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Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net

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Ein großer Schatten senkte sich plötzlich auf ihre Köpfe und sie sahen beide, daß draußen an<br />

der Glastür die flachgedrückten Gesichter von ungefähr zehn Menschen klebten. "Was soll<br />

denn das?"<br />

Da wurde die Glastür aufgerissen und etwa zehn Leute stürmten ins Zimmer.<br />

Jetzt begriff Hagimura.<br />

" Verflucht, verloren!" schrie er Takae schnell zu, "das sind Pinkertons und Werkfaschisten,<br />

verschwinde schnell und unterrichte die Streikleitung. "<br />

In dem engen Raum drängten sich die Männer rings um Hagimura. Der ging schweigend<br />

rückwärts und zog sich die Jacke aus. Unmöglich zu fliehen. Ein langer Mann an der Spitze<br />

der andern kam auf ihn zu:<br />

" Du bist Hagimura------"<br />

Schon flog der erste Teller, schlug gegen die Wand und zerschellte. Im hinteren Raum<br />

machten die Bew<strong>ohne</strong>r Lärm. Takae zögerte noch, aber dann entschloss sie sich, lief nach<br />

hinten und verschwand. "Schurke, Teufel !" Der Mann der eben gefragt hatte, stürzte,<br />

Hagimura hatte einen Stuhl auf ihm zerschlagen. <strong>Die</strong> englische Sauce spritzte herum und<br />

Salzstreuer zerbrachen.<br />

Hagimura kämpfte und verteidigte sich mit allen Kräften, aber diese Strolche waren an solche<br />

"Arbeit" gewöhnt und in der Überzahl. Sie warteten, bis er nichts mehr zu werfen hatte und<br />

sprangen dann von allen Seiten auf ihn zu.<br />

Der verquirlte Menschenblock lag flach auf dem Boden, Hagimura fühlte an einer Stelle<br />

schmerzhaft alle Nerven brennen. Klebrig tropfte sein Blut auf die Gesichter der unter ihm<br />

Liegenden und gleichzeitig fühlte er einen Schmerz im Hinterkopf. Es war so, als würde er<br />

mit einer groben Bürste gegen den Strich gebürstet. Dann wurde er bewußtlos.<br />

STURM<br />

I. Am Vorabend<br />

Wie alle anderen Weltstädte hat Tokio seine Vororte mit einem Ring von Fabrikvierteln<br />

umgeben. Südlich von Shinagawa zieht sich ein breiter Gürtel von Tokio nach Yokohama. An<br />

der Ostseite bildet Oshima den Mittelpunkt.<br />

<strong>Die</strong> ganze Gegend von Skishima ist dem Wasser abgewonnen. Im Norden von Tokio liegen<br />

Nordsenjiu und Südsenjiu, südöstlich davon Oji und Jujo. Immer mehrdehnen sich diese<br />

Fabrikviertel, die Barometer der großkapitalistischen Zentralisierung, aus. <strong>Die</strong> Macht des sich<br />

fort und fort vermehrenden Kapitals eb<strong>net</strong> alle Berge ein, trock<strong>net</strong> die Sümpfe aus, kanalisiert<br />

die Flüsse und baut <strong>Straße</strong>n. <strong>Die</strong>se Viertel werden immer größer und breiter, recken sich nach<br />

allen Himmelsrichtungen, nach Südwest, Südost und Nordost, wie das Meer, das sich in das<br />

Land<br />

hineinfrißt.<br />

Es fängt an mit den Ankauf des Bodens; der Bauer verliert seine Rechte und die rückständige,<br />

der Provinz eigentümliche Lebensweise ändert sich von Grund auf. Damit beginnt das<br />

Durcheinander der wirtschaftlichen, politischen und strategischen Konzentration der<br />

bürgerlichen Parteien, der Aktionen und Korruptionen. Aber diese Schattenseiten werden<br />

durch den "Aufbau der Wirtschaft" oder den "kulturellen Fortschritt" überschminkt. Und nun<br />

herrscht das Großkapital in diesem neuen Königreich stolz, feierlich und brutal wie Don<br />

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