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Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net

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Rock des anderen los; da sprang schon ein uniformierter Polizist vor und gab ihm einen<br />

Fußtritt. Er schrie auf. Um sie stieß sich die Menschenmenge. Der Spitzel fiel über ein<br />

gestürztes Fahrrad und über ihn hinweg ein Teil der Leute. Man schrie: "Koreaner!"(Anm.:<br />

<strong>Die</strong> Koreaner gelten, als nationale Minderheit, im japanischen Bürgertum als aufrührerisches<br />

Element.) "Nein, ein Sozialist!"<br />

Polizei und Zivilbeamte rannten umher und drängten die Massen zurück. Den Arbeiter<br />

konnten sie aber nicht wiederfinden. "Habt ihr die Blätter, die eben geworfen wurden,<br />

beschlagnahmt?" fragte keuchend der Mann mit dem gelben Mantel die Polizisten. "Ich habe<br />

keine mehr gesehen. " "Ich auch nicht." "Unmöglich! Dummheit!"<br />

Bös und unzufrieden wollte er sich umdrehen. "Ach, da ist eins"<br />

Eine alte Frau, die gestürzt war, wollte mit dem Papier ihre Kleider reinigen. "Das ist es!"<br />

Um die ahnungslose Alte drängten die Menschen. Ein Zivilbeamter riß der Frau das Flugblatt<br />

aus der Hand.<br />

An die lieben Bürger vom Verwaltungsbezirk Koishikawa und alle Bürger Tokios!<br />

Wir 3000 streikenden Arbeiter von der Daido-Druckerei, mit unseren 15000<br />

Familienmitgliedern, kämpfen schon 50 Tage gegen den Großkapitalisten Okawa, der in<br />

gemeinster Weise 38 Schriftgießer entlassen hat, um so die besten Kräfte unserer<br />

Druckereigewerkschaft zu vernichten und unseren 15000 Familienangehörigen den Mund<br />

vertrocknen zu lassen. Mit der stärksten Unterstützung des Hyogikai, des Rates der<br />

revolutionären japanischen Gewerkschaften und der anderen Arbeiterorganisationen werden<br />

wir bis zum Sieg gegen den großen Finanzblock des Okawa kämpfen und unser Bollwerk, das<br />

in der vordersten Reihe der japanischen Arbeiterbewegung steht, bis zum Tod verteidigen.<br />

Bürger des Verwaltungsbezirks Kotshikawa und Bürger Tokios, wir glauben, daß ihr an<br />

unserer Seite steht und das Recht der Streikenden unterstützen werdet.<br />

Seiner privaten Interessen wegen ließ Okawa die 15000 Leute hungern, wurden die Händler<br />

der <strong>Straße</strong>n Tosaki, Hisakata, Hakusangoten in die Not gejagt. Okawa, der sich dieses<br />

Zustandes nicht schämt, soll endgültig geschlagen werden.<br />

Wir bitten euch im Namen des Rechtes, daß ihr durch eure Unterstützung für uns und durch<br />

eure öffentliche Meinung diesen schamlosen Kerl beseitigen hellt und für unseren Sieg<br />

eintretet.<br />

Oktober 1926.<br />

<strong>Die</strong> Versamm1ung der streikenden Arbeiter der Da i do-Druckerei .<br />

<strong>Die</strong> Kommission der sympathisierenden Bürger des Verwa1tungsbezirks Kotshikawa .<br />

<strong>Die</strong> Augen des Kriminalkommissars sprangen über die Zeilen wie Vogel zwischen den Ästen.<br />

"Ja, das ist es. "<br />

Er flüsterte mit den Polizisten ging in einen Laden, schleppte ein Fahrrad heraus und<br />

verschwand.<br />

<strong>Die</strong> Sirenen der Autos lärmten wieder, die <strong>Straße</strong>nbahn setzte sich in Bewegung, aber die<br />

Massen blieben in Gruppen an der <strong>Straße</strong>nkreuzung stehen, wie schmutzige Flecken auf einer<br />

Kinderzeichnung. Angstvoll flüsterte man untereinander.<br />

" Bestimmt wird heute noch etwas passieren."<br />

" Wegen eines Blattes solchen Lärm zu machen. "<br />

Von der Verkehrspolizei verjagt, stellten sich die Menschen unter die Vordächer der Läden<br />

und hinter die Briefkästen. "Es kommt - es kommt was!"<br />

Ungeduldig knatternd kam eine Beiwagenmaschine mit dem Bezirkshauptmann<br />

herangeschossen. Der Bezirkshauptmann hatte den Säbel zwischen den Beinen. <strong>Die</strong> Maschine<br />

fuhr in weiter Kurve um den Platz. Ein Polizist sprang heran und legte salutierend die Hand<br />

an die Mütze. Der Hauptmann gab ihm hastig flüsternd seine Befehle und fuhr weiter in das<br />

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