Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net
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nicht einmal ärgern.<br />
" Wir sind in diesen fünfzig Tagen des Kampfes durch die scharfe Offensive des Kapitals in<br />
eine andere Lage gedrängt, wir müssen diese Tatsache klar erkennen. - Der erste Vorschlag zu<br />
Beginn der Verhandlungen war nur ein Versuch der Gesellschaft, um Zeit zu gewinnen und<br />
ihre Kräfte zu sammeln, und wir haben jetzt deutlich gesehen, daß der erste Schritt rückwärts<br />
damals zu Beginn des Streiks, von uns ein Fehler war."<br />
<strong>Die</strong> Anwesenden hörten im Lärm des draußen tobenden Sturmes ihre Herzen klopfen.<br />
" <strong>Die</strong> Tatsachen, die uns in diesen fünfzig Tagen in so einen entscheidenden Kampf gedrängt<br />
haben, sind erstens, daß die Sejukai-Partei in der Reichstagswahl die entscheidende Mehrheit<br />
gewonnen hat; zweitens, die Gefahr, die immer noch durch die Krise der Banken droht, und<br />
drittens, der Rücktritt des Kabi<strong>net</strong>ts aus den obengenannten Gründen." Nakai unterbrach seine<br />
Ausführungen, weil er darauf aufmerksam gemacht wurde, daß jemand ins Zimmer wolle.<br />
"Hallo!"<br />
Drei Männer traten herein. Der älteste, ein dicker Mann mit kurzgeschnittenen Haaren, war<br />
Oda, der Vorsitzende des Z.K., der junge Mann im europäischen Anzug war der beste Redner<br />
der Gewerkschaft und der dritte, in schmutzigen japanischen Kleidern, Mitamura von der<br />
Druckereigewerkschaft Osaka. "Hast du eine gute Reise gehabt?"<br />
Nachdem sie sich wortlos die Hände gedrückt hatten, sagte Oda und lächelte allen gutmütig<br />
zu:<br />
" Einen Moment, vor der Begrüßung möchte ich etwas mitteilen." Takagi als<br />
Versammlungsleiter war einverstanden. "Ich habe eine kleine Neuigkeit gehört: sämtliche<br />
Buchdruckereiunternehmer sind aus dem Schlichtungsausschuß ausgeschieden." <strong>Die</strong> Leute<br />
sahen sich an. - Schlechte Komödianten! Hagimuras Lippen zuckten verächtlich.<br />
Der Bericht über die gestrige Zusammenkunft Okawas und Shibusakas und den Besuch<br />
Ynoshitas bei dem jüngeren Shibusaka erledigte alle Zweifel.<br />
" Endlich!" brummte Takagi.<br />
Nakai starrte auf ein zerrissenes Loch in der Decke. "Ent-schei-den-der-Kampf!" stand allen<br />
sichtbar in der Luft geschrieben und hielt sie in ihrem Bann.<br />
FRONT<br />
I. Verhaftung<br />
Der eisige Wind stieß von beiden Seiten tobend in das Tal zwischen dem Shimizudanihang<br />
und dem Haksuanwald herunter und stieg wie eine Fontäne wieder über die nassen,<br />
schmutzigen Dächer der Mietkasernen, die wie altes Papier im Regen lagen.<br />
" Hallo, Essen kommt", schrie eine Frau im roten Wollunterrock an der Wasserleitung der<br />
ersten Baracke und schwenkte die Kinderwindeln, die sie gerade gewaschen hatte. Sie sah den<br />
Lastwagen, der seinen Hintern hochspringen ließ wie ein Pferd, als er über die<br />
<strong>Straße</strong>nbahnschienen in die <strong>Straße</strong> einbog.<br />
<strong>Die</strong>ser Lastwagen, mit langen Fahnen behangen, war mit Reissäcken, Shoju (Anm.:<br />
Japanisches Maggi.) und allem, was nötig war, beladen. Aus der Baracken kamen eilends fünf<br />
oder sechs Frauen und einige Kinder in dünnen Schlafhemden.<br />
" Wartet, wartet - das ist - das ist ..." schrie Otatso die geschwätzige Alte, sich vordrängend,<br />
"das ist der Lastwagen unseres Bundes, der Genossenschaft in Kanto. "<br />
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