft euch einstellen, und wenn der<br />

Streik zu Ende ist, wird sie euch wieder fortjagen. " Kuroiva erhitzte sich, aber sie blieben<br />

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